Titel: | POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 621 |
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POLYTECHNISCHE RUNDSCHAU.
Polytechnische Rundschau.
Untergrundsperren zur Bekämpfung der Wassernot in
Deutsch-Südwestafrika schlägt Ingenieur F. König, Berlin, im Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung (8. Juni
1912) vor.
Ausgehend von den vielfach getroffenen Maßnahmen zur örtlichen
Wassererschließung in Deutsch-Südwest (Bohrungen, Wünschelrute usw.) schlägt der
Verfasser des Aufsatzes vor, das Uebel durch ein großzügig angelegtes Verfahren gleich an der
Wurzel zu fassen. Deutsch-Südwestafrika befindet sich in einem Stadium
fortschreitender Vertrocknung, deren Ursachen eingehend besprochen werden. Die
Vegetation in Deutsch-Südwest ist sehr spärlich, die Luft außerordentlich trocken
und heiß. Der Feuchtigkeitsgehalt der Luft beträgt nur 10 bis 15 v. H.
durchschnittlich. Die atmosphärischen Niederschläge sind selten und treten fast nur
als spärliche Gewitterregen auf. Die Flüsse sind den größten Teil des Jahres über
vertrocknet und führen nur nach größeren Gewittern auf einige Tage Wasser. Nur der
Kuene-, Okavango- und Oranjefluß haben das ganze Jahr über oberirdisch fließendes
Wasser. Der Grundwasserspiegel des Landes befindet sich durchschnittlich 2 bis 5 m
unter der Erdoberfläche. Die jährlichen Regenhöhen sind am größten im Norden der
Kolonie. Im Herero- oder Damaraland beträgt die jährliche Regenhöhe 400 mm im
Namaland 200 mm und am Oranjefluß nur 100 mm. Der Tau fällt dagegen sehr reichlich.
Während der Nacht tritt infolge der mangelnden Bewölkung eine starke Abkühlung der
Luft ein, so daß sich gegen morgen ein starker Tauniederschlag ergibt. Im Jahre 1897
wurden von Professor Rehbock Messungen der
niedergegangenen Regenmengen vorgenommen. Am 2. Januar 1897 fielen innerhalb 15
Minuten 12,2 mm, am 18. Januar in 100 Minuten 33 mm und am 14. April in 24 Stunden
54 mm Regen. Die größte in Windhook beobachtete Regenhöhe während 24 Stunden beträgt
66 mm. Die in den Monaten Januar bis April 1897 im Bett des kleinen Windhookflusses
abgeführte Regenmenge wurde von Professor Rehbock auf
etwa ⅙ des gefallenen Regens geschätzt. Der Vorschlag von König bezweckt nun, ein rasches Abfließen der gewitterartig niedergehenden
Wassermassen dadurch zu verhindern, daß an geeigneten Stellen der Flußläufe
wasserundurchlässige Einbauten ausgeführt werden, die durch das Grundwasser bis auf
den undurchlässigen Felsboden hindurchgeführt werden. Das Flußwasser wird dadurch
zurückgehalten und gezwungen, in das Erdreich der umliegenden Gegend einzudringen,
sei es durch bloßes Durchsickern oder durch Ueberflutung der Ufer. Dadurch hebt sich
der Grundwasserspiegel des durch eine Untergrundwassersperre abgegrenzten Gebietes.
Das im Untergrund aufgespeicherte Wasser ist der Verdunstung wenig oder gar nicht
ausgesetzt, so daß es sich lange im Boden halten und für kulturelle Zwecke nutzbar
gemacht werden kann. Da der Untergrund Deutsch-Südwestafrikas vorwiegend aus
altkristallinischen Gesteinen besteht, in welche sich die Flußläufe tief eingegraben
haben, so gestaltet sich das Aufstauen des Grundwassers meist sehr leicht und
einfach. Es sind genug Talengen und solche Stellen vorhanden, wo quer über das Tal
ein unterirdischer Felsriegel streicht. Die Anbringung von Untergrundsperren an
solchen Stellen ist leicht zu bewerkstelligen und mit wenig Kosten verknüpft. Ferner
kommt als günstiger Umstand in Betracht, daß die Flußläufe während 7 bis 8 Monaten
im Jahre kein Wasser enthalten, so daß sämtliche Arbeiten teils in trockenem Boden,
teils in seichtem Grundwasser ausgeführt werden können. Die Untergrundsperren
werden in Form einer Grundschwelle so hoch über die Sohle des Flußbettes
emporgeführt, daß in diesem das Wasser bis zu einer bestimmten Höhe gestaut wird.
Ist das Wasser so hoch angestaut, daß es über die Krone der Grundschwelle
hinwegfließt, so ergibt sich im Flußbett entsprechend der zeitlichen Abflußmenge
eine bestimmte Strömung in der Richtung des Talweges. Außerdem entsteht in dem
seitlich liegenden Grundwasserträger eine schräg zum Flußbett gerichtete Strömung,
welche neben dem Längsgefälle auch ein Quergefälle ins Land hinein aufweist. Wird
dem Flußbett vom Oberlauf her mehr Wasser zugeführt, als über die Grundschwelle
abfließt, so erhöht sich der Wasserspiegel und mit ihm der Grundwasserspiegel, und
es tritt unter Umständen auch ein Ueberfluten der Ufer ein. Das Quergefälle im
Untergrund ist dann einwärts gerichtet. Ist die dem Talbett zufließende Wassermenge
aber geringer als die über die Grundschwelle abfließende, so senkt sich der
Flußspiegel und das Grundwasser läuft wieder zurück in den Fluß, da das Quergefälle
seine Richtung umgekehrt hat.
Besonders wertvoll ist es, wenn bei Hochwasser ein starkes Steigen des Flußspiegels
und eine Ueberflutung der Ufer eintritt. Das Wasser hält sich dann noch längere Zeit
in Geländesenkungen und dringt auch nach dem Fallen des Wassers im Fluß noch weiter
in den Untergrund ein. König berechnet, daß sich durch
das von ihm vorgeschlagene Verfahren der Grundwasserspiegel innerhalb einiger Jahre
bis zur Sohle des Flußbettes heben läßt. Der Hebungsprozeß kann dadurch beschleunigt
werden, daß in die Flußläufe in Entfernungen von 500 bis 1000 m noch Grundschwellen
(ohne Untergrundsperren) in die Flußläufe eingebaut werden, die das Hochwasser
längere Zeit zurückhalten. Auch künstliche Ueberflutung der Ufer dürfte sich sehr
empfehlen, wenn gleichzeitig durch Schützenanlagen Vorsorge getroffen werden kann,
daß das Wasser nicht wieder in den Fluß zurückflutet, wenn das Hochwasser nachläßt.
Es soll mit einem Wort jede Gelegenheit benutzt werden, um während der Regenzeit
oberirdische Wasseransammlungen zu bilden und vor schnellem Abfließen zu bewahren,
Man kann dem Verfasser nur voll und ganz zustimmen, wenn er am Schlusse seiner
interessanten Arbeit sagt: „Große Aufgaben können nicht mit kleinen Mitteln von
heute auf morgen, sondern nur durch große Mittel, verbunden mit stetiger
dauernder Arbeit gelöst werden.“
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Elektrisch betriebene Hitzeschutz-Nietfeuer mit
Koksheizung (Fig. 1 und 2) stellen eine leicht bewegliche Feuerstätte dar,
welche, unabhängig von Luftleitungen, überall dort Verwendung finden kann, wo
elektrische Kraft zur Verfügung steht.
Der Betrieb erfolgt durch ein mit Elektromotor unmittelbar gekuppeltes Gebläse,
welches in den Ständer des Nietfeuers eingebaut ist. Durch einen gegen äußere
Beschädigungen kräftig geschützten Regulieranlasser wird der Elektromotor in Betrieb
gesetzt und ausgeschaltet. Der Anlasser ist mit 50 v. H. Tourenverminderung
eingerichtet, so
daß der Gang des Gebläses in weiten Grenzen eingestellt werden kann.
Textabbildung Bd. 327, S. 623
Fig. 1.
In der mit Schamotte ausgekleideten Feuerschale befindet sich ein sternförmiges
Eßeisen mit auswechselbarer Kappe, durch welches ein großes, gleichmäßiges Feuer
hergestellt wird. Der Boden des Eßeisens ist mit einer Reinigungskappe versehen.
Textabbildung Bd. 327, S. 623
Fig. 2.
Um den offenen Rand der Feuerschale liegt ein Windschleierrohr, aus dessen Löchern
Gebläseluft schräg gegen die Flammen getrieben wird. Es ist durch diesen
Windschleier ein wirksamer Schutz gegen Hitzebelästigung hergestellt.
Der Ständer ist mit Rädern und Handgriffen versehen, wodurch das Feuer leicht
bewegt werden kann.
Zum Anschluß an eine Licht- oder Kraftleitung werden 3 m Leitungsschnur und 1
Steckkontakt mitgeliefert.
Der Kraftverbrauch beträgt bei Gleichstrom und voller Belastung 400 Watt, bei
geringerer Belastung entsprechend weniger.
Das Gewicht des elektrisch betriebenen Nietfeuers ist einschließlich Packung etwa 150
kg.
Die Feuer werden in der Regel geliefert für Gleichstrom von 110, 220 und 440 Volt,
für Wechselstrom von 120 und 220 Volt. Diese elektrischen Nietfeuer werden
ausgeführt von der Firma Brüder Boye, Berlin.
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Fernsprechstellen auf der Landstraße sind, wie die
Zeitschrift „Prometheus“ zu berichten weiß, seit einiger Zeit in Kalifornien
in Gebrauch. Auf den verkehrsreichsten Landstraßen hat eine Gesellschaft in
Abständen von etwa 3 km an den Masten der bereits vorhandenen Telephonleitungen
Telephonanschlüsse anbringen lassen. Dieselben bestehen aus einem verschlossenen
Kasten, die einen mit der Telephonleitung auf dem Mast in Verbindung stehenden
Steckkontakt enthalten. Die Benutzer des Telephons können sich gegen eine Gebühr von
1 Dollar für den Monat bei der Gesellschaft abonnieren und erhalten dafür einen
Schlussel, der zu den sämtlichen Telephonkästen paßt, sowie ein tragbares
Taschentelephon, das nach dem Oeffnen des Kastens mit dem Steckkontakt verbunden
wird, worauf sich die nächste Vermittlungsstation meldet. Die neue Einrichtung soll
sich einer regen Benutzung erfreuen, so daß auch andere Landstraßen Kaliforniens mit
derselben ausgestattet werden sollen.
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Behufs Einführung von Ingenieurkammern in Oesterreich
wurde vom Arbeitsminister Truka ein Gesetzentwurf
ausgearbeitet, der auch in Deutschland höchste Beachtung verdient. Truka, der selbst Ingenieur ist, will mit diesem Entwurf
sowohl eine Vertretung des Standes der „behördlich autorisierten
Privattechniker“ und der Bauingenieure schaffen, als auch eine Förderung der
Technikerinteressen bezwecken. Nebenher soll dieser Körperschaft die Wahrung der
Standesehre der Verbandsmitglieder obliegen, etwa in der Weise, wie dies jetzt für
Aerzte und Juristen seitens der Aerzte- und Anwaltskammern geschieht. Da eine
derartige Institution nur dann Erfolg verspricht, wenn ihr alle in Betracht
kommenden Personen angehören, so soll der Beitritt zu den Ingenieurkammern für alle
in Betracht kommenden Techniker (auch die Bergbauingenieure) obligatorisch gemacht
werden. [Magazin für Technik und Industriepolitik 1912, Heft 12.]