Titel: Neuere Conveyor-Anlagen.
Autor: W. Lehrmann
Fundstelle: Band 328, Jahrgang 1913, S. 52
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Neuere Conveyor-Anlagen. Von Ingenieur W. Lehrmann, Leipzig. (Fortsetzung von S. 35 d. Bd.) LEHRMANN: Neuere Conveyor-Anlagen. Die Spannvorrichtung (Abb. 4) arbeitet bei beiden Conveyors selbsttätig und hält die Becherkette stets in der richtigen, für den Betrieb erforderlichen Spannung. Die Becherkette ist äußerst kräftig gehalten; eine Abbildung derselben zeigt Abb. 5. Textabbildung Bd. 328, S. 52 Abb. 4. Auf dem gleichen Gaswerk befindet sich zurzeit ein weiterer großer Becherförderer im Bau, der stündlich etwa 144 t Koks fördern soll. Die Anordnung dieser Anlage geht aus Abb. 6 hervor, die die Arbeitsweise deutlich erkennen läßt. Auch hier handelt es sich um die Bewältigung verhältnismäßig großer Mengen. Die Förderhöhe beträgt etwa 27 m. Der Antrieb erfolgt von einer vorhandenen Transmission aus. Das Material wird mit Hilfe einer Brauwerrinne vom Kokslöschturm dem Becherförderer zugeführt, von diesem auf die Aufbereitung gegeben und nach Passieren derselben in die einzelnen Koksbunker geworfen. Die Ausführung der Becherförderer- und Aufbereitungsanlage wurde der Firma Ad. Bleichert & Co. in Leipzig übertragen, die auch die früheren, vorher beschriebenen Becherförderer und sonstigen Transportanlagen auf dem gleichen Werk geliefert hat. Auf dem städtischen Gaswerk Leipzig-Connewitz wurde im Jahre 1909 eine Becherförderanlage von Bleichert & Co. erstellt, die jetzt von der gleichen Firma bedeutend erweitert wird. Die Anordnung der Gesamtanlage geht aus Abb. 7 hervor. Der Längsförderer 1 befindet sich bereits seit etwa drei Jahren im Betrieb und dient zum Transport von stündlich 40–50 t Koks. Das Material fällt von dem Kokslöschturm, der sich über den im Kanal liegenden Förderer entlang bewegt, direkt in das Becherwerk (s. Abb. 8). Bis jetzt wurde der Koks in die alten Koksbunker transportiert; zur Verteilung über den einzelnen Bunkern diente ein Gurtförderer. Die erwähnte Vergrößerung der Anlage umfaßt den Einbau des Längsförderers 2 und des Querförderers 3. Die Arbeitsweise ist nunmehr folgende: Die Längsförderer 1 und 2 erhalten den Koks von den beiden zugehörigen Löschtürmen und fördern denselben bis an den Querförderer 3. Die Uebergabe auf den letztgenannten erfolgt bei Punkt a bzw. b. Der Becherförderer 3, der in der angedeuteten Pfeilrichtung läuft, wird um die neuen und alten Koksbunker herumgeführt und dient zum Beladen und Entladen dieser Bunker. Der bei a oder b aufgegebene Koks, kann also mit dem Becherwerk entweder direkt der Separation zugeführt werden, wird also bei Punkt c abgeworfen oder wird vorläufig in die alten oder neuen Koksbunker transportiert. Aus diesen kann das Material jederzeit mit Hilfe desselben Förderers wieder abgezogen und dann der Separation zugeführt werden. Sämtliche Becherförderer sollen normal stündlich 44 t Koks leisten, wobei berücksichtigt ist, daß die Förderung nur zeitweilig geschieht. In Anbetracht der plötzlich dem Löschturm entfallenden großen Koksmengen sind die Becher verhältnismäßig groß konstruiert, die Breite beträgt z.B. 1000 mm, so daß sich bei ununterbrochenem Betriebe mit dem Becherwerk eine stündliche Leistung von etwa 120 t Koks erzielen ließ. Textabbildung Bd. 328, S. 52 Abb. 5. Der den beiden Längsförderern von den Löschtürmen zufallende Koks ist stets heiß und oftmals noch glühend, außerdem fließt das von dem Ablöschen herrührende Wasser teils mit in die Becher, worauf bei der Konstruktion der Transportanlage natürlich Rücksicht zu nehmen war. Die ganze Kette, speziell die einzelnen Becher, sind Textabbildung Bd. 328, S. 53 Abb. 6. daher äußerst kräftig gehalten. Die Bodenbleche der Becher besitzen Oeffnungen zum Ablassen des vom Koks ablaufenden Wassers. Obgleich der heiße und feuchte Koks Blech sehr stark angreift, hat sich doch die ganze Konstruktion sehr gut bewährt und zu nennenswerten Störungen während der dreijährigen Betriebszeit des Förderers 1 keinen Anlaß gegeben. Die Becherketten der Förderer 1 und 2 haben eine Länge von je etwa 160 bis 170 m, die Förderhöhen betragen etwa 15 m. Der gemessene Kraftbedarf des großen Becherwerkes 2 mit 15 m Förderhöhe beträgt bei vollständig gefülltem Horizontal- und vollständig gefülltem Vertikalstrang bei einer stündlichen Leistung von etwa 140 t kaum 10 PS, ist also sehr gering. Die Antriebe sind jedoch stärker konstruiert und zwar für etwa 16 PS berechnet, um bei eventl. auftretenden zeitweisen Ueberlastungen gesichert zu sein. Der Querförderer hat eine Kettenlänge von etwa 145 m und eine maximale Förderhöhe von etwa 16,5 m. Da es bei diesem Conveyor vorkommen kann, daß nahezu die ganze Becherkette, also der obere und untere Strang, sowie sämtliche Vertikalstränge, bis auf den letzten abwärtslaufenden, gefüllt sind (z.B. beim Abziehen von Koks aus dem alten Bunker und Zuführung nach der Separation), so ist hier der Antrieb für etwa 24 PS konstruiert worden. Eine weitere, gleichfalls von der Firma Adolf Bleichert & Co. erbaute Anlage zum Transport von Koks soll hier noch wegen ihrer bedeutenden Förderhöhe und großen Leistung erwähnt werden. Es ist dieses das seit einiger Zeit auf dem Gaswerk Wien-Leopoldau im Betrieb befindliche Becherwerk. Die Anordnung der Anlage geht aus Abb. 10 hervor, Abb. 9 zeigt eine photographische Aufnahme derselben. Der Förderer 1 erhält den Koks von den beiden Löschtürmen und fördert das Material bis an die Uebergabestelle nach dem Becherwerk 2, von wo es dieser der Separation zuführt. Die Leistung der Becherwerke beträgt je etwa 150 t Koks i. d. Std. Die Förderhöhe ist etwa 30 m, die Becherkette des ersten Conveyors ist etwa 280 m lang, die des zweiten etwa 58 m. Beide Förderer werden durch einen gemeinschaftlichen Antrieb betätigt und benötigen zusammen etwa 25 PS. Wie bei den übrigen Anlagen, so sind auch hier Antrieb und Kette erheblich stärker als für; normalen Betrieb erforderlich vorgesehen, um zeitweisen Ueberlastungen gewachsen zu sein. Wegen der bedeutenden Förderhöhe des Becherwerkes ist in den Vertikalsträngen Textabbildung Bd. 328, S. 54 Abb. 7.Disposition der Conveyoranlagen und Bunker für die Städt. Gasanstalt II Leipzig–Connewitz. Textabbildung Bd. 328, S. 54 Abb. 8. Textabbildung Bd. 328, S. 54 Abb. 9. eine selbsttätig arbeitende Kettengreifvorrichtung eingebaut, die bei eventl. eintretendem Kettenbruch von selbst in Tätigkeit tritt und die Becherkette abfängt, so daß ein Zurücklaufen der abgerissenen Kette ausgeschlossen ist. Außerdem ist in den Antrieb die bei allen Bleichertschen Conveyors vorgesehene, selbsttätig wirkende Sperrvorrichtung eingebaut, welche ein Zurücklaufen der Kette bei Stromunterbrechungen, Ausschalten des Motors oder dergleichen verhütet, so daß bei dieser Anlage gewissermaßen eine doppelte Sicherheit gegen Abwärtslaufen der Kette vorhanden ist. Die Förderung des Materials geht bei der beschriebenen Anlage von dem Löschturm bis nach der Separation vollkommen selbsttätig vonstatten, die Uebergabe von dem ersten auf den zweiten Förderer geschieht also automatisch und hat zu keinerlei Störungen oder nachteiligen Wirkungen Anlaß gegeben. Anstelle der unterteilten Becherketten einen durchlaufenden Strang mit Verdrehungsgliedern zu verwenden, wäre aus verschiedenen Gründen, besonders wegen der bedeutenden, durch große Leistung und Förderhöhe entstehenden Kettenspannung, nicht ratsam gewesen. Textabbildung Bd. 328, S. 55 Abb. 10. Eine umfangreiche Anlage, welche zum Entladen von Schiffen, Beschicken und Entleeren von Kohlensilos dient, wurde kürzlich von Bleichert & Co., Leipzig, für die Naval Briquettes Factory in Tokoyama geliefert. Die Anordnung dieser Anlage geht aus Abb. 11 hervor. Zur Entladung der ankommenden Schiffe dienen zwei Entladekrane mit Selbstgreiferbetrieb, deren Greifer ihren Inhalt in die Vorbunker a geben. Diese Bunker, von denen in jedem Entladekran einer vorhanden ist, sind mit zwei Ausläufen und zugehörigen Verschlüssen ausgerüstet, so daß das Material entweder in die Trichter b oder auf die Gurtförderer c abgezogen werden kann. Die Trichter b dienen zur Bekohlung von Lokomotiven, indem das Material über aufziehbare Schnurren in die Lokomotiven bzw. deren Tender gegeben wird. Die Gurtförderer c transportieren die Kohle nach den großen Kohlensilos, am Kopfende der Förderer wird das Gut entweder in den unmittelbar darunter liegenden Silo, auf die Gurte d oder auch in die Trichter e geworfen. Die Trichter e sind ähnlich den Trichtern b und ebenfalls für Lokomotivbekohlung vorgesehen. Die beiden Gurtförderer d haben das Verteilen der Kohle über die großen Silos zu besorgen. Zum Umladen der Kohle innerhalb der Silos und Transport von den Silos nach der oben liegenden Hängebahn dient der Becherförderer f, auf den hier etwas näher eingegangen werden soll. Dieser Becherförderer ist für eine stündliche Leistung von etwa 50 t Kohle eingerichtet, hat eine Hubhöhe von etwa 13 m und eine Stranglänge von etwa 78 m. Der Antrieb ist für 7–8 PS bemessen, doch fällt der Kraftbedarf erheblich geringer aus. Der Zweck des Becherwerkes ist, die Kohle aus den großen Silos abzuziehen und der Elektrohängebahn zuzuführen, doch soll der Förderer auch dazu benutzt werden können, Kohle im Silo umzuladen. Zum Aufgeben des den Bunkeröffnungen entfallenden Materials auf den Förderer dient eine fahrbare Füllmaschine, die unter jeden der Bunkerverschlüsse gebracht und hier in Tätigkeit gesetzt werden kann und dann die Kohle automatisch den Bechern zuführt. Das Entleeren der Becher geschieht durch eine ausrückbare, automatisch arbeitende Kippvorrichtung, die außerdem fahrbar ist, so daß das Kippen und Entleeren der Becher an jeder beliebigen Stelle des oberen Stranges vorgenommen werden kann, was wegen der gestellten Bedingung, den Förderer auch zum Umladen zu benutzen, nötig war. Die Anordnung der Antriebs-, sowie der Spannstation, geht aus Abb. 11 hervor. Die Kraftübertragung vom Motor auf die Kettengreifvorrichtung geschieht durch Stirnrädervorgelege und einen vollständig gekapselten Schneckentrieb. Die üblichen Sicherheitsvorrichtungen sind auch bei dieser Conveyoranlage eingebaut. Textabbildung Bd. 328, S. 56 Abb. 11. Anschließend hieran seien noch einige Becherförderer erwähnt, die zur Bekohlung von Kraftfahrzeugen dienen. Dem Charakter derartiger Anlagen entsprechend, fallen die hierfür in Frage kommenden Leistungen durchschnittlich kleiner aus, als die der bis jetzt erwähnten. Immerhin sind auch die folgenden Anlagen wegen ihrer Bauart bemerkenswert und besonders deshalb von Interesse, weil für Kesselhausbekohlung Becherförderer in letzter Zeit in ganz bedeutendem Maße angeordnet wurden. Wo es sich nicht gerade um sehr kleine Leistungen handelt, hat der „Conveyor“ die früher oft gebräuchlichen Schnecken, Schüttelrinnen oder dergleichen Transportelemente verdrängt. Auch bei etwas größeren Leistungen, für die früher zuweilen Kratzerförderer eingebaut wurden, kommen heute fast nur noch Becherförderer in Frage. (Schluß folgt.)