Titel: Der Föttinger-Transformator.
Autor: C. Kielhorn
Fundstelle: Band 328, Jahrgang 1913, S. 177
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Der Föttinger-Transformator. Von C. Kielhorn in Zehlendorf. KIELHORN: Der Föttinger-Transformator. Inhaltsübersicht. Prinzip der Wirkungsweise, Manövrieren, Beschreibung der Konstruktion. Nachweis der Berechtigung zur Annahme eines hohen Wirkungsgrades des Transformators. Beweis durch die ausgeführten Anlagen, speziell durch die Untersuchungsergebnisse der 10000-pferdigen Anlage im Prüffeld der Hamburger Vulcanwerke laut Gutachten des Dr. Schröter in München. Vergleich zwischen verschiedenen Maschinenanlagen und Turbinenanlagen mit Föttinger-Transformator. –––––––––– In Heft 5 S. 75 d. B. gaben wir unsern Lesern eine Darstellung der im Prüffeld der Hamburger Turbinenwerkstatt der Vulcanwerke, Hamburg, laufenden 10000-pferdigen Transformatoranlage. Das vorzügliche Gelingen des Schrittes vom 2000 pferdigen zum 10000 pferdigen Transformator hat die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Transformatoranlagen gelenkt, die jetzt nach etwa fünfjährigen mit großen pekuniären Aufwendungen aber ebenso großem Erfolge durchgeführten Versuchen seitens der Vulcanwerke zur Ausführung kommen. Durch das Entgegenkommen der Vulcanwerke sind wir in der Lage, unsern Lesern eine Beschreibung des umsteuerbaren hydraulischen Transformators und einen interessanten Ueberblick über die Verwendung der Transformatoranlagen im Handels- und Kriegsschiffbau geben zu können. Das Prinzip der Wirkungsweise des Transformators ist das folgende: Ein auf der raschlaufenden Primärwelle (Turbinenwelle) befestigtes und als Zentrifugalpumpe wirkendes Laufrad (Primärrad) erteilt dem im Transformator befindlichen Wasser Druck- und Geschwindigkeitsenergie. Das auf diese Weise erzeugte gesamte Gefälle wird in einem oder mehreren auf der langsamer laufenden Sekundärwelle (Propellerwelle) befestigten und als Turbinen wirkenden Laufrädern ausgenutzt. Dabei wird Arbeit an die Propellerwelle abgegeben. Dieses Prinzip ist in zwei Kreisläufen angewandt und zwar in einem größeren für den Vorwärtsgang und einem kleineren für den Rückwärtsgang. Der Vorwärtskreislauf besteht aus einem primären Laufrad A, einem ersten sekundären Laufrad B, einem Leitapparat C und einem zweiten sekundären Laufrad D. Das erste Sekundärrad verarbeitet hauptsächlich die am Austritt aus dem Primärrad vorhandene Geschwindigkeitsenergie; der Leitapparat verwandelt die am Austritt aus dem ersten Sekundärrad fast noch vollständig im Wasser vorhandene Druckenergie zum Teil wieder in Geschwindigkeitsenergie und gibt dem Wasser die zur Beaufschlagung des zweiten Sekundärrades nötige Richtung. Das zweite Sekundärrad verarbeitet also den vom ersten Sekundärrad noch nicht verbrauchten Rest der Gesamtenergie des Wassers in Form von Druck- und Geschwindigkeitsenergie. Beim Rückwärtskreislauf ist die Anordnung und Verteilung der Energien im wesentlichen dieselbe. Außer dem zwischen dem ersten und dem zweiten sekundären Laufrad eingeschalteten Leitapparat befindet sich jedoch auch zwischen dem Primärrad und dem ersten sekundären Laufrad noch ein Leitapparat N, der zur Umkehrung der Drehrichtung dient. Das Manövrieren. Beim Umsteuern der Propellerwellen behalten die Antriebsturbinen ihren Drehsinn bei. Das Umsteuern geschieht lediglich dadurch, daß der eine Kreislauf des Transformators vom Wasser entleert und der andere, bisher leere Kreislauf mit Wasser gefüllt wird. Das hierzu nötige Druckwasser wird für jeden Transformator durch eine separate, von einer kleinen Dampfturbine angetriebenen Manövrierpumpe beschafft, die während der Fahrt auch als Rückförderpumpe zum Ersatz des Leckwassers der Stopfbuchsen dient und gleichzeitig die Kühlhaltung des Transformators bewirkt. Der Kraftbedarf dieser Rückförderpumpe ist verhältnismäßig gering und beträgt bei der Fahrt nur einen ganz geringen Prozentsatz der Transformatorleistung. Das Oeffnen der Füll- und Ablaufstutzen des Gehäuses geschieht durch Schieber, deren Betätigung durch ein einziges Handrad oder einen einzigen Handhebel erfolgt. Danach besteht der Manövrierapparat jedes Maschinensatzes aus: 1. dem Hauptabsperrventil der Turbine, das genau wie bei einer Kolbenmaschine ausgebildet ist; 2. dem Steuerschieber des Transformators, welcher der Umsteuerung der Kolbenmaschine entspricht. Die Umsteuerung von „volle Kraft voraus“ auf „volle Kraft rückwärts“ kann ohne Gefahr ohne vorheriges Schließen des Dampfventils erfolgen. Die Geschwindigkeit der Schraubenwelle kann reguliert werden: 1. durch das Manövrierventil, wobei die Turbinentourenzahlen ungefähr proportional den Schraubentourenzahlen zurückgehen, so daß das Uebersetzungsverhältnis ungefähr konstant bleibt: 2. durch die Steuerschieber der Transformatoren allein, indem deren Steuerkolben nicht in die Endstellung, sondern in eine bestimmte Mittellage gestellt werden. In diesem Falle behalten die Dampfturbinen die vom Regulator vorgeschriebene Tourenzahl bei, die Propellertourenzahl geht infolge der geringen Füllung des Transformators zurück. Das Uebersetzungsverhältnis vergrößert sich, der Wirkungsgrad der Transformatoren sinkt etwas. Die beiden Reguliermöglichkeiten können je nach den Erfahrungen des praktischen Betriebes vereinigt oder jede für sich verwendet werden. Durch die vollständige Analogie des Manövrierapparates mit dem der Kolbenmaschinen gestaltet sich die Bedienung der Maschinen und besonders das Manövrieren überaus einfach. Beschreibung der Konstruktion. Der Transformator besteht aus zwei in einem einzigen Gehäuse vereinigten, jedoch durch eine Zwischenkammer wasserdicht voneinander getrennten und nach außen durch Stopfbüchsen abgedichteten Kreisläufen, von denen der eine für Vorwärtsgang, der andere für Rückwärtsgang dient. Die Zwischenkammern und die Stopfbüchsen sind so konstruiert und bemessen, daß das Leckwasser, welches aus einem Kreislauf austritt, weder in den anderen Kreislauf noch an die Welle oder sonstige außenliegende Teile der Transformatoren gelangen, sondern ohne Störungen zu verursachen, in Tanks, welche unter den Transformatoren im Doppelboden angeordnet werden, abfließen kann. Die zur Rückförderung des Leckwassers dienenden Rückförderpumpen sind schnellaufende Zentrifugalpumpen und werden durch kleine Dampfturbinen angetrieben, die aus einem einzigen, mehrkränzigen Curtis-Rade bestehen. Die Schieber, durch welche das rückgeförderte Wasser entweder dem Vorwärtskreislauf oder dem Rückwärtskreislauf zugeführt und die Kreisläufe beim Manövrieren gefüllt und entleert werden, sind Kolbenschieber und werden durch ein Handrad oder durch einen Handhebel betätigt. Bei Transformatoren von etwa 1800 mm größtem Gehäusedurchmesser an erfolgt die Verstellung der Schieber durch Wasserdruck in der Art, daß der Einlaßschieber gleichzeitig als Servomotorkolben ausgebildet ist. Das Druckwasser wird durch eine kleine organisch mit der Rückförder- und Manövrierpumpe vereinigte Zentrifugalpumpe erzeugt. Die Laufräder der Transformatoren sitzen fliegend auf der Primär- resp. Sekundärwelle. Die Primärwelle ist so mit der Turbinenwelle verflanscht, daß zwischen Turbine und Transformator nur ein einziges Lager erforderlich ist. Das Lager ist in einer kräftigen Mulde, welches eine starre Verbindung zwischen Turbinen und Transformatorgehäuse darstellt, angeordnet. Der primäre Achsialschub der Transformatoren gleicht sich zum größten Teil mit dem Dampfschub der Turbinen, deren Dampfeintritt am hinteren Ende erfolgt, aus, der Rest wird durch das am vorderen Ende der Turbinen anzubringende Drucklager aufgenommen. Die Primärräder sind auf der Primärwelle mit Nut und Feder und vorgesetzter Mutter befestigt. Die Verbindung der Sekundärräder mit der Sekundärwelle geschieht durch eine sehr kräftige Flanschverbindung oder durch einen Konus. Die Sekundärwelle läuft in zwei Lagern, die in einer sehr starken Lagermulde liegen, die Welle hat derartige Abmessungen, daß die durch Ueberhängen der Sekundärräder hervorgerufene Durchbiegung nur klein bleibt. Die für eine solide Lagerung nötige Distanz zwischen dem ersten und zweiten sekundären Lauflager ist benutzt, um das Drucklager zur Aufnahme des Propellerschubes unterzubringen. Dieses ist bei Vorwärtsfahrt nur gering belastet, da sich Propellerschub und sekundärer Achsialschub des Transformators in diesem Falle zum großen Teil ausgleichen. Bei Rückwärtsfahrt entspricht die Belastung des Drucklagers im allgemeinen derjenigen eines gewöhnlichen Turbinenpropellerdrucklagers. Die Gehäuse der Transformatoren mit den eingesetzten Leitapparaten sind zweiteilig. Nach Abheben des Gehäuseoberteiles liegt daher der Rotor im ganzen frei. Nach Lösen der Verbindung des ersten Vorwärtssekundärrades B mit dem zweiten Vorwärtssekundärrad D wird es möglich, einerseits die Sekundärwelle mit dem zweiten Vorwärtssekundärrad D für sich und andererseits die Primärwelle mit den beiden Primärrädern A und M und dem übergestreiften Sekundärrotor für sich herauszuheben. Die Transformatoren enthalten die nötigen Armaturen zum Entlüften und Entwässern bei Betriebspausen sowie die nötigen Manometer. Bei der Beurteilung des Wirkungsgrades des Föttinger-Transformators wird häufig der Wirkungsgrad von bekannten Turbinen- resp. Zentrifugalpumpen zugrunde gelegt und der Wirkungsgrad des Transformators aus einer Multiplikation solcher Wirkungsgrade hergeleitet. In diesem Falle kommt man, selbst wenn man die besten bisher gemessenen Wirkungsgrade von 80 bis 89 v. H. für größere Wasserturbinen und etwa 86 v. H. für Zentrifugalpumpen zugrunde legt, nur auf einen besten Wirkungsgrad von 76 v. H. des Transformators. Da es sich aber beim Föttinger-Transformator nicht um ein bloßes Hintereinanderschalten von Zentrifugalpumpe und Turbine handelt, so ist diese Berechnung nicht richtig. Im Transformator wird nämlich nicht eine gewöhnliche Zentrifugalpumpe als primäres Element verwendet, sondern nur ein nach dem Zentrifugalpumpenprinzip arbeitendes Laufrad, dessen einzige Verluste in der Wasserreibung an den Wänden und den Uebergangsverlusten am Ein- und Austritt der Schaufelkanäle bestehen. Da diese Schaufelkanäle mit der größten Sorgfalt für möglichst kurze und doch schlanke Wasserführung ausgebildet werden und in der Ausführung auf möglichste Glätte der Schaufeln und Zuschärfung ihrer Enden Wert gelegt wird, so sind diese Verluste verschwindend gering. Der Wirkungsgrad des Primärrades allein beträgt daher etwa 97 bis 98 v. H. Dies stimmt mit den Resultaten überein, die bei der Eichung der Meßdüsen zur Messung von Wassermengen durch Ausflußtanks erzielt werden. Die Ausflußkoeffizienten solcher Düsen liegen zwischen 0,96 und 0,99. In Wirklichkeit ist aber der Schaufelkanal eines Primärrades im Transformator infolge seiner den Bedingungen der Wasserströmung sich möglichst anpassenden räumlichen Ausbildung und seiner Arbeitsausführung einer solchen Ausflußdüse sehr nahe verwandt. Man kann zwar auch jedes Laufrad einer gewöhnlichen Zentrifugalpumpe für sich allein ebenfalls auf solch einen hohen Wirkungsgrad bringen. Es können jedoch in einer gewöhnlichen Zentrifugalpumpe nicht diejenigen Verluste vermieden werden, welche die Energie des Wassers nach dem Austritt aus dem Laufrad erleidet. Die Energie steckt nämlich an dieser Stelle in dem Wasser zu einem großen Teile in Form von Geschwindigkeit. Da diese in den meisten Fällen bei der Zentrifugalpumpe nicht unmittelbar verwendet werden kann, sucht man sie in einer besonderen Vorrichtung, nämlich einem Leitapparat, einem Difusor, einem Spiralgehäuse usw. durch allmähliche Verzögerung in Druck umzusetzen. Hierbei entstehen aber die Hauptverluste bei einer Zentrifugalpumpe. Die Notwendigkeit dieser Umsetzung fällt aber im Transformator fort, weil die beim Austritt aus dem Primärrad vorhandene Geschwindigkeit gerade willkommen ist, um eine sich unmittelbar anschließende und das Primärrad konzentrisch umgebende Turbine richtig zu beaufschlagen. Textabbildung Bd. 328, S. 179 Abb. 1.Föttinger-Transformator von 10000 PSe für Schiffsantrieb auf dem Versuchsstand mit gekuppelter Dampfturbine und Föttinger-Bremse. Ist die Sekundärturbine ein stufig, so ist zwar unmittelbar um das Primärrad in manchen Fällen auch ein Leitapparat angeordnet. Dieser verzögert jedoch das Wasser nicht, sondern erteilt ihm sehr häufig sogar noch eine Beschleunigung. Da in dem Laufrad der Turbine das Wasser ebenfalls eine Beschleunigung relativ zu den Kanalwänden erfährt, und da ferner beim Verlassen der Turbine ein Austrittsverlust nicht existiert, das Wasser vielmehr mit der ihm noch belassenen Energie dem Primärrad unmittelbar wieder zuströmt, so sind die Verluste in der genannten Sekundärturbine von der gleichen Art wie oben für das Primärrad nachgewiesen und können also auch durch sorgfältige Bearbeitung der Schaufelräder sehr klein gehalten werden. Ist die Sekundarturbine zweistufig, so werden diese Verhältnisse noch günstiger, weil bei der ersten Stufe der Leitapparat fortfallen kann, wodurch die Reibungsverluste verhältnismäßig noch kleiner werden. In diesem Falle wird das Primärrad unmittelbar von einem sekundären Laufrad konzentrisch umgeben. Die beim Austritt aus dem Primärrad vorhandene Geschwindigkeit des Wassers wird unmittelbar verwendet, um dieses Sekundärrad richtig zu beaufschlagen. Dadurch erfolgt statt einer verlustvollen Umsetzung von Geschwindigkeit in Druck eine höchst ökonomische Verwandlung von Geschwindigkeitsenergie des Wassers in mechanische Arbeit der Sekundärräder. Textabbildung Bd. 328, S. 180 Abb. 2.Föttinger-Transformator von 10000 PSe für Schiffsantrieb. Sekundär-Rotor. Hierzu kommt noch, daß man die Größe von Wassermenge und Gefälle, deren Produkt die Leistung des Transformators bestimmt, je nach den verlangten Tourenzahlen und Uebersetzungsverhältnissen so wählen kann, daß die Wassergeschwindigkeiten im Transformator im Verhältnis zu den Umfangsgeschwindigkeiten der Räder nicht zu groß werden. Hierdurch ist ein weiteres Mittel an die Hand gegeben, zu verhindern, daß die Reibungsverluste im Verhältnis zu der vom Primärrad erzeugten Gefällshöhe das mit Rücksicht auf den besten Wirkungsgrad zulässige Maß überschreiten. Aus dem vorhergehenden ergibt sich nun folgendes: Man hat bei einer bestimmten Größe des Transformators mit einem Wirkungsgrade des Primärrades von 97,5 v. H. und einem Wirkungsgrade des Sekundärrades von 91,2 v. H. zu rechnen. Die letztere Ziffer basiert auf 88,5 v. H. gemessenem Wirkungsgrad von Wasserturbine unter der Annahme, daß dabei die Turbinen etwa 3 v. H. Austrittsverlust hatten. Um letztere Ziffer ist der Wirkungsgrad einer im Transformator bei mittleren Uebersetzungsverhältnissen verwendeten Sekundärturbine höher anzusetzen als die gemessenen Werte ausgeführter Wasserturbinen. Das Produkt der beiden Wirkungsgrade beträgt dann 89 v. H. Tatsächlich haben aber die Vulcanwerke bei einer Ausführung des Föttinger-Transformators von etwa 1350 mm ⌀, welcher ein bestes Uebersetzungsverhältnis von 3,5 : 1 hat, bei einer Leistung von 6000 PS einen Wirkungsgrad von 88,2 v. H. inkl. der Reibung in vier Transformatorlagern und zwei Lagern für die Bremsvorrichtung erzielt. Ein gleiches Resultat ergab die erste Ausführung des Föttinger-Transformators für fremde Rechnung, nämlich für eine englische Firma. Der betreffende Transformator übertrug 150 PS und wurde in einen Küstendampfer eingebaut, dessen Antrieb durch Sauggasmotoren geschieht. Die Werkstatterprobung konnte mit einer Leistung von etwa 900 PS vorgenommen werden und ergab einen maximalen Wirkungsgrad von über 88 v. H. Die Transformatoranlage für das Feineisenwalzwerk eines großen industriellen Werks, welche seit September 1912 in Betrieb ist (s. S. 76, Heft 5) zeigt in den weitesten Grenzen einen fast konstanten Wirkungsgrad von 85 v. H. Den schlagendsten Beweis für die Richtigkeit der Annahme eines so hohen Wirkungsgrades des Föttinger-Transformators erbrachte jedoch die Erprobung der neuen Föttinger-Transformatoranlage „A8“ im Prüffeld der Vulcanwerke im November 1912, über welche wir im Auszuge schon in dem wiederholt erwähnten Aufsatz in Heft 5 berichtet haben. Wir lassen im nachstehenden die interessantesten Angaben aus dem Gutachten des Dr. M. Schröter in München über diese Erprobung folgen. Er schreibt: „Die Größe, deren Ermittlung Zweck meiner Beobachtungen war, nämlich der Wirkungsgrad des Transformators, erforderte zu ihrer Bestimmung die Messung der eingeleiteten und der an die Sekundärwelle abgegebenen Arbeit, erstere im Maximum über 10000 PS betragend. Die erstere Aufgabe löste der auf der Turbinenwelle befindliche Föttingersche Torsionsindikator in der denkbar einfachsten Weise – noch imposanter war die Messung der an die Sekundärwelle abgegebenen Leistung durch eine gleichfalls von Professor Föttinger konstruierte Wasserbremse mit einer Leistungsfähigkeit bis zu 15000 PS bei 160 Touren, deren gewaltige Abmessungen den im Innern vor sich gehenden Prozeß so sicher beherrschten, daß das dauernd ruhige Einspielen der mit mehr als 10000 kg belasteten Zentesimalwage sich eben so leicht und sicher erzielen ließ, als ob man es mit 100 PS zu tun hätte. Textabbildung Bd. 328, S. 181 Abb. 3.Föttinger-Transformator von 10000 PSe für Schiffsantrieb. Uebersetzung 850 : 170 Umdrehungen i. d. Min. Waren noch die Tourenzahlen der primären und der sekundären Welle bekannt, so hatte man alle zur Berechnung des Wirkungsgrades erforderlichen Daten; zur Erzielung ganz einwandfreier Werte war es jedoch nötig, gleichzeitige Ablesungen der Bestimmungsgrößen zu haben und auch hierfür war in mustergültiger Weise Vorsorge getroffen. Die Tourenzahl der primären Welle (etwa 840) wurde an einem rotierenden Zähler, die der sekundären Welle an einem oszillierenden Zähler abgelesen und zwar alle Minuten, gleichzeitig mit der Ablesung am Torsionsindikator und an der Wage. Die Gleichzeitigkeit war dadurch gesichert, daß jeder Beobachter ein lautsprechendes Telephon neben sich hatte, in welchem durch eine im Versuchsraum installierte elektrische Zentraluhr jede Minute ein kurzes Signal ertönte, eingeleitet durch ein fünf Sekunden vorher gegebenes Vorsignal. Die Formel zur Berechnung des primären Momentes lautete: M p = konst. × Skalenteile des Indikators, wobei die Konstante die Anzahl Meterkilogramm für den Skalenteil bedeutet. Vor Beginn des Dauerversuchs war diese Konstante zu 42,9 mkg, nach den Versuchen zu 43,4 mkg durch direkte Belastung an einem Hebelarm von 2,5 m Länge gefunden worden; zur Berechnung wurde der Mittelwert 43,15 ~ 43,1 mkg verwendet. Die aus den Messungen sich ergebenden Resultate bezüglich Leistung und Wirkungsgrad sowie Uebersetzungsverhältnis sind in der folgenden Uebersicht zusammengestellt. Aus diesen Zahlenreihen geht zunächst zweierlei hervor: erstens die erstaunliche Höhe des Wirkungsgrades der zweimaligen Energieumwandlung, welche auf eine sehr vollkommene Beherrschung der Berechnung sowie auf die Sicherheit der theoretischen Grundlagen der ganzen Hinrichtung schließen läßt. Es ist höchst wahrscheinlich, daß ein kleiner Defekt an einigen Schaufeln den Wirkungsgrad um 1 bis 2 v. H. herabgedrückt hat; aberwenn wir mit den Versuchszahlen rechnen und annehmen, daß die beiden Bestandteile des Transformators, die Pumpe und die Turbine je gleichen Wirkungsgrad haben, so muß derselbe mindestens = 0,88 . 0,938 sein, Ziffern, welche gegenüber den sonst als maximale Werte für Kreiselräder konstatierten verständlich werden, wenn man sich vergegenwärtigt, daß durch den hier verwirklichten unmittelbaren Zusammenbau von Pumpe und Turbine der sonst unvermeidliche Verlust der Austrittsenergie wegfällt. Lfd.Nr. Nr. desOriginal-protokolls Primär-leistungPS Sekundär-leistungPS Wirkungs-gradin v. H. Ueber-setzungs-verhältnis I   1 84   8912 7771 87,2 5,79   2 83   8922 7810 87,8 5,61   3 85   8843 7762 87,9 5,57   4 82   8927 7838 87,8 5,43   5 86   8936 7837 87,7 5,38   6 88   8920 7846 88,0 5,16   7 89   8942 7809 87,4 5,02   8 90   8947 7795 87,1 4,88 II   9 94   5650 4905 86,8 5,37 10 95   5669 4928 86,9 5,25 11 93   5622 4861 86,5 4,97 12 92   5645 4842 85,8 4,75 13 91   5651 4801 85,0 4,68 III 14 80   9070 7981 88,0 5,23 15 81   9103 8009 88,0 5,35 16 87a 10025 8774 87,5 5,48 17 87b 10141 8937 88,1 5,26 Man wäre auf den ersten Blick versucht, zu vermuten, daß der hohe Wirkungsgrad an zwei Voraussetzungen gebunden wäre; einmal an das Vorhandensein derjenigen Geschwindigkeiten, welche der Berechnung zugrunde gelegt wurden und zweitens (als Folgeerscheinung) an das Vorhandensein der vollen Belastung. Die Versuchsergebnisse zeigen nun in bezug auf das Uebersetzungsverhältnis zwischen Primär- und Sekundärwelle eine außerordentlich weitgehende Unabhängigkeit des Wirkungsgrades, welcher, praktisch gesprochen, als nahezu konstant innerhalb der Grenzen des Uebersetzungsverhältnisses von 4,9 bis 5,8 und für Sekundärtourenzahlen von 145 bis 172 gefunden wurde. Dies gilt nicht nur bei voller Belastung, auch bei etwa halber Last erweist sich die Veränderlichkeit des Wirkungsgrades innerhalb der Grenzen des Uebersetzungsverhältnisses von 4,7 bis 5,4 als geringfügig; andererseits ist sehr bemerkenswert, daß die Verminderung des Wirkungsgrades durch Abnahme der Belastung auf etwa ½ sich nur auf wenige Prozente erstreckt. Die Elastizität der hydraulischen Uebertragung erweist sich demnach als eine außerordentlich weitgehende. Endlich wurde auch die Umsteuerung von voller Last vorwärts auf volle Last rückwärts mehrfach ausgeführt mit dem Ergebnis, daß die bei kleineren Ausführungen längst erwiesene Manövrierfähigkeit des Föttinger-Transformators auch bei dem 10000 pferdigen dieselbe Vollkommenheit auswies. Ohne jeden Stoß, entsprechend dem idealen Transmissionsmedium Wasser, vollzog sich die Umsteuerung in etwa zehn Sekunden – viel rascher, als es für die Verwendung in einem Handelsschiff in normalen Fällen notwendig sein wird; natürlich war, wie dies ja immer der Fall ist, die Rückwärtsleistung kleiner als die bei Vorwärtsgang entwickelte. Abschließend kann ich aussprechen, daß durch diese nach Größe der Anlage, Originalität der einzelnen Teile (Föttinger-Indikator, Föttinger-Transformator, Föttinger-Bremse für 15000 PS) und nach Vortrefflichkeit der zur einwandfreien Messung jederzeit paraten Einrichtungen einzig dastehenden Dauerversuche der vollgültige Beweis erbracht ist, daß der Transformator auch in der Größenanordnung von 10000 PS als eine technisch einwandfreie, man kann wohl sagen vollkommene Lösung des Problems bewährt hat, den Antrieb des Schraubenpropellers durch eine Dampfturbine so zu gestalten, daß beide unter wirtschaftlich wesentlich günstigeren Verhältnissen arbeiten als bei direkter Kupplung möglich ist.“ Zum Schluß sei noch eine Reihe von Entwürfen wiedergegeben, die einen sehr interessanten Vergleich zwischen den bisher üblichen direkt wirkenden Turbinen bzw. Kolbenmaschinen oder Kolbenmaschinen mit Abdampfturbine einerseits und der Turbine mit Föttinger-Transformator andererseits bringen. (Schluß folgt.)