Titel: | Die Berechnung der Preßluftpumpen. |
Autor: | L. Darapsky |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 548 |
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Die Berechnung der Preßluftpumpen.
Von Ingenieur L. Darapsky in
Hamburg.
(Fortsetzung von S. 522 d. Bd.)
DARAPSKY: Die Berechnung der Preßluftpumpen.
VII. Der Ausbau der Pumpe im
einzelnen.
Die Bewegungshindernisse, welche den Nutzeffekt der Preßluftpumpe herabdrücken,
rühren, wie bereits mehrfach betont, zum geringsten Teil von Reibungen an fester
Wandung her. Sie kommen zumeist auf Rechnung der beharrlich auseinanderstrebenden
Elemente Luft und Wasser. Ein einträchtiges Zusammengehen zu erzielen gibt es kein
Mittel; der Auftrieb trennt die beiden immer wieder, relativ am wenigsten, wenn die
Blasen das Rohr ausfüllen. Jede Veranstaltung, eine bessere Harmonie zu erzwingen
und die natürliche Ausbildung des Stromes zu unterbinden, führt nur zu Verlusten an
Triebkraft, also an Luft.
Deshalb wirkt auch das Unterbringen des Luftzuführungsrohrs im Steigerohr
gegenüber dem offenen Steigerohr nachteilig. Man sollte es höchstens zum
provisorischen Gebrauch zulassen, wo es ausschließlich auf den Nachweis der
Ergiebigkeit eines Brunnens ankommt, ohne Rücksicht auf Kraftverbrauch. Wo aber die
Enge des Bohrlochs die Einbringung eines äußeren Luftrohrs auf ein Maß beschränkt,
das eine unerwünschte Kraftverschwendung zur Folge hätte, hilft man sich durch
Verwendung von zwei gleich weiten Luftrohren.
Schon das Umbiegen des Luftrohrrandes nach Abb. 10
(Heft 8 S. 117 d. Bd.) unter dem Steigerohr genügt, um die Leistung zu behindern.
So wurde bei einer Reihe von im übrigen sehr sorgfältigen Versuchen verfahren, die
unter Verengerung der Luftrohrspitze Ross E. Brownes.
Engineering News 1893 S. 543. 1890 im Verein mit P. M. Randall und H. C. Behr veranstaltete und bei denen das
Hauptgewicht auf zuverlässige Messung der Wasser- und Luftmengen gelegt wurde. Von
den 33 aufgeführten seien hier nur 23 hergesetzt, in Gruppen zu je 3 und 4 geordnet
nach abnehmendem Tauchverhältnis, das bei den hier fehlenden letzten zehn Nummern
noch mehr sich abschwächt. Praktisches Interesse bieten eigentlich nur die ersten
zehn, bei denen die Tauchtiefe die Steighöhe übertrifft. Die amerikanischen Maße
sind in metrische umgerechnet, unter der Annahme, daß 0,0765 Pfund Luft auf einen
Kubikfuß gehen und 1 Kubikfuß 0,028316 cbm entspricht. Die erste Kolonne für Luft
und Wasser gibt die gefundenen, die zweite die nach der im folgenden Abschnitt
entwickelten Näherungsformel berechneten Luftmengen für eine Luftzuleitung nach Abb. 12 (S. 117) wieder.
Tabelle 6.
Tauch-tiefe\frac{E}{m}
Förder-höhe\frac{F}{m}
Tauch-verhältnis\frac{E}{F}
Luftmenge
Wasser-mengeQcbm/Min
cbm/Min.
Acbm/Min.
11,1
4,7
2,38
1,790,920,62
1,070,790,51
0,6000,5410,435
16,2
10,7
1,82
1,701,330,890,66
2,071,881,110,72
0,5330,5120,4130,325
9,6
6,2
1,54
1,790,870,70
1,400,840,56
0,5120,4070,355
7,7
8,0
0,96
1,801,290,72
1,871,300,54
0,3900,3490,212
16,1
22,9
0,71
1,701,701,290,89
1,561,640,790,47
0,2980,3060,2020,129
10,3
16,7
0,62
1,771,070,72
1,140,470,34
0,2610,1400,098
6,1
9,6
0,64
1,831,140,68
0,930,620,32
0,2830,1910,108
Wie man sieht, fallen die berechneten Zahlen im Ganzen günstiger aus. In den
wenigen Fällen, wo das nicht zutrifft, scheint ein innerer Widerspruch vorzuliegen,
wie der, daß zur Förderung von 0,512 cbm Wasser auf 10,7 m weniger Luft erforderlich
sein soll, als zur Förderung der gleichen Wassermenge auf 6,2 m. Das Steigerohr maß
in allen Fällen 3'', das Luftrohr 9/10'' im Lichten mit auf ⅝'' verengter Mündung.
Daß eine möglichst glatte Rohrfläche Vorteil bietet, Glasrohre also eisernen Rohren
hierin voranstehen, bedarf keines Beweises. Für rostige oder sonst rauhe Rohre muß
eventuell ein Erfahrungsfaktor eingesetzt werden, der indessen vorerst nur nach
Analogie mit Leitungen, die nur Wasser führen, geschätzt werden könnte. Was offenbar
nicht genügt, um vergleichende Studien darauf zu begründen.
Aus dem gleichen Grunde scheiden gewellte Rohre von vornherein aus. Es wäre
angebracht, daß diese, die die Praxis sofort preisgab, auch endlich einmal aus der
Literatur verschwänden. Folke RasmussenDie Wirkungsweise der Preßluftpumpen
(Mamutpumpen) (D. p. J. 1908 S. 552). redet einer konischen
Erweiterung der Rohre nach oben das Wort, einer Anordnung, mit welcher er gute
Erfolge erzielt haben will, ohne indessen bestimmte Ausweise dafür zu geben. Seine
Ansicht findet in der Wahrnehmung eine Stütze, daß das Wasser am oberen Ende des
Steigerohrs stürmisch wallend ausquillt. Diesen angeblichen Verlust soll die
trichterförmige Aufweitung dadurch verringern, daß sie die Ausflußgeschwindigkeit
entsprechend herabsetzt. Es ist aber bereits oben gezeigt worden, daß das stoßweise
Auftreten auf Rechnung der Expansion kommt, die nicht von einem bestimmten
Querschnitt abhängt, sondern die ganze Säule gleichzeitig entlastet. Der von ihr
herrührende Aufwand an Arbeit ist daher allemal verloren, aber unvermeidlich.
Wendet man die Veranschaulichung, wie sie Abb. 19
(Heft 19 S. 296 d. Bd.) für ein gleich weites Rohr liefert, auf ein in seinem oberen
Teil erweitertes an, so stellt sich heraus, daß dabei für den Luftverbrauch kein
Vorteil zu erzielen ist, sondern daß dieser im Gegenteil zunehmen müßte.
Die Ausbildung des oberen Endes als Ueberlauf ist eigentlich kein Problem.
Der beschleunigte, niemals kontinuierliche, sondern stets in einzelne Schüsse
zusammengedrängte Austritt des Wassers bringt es mit sich, daß ein Rückstoß bei
gerade abgeschnittenem Ueberlauf kaum zu besorgen steht. Das Aufsetzen eines
Kurvenstückes könnte höchstens zu
Tabelle 7.
dm
Em
Fm
Ql/Min.
Al/Min.
w
h1m
vm/Sek.
vam/Sek.
v1m/Sek.
0,010
0,447
0,893
1,46
19,9
54
0,40
0,316
4,64
2,8
0,010
0,447
0,893
1,34
13,5
48
0,30
0,284
3,15
2,43
0,010
0,447
0,893
0,50
4,6
30
0,05
0,106
1,08
0,99
0,020
1,00
0,50
10,4
17,4
250
0,15
0,530
9,44
1,72
0,030
0,80
0,54
5,4
15,5
75
0,09
0,127
0,49
1,33
0,030
0,80
0,54
3,6
12,5
69
0,02
0,085
0,38
0,63
einer Kontraktion dieses Wasserstrahles und unter Zurückhaltung der
mitkommenden Luft zu einer Stauung führen. Wie wenig die Springhöhen mit den
mittleren Ausflußgeschwindigkeiten zu tun haben, zeigt die Tab. 7, in der w die in 1 Min. vorkommenden Wallungen, h1 die beobachteten
Sprunghöhen über dem oberen Rohrrand, v1 die nach
\sqrt{2\,g\,h_1} daraus berechnete augenblickliche
Geschwindigkeit, v die Eintrittsgeschwindigkeit des
Wassers ohne Rücksicht auf die Zumengung der Luft und va dessen aus va = v (1 + μ) für gleichmäßigen Auslaß errechnete
Geschwindigkeit (vergl. dazu den nächsten Abschnitt) beim Verlassen des Rohres
bedeuten.
Textabbildung Bd. 328, S. 550
Abb. 30.
Textabbildung Bd. 328, S. 550
Abb. 31.
Anders steht es um die Eintrittsstelle von Luft und Wasser. Da beide nur abwechselnd
und in ungleichem Rhythmus, nie gleichzeitig Zulaß erlangen können, behindern sie
sich gegenseitig. Man wird also dafür sorgen müssen, den Querschnitt des Ortes wo
sie sich begegnen, nach Möglichkeit zu erweitern.
Textabbildung Bd. 328, S. 550
Abb. 32.Liter Luft in der Minute.
Ob die Luft aus ihrem Zuleitungsrohr in feinen Oeffnungen oder
in voller Breite ausströmt, übt hierauf keinen Einfluß; einen um so größeren
freilich auf die Spannung der Luft und damit auf den Kraftverbrauch zur Erzeugung
dieses Mehrdrucks, dessen einziger, ideeller Vorzug, die feine Verteilung im Wasser,
doch völlig illusorisch wird, nicht nur weil die kleinen Blasen sich weiterhin
zu größeren zusammenschließen, sondern vor allem weil die Luft gar nicht
kontinuierlich zutreten kann, weder in einer ruhenden und noch weniger in einer
beweglichen Flüssigkeit. Trotzdem wird dieses Mittel immer wieder empfohlen, seit Mc
Graths Patent vom Jahre 1865 zur Gewinnung von Oel
aus Bohrlöchern, zuletzt noch von Folke-Rasmussen.
Textabbildung Bd. 328, S. 550
Abb. 33.
Mc Grath, der seine feinen
Luftöffnungen ringförmig verteilt, betont indessen die Wichtigkeit, die Mitte für
die zu hebende Flüssigkeit frei zu lassen. Auch für JandinAnnales des ponts et
chaussées 1883 S. 1034., welcher der Luft in einem kreisförmigen
Schlitz Zutritt gewährt, war offenbar die Erwägung maßgebend, jede Einschnürung zu
vermeiden, weil er diese Vorrichtung zum Baggern, also zum Bewegen von Sand, Kies,
Schlamm zusammen mit Wasser benutzte.
Textabbildung Bd. 328, S. 550
Abb. 34.Liter Luft in der Minute.
Auf die genau wagerechte Lage des Randes, um welchen die glockenförmig darüber
ausgebreitete Luft umbiegen muß, um ins Steigerohr zu gelangen, kommt es nicht an.
Bei einem Rohr von 20 mm lichter Weite konnte bei 0,67 m Tauchtiefe und ebenso viel
Förderhöhe mit
wechselnden Luftmengen keine Aenderung der Wasserlieferung festgestellt werden, wenn
der untere Rand nach vorstehender Skizze (Abb. 30)
am halben Umfang bis zu 5 mm erhöht wurde, wohl aber eine Verminderung der
Wasserlieferung bei weiterer Erhöhung des halbkreisförmigen Abschnitts. Auch die
Weite und Länge der Luftglocke bleibt innerhalb weiter Grenzen ohne Einfluß, wie im
gleichen Fall für Weiten der Glocke von 45 bis 85 mm und für Höhen von 50 bis 200 mm
erprobt wurde. Der Wert dieser Art der Zuleitung (denn um eine solche handelt es
sich offenbar) läßt sich einigermaßen nach dem Winkel δ (Abb. 31) und seiner Beziehung zur Kontraktion des Wasserstrahls
beurteilen, die nach WeisbachLehrbuch der theoretischen Mechanik S.
985. auf den Durchflußkoeffizienten m (bei Weisbach
μ) wie folgt einwirkt:
Für δ
45°
22½°
11½°
0°
wird m
0,753
0,882
0,924
0,966.
Schließt sich der Wasserzulaß zur gleichen Weite wie das Steigerohr zusammen, so wäre
folgerichtig damit die günstigste Form gegeben. So von Borsig in seiner Mamutpumpe bevorzugt. Da aber das Wasser bei seinem
Eintritt in das Steigerohr durch die Zumischung der Luft weiter beschleunigt werden
muß und diese Zumischung notwendig in Absätzen, also stoßweise, erfolgt, wirken
diese Stöße auch auf die Zuleitung zurück. Je kürzer diese, um so besser; wenigstens
vermag eine Verlängerung über das zur Richtung des Wasserfadens erforderliche Maß
hinaus keinen Nutzen zu bringen. Am passendsten scheint eine Erweiterung zu Anfang
des Steigerohrs den Uebergang der Bewegung zu vermitteln. Das Schaubild (Abb. 32) veranschaulicht die Wirkung der Erweiterung
nach Art von B und C, ausgeführt bei einem 20 mm Rohr
bei 0,75 m Tauchtiefe und ebensoviel Förderhöhe. Danach bessert hier eine
Anfangsweite über 25 mm hinaus nichts, ohne indeß zu schaden.
Unbedingt von Nachteil zeigt sich jede Verengerung im Fußstück. Die einfache
Fortsetzung in gleicher Weite nach E gab noch keinen
Unterschied von D (Abb.
33), selbst bei Einschnürung des Luftspaltes auf 1 mm. Wohl aber eine
Verschmälerung des Zuleitungsrohres auf 9,5 mm, immer unter Bezug auf die
Verhältnisse der Abb. 32, sei es, daß dieses nach
F in das Steigerohr eingeführt (Abb. 34) oder nach G
diesem nur vorgesetzt wurde. Im ersteren Falle beginnt die Zumischung der Luft eben
erst um so viel höher was einer Verkürzung der Tauchtiefe gleichkommt. Die
Abschwächung hält jedoch an, wenn auch der Boden der Glocke geöffnet und damit die
ursprüngliche Tauchtiefe wieder hergestellt wird. Die zugehörige Kurve gibt F in Abb. 34, gegenüber
D. Hier handelt es sich um ein 20 mm Steigerohr mit
0,893 Tauchtiefe und 0,447 Steighöhe. Die Form G mag
zugleich eine Vorstellung erwecken von der früher als „Luftwidder“
bezeichneten Einrichtung. Wesentlich ist dafür die verhältnismäßig hohe Leistung bei
geringer Beanspruchung, vor allem aber das gewaltige, wenn auch nur stoßweise
Emportreiben des Wassers bei reichlicher Luftbemessung.
Alle diese Verhältnisse ändern sich mit Rohrweite, Tauchtiefe, Förderhöhe und nicht
zum wenigsten mit den Luftmengen. Um so dringender erwünscht wären ausgedehnte
Versuche in großem Maßstabe.
(Fortsetzung folgt.)