Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 585 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Wassermesser für Kesselspeisewasser. Zur dauernden
Ueberwachung von Dampfkesselanlagen gehören neben Meßeinrichtungen für den
Kohlenverbrauch und für die Zusammensetzung der Verbrennungsgase auch zuverlässig
arbeitende Wassermesser, welche dauernd das dem Kessel zugeführte Speisewasser
messen und registrieren. Eine zusammenstellende Beschreibung verschiedenartiger
Apparate gibt Klug in Heft 23, 1913, der Zeitschrift für Dampfkessel und
Maschinenbetrieb.
Die Haupterfordernisse eines guten Wassermessers sind große Meßgenauigkeit bei
veränderlichem Betriebe, also Unabhängigkeit von Druck, Temperatur, Durchflußmenge,
Geschwindigkeit und Beschaffenheit des Wassers, ferner geringe Anschaffungs- und
Unterhaltungskosten, geringer innerer Widerstand, leichte Auswechselbarkeit und
Reinigungsmöglichkeit der inneren Teile. Außerdem soll der Bedarf an Schmiermitteln
gering sein, um kein Fett in den Kessel zu bekommen.
Man kann unterscheiden:
1. Offene Speisewassermesser, die nicht in die Druckleitung
zwischen Pumpe und Kessel eingeschaltet werden können:
a) Wassermesser mit Schwimmern,
b) Wassermesser mit rotierenden oder Kippschalen;
2. Geschlossene Speisewassermesser, die sowohl in die
Saugleitung als auch, und zwar besser, in die Druckleitung eingeschaltet werden:
a) Flügelradwassermesser, die das durchfließende Volumen aus
der Geschwindigkeit bestimmen lassen,
b) Kolbenwassermesser mit hin- und hergehenden oder sich
drehenden Kolben, und Scheibenwassermesser, die das durchfließende Volumen
unmittelbar messen.
Ein zur erstgenannten Art gehöriger sehr einfacher Apparat, der die Wassermenge
direkt nach dem Volumen mißt, ist der Schwimmerwassermesser von R. Reichling & Co., Dortmund.
In einem durch eine Zwischenwand unterteiltem Behälter befinden sich zwei mit einem
Hebelwerk verbundene Schwimmer, von denen jeweils der eine durch das in die
betreffende Behälterseite eintretende Wasser allmählich gehoben wird. Sobald er
seine höchste Stellung erreicht hat, öffnet er durch Anschlag an ein Gestänge das
Abflußventil dieser Behälterseite, schließt das Abflußventil der anderen Seite und
schwenkt gleichzeitig das ebenfalls mit dem Gestänge verbundene Zulaufrohr zur
anderen Behälterseite hinüber. Nunmehr wird dieser Teil mit Wasser angefüllt,
während sich der erstgenannte Teil entleert, und das Spiel beginnt von neuem durch
die Wirksamkeit des in der zweiten Behälterseite befindlichen Schwimmers. Ein
ähnlicher Apparat, bei dem ebenfalls abwechselnd zwei Meßbehälter angefüllt werden,
und die Zu- und Abführung des Wassers durch Schwimmer geregelt wird, wird von Büttner & Co., Uerdingen am Rhein, hergestellt.
Zu den ohne Ventile arbeitenden Schalenwassermessern gehört ein Apparat von Hunger & Uhlig, Chemnitz, welcher mit auf einer sich
drehenden Welle angebrachten Schalen arbeitet. Die Welle wird durch ein Gegengewicht
solange festgehalten, bis eine Schale gefüllt ist; sodann wird selbsttätig durch ein
mit der Welle verbundenes Gestänge der Zufluß vorübergehend abgesperrt und die Welle
um eine Schalenteilung weitergedreht. L. & C.
Steinmüller, Gummersbach, fertigen einen Kippschalenwassermesser mit zwei
nebeneinander angeordneten Meßbehältern. Bei bestimmter Füllung kippt der eine
Behälter um etwa 30°, entleert sich mittels eines Saughebers in ein tiefer stehendes
Gefäß und schaltet gleichzeitig die Zulaufleitung auf den anderen Behälter um. Nach
der Entleerung kippt der Behälter wieder in die wagerechte Lage zurück.
Die vorgenannten Wassermesser haben den Nachteil, daß sie nur Flüssigkeiten messen
können, die nicht unter Druck stehen; das Wasser muß infolgedessen aus dem
Meßapperat in einen offenen Behälter fließen, aus dem es durch die
Speisevorrichtung entnommen wird. Dadurch entstehen Ungenauigkeiten in der Messung
und Wärmeverluste bei Verwendung vorgewärmten Wassers. Man benutzt deshalb gern die
unter 2 genannten, meist in die Druckleitung eingeschalteten Wassermesser. Sie
müssen jedoch unempfindlich gegen Temperatureinflüsse und gegen durch die
Speisepumpe erzeugte Druckschwankungen sein. Die einfachsten und billigsten
geschlossenen Wassermesser sind die Flügelradwassermesser. Bei diesen ist ein
Flügelrad in den Wasserlauf eingeschaltet, das durch die Strömung des Wassers in
Umdrehung versetzt wird. Aus der Anzahl der Umdrehungen ergibt sich nach
entsprechender Eichung des Rades die jeweils hindurchgeflossene Wassermenge.
Apparate dieser Art werden u.a. von H. Meinecke,
Breslau-Carlowitz, und Dreyer, Rosenkranz & Droop,
Hannover, hergestellt. Sie zeigen jedoch nur für einen bestimmten Meßbereich und bei
gleichmäßiger Wassergeschwindigkeit einwandfrei an; letztere wird am besten durch
Einschalten eines Windkessels in die Leitung erreicht.
Für große Meßgenauigkeit und insbesondere stark schwankende Betriebsverhältnisse
werden zweckmäßig Kolbenwassermesser benutzt. Sie wirken im allgemeinen derart, daß
das Wasser über oder unter einen Kolben tritt, diesen durch seinen Druck vorwärts
schiebt und eine mit ihm durch Zahnstangentrieb oder Kurbel verbundene Welle in
Drehung versetzt, während gleichzeitig das Wasser von der niedergedrückten
Kolbenseite zum Kessel abgeleitet wird. Apparate dieser Art werden z.B. von J. C.
Eckardt, Stuttgart-Cannstatt, und in Ausführung mit
zwei Kolben für abwechselndes Arbeiten nach System Schmid
von E. Kegler, Düsseldorf-Eller, und der Bernburger Maschinenfabrik gebaut. Auf ähnlichem Prinzip
beruhen die von R. Holzer, Frankfurt a. M., hergestellten
Wassermesser mit Drehkolben.
Häufige Verwendung findet auch der Scheibenwassermesser von Siemens & Halske, Berlin-Nonnendamm, der sich durch einfache und
billige Konstruktion bei großer Meßgenauigkeit auszeichnet. In seinem Meßgehäuse
befindet sich eine schräg zur Durchflußrichtung oben und unten in Kugelflächen
gelagerte Scheibe, die durch eine geeignete Vorrichtung an der Drehung um ihre
senkrechte Achse gehindert wird. Beim Durchfluß des Wassers führt die Scheibe eine
schaukelnde Bewegung aus und verbindet dabei die von ihr in zwei Teile geteilte
Gehäusekammer abwechselnd mit der Zu- und Abflußöffnung des Wassermessers. Die bei
jeder Schwingung hindurchströmende Wassermenge ist dann gleich dem Inhalt der
Kammerhälfte.
Die größten bei der Messung mit Kolben- und Scheibenwassermessern auftretenden-
Meßfehler betragen etwa 1 v. H.
Dipl.-Ing. C. Ritter.
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Diesel-Maschine. Nach den Zeichnungen von Gebrüder Sulzer. Winterthur, hat die Firma Forges et Chantiers de la Méditerranée in Le Havre ihre
erste Diesel-Maschine fertiggestellt. Diese
einfachwirkende Zweitaktmaschine hat vier Zylinder von 310 mm Durchmesser und 460 mm Hub, ist
umsteuerbar und leistete auf dem Prüfstand 380 PS bei 250 Umdrehungen in der Min.
Hierbei wurde ein Brennstoftverbrauch von 225 g für die PSe/Std. und ein mechanischer Wirkungsgrad von 76 v. H. festgestellt. Die
Erhöhung des Verdichtungsdruckes auf 51 at und des Einblasedruckes auf 75 at ergab
einen mittleren indizierten Druck von 8,25 at und für eine halbe Stunde lang eine
Leistung von 550 PS bei 260 Umdrehungen in der Min. Es ist dies eine Ueberlastung
von nahezu 50 v. H. Der mechanische Wirkungsgrad ergab sich hierbei zu 82 v. H. und
der Brennstoffverbrauch zu 250 g für die PSe/Std.
Textabbildung Bd. 328, S. 587
Die Zahlen 1 bis 6 gelten für
Vorwartsgang 1' bis 6' für den Ruckwartsgang Steuerpunkte für Vor- und
Rückwartsgang; Brennstoffventil öffnet; Brennstoffventil schließt; Auslaß
öffnet; Spulluft öffnet; Auslaß schließt; Spulluft schließt.
Die Maschine ist mit Tauchkolben ohne besondere Kreuzkopfführung gebaut, da die in
Aussicht genommene Verwendung für Unterseebootsantrieb eine Beschränkung der Bauhöhe
notwendig machte. Für die Zuführung der Spülluft sind zwei Schlitzreihen im unteren
Teil des Zylinders nach der bekannten Bauart von Sulzer
vorgesehen, von denen die eine durch den Arbeitskolben, die andere durch ein Ventil
gesteuert wird. Durch diese Anordnung soll eine gute Spülung des Zylinders erreicht
werden. Außerdem wird dadurch möglich gemacht, daß nach Schluß der Auspufforgane
Zusatzluft in den Arbeitszylinder gepreßt werden kann, wodurch eine
Leistungserhöhung der Maschine erreicht wird.
Die Umsteuerung geschieht durch die bekannte Verdrehung der Steuerwelle relativ zur
Kurbelwelle. Die für Vor- und Rückwärtsfahrt in Betracht kommenden Steuerpunkte sind
in obenstehender Abbildung dargestellt.
Um gefährliche Explosionen von Oelrückständen in der Spülluftleitung zu vermeiden,
sind hier Entwässerungshähne angebracht, so daß sich in der Leitung kein Oel
ansammeln kann. Von der Anbringung von Sicherheitsventilen hat man Abstand genommen,
weil man an der Wirksamkeit derartiger Organe bei plötzlicher Drucksteigerung
Zweifel hat. [The Engineer 1913, S. 459 bis 462.]
W.
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Die elektrischen 1-E-1-Lokomotiven, Bauweise Oerlikon, der
Lötschbergbahn. Die Lokomotiven für die kürzlich eröffnete Lötschbergbahn
sind für eine Leistung von 2500 PS während 1½ Stunden ununterbrochenen Betriebes bei
50 km Geschwindigkeit nach dem Typ 1-E-1 mit fünf gekuppelten Triebachsen und zwei
Laufachsen gebaut worden; sie entwickeln bei normaler Geschwindigkeit am Zughaken
10000 kg Zugkraft und vermögen einen Zug von 310 t auf 27 v. T. Steigung mit 50
km/Std. zu befördern; beim Anfahren können die Lokomotiven eine Zugkraft von 18000
kg ausüben. Auf dem Längsrahmen ist der dreiteilige Kasten aufgebaut, der den
Maschinenraum und die Führerstände enthält. Die Mittelachse hat 25 mm seitliche
Verschiebbarkeit, die eine vollkommene Beweglichkeit in den Kurven gewährleistet;
die beiden mittleren Kuppelachsen sind starr gelagert, während die beiden äußeren,
die 40 mm seitliches Spiel haben, mit den entsprechenden Laufachsen zu Krauß-Helmholtz-Drehgestellen
verbunden sind. Trotz des großen Gesamtachsstandes von 11,34 m können Kurven von 120
m Radius befahren werden. Die Lokomotiven sind außer mit einer Handbremse noch mit
einer selbsttätig wirkenden Westinghouse-Bremse und mit
einer Regulierbremse versehen. Die gesamte elektrische Ausrüstung wurde zweiteilig
ausgeführt, so daß man mit der halben Ausrüstung, d.h. einem Transformator und einem
Motor fahren kann. Der Stromweg führt von der 15000 Volt-Leitung durch die beiden
Bügel-Stromabnehmer über zwei Drosselspulen zu den beiden Hälften der elektrischen
Ausrüstung. Die beiden Einphasen-Wechselstrommotoren von je 1250 PS Leistung sind
als kompensierte Reihenschlußmotoren ausgeführt. Sie arbeiten über ein
Zahnradgetriebe mit Doppelwinkelzahnen auf die Motorwelle, die als Blindwelle durch
das Triebwerk mit den Trieb- und Kuppelachsen verbunden ist. Die Kurbeln der beiden
Motorhauptwellen sind durch ein dreieckförmiges Gestänge mit den Kurbeln der
Triebachse gekuppelt. Die Motoren sind 16 polig und offen, so daß die Luft überall
freien Zutritt hat; sie erhalten eine maximale Spannung von etwa 430 Volt. Durch
einen Deckenventilator, der über den Motoren angebracht ist, wird der ganze
Motorraum gelüftet. Die Hauptabmessungen sind: totale Länge 16 m, starrer Radstand
4,5 m, Triebraddurchmesser 1,35 m, Laufraddurchmesser 0,85 m, Gesamtgewicht 107 t,
Adhäsionsgewicht 78 t. Nachdem seit 1910 der Versuchsbetrieb mit diesen Lokomotiven
auf der Teilstrecke Spiez – Frübigen der Lötschbergbahn günstige Ergebnisse gezeigt
hatte, sind jetzt für den durchgehenden Betrieb auf der Strecke Thun – Spiez – Brig
die Lokomotiven geschilderter Bauart in vollem Umfang in Betrieb gestellt
worden.
K. A.
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Eine interessante Studie über die Bemessung von Anlagen zur
Förderung, Speicherung und Abgabe von Stoffen von Landsberg, Kassel, finden wir in Heft 13, 1913 der Zeitschrift
„Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen“. Zum Ausgleich verschieden großer
Zufuhr und Abfuhr von Stoffen oder Energiemengen dienen Speicheranlagen. Durch
Aufzeichnung der Zufuhr und Abfuhr über der Zeit erhält man sogenannte
Bedarfskurven, von denen im allgemeinen nur eine gegeben ist. Die mit dieser
unmittelbar zusammenhängende Anlage, z.B. bei Wasserversorgungsanlagen der
Hochbehälter, muß in ihrer Leistungsfähigkeit der größten vorkommenden Anforderung
entsprechen. Für die andere, den Speicher ergänzende Anlage, im genannten Beispiel
die Pumpen selbst, kann meistens unter Beachtung der technischen Möglichkeiten die größtmögliche
Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden. Um den hierfür erforderlichen Ueberblick
über die bei einer bestimmten Anlage sich abspielenden Vorgänge zu bekommen, ist es
zweckmäßig, Bedarf, Förderung und Speicherung im Zusammenhang graphisch
darzustellen. Aus der über der Zeit aufgetragenen Bedarfskurve läßt sich durch
Auftragen der bis zu jedem Zeitpunkt verbrauchten Gesamtmenge (gleich dem Inhalt der
sich aus dem Schaubild der Bedarfskurve ergebenden Fläche, die durch diese, die
Abszissenachse, die Ordinatenachse und die Ordinate für diesen Zeitpunkt gebildet
wird) eine Kurve zeichnen, die für jeden Zeitpunkt die seit dem Anfangspunkt der
Betrachtung bewegte Gesamtmenge angibt. Diese Kurve wird als Summenkurve bezeichnet.
Trägt man nun in das gleiche Ordinatensystem die Kurve der beabsichtigten Förderung
und parallel dazu in einem senkrechten Abstande, der gleich dem Inhalt der
Speicheranlage ist, die Speicherkurve, so schließen diese beiden Kurven die
Bedarfskurve zwischen sich ein. Die Bedarfskurve darf die Speicherkurve nicht
überschneiden, da dieses ein Zeichen dafür wäre, daß der Bedarf nicht befriedigt
werden kann. In drei Darstellungen gibt der Verfasser drei verschiedene Beispiele
für die Anpassung der Förderung und des Speicherinhaltes an den Bedarf. Daraus
ergeben sich nachstehende Hauptgesichtspunkte:
Die beste Ausnutzung des Speicherraumes wird erreicht, wenn die Bedarfslinie die
Fläche zwischen der Förderlinie und der Speicherlinie halbiert, d.h., wenn die dem
Speicher während einer Betriebsperiode entzogene Menge bezogen auf die Zeiteinheit
gleich dem halben Speicherraum ist. Dieses kommt in Frage, wenn die Kosten für die
Herstellung des Speichers möglichst niedrig sein sollen.
Die kleinste Förderleistung wird durch Dauerbetrieb ohne Pausen erreicht,
unveränderte Leistungsfähigkeit vorausgesetzt. Dieses kommt z.B. bei
Wasserversorgungsanlagen in Frage, bei denen in der Zeiteinheit eine möglichst
geringe Wassermenge aus dem Brunnen oder dem Sammelbecken entnommen werden soll,
weil der Zufluß sonst nicht ausreicht.
Der kleinste Behälterinhalt wird durch größtmögliche Anpassung der Förderlinie an die
Bedarfslinie erreicht. Dieses kommt z.B. für Pumpenanlagen mit selbsttätigem
Betriebe in Frage, bei denen das Pumpwerk selbsttätig in Betrieb gesetzt wird,
sobald der Druck in einem Windkessel infolge der Wasserentnahme gesunken ist.
Dipl.-Ing. C. Ritter.
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Bewegungsstudien.„Scientific management“, wissenschaftliche Betriebsführung, ist ein
Schlagwort, das im neuzeitigen Werkstättenbetrieb immer mehr Boden gewinnt. Von
Taylor, dem großen Amerikaner, ins Leben gerufen, bricht sich die Erkenntnis immer
mehr Bahn, daß durch eine bewußte Vereinfachung und Verkürzung der einzelnen
Arbeitvorgänge in der Werkstatt große Summen an Zeit und damit auch an Geld erspart
werden können. Grundlage für die Bestrebungen Taylors, die durch eine große
Zahl begeisterter Schüler ausgebaut wurden, ist die genaue Beobachtung der für
einzelne Verrichtungen erforderlichen Arbeitzeit. Einen neuen Weg zur Beobachtung
der für bestimmte Handgriffe erforderlichen Handbewegungen und damit auch der Zeiten
gibt Colvin in der Zeitschrift für praktischen
Maschinenbau an (25. Juni 1913). Nach einem Vorschlag von Gilbreth werden an den Händen des Arbeiters kleine Glühlampen befestigt,
die es ermöglichen, die einzelnen Handbewegungen auf einer photographischen Platte
aufzuzeichnen. Ursprünglich verwandte man Kinematographen, deren Anwendung erwies
sich jedoch, wie begreiflich, als zu teuer, und man ging deshalb dazu über, die
Arbeitbewegungen mittels einfacher feststehender Platten aufzunehmen. Um hierbei die
Raumbewegungen der Hände besser sichtbar zu machen, wählte man die stereoskopische
Aufnahme.
Auf diese Weise erhält man bei geschlossenen Bewegungen, d.h. bei solchen, die zum
Ausgangspunkt zurückkehren, auf der Platte einen geschlossenen Linienzug (bzw. deren
mehrere, die sich annähernd überdecken) und damit wertvolle Aufschlüsse über etwaige
Umwege, die bei der betreffenden Verrichtung gemacht werden. Noch nicht sind bei
diesem Verfahren erkennbar die Zeiten, die für die einzelnen Abschnitte des
Arbeitvorganges gebraucht werden. Auch hierfür wurde ein Mittel gefunden, und zwar
dadurch, daß die Glühlämpchen, die der Arbeiter an einem Ring am Finger trägt, nicht
dauernd leuchten, sondern nur in bestimmten kurzen Zeitabschnitten aufleuchten.
Hierdurch zeichnen sich auf der Platte nur einzelne Punkte des Arbeitvorganges, so
daß danach unmittelbar auf die zwischen den einzelnen Punkten des Arbeitweges
liegenden Zeiten geschlossen werden kann.
Mehrere sehr anschauliche Abbildungen zeigen in der genannten Veröffentlichung
deutlich, wie auf dem Wege dieser Untersuchung durch bewußtes Beobachten der Umwege
der Arbeitweg und damit auch der Zeitaufwand für gewisse Arbeiten wesentlich
verkürzt werden konnte, wie ferner auf Grund solcher „Cymogramme“ durch
günstigere Gestaltung z.B. von Bedienungshebeln ein bedeutender Weg- und Zeitgewinn
erzielt wurde.
Wenn auch – worauf sowohl in der deutschen als auch neuerdings besonders in der
englischen Fachpresse gebührend hingewiesen worden ist – der Wert solchen
Zeitstudiums für den praktischen Werkstättenbetrieb nicht überschätzt werden darf,
so dürfte doch das neue Verfahren nicht allein für den genannten Zweck in vielen
Fällen von großem Wert sein, sondern auch an anderen Stellen, z.B. zur einfachen
Veranschaulichung von kinematischen Vorgängen, von Nutzen sein.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
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Die deutsche Bunsengesellschaft für angewandte physikalische
Chemie hielt vom 3. bis 6. August d. J. in Breslau ihre 20.
Hauptversammlung ab. Das allgemeine Thema der Verhandlungen lautete: Arbeitsleistung der Verbrennungsvorgänge. Den ersten zusammenfassenden
Vortrag hielt Geheimrat Prof. Dr. Nernst, Berlin, über
den maximalen Nutzeffekt der Verbrennungsmotore. Die Arbeit der Gasmotore behandelt
dann Dr. Ing. K. Neumann, Dresden.
Ueber den maximalen Nutzeffekt der Verbrennungsmotoren.
Geheimrat Professor Dr. Nernst, Berlin. Bei der Frage,
welche die Leistungsfähigkeit einer ideal arbeitenden Verbrennungsmaschine ist, ist
die übliche Methode zur Bestimmung des maximalen Nutzeffektes der
Verbrennungsmotoren (Dampfmaschinen, Explosionsmaschinen) die Abschätzung aus dem
Heizwert der benutzten Brennstoffe. Es ist aber schon seit langem bekannt, daß dies
Verfahren streng genommen, unzulässig ist. Man wendet das wohlbekannte Gesetz von
Berthelot an, aber wir wissen, daß es nicht stimmt;
ja es gibt Fälle, wo der Berthelot sehe Satz sogar zu
einer Absurdität führt. Als Beispiel hierfür nennt der Vortragende einen Motor, den
man sich mit fester Kohlensäure gespeist denkt. Es müßte hier der Motor dann
umgekehrt laufen. Dieses Beispiel ist ja ein extremer Grenzfall, bei Stoffen, die
verbrennen, gilt das Gesetz von Berthelot
näherungsweise.
Wie man die Rechnung durchzuführen hat, um aus dem Verbrennungsprozeß die maximalste
Arbeit zu ermitteln, ist schon von Helmholtz angedeutet
worden. Man bestimmt das chemische Gleichgewicht des Verbrennungsprozesses. Helmholtz hat die Rechnung für Wasserstoff und Sauerstoff
durchgeführt. Wir haben nun ja allerdings keine Maschine, die mit reinem Wasserstoff
gespeist wird, wohl aber verwenden wir das Wassergas, welches ja als
Hauptbestandteil Wasserstoff enthält. Fragen wir nach dem Nutzeffekt, der durch die
Gleichung 2 H2 + O2
= 2 H2O ausgedrückten
Verbrennung, so finden wir sie durch die Gleichung
A=R\,T\,\frac{ln\,[H_2]^2\,[O_2]}{[H_2\,O]^2}. Dabei ist K die Konstante des Guldbergschen Gesetzes. Es ist die maximale Arbeit sehr nahe der
Verbrennungswärme des Wasserstoffes, aber nur bei Atmosphärendruck. Würden wir z.B.
nur ein millionstel Atmosphärendruck haben, so würde dies nicht mehr stimmen; bei
Atmosphärendruck ist aber in diesem Fall die Verbrennungswärme und der maximalste
Nutzeffekt des mit dem verbrennenden Stoffe betriebenen idealen Motors nahezu
gleich.
Viel wichtiger ist die Bestimmung des chemischen Gleichgewichts des
Verbrennungsprozesses C + O2
= CO2. Es werden doch unsere meisten Motore
mit Kohlenstoff gespeist, zwar nicht mit reinem Kohlenstoff, aber mit Kohle, die man
als reinen Kohlenstoff ansehen kann. Wir büßten nun zunächst den Partialdruck des
Kohlenstoffes kennen, der mit dem Sauerstoff im Gleichgewicht ist. Es ist dies auf
Umwegen zu ermitteln. Wir können hier zunächst das Gleichgewicht C + CO2 = 2 CO, dann
das der Gleichung 2 CO2 =
O2 + 2 CO bestimmen und daraus dann die
Gleichgewichtskonstante für die Gleichung der Verbrennung des Kohlenstoffes zu
Kohlendioxyd ermitteln. Die Rechnung ist vom Vortragenden unter Benutzung der Zahlen
von Boudouard durchgeführt worden und er findet bei
der Verbrennung des Kohlenstoffes dann die Zahl 94000, Politzer hat 94660 gefunden (bei 1000°). Bei der Verbrennung von
Kohlenstoff bei Zimmertemperatur berechnet sich die Wärmeentwicklung mit 97650. Bei
absoluter Temperatur müssen die Zahlen gleich werden. Es läßt sich die
Wärmeentwicklung bei der Verbrennung des Kohlenstoffes quantitativ in Arbeit
überführen.
Ein zweiter Weg, den maximalen Nutzeffekt eines Verbrennungsprozesses zu bestimmen,
ist ebenfalls auf Helmholtz zurückzuführen. Man macht den
Verbrennungsprozeß zur stromliefernden Reaktion in einem galvanischen Element,
dessen maximale elektromotorische Kraft den gesuchten idealen Nutzeffekt liefert.
Den maximalsten Nutzeffekt finden wir, wenn wir ein reversibles galvanisches Element
aufbauen, aber leider lassen sich Kohlenstoff und Benzin, die wichtigsten in unseren
Motoren verwendeten Brennstoffe, nicht so verwenden. Beim Benzin ist auch das
chemische Gleichgewicht des Verbrennungsprozesses noch nicht bestimmt, hier aber ist
uns durch den neuen Wärmesatz von Nernst ein dritter Weg
zur Bestimmung des Maximalnutzeffektes gegeben. Man ermittelt die spezifischen
Wärmen der reagierenden Substanzen bis zu sehr tiefen Temperaturen und kann dann aus
diesen die exakte Beziehung zwischen Verbrennungswärme und maximalem Nutzeffekt
ermitteln. Betrachten wir wieder die Verbrennung von Kohlenstoff zu Kohlendioxyd.
Die exakte Behandlung der Frage ist nun folgende: Wir nehmen an, daß wir genau die
Verbrennungswärme des reinen Kohlenstoffes kennen. Wir bestimmen dann die
spezifische Wärme und bestimmen die Verbrennungswärme des festen CO2. Man stellt dann
die Dampfdruckskurve des festen Kohlenstoffes und des festen Sauerstoffes auf. Dies
wird sehr bald möglich sein, wenn noch einige Bestimmungen durchgeführt sein werden.
Aus der spezifischen Wärme der festen Kohlensäure, des festen Sauerstoffes und des
Kohlenstoffes und der Kurve der Wärmeentwicklung, der U-Kurve kann man dann im Sinne
des neuen Nernst sehen Wärmesatzes die, A-Kurve
aufstellen. Dies wäre die exakte Lösung der Frage, zu der heute noch einige Daten
fehlen, doch werden wir die Rechnung mit der Zeit durchführen können. Nun haben wir
aber auch eine Näherungsformel,
A=R\,T\,\left(\frac{ln\,[O_2]}{[C\,O_2]}-ln\,K\right)\,\sim\,\left(\frac{U}{4,571\,T}\right)+\Sigma\,(1,75\,ln\,T+C)\,4,571\,T=97600+1,8\,T.
Bei Zimmertemperatur verschwindet das letzte Glied. Es ist
also die Verbrennungswärme nahezu gleich dem maximalsten Effekt. Diese
Näherungsgleichung gibt uns auch die Möglichkeit annähernd die Frage zu beantworten,
wie groß der maximalste Nutzeffekt eines Benzinmotors ist; der Vortragende verweist
hier auf die Monographie von Politzer.
Die moderne Thermodynamik liefert uns also drei voneinander unabhängige Wege, die zum
gleichen Resultat führen: 1. Man bestimmt das chemische Gleichgewicht des
Verbrennungsprozesses, das in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Maximalnutzeffekt
steht. 2. Man macht
den Verbrennungsprozeß zur stromliefernden Reaktion in einem galvanischen Element,
dessen maximale elektromotorische Kraft den gesuchten idealen Nutzeffekt liefert. 3.
Man ermittelt die spezifischen Wärmen der reagierenden Substanzen bis zu sehr tiefen
Temperaturen, woraus sich mit Hilfe des Nernstschen
Wärmesatzes die Beziehung zwischen Verbrennungswärme und maximalster Arbeitsleistung
ermitteln läßt. Wenden wir uns nun der Praxis zu und fragen wir, welche
Gesichtspunkte sich aus diesen theoretischen Ueberlegungen für die Praxis ziehen
lassen. Die idealste Methode, einen Verbrennungsprozeß in Arbeit überzuführen,
bietet das galvanische Element; man hat schon oft vergeblich versucht, Kohle in
einem galvanischen Element zu verbrennen. Es ist ja sehr begreiflich, daß man sich
mit diesen Problemen so beschäftigt, ist doch der Nutzeffekt einer kleinen
Dampfmaschine nur 7 bis 9 v. H., eines Benzinmotors etwa 20 v. H., also noch sehr
gering gegenüber dem, was ein idealer Motor leisten könnte. Könnten wir Kohle. und
Benzin im galvanischen Element verbrennen, dann hätten wir einen idealen Motor, aber
leider sind wir noch weit entfernt davon. Fragen wir uns nun, ob wir die
Dampfmaschinen verbessern können. Der Fehler des geringen Nutzeffekts liegt
hauptsächlich daran, daß zwar die Wärme von Kessel zu Kondensator ausgenutzt wird,
nicht aber vom Heizraum zum Kessel. Durch die Ueberhitzung des Wasserdampfes ist
zwar ein Fortschritt im Nutzeffekt erzielt worden, aber ob wir hier noch weiter
kommen werden, ist fraglich. Fragen wir, ob wir unsere Explosionskraftmaschine
verbessern können. Es sind dies ja gute Verbrennungsmotore, aber trotzdem stehen sie
in einer Hinsicht hinter der Dampfmaschine. Diese arbeitet zum Teil reversibel, aber
die Gasmotore nicht. Drehen wir z.B. bei einem Benzinmotor umgekehrt, so ist ja
keine Rede davon, daß wir im Vergaser flüssiges Benzin erhalten. Legen wir uns nun
die Frage vor, ob es möglich wäre, die Explosionsvergasung reversibel zu gestalten,
so können wir dies in der Tat. Gehen wir z.B. aus von Sauerstoff und Wasserstoff,
und komprimieren diese getrennt außerordentlich stark. Beim Wasserstoff verlassen
wir sehr bald das Gebiet der Gasgesetze. Wen wir also von Luft und Wasserstoff bei
sehr geringem Druck ausgehen, so bekommen wir eine adiabatische Kurve. Erst bei
hoher Temperatur (etwa 4000°) mischen wir den Wasserstoff mit dem Sauerstoff, es
geschieht bei dieser Mischung nichts, wenn wir dann Abkühlen und die Adiabate
rückwärts gehen, so bekommen wir Wasserdampf bei tiefen Temperaturen. Die Adiabate
fällt weniger steil bei dem Rückwärtsweg. Wir könnten unter diesen Bedingungen 95 v.
H. Nutzeffekt bekommen. Wenn wir also den Nutzeffekt in unseren Motoren erhöhen
wollten, so müssen wir danach streben, die Kompressionen zu steigern. Im Dieselmotor
wird ja deshalb der gute Nutzeffekt von 40 v. H. erzielt, weil stark komprimiert
wird.
Experimentell ist der angedeutete Weg ja schwer durchführbar. Aber die Technik,
die sich schon so oft als Zauberland der unbegrenzten Möglichkeiten erwiesen hat,
läßt uns die Hoffnung, daß es nicht ausgeschlossen ist, daß wir diesen maximalen
Nutzeffekt, der theoretisch möglich ist, auch wirklich erreichen werden.
Die Arbeit der Gasmotore. Privatdozent Dr. Ing. K. Neumann, Dresden. Der Vortragende erörtert das Thema vom
maschinentechnischen Standpunkt, und verweist zunächst auf den Unterschied bei
ortsfesten und fahrbaren Maschinen. Von Wichtigkeit ist der Heizwert des zur
Verwendung gelangenden Gases und der Vortragende gibt eine Zusammenstellung der
Heizwerte der wichtigsten Gase, der für das cbm Gas zur Verbrennung erforderlichen
Luftmengen und Heizwerte der Gemische. So ist für
Heizwertf. d. cbm GasKal.
Luftmengef. d. cbm Gascbm
Heizwertcbm GemischKal.
Leuchtgas
4590
5,21
736
Wassergas
2300
2,15
730
Generatorgas
1095
1
550
Hochofengas
883
0,76
500
Er streift dann die Frage der Zündungsgeschwindigkeit und die Bestimmung derselben,
den Einfluß der Vorzündung auf das Indikatordiagramm und den Einfluß des Einbaus
mehrerer Zünder zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. Um für ein gegebenes Kraftgas
den besten Nutzeffekt zu erzielen, muß in der gegebenen Zeit die Verbrennung
vollkommen sein. In maschinentechnischer Hinsicht muß man also dafür sorgen, daß
jedem Teilchen Gas genügend Sauerstoff zur Verbrennung stets zur Verfügung steht, es
ist deshalb der Einbau von Mischventilen von Vorteil. Es muß der Prozeß ferner so
geleitet werden, daß man bei geringem Brennstoffverbrauch gute Leistungen bekommt.
Der Vortragende bespricht nun die Entwicklung der Gas- und Oelmaschinen, er erörtert
hierbei die Viertaktleuchtgasmaschine von Otto, aus der
sich die Großgasmaschine entwickelte, die Koksofengasmaschine, die
Zweitaktgasmaschine, wobei er erwähnt, daß von den Zweitaktgroßgasmaschinen nur die
von Körting das Feld behauptet hat. Erst die Verwendung
flüssiger Brennstoffe verhalf den Gasmaschinen zum Erfolg. Die Verwendung von Benzin
verbietet sich jedoch für größere ortsfeste Maschinen und erst durch die Verwendung
schwerer Rohöle ist hier ein bedeutungsvoller Fortschritt erzielt worden. Die
Großölmaschinen sind in letzter Zeit sehr vervollkommnet worden. Der jüngste
Sprößling des Maschinenbaues ist die Gasturbine, doch arbeitet diese noch nicht
wirtschaftlich genug.