Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 603 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Antimon-Darstellung in China. Vor der „Society of
Chemical Industry“ machte W. E. Schöller vor
kurzem einige interessante Angaben über eine von den Chinesen angewandte Methode des
Antimon-Erschmelzens, denen im folgenden das Wesentlichste entnommen ist.
In Chang-sha und auch in anderen Teilen der Provinz wird Antimonium crudum aus
hochprozentigen Erzen erschmolzen. Der Prozeß vollzieht sich in der Weise, daß das
Erz in Schmelzöfen kommt, von denen jeder zwei Schmelztiegel enthält. Die Charge
jedes Schmelztiegels beträgt 50 Pfund Erz. Die Tiegel liegen geneigt und sind am
Boden durchlöchert; sie werden zwei Stunden unter Feuer gehalten. Der geschmolzene
Schwefel sammelt sich in einer an der Rückseite des Schmelzofens ausgesparten
Höhlung, von wo er in eiserne Mulden abgelassen wird. Das geschmolzene Antimon wird
in eisernen Formen von Doppel-L-förmiger Gestalt aufgefangen, worin es dann
erkaltet.
Der Chinese ermittelt den Gehalt einer Erzprobe, indem er eine Probe von 100
Pfund dem geschilderten Prozeß unterwirft, die Barren wiegt und das Ausbringen in v.
H. angibt. So nennt man beispielsweise ein 70-prozentiges Erz ein solches, welches
ein Ausbringen von 70 v. H. seines Gewichts an Antimonium crudum hat, wobei das in
dem Rückstande verbleibende Antimon nicht berücksichtigt wird. Der Verfasser hat
solche Erze untersucht und gefunden, daß ein Ausbringen von 70 v. H. Antimonium
crudum einem tatsächlichen Gehalt des Erzes an Antimon von 58 v. H. entspricht. Die
hochprozentigen Erze von Nu-Hau haben einen durchschnittlichen Gehalt von 58 v. H.
Der Arsengehalt übersteigt selten 0,1 v. H., der Blei-, Kupfer- und Zinkgehalt
beträgt 0,05 v. H., der Eisengehalt 0,5 v. H. Im allgemeinen sind die Erze
bemerkenswert rein.
Die Analyse des aus den genannten Erzen gewonnenen Antimons ergab einen Antimongehalt
von annähernd 71,43
v. H. (der der Formel Sb2S3 entspricht); natürlich sind
immer geringe Verunreinigungen vorhanden, die den Antimongehalt etwas schwanken
lassen. Ist Antimon im Vergleich zu dem theoretisch berechneten Gehalt im Ueberschuß
vorhanden, so muß der Schwefelgehalt notwendigerweise geringer sein, oder mit
anderen Worten: nicht das gesamte Antimon ist an Schwefel gebunden. Um dies
festzustellen, wurden zwei Antimonproben vom Verfasser untersucht; das
Analysenresultat war hierbei folgendes:
Crudum
Regulus
Antimon
71,70
v. H.
98,20
v. H.
Eisen
0,14
„
0,146
„
Schwefel
24,92
„
0,370
„
Im Zusammenhang mit dieser Darstellung der chinesischen Methode dürfte der Hinweis
nicht ohne Interesse sein, daß früher auch in Deutschland die
Antimon-Anreicherungsarbeiten auf eine ähnliche Weise am Wolfsberg im Harz betrieben
wurden (vergl. hierzu: Keil, Metallhüttenkunde und Karstens Archiv). Standen reichere Erze zur Verfügung, so
wurde meist das Saigern in Töpfen bei freiem Feuer
ausgeführt. Bei armen Erzen, die höhere Temperaturen erforderten, wurde das Saigern in Flammöfen angewendet.
Trotz des Uebelstandes, daß beträchtliche Antimonmengen an der in den Saigerapparaten
verbleibenden Gangart haften bleiben, wird dieses Verfahren auch heutigen Tages noch
nicht nur in den chinesischen, sondern auch in den ungarischen und japanischen
Erzdistrikten ausgeübt, da das Antimonium crudum, besonders in den englischen
Antimonhütten, noch vielfach zur Herstellung des Antimons selbst, von deutschen
chemischen Fabriken auch in größeren Mengen zur Herstellung von Antimonpräparaten
benutzt wird (vergl. Borchers, Metallhüttenwesen). Wenn
man heute in der Nähe von Antimonbergwerken eine Antimonhütte errichten würde, würde
man voraussichtlich das Saigern nicht ausführen, da man die erwähnten Rückstände mit
den hohen Antimongehalten verarbeiten müßte.
Die starke Nachfrage der chemischen Industrie nach dem Antimonoxyd (Sb2O3) hat dann in neuerer Zeit dazu geführt, daß die
Antimonerze oxydierend geröstet und sublimiert werden. Dieses Verfahren hat gleichzeitig den besonderen
Vorzug, daß mit ihm noch Erze verarbeitet werden können, die wegen zu reicher
Gangart zu große Verschlackungskosten beim Saigerverfahren erfordern würden. [Nach
„The Engineering and Mining Journal“ vom 14. Juni 1913 übersetzt und mit
Ergänzungen versehen.]
Schorrig.
––––––––––
Ventil-Dampfmesser. Ein einfacher und dabei zuverlässiger
Dampfmesser ist für jede Dampfkesselanlage von
größter Bedeutung. Ein neuer, weitgehenden Ansprüchen genügender derartiger Apparat
ist vor kurzem von der Chemischen Fabrik Rhenania in
Aachen auf den Markt gebracht. Es ist ein Ventil-Dampfmesser, der sich dadurch
auszeichnet, daß er unabhängig von dem jeweilig herrschenden Dampfdruck die
durchströmende Dampfmenge durch eine einzige Linie in einem Diagramm anzeigt.
Dieses wird dadurch erreicht, daß die Durchgangsquerschnitte für den Dampf an der
Meßstelle in der Höhe nur von der Dampfmenge und in der Breite nur vom Dampfdruck
beeinflußt werden. Bezeichnet man die durch die Meßquerschnitte hindurchtretende
Dampfmenge mit G, deren Breite mit b, deren Höhe mit h, die
dem jeweiligen spezifischen Gewicht des Dampfes entsprechende Geschwindigkeit mit
v, das spezifische Gewicht des Dampfes bei der
jeweiligen Spannung mit γ, so ist G = b ∙ hv ∙γ. Durch den Druck des zu messenden Dampfes
wird b mittels einer nachstehend beschriebenen
Vorrichtung derart beeinflußt, daß das Produkt b ∙ v ∙
γ stets konstant ist. Infolgedessen gibt die im Diagramm aufgezeichnete
Höhe h der Durchgangsquerschnitte mit dieser Konstanten
multipliziert ohne weiteres die Dampfmenge an.
Textabbildung Bd. 328, S. 603
Textabbildung Bd. 328, S. 603
Die Wirkungsweise des Apparates ist aus den Abb. 1 bis 5 zu ersehen. Der bei
a eintretende Dampf gelangt zunächst in den Raum
b über eine Scheibe c,
die im Ruhezustande durch das auf den Draht e über die
Rolle f wirkende Gegengewicht g an die Dichtung h gepreßt wird. Unter der
Einwirkung des Dampfdruckes bewegt sich die Scheibe c
nach unten und gibt dadurch die Durchgangsquerschnitte i und i1 mehr
oder weniger frei,
je nach der Menge des durchströmenden Dampfes. Die Höhe der beiden
Durchgangsquerschnitte wird durch einen am Draht e
befestigten Schreibstift auf einem auf einer sich drehenden Trommel befindlichen
Diagrammblatt aufgezeichnet. Der Dampf tritt in die Kammer k und durch den Stutzen l zur
Verbrauchsstelle. Der in der Kammer k herrschende
Dampfdruck wirkt auf den Kolben n und wird teilweise
durch die mit dessen Kolbenstange verbundene Feder o
aufgehoben. An der Kolbenstange ist ein Querstab q
befestigt, dessen Enden r und r1 in kurvenförmigen Schlitzen der
drehbaren Trommel t gleiten. Mit dieser Trommel ist der
Drehschieber m verbunden, mit dessen Hilfe die Breite
der Dampfdurchtrittsquerschnitte i und i1 verändert werden
kann. Der Verlauf der Schlitze s ist durch Versuche
festgelegt. Steigt nun z.B. der Dampfdruck, so bewegt sich der Kolben n nach abwärts, die Büchse i und damit der Ringschieber m werden
verdreht und die Breite der Durchtrittsquerschnitte wird vergrößert. Dadurch wird
erreicht, daß das Produkt b ∙ v ∙ γ auch bei wechselndem Dampfdruck gleich bleibt.
Textabbildung Bd. 328, S. 604
Abb. 6.Zwillingsabteufmaschine auf Zeche Shamrok I II der
Bergwerksgesellschaft Hibernia-Herne i. W. Auszug aus dem Diagramm eines dort
aufgestellten Dampfmessers Größe IV
Der Apparat kann sowohl für gesättigten als auch für überhitzten Dampf von 1 bis 12
at Ueberdruck und für Temperaturen bis 300° C benutzt werden. Bei Versuchen des
Dampfkessel-Ueberwachungsvereins für den Regierungsbezirk Aachen mit zwei derartigen
Dampfmessern hielten sich die Abweichungen des gewogenen Kondensates von den durch
Planimetrierung ermittelten Dampf mengen in den Grenzen von + 1 v. H. und – 2,89 v.
H. Die Lieferantin garantiert bei gleichmäßig strömendem Dampf eine Fehlergrenze von
± 3 v. H., bei stoßweiser Dampfentnahme eine solche von ± 5 v. H. Die
Leistungsfähigkeit der einzelnen Größen beträgt zwischen 600 und 20000 kg/Std.
In dem Diagramm (Abb. 6) ist der durch einen solchen
Dampfmesser aufgezeichnete Dampfverbrauch einer Abteufmaschine dem Original
entsprechend dargestellt.
Dipl.-Ing. C. Ritter.
––––––––––
Schnellarbeitsstähle. Die jährliche Erzeugung von
Schnellstählen beträgt zurzeit etwa 75 Mill. M. Dabei steigt der Bedarf noch
ganz erheblich, weil alle Betriebe immer mehr zur Verwendung von hochwertigen
Arbeitsstählen übergehen. An dieser Summe sind englische Stahlwerke etwa mit ⅖,
deutsche, österreichische und amerikanische mit je ⅕ beteiligt. Die Zahl der
Stahlsorten ist ungemein groß, und naturgemäß erheben sehr viele den Anspruch
darauf, als beste Marke zu gelten.
Auf Anregung von Seiten eines großen rheinischen Stahlwerkes sah sich das
Versuchsfeld für Werkzeugmaschinen an der Technischen Hochschule in Berlin unter der
Leitung des Prof. Schlesinger veranlaßt, eine umfassende
Prüfung aller wichtigen Schnellarbeitsstähle vorzunehmen. Zur Wahrung strengster
Objektivität wurden die Versuche auf ganz einheitlicher Basis durchgeführt. In
Betracht gezogen wurden nur Drehstähle, die von den verschiedenen Werken in den
gleichen Abmessungen besonders mit gleicher Ausbildung der Schneide (s.
untenstehende Abbildung) gehärtet und geschliffen drehfertig angeliefert wurden. Die
Schneidenform war durch Versuche als die zweckmäßigste gefunden worden. Ferner
wurden später zur Kontrolle Nachhärtungen vorgenommen, doch zeigten sich im
allgemeinen die Härtevorschriften der Stahlwerke als nicht weiter
verbesserungsfähig.
Alle Versuche wurden in drei Reihen durchgeführt und davon die Mittelwerte genommen.
Die Versuchsdrehbank war eine schwere Maschine mit einem 60 PS-Antriebsmotor. Der
Support der Bank war mit einer Meßeinrichtung ausgestattet, die sowohl den
Arbeitsdruck – tangential zum Umfang des Werkstückes, als auch den Vorschubdruck –
parallel zur Achse des Werkstückes – und den in Richtung der Längsachse des
Drehstahles wirkenden Druck direkt anzeigte.
Textabbildung Bd. 328, S. 604
Als Versuchsmaterial diente weiches Gußeisen von 15 kg, mittelharter Maschinenstahl
von 50 kg und Chromnickelstahl von 100 kg Festigkeit. Die Schnittgeschwindigkeit
wurde sehr hoch angenommen, nämlich bei Gußeisen 30 m, bei Maschinenstahl 25 m und
bei Chromnickelstahl 20 und 25 m i. d. Min. Ebenfalls wurden alle Drehstähle mit dem
gleichen Spanquerschnitt belastet – 10 × 2,5 mm bei Gußeisen und Maschinenstahl, 4 ×
1 bei Chromnickelstahl –. Die Lebensdauer selbst der besseren Stähle war bei diesen
Beanspruchungen zwar sehr gering, doch sollte der Versuch auch nur Relativzahlen
bringen. Für die Abstumpfung wurden drei Kennzeichen benutzt, für die je ein
Beobachter vorgesehen war. Der Stahl wurde als abgenutzt betrachtet, wenn die
Meßvorrichtung einen nur 10 v. H. höheren Druck als zu Anfang des Versuches
anzeigte, wenn ein starkes Brummen und gleichzeitig eine Blankbremsung des
Werkstückes auftrat. Diese drei Kriterien wurden fast gleichzeitig beobachtet und
zeigten sich stets mit einem Abschmoren der Schneide verbunden.
Auffallenderweise war nur beim Arbeiten auf Gußeisen die vorderste Spitze der
Schneide verdorben, im übrigen war stets die ganze Schneide verhältnismäßig gut
erhalten. Jedoch zeigte sich hinter der Schneide an der Stelle, wo der auftreffende
Span eine plötzliche Umbiegung erfährt, eine tiefe Aushöhlung, in deren Umgebung der
Stahl vollständig ausgeglüht war, und davon ausgehend das Unbrauchbarwerden des
Werkzeuges.
Ueber das Verhalten der geprüften Stähle sind in dem Bericht von Prof. Schlesinger in der Zeitschrift „Stahl und Eisen“
vom 5. Juni 1913 sehr ausführliche graphische Tabellen angegeben. Da jedoch über den
Ursprung der einzelnen Stahlsorten absichtlich nichts gesagt wird, und die Marken
nur durch Buchstaben bezeichnet werden, so können nur allgemeinere, aber trotzdem
sehr bemerkenswerte Schlüsse gezogen werden. Es wird dem Betriebsmann sehr angenehm
sein, zu hören, daß in allerletzter Zeit eine Legierung mit einem ziemlich hohen
Gehalt von Kobalt gefunden ist, die alle andern Stähle weit in den Schatten stellt.
Obwohl anscheinend wegen der günstigsten Mischung noch verschiedentlich probiert
wird, ist zu erkennen, daß die bisherigen Stahlsorten ihre Bedeutung verloren haben.
Sehr große Unterschiede in der Güte sind nach den Versuchsergebnissen bei letzteren
ohnehin nicht vorhanden. In der Erzeugung von Kobaltstahl messen sich Deutschland
und England, doch sind die deutschen Marken den englischen sehr überlegen, da
zurzeit letztere sich kaum über das Niveau der übrigen Stähle erheben.
Der neue Stahl ist für alle Materialien gleich vorteilhaft, was ebenfalls von
wesentlicher Bedeutung ist. Allerdings ist im allgemeinen die Auffassung nicht
berechtigt, daß für jedes Arbeitsmaterial eine besondere Stahlmarke empfehlenswert
sei. Dies trifft nur bei einigen englischen Marken zu.
Natürlich spielt auch der Preis eine wichtige Rolle. Aus dem Verhältnis von
Schnittdauer und Preis lassen sich Wertziffern ableiten, die ein recht anschauliches
Bild geben. Schwanken doch die Verkaufspreise um 3,50 bis 13,50 M für 1 kg.
Das beste Härteverfahren wurde erst nach längerem Probieren im Versuchsfeld gefunden,
nämlich: Vorwärmen des Stahles im Gasmuffelofen bis auf etwa 900° C, schnelle
Weitererhitzung im elektrisch geheizten Salzbad bis auf 1300° C, sodann Abblasen in
Preßluft von 6 bis 7 at bis zur völligen Abkühlung.
Zweifellos dürfte die nächste Zeit noch manche Ueberraschungen bringen.
Rich. Müller.
Panzerschiffe mit Motorenantrieb. Ebenso wie die
russische, die englische und deutsche Kriegsmarine beschäftigt sich auch die
italienische mit dem Studium eines Projektes für ein Linienschiff mit
Motorenantrieb. Das Schiff soll zwei Turbinenanlagen für die Seiten wellen erhalten
und die Mittelwelle (für die Marschfahrt) soll mit einer Oelmaschine von 12000 PS
angetrieben werden.
Da Italien genötigt ist, seinen ganzen Bedarf an Brennmaterial aus dem Auslande zu
beziehen, so ist für dieses Land die erfolgreiche Entwicklung der
Verbrennungskraftmaschinen von großem Werte. Wenn auch diese Kraftmaschinen größter
Gattung sich noch im Versuchsstadium befinden und den Beweis ihrer Verwendbarkeit
erst erbringen müssen, so sind doch schon Motorschiffe vorhanden, die wirtschaftlich
den Dampfschiffen überlegen sind, das dänische Motorschiff „Sclandia“ mit
Viertaktmotoren und das deutsche Motorschiff „Hagen“, das mit für
Schiffszwecke besser geeigneten Zweitaktmotoren ausgerüstet ist, beweisen dies.
Ein Kriegsschiff fährt nun sehr selten mit äußerster Geschwindigkeit, meistens nur in
Marschfahrt. Die Dampfturbinen haben aber in letzterem Fall einen sehr hohen Dampf
verbrauch. Die Versuchsfahrten des nordamerikanischen Schlachtschiffes
„Florida“ mit 23000 t Wasserverdrängung zeigen das (Oelmotor 1913, S.
576):
22 KnotenGeschwindig-keit
20 KnotenGeschwindig-keit
12 KnotenGeschwindig-keit
Indizierte Maschinenkraft
41810
20222
4897
Kohlenverbrauch für 1 PSe/kg
0,75
0,81
1,11
Erreichte Knotenzahl f. 1 t Kohlenverbrauch
0,743
1,238
2,478
Die Turbinen haben also bei größter Geschwindigkeit einen Kohlenverbrauch, der guten
Kolbenmaschinen gleichkommt, bei 12 Knoten Fahrt steigert sich aber dieser Verbrauch
auf das Doppelte einer guten Kolbendampfmaschine. Um 1000 Seemeilen mit einer
stündlichen Fahrt von 12 Knoten zurückzulegen, würden an Kohle 420, mit Diesel-Motor aber nur 94 t flüssigen Brennstoffes
verbraucht werden. Der Fassungsraum eines solchen Schlachtschiffes beträgt 1000 t,
mit Ueberladung 2000 t. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, der
Verbrennungskraftmaschine für Kriegsschiffe mehr Beachtung zu schenken, als ihr
gegenwärtig zu teil wird.
Wimplinger.
––––––––––
Wechselstrom-Turbomaschinen. Im American Institute of
Electrical Engineers hielt B. G. Lamme einen Vortrag über
Wechselstrom-Turbos, in dem er die neuesten Konstruktionen der führenden
Elektrizitätsfirmen auf diesem Gebiet erörterte. Nach einer Betrachtung der Bauweise
des Rotors mit radialen und parallelen Nuten, wandte er sich der wichtigsten Frage,
der Ventilation dieser Maschinen zu. Mit Vergrößerung der Drehgeschwindigkeit der
Maschinen verkleinerte sich deren Volumen und Oberfläche. Im allgemeinen sind die
Wirkungsgrade der
Maschinen hoher Drehzahl besser, als die niedriger, die Verringerung der damit
verbundenen Wärmeverluste in der Maschine, ist jedoch bei weitem nicht so groß wie
die Verkleinerung der Oberfläche, so daß man bald so weit gekommen war, daß die
Oberfläche zum Abführen der Wärme nicht mehr genügte, und man zur künstlichen
Kühlung greifen mußte. Künstliche Kühlung tritt dann ein, wenn Ventilatoren
eingebaut werden, Druckluft durch die Maschine geblasen wird, Oel- oder
Wasserkühlung zur Anwendung kommt, oder wenn die vom Kühlmittel berührte Oberfläche
zum Zweck der Wärmeabfuhr vergrößert wird. Das Kühlen mit Oel oder Wasser bedeutet
nichts weiter, als eine Methode, den Transport der entwickelten Wärmemenge an die
große Oberfläche des Gefäßes zu beschleunigen.
Textabbildung Bd. 328, S. 606
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 328, S. 606
Abb. 2.
Um der durch die Maschine getriebenen Luft die Wärmemitnahme zu gestatten, werden für
sie bestimmte Wege, möglichst durch den Herd der Wärmeerzeugung, ausgespart. Nach
der Hauptrichtung dieser Kanäle parallel oder senkrecht zur Drehachse der Maschine
spricht man von achsialer oder radialer Ventilation. Das achsiale System wurde von
den Siemens-Schuckert-Werken ausgebildet. Abb. 1 zeigt einen Querschnitt durch den Rotor einer
achsial gekühlten Maschine, Abb. 2 einen
Längsschnitt durch Rotor und Stator. Die Luft tritt durch Aussparungen unterhalb und
seitlich der Wicklung parallel zur Achse in den Rotor, und ebenso durch in die
Statorbleche gestanzte Löcher, in den Stator, um an den Enden des Blechpakets
senkrecht zur Drehachse, zu entweichen. Innerhalb der Kanäle erreicht die Luft
Geschwindigkeiten bis zu 50 m/Sek. gegen etwa 15 m/Sek. bei langsamlaufenden
Maschinen. Bei richtiger Luftführung muß zwischen ein- und austretender Luft eine
Temperaturdifferenz von etwa 40 ° C vorhanden sein, andernfalls ist entweder die
Maschine zu warm oder die Luftführung falsch. Zu kleine Differenz kann auch auf
übermäßige Ventilation deuten. Zur Beurteilung der Erwärmung einer Maschine genügt
die Temperaturmessung der ein- und austretenden Luft also nicht. Die radiale
Kühlung, von der A. E. G. und anderen Firmen ausgebildet, beschränkt sich in der
Hauptsache auf die zur Achse senkrecht ausgesparten Abstände zwischen den Blechen.
Dieses System hat den Nachteil, daß der Wärmefluß senkrecht zu den Blechen,
also durch die die Bleche voneinander isolierenden Schichten, gehen muß, während bei
achsialer Kühlung eine rein metallische Wärmeleitung stattfindet. Eine Vereinigung
beider Systeme wird in neuerer Zeit von den Fabrikanten durchgeführt.
Die Statorwicklung führen die Amerikaner meist als Trommelwicklung aus, und zwar bei
zweipoliger Wicklung mit verkürztem Schritt, um nicht zu große Ausladung an den
Stirnseiten zu bekommen. In Europa wird im Stator meist die sogenannte
Spulenwicklung mit geraden und gekröpften Stirnverbindungen ausgeführt. Die
Trommelwicklung hat den Vorteil, sich billig und solide durch einen geschlossenen
Ring, gegen die deformierende Wirkung des Kurzschlusses, unterstützen zu lassen,
wofür die Spulenwicklung ein kompliziertes System von Stützen und Klammern
erfordert.
Was die Rotorwicklung anbetrifft, so ist man allgemein auf die Walzenform mit
unausgeprägten Polen übergegangen (vergl. Abb. 1).
Die Wicklung wird hierbei entweder in feste Nuten, Windung um Windung eingegelegt
oder sie wird außerhalb des Rotors hergestellt, geformt, gepreßt und schließlich
zusammen mit den Zähnen des Rotors, deren schwalbenschwanzförmige Ansätze in
entsprechende Nuten passen, auf den Rotorkern geschoben. Die Stirnverbindungen des
Rotors werden entweder durch Nickelstahlringe oder von mehreren cm starken Bandagen
aus Klavierseitendraht zusammengehalten. Turbogeneratoren mit ausgeprägten Polen
werden kaum mehr ausgeführt. Der Grund, warum man sie aufgegeben hat, liegt
hauptsächlich wohl an der Schwierigkeit, bei 125 m/Sek. normaler
Umfangsgeschwindigkeit, Einzelpole mit konzentrierter Wicklung billig und solide zu
halten. – Es werden jetzt Turbos bis zu Leistungen von 15000 KVA bei 1500 Touren und
7000 KVA bei 3000 Touren und 50 Perioden ausgeführt. Gegenüber den langsamlaufenden
Maschinen, zeigen diese große Spannungsänderung bei entsprechenden
Belastungsschwankungen. Bei Entlastung von Vollast und Cosx = 0,8 auf Leerlauf
steigt die Spannung um 35 bis 40 v. H. der normalen, während man früher 16 bis 18 v.
H. Spannungssteigerung zuließ. Die Unmöglichkeit, mehr Kupfer auf dem Rotor
unterzubringen führt zu diesem Nachteil. Es bleibt nichts weiter übrig als entweder
sogenannte selbsttätige Schnellregler vorzusehen, oder die Spannungsänderung in Kauf
zu nehmen, was auch oft ohne Nachteil geschehen kann. Da der Turbogenerator meist
für sehr große Leistungen gebaut wird, so wird er durch Ein- oder Ausschalten von
Motoren, die nur einen kleinen Teil der Generatorleistung ausmachen, in seiner
Spannung wenig beeinflußt werden.
Ausführlicheres über den Vortrag mit zahlreichen Abbildungen bringt Dr. F. Niethammer in der Zeitschrift E. K. u. B. Heft 9.
v. Kleist.
––––––––––
Verminderung der Zeichenarbeit im Konstruktionsbureau muß
das Ziel jeder Bureauleitung sein, da auf diesem Wege bedeutende Ersparnisse an Zeit
und Gehältern erzielbar sind, und somit die Bureau-Unkosten wesentlich herabgesetzt
werden können. A. Santz gibt in
„Werkstattstechnik“ vom 15. Mai einige Verfahren an, die zwar im
allgemeinen bekannt sein dürften, aber in ihrer Zusammenstellung doch von Interesse
sind; er führt ferner als Erläuterung einige Beispiele an aus der
Zeichnungs-Organisation der Orenstein & Koppel – Arthur Koppel – A.-G.
Sehr häufig ergibt sich bei der Herstellung von Maschinenteilen die Notwendigkeit,
gegenüber bereits einmal ausgeführten Zeichnungen geringfügige Aenderungen
vorzunehmen, wegen derer eine Neuherstellung des ganzen Blattes nicht als lohnend
erscheint. Das scheinbar einfachste Verfahren, die vorhandenen Zeichnungen einfach
im Original und in den bereits vorhandenen Lichtpausen zu ändern, erweist sich als
nicht zweckmäßig, da einmal keine vollständige Sicherheit besteht, daß wirklich
sämtliche Exemplare geändert werden, und da überdies dieser Weg mit sehr großem
Zeitaufwand und Störung des Betriebes verbunden ist, wenn die in der Werkstatt
verstreuten Zeichnungen zusammengesucht werden müssen. Außerdem sind bei größerer
Anzahl Auslassungen und Schreibfehler sehr wahrscheinlich.
Unzweifelhaft richtiger ist daher der Weg, für jede Zeichnungsänderung ein neues
Original anzufertigen und von diesem neue Lichtpausen herzustellen. Bei kleineren
Aenderungen kann die Korrektur unmittelbar auf der ursprünglichen Pauspapier- oder
Pausleinwand-Zeichnung vorgenommen werden, nachdem als Beleg für das Archiv eine
Lichtpause hergestellt worden ist. Die Zeichnung wird dann entweder eine neue Nummer
oder auf irgend eine Weise eine Bezeichnung bekommen, die auf die erfolgte Aenderung
hinweist.
Bei umfangreicheren Aenderungen ist dieses Verfahren nicht anwendbar, weil größere
Rasuren entweder überhaupt nicht ausführbar oder doch sehr zeitraubend sind. Man
stellt daher mittels Lichtpausverfahren eine Kopie auf möglichst dünnem Papier her,
und zwar z.B. eine sogenannte Weiß-(Gallus-)Pause, auf der mit besonderer Beize die
zu ändernden Partien fortgenommen werden. Nachdem dann die erforderlichen Nachträge
gemacht sind, können von diesem neuen, nunmehr als Original geltenden Blatte ganz
brauchbare Blaupausen gemacht werden. Bedeutend schönere Kopien erzielt man, wenn
von der ursprünglichen Pauspapierzeichnung zunächst ein Abzug auf durchscheinendes
sogenanntes Sepiapapier gemacht wird. Hierbei erscheint die Zeichnung in hellen
Linien auf dunkelbraunem Grunde. Die Teile, welche fortfallen sollen, werden nun mit
gewöhnlicher schwarzer Ausziehtusche abgedeckt und darauf von diesem
„Negativ“ eine Lichtpause auf gleiches Papier gedacht. Hier erscheinen
nun die Striche wieder als dunkle Linien auf weißem Grunde, und die Zeichnung kann
mit gewöhnlicher schwarzer Tusche ergänzt werden. Die Lichtpausen von
derartigen Blättern sind von solchen nach Pauspapierzeichnungen kaum zu
unterscheiden.
Bequem, aber noch verhältnismäßig teuer ist das Kopieren der ursprünglichen Zeichnung
auf ein mit lichtempfindlicher Masse zubereitetes Oelpauspapier, das unmittelbar ein
neues Original mit schwarzen Strichen auf durchsichtigem Grunde liefert, von dem die
überflüssigen Stellen mittels einer Beize fortgenommen werden können.
In allen den Fällen, in welchen eine größere Anzahl von Originalzeichnungen
herzustellen ist, die untereinander nur wenig verschieden sind, ist das einfachste
und billigste Verfahren der Umdruck vom Stein oder von einer Zink- oder
Aluminiumplatte. Die Zeichnung wird hierbei auf photographischem Wege auf die
Druckplatte übertragen, die mit einer lichtempfindlichen Schicht bedeckt und nach
der Belichtung durch die Originalzeichnung hindurch fixiert und geätzt wird. Der
Druck kann auf Pausleinwand, Pauspapier oder auch direkt auf gewöhnliches weißes
Papier erfolgen und wird bei sorgfältiger Ausführung durchaus sauber und tief
schwarz, so daß gute Pausen möglich sind.
Dieses Umdruckverfahren eignet sich nun ganz besonders gut zur Abkürzung und
Vereinfachung der Zeichenarbeit bei Normalisierungsarbeiten. Es ist ein sehr
anerkennenswerter Grundsatz, gerade bei normalen Teilen jedes einzelne Stück durch
eine besondere Zeichnung eindeutig festzulegen. Dabei entstehen natürlich für Teile,
die nur wenig (z.B. nur in einzelnen Maßen, im Material usw.) voneinander abweichen,
viele einzelne Blätter, die in vielen Teilen der Zeichnung und auch der Beschriftung
ganz gleich sind. Es liegt nun nahe, zur Herstellung dieser Blätter zunächst nur
diejenigen Teile drucken zu lassen, die allen gleich sind, und dann die einzelnen
Blätter für ihren eigenen Zweck zu ergänzen. So würde etwa für einen bestimmten
Maschinenteil die ganze Zeichnung hergestellt werden können bis auf ein bestimmtes
Längenmaß und die Zeichnungsnummer, die dann auf den einzelnen Blättern zu ergänzen
sind. In vielen Fällen wird eine weitere Vereinfachung möglich dadurch, daß man auf
dem ersten Original mehrere verschiedene Angaben zum Ausdruck bringt, z.B.
Materialtabellen und dergleichen, und beim Druck die für die einzelnen Blätter nicht
erforderlichen Stücke durch Papierauflagen abdeckt. Auf diese Weise ist es möglich,
z.B. zehn Blätter in einer, zehn Blätter in einer anderen, zehn weitere in einer
dritten Ausführung zu drucken, ohne daß die Verschiedenheiten dieser drei Serien bei
jedem einzelnen Blatt nachgetragen zu werden brauchen. Die erforderlichen
Ergänzungen werden so auf das geringste Maß beschränkt.
Dipl.-Ing. W. Speiser.