Titel: | Moderne Bagger und das Entfernen von Felsen unter Wasser. |
Autor: | G. Goldberg |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 68 |
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Moderne Bagger und das Entfernen von Felsen unter
Wasser.
Von Ingenieur G. Goldberg.
GOLDBERG: Moderne Bagger und das Entfernen von Felsen unter
Wasser.
Gerade in der letzten Zeit hat der Bau von Baggern eine bedeutsame Veränderung
erfahren, die man nicht nur im Hinblick auf die Größenverhältnisse, sondern auch vom
Standpunkt der praktischen Betriebsfähigkeit eine fortschreitende Entwicklung nennen
darf. Wenn auch die größten zurzeit existierenden Bagger in Großbritannien und
Amerika entstanden sind, hauptsächlich ins Leben gerufen durch den Bau des
Panamakanals, so ist doch auch Deutschland an der Verbesserung dieser Maschinen
nicht unbeteiligt. Das System des Saugebaggers hat z.B. durch Frühling-Schichau eine so durchgreifende Verbesserung erfahren, daß diese
Baggerart eine ganz neue Wertschätzung für geeignete Arbeiten erfährt.
Aus diesem Grunde ist es interessant, die acht verschiedenen Berichte aus eben so
vielen Ländern durchzusehen, welche zum XII. internationalen Schiffahrtkongreß
eingegangen waren und in welchen die neuesten Schöpfungen und Konstruktionen auf
diesem Gebiete von hervorragenden Fachleuten besprochen werden. Abhandlungen zu
diesem Thema waren aus Ungarn, Frankreich, Spanien, Schweden, Italien, Deutschland,
Amerika und Holland eingetroffen, von deutscher Seite hatte der Direktor der
Schiffs- und Maschinenbau-A.-G. in Mannheim, R.
Blümcke, die Berichterstattung übernommen.
Bis vor kurzem fürchtete man, durch eine wesentliche Ausdehnung der
Größenverhältnisse bei Baggern die Betriebskosten zu sehr zu erhöhen und dadurch die
Wirtschaftlichkeit zu gefährden. Die in letzter Zeit auszuführenden Arbeiten größten
Maßstabs veranlaßten jedoch die Konstrukteure, mit dem alten Vorurteil zu brechen,
und der Erfolg gab ihnen recht. Es hat sich gezeigt, daß dort, wo die Masse des
auszuhebenden Bodens es rechtfertigt, die Mehrausgabe für den Bau größerer Geräte
reichlich durch die Verringerung der Betriebskosten pro Kubikmeter aufgehoben wird.
So hat sich z.B. der größte der heut existierenden Bagger, der sogenannte Leviathan,
ein für den Mersey erbauter Saugebagger, welcher in 50 Minuten 7650 m3 Boden aushebt, wirtschaftlich und technisch gut
bewährt. Ebenso hat es sich als vorteilhafter herausgestellt, das Material der
Bagger zu verbessern, infolgedessen kommt bei den neueren Geräten Gußstahl zur
Anwendung, während alle besonders der Beanspruchung und Abnutzung unterliegenden
Teile aus Manganstahl gefertigt werden.
Die Konstruktion der Bagger ist verschieden und richtet sich nach der Art des auszuhebenden Bodens.
An den Küsten Deutschlands und Hollands, wo es sich, mit Ausnahme der Insel
Helgoland, nirgends um felsigen Boden handelt, haben sich die Saugebagger mit
schleppendem Saugekopf am vorteilhaftesten bewährt. Auch wirtschaftlich kann für
ähnliche Verhältnisse kein anderer Baggertyp mit dieser Konstruktion konkurrieren:
einschließlich aller Nebenunkosten belaufen sich die Betriebskosten auf 0,05 M pro
m3. Dagegen zeigt sich diese Konstruktion bei
felsigem Boden als gänzlich ungeeignet. Hier haben die schweren Eimerbagger in
Funktion zu treten.
Zwei Bagger der letzteren Art sind kürzlich von der Schiffs-
und Maschinenbau-A.-G. in Mannheim für die Firma Gebr. Goedhart, A.-G., in Düsseldorf erbaut worden. Die Hauptabmessungen
der Schiffskörper sind folgende:
Länge über Deck
53,50 m
Größte Breite über Spanten
11,50 „
Seitenhöhe über Deck
4,00 „
Tiefgang mit 60 t Kohlen und 30 t Frischwasser
2,15 „
Größte Baggertiefe
15,00 „
Jedes Schiff weist acht wasserdichte Querschotten auf und
bleibt stabil und schwimmfähig, wenn auch eines derselben voll Wasser gelaufen ist,
ein Vorzug, den die wenigsten großen Bagger aufzuweisen haben. Einer etwaigen
Beschädigung durch erbaggerte große und scharfe Eisenteile ist durch eine
Verstärkung und Umpanzerung der Schlitzwände vorgebeugt. Die Eimerleiter ist 32 m
lang, der Antrieb des OberturasAntriebswelle
mit Räderwerk. geschieht doppelseitig. Das Gewicht der aus einem
Stück Stahlguß hergestellten Eimer beträgt je 1200 kg. Das Hauptwindewerk betätigt
sechs Trommeln für Drahtseile, von denen jede einzeln und unabhängig von den anderen
angetrieben werden kann, wozu eine zweizylindrige Dampfmaschine dient. Die ganze
Windeanlage ist so angebracht, daß das Deck freibleibt, und dem Baggermeister eine
vollständige Uebersicht über das ganze Arbeitsfeld gewährt wird. Von Deck aus
betätigt derselbe die ganze Anlage. An Maschinen führen die Schiffe
Zweizylinder-Verbundmaschinen mit Zentral-Oberflächenkondensation, die gewählt
wurden, um die Energie der Maschine nach Möglichkeit den Bodenarten anpassen zu
können. Dieselben haben 440 und 730 mm ⌀ und 500 mm Hub. Ihre Leistung beläuft sich
auf 150 Umdrehungen in der Minute bei 50 v. H. Füllung im Hochdruckzylinder und bei
9 at Kesseldruck auf 350 PS. Der Dampfkessel von 160 m2 Heizfläche ist für 10 at Kesseldruck konzessioniert. Auch sonst sind die
Bagger in jeder Weise modern und bequem eingerichtet.
Dieser Baggertyp, welcher sich bisher hervorragend bewährt hat, dürfte bis jetzt in
Europa nur in diesen beiden Schiffsexemplaren vertreten sein. Im Hinblick darauf,
daß die deutschen Bagger bei uns das Hauptinteresse erregen dürften, ist an dieser
Stelle ausführlicher auf die Ausstattung der neuesten Konstruktionen eingegangen
worden.
Auch der amerikanische Bericht bietet vieles Interessante, da der Bau des
Panamakanals dort in letzter Zeit weitgehende Erfahrungen auf diesem Gebiete
zeitigte. Erst die Ausführung dieses gewaltigen Werks der Wasserbautechnik verhalf
in den Vereinigten Staaten dem Eimerbagger zur verdienten Anerkennung. Die
Wiederherstellung der Geräte der französischen Gesellschaft und die damit erzielten
billigen Arbeitsmethoden führten später zum Ankauf eines großen Eimerbaggers aus
Schottland. Dagegen hat sich in den Vereinigten Staaten und in Kanada der
Löffelbagger noch immer als der den örtlichen Verhältnissen am besten angepaßte
Apparat erwiesen. Auf einem schmaleren Wasserlauf mit lebhaftem Schiffsverkehr ist
der Gebrauch der Eimerbagger immer insofern von Schwierigkeiten begleitet, als es
notwendig ist, um den Bagger zum Bodenaushub vor- und seitwärts zu bewegen, Trossen
oder Ketten an Ankern außerhalb der Fahrrinne zu befestigen. Diese müssen, sobald
Schiffe vorbeifahren, gefiert, und der Baggerbetrieb damit unterbrochen werden. Auch
ist der Erfolg der Böschungsarbeit nicht immer befriedigend. Doch erscheinen die
Vorteile des Eimerbaggers gegenüber dem Löffelbagger dort unverkennbar, wo es sich
entweder darum handelt, große Massen festen Bodens zu entfernen, oder wo fortlaufend
im Tidegebiet gebaggert werden muß. An Stelle der Eimerbagger sind neuerdings
vielfach große Saugebagger mit besonders konstruierten, rotierenden Vorschneidern am
Saugekopf getreten, bei welchen der letztere, indem er den Boden löst und ins
Saugerohr schafft, gleich den Baggereimern wirkt. Der Wasserstrom im Saugerohr hat
alsdann das Baggergut fortzuschaffen. Ein solcher Bagger arbeitet z.B. im unteren
St. Lorenzstrom in festem, blauem Ton mit Findlingen und spült bei einer
Monatsleistung von 765000 m3 das Baggergut 1,2 km
weit fort. Das Saugerohr dieses Baggers hat 91 cm ⌀, Findlinge in der Größe von 0,38
m3 passierten anstandslos Pumpe und
Druckleitung.
Dagegen hat der Eimerbagger zurzeit eine Ausbildung erfahren, die es ihm möglich
macht, seine Tätigkeit in Bodenarten auszuführen, welche früher ein vorheriges
Sprengen unumgänglich erforderten. Ganz fester Ton, zusammengebackener Kies,
Korallenbildungen und weichere Felsschichten können jetzt ohne weiteres durch
moderne Eimerbagger entfernt werden. Zu dieser Art von Baggern gehören auch die oben
beschriebenen deutschen Schiffstypen. In Amerika werden diese Bagger meistens durch
Elektrizität betrieben, wobei die Betriebskraft einem durch Wasserkraft gespeisten
Werk am Ufer entnommen wird. Einige Bagger dieser Art führten den Aushub bis zu
einer Tiefe von 12,8 m in sehr festem, zähem Ton, untermischt mit Granitfindlingen
aus, die Spülung war eine weite und passierte Ufer bis zu 19,5 m Höhe. Die
Rohrleitung wies zeitweise eine Länge von 790 m auf. Zum Antrieb des Baggers wurde
Drehstrom in einer Spannung von 2080 Volt zum Bagger geleitet. Die Eimerkette wird
von zwei Motoren von je 300 PS, die Hauptpumpe von einem solchen für 1000 PS
getrieben.
Eine Baggerung mit Druckwasserspülung, die zum ersten Male beim Bau eines Seekanals
verwendet wurde,
findet sich an der pazifischen Seite des Panamakanals. Südlich von den
Schleusen von Miraflor waren 11000000 m3 Fels zu
beseitigen, über welchen 6000000 m3 Boden,
durchschnittlich 11 m tief lagerten, welche sich baggern ließen. Aus
wirtschaftlichen Gründen und Mangel an Dampfschaufeln usw. entschloß man sich zur
Einführung des Spülbetriebes und pumpte einen Teil des Bodens nach Miraflor, wo er
als Dichtungskern des Erddammes Verwendung findet, den Rest in die umliegenden
Sümpfe, wodurch 180 ha Land gewonnen werden konnten. Der Betrieb findet in der Weise
statt, daß der Boden zunächst aufgeweicht und zu Sümpfen geleitet wird, wo mächtige
Druckwasserspüler arbeiten, dann durch Kreiselpumpen gehoben und in die
Druckleitungen gepreßt wird. Die Druckwasseranlage liegt am Ufer des Rio Grande und
besteht aus einer Pumpanlage und drei Kreiselpumpen. Der Pumpenraum enthält vier
liegende Worthington-Pumpmaschinen mit direktem Antrieb,
die Dampfmaschinen arbeiten mit dreifacher Expansion und haben Zylinder von 19, 30
und 50'' ⌀, während der Durchmesser der Pumpenzylinder 24½'' ist. Jede Pumpe liefert
pro Minute 28,5 m3 bei einem Druck von 10,5 at.
Vier normale Wasserrohrkessel von je 418 m2
Heizfläche dienen mit einem Druck von 10,5 at dem Betriebe. Jeder Baggersatz besteht
aus einer Kreiselpumpe von 0,46 m mit nur einem Saugerohr und ist direkt mit einem
elektrischen Motor von 655 PS gekuppelt. Jeder der drei Bagger ist imstande, 38 m3 Wasser mit 10 v. H. festem Stoff pro Minute
fortzuschaffen. An jedem arbeiten zwei Druckwasserspüler, welche um die Prähme herum
Sümpfe herstellen, indem sie Trichter bilden und die Erde bis zum Felsen forträumen.
Die Anlage hat bisher den Erwartungen entsprochen.
Fester Felsboden muß allerdings noch immer gesprengt werden, bevor an eine Baggerung
gedacht werden kann; die gesprengten Felsstücke werden dann am vorteilhaftesten
durch Schaufel- oder Löffelbagger entfernt. Die modernen Bagger dieser Art haben
Schaufeln von 3,8 bis 11,5 m3 Inhalt; die
Angriffsfläche muß stets vor der Schaufel liegen, und diese wird von der Sohle aus
an der Angriffsfläche entlang hochgeführt. Die großen Abmessungen der Schaufel
ermöglichen es, sehr große Felsstücke zu greifen, infolgedessen dürfen auch die
Sprengbohrlöcher weiter auseinander gesetzt werden, wodurch sich die Gesamtkosten
erniedrigen, denn gerade auf das Bohren und Sprengen entfällt der Hauptanteil der
Kosten.
Gelangen in solchem Fall Eimerbagger zur Anwendung, so kann es vorkommen, daß die
Felsstücke vor den Eimern fortgewälzt werden oder nach hinten herunter fallen. In
diesem Fall haben noch einmal Taucher und Greifbagger in Tätigkeit zu treten.
Greifbagger haben sich im allgemeinen nicht als vorteilhaft erwiesen, nur bei
geringen, unzusammenhängenden Felsmassen kann dieser Typ mit dem Löffel- oder
Eimerbagger in Konkurrenz treten.
Immerhin bleibt die Frage offen, ob es wirtschaftlicher ist, in weicherem Felsboden
nur kräftige Bagger zu verwenden, oder ein Sprengen vorangehen zu lassen, denn
die Abnutzung, welche die Bagger erfahren, darf nicht unterschätzt werden.
Allerdings sind, wie schon oben bemerkt, die Mehrkosten für das Bohren und Sprengen
beträchtlich. Bei der atlantischen Einfahrtstrecke des Panamakanals, wo
Korallenriffe zu entfernen waren, beliefen sich die Kosten, auf 0,48 M pro m3. Ein Bohrschiff, welches aus einem Prahm und
acht Brunnen- oder Fallbohrern bestand, fand dabei Verwendung.
In Amerika bedient man sich jetzt fast nur noch der Fall- oder Dampfstoßbohrer, die
von Bohrschiffen aus arbeiten, weshalb diese Bohrungsart den Namen „amerikanische
Sprengmethode“ erhalten hat. Das Verfahren scheint unter den bisher
erprobten das vorteilhafteste zu sein, und ist auch z.B. bei den letzten Sprengungen
in der Donau teilweise zur Anwendung gelangt. Der Bohrvorgang findet in der Regel
folgendermaßen statt: das Bohrschiff, eine Schute oder ein Prahm, wird, um das
Schwanken des Schiffes zu vermeiden, über dem wegzusprengenden Felsen auf Füße
gestellt, d.h. auf vier maschinell verstellbare Säulen. Das Schiff trägt die
notwendigen Bohrer, meistens Dampfstoßbohrer, von denen jeder 250 bis 275 Stöße in
der Minute mit einer Kraft von 1130 kg macht. (Brunnen- oder Fallbohrer machen rund
75 Stöße in der Minute mit einer Kraft von 450 kg.) Die Dampfbohrer sind den am
Lande üblichen ähnlich, nur besitzt der Zylinder größere Abmessungen; meistens hat
der Kolben 14 bis 16,5 cm ⌀. Die Bohrer werden von eisernen Türmen getragen, welche
auf Schienen am Rande des Schiffes laufen, lotrechte Balken geben die Führungen für
die Bohrzylinder ab. Diese Führungen haben eine Länge von 4,6 bis 9,1 m und eben so
viel beträgt der Vorschub des Bohrers, d.h. um dieses Maß kann der Bohrer während
des Betriebes lotrecht gehoben oder gesenkt werden, was maschinell bewirkt wird.
Eine besondere Vorrichtung ermöglicht es, den Prahm während des Betriebes über seine
normale Schwimmebene zu heben, um Ungleichheiten im Wasserstande auszugleichen.
Bohrapparate, welche nach der oben geschilderten Methode erbaut sind und einen bis
fünf Bohrer tragen, haben Betriebsergebnisse gezeitigt, welche hinter
Sprengungsarbeiten an Land in keiner Weise, auch nicht in bezug auf Zeit,
zurückstehen. Im Generalbericht findet sich eine nicht uninteressante
Zusammenstellung einer auf die geschilderte Art vorgenommenen Sprengung durch die
Galoppschnellen des St. Lorenzflusses, welche manche Aehnlichkeit mit den
Sprengungsarbeiten am Eisernen Tor der Donau hat. Hiernach beliefen sich die Kosten
für eine Bohrstunde auf 4,64 M, die stündlich von einem Bohrer hergestellte Tiefe
betrug 0,69 m. Die Bohrer leisteten durchschnittlich 1,27 m3 pro Stunde. Für 1 m3 Fels verwandte man 0,79 kg 75-proz. Dynamits. Insgesamt beliefen sich
die Kosten für 1 m3 auf 20,4 M, der Vertragspreis
hatte 46,2 M vorgesehen, so daß der Unternehmer bei einer Gesamtausgabe von 277725
Dollar einen Bargewinn von 351909 Dollar verzeichnen konnte. In diesem Fall handelte
es sich um sehr harten Kalkstein in starken Schichten von 0,6 bis 0,9 m.
Durch ein in Amerika gesammeltes vielseitiges Zahlenmaterial läßt sich
feststellen, daß die geschilderte „amerikanische Sprengmethode“ das
geeignetste Mittel ist, härtere Felsschichten von einer größeren Tiefe als 0,6 m zur
Baggerung vorzubereiten. Ist die Tiefe geringer, so zeigt sich der Lobnitz-Felsmeißel wirtschaftlich überlegen. Dieser
Apparat, dessen Idee aus Suez stammt, wurde in gänzlich umgearbeiteter Weise als
Meißelschiff zur Beseitigung von Felsen in der unteren Donau verwandt. Im Prinzip
handelt es sich um einen Meißel, welcher aus einem 9 bis 12 m langen, im Geviert 30
bis 40 cm starken, 8 bis 13 t schweren Eisenkörper besteht, bei welchem unten in der
Länge von 2,5 m eine Stahlschneide eingeschweißt ist und welcher oben in einem Bügel
endet. Auf dem Schiff findet ein 13 bis 14 m hoher Dreifuß Aufstellung, an dessen
Spitze ein 1 m großes Schneckenrad aufgehängt ist. Hieran läuft eine 45 mm dicke
Kette zu der entsprechenden Dampfwinde. Eine 1,5 t schwere Glocke hängt am freien
Ende der Kette. An dieser Glocke ist ein mit einer Ausschaltungsvorrichtung
versehener Hebelarm angebracht, welcher durch ein am Ende des Armes befestigtes Seil
gehandhabt wird. Die Ausschaltungsvorrichtung greift nun selbsttätig in den Bügel
des Meißels, die Dampfwinde hebt Glocke und Meißel in die Höhe, bis das
abgebundene Seil den Hebelarm anzieht, wodurch der Meißel ausgeschaltet wird und auf
den Felsen herabfällt, wo er infolge der heftigen Schlagwirkung baggerartig Stücke
abschlägt. Die Glocke wird nun herabgelassen, der Bügel erfaßt und durch eine
Umsteuerung der Dampfwinde der Meißel wieder emporgezogen. In etwa zwei Minuten
kommt der Meißel dreimal zum Herabfallen. Bemerkenswert ist noch folgende Tatsache:
die ersten verwandten Meißel stammten aus Schottland und bestanden aus einem Stück
Gußstahl. Sie hatten eine Lebensdauer von 100000 Schlägen. Später bezog man
dieselben von Krupp-Essen, wo der Gußstahl durch
Schmieden gehärtet, und damit die Lebensdauer der Meißel auf 150000 Schläge erhöht
wurde. Endlich übernahm die Kgl. ungarische Eisen- und Stahlfabrik in Diosgyör die
Produktion, wo weicher, nicht mehr gedehnter Guß zur Anwendung kam. Dagegen wurde
die Stahlschneide des Meißels in denselben eingeschmolzen und nicht eingeschweißt.
Die auf diese Art hergestellten Meißel überdauern 250000 Schläge. Zur Entfernung des
auf diese Weise zertrümmerten Gesteins empfiehlt sich der Gebrauch von Eimerbaggern,
während gebohrter und gesprengter Fels sicherer durch Löffelbagger beseitigt
wird.