Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | W. Speiser |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 202 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Textabbildung Bd. 329, S. 202
Untersuchungen über Walzdrücke und Kraftbedarf beim Auswalzen
von Knüppeln, Winkeln, U- und I-Eisen. Schon im Jahre 1910 wurden von
Dr.-Ing. Puppe, Breslau, Versuche über den Kraftbedarf
und die Walzdrücke bei Blockwalzwerken vorgenommen und beschrieben. Nunmehr sind
diese Untersuchungen auch auf das Walzen von Profileisen ausgedehnt worden. Es
geschah dies infolge des Entgegenkommens von Direktor Dreger im Peiner Walzwerk. Vier Triostraßen mit Schwungradantrieb von 570,
780, 850 und 900 mm Ballendurchmesser standen zu dem genannten Zweck zur Verfügung.
Der Walzdruck wurde festgestellt, indem man Meßdosen in Verbindung mit Manometern an
Stelle der Brechtöpfe auf das die Oberwalze tragende Einbaustück stellte. Die
Leistung wurde an der durch einen Gleichstrommotor angetriebenen 570 er Straße
bestimmt. Bemerkt sei, daß das verdrängte Volumen als Produkt aus der Differenz
zweier aufeinander folgenden Querschnitte und der Länge des vorhergehenden Stiches
bestimmt wurde. Hierbei ist, wie die Abbildung zeigt die Anzahl der Stiche nicht
gleichgültig. Es würde vielmehr bei drei Stichen die Volumenverdrängung um das Maß
der gekreuzt schraffierten Flächen größer als bei einem Stich sein. Der Einfluß des
Abnahmekoeffizienten muß also bei Vergleichen berücksichtigt werden. Ferner wird nur
die senkrechte Komponente des Walzdruckes durch das Manometer gemessen. Auffallend
war es endlich, daß bei einer Anzahl von Versuchen der Walzdruck nach Stichbeginn
anwuchs, so daß anscheinend Walzgeschwindigkeit und verdrängtes Volumen ohne Einfluß
auf ihn waren. Diese im Gegensatz zu früheren Erfahrungen stehende Beobachtung
erklärt sich daraus, daß bisweilen die Blöcke in der Mitte wesentlich kälter waren
als an den Enden. Es wurde festgestellt, daß die Zunahme des Walzdruckes bei
sinkender Temperatur um so langsamer erfolgt, je niedriger diese ist; sowie, daß mit
Vergrößerung des Verhältnisses von Walzendurchmesser d
zur Stabhöhe nach dem Durchgang h der Walzdruck stieg.
Bei Profilkalibern war er im Verhältnis zur Volumenabnahme kleiner als bei direktem
Druck. In gleicher Weise beeinflussen die Temperatur, der Quotient
\frac{d}{h} und die Größe des verdrängten Volumens den
Kraftbedarf. Die größten Spannungen treten vielfach nicht in Mitte Kaliber auf. Die
Flächen drücke der Lager waren durchschnittlich 300 bis 400 kg/cm2. Infolge der großen Geschwindigkeit der
Walzenzapfen ergab sich in einem Falle der Wert der Reibungszahl k . v zu mehr als 660. Die
Umformungsarbeit betrug nur 27,3 bis 69,8 v. H. der aufgewandten Energie. Die
Verluste sind somit sehr hoch. Die Untersuchungen dürften dazu beitragen, eine
Ersparnis bei den Energiekosten der Walzwerke zu erzielen. [Dr.-Ing. Puppe in Stahl und Eisen 34. Jahrgang Nr. 1 und 2.]
Schmolke.
–––––
Gaskraftwerk bei Steinkohlenbergwerken. Schon lange ist
man bemüht, die bei der Aufbereitung der Kohle entstehenden Abfälle durch Vergasung
nutzbringend zu verwerten. Zu diesem Zweck wurde im Jahre 1903 auf dem
Steinkohlenbergwerk „Von der Heydt“ eine Ringgeneratoranlage von 20 Kammern
errichtet, die späterhin um weitere 20 Kammern vergrößert wurde. Vier Kammern des
Generators sind dabei zu einer Gruppe (Ring) vereinigt. Jede Generatorkammer faßt 4
t. In die Decke der Generatoren ist die Füllöffnung eingebaut. Die Außenwände sind
mit einem Blechmantel umgeben und mit einer Isolierschicht luft- und
wärmeundurchlässig abgedichtet.
Die Anlage ist zur Erzeugung von Heiz- und Kraftgas bestimmt. Deshalb führen zwei
schmiedeeiserne Sammelleitungen von 600 und 400 mm ⌀ zu den Dampfkesseln bzw. zu den
Gasmaschinen.
Die Abfälle, die in diesen Generatoren vergast werden, bestehen zum größten Teil aus
bituminösem und mit Kohle verwachsenem Schiefer, mit einer Verbrennungswärme von
2400 WE. Der große Gehalt des Brennstoffes an leicht schmelzbarer Schlacke, welcher
ein Verbrennen auf dem Rost unmöglich macht, bildet auch bei der Vergasung im
Generator große Schwierigkeiten, die durch zweckentsprechende Einrichtung und
Arbeitsweise des Ringgenerators überwunden werden müssen.
Das bei dieser Betriebsweise erhaltene Heizgas hat folgende Zusammensetzung: 11 bis
12 v. H. CO2, 0,2 bis 0,3 v. H. 0, 9 bis 10 v. H. CO, 2 bis 3 v. H. CH4, 18 bis 22 v. H. H
und 53 bis 56 v. H. N entsprechend einem Heizwert von
durchschnittlich etwa 1000 WE. Beim Austritt aus der Generatorkammer haben die
Heizgase eine Temperatur von rund 500° C. Die Temperatur in den Verbrennungskammern
beträgt 1200 bis 1500° C. Durch Gasexhaustoren wird das Kraftgas von den heißen
Kammern abgesaugt und durch Kühlschrubber und Sägespänreiniger, in denen der
Wasserdampf kondensiert wird, in zwei miteinander verbundene Gasbehälter von je 150
m3 Inhalt gedrückt. Die Gasbehälter stehen
unter einem Ueberdruck von 50 bis 60 mm Wassersäule und dienen weniger als
Sammelbehälter als zur Druckausgleichung. Durch ein zwischen Gasbehälter und
Gasmaschinen aufgestelltes Junkerssches registrierendes
Kalorimeter wird der Heizwert der Gase ununterbrochen aufgezeichnet.
Die Auspuffgase der Maschinen, die teilweise zur Herstellung von destilliertem Wasser
ausgenutzt werden, sind bei richtiger Luftzuführung farblos, bei zu geringer
Luftzufuhr aber bläulich. Die Analyse der farblosen Auspuffgase ergab, daß in
denselben noch CH4 und
H, in den bläulichen Auspuffgasen jedoch neben CH4 und H
auch CO enthalten war. Die Analysen ergaben z.B.
CO
2
O
CH
4
H
Vom Rauchgas der Kesselanlage
10,2
6,9
1,6
2,1
Vom Auspuffgas der Gasmaschinen,
bläulich
10,2
7,9
1,7
1,4
farblos
9,7
9,7
0,7
–
[Oel- und Gasmaschine 1914, S. 145 bis 150.]
Wimplinger.
–––––
Die Kennzeichnung des Heizwertes unserer Brennmaterialien.
Ohne Zweifel ist das Bestreben gerechtfertigt, die Kohle nicht nach Gewicht, sondern
nach ihrem Heizwert zu bezahlen. Denn ein hoher Aschengehalt vergrößert bei der
jetzt üblichen Art des Einkaufes nicht nur ohne Nutzen den Preis; er wirkt sogar
ungünstig auf den Betrieb ein, da er häufigeres Abschlacken des Rostes notwendig
macht. Ueber die Frage, ob die Feststellung des Heizwertes tatsächlich die damit
verbundenen Kosten lohnt, ist indessen eine Untersuchung von Fall zu Fall notwendig,
denn die auf 890 verschiedene Brennmaterialien bezüglichen Heizwerttabellen des
Königlichen Materialprüfungsamtes in Lichterfelde zeigen starke Ungleichheiten bei
gleichen Sorten von derselben Fundstätte. Eine genaue Untersuchung wäre gemäß den
Bestimmungen des Vereins deutscher Ingenieure, des Vereins von Gas- und
Wasserfachmännern, des Vereins der Schweizer Dampfkesselbesitzer und des
Materialprüfungsamtes folgendermaßen vorzunehmen: Etwa die 20. Schaufel jeder Karre
wird in Körbe geworfen, bis 250 kg gesammelt sind. Diese werden auf einer
Betonunterlage bis auf Elgröße gestampft, gemischt, dann zu einer quadratischen 8
bis 10 cm hohen Schicht ausgebreitet und durch Diagonalen in vier Teile geteilt.
Zwei einander gegenüberliegende Dreiecke entfernt man. Das übrige wird weiter
zerkleinert, gemischt, ausgebreitet und geteilt, bis die Probe noch 1 bis 10 kg
wiegt. Sie wird in luftdicht verschlossenen Gefäßen dem Laboratorium eingeliefert
und dort erst chemisch, dann kalorimetrisch durch Verbrennung in der Bombe
untersucht. Da das Experiment verschiedene Fehlerquellen aufweist, muß das Resultat
eine rechnerische Korrektur erfahren. Die Kosten dieser Untersuchung würden einen
kleinen Aufschlag des Kohlenpreises rechtfertigen. Trotzdem dürfte der Nutzen die
von den Konsumenten zu tragenden Lasten aufwiegen. Die Vereinigten Staaten, Schweden
und die Schweiz sind bereits auf diesem Wege vorangegangen. [Ing. Goldberg in der Zeitschrift für Dampfkessel und
Maschinenbau, Nr. 6, 1914.]
Schmolke.
–––––
Der Martinprozeß insbesondere in hüttenmännischer und
heiztechnischer Beziehung. (Vortrag von Geh. Reg.-Rat Prof. W. Mathesius). Der Vortragende wies auf die
verschiedenartige Auskleidung des Martin-Ofenherdes mit
saurem oder basischem Steinmaterial hin, welche die Möglichkeit gewährt, den Betrieb
mit saurer oder basischer Schlacke zu führen und im letzteren Falle die
Entphosphorung des Roheisens im Prinzip genau so durchzuführen, wie im Verlaufe des
Thomas-Prozesses. Auf dieser Grundlage haben
sich verschiedene Abarten der hüttenmännischen Führung des Prozesses entwickelt, die
in der Praxis unterschieden werden als Roheisenschrottverfahren oder
Roheisenerzverfahren. Die letzteren sind in neuester Zeit wiederum in verschiedenen
Richtungen entwickelt worden, die charakterisiert sind durch die Namen: Verfahren
nach Talbot, Verfahren der Georgsmarienhütte, Hoesch-Verfahren. Insbesondere diese letzten deutschen
Ausgestaltungen sind als Höhepunkte der Entwicklung des Martin-Betriebes zu bezeichnen.
Es folgte eine Wärmebilanz des Martin-Ofens, aus der
hervorgeht, daß fast 70 v. H. der im Martinofen erzeugten
Wärme ungenutzt verloren geht, da die Ausstrahlungsverluste rd. 30 v. H. betragen.
Der Martin-Ofen ist also in heiztechnischer Beziehung ein
unvollkommener Apparat. Dementsprechend ist sein Kohlenverbrauch relativ groß, und
die Bestrebungen sind zu begrüßen, welche an Stelle des Generatorgases beim Martin-Ofen Heizgase verwenden wollen, die als
Nebenprodukte anderer hüttenmännischer Betriebe auf den Hüttenwerken zur Verfügung
stehen.
Der Vortragende schilderte dann, von der bereits im Jahre 1907 in Deutschland durch
Direktor Amende, Hubertushütte O.-S. gemachten Anwendung
der Koksofengase im Martin-Betriebe ausgehend, die
Resultate, welche 1909 durch Direktor Wirtz in Mülheim an
der Ruhr erhalten worden sind, indem dort die Oefen mit einer Mischung von
Koksofengas und Hochofengas betrieben wurden. Diese Betriebsweise hat seitdem in
beachtenswertem Maße auch in anderen Hüttenwerken Aufnahme gefunden. Hochofengas
allein besitzt im allgemeinen nicht genügende Heizkraft, um dadurch einen Martin-Ofen mit der erforderlichen Intensität beheizen zu
können.
Die hohen Wärmeverluste, die in den Abgasen stattfinden und die, wie der Vortragende
nachweist, unvermeidlich sind, drängen dazu, eine Ausnutzung des hohen Wärmeinhalts
dieser Gase durch Zwischenschaltung von Dampfkesseln und Ekonomisern vorzunehmen.
Anlagen dieser Art sind in den letzten Jahren auf dem Eisenhüttenwerk Phönix in Ruhrort und neuerdings auf der Abteilung der A.-G. Phönix in Horde in Westfalen errichtet worden.
–––––
Die Dampfturbine mit hydrodynamischem Getriebe nach Foettinger
für Walzwerksantrieb. In Nr. 4 der Zeitschrift „Stahl und Eisen“
Jahrgang 1914 ist über Versuche eines Dampfturbinenantriebs für eine Walzenstraße
mit Foettinger-Transformator berichtet. Zunächst wurden
in den Werkstätten der Erbauerin die Wirkungsgrade des Getriebes bei verschiedenen
Leitschaufelöffnungen und Uebersetzungen festgestellt. Bei diesen Versuchen wurde
die primäre Leistung mit Hilfe eines Foettinger-Torsionsindikators gemessen, die Sekundärleistung mit einer
Lamellenbremse von 1800 mm Durchmesser. Das Getriebe ist für eine normale minutliche
Umlaufzahl von 1500 und für eine Leistung von 2000 PS gebaut. Vorübergehend wurde
auf dem Versuchstand eine Leistung von 3210 PS bei 1750 Umdrehungen gemessen. Der Wirkungsgrad des
Transformators erreichte einen Höchstwert von 84 v. H. bei ¾ Leitschaufelöffnung; er
zeigte sich bei konstanter Uebersetzung nahezu unabhängig von der Leistung.
Die Betriebseigenschaften des Transformatorantriebs wurden an einem Stabeisenwalzwerk
mit drei Walzenstraßen, das gewöhnlich durch einen Elektromotor angetrieben wird,
erprobt. Die Dampfturbine mit Transformator war mit der Welle der dritten Straße
durch eine elastische Bolzenkupplung unmittelbar gekuppelt, von der aus der Antrieb
der Straße II und I mit Riementrieb erfolgte. Da nur ein geringer Dampfdruck und
sehr geringes Vakuum zur Verfügung stand, konnte die volle Leistung von 2000 PS
nicht erreicht werden. Im günstigsten Fall betrug die Leistung nur 700 bis 800 PS.
Doch konnten auch bei dieser Leistung die Betriebseigenschaften des Transformators
unter den verschiedenen Walzwerksverhältnissen studiert werden. Es wurde untersucht
die Veränderung der Sekundärdrehzahl (300 bis 400) bei gleichbleibender Schaufelung
und veränderter Primärdrehzahl, ferner bei gleichbleibender Primärdrehzahl und
veränderter Schaufelung, schließlich bei gleichzeitiger Anwendung beider
Reglungsverfahren. Am wirtschaftlichsten erwies sich die Reglung durch Veränderung
der Primärdrehzahl. Die Leitschaufelöffnung konnte in ihrer günstigsten Größe (¾)
eingestellt werden, was an sich schon eine Erhöhung des Wirkungsgrades um 4 bis 5 v.
H. brachte. Die Schwankungen des Wirkungsgrades bewegten sich innerhalb der Grenzen
von 70 bis 84 v. H.; der mittlere Wert betrug 82 v. H., während bei Veränderung der
Drehschaufeln der Wirkungsgrad zwischen 72 und 82 v. H. schwankte und einen
mittleren Wert von 78,4 v. H. aufwies. Die Reglung durch Aenderung der
Primärdrehzahlen hat auch noch den Vorteil, daß die ganze Einrichtung zur
Verstellung der Drehschaufeln entbehrlich und der Transformator dadurch einfacher
und billiger wird. Die vom Tachometer aufgezeichneten Drehzahlschaulinien zeigten
nur ganz geringe Schwankungen der mittleren Drehzahl. Bei einer Schwankung der
Primärdrehzahlen um etwa 25 v. H. betrug die Schwankung der Sekundärdrehzahlen nur
etwa 6 v. H. Bei Reglung nur durch Verminderung der Drehschaufeln ist dagegen die
Primärdrehzahl annähernd konstant. Bei allen drei Reglungsverfahren war der Betrieb
einwandfrei.
Meuth.
–––––
Explosionsverhüter. Von Bergassessor Cabolet, Gelsenkirchen. Auf der Schachtanlage Consolidation steht in den
stark zur Staubbildung neigenden Flözen ein Explosionsverhüter, Bauart Kahler-Junker, in Anwendung, der die Entstehung und
Fortpflanzung von Kohlenstaubexplosionen bei der Schießarbeit verhindern soll. Der
Grundgedanke der Vorrichtung beruht darauf, daß bei der Sprengarbeit in der Kohle
kein Schuß abgetan werden kann, ohne daß vor dem Schießen, während des Schusses und
nach demselben die Umgebung mit einem Wasserschleier umhüllt wird. Hierdurch soll
der durch die Schußwirkung in den losgebrochenen Kohlenmassen erzeugte
Kohlenstaub unmittelbar nach dem Schuß niedergeschlagen und unschädlich gemacht
werden. Dieser Zweck wird dadurch erreicht, daß die Vorrichtung in die
Berieselungsleitung eingebaut wird (Berieselungsleitungen befinden sich in allen
Kohlengruben; in ihnen wird das Wasser vom Schacht aus bis zu den einzelnen
Arbeitspunkten geleitet und hier mittels Schlauches und Brausen zum Niederschlagen
des entstehenden Kohlenstaubes verwendet. D. Ref.) und bei Betätigung der
elektrischen Zündmaschine eine Umsteuerungsvorrichtung für die Inbetriebsetzung
einer Berieselungseinrichtung vor dem Schußorte ausgelöst wird. Erst nachdem das
Wasser in die Brausen- und Zerstäubungsanlage eingetreten ist, wird durch die
Kolbenstange eines in die Rohrleitung eingebauten Druckzylinders der Stromkreis für
die Zündung des Schusses geschlossen. Der Apparat wird an Ketten vor dem Ortsstoß
aufgehängt. Durch ein besonderes Absperrventil wird erreicht, daß die Strecke auch
unabhängig von einer Einschaltung des Apparates jederzeit berieselt werden kann. Der
an der Vorrichtung befindliche Kontaktschließer wird in der Regel derartig
eingestellt, daß der Schuß etwa 5 bis 20 Sekunden nach Eintritt der Berieselung zur
Entzündung gelangt. (Glückauf 1914, Nr. 1.) – Wenn auch zuzugeben ist, daß der
Apparat bei richtiger Handhabung ein gutes
Vorbeugungsmittel gegen die Entstehung von Kohlenstaubexplosionen beim Schießen
bietet, so ist andrerseits das Bedenken geltend zu machen, daß der Fall eintreten
kann, daß das in der Berieselungsleitung befindliche Druckwasser wohl die
Umsteuerungsvorrichtungen betätigt und dadurch den Schuß zur Auslösung bringt,
dagegen an den Brausen am Ende der Berieselungsleitung nicht austreten kann, da
diese aus irgend welchen nicht vorhergesehenen Gründen verstopft sind. In diesem
Falle würde der beabsichtigte Zweck nicht erreicht sein. Es wird vielmehr vor jedem
Schuß der sorgfältigsten Durchprüfung der Berieselungsvorrichtung durch den
Schießmeister bedürfen; dies ist um so notwendiger, als bekanntlich gerade die
selbsttätigen Unfallverhütungsvorkehrungen das Personal mit der Zeit zu einer
leichteren Auffassung der sie umgebenden Gefahr geneigt zu machen pflegen. Es wäre
weiter erwünscht zu erfahren, wie groß die Berieselungszone bei der Vorrichtung ist,
d.h., ob auch die von dem eigentlichen Schußort weiter entfernt liegenden Punkte der
Strecke ausgiebig und sicher berieselt werden.
Schorrig.
–––––
Einzylindermaschine mit Zwischendampfentnahme. Die
Dampfmaschine wird nach wie vor jeder andern Kraftmaschine wirtschaftlich überlegen
sein, wenn es möglich ist, den Abdampf zu Heizzwecken zu verwenden. Auch bei nur
teilweiser Verwertung des Abdampfes bleibt diese Ueberlegenheit bestehen,
vorausgesetzt, daß der Betrieb der Maschine selbst nicht durch ungeeignete
Dampfentnahme gestört wird. In Anbetracht des gegenwärtig auf allen Gebieten der
Krafterzeugung bestehenden scharfen Wettbewerbes ist es einleuchtend, von wie großer
Bedeutung für die Konkurrenzfähigkeit der Dampfmaschine die Frage der Abdampfverwertung
ist. Die Firma Thyssen & Co., Mülheim a. d. Ruhr,
bringt eine von J. Missong konstruierte Maschine auf den
Markt, die in hervorragender Weise für die Entnahme wechselnder Mengen von Heizdampf
geeignet ist, der eine höhere Temperatur als der aus der Maschine tretende Dampf
haben soll. Bisher wurde in ähnlich liegenden Fällen eine Verbundmaschine verwendet,
an deren Aufnehmer die Heizleitung angeschlossen wurde. Dies brachte den Uebelstand
mit sich, daß der Niederdruckzylinder mit einer zu kleinen Füllung arbeitete. In
Berücksichtigung der bedeutenden Reibung in dem umfangreichen Niederdruckteil sowie
der Mehrkosten der Anlage und Bedienung erschien daher der Leistungsgewinn durch den
zweiten Zylinder kaum lohnend. Auch die Verwendung eines Zylinderverhältnisses von 1
: 1,5 bis 1 : 2 an Stelle des in andern Fällen üblichen von 1 : 2,4 bis 1 : 3
beseitigte bei starker Zwischendampfentnahme nicht den erwähnten Uebelstand.
Textabbildung Bd. 329, S. 205
Abb. 1.
Es lag daher nahe, die Verbundmaschine durch eine Einzylindermaschine zu ersetzen.
Bei der Konstruktion von J. Missong wird nun der Versuch
gemacht, die Vorteile der Verbundwirkung in einem Zylinder zu erreichen. Zu diesem
Zweck sind die durch den Kolben getrennten Zylinderräume hintereinander geschaltet,
so daß die eine Seite als Hochdruckstufe, die andere mit Niederdruck arbeitet.
Besonders wird sich dieser Uebelstand bei geringer Zwischen dampf entnähme bemerkbar
machen, während auch bei starkem Heizdampfverbrauch eine zu kleine Füllung des
Niederdruckteiles nicht zu befürchten ist. Es liegt indessen die Möglichkeit vor,
die durch das Größenverhältnis der Zylinder bedingten Nachteile zu vermeiden, indem
man den wirksamen Hub des Hochdruckteils verändert. Dies geschieht dadurch, daß man
die Vorausströmung eintreten läßt, nachdem der Kolben einen Teil seines Weges
durchlaufen hat. Während des restlichen „toten“ Hubes findet dann nur das
Ansaugen einer Dampfmenge aus dem Aufnehmer statt, die beim Rücklauf wieder
hinausgeschoben wird. Durch Veränderung der Vorausströmung ist es möglich, das
Verhältnis zwischen dem wirksamen Hochdruckvolumen und dem Niederdruckvolumen stets
so zu gestalten, daß das Temperaturgefälle in beiden Arbeitsräumen gleich ist. Mit
dem Vorausströmen muß sich die Füllung verändern. In Abb. 1 ist das Indikatordiagramm bei fehlender Heizdampfentnahme mit dem
Vorausströmungsbeginn bei I ausgezogen, das Diagramm
bei einem Zwischendampfverbrauch von 56 v. H. gestrichelt. Ein gleiches Ergebnis
wird durch Vergrößerung der Kompression und frühzeitiges Voreinströmen erzielt. Auch
hier wird nach Bedarf der wirksame Hub der Hochdruckseite verringert, und ein Teil
des Dampfes aus dem Zylinder wieder in die Dampfleitung gedrückt. Die geeignete Lage
der Voreinströmung wird die schädliche Schleifenbildung im Diagramm zwar nicht ganz
vermeiden, indessen, wie Abb. 2 zeigt, auf das
geringe durch die Strömungswiderstände in den Steuerungsorganen gegebene Maß
beschränken. Bei der Missong-Maschine sind die beiden
beschriebenen Verfahren vereinigt, indem ein durch den Aufnehmerdruck einerseits,
durch Feder und Gewichte anderseits belasteter Regler bei verringerter
Zwischendampfentnahme gleichzeitig die Kompression vergrößert, die Voreinströmung
früher legt, die Füllung verkleinert und das Eintreten der Vorausströmung
beschleunigt.
Textabbildung Bd. 329, S. 205
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 329, S. 205
Abb. 3.
Ein Geschwindigkeitsregler hebt währenddessen eine Veränderung
der Maschinenleistung infolge des Ausfalls im Hochdruckraum durch Vergrößerung der
Füllung des Niederdruckteiles auf. Bei Verringerung des Leistungsbedarfs wird die
Füllung des Niederdruckraumes verkleinert, der Aufnehmerdruck steigt somit, und es
tritt dieselbe Wirkung wie bei geringerer Dampfentnahme ein, d.h. auch die
Hochdruckleistung sinkt. Wenn die Niederdruckfüllung beinahe Null ist, beeinflußt
der Geschwindigkeitsregler auch die Hochdruckseite und stellt bei einer bestimmten
Drehzahl beiderseits Nullfüllung ein. Ein Durchgehen der Maschine ist daher niemals
zu befürchten. Abb. 3 zeigt den Zusammenhang von Füllung und
Reglerausschlag bei tiefster Stellung des Druckreglers, wenn Hoch- und
Niederdruckteil nur vom Geschwindigkeitsregler beeinflußt werden. Die eingetragene
gestrichelte Kurve zeigt, daß bei 8 bis 60 v. H. Hochdruckfüllung eine Dampfentnahme
von 90 bis 100 v. H. möglich ist.
In konstruktiver Hinsicht ist über die Missong-Maschine zu
bemerken: Der Druck ist auf der Hochdruckseite stets größer als auf der
Niederdruckseite. Daher wechselt der Gestängedruck nicht. Indessen erfordert die
einfachwirkende Maschine ein großes Schwungrad. Die komplizierte Steuerwirkung wird
in verblüffend einfacher Weise erreicht. Die Ventile liegen auf der Niederdruckseite
im Deckel, auf der Hochdruckseite im Zylindermantel, wodurch die schädlichen Räume
vergrößert, Montageschwierigkeiten aber vermieden werden. Die Niederdruckseite liegt
am Rahmen, damit die Gleitbahn möglichst wenig erwärmt wird. Die Maschine kann mit
geringer Aenderung der Steuerung als normale Einzylindermaschine betrieben werden.
Bei größeren Leistungen werden zwei Zylinder verwendet. Bei Auspuffbetrieb und
großer Belastung ergab sich ein Dampfverbrauch von 8,2 kg/PSi-Std., bei Kondensation erhielt man 5,11 kg/PSi-Std. Eine Verbesserung der Maschine könnte dadurch
erzielt werden, daß die Reglung nicht durch Vergrößerung der Kompression, sondern
nur durch Aenderung von Füllung und Vorausströmung bewirkt wird. [Professor Pfleiderer in Zeitschrift des Vereines deutscher
Ingenieure Nr. 51 1913.]
Schmolke.
–––––
Kugellager von ungewöhnlich großen Abmessungen sind, wie
die Zeitschrift für prakt. Maschinenbau mitteilt (1914, Heft 7), von den
Putilow-Werken in St. Petersburg bei den Deutschen Waffen- und
Munitionsfabriken bestellt worden. Die Lager sind für drehbare Panzertürme
bestimmt, und zwar handelt es sich um vier Lager von 4300 mm ⌀ und um eines von
nicht weniger als 8870 mm Bohrung und 9370 mm Außendurchmesser. Dieses Lager erhält
187 Kugeln von 6'' ⌀ und soll eine Belastung von 45000 kg aufnehmen.
Die Belastung der Kugeln erscheint ziemlich hoch; für die bekannte Formel P = c . d2 ergibt sich der Koeffizient c = 194. Dabei ist zu berücksichtigen, daß es äußerst
schwierig ist, derartig große Kugeln gleichmäßig zu härten. Allerdings kann wohl
angenommen werden, daß in der genannten Belastung bereits ein hoher Sicherheitsgrad
liegt, da für alle 187 Kugeln sich eine Belastung von 8420 t ergeben würde.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
Wefer-Gasfeuerung. Die Angabe über den Wirkungsgrad
von Gas-Kesselfeuerungen auf S. 27 d. J. erfordert insofern eine Berichtigung, als
tatsächlich mit Gasfeuerungen der Bauart Wefer bereits
höhere Wirkungsgrade erreicht sind. Schon im Jahre 1912 wurde in der Zeitschrift
„Glückauf“ ein Versuch wiedergegeben, welcher an einem
Zweiflammrohrkessel von 119 m2 Heizfläche einen
Wirkungsgrad von 79,2 v. H. ergibt. Nach Angabe des Erfinders sollen in dem
Kraftwerk der Straßenbahn in Ostende an Babcock-Wilcox-Kesseln von 150 m2 Heizfläche
Gesamtwirkungsgrade von 85,2 v. H. erreicht worden sein, trotzdem die Ausstrahlung
der Seitenflächen des Kessels unverhältnismäßig groß war. Durch einen Belag mit
Diatomitsteinen hofft man den Wirkungsgrad noch zu erhöhen.
Bei der Wefer-Feuerung (Abb.
1 und 2) wird das Heizgas aus einer Kammer
a durch eine Anzahl von eisernen Rohren nach Art
von Bunsen-Brennern in einen Brennerkopf b im Vorderende des Flammrohres geführt. Dieser
Brennerkopf enthält der Anzahl der Gasrohre entsprechend rohrartige Aussparungen c, durch welche die zur Verbrennung erforderliche Luft
eingeführt wird. Die Mischung mit dem Heizgas erfolgt also erst unmittelbar vor der
Verbrennung, irgend welche Explosionen sind demnach vollständig ausgeschlossen. Um
ein Ausbrennen oder Abschmelzen der einzelnen Brennerrohre an der Mündung zu
verhindern, wird der ganze vordere Teil des Brenners aus einem feuerfesten
Graphitkörper hergestellt. Schaulöcher über dem Brenner ermöglichen eine Beobachtung
der Verbrennung, die Reglung geschieht durch Verstellung der Luftzufuhr mittels des
Ringschiebers d.
Textabbildung Bd. 329, S. 206
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 329, S. 206
Abb. 2.
Zur Sicherheit gegen Explosionen im Brenner, die nur aus unvorhergesehenen Gründen
eintreten können, ist die Kammer a durch eine Klappe
e verschlossen, die nur durch ihr Eigengewicht
abdichtet. Bei einer Explosion wird die Klappe hochgeworfen; nachdem die
Explosionsgase ausgepufft sind, fällt sie wieder herab und der Betrieb kann ohne
weitere Störung fortgesetzt werden. Diese Schutzvorrichtung hat sich bei künstlich
hervorgerufenen Explosionen stets bewährt.
In den letzten zwei Jahren sind über 300 Ausführungen von Wefer-Feuerungen in Betrieb genommen.
Dipl.-Ing. W. Speiser.