Titel: Die maschinelle Generatorenbekohlung.
Autor: Wintermeyer
Fundstelle: Band 329, Jahrgang 1914, S. 229
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Die maschinelle Generatorenbekohlung. Von Dipl.-Ing. Wintermeyer in Berlin. (Schluß von S. 198 d. Bd.) WINTERMEYER: Die maschinelle Generatorenbekohlung Bei Elektrohängebahnen mit Kreisbetrieb, bei denen also eine Anzahl Wagen auf einer geschlossenen Bahn hintereinander verkehren, ist zur Aufrechterhaltung eines selbsttätigen Betriebes eine selbsttätige Streckensicherung erforderlich, die ein Auflaufen eines Wagens auf einen andern verhütet. Eine derartige Zugdeckungseinrichtung in der Bauart der Firma Adolf Bleichert, die sich bei vielen Ausführungen dieser Firma bewährt hat, besteht im wesentlichen in mechanisch gesteuerten Umschaltern, die in gewissen Abständen von einander angebracht sind und durch den ankommenden Wagen umgeworfen werden. Hierdurch wird die hinter dem Wagen befindliche Fahrdrahtstrecke stromlos gemacht, so daß jeder in kurzem Abstand kommende Wagen zum Halten kommt und erst dann wieder weiterfahren kann, wenn der vorbefindliche Wagen durch Umwerfen des nächsten Blockschalters seine Streckenabteilung wieder unter Strom gesetzt hat. Aus diesen nur mit Fahrmotor ausgestatteten Elektrohängebahnwagen haben sich die ebenfalls zu großer Bedeutung gelangten Elektrowindenwagen, das sind solche Elektrohängebahnwagen, die außer dem Fahrmotor noch einen Hubmotor besitzen, entwickelt. Sie kommen besonders für solche Anlagen in Betracht, wo Belade- und Entladestelle in größeren Höhenunterschieden liegen und wo empfindliches Fördergut, z.B. Kohle, aus größerer Höhe nicht gestürzt werden darf. Von den Steuerungen für derartige Elektrowindenwagen ist am bekanntesten die der Firma Bleichert durch Patent 167893 geschützte Fernsteuerung, deren praktische Brauchbarkeit sich bei vielen Anlagen dieser Firma selbst unter den schwierigsten Betriebsbedingungen glänzend bewährt hat. Das Schema dieser Bleichertschen Fernsteuerung zeigt Abb. 6. An den Stellen, an denen gehoben und gesenkt werden soll, ist eine von der Fahrleitung gespeiste besondere Leitung angebracht, die ihren Strom durch einen ortfesten Anlasser q erhält. Dieser Anlasser besitzt eine Anzahl von Widerstandstufen und eine Kontaktschiene, die mit der Schaltleitung in Verbindung steht. Von dem Anlasser q aus kann der Strom nach dem am Wagen angebrachten Magnetgesperre o geleitet werden, das auf einen gleichfalls am Wagen angebrachten Walzenschalter einwirkt. Von diesem Walzenschalter werden dann die Schaltungen für die einzelnen Arbeitsvorgänge eingestellt, so daß der die Anlage bedienende Arbeiter nichts weiter nötig hat, als durch Umlegen des Anlasserhebels je einen Stromimpuls in den das Magnetgesperre o bewegenden Hubmagneten r zu schicken. Jedem Stromimpuls entspricht ein Vorrücken des Walzenschalters um einen Zahn des Gesperres, und jeder Stellung des Walzenschalters entspricht dann eine bestimmte Einstellung an dem Hub- oder Fahrmotor. Die Reihenfolge der Schaltstellungen auf der Schaltwalze ist so gewählt, daß sie den aufeinanderfolgenden Bewegungen des Wagens und der Winde entspricht. Textabbildung Bd. 329, S. 229 Abb. 6. Der Anlasser q ist in der Regel tragbar und kann mittels Steckkontaktes zum Eingriff in die Anschlußdose gebracht werden, in deren Nähe das Arbeiten stattfinden soll, so daß der Arbeiter auch imstande ist, von seinem Standort aus die Arbeitsvorgänge zu überwachen. Bei Elektrohängebahnanlagen nach Patent 167893 werden häufig einzelne Arbeitsvorgänge auch selbsttätig ausgeführt. So kann der Uebergang von der Hubbewegung in die Fahrbewegung in der höchsten Stellung des Kübels selbsttätig bewirkt werden und bei Elektrohängebahnen mit Pendelbetrieb die Umsteuerung des Fahrwerks in der Endlage sowie schließlich auch das Anhalten an der Beladestelle selbsttätig sich vollziehen. Textabbildung Bd. 329, S. 230 Abb. 7. Textabbildung Bd. 329, S. 230 Abb. 8. Die Abb. 7 und 8 bringen schematisch zur Darstellung, in welcher Weise die Elektrohängebahn zur Generatorenbekohlung benutzt wird. In diesen Darstellungen sind die Generatoren mit g, die Hochbehälter mit h, der Elektrohängebahnwagen mit v und der Kohlenlagerplatz mit x bezeichnet. Aus der Besprechung der folgenden von der Firma Adolf Bleichert & Co. in Leipzig ausgeführten Elektrohängebahnanlagen zur Generatorenbekohlung wird ersichtlich werden, daß die Elektrohängebahn, die an sich ein einfaches, auch bei kleinen Fördermengen wirtschaftliches Transportmittel darstellt, mit ihrer Fahrbahn überall bequem angebracht werden kann und mit ihrer Linienführung sich in jeder Weise den örtlichen Verhältnissen anpaßt, so daß es keine Schwierigkeiten macht, die Kohle von einem weit entfernten Punkt einem Lagerplatz, der Schiffsanlagestelle oder einem Eisenbahngleis beispielsweise nach einem von anderen Gebäuden eingeschlossenen und sonst kaum erreichbaren Generatorenhause zu bringen. Bei der Anlage des Aachener Hüttenvereins soll die Kohle, die mit der Eisenbahn ankommt und entweder direkt verfeuert oder zunächst in einem Schuppen gelagert wird, durch die Elektrohängebahn von dem Eisenbahnwaggon oder vom Schuppen nach dem Generatorhaus befördert und auf die Generatoren aufgegeben werden, und zwar ist die Kohle auf vier Generatoren zu verteilen. Das Gleis der Elektrohängebahn ist so verlegt worden, daß es zunächst über dem Kohlenlager herführt, dann um 180° umbiegt und seitlich über dem Eisenbahngleis entlang läuft. Mit einem weiteren Knick führt die Bahn in das Generatorhaus hinein, wo über dem Aufschütttrichter eines jeden Generators ein Füllrumpf mit Rundschieberverschluß angebracht ist. Der Wagen, der auf der Bahn verkehrt, ist mit Winde ausgerüstet. Mittels der Fernsteuerung nach Patent 167893 (vergl. Abb. 6) kann der Kübel an jedem beliebigen Punkt der Bahn heruntergelassen werden. Ueber jedem der drei ersten Füllrümpfe befindet sich ein einstellbarer, über dem letzten ein fester Anschlag. Die einstellbaren Anschläge lassen den Wagen frei durchgehen, wenn sie in die Höhe geklappt sind, bringen aber in niedergeklappter Lage den Kübel zum kippen, indem sie die Verriegelung des Wagenkastens auslösen. Der Betrieb vollzieht sich in der Weise, daß der Ladearbeiter an dem Punkt, wo er arbeiten will, den tragbaren Anlasser (q in Abb. 6) an die zunächst gelegene Anschlußdose anschließt und, indem er den Strom ausschaltet, den Wagen zum Halten bringt. Beim Wiedereinschalten wird der Kübel niedergelassen und gegen einen inzwischen gefüllten Förderkübel umgetauscht, der jetzt aufgezogen wird, worauf der Elektrohängebahnwagen sich in Bewegung setzt und nach dem Generatorenhaus fährt. Hier entleert er sich über dem durch Einstellung des Anschlags bestimmten Füllrumpf und steuert sich dann selbsttätig um, so daß er selbsttätig zur Beladestelle zurückkehrt und hier wieder anhält. In derselben Weise wie für die Förderung vom Eisenbahnwaggon wird die Anlage zum Transport der Kohle vom Lager nach den Generatoren benutzt; auch läßt sie sich ohne weiteres zur Förderung vom Waggon nach dem Lager verwenden. Die Elektrohängebahn dient auch zur Verladung der Asche, die im Generatorenkeller in Muldenkipper gefüllt und unter einen Schacht gefahren wird, über den das Elektrohängebahngleis hinwegführt. Die Mulde wird hier durch die Winde des Elektrohängebahnwagens abgehoben und an einer andern Stelle auf ein auf einem Schienengleis stehendes Untergestell wieder abgesetzt. Bei der Elektrohängebahnanlage, die die Firma Bleichert für die Generatorenanlage der Röhrengießerei der Donnersmarckhütte in Zabrze ausgeführt haben, sind Anordnung und Betrieb im wesentlichen dieselben wie bei der vorbeschriebenen Einrichtung, jedoch ist die Bahnlänge viel geringer, da das Eisenbahngleis bis unmittelbar an das Generatorengebäude heranführt. Der Kübel wird unten beladen, aufgezogen und über die Bunker gefahren, wo er sich an der durch Einstellung des Anschlags festgelegten Stelle entleert, um darauf selbsttätig zurückzukehren. Eine ähnliche Elektrohängebahnanlage zur Generatorenbekohlung lieferte die Firma Bleichert für die Schlesische Aktiengesellschaft für Bergbau und Zinkhüttenbetrieb in Lipine. Bei ihr wird die Kohle aus den Eisenbahnwagen auf einen Rost geschaufelt, wo die großen Stücke zerkleinert werden, und fällt durch den Rost in einen Vorratsbunker, welcher durch einen senkrecht beweglichen Schieber verschlossen ist. Dieser Schieber läßt sich von der Generatorenbühne aus durch eine Kurbel mit Zahnstangengetriebe bewegen. In unmittelbarer Nähe der Kurbel befindet sich auf der Generatorenbühne auch der Anlasser (q in Abb. 6), mit dem der Elektrowindenwagen gesteuert wird. Der Arbeiter kann infolgedessen von seinem Standort aus den Kübel senken, sodann den Schieber öffnen und damit den Wagen beladen, darauf den Kübel heben und ihn schließlich auf die Fahrt nach den Generatorenbunkern schicken, wo er sich selbsttätig entleert und umsteuert. Zum Schluß sei noch darauf verwiesen, daß auch die Führerstandslaufkatze, die, wie bereits von der ferngesteuerten Elektrohängebahn mit Windwerk sich dadurch unterscheidet, daß bei ihr die Steuerung der Arbeitsvorgänge durch den mitfahrenden Führer erfolgt, zur Generatorenbekohlung benutzt worden ist. So hat die Firma J. Pohlig in Cöln-Zollstock, wie aus Michenfelder, Kran- und Transportanlagen, 1912, S. 92, entnommen wird, eine derartige Anlage im Stahlwerk Oeking ausgeführt. Bei ihr werden die aus den Eisenbahnwagen in einen tiefliegenden Bunker ausgeschaufelten Kohlen von dem Selbstgreifer der Hängebahnkatze herausgenommen und über die sich in der Längsrichtung an den Bunker anschließenden Generatoren befördert, um alsdann unmittelbar in letztere geschüttet zu werden.