Titel: | Das Messen von Luftgeschwindigkeiten in Ventilationsanlagen. |
Autor: | Oskar Gerold |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 292 |
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Das Messen von Luftgeschwindigkeiten in
Ventilationsanlagen.
Von Oskar Gerold, beratendem Ingenieur,
Berlin.
(Schluß von S. 279 d. Bd.)
GEROLD: Das Messen von Luftgeschwindigkeiten in
Ventilationsanlagen
2. Gasmengenmessung mittels
Durchflußöffnungen. (Stauränder, Düsen.)
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Abb. 5.
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Abb. 6.
Strömt die Luft innerhalb eines Rohres durch eine Querschnittsverengung, so bildet
sich eine Druckdifferenz zwischen den Räumen vor und hinter der Verengung aus,
welche zur Beschleunigung der Luft in der Verengung dient. Abb. 5 und 6 zeigen den ungefähren
Stromlinienverlauf bei einem Staurand innerhalb und einer Düse am Ende einer
Rohrleitung. Diese Druckdifferenz ist abhängig von unabänderlichen geometrischen
Abmessungen der Querschnittsverengung und evtl. der Rohrleitung, von der
Strömungsgeschwindigkeit und dem spezifischen Gewicht der Luft. Sie bildet demnach
ein Maß der Strömungsgeschwindigkeit und der sekundlich durch den Querschnitt
geflossenen Luftmenge.
Für das durchgeflossene Luftvolumen gilt, kleine Drosseldrucke vorausgesetzt, eine
Gleichung von der Form:
V=k\,\sqrt{\frac{p_1-p_2}{s}},
wobei V das sekundlich
durchgeflossene Luftvolumen in m3, p1 der statische Druck
der Luft vor, p2 hinter
der Verengung in g/cm2, s das spezifische Gewicht der Luft in g/cm3 ist.
Die Konstante k hängt von der geometrischen Gestaltung
des Staurandes, Düse usw. ab, bei Staurändern überdies von der Größe der
Durchflußöffnung im Verhältnis zum Rohrdurchmesser.
Die einfachste Durchflußöffnung ist die in Abb. 7 wiedergegebene
ebene Drosselscheibe mit kreisförmiger scharfkantiger Oeffnung.
Sie sind besonders bequem zwischen zwei Rohrflanschen einzubauen. Ein Düsenkörper von
fast unveränderlicher Ausflußziffer ist der Staurand mit gut gerundeter Mündung
(Abb. 8), der in
der Normaldüse, die von Prof. Dr. Prandtl und Direktor Regenbogen entworfen wurde (Abb. 10), ihre zurzeit vollkommenste Form erhalten hat.
Ist ein durch den Druckabfall bedingter Energieverlust unbedingt zu vermeiden, so
wird die Meßdüse nach Abb.
9 ausgebildet, die als Venturidüse bekannt ist.
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Abb. 11 zeigt einen Meßkopf mit sieben wohlgerundeten
Düsen für Belastungsversuche an Ventilatoren usw.
Schwankungen der Temperatur und des Druckes um ±5 v. H. des der Rechnung zugrunde
gelegten Wertes haben in der Volumen- und Geschwindigkeitsmessung einen Fehler von ±
2,5 v. H. zur Folge.
Bei sehr genauen Messungen sind daher gleichzeitig Temperatur und Druck der
strömenden Luft zu bestimmen. Diese Größen finden in dem korrigierten Wert von 5
(spezifisches Gewicht des betr. Gases oder der Luft) ihren Ausgleich, und zwar ist
s=s_{0,760}\,\frac{273}{273+t}\,.\,\frac{p}{760}, wobei s0,760 das spezifische
Gewicht der Luft bei 0° C und 760 mm Quecksilberdruck, p der statische Druck der Luft in mm Quecksilber, t die Temperatur der Luft in ° Celsius ist. Die Staurohrmessung dient in
erster Linie der Geschwindigkeitsmessung strömender Luftmengen. Sie ist in den
Fällen, wo die Anwendung der Durchflußöffnung ausgeschlossen ist, auch zur
Ermittlung der geförderten Luftmenge durch netzweise Aufnahme der Geschwindigkeit
über den Querschnitt geeignet. Die netzweise Aufnahme von Geschwindigkeiten ist
unerläßlich, sobald die Geschwindigkeitsverteilung durch den Einbau von Drahtgittern
(etwa 4 mm Maschenweite) und Rohrbündeln zum Geraderichten (Abb. 12) gleichförmig über den Querschnitt gemacht
worden ist. Man verfährt hierbei so, daß man den Querschnitt in ungefähr
flächengleiche Unterabteilungen zerlegt, in deren Mittelpunkt eine Messung vornimmt
und den Mittelwert der gefundenen Geschwindigkeiten mit dem Kanalquerschnitt
multipliziert. Spezielle Anwendungsgebiete sind: Prüfungen und Kontrollen an
Ventilatoren, Exhaustoren, Ventilationsanlagen usw.
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Abb. 10.
Die Methode der Durchflußöffnungen dient der unmittelbaren Volumenmessung
strömender Luft. Sie ist für die dauernden Verbrauchsmessungen der Praxis für alle
Temperaturen und Drucke besonders geeignet und gibt die zuverlässigsten Resultate.
Der einfache, ebene Staurand wird dort Verwendung finden, wo ein kleiner
Energieverlust der durch den Druckabfall bedingt ist, verschmerzt werden kann,
Durchflußdüsen – Venturidüsen – dort, wo solche Verluste unbedingt zu vermeiden sind
und höchste Meßgenauigkeit gefordert wird. Die Düsenmessung am Anfang oder Ende
einer Rohrleitung ist mit Vorteil zur fortlaufenden Volumenmessung angesaugter
Luftmengen, unter Zwischenschaltung großer Windkessel auch zur Bestimmung des
volumetrischen Wirkungsgrades von Kolbenpumpen und Kolbenkompressoren zu verwenden,
ferner zur Luftmengenmessung, wenn die Luft aus einer Rohrleitung in einen weiten
Raum (Gasometer) einoder ausfließt.
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Abb. 11.
Zum Messen des statischen Druckes im Innern einer geradlinig strömenden Luft dient
der ringförmige Schlitz des Prandtl-Rosenmüller sehen Staurohrs, welcher eine Druckangabe sehr nahe gleich dem
statischen liefert. Dieses Normalstaugerät ist daher als Einheitsgerät auch für die
statische Druckmessung zu empfehlen. Bedingung für die richtige Angabe ist, daß die
Strömung an der Meßstelle geradlinig und parallel der Achse des kleinen Staukörpers
ist. Im gegenteiligen Falle ist das in Abb. 13
abgebildete Meßgerät zu empfehlen. In einer kleinen zylindrischen Büchse, deren
Mantel eine Reihe von Schlitzen trägt, ist feine Drahtgase spiralig aufgewickelt
eingeschoben. Der in das Innere tretende Luftstrom verliert durch Reibung an der
Drahtgase seine kinetische Energie, so daß nur der statische Druck übrigbleibt,
welcher durch ein Metallröhrchen nach außen geleitet wird.
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Abb. 12.
Den verschiedenen Meßzwecken entsprechend sind einige Formen von Mikromanometern
entstanden, welche Messungen von Drucken bis 0,01 mm W. S. herab gestatten. Diese hohe
Empfindlichkeit wird dadurch erreicht, daß man das Meßrohr, an welchem die Ablesung
des Flüssigkeitsstandes bewirkt wird, stark geneigt an einem weiten Gefäß (weiter
Schenkel) anbringt. Durch die größere oder geringere Neigung des Meßrohres ist man
praktisch in der Lage, jedes Uebersetzungsverhältnis, also jede Empfindlichkeit
herzustellen. Abb. 14 zeigt eine schematische Skizze
eines solchen Mikromanometers. Mit + und – sind die Stellen bezeichnet, an welche
das Staurohr mit gleichem Vorzeichen anzuschließen ist. Bei starker Neigung des
Meßrohres ist eine sehr genaue Horizontierung des Instrumentes erforderlich, um
eineinmal festgelegtes Uebersetzungsverhältnis immer wieder leicht herstellen zu
können. Zu diesem Zweck sind alle Mikromanometer mit kreuzweis angeordneten
Röhrenlibellen und Stellschrauben versehen.
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Abb. 13.
Die Meßröhren sind entweder schwenkbar angeordnet, um beliebige
Uebersetzungsverhältnisse einstellen zu können, oder fest für nur eine festgelegte
Empfindlichkeit.
In Abb. 15 ist das Mikromanometer mit konstantem
Nullpunkt des schwenkbaren Meßrohres nach Dr.-Ing. Berlowitz abgebildet, welches fast allen Anforderungen genügt.
Mit A ist der mit einem besonderen Strahlungsschutz
umgebene weite Schenkel bezeichnet, in welchem mittels eines Metallkonus die
Meßröhre schwenkbar eingesetzt ist. Durch eine Feder wird der Konus sanft in seine
Bohrung gedrückt. Die Anordnung ist hierbei so getroffen, daß der Nullpunkt des
schwenkbaren Meßrohres unter Berücksichtigung der Kapillarerhebung durch die
Drehachse des schwenkbaren Armes geht, so daß beim Einstellen verschiedener
Uebersetzungen der Nullpunkt und Meniskus seine Lage unverändert beibehält.
Nachfüllen von Sperrflüssigkeit beim Uebergang von starker Neigung zu geringer oder
Absaugen beim Uebergang von kleinen zu großen Uebersetzungen, kommt in Wegfall,
wodurch die Handhabung erleichtert wird.
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Abb. 14.
Die Meßröhre ist beiderseitig in Metallfassungen gelagert und durch kleine Gummiringe
abgedichtet. Der Gradbogen trägt zur Einstellung der verschiedenen Uebersetzungen
entweder unmittelbar die Uebersetzung eingerissen oder eine Kreisbogenteilung in ½
°. Ein Nonius am Klemmrahmen gestattet Winkel von 5 zu 5' abzulesen. Die
Füllung des Mikromanometers geschieht zweckmäßig durch den Ablaßhahn hindurch
mittels eines Fülltrichters oder Flasche, welche durch Schlauch mit dem Ablaßhahn
verbunden werden. Das Füllen und Ablassen von Sperrflüssigkeit wird durch Heben oder
Senken des Fülltrichters bewirkt (Abb. 18). Auf dem
Deckel des Instruments befinden sich die Schlauchtüllen zum Anschluß des Staurohres
oder der später beschriebene Hahnkörper.
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Abb. 15.
Die Mikromanometer mit festem Meßrohr mit nur einem Uebersetzungsverhältnis verwendet
man als stationäre Instrumente zur Kontrolle für Lüftungsanlagen, wo sie an der
Zentralschalttafel montiert werden (Abb. 16).
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Abb. 16.
Die Meßskalen sind so eingerichtet, daß sie Druck und Geschwindigkeit abzulesen
gestatten. Da der Nullpunkt durch Abdunsten sich etwas verschiebt, ist die
Geschwindigkeitsskala innerhalb eines kleinen Intervalles verschiebbar. Da die
Meßröhren für Neigung kleiner als 1: 25 sich nicht genügend gerad und kalibrisch
herstellen lassen, sind diese durch Anlegen eines besonders durch Eichung gefundenen
Maßstabes kompensiert. Die Teilung dieses kompensierten Maßstabes wird durch schräge
Verbindung mit der gleichwertigen Teilung eines Millimeterstabes auf den letzten
übertragen, an welchem ihrerseits die Geschwindigkeitsskala gleitet.
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Abb. 17.
Bei dem Mikromanometer nach Dr. Rosenmüller (Abb. 16) sind zwei feste Meßröhren vorgesehen, deren
Neigungen beliebig kombiniert werden können, zur Herstellung von zwei
Meßbereichen.
Das Instrument gestattet infolgedessen ohne jede Umstellung am Instrument,
sowohl kleine als auch größere Geschwindigkeiten zu messen. Wird z.B. der Meßbereich
des stärker geneigten Meßrohres überschritten, so erfolgt die Ablesung an der andern
Meßröhre. Abb. 17 veranschaulicht schematisch den
Vorgang.
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Abb. 18.
Das Instrument ist aus diesem Grunde besonders für die Kontrolle von
Ventilationsanlagen bestimmt, sowohl zum Messen der Luftgeschwindigkeiten in den
Verteilungsleitungen als auch an den Ventilatoren.
Für weniger feine Messungen benutzt man das Mikromanometer Abb. 18, jedoch nur für feste Montierung. Es eignet sich recht gut zum
Messen kleiner Druckunterschiede, z.B. des Druckgefälles an Stoffiltern (+ 0 bis 40
mm WS).
Die Staurohre usw. werden zweckmäßig unter Zwischenschaltung eines Hahnkörpers an die
Mikromanometer angeschlossen, um bequem den Nullpunkt einstellen und kontrollieren
zu können, und um Geschwindigkeiten, statische oder Gesamtdrücke messen zu
können.
In Abb. 19 ist ein Hahnkörper abgebildet, welcher
gestattet, das Mikromanometer zur Nullpunkteinstellung an die freie Atmosphäre zu
legen (Stellung O), den dynamischen (Stellung 2) und
den statischen oder den Gesamtdruck (Stellung 1 und 3) zu messen, seien die beiden letzteren größer
(Stellung 1) oder kleiner (Stellung 3) als Barometerstand.
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Abb. 19.
Nach den Erfahrungen des vorher genannten Ausschusses ist es zweckmäßig, nicht den
für Leistungsmessungen wichtigen Gesamtdruck, sondern den statischen Druck zu
messen. Dieser Hahnkörper wird auch nur mit den Stellungen O und 2 ausgeführt.
Eine besondere Vorrichtung an diesen Hähnen dient dem Ausgleich schnell verlaufender
statischer Druckschwankungen. Tritt eine solche ein, so pflanzt sich bei den
beschriebenen Einschenkelmanometern diese Schwankung auf die Meßröhre unmittelbar
fort, am zweiten Schenkel wird sie durch den Luftraum über der Sperrflüssigkeit
stark gedämpft. Es tritt ein Schwingen des Meniskus ein. Um dies zu vermeiden ist
der Hahnkörper mit einem Hohlkörper versehen, der dem engen Schenkel vorgeschaltet
wird, und dessen Volumen dem des weiten Schenkels entspricht. Gelangen jetzt beim
Messen von Geschwindigkeiten sehn eil verlaufende Schwankungen des statischen
Druckes an das Mikromanometer, so erfahren dieselben auch am Meßrohrschenkel eine
Dämpfung, und zwar in dem gleichen Maße, wie dies am weiten Schenkel stattfindet. An
beiden Schenkeln wächst oder fällt der Druck in gleicher Weise, so daß keine
verschiebenden Kräfte auftreten und eine ruhige Einstellung des Meniskus bewirkt
wird. In Abb. 20 ist ein schematischer Schnitt des
Hahnkörpers gegeben.
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Abb. 20.
Ein weiterer Hilfsapparat dient als Linienwähler für mehrere Meßstellen mit nur einem
gemeinschaftlichen Mikromanometer. Abb. 21 zeigt
einen solchen für eine Schalttafel zum Anschluß von sechs Staurohren.Sämtliche Apparate werden von der Firma G. Rosenmüller, Dresden- N., hergestellt.
Die Anschlußröhren liegen verdeckt an der Rückseite der Schalttafel, nur die Scheibe
mit Handrad und Weiser ist von der. Vorderseite sichtbar. Seine Verwendung ist nur
in Verbindung mit stationären Mikromanometern besonders zu empfehlen.
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Abb. 21. Linienwähler zum Anschluß mehrerer Staurohre an ein
Mikromanometer
Zu beachten ist noch, daß Geschwindigkeitsmessungen mit Staurohr sowie
Volumenmessungen mittels Durchflußöffnungen in unmittelbarer Nähe von Krümmern, vor
oder hinter stärkeren Richtungsänderungen und plötzlichen Querschnittserweiterungen
nicht auszuführen sind. Sämtliche Leitungen sind auf Dichtigkeit zu prüfen. Für
den Fall der Druckmessung in Luft von anderem Raumgewicht als atmosphärische Luft,
ist auch auf die Wirkung von Höhenunterschieden zwischen Druckentnahmestelle und
Manometer Rücksicht zu nehmen.