Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | K. Arndt |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 332 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau
Elektrische Antriebe in mechanischen Werkstätten. Der
aufs äußerste gesteigerte Wettbewerb im heutigen Wirtschaftsleben zwingt den
Fabrikanten, die Gestehungskosten immer weiter herabzudrücken. Für diese Kosten sind
in erster Linie der Arbeitslohn und die von der Stückleistung der Arbeitsmaschine
abhängigen Fabrikationsunkosten, die meist mehrere hundert Prozent des Stücklohnes
betragen, maßgebend. Daher läuft das allgemeine Bestreben darauf hinaus, die
Stückleistung in der Zeiteinheit zu erhöhen. Abgesehen von den mehr oder weniger
selbsttätig arbeitenden Vorrichtungen, die den Zweck haben, die tote Zeit, d.h. die
zum Werkzeugwechsel, zum Anstellen usw. benötigte Zeit, zu verringern, besteht die
Aufgabe auch darin, die eigentliche Arbeitszeit dadurch herabzusetzen, daß die
Arbeits- bzw. Schnittgeschwindigkeit beständig auf der dem Material und dem
Arbeitsverfahren günstigsten Höhe gehalten wird. Tatsächlich ist in dieser
Richtung, wie besonders durch die Arbeiten Taylors und
anderer nachgewiesen, noch erheblich zu gewinnen.
Die Werkzeugmaschinenfabrikanten haben auch diesem Bestreben in weitgehendem Maße
Rechnung getragen. Während man früher mit vier bis acht Geschwindigkeitsstufen
beispielsweise an einer Drehbank auskam, sind heute Bänke mit zwanzig und mehr
Stufen nichts seltenes mehr. Die vielen hierzu benötigten Zahnräder sind natürlich
eine sehr unerwünschte Zugabe, deren Nachteile nicht besonders erörtert werden
brauchen. Trotzdem ist auch hier die Abstufung noch nicht fein genug bzw. auch zu
umständlich einzustellen, um die erwünschte volle Ausnutzung der Maschine zu
gewährleisten.
In Hinsicht darauf, daß in den Werkstätten fast überall schon elektrischer Strom
zur Verfügung steht, würde allen Anforderungen am besten der
Gleichstrom-Nebenschlußmotor entsprechen, dessen Drehzahl in möglichst weiten
Grenzen regelbar sein müßte, um so mit wenigen großen Zahnräder –
Uebersetzungsstufen auszukommen. Leider hatte der Elektromotor den rechtzeitigen
Anschluß verpaßt und muß sich jetzt verlorenes Terrain zurückerobern. Zum Teil mag
der Regelmotor, der durch die Einführung der Wendepole erst überhaupt möglich wurde,
selbst noch mit sich zu tun gehabt haben, anderseits hat die
Elektromaschinenindustrie zum eigenen Schaden viel zu lange versucht, nur normale
Motoren, d.h. was zurzeit als normal angesehen wurde, abzusetzen, und zwar
insbesondere für den Gruppenantrieb von Werkzeugmaschinen, unter Verkennung des
Nutzens, den ein den Bedürfnissen der Praxis angepaßter Regelmotor für den Erzeuger
sowohl, wie für den Abnehmer bringt.
Daß eine feine Geschwindigkeitsabstufung Nutzen bringen muß, ist insofern
selbstverständlich, weil beispielsweise bei Drehbänken die Drehdurchmesser ständig
wechseln, bei Bohrmaschinen wieder Bohrer aller Stärkegrade vorkommen. Jedoch nicht
nur hierin liegt ein Vorteil; die bekannten Maximal-Schnittgeschwindigkeiten 10 m
bzw. 22 m für Bohrer aus Werkzeug- bzw. Schnellarbeitsstahl lassen sich bei
Vorhandensein günstiger Bedingungen, also bei besonders guter Kühlung und
Schmierung, glatt um 100 v. H. überschreiten. Es trifft dies zu für Löcher von einer
Tiefe bis zu etwa dem dreifachen Bohrerdurchmesser. Bei sehr tiefen Löchern oder
beim Durchbohren des Werkstückes ist zur Vermeidung von Bohrerbrüchen wieder eine
geringere Geschwindigkeit angebracht. Die feinen Uebergänge lassen sich in
unerreichbarer Weise durch Bewegung der Kurbel des Nebenschluß-Regulierwiderstandes
beherrschen, ohne daß es gar nötig wäre, die Maschine anzuhalten.
Eingehende Versuche haben ergeben, daß sogar bei einer vollkommen selbsttätig
arbeitenden Drehbank nach Einbau eines Regelmotors die Produktion um 36 v. H, stieg,
bei noch verbesserter Qualität der Arbeit. Bei Hobelmaschinen, die mit
Umkehrreguliermotor versehen wurden, sind Mehrleistungen von 100 v. H. festgestellt
worden. Bei derartiger Ueberlegenheit fallen auch die erhöhten Anlagekosten nicht
mehr ins Gewicht.
Statt daß sich nun die Elektroindustrie mit geschlossenen Kräften auf dieses neue
Gebiet wirft, zersplittert sie diese in einem Kampf unter sich, indem eine Gruppe
den Drehstrom – Kommutatormotor befürwortet, die andere den erwähnten
Gleichstrommotor. Zweifellos hat auch ersterer in den letzten Jahren große
Fortschritte gemacht, aber es liegt doch wirklich kein Grund vor, ihn dort
vorzuziehen, wo Gleichstrom entweder vorhanden ist, oder wo die Umformung von
Drehstrom in Gleichstrom wie hier keine wesentliche Erschwerung bedeutet. Abgesehen
davon, daß Fabrikbetriebe für den Gleichstrom ohnehin eine bedeutend größere
Verwendungsmöglichkeit haben, sind die Anlagekosten bei Drehstrom so erheblich
höher, daß sich bei mehr als drei Antrieben die Aufstellung eines Umformers lohnt.
Es darf auch nicht übersehen werden, daß im Falle der Verwendung von
regulierbaren Drehstrommotoren der Reglerapparat viel schwerer und unhandlicher
ausfällt und jedenfalls nicht mit dem spielend leicht zu betätigenden
Nebenschlußregler der Gleichstrommaschine in Parallele gestellt werden kann.
Obwohl zurzeit über den Ausgang des Streites noch nichts bestimmtes vorausgesagt
werden kann, muß doch festgestellt werden, daß sich an verschiedenen Stellen schon
ein Umschwung zu Gunsten des Gleichstrommotors bemerkbar macht. [C. Pollok in E. T. Z. 1914, S. 382.]
Rich. Müller.
–––––
Ein Kompressor von sehr einfacher Bauart ist in der
Abbildung dargestellt. Die Saug- und Druckventile sind als Kugelventile ausgebildet.
Sie bestehen aus einer großen Anzahl kleiner harter Stahlkugeln, deren Sitze aus
einer Platte auf einfachste Art ausgebohrt sind. Mit dieser Ventilplatte ist eine
andere Platte verschraubt, deren Löcher gegen die Ventilsitze versetzt sind. Die
stehenbleibenden Stege dieser Platte dienen zur Hubbegrenzung für die Kugeln.
Infolge der großen Anzahl der Ventile kann der Ventilhub sehr klein gehalten werden.
Er beträgt 1,5 mm, so daß nur ganz geringe Stöße auf den Sitz auftreten. Die Ventile
besitzen daher eine lange Lebensdauer und verursachen nur geringes Geräusch. Der
schädliche Raum kann so klein wie möglich gehalten werden, da weder Taschen noch
sonstige Hohlräume vorhanden sind. Mit abgenommenem Zylinderdeckel sind auch die
Ventile bloßgelegt, so daß sie leicht und schnell nachgesehen werden können. Kolben
und Schubstange können nach Lösung des Schubstangenkopfes am Kurbelzapfen nach oben
durchgezogen werden.
Textabbildung Bd. 329, S. 332
Die Schmierung der Kurbel, Schubstange und Zylinderwände erfolgt durch Spritzölung in
dem ringsum geschlossenen Kurbelgehäuse. Das an den Enden der Kurbelwelle aus den Lagern
austretende Oel wird durch zwei aufgesetzte Scheiben in das Kurbelgehäuse
zurückgeschleudert. Der kegelförmig ausgebildete Kolben ist unten mit zwei Ringen
versehen, um das Eindringen von Oel in den Kompressorraum zu verhindern.
Besonders bemerkenswert ist die Kühlung. Während der untere Teil des Zylinders in
Höhe der Einlaßschlitze durch die angesaugte Luft gekühlt wird, ist der obere Teil
durch Wasser gekühlt, und zwar ist das Kühlwasser in großer Menge vorgesehen. Der
Mantel besteht aus einem Gefäß für sich, welches die Zylinderwandung umgibt und
unabhängig davon mit dem Maschinenrahmen befestigt ist. Der ganze Zylinderkopf wird
somit allseitig und unmittelbar gekühlt. Diese Konstruktion vermeidet alle Nachteile
in bezug auf die Demontage, welche bei der sonst üblichen Mantel- und Deckelkühlung
auftreten.
Diese Kompressoren werden von der Firma Isaac Storey and
Sons, Limited, Express Foundry Manchester, für Drücke bis 6,5 at und 0,5
bis 8,5 m3/Min. Ansaugemenge ausgeführt. Für
größere Abmessungen wird dieselbe Konstruktion mit Verbundsystem und Zwischenkühlung
angewandt. Der Antrieb erfolgt durch Dampf, Elektromotor oder Transmission.
[Engineering vom 20. Februar 1914.]
Dr.-Ing. Steuer.
–––––
Die Grundlagen einer rationellen Einsatzhärtung. Unter
diesem Titel behandelt in der Zeitschrift für prakt. Maschinenbau vom 31. Januar
1914 Dr.-Ing. R. Schäfer das
heute so wichtige Problem der Einsatzhärtung – auch Zementation genannt – auf
wissenschaftlicher Grundlage. Ist doch die Einsatzhärtung eine mehr durch praktische
Erfahrung gewonnene, ziemlich alte Errungenschaft die schon um 1617 bekannt war. Es
ist deshalb auch nicht verwunderlich, daß die Meinungen der verschiedenen Autoren in
vielen Punkten auseinandergehen. So ist auch heute der Vorgang noch nicht völlig
geklärt, auf welchem Wege der Kohlenstoff aus den umhüllenden Härtemitteln in das
Eisen gelangt. Die größere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß der Kohlenstoff bei
Einhaltung gewisser Bedingungen, wie besonders der ausreichender Temperatur, durch
molekulare Wanderung in das. feste Eisen eintritt. In welcher Form der Kohlenstoff
geboten wird, ob in fester oder von vornherein gasförmiger, scheint ziemlich
gleichgültig zu sein. Außerordentlich wichtig, wenn nicht gar unbedingt notwendig,
ist dagegen das Vorhandensein bestimmter Kontaktstoffe wie Zyansalze, Alkali- oder
Bariumkarbonate usw., deren in der Glühhitze entwickelte Gase, wie man annimmt, als
Kohlenstoffübertrager wirken.
Der vom Eisen organisch gebundene Kohlenstoff gibt diesem je nach dem Grade seines
Vorkommens ein besonderes Gepräge. Gewöhnliches kohlenstoffarmes Eisen bzw. Stahl
enthalten neben reinem Eisen (Fe, auch Ferrit genannt)
als Gefügebestandteil die niedrigste Kohlenstoffverbindung Perlit in geringen
Mengen. Mit Perlit bezeichnet man ein sogenanntes eutektisches Gemenge von reinem
Eisen – Fe (Ferrit) – und Eisenkarbid – Fe8
C– letzteres auch Zementit genannt. Bei wachsendem
Kohlenstoffgehalt nähert sich das Eisen der perlitischen Form, bis es bei 1 v. H.
(genauer 0,95 v. H.) nur aus Perlit = Fe + Fe3
C besteht. Bei über 1 v. H. Kohlenstoff bildet sich
freier Zementit = Fes
C. Die obere Grenze liegt bei schmiedbarem Eisen etwa bei 1,7 v. H. Man
bezeichnet Stahl bei einem Gehalt unter 1 v. H. Kohlenstoff als untereutektisch, bei
1 v. H. als eutektisch, bei über 1 v. H. als übereutektisch, die Zusammensetzung ist
in gleicher Reihenfolge: Ferrit mit Perlit, Perlit allein und Perlit mit
Zementit.
Es ist bekannt, daß kohlenstoffhaltiges Eisen bzw. Stahl bei fortschreitender
Erwärmung eine gewisse Zeit auf einer bestimmten Temperatur beharrt, welchen Zustand
man als Haltepunkt oder kritische Temperatur bezeichnet. Dieses immerhin eigenartige
Verhalten erklärt sich durch eine chemische Umwandlung der vorgenannten
Kohlenstoffverbindungen. Erhitzt man nämlich einen perlitischen Stahl etwa auf 720
bis 750°, so geht der Zementit im Ferrit organisch in Lösung. Beide bilden als feste
Lösung von Ferrit und Zementit einen neuen Gefügebestandteil, der metallographisch
als Martensit bezeichnet wird und als abgeschreckter, polierter und geätzter Stahl
unter dem Mikroskop an seinem nadeligen Aufbau erkannt wird. Der Vorgang ist
endothermischer Natur und verbraucht daher Wärme. Wird ein Stahl aus sehr hoher
Temperatur – etwa 1000° – abgeschreckt, so bildet sich das sogenannte austenitische
Gefüge, wobei der Stahl im Gegensatz zum Martensit weich bleibt.
Bei untereutektischen Stählen ist die kritische Temperatur um so höher, je größer der
Gehalt an Ferrit ist. Bei sehr kohlenstoffarmen Eisen steigt sie bis auf 850 ° Auch
beim übereutektischem Stahl tritt der Lösungsvorgang erst bei höheren Temperaturen
auf. Nach Osmonds Allotropentheorie soll Eisen nur im Lösungszustande, der auch als
γ-Zustand bezeichnet wird, fähig sein, Kohlenstoff aufzunehmen, woraus zugleich eine
vom Material abhängige Einsatztemperatur zu folgern ist.
Aus den für die Praxis bestimmten Bemerkungen des Verfassers sollen hier nur
diejenigen wiedergegeben werden, die nicht schon durch andere Berichte von D. p. J.
vorweggenommen sind.
Als bestes Einsatzmaterial wird eine Mischung von 40 Teilen Bariumkarbonat mit 60
Teilen Buchen- oder Eichenholzkohle empfohlen. Im übrigen ist bei der Auswahl eines
Härtepulvers zu beachten, daß dieses nicht Schwefel oder Phosphor enthält, oder daß
es Wasserstoff entwickelt. Härtepulver, wie auch Füllmasse für tote Ecken
(Kohlenlösche) sollen außerdem völlig trocken sein, da sich andernfalls nachteilige
Einwirkungen auf das Härtegut ergeben.
Beschleunigend auf den Zementationsvorgang wirken Chrom, Wolfram, Molybdän, Mangan,
verzögernd Nickel, Silizium, Aluminium, Titan. Bei einem gewissen Prozentsatz von
Silizium, oder Aluminium hört die Zementierbarkeit gänzlich auf.
Auch dieser Verfasser tritt sehr für eine sorgfältige thermische Nachbehandlung des
eingesetzten Materiales ein, um das durch die Ueberhizung grobkörnig gewordene Stahlgefüge zu
verbessern. Sie besteht in der Regel aus einem zweimaligen Erhitzen und Ablöschen.
Um den kohlenstoffarmen Kern zu verbessern, wird das Stück auf 850 bis 950° erhitzt,
dann abgelöscht, dann der gekohlten, zweckmäßig perlitischen Schicht wegen nochmals
auf 750 bis 800° erhitzt und wieder abgelöscht. Naturgemäß müssen die Eigenheiten
besonderer Stahlsorten besonders berücksichtigt werden, so daß diese Zahlen nur als
Anhalt dienen können.
Rich. Müller.
–––––
Nachbesserung und Schadenersatz bei Maschinenlieferungen.
Es ist einer der allgemeinsten Grundsätze des Bürgerlichen Rechts, daß die
Vertragsverletzung zum Schadenersatz verpflichtet. Vertragsverletzung liegt auch
dann vor, wenn ein Fabrikant oder Lieferant mangelhaft liefert, und wenn der
Besteller dadurch an der Benutzung des gelieferten Gegenstandes verhindert ist und
durch diese Hinderung einen Schaden erleidet. Liefert ein Maschinenfabrikant etwa
eine Maschine, die kurz nach der Lieferung reparaturbedürftig wird, und wird dadurch
der Geschäftsbetrieb des Bestellers beeinträchtigt, so kann er dafür, daß er an der
Benutzung der Maschine verhindert ist, von dem Lieferanten vollen Schadenersatz
verlangen.
In vielen derartigen Lieferungsverträgen wird durch eine besondere Klausel
ausbedungen, daß der Lieferant oder Fabrikant zur unentgeltlichen Abstellung aller
Mängel verpflichtet sein soll, die sich innerhalb einer bestimmten Zeit nach
Lieferung herausstellen. Es fragt sich, ob eine derartige Nachbesserungsklausel die
Rechte und Pflichten der Parteien erschöpfend regelt, ob sie insbesondere den
Besteller auf sein Recht zur Nachbesserung beschränkt, oder ob neben diesem
Nachbesserungsrecht noch der Schadenersatzanspruch des Bestellers wegen
Nichtbenutzbarkeit der gelieferten Sache für die Dauer der Nachbesserung
unbeeinträchtigt bleibt.
Diese Rechtsfrage dürfte höchst zweifelhaft sein. Zugunsten des Bestellers könnte man
anführen, daß die Nachbesserungsklausel den Zweck haben soll, seine Stellung zu
verbessern, daß insbesondere die Nachbesserungsklausel an Stelle einer Garantie
tritt, zu der sich der Lieferant erbietet. Wahrscheinlich auch ist es, daß es einem
Besteller garnicht zum Bewußtsein kommt, daß ein derartiger Vertrag nach der anderen
Seite hin auch eine Einschränkung seiner Rechte enthalten könne.
Für den Lieferanten kann man geltend machen, daß er dadurch, daß er sich zur
unentgeltlichen Abstellung der Mängel für die Dauer einer bestimmten Zeit erbietet,
auch ein gewisses Aequivalent haben will. Er will bereit sein, für alle Mängel
einzustehen, will aber auch seine Pflicht auf die unentgeltliche Abstellung der
Mängel beschränken und nicht der Gefahr ausgesetzt sein, daß er außer seiner Pflicht
– die ihn unter Umständen außerordentlich belasten kann – noch eine weitere
Schadenhaftung zu übernehmen hat. Man kann des weiteren zu seinen Gunsten anführen,
daß jeder Vertrag, zumal wenn er schriftlich abgefaßt wird, falls er überhaupt in
das Detail geht, auch die gegenseitigen Rechte und Pflichten erschöpfen will,
daß daher die Vereinbarung, daß Nachbesserungen unentgeltlich vorzunehmen sind, an
die Stelle des gesamten Mängelhaftungsrecht tritt, und daß alle weiteren Rechte des
Bestellers, soweit sie nicht in dem Vertrag ausdrücklich vorbehalten sind, durch
diese eine Verpflichtung außer Kraft gesetzt werden.
Das Reichsgericht hat diese Frage bei Gelegenheit einer Maschinenlieferung zugunsten
des Lieferanten entschieden. (Das Recht 1913, Nr. 2265.)
Ob die sonstige Rechtsprechung sich dem Vorgange des Reichsgerichts anschließen wird,
muß als sehr fraglich hingestellt werden. Es bleibt stets zu bedenken, daß der
Schadenersatzanspruch des Bestellers ein gesetzliches Recht ist, und es ist immer
prekär, einen Verzicht auf ein gesetzliches Recht anzunehmen, der dem Willen einer
Partei nicht entspricht.
Man sollte daher bei derartigen Lieferungsverträgen ein besonderes Gewicht auf klare
Reglung der gegenseitigen Rechte und Pflichten legen und sollte stets weitergehende
Ansprüche des Bestellers gegen den Lieferanten ausdrücklich ausschließen oder
vorbehalten.
Dr. jur. Eckstein.
–––––
Berechnung von elektromagnetischen Lüftungsbremsen. In der
Praxis finden sich viele Fälle, in denen elektromagnetische Bremsluftmagnete, wie
sie bei Hebezeugen, Aufzügen und Kranen allgemeine Verwendung finden, hinsichtlich
ihrer Hubarbeit unrichtig dimensioniert sind. In der Regel ist der Hub der Magnete
schlecht ausgenutzt, und infolgedessen die Bremswirkung mangelhaft, oder der Hub
reicht nicht aus, das Bremsgestänge bis zur vollständigen Freigabe der Bremsscheibe
zu lüften. In Heft 9 der Zeitschrift „Elektrotechnik und Maschinenbau“ (Wien)
vom 1. März 1914 behandelt nun Ernst Schwarz die
Berechnung elektromagnetischer Lüftungsbremsen unter besonderer Berücksichtigung
dieser Punkte.
Textabbildung Bd. 329, S. 334
Die erforderliche Hubarbeit des Bremsmagneten, die Lage seines Angriffpunktes am
Bremshebel, sowie dessen minimaler Hubwinkel sind nach Festlegung der Konstruktion
der Bremse und nach Ermittlung des Bremshebelmomentes eindeutig bestimmt. In der
schematischen Abbildung bedeutet
P die Zugkraft des Magneten in
kg,
h den Hub des Bremsmagneten in
cm,
H die Hubarbeit des Magneten
in kgcm = P ¾× h,
a den Abstand des
Bremsmagnetangriffs vom Drehpunkt,
Mb das Bremshebelmoment.
Es ist dann:
Mb =
P ∙a, h = a tg a,
daraus folgt:
H = P ∙ h =
Mh tg a.
Zu der errechneten Hubarbeit muß man einen Zuschlag von 40 bis 60 v. H. machen, da
einerseits der Hub des Magneten mit Rücksicht auf die Abnutzung der Bremsflächen nur
mit etwa 80 v. H. ausgenutzt werden kann, und anderseits der Reibungskoeffizient
zwischen Bremsscheibe und Bremsklotz bzw. Bremsband sehr von äußeren Einflüssen
abhängig ist.
Der Abstand des Bremsmagnetangriffspunktes vom Drehpunkt ergibt sich zu
a = h1 cotg a,
h' nimmt man aus den oben
angeführten Gründen nur zu 0,8 h an.
Es besteht ferner folgende Gleichung:
Mb= Ghgh + A a + G g,
worin bedeutet (vgl. die Abbildung)
Gh
das Gewicht des Bremshebels in kg,
gh
den Schwerpunktsabstand des Bremshebels vom Drehpunkt,
A das Gewicht des Magnetankers
samt der Verbindungslasche zum Bremshebel in kg,
G das Zusatzbremsgewicht,
g dessen Schwerpunktsabstand vom
Drehpunkt.
Aus der obigen Gleichung ermittelt sich dann die Größe des Zusatzbremsgewichtes
zu
G=\frac{M_{\mbox{b}}-G_{\mbox{h}}\,g_{\mbox{h}}-A\,a}{g}.
Auf das errechnete G wird man aus den* vorhin erwähnten
Gründen einen Zuschlag von 30 v. H. machen.
Dipl.-Ing. H. Richter.
–––––
Tenderlokomotive. Die Staatseisenbahn auf Java hat seit
1903 für Güterzüge Mallet – Tenderlokomotiven Bauart
2-6-6-0 mit einer Gesamtlänge von 12 m in Betrieb. Die Spurweite dieser Eisenbahn
ist 1,067 m, kleinster Krümmungsradius 150 m. Die Mallet
– Lokomotiven werden nun ersetzt durch Lokomotiven der einfacheren Bauart 1-12-1,
gebaut von der Hannoverschen Maschinenbau- A.-G.,
Hannover-Linden. Die Dampfzylinder haben 540 mm ø und 510 mm Hub. Die Heizfläche
beträgt 167,5 m2, die Rostfläche 2.6 m2, die Dampfspannung 12 at. Der Lokomotivrahmen
besteht aus Platten von 23 mm Dicke, die Rahmenbreite ist möglichst klein mit 830 mm
ausgeführt. Der verlängerte Rahmen trägt den Wasser- und Kohlenbehälter. Der
Kessel besitzt 109 Heizröhren von 5 m Länge und 45 mm lichter Weite. Außerdem sind
18 Ueberhitzerrohre mit 125 mm lichter Weite vorgesehen, in denen ein Ueberhitzer
der bekannten Bauart Schmidt, Kassel-Wilhelmshöhe,
eingebaut ist.
Bei diesen Lokomotiven sind die Seitentender weggelassen, damit dem Führer die
Uebersicht über die Strecke nicht versperrt wird. Solche Tender verdecken auch zu
sehr den Kessel und die Feuerbüchse, dadurch wird deren Ueberwachung erschwert. Ein
Wasserbehälter von 8,5 m3 Inhalt ist deshalb unter
dem Kessel angeordnet, ebenso befinden sich solche zwischen dem Rahmen.
Die Lokomotiven sind mit einer Handbremse und einer selbsttätigen Vakuumbremse
ausgerüstet. Dabei werden die Bremsbacken mit 4000 kg angepreßt. Für lange
Talfahrten ist eine Riggenbach-Bremse vorgesehen. Hierbei
wird die in die Dampfzylinder eingesaugte Luft verdichtet und durch eingespritztes
Wasser gekühlt. Das so erhaltene Dampf-Luftgemisch wird dann noch durch die
Ueberhitzerrohre geleitet, um diese während der Talfahrt zu kühlen. [Engineering
1913, S. 823 bis 825.]
W.
–––––
Frischerhalten von Weißbrot. Eine recht interessante
physikalisch – chemische Untersuchung hat ein Amsterdamer Arzt, J. R. Katz, über das Altbacken-werden von Weißbrot angestellt. Er fand, daß die Kruste des
Weißbrotes knusprig bleibt, wenn die umgebende Luft höchstens 85 v. H. ihres
maximalen Wassergehaltes besitzt. Entzieht man der Luft den größten Teil ihres
Wasserdampfes durch ein Trockenmittel, so trocknet die Brotkrume aus. Diesen
Uebelstand kann man vermeiden, indem man die Luftfeuchtigkeit nicht unter 75 v. H.
sinken läßt. Nun beträgt die Dampfspannung einer gesättigten Kochsalzlösung etwa 75
v. H. von der des Wassers. Katz konnte deshalb das
Altbackenwerden von Brot in einfacher Weise dadurch verhüten, daß er die
frischgebackenen Brötchen in einem Kasten auf Holzlatten legte, auf den Boden des
Kastens einen großen Napf mit gesättigter Kochsalzlösung und überschüssigem Salz
setzte mit einem Ventilator die Luft im Kasten umtrieb und die Lösung schwach
rührte. Von Zeit zu Zeit ist das verdunstete Wasser zu ergänzen. Mit Hilfe einer
solchen einfachen Vorrichtung kann der Bäcker das Weißbrot 12 Stunden lang frisch
erhalten und ohne Nachtarbeit am nächsten Morgen seinen Kunden knusprige Brötchen
mit weicher Krume liefern. [Zeitschrift für Elektrochemie Bd. 19, 1913, S. 663 bis
667.]
K. Arndt.