Titel: Elektrische Installationen in Wohnräumen und Werkstätten.
Autor: Wilhelm Klement
Fundstelle: Band 329, Jahrgang 1914, S. 451
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Elektrische Installationen in Wohnräumen und Werkstätten. Von Oberingenieur Wilhelm Klement in Finkenkrug. (Fortsetzung von S. 409 d. Bd.) KLEMENT: Elektrische Installationen in Wohnräumen und Werkstätten Textabbildung Bd. 329, S. 451 Abb. 11. Papierrohr mit Blechmantel.Abb. 12. Stahlpanzerrohr mit Papiereinlage.Abb. 13. Stahlschlitzrohr ohne Einlage (sogen. Peschelrohr). Die Verlegung auf Rollen und Klemmen ist zwar an sich durchaus zulässig, die Leitungen leiden aber doch in Fabrikbetrieben häufig unter Staub und Schmutz, weswegen man in modernen Fabrikanlagen Rohrverlegung immer mehr bevorzugt. Häufig verwendet man Papierrohre mit verbleitem Eisen-Blechmantel (Abb. 11), obwohl diese dem Werkstattscharakter nicht entsprechen und auch nicht genügend widerstandsfähig sind gegen Stoß und Druck. Sehr solide sind dagegen sogen. Stahlpanzerrohre (Abb. 12), bestehend aus Stahlrohr mit Papierauskleidung, geeignet für Schraubverbindungen. Am besten für Werkstätten geeignet sind zweifellos mit eingebrannt schwarzglänzendem Emaillelack versehene Stahlschlitzrohre ohne Auskleidung (Abb. 13). Dieses unter dem Namen Peschelrohr seit zehn Jahren verwendete System besitzt an Stelle der kostspieligen Schraubverbindungen Einsteckmuffen, in welche sich die federnden Enden der Rohre glatt einführen lassen. In solcher Art werden die Rohre sowohl unter sich, wie auch mit den Abzweigdosen usw. verbunden. Der Fortfall der Gewinde ermöglicht bei diesem System schwächere Wandstärken, die aber allen Anforderungen in bezug auf mechanische Festigkeit gegen Druck und Stoß sowie Beanspruchung auf Biegung und Knickung noch vollauf genügen. Da die Montage dieses Systems wesentlich bequemer ist, als die des Stahlpanzerrohrs, so hat sich das Peschelsystem in Werkstätten als besserer Ersatz für Papierrohr und billigerer Ersatz für Stahlpanzerrohr recht gut eingeführt. Textabbildung Bd. 329, S. 451 Abb. 14. Mit 1 cm Wandabstand verlegte Peschelrohre der Berliner Untergrundbahn. Bei Montage von Rohren in der Werkstatt ist es ratsam, Rohre und Dosen mit etwa 1 cm Wandabstand zu installieren (Abb. 14). Wagerecht verlaufende Rohre werden im allgemeinen an den Wänden, bei sehr weiten Räumen aber ebenso vorteilhaft an der Decke verlegt. Dies gilt besonders für Decken mit fortlaufenden Unterzügen, bei diesen können die Rohre ohne Bedenken auch quer verlaufend verlegt und an den Unterzügen mit eigens dafür konstruierten Schellen befestigt werden (Abb. 15). Die Rohre erweisen sich hierbei steif genug und können ohne weitere Stütze an Unterzügen befestigt werden, deren Abstand bis zu 1 m betragen kann. Es hat sich ergeben, daß die nackte Leitungsverlegung auf Rollen in diesem Falle unzweckmäßiger und teurer ist als die Verlegung in Peschelrohren. Auch bei Shedbauten ist das Peschelsystem von Bedeutung. Die Rohre werden hier zweckmäßig an Spannseilen aufgehängt, die zugleich auch die Anschlußdosen für die Glühlichtpendel usw. tragen (Abb. 16). Textabbildung Bd. 329, S. 452 Abb. 15. Peschelrohr an Gewölbedecken befestigt an den Unterzügen. Textabbildung Bd. 329, S. 452 Abb. 16. Peschelrohr am Spannseil in Shedbauten. In den zu der Fabrik gehörigen Bureauräumen eignet sich, wie langjährige Erfahrung lehrt, außer Zweifel am besten wie gesagt der Rohrdraht. Er darf entsprechend den Vorschriften des Verbandes nur erkennbar auf der Wand verlegt werden. Seine Anpassungsfähigkeit und seine geringe Stärke erübrigen aber auch die Verlegung in die Wand, da das ganze Rohrdrahtsystem wenig aufträgt und bei exakter Verlegung ziemlich unauffällig wirkt, zumal es auch in offene Putzrinnen verlegt werden darf. Die Verlegung auf der Wand hat gerade in Bureauräumen die große Annehmlichkeit, die Leitungen ohne Mühe von einem Ort zum andern versetzen zu können. Diese Bequemlichkeit ist in Bureaus von besonderm Vorteil, weil diese erfahrungsgemäß ständigem Umbau, zum mindesten aber ständiger Veränderung in der Anordnung der Arbeitsplätze usw. unterworfen sind. Eine hervorragende Eigenschaft des Rohrdrahtes ist seine Biegsamkeit. Sie ermöglicht es, den Rohrdraht jedem Profil und jeder Krümmung von Wand oder Decke anzupassen. Unauffällig kann Rohrdraht an Türpfosten und Zimmerecken eventl. auch an der Scheuerleiste des Fußbodens verlegt werden (Abb. 17). Im Gegensatz hierzu ist das Peschelrohr steif und unbiegsam und zwingt infolgedessen zur Verlegung in geraden Linien, wobei für Krümmungen im allgemeinen fabrikationsmäßig hergestellte passende Bogenstücke verwendet werden müssen. Eine Peschelrohranlage macht deswegen insbesondere auf den weißen Wänden der Werkstatt stets einen sehr gefälligen und säubern Eindruck. Den Rohrdraht in gleicher Weise geschmackvoll zu verlegen, hängt sehr von der Geschicklichkeit des Monteurs ab. Auch aus diesem Grunde wird man überall da, wo Leitungen in großen Scharen verlegt werden müssen, (in der Werkstatt) Peschelrohr verwenden. Da, wo sie nur einzeln vorkommen und möglichst unauffällig wirken sollen (im Bureau) wird man dagegen Rohrdraht bevorzugen. Textabbildung Bd. 329, S. 452 Abb. 17. Rohrdraht in der Zimmerecke; Rührdraht am Türpfosten; Rohrdraht wager. mit Deckenabstand – senkr. außerhalb der Wohnung. Von Wichtigkeit ist bei Rohr- und Rohrdrahtverlegung die Einführung der Rohre oder Rohrdrähte in die Abzweigdosen, Sicherungen, Verteilungstafeln, Drehschalter, Steckdosen und Beleuchtungskörper. Die Verschiedenartigkeit der jeweiligen Durchmesser und die Anzahl sowie die Richtung der zu verwendenden Rohre oder Rohrdrähte stellt hier an die Apparate die mannigfaltigsten Anforderungen, verlangt aber auch von dem Monteur ein gehöriges Maß von Geschicklichkeit und Ordnungssinn. Apparate mit Rohreinführung sind zumeist ganz ungeeignet für Rohrdraht und umgekehrt. Die Vorschriften des Verbandes drängen aber auf genaue Einführung insofern, als auch bei offener Leitungsverlegung alle im Handbereich liegenden Leitungen gegen mechanische Beschädigung (zweckmäßig durch Rohre) geschützt sein müssen. Diese Rohre müssen natürlich mit ihren Mündungen tief in den Sockel der Apparate hineinragen. Textabbildung Bd. 329, S. 453 Abb. 18. Abzweigstück für Rohrdraht mit Mantel als Rückleitung. Textabbildung Bd. 329, S. 453 Abb. 19. Schalterabzweigstück für Rohrdraht mit Mantel als Rückleitung. Textabbildung Bd. 329, S. 453 Abb. 20. Abzweigstück für Peschelrohr als Rückleitung. Textabbildung Bd. 329, S. 453 Abb. 21. Abzweigstück für Rohrdraht ohne Mantelrückleitung. Der Rohrmantelals Stromrückleitung. In bezug auf die Leitungsverlegung interessant ist die Frage der Verwendung des Rohr- oder Rohrdrahtmantels als Rückleitung. Diese Verlegungsart ist zum mindesten sehr einfach und billig, da hierbei nur die Hälfte des Leitungsdrahtes benötigt wird; sie hat sich für Zweileiterund Dreileitergleichstrom sowohl wie für Drehstrom mit Nulleitung durchaus bewährt. Man hat nur zu beachten, daß stets der Mantel wirklich als Nulleitung benutzt wird. Ein Irrtum ist hierbei ausgeschlossen, wenn für genannte Verlegungsart Klemmen und Verbindungsstücke benutzt werden, die besonders hierfür vorgesehen sind (Abb. 18 bis 22). In Fabrikanlagen haben sich derartige Installationen vielfach seit Jahren gut bewährt und zwar unter Verwendung von Peschelrohr mit 8 mm lichtem ⌀. Niemals haben sich hierbei Störungen an den Verbindungsstellen der blank geschabten Rohrenden und Muffen gezeigt. Ratsam ist übrigens bei dieser Verlegungsart, den Mantel als Rückleiter nur für die Verteilungsleitungen zu benutzen, also diejenigen Leitungen, die von den Verteilungstafeln ausgehen und selten mehr als 10 Amp. zu führen haben. Textabbildung Bd. 329, S. 453 Abb. 22. Abzweigstück für Peschelrohr ohne Rohrrückleitung. (Schluß folgt.)