Titel: Elektrische Installationen in Wohnräumen und Werkstätten.
Autor: Wilhelm Klement
Fundstelle: Band 329, Jahrgang 1914, S. 481
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Elektrische Installationen in Wohnräumen und Werkstätten. Von Oberingenieur Wilhelm Klement in Finkenkrug. (Schluß von S. 453 d. Bd.) KLEMENT: Elektrische Installationen in Wohnräumen und Werkstätten Textabbildung Bd. 329, S. 481 Abb. 23. Patronensicherung A und B = Element (Sockel und Kappe), C u. D = Schraubstöpsel (D Patrone, C Kopf), E = Paßschraube für die Unverwechselbarkeit der Patrone Textabbildung Bd. 329, S. 481 Abb. 24. Streifensicherung Sicherungen. Als Sicherungen kommen in modernen Anlagen bis zu 200 Amp. ausschließlich Patronensicherungen zur Verwendung (Abb. 23), nachdem bis zu 60 Amp. Streifensicherungen (Abb. 24) neuerdings außer in elektrischen Betriebsräumen verboten sind. Verbandsmäßig sollen Sicherungen so beschaffen sein, daß sie von unterwiesenem Personal gefahrlos bedient werden können. Schon diese Forderung allein drängt zur Verwendung von Patronensicherungen. – Für die Betriebs- und Feuersicherheit, zum mindesten aber zum Schutz der Leitungsisolation ist die genaue Wirkung der Sicherungen unbedingt erforderlich. Sie bildet die Grundlage zu den Belastungstabellen für isolierte Leitungen, wie sie der V. D. E. im Jahre 1907 aufgestellt hat. Bei diesen Tabellen wurden die zulässigen Leitungsbelastungen mit den Grenzstromstärken der Sicherungen in bestimmte Beziehungen gebracht, und zwar sind die Patronensicherungen so bemessen, daß sie unzulässig hohe Belastungen der Leitungen nach einigen Stunden abschalten, wenn diese Belastungen nur um wenige Prozent das Zulässige überschreiten. In kürzerer Zeit schmelzen sie ab bei entsprechend höheren Ueberlastungen, und zwar bei etwa dem doppelten der Normalbelastung in einigen Minuten und bei Kurzschluß in Bruchteilen von Sekunden, wobei als Kurzschluß mindestens das Fünffache des Betriebsstromes angesehen wird. Die Sicherungspatronen müssen also überlastungs- und kurzschlußsicher sein, d.h. in beiden Fällen den Strom sicher unterbrechen, und zwar ohne Feuererscheinung, ohne Knall und ohne etwa zu explodieren, sie müssen abschmelzen ohne die Umgebung irgendwie in Mitleidenschaft zu ziehen. Der über 60 Amp. nur noch in elektrischen Betriebsräumen, also nicht in Werkstätten zulässige Schmelzstreifen läßt größere Leistungsüberlastungen zu wie die Sicherungspatronen (Abb. 25). Textabbildung Bd. 329, S. 481 Abb. 25. Der Schmelzstreifen schmilzt mit offener Flamme und erzeugt bei Kurzschluß heftigen Knall, kann zur Zerstörung der Anschlußklemmen führen und leicht das ihn umgebende Gehäuse zertrümmern. – Nicht minder unangenehme Erscheinungen können freilich auch bei schlecht konstruierten Patronen auftreten, desgleichen bei reparierten Patronen, (Abb. 26). Auch können Sicherungspatronen für niedere Spannung in Anlagen mit höheren Spannungen verwendet, außerordentlich gefährlich werden. Um sich dagegen zu schützen, sollte man nur die besten Fabrikate benutzen, das Reparieren auf jeden Fall unterlassen und nur Systeme verwenden, bei denen das Einsetzen von Patronen für niedrige Spannung in Anlagen mit höherer Spannung mechanisch verhindert wird (Abb. 27 u. 27 a). Um die Leitungen, Apparate und Maschinen sicher gegen Ueberlastung zu schützen, müssen die Patronen auch hinsichtlich der Verwendung von solchen höherer Stromstärke in Anlagen für niedrigere Stromstärke konstruktionsmäßig unverwechselbar sein (Abb. 28). Textabbildung Bd. 329, S. 482 Abb. 26. Feuererscheinungen bei schlechten Patronen. Maßstab 1 : 20 Kurzschluß; Ueberlaslung Textabbildung Bd. 329, S. 482 Abb. 27. Patronen verschiedener Längen für verschiedene Spannungen Textabbildung Bd. 329, S. 482 Abb. 27a. Patrone für 250 V, in Element für 500 V unverwendbar Textabbildung Bd. 329, S. 482 Abb. 28. System zweiteiliger Schraubstöpsel und zugehöriger Paßschrauben zur Erzielung der Unverwechselbarkeit in bezug auf Stromstärke; Normalsystem der Vereinigung der Elektrizitätswerke. Der Verband Deutscher Elektrotechniker und die internationale Vereinigung der Elektrizitätswerke haben sich der Sicherungsfrage in ganz besonderer Rührigkeit angenommen. Hierdurch wurde ein System geschaffen, das berufen ist, früher oder später als Normalsystem überall zur ausschließlichen Verwendung zu gelangen (Abb. 28 und 29). Als Mindestspannung gelten hierbei 500 Volt. Textabbildung Bd. 329, S. 482 Abb. 29. Zweiteiliger Schraubstöpsel mit Anzeigevorrichtung Normal-Diazestöpsel Textabbildung Bd. 329, S. 482 Abb. 30. Sicherungselement Textabbildung Bd. 329, S. 482 Abb. 30a. Schalttafel-Sicherungselement Textabbildung Bd. 329, S. 482 Abb. 31. Hausanschlußsicherung in gußeisernem Gehäuse Textabbildung Bd. 329, S. 482 Abb. 32. Aeltere Verteilungstafeln mit rückwärtigen Verbindungen unter Verwendung von Schalttafelelementen. Vorderseite; Rückseite Haupt- und Verteilungssicherungen. Zur Sicherungspatrone gehört das Sicherungselement (Abb. 30 und 30a), in welches erstere eingesetzt wird. Dieses wird für die Hauptsicherung gewöhnlich in einen gußeisernen Kasten für Kabelzuführung und Ableitung von Gummiaderleitungen in Stahlpanzerrohr ausgeführt (Abb. 31). Für die Verteilung der Stromkreise werden verbandsgemäß möglichst viele Elemente auf gemeinsamer Unterlage installiert, und zwar angeschlossen an durchgehende Sammelschienen. Solche auf gemeinsamer Unterlage montierte Sicherungen werden als Verteilungstafeln bezeichnet (Abb. 32). Die Unterlage kann hierbei eine Platte aus Isolierstoff oder Metall, aber auch ein Gestell aus Metalleisten darstellen. – Mit Hilfe der Verteilungstafel wird die Verbandsforderung erfüllt, die Sicherungen der einzelnen Stromkreise möglichst zu zentralisieren, um sie bequem zugänglich zu machen. In der Anzahl der auf gemeinsamer Unterlage angeordneten Sicherungen sollte man sich indessen beschränken und nicht etwa 50 und mehr Stromkreise von einer Verteilungstafel ableiten, da die Betriebssicherheit hierdurch vermindert werden könnte. Der Verband fordert für Verteilungstafeln eine Anordnung, welche es ermöglicht, alle Klemmen von vorn zu kontrollieren, ferner wird verlangt, daß die Rückseite bei an der Wand befestigten Tafeln gegen Fremdkörper unzugänglich gemacht wird, beispielsweise durch eine Umrahmung. Bei modernen Konstruktionen ist dieser Vorschrift dadurch Rechnung getragen, daß der Rahmen konstruktionsmäßig ein geschlossenes Ganzes mit den Sicherungselementen bildet (Abb. 33). Ueber die Forderung hinaus, die Leitungsklemmen zwecks Kontrolle von vorn zugänglich zu machen, hat man diese Verteilungstafeln so ausgeführt, daß auch die ganze Schaltung von vorn kontrollierbar angeordnet wird, also nicht nur die Klemmen. Textabbildung Bd. 329, S. 483 Abb. 33. Tafel mit teilweise entfernten Sicherungskoppen Moderne Verteilungstafel mit Umrahmung. Abgenommener Rahmen; Sämtliche Klemmen, Leitungen und Schienen liegen auf der Vorderseite Textabbildung Bd. 329, S. 483 Abb. 34. Dreileiter-Verteilungstafel für doppelpolige Abzweige, einpolig gesichert Peschelrohr als Rückleitung Textabbildung Bd. 329, S. 483 Abb. 35. Dreileiterverteilungstafel für doppelpolige Abzweige, doppelpolig gesichert Textabbildung Bd. 329, S. 483 Abb. 36. Verteilungssicherung in gußeisernen Kästen Die Verteilungsleitungen werden sowohl einpolig, wie auch mehrpolig gesichert. Die einpolige Sicherungsart wird vornehmlich in Gleichstrom-Dreileiteranlagen durchgeführt, in neuerer Zeit aber auch sehr viel in Drehstromanlagen mit Nulleiter. Die Verteilungstafel wird hierdurch natürlich wesentlich einfacher, insbesondere, wenn der Rohr- oder Rohrdrahtmantel, wie vorher behandelt, als Stromrückleitung dient (Abb. 34 im Vergleich zu Abb. 35). Eine sehr solide Richtung, die sich für leichte und schwere Werkstattsbetriebe in letzter Zeit durchringt, ist diejenige, Verteilungssicherungen vollständig in Gußeisenkästen einzubauen, ähnlich den Kästen für die Hauptsicherungen (Abb. 36). Textabbildung Bd. 329, S. 484 Abb. 37. Kombinierte Zählerverteilungstafel mit Zähler, Hauptsicherungen und Verteilungssicherungen Zählertafeln. Die Aufstellung der Zähler erfolgt in zweierlei Arten, entweder installiert man sämtliche Zähler in zentralisierter Anordnung in einem gemeinschaftlichen Raume und die Verteilungssicherungen alsdann hiervon getrennt in den einzelnen Verbrauchsräumen, oder man ordnet die Zähler einzeln an, und zwar in nächster Nähe der zugehörigen Verteilungstafel. Die letztere Art ist die meist verbreitete. Für diese hat sich in den letzten Jahren die Richtung Geltung verschafft, Zähler und Verieilungssicherungen usw. auf einer gemeinsamen Unterlage mit gemeinsamer Umrahmung anzuordnen (Abb. 37). Gegenüber der getrennten Montage von Zähler und Verteilungstafeln bietet diese Anordnung in bezug auf Montagekosten und Raumersparnis, Reinhaltung usw. ganz erhebliche Vorteile. Die kombinierte Zählerverteilungstafel wird vollständig geschaltet von der Fabrik geliefert, während bei getrennter Anordnung diese Schaltung dem Monteur am Montageplatz überlassen werden muß. Ganz verwerflich, aber leider noch vielfach geübt, ist die Montage von vielen Schaltern und Sicherungselementen, Zählerprüfklemmen usw., jedes für sich auf besonderen einzelnen Mauerdübeln, statt auf einer gemeinsamen Unterlage. Dieses Verfahren wird in den soeben beschlossenen Vorschriften des V. D. E. als unzulässig verworfen. Sehr einfach gestaltet sich die Installation der Rohre oder Rohrdrähte bei oben beschriebenen kombinierten Zählerverteilungstafeln, da man nur nötig hat, die Rohre oder Rohrdrähte unterhalb des bearbeitungsfähigen Rahmens einmünden zu lassen. Der Rahmen läßt sich zu dem Zweck wie bei den Verteilungstafeln Abb. 33 nach vollendeter Schaltung bequem über die ganze Verteilungsanlage stülpen. Textabbildung Bd. 329, S. 484 Abb. 38. Zu hoher Schalter mit hervorstehendem, leicht locker werdendem Griff; Niedriger Schalter mit versenkt liegendem flachem Griff Schalter. Die Betriebssicherheit einer Anlage ist recht wesentlich abhängig von den Installationsschaltern, den sogenannten Dosen- oder Drehschaltern. Ist schon in Wohnräumen das Versagen eines Drehschalters von recht unliebsamen Folgen begleitet, so wirkt ein solches Versagen im Werkstattbetrieb noch unangenehmer. Der Drehschalter für die Werkstatt muß demzufolge massiver, solider und kräftiger, kurzum dauerhafter gehalten sein, als der zierlich gebaute Drehschalter für die Wohnung. Man wird also am besten zu gekapselten Schaltern greifen von möglichst geringer Bauhöhe und verdeckt angeordneten kräftigen Griffen (Abb. 38 und 39). – Zu prüfen ist die Lebensdauer der Schalter. Die vom Verband vorgeschriebene Mindestleistung von 5000 Schaltungen genügt für Werkstattbetrieb in vielen Fällen absolut nicht, 20000 Schaltungen ist hierfür das Mindestmaß. Zweckmäßig sind Schalter, bei denen die dem Verbrauch ausgesetzten Teile ersetzbar sind (Abb. 40). Steckvorrichtungen. Die Anschlußvorrichtungen, verbandsrichtig Steckvorrichtungen genannt, können im Werkstattbetrieb garnicht solide genug ausgeführt werden. Dosen aus zerbrechlichem Porzellan und leichte, kleine Stecker aus Hartgummi, wie sie leider häufig in Werkstätten anzutreffen sind (vergl. Abb. 1), müssen natürlich dem rauhen Werkstattsbetrieb sehr bald unterliegen. In der Verwendung wesentlich billiger, da betriebssicherer und ungefährlicher, sind auch hier besondere Werkstattkonstruktionen mit Gehäusen aus Metall oder starkwandigem, zähem Isolierstoff. Die Stifte des Steckers sollten auf jeden Fall mit einem Schutzkragen versehen sein (Abb. 39); gegen ungewünschtes Herausziehen des Steckers sind Haltevorrichtungen unumgänglich notwendig, vor allem aber sollte bei Steckern, Kupplungs- und Hängedosen für sichere Entlastung und Befestigung der Leitungen Sorge getragen werden. Textabbildung Bd. 329, S. 485 Abb. 39. Gekapselte Steckvorrichtung mit Blockierschalter, dessen Griff innerhalb eines Schutzkragens liegt. eingeschaltet Stecker blockiert; ausgeschaltet Stecker nicht blockiert Textabbildung Bd. 329, S. 485 Abb. 40. Drehschalter mit auswechselbarem Schaltkopf Textabbildung Bd. 329, S. 485 Abb. 41. Gekuppelte Steckvorrichtung mit Schutzkrage am Stecker und an der Dose, nach Vorschlägen des V. D. E. Die Frage zweckmäßiger, zuverlässiger, haltbarer und ungefährlicher Steckvorrichtungen beschäftigt sowohl die Konstrukteure, wie auch den Verband Deutscher Elektrotechniker seit Jahren, ohne indessen schon eine allen Anforderungen genügende Lösung gefunden zu haben (Abb. 41). Hierüber wurde berichtet in der E. T. Z. 1912, Heft 13. Decken-Anschlußdosen. Von Bedeutung für die Werkstatt sind auch die Anschlußvorrichtungen für Leitungen, die von der Decke herabhängen und vornehmlich für Beleuchtung, in neuerer Zeit auch zum Anschluß von Motoren usw. notwendig sind. Bei diesen als Deckenanschluß- oder Pendeldosen bezeichneten Apparaten ist besondere Sorgfalt zu legen auf richtige Konstruktion der Anschlüsse für die festen und beweglichen Leitungen, für letztere ist wieder für gute Leitungsentlastung zu sorgen (Abb. 42 u. 43). In staubigen, schmierigen und feuchten Betrieben, auch in feuergefährlichen muß die Pendeldose sichere Abdichtung haben, und zwar zunächst für die an der Wand verlegten Rohre, wie auch für die Schutzhülle der herabhängenden Leitungen. Da an der Pendeldose und deren Leitung oft schwere Armaturen, Steckdosen usw. aufgehängt werden, muß die Dose selbst kräftig gehalten und solide befestigt werden, die Pendelleitung muß eine kräftige Tragschnur haben, falls die Armatur usw. nicht von einem Rohr getragen wird. Zweckmäßig ist es, die Pendeldose so einzurichten, daß man sie an der Decke leicht versetzen kann, um zu der Ortsveränderlichkeit der Arbeitsplätze leicht folgen zu können. Mit zunehmender Ausdehnung der Werkstatträume wird zweifellos die Pendeldose mehr und mehr an Bedeutung gewinnen, falls man nicht vorzieht, Horizontalleitungen auf den Werktischen zu verlegen, und hier eine entsprechende Anzahl von Steckdosen vorzusehen. Textabbildung Bd. 329, S. 485 Abb. 42. Moderne Pendeldose, bestehend aus Anschlußfuß für die festen Leitungen und Anschlußkopf für die beweglichen Textabbildung Bd. 329, S. 485 Abb. 43. Veraltete Ausführung einer Pendeldose für Schnurleitung Glühlichtbeleuchtung. Die bedeutsamen Fortschritte der Glühlampentechnik haben bekanntlich in den letzien Jahren die Glühlichtbeleuchtung außerordentlich gefördert. Die Metallfadenlampe hat das elektrische Licht mit einem Schlage so billig gemacht, daß es mit anderen Lichtquellen bestens konkurrieren kann. Sein billiger Preis gestattet es nun auch, direkte Lichtstrahlen durch Schirme und Glocken abzublenden, und so eine angenehme, ruhige Lichtfülle zu erzielen. Seit Schaffung der hochkerzigen Lampe drängt die aufblühende Entwicklung der Glühlichtbeleuchtung für Innenräume seit kurzem zweifellos zur Allgemeinbeleuchtung mittels weniger hochkerziger Glühlampen an Stelle der Einzelplatzbeleuchtung mit kleinen Lampen. Textabbildung Bd. 329, S. 486 Abb. 44. Wasserdichte Porzellan-Armatur Textabbildung Bd. 329, S. 486 Abb. 45. Flache Armatur für Decken und Wände Textabbildung Bd. 329, S. 486 Abb. 46. Flache Armatur für Wände Textabbildung Bd. 329, S. 486 Abb. 47. Decken-Azette Die Einzelplatzbeleuchtung hat denn auch nur noch in wenigen Fällen Berechtigung, so in kleinen, schmalen, verstellten und verbauten Räumen, wie in kleinen Bureaus, Korridoren, Lagerräumen, Kellern usw. Zweckmäßig sind in letzterem Falle Einzelarmaturen an der Decke nach Abb. 44 und 45 oder zur Befestigung an den Wänden nach Abb. 45 und 46; für bessere Räume eignet sich die Deckenazette (Abb. 47), wenn nicht von der Decke herabhängende Pendel etwa nach Abb. 48 bis 49a vorteilhafter erscheinen. Die Konstruktion dieser oft rauher Behandlung ausgesetzter Apparate muß natürlich lichttechnisch richtig und für den Gebrauch zweckmäßig sein. Die Glühlichtarmatur sollte aus möglichst wenigen mechanisch unempfindlichen Einzelteilen bestehen. Schalter in Armaturen sind nach Möglichkeit zu vermeiden, da sie in dieser untergebracht nicht solide genug konstruiert werden können. Praktischer sind Schalter an der Wand oder, mit Zugschnur bedienbar, an der Decke. Nicht unwesentlich ist die Form und Art des Reflektors. Für spezielle Arbeitsplatzbeleuchtung ist er zweckmäßig von trichterförmiger Gestalt, nach Abb. 48, besteht aus grün überfangenem Milchglase oder Blech und birgt tief in seinem Innern die Glühlampe, deren Lichtausbeute er für vorliegenden Zweck durch seine Tiefe wesentlich verbessert und die Lampe zugleich sicherer gegen Verletzungen schützt, wie die bisherigen Armaturen mit flachem Reflektor und Schutzkorb (Abb. 50). Dieselbe Armatur kann für gleichzeitige Beleuchtung von Arbeitsplatz nebst Decken und Wänden verwendet werden, wenn sie mit durchscheinendem Milchglasschirm versehen ist, wobei dieser ebenfalls die Lampe vollständig einhüllt (Abb. 48), (vermeiden sollte man glitzerndes Klarglas). Zweckmäßig sind solche Armaturen dann für Korridore, Empfangsräume, Einzelzimmer usw. Eine bessere Abart der gewöhnlichen Hängearmatur, bestehend aus Fassung, Schalenhalter und Blechreflektor nach Abb. 50 stellt die sogen. Hängeazette dar. Ihr schön geschweifter Blechmantel verdeckt nach Abb. 51 alle unschönen Teile der Fassung und des Glühlampensockels und bildet mit der Glühlampe selbst einen harmonischen Abschluß (letztere wird zweckmäßig mattiert verwendet (vgl. auch Abb. 47). Textabbildung Bd. 329, S. 486 Abb. 48. Beleuchtungspendel mit tiefem trichterförmigem Schirm und mit der Decke abschließendem Baldachin Textabbildung Bd. 329, S. 486 Abb. 49. Moderne aus wenigen dauerhaften Einzelteilen bestehende Pendelarmatur Textabbildung Bd. 329, S. 486 Abb. 49a. Pendelarmatur nach 49 im Schnitt Textabbildung Bd. 329, S. 486 Abb. 50. Veraltetes Beleuchtungs-Pendel mit flachem Schirm und besonderem Schutzkorb. Baldachin falsch, da von der Decke abstehend Textabbildung Bd. 329, S. 486 Abb. 51. Hängeazette mit Blechmantel und Kugellampe, deren Ballon den Abschluß mit dem Mantel bildet Zur Einzelplatzbeleuchtung gehören u.a. auch die Tisch- und Handlampen. Beiden hat man in den letzten Jahren größere Beachtung geschenkt. Besonders die Tischlampe für Werkstattzwecke und Bureauräume hat neuerdings Formen erhalten, die bessere Lichtausbeute bewirken, wobei die Lampe durch leichtbedienbare Gelenke so eingestellt werden kann, daß sie bei bester Beleuchtung des Werkstückes den Arbeitenden weder blendet noch sonstwie behindert (Abb. 52 und 53). Die Handlampe hat vor einigen Jahren einer ministeriellen Verfügung zufolge Verbesserungen erfahren, die dringend nötig waren, da durch schlecht konstruierte Handlampen nicht wenig Todesfälle verursacht wurden. Bei der vorschriftsmäßigen Handlampe nach Abb. 54 besteht der eigentliche Körper aus zähem Isolierstoff und dient als Träger von Fassung und Schutzkorb ev. auch Schirm, im Gegensatz zu den veralteten Konstruktionen, bei denen eine einfache Blechfassung mit losem Schutzkorb und Schirm auf einfachem Holzgriff mangelhaft befestigt ist (Abb. 55). Solche Handlampen sollten wegen ihrer Gefährlichkeit in keinem Betriebe mehr geduldet werden (siehe auch Abb. 1). Die Bestimmungen über Handlampen gelten seit neuester Zeit auch für solche Beleuchtungsarmaturen, die im allgemeinen ortsunveränderlich gebraucht werden, gelegentlich aber doch betriebsmäßig auch zum Ableuchten von Maschinen, Werkstücken und Lagerfächern usw. herangezogen werden. Derartige Armaturen müssen nach den neuesten Verbandsvorschriften ebenfalls wie Handlampen gebaut sein (Abb. 56). Textabbildung Bd. 329, S. 487 Abb. 52. Veraltete Tischlampe Textabbildung Bd. 329, S. 487 Abb. 53. Moderne Tischlampe Textabbildung Bd. 329, S. 487 Abb. 54. Vorschriftsmäßige Handlampe Textabbildung Bd. 329, S. 487 Abb. 55. Veraltete unvorschriftsmäßige Handlampe Textabbildung Bd. 329, S. 487 Abb. 56. Handlampe als Hängearmatur zum gelegentlichen Ableuchten von Hand Die Allgemeinbeleuchtung mit hochkerzigen Glühlampen ist seit einigen Jahren für Bureaus und große freie Werkstattsräume wohlerprobt. Wichtig ist hierbei die Vermeidung von Schlagschatten, da diese bei Allgemeinbeleuchtung den Arbeitenden stark behindern, während sie bei Einzelplatzbeleuchtung und richtiger Lampenstellung kaum unangenehm empfunden werden. Um die Schattenwirkung bei Allgemeinbeleuchtung abzuschwächen, ist es nötig, möglichst große Leuchtflächen zi schaffen. Man benutzt hierzt die weißen Decken und Wände, blendet das direkte Licht durch Milchglasschalen oder Blechschirme und reflektiert das Licht gegen genannte Wände und Decken. Auf diese Weise erzielt man ein äußerst mildes halb oder ganz indirektes Licht, erhellt angenehm den ganzen Raum, schützt die Augen voi blendenden Strahlen und erzielt auf verhältnismäßig billige Weise eine ausreichend starke Helligkeit des Arbeitsplatzes (Abb. 57 und 58). Die Beleuchtung der Arbeitsplätze kann hierbei übrigens geringer sein als bei direkter Beleuchtung und zwar wegen der erwähnten Vermeidung blendender Strahlen. Textabbildung Bd. 329, S. 487 Abb. 57. Deckenbeleuchtungsarmatur aus Glas mit lichtdämpfender, zur Decke reflektierender Milchglasschale Textabbildung Bd. 329, S. 487 Abb. 58. Pendelarmatur aus Glas mit lichtdämpfender Milchglasschale zur Reflektion des Licrttes gegen Wände und Decke Die Technik der Glühlichtbeleuchtung ist zweifellos noch nicht am Ende. Erst seit kurzem zeigt sich ihre weitere Entwicklungsfähigkeit insbesondere auf dem Gebiete der Innenbeleuchtung. Eng zusammenhängend mit der übrigen Installation im allgemeinen fordert auch die Glühlichtbeleuchtung für zweckmäßige Errichtung elektrischer Anlagen in Wohnhaus und Werkstatt eingehenderes Studium und ausreichende Praxis.