Titel: Verwendung optischer Instrumente in der Marine.
Autor: Chr. von Hofe
Fundstelle: Band 329, Jahrgang 1914, S. 675
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Verwendung optischer Instrumente in der Marine. Von Dr. phil. Chr. von Hofe und Korvettenkapitän a. D. J. Weimann-Bischoff. (Fortsetzung und Schluß von S. 657 d. Bd.) HOFE u. WEIMANN-BISCHOFF: Verwendung optischer Instrumente in der Marine Ein anderes Hilfsmittel, das Sehen mit beiden Augen zu ermöglichen, und außerdem mehrerern Beobachtern gleichzeitig die Gelegenheit zu bieten, vom Unterseeboot aus einen Blick in die Außenwelt zu erhalten, ohne mehrere Fernrohre dafür nötig zu haben, besteht darin, das Sehrohr auch so einzurichten, daß man das Landschaftsbild wie bei einer photographischen Kamera auf eine Mattscheibe wirft (vgl. Abb. 10). Selbstverständlich ist eine derartige Einrichtung mit einem erheblichen Lichtverlust verbunden. Da jedoch die Beobachter im Unterseeboot unter ähnlichen Lichtverhältnissen leben wie in einer Dunkelkammer, so ist bei einem gut konstruierten Mattscheiben-Sehrohr die Helligkeit immer noch vollkommen ausreichend. Die Erfolge, die man mit dem Sehrohrbau bei den Unterseebooten erzielt hatte, legten den Gedanken nahe, auch bei der Schiffsleitung und Navigierung der Ueberwasserfahrzeuge Sehrohre zu verwenden. Ein im Kommandoturm eingebautes Sehrohr (vgl. Abb. 11) ermöglicht es, selbst bei geschlossenen Sehschlitzen das Schiff im Gefecht sicher zu führen, so daß eine Benutzung der Sehschlitze erst erforderlich wird, wenn das Kommandoturm-Sehrohr beschädigt und verwendungsunfähig ist. Die Konstruktion dieser für Schiffsleitung und Navigierung bestimmten Sehrohre unterscheidet sich lediglich in der Länge von den Unterseeboots-Sehrohren. Textabbildung Bd. 329, S. 676 Abb. 10. Unteres Ende eines für Okular- und Mattscheibenbeobachtung eingerichteten Sehrohres. Textabbildung Bd. 329, S. 676 Abb. 12. Prismen-Zielfernrohr. Die Torpedowaffe und ihr Leiter, der Torpedo-Offizier, der im Gefecht neben dem Kommandanten im Kommandoturm untergebracht ist, vermag bei geschlossenen Sehschlitzen ohne Sehrohr ebenfalls nicht in den Kampf einzugreifen. Hierfür sind wieder besondere Sehrohre erforderlich, die in Verbindung mit dem Torpedo-Zielapparat stehen, seine optische Ablesung ermöglichen und so die Möglichkeit geben, im richtigen Augenblick den Torpedo loszumachen. Textabbildung Bd. 329, S. 676 Abb. 11. Binokulares Kommandoturm-Sehrohr. Mit dem gewaltigen Aufschwung, den die Artillerietechnik nahm und der Vergrößerung der Geschützschußweiten, die zu einem immer weiteren Hinausschieben der Gefechtsentfernungen führten, mußten den Geschützführern optische Hilfsmittel gegeben werden, die ihnen ein sicheres Abkommen mit ihren Riesengeschützen, auch auf den größten Entfernungen, ermöglichen. Es mußten für die Bordartillerie also geeignete Zielfernrohre konstruiert werden, die dem jeweiligen Geschütztyp bzw. seiner Aufstellung anzupassen waren. Für derartige Zielfernrohre ist zum schnellen Auffinden des Gegners ein großes Gesichtsfeld erwünscht. Da dieses natürlich bei stärkerer Vergrößerung der Fernrohre kleiner wird, so erhalten diese Zielfernrohre eine verhältnismäßig geringe Vergrößerung (2 bis 5-fach). Bei den Turmgeschützen verwendet man in der Regel kurze Zielfernrohre mit Prismenumkehrsystemen (vgl. Abb. 12). Bei den älteren Kasemattgeschützen konnten derartige kurze Zielfernrohre nicht benutzt werden, da ihre Okulare in der Nähe der Geschützverschlüsse angebracht werden mußten. Textabbildung Bd. 329, S. 677 Abb. 13. Pankratisches Zielfernrohr. Infolgedessen würde das Gesichtsfeld des Fernrohres durch die ziemlich weit entfernt liegende Zielscharte sehr eingeschränkt. Diese Schartenzielfernrohre wurden meistens so eingerichtet, daß das Objektiv sich in der Nähe der Scharte befand, während das Okular in der Nähe des Verschlusses lag. Sie hatten also eine entsprechende, ziemlich beträchtliche Länge und infolgedessen ein Linsenumkehrsystem. Neuerdings wird eine zu große Länge der Fernrohre dadurch vermieden, daß man sie so konstruierte, daß die Eintrittspupille, d.h. eine angenommene Eintrittsöffnung des Fernrohres, in der Scharte liegt, während die tatsächliche Eintrittsöffnung ziemlich weit davon entfernt liegen kann, ohne daß das Gesichtsfeld eingeschränkt wird. Textabbildung Bd. 329, S. 677 Abb. 14. Das in einem Koinzidenz-Telemeter gesehene Landschaftsbild vor der Einstellung auf Koinzidenz. Auch die Zielfernrohre werden mit mehreren Vergrößerungen versehen. Die neuesten Konstruktionen haben eine kontinuierlich veränderliche Vergrößerung (4- bis 12-fach, 5- bis 15-fach, 7- bis 21-fach), während die Länge konstant bleibt (vgl. Abb. 13). Man nennt derartige Fernrohre pankratische Zielfernrohre.Vgl. „Fernoptik“, S. 100 bis 104. Textabbildung Bd. 329, S. 677 Abb. 15. Das in einem Koinzidenz-Telemeter gesehene Landschaftsbild nach der Einstellung auf Koinzidenz. Auch die Torpedowaffe verlangte Zielfernrohre, nur war bei ihr nicht das einzelne Ausstoßrohr mit einem Fernrohrvisier zu versehen, sondern lediglich der Zielapparat, der dazu dient, mit Hilfe verschiedener Lineale aus Kurs und Fahrgeschwindigkeit des eigenen Schiffes und des Gegners, sowie aus der Torpedogeschwindigkeit den Vorhaltewinkel zu bestimmen, also die Richtungslinie, in welcher der Torpedo-Offizier seinen Torpedo abfeuern muß, um den Gegner zu treffen. Um dem Torpedo-Offizier ein genaues Abkommen bei den jetzigen Torpedoschußweiten zu ermöglichen, sind eine Reihe von Visierfernrohren konstruiert, die diese Aufgabe den heutigen Anforderungen entsprechend lösen. Während die Vergrößerung der Gefechtsentfernungen einerseits zu den oben erwähnten Verbesserungen der Beobachtungs- und Zielmittel für das Schießen führte, machte sie andererseits es zur dringenden Notwendigkeit, die Entfernung des Feindes mit einer der Präzision der Geschütze entsprechenden Genauigkeit bestimmen zu können. Die Entfernungsschätzung bzw. die Bestimmung der Entfernung mit Winkelinstrumenten genügte der Schiffsartillerie bei weitem nicht mehr. Es würde zu weit führen, auf die zahlreichen Arten von Entfernungsmessern, die im Laufe der Zeit in Vorschlag gebracht worden sind, einzugehen.Vgl. Chr. von Hofes Fernoptik, S. 104 bis 132.Chr. von Hofe. Ueber Meßfehler bei den jetzt noch in Gebrauch befindlichen Entfernungsmessern, D. p. J. Bd. 328 (94) S. 561 bis 564, S. 577 bis 579.Langjährige Erprobungen haben gezeigt, daß für Bordzwecke die einzigen brauchbaren Entfernungsmesser die Entfernungsmesser mit kurzer Basis am Standort sind. Bei diesen Instrumenten ist die Basis in das Instrument selbst gelegt, daher werden sie auch kurz Basisentfernungsmesser genannt. Textabbildung Bd. 329, S. 677 Abb. 15. Koinzidenz-Telemeter mit 0,700 m Basis und zehnfacher Vergrößerung. Diese Instrumente werden entweder mit zwei Okularen (stereoskopische Entfernungsmesser) oder mit einem Okular (Koinzidenz-Entfernungsmesser) ausgeführt. Zum Messen mit dem Stereo-Telemeter ist ein gutes stereoskopisches Sehvermögen notwendig. Da dieses, wie die Erfahrung gelehrt hat, nicht bei jedem Manne in genügendem Maße vorhanden ist, und man daher mit Ausbildungsschwierigkeiten rechnen muß, so haben die Stereo-Telemeter trotz sonstiger guter Eigenschaften keine größere Verbreitung gefunden. Die Koinzidenz-Entfernungsmesser sind ebenso wie die Stereo-Telemeter äußerlich den Stangenfernrohren ähnlich; sie besitzen jedoch nur ein Okular. Im Gesichtsfeld dieses Okulars erblickt der Beobachter zwei Teilbilder übereinander, die durch eine feine Linie getrennt sind. Im allgemeinen sind die beiden Bilder des Zieles seitlich gegeneinander verschoben (vgl. Abb. 14). Die Messung besteht darin, daß durch eine besondere Vorrichtung, mit der zugleich eine Entfernungsskala verbunden ist, die Bilder so übereinander gestellt werden, daß sie sich genau zu einem einzigen ergänzen (vgl. Abb. 15). Für Torpedoboote und Landungsabteilungen sind kleine handliche Entfernungsmesser notwendig; ihre Basis ist im allgemeinen nur 70 bis 80 cm lang, die Vergrößerung eine etwa 10-fache (vgl. Abb. 16). Für die schwere Artillerie sind Instrumente von größerer Genauigkeit erforderlich, die natürlich entsprechend länger gebaut werden. Die Genauigkeit ist proportional dem Produkt aus Basis und Vergrößerung. Textabbildung Bd. 329, S. 678 Abb. 17. Koinzidenz-Telemeter mit 10 m Basis u. 25-facher Vergrößerung. Für die mittlere und schwere Artillerie werden Basislängen, die zwischen 1,5 und 10 m schwanken und Vergrößerungen, die zwischen 15- und 30-fach liegen, verwendet. Die augenblicklich größten Entfernungsmesser mit 10 m Basis (vgl. Abb. 17) werden weniger wegen ihrer großen Genauigkeit benutzt, als aus äußerlichen Gründen. Zur größeren Sicherheit vor feindlichen Treffern werden sie so angebracht, daß sie quer durch die Geschütztürme gesteckt werden, sodaß nur die Eintrittsöffnungen aus dem Panzer herausragen. Infolgedessen muß die Basis etwas länger sein als die Breite des Turmes, so daß bei Tripeltürmen eine Länge von ungefähr 10 m erforderlich ist. Um in den Geschütztürmen kleine Entfernungsmesser unter Panzerschutz verwenden zu können, will man den Entfernungsmesser unterhalb der Turmdecke lagern und nur die Eintrittsöffnungen durch Durchbrechungen in der Turmdecke senkrecht hochführen. In anderen Fällen baut man die Entfernungsmesser so, daß nur die Okulare in den Kommandoturm hereingeführt werden, während der eigentliche Entfernungsmesser oben auf der Turmdecke liegt. Textabbildung Bd. 329, S. 678 Abb. 18. Telemeterplatte eines Sehrohres zum Schätzen der Entfernung mit Hilfe der Bildgröße. Für Unterseeboote lassen sich derartige Entfernungsmesser nicht verwenden. Man half sich zunächst dadurch, daß man Meßmarken (Telemeterplatten) in die Bildebene des Periskops einbaute (vgl. Abb. 18), die eine ungefähre Schätzung der Entfernung ermöglichten. Diese Art der Entfernungsschätzung wurde auf größere Entfernungen zu ungenau, infolgedessen wird ein Entfernungsschätzapparat (vgl. Abb. 19) gebaut, der auf das Okular des Periskops aufgesetzt wird und eine Entfernungsmessung, ebenfalls mit Hilfe einer Basis am Ziel, z.B. der feindlichen Mast- oder Schornsteinhöhe, ermöglicht. Natürlich haftet dieser Art von Entfernungsmessern eine gewisse Ungenauigkeit an, da sie von der Kenntnis der feindlichen Zielhöhe abhängig ist.Vgl. D. p. J. a. a. O. Jedoch reicht sie für die Zwecke des Unterseebootes aus. Derselbe Entfernungsschätzapparat ist auch so gebaut, daß er mit einem Doppelglas verbunden werden kann und eignet sich in dieser Form besonders zur Verwendung auf stark schlingernden Fahrzeugen, wie Torpedobooten. Er tritt hier in erfolgreichen Wettbewerb mit den kurzbasigen Entfernungsmessern, deren Bedienung bei starkem Schlingern und Stampfen schwierig wird. Textabbildung Bd. 329, S. 678 Abb. 19. Doppelbild-Mikrometer zum Aufsetzen auf das Okular eines Sehrohres Die Einstellung zum Messen der Entfernung mit Hilfe der bekannten Schornsteinhöhe des Schiffes geschieht so, daß die Wasserlinie in dem einen Bild mit dem oberen Schornsteinrand im anderen Bild zusammenfällt. Die Entfernung kann dann auf der Skala direkt abgelesen werden. Ein außerordentlich wichtiges Hilfsmittel für die Seefahrt bei Nacht sind die Scheinwerfer. Ihr Verwendungszweck ist ein vielfacher. Die Navigation braucht sie zum Auffinden und Festhalten von Seezeichen, die nicht selbst mit einer Lichtquelle versehen sind. Der Artillerie dienen sie im Frieden bei Nachtschießübungen zum Beleuchten der Scheiben während des Anlaufes, nach dem Anlauf, um dem Scheibenoffizier die Möglichkeit zu geben, die Treffer festzustellen, die Scheibe neu beziehen und reparieren zu lassen. Im Kriege treten bei Nachtgefechten die Scheinwerfer in Tätigkeit, um den Gegner zu beleuchten, den eigenen Schützen das Ziel zu zeigen und die feindlichen Schützen nach Möglichkeit zu blenden. Bei nächtlichen Torpedobootsangriffen dienen sie zum Auffinden und Festhalten der feindlichen Boote und tragen so zu ihrer Vernichtung bei. Als Signalmittel zum Ueberbrücken größerer Entfernungen bei Tage und bei Nacht sind die Scheinwerfer unentbehrlich (vgl. Abb. 20). Textabbildung Bd. 329, S. 679 Abb. 20. Signal-Scheinwerfer mit 0,600 m Spiegeldurchmesser. Man hat infolgedessen Scheinwerfer von den verschiedensten Abmessungen gebaut. Mit Hilfe eines parabolischen oder eines besonders korrigierten sphärischen Hohlspiegels (bis zu 2 m ⌀) wird das Licht einer starken elektrischen Bogenlampe in der erforderlichen Richtung entsandt. Es sind Einrichtungen getroffen, mit deren Hilfe die Lichtstrahlen einmal parallel, also möglichst gesammelt ausgestrahlt werden können (in diesem Fall ist die Lichtwirkung am stärksten), oder durch besondere Linsensysteme zerstreut werden und so eine größere Fläche beleuchten. Damit im Kriege nicht durch vorzeitiges Leuchten die eigene Stellung und Kursrichtung dem Gegner verraten wird, ist eine außerordentlich sorgfältige Ausbildung der Scheinwerfer-Bedienungsmannschaften erforderlich. Besondere Befehlsübermittlungsapparate verbinden die einzelnen Scheinwerferstände mit der Kommandobrücke. Die Scheinwerfer selbst sind mit Richtvorrichtungen und optischen Visiermitteln versehen. Durch Fernbewegungseinrichtungen ist es möglich, von bestimmten Stellen des Schiffes aus eine größere Anzahl gleichzeitig zu leiten. Textabbildung Bd. 329, S. 679 Abb. 21. Goerz-Leppin-Signalgerät im Gebrauch. Zum Geben von Lichtsignalen sind die Scheinwerfer mit besonderen Einrichtungen ausgerüstet, die das Signalisieren nach dem Morse-Alphabet oder nach irgend einem andern System gestatten und so eine gegenseitige Verständigung auf große Entfernungen ermöglichen. Größere Schiffe haben zu Signalzwecken einen oder zwei besondere Scheinwerfer mit kleinerem Spiegeldurchmesser (gewöhnlich 35 cm an Bord), die transportabel und leicht zu bedienen sind. Für kleinere Entfernungen, zu deren Ueberbrückung nicht so starke Lichtquellen notwendig sind, werden Morselampen verwendet. Bei diesen besteht die Lichtquelle aus einer elektrischen Glühlampe, die an die Lichtleitung angeschlossen wird. Entweder wird diese Morselampe im Topp fest eingebaut, sogenannte Topplaterne, oder sie ist transportabel und wird auf der Kommandobrücke oder von einem beliebigen Punkte des Decks aus verwendet. Sie wird durch einen Drucktaster betätigt. Ein neues Signalgerät auf diesem Gebiete ist das Goerz-Leppin-Signalgerät (vgl. Abb. 21), welches aus einem kleinen, auf ein Doppelglas gesetzten Scheinwerfer besteht, der durch eine in einer Ledertasche untergebrachte Trockenbatterie gespeist wird. Das Licht der Lampe wird genau parallel zur optischen Achse des Doppelglases ausgesandt, so daß also immer das Objekt beleuchtet wird, welches man im Gesichtsfeld des Fernrohres sieht. Auf diese Weise ist die Gewähr gegeben, daß die eigenen Signale dort gesehen werden, von woher der Beobachter selbst Signale erhält. Dieses Signalgerät hat den Vorzug großer Handlichkeit, Leichtigkeit und Beweglichkeit, da es von der Lichtleitung unabhängig ist; es ist also mit Vorteil auch in den Booten oder auf Landungsexpeditionen zu verwenden. Noch wichtiger für die nächtliche Schiffahrt als die Scheinwerfer sind die Laternen, deren Führung durch internationale Abmachung allen Schiffen vorgeschrieben ist und die Zusammenstöße auf See verhüten sollen. Sie ermöglichen es, das Herannahen der Fahrzeuge von weitem zu erkennen und zu beurteilen, ob ein Ausweichen notwendig werden wird. Da für diese verschiedenartigen Laternen auch gewisse, je nach ihrer Bestimmung verschiedene Lichtstärken und Beleuchtungskreise vorgeschrieben sind, ist die Verwendung besonderer Linsen (Fresnellinsen) erforderlich. Die Linsen sind so geschliffen und angeordnet, daß die Lichtstrahlen parallel aus der Laterne austreten. Derartige Linsensysteme werden auch für Leuchttürme, Leuchtbojen und Leuchtbaken verwendet, so daß sie in den verschiedensten Abmessungen hergestellt werden müssen und einer ganzen Reihe optischer Werkstätten ausreichende Beschäftigung durch Anfertigung dieser Linsen geboten wird. Eine sinnreiche Vorrichtung hat man erdacht, um Seezeichen, die man nicht mit einer besonderen Lichtquelle versehen will oder kann, so auszurüsten, daß man sie nachts durch Anleuchten aufzufinden vermag. Es sind dies die sogenannten Tripelprismen (Zeiß-Patent) oder Tripelspiegel. Tripelprismen sind Glaskörper von der Form eines Tetraeders, an dessen einer Ecke die Winkel zwischen den Kanten genau gleich 90° sind. Wenn auf die Fläche dieser Prismen, die der rechtwinkligen Ecke gegenüber liegt, Lichtstrahlen fallen, so werden diese parallel zu sich selbst wieder zurückgeworfen, unabhängig davon, ob das Licht senkrecht oder schräg auf diese Fläche auffällt. Wenn also ein solcher Spiegel von einem Scheinwerfer beleuchtet wird, so fällt das Scheinwerferlicht nach seinem Ausgangsort zurück; man sieht auf dem betreffenden Schiff alsdann ein Aufleuchten des Prismas. Zur genauen Festlegung des Schiffsortes in der Nähe von Land benutzt man seit langer Zeit die Peilscheiben in direkter Verbindung mit dem Kompaß oder von diesem getrennt. Werden sie auf den Kompaß selbst aufgesetzt, so werden sie mit einer Prismenkombination versehen, die eine Ablesung der darunter liegenden Kompaßrose beim Peilen gestattet. Die vom Kompaß unabhängigen Peilscheiben werden neuerdings mit Visierfernrohren ausgerüstet, um die Genauigkeit beim Peilen zu steigern. Auch die Kompasse selbst rüstet man mit optischen Kompaßablesungen aus, die den Teil der Rose, nach dem gesteuert werden soll, vergrößern und dem Steuernden ein bequemes Ablesen des anliegenden Kurses gestatten. Der Kompaß an Bord stellte der Technik noch ein anderes Problem, das gelöst werden mußte, es war dieses die Fernübertragung der Kompaßrose. Diese ist ein Bedürfnis auf Kriegsschiffen, und zwar bei dem Gebrauch von Magnetkompassen, damit für die Schiffsführung die Angaben eines Kompasses verwendet werden können, der möglichst wenig von den umgebenden Eisenmassen beeinflußt wird, bei Verwendung von Kreiselkompassen aus Gründen der Raum- und Kostenersparnis. Die Aufgabe wurde sowohl von der Elektrotechnik, wie von der Optik gelöst. Die optische Uebertragung ist im Vergleich zu der elektrischen Uebertragung wesentlich einfacher und außerdem billiger herzustellen. Die einzige Bedingung für ihr Funktionieren ist eine ausreichende Beleuchtung der Rose des Mutterkompasses. Sie ist frei von gewissen Begleiterscheinungen, welche der elektrischen Uebertragung in mitunter störender Weise anhaften, wie z.B. Motorgeräusch oder die durch Wechselstrom hervorgerufenen unbeabsichtigten elektrischen Nebenwirkungen. Elektrisch betriebene Tochterkompasse beanspruchen auch viel Platz in einem meist an sich schon beengten Raum, ferner einen beständigen Stromverbrauch und machen Hilfseinrichtungen nötig zürn Erkennen von Störungen. Demgegenüber besteht die einzig denkbare Störung bei optischer Uebertragung im Versagen der Beleuchtung der Rose des Mutterkompasses. Diese macht sich jedoch sofort bemerkbar und ein sofortiger Ersatz ist leicht möglich. Für die dauernde Ablesung des optisch übertragenen Bildes der Kompaßrose einschließlich des Steuerstriches ist die Beobachtung mit beiden Augen erwünscht, da die einäugige Beobachtung auf die Dauer zu anstrengend sein würde. Am bequemsten wird dieses erreicht durch die Mattscheibe. Das auf ihr erzeugte Bild der Kompaßrose muß so groß dargestellt werden, daß die Gradzahlen und Striche ohne Anstrengung von dem Steuernden abgelesen werden können. Hierdurch wird ein gewisser Durchmesser des optischen Strahlenbündels und der diesen einhüllenden Röhrenleitung bedingt. Für Längen von 10 bis 12 m wird man mit einem äußeren Durchmesser von 120 mm rechnen müssen. Bei der Aufzählung der optischen Hilfsmittel, die bei der Marine Anwendung finden, darf die Photographie nicht vergessen werden. Abgesehen davon, daß sie dazu dient, das einzelne Schiff oder seine Teile im Bilde festzuhalten, und es ermöglicht, die Kenntnis der Schiffstypen und des Lebens und Treibens an Bord allen Schichten der Bevölkerung vor Augen zu führen, wird sie stets dort verwendet werden können, wo es notwendig oder erwünscht ist, irgend welche wertvollen Beobachtungsresultate dauernd festzuhalten. Für die Navigierung ist es notwendig, Küstenaufnahmen zu besitzen von besonders schwierigen Passagen, damit durch Vergleich mit dem wirklich Gesehenen eine sichere Orientierung ermöglicht wird. Für diesen Zweck ist es erforderlich, daß die photographischen Apparate ein großes Gesichtsfeld in wagerechter Richtung besitzen. Die modernste Spezialkamera auf diesem Gebiet ist die Panoramakamera, die ein wagerechtes Bildfeld von etwa 140° besitzt (vgl. Abb. 22). Für die Schießausbildung wird die Photographie zu einem untrüglichen Kontrollmittel, um das Abkommen des Schützen beim Schuß zu prüfen. Am Geschütz wird ein für diesen Zweck gebauter photographischer Abkommapparat befestigt. Der Abfeuermechanismus betätigt im Augenblick des Abfeuerns den Verschluß der Kamera, deren Objektivachse parallel zur Seelenachse des Geschützes gerichtet ist. In dem Apparat ist ein Fadenkreuz angebracht dessen Lage zum Ziel im Augenblick des Abfeuerns auf der Platte festgehalten wird und so den genauen Abkommpunkt des Schützen angibt. Man ist also in der Lage, nach dem Schießen dem Geschützführer seine gemachten Fehler im Bilde vor Augen zu führen. Im Vorstehenden ist in großen Zügen gezeigt worden, welch breiten Raum heutzutage die Anwendung optischer Instrumente in der Marine einnimmt. In Kriegs- und Handelsflotte sind die optischen Hilfsmittel in der heutigen Zeit unentbehrlich. Sie tragen dazu bei, die Gefahren der Seefahrt herabzumindern, und erst sie ermöglichen es, die modernen Angriffswaffen voll auszunutzen. Daß bei dem bisher Erreichten nicht stillgestanden wird, dafür sorgen die fortwährend sich steigernden Forderungen, die gestellt werden, und die neuen Verwendungsmöglichkeiten, die sich ergeben. Für den Seeoffizier wird die Beschäftigung mit dem umfangreichen Gebiet der Optik immer notwendiger. Es ist ein verhältnismäßig neues Gebiet des Wissens, das zu dem gewaltigen Stoffe, den er beherrschen muß, hinzutritt, jedoch ist es so wichtig, daß ein eingehendes Studium dieser Materie nur dringend befürwortet werden kann. Textabbildung Bd. 329, S. 681 Abb. 22. Marine-Panoramakamera; Der schmale lichtempfindliche Film wird auf einem Kreisbogen von 140° Länge ausgespannt. Das Objektiv dreht sich mit dem Schlitzverschluß, das während der Belichtung über den Film hinstreicht.