Titel: | Ueber die Aufbereitung von nassen Erzen auf elektromagnetischem Wege. |
Autor: | Reinhard Wüster |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 2 |
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Ueber die Aufbereitung von nassen Erzen auf
elektromagnetischem Wege.
(Elektromagnetische Naßscheider, System
„Humboldt“.)
Von Bergreferendar Reinhard Wüster in
Berlin.
WUESTER: Ueber die Aufbereitung von nassen Erzen auf
elektromagnetischem Wege.
Inhaltsübersicht.
Es ist zunächst ein kurzer Ueberblick über die Entwicklung der
elektromagnetischen Erzscheidung auf trockenem und auf nassem Wege gegeben worden;
sodann folgt eine genaue Beschreibung der der Maschinenbauanstalt Humboldt patentierten „Ring- und
Herdscheider“.
–––––
Bis vor verhältnismäßig kurzer Zeit war es nicht möglich oder wenigstens mit
außerordentlichen Schwierigkeiten verbunden, Mineralien, die annähernd gleiches
spezifisches Gewicht hatten, auf naßmechanischem Wege zu trennen, z.B. Zinkblende
(3,9 bis 4,1) von Spateisenstein (3,7 bis 4,0) oder Wolframit (7,2 bis 7,5), von
Zinnstein (6,7 bis 7,0). Heute finden zur Aufbereitung und Trennung solcher
Mineralien einige Verfahren Anwendung, die sich auf die Verschiedenheiten der
physikalischen oder chemischen Eigenschaften der betreffenden Stoffe gründen.
Eins der wichtigsten ist das in den letzten Jahren zu großer Bedeutung gelangte
elektromagnetische Aufbereitungsverfahren. Es beruht auf dem verschiedenen Verhalten
der verschiedenen Stoffe im magnetischen Felde, vorausgesetzt, daß ihre magnetische
Leitfähigkeit oder die Magnetisierbarkeit verschieden ist.
Zunächst konnte man nur trockenes Scheidegut separieren; in den letzten Jahren ist es
gelungen, auch nasse Erze in sogenannten Naßscheidern in die verschiedenen
Mineralien zu trennen. Auf solchen elektromagnetischen Naßscheidern lassen sich
heute nicht nur magnetisierbare Stoffe von unmagnetisierbaren, sondern auch
verschieden stark magnetisierbare Stoffe voneinander trennen.
Der Grundgedanke der elektromagnetischen Naßerzscheider ist der, daß das
aufzubereitende Gemisch von magnetisierbarem und nicht magnetisierbarem Erz im
Wasserstrom durch ein starkes magnetisches Feld geführt wird, wobei dann der
magnetisierbare Stoff von einemPole herausgezogen und in geeigneter Weise
abgeführt wird.
Zum Verständnis der Konstruktionseigenheiten der Naßscheider ist es nötig, einige
Worte über die Entwicklung der Trockenscheider vorauszuschicken.
Der Grad der Magnetisierbarkeit der verschiedenen Stoffe ist sehr verschieden. In der
Aufbereitung unterscheidet man zwischen leichtmagnetisierbaren Mineralien (stark
magnetischen Erzen), das sind die Stoffe mit hoher Permeabilität, und
schwermagnetisierbaren Mineralien (schwach magnetischen Erzen), das sind Stoffe mit
geringerer Permeabilität.
Leicht magnetisierbare Stoffe sind: Magnesit, Magnetkies, gerösteter Spateisenstein,
gerösteter Kupferkies, gerösteter Schwefelkies, gebrannter Magnesit.
Schwer magnetisierbare Stoffe sind: Titaneisen, Wolframit, roher Spateisenstein,
Franklinit, Chromeisenerz, Raseneisenerz, Hämatit – Eisenglanz –, Brauneisenstein,
Buntkupfererz, Malachit, Kupferlasur, Monazit, Manganerze, Pechblende, Hornblende,
Granat, dunkle eisenhaltige Zinkblende, Rhodonit, Dolomit.
Im technischen Sinne für unmagnetisierbar gelten: Blei- und Silbererze, eisenfreie
Zinkblende, Zinnstein, roher Schwefelkies, roher Kupferkies, roher Arsenkies, Quarz,
Schwerspat, Kalkspat, Flußspat, eisenfreier Dolomit und Feldspat.
Zur Trennung von magnetisierbaren und unmagnetisierbaren Erzen hat man im Anfang
Dauermagnete aus bestem Wolframstahl angewandt. Diesen ist eine große Remanenz des
Magnetismus eigen, und bei ihnen ist die Koerzitivkraft, d.h. die Widerstandskraft
gegen Magnetisierung und Entmagnetisierung am größten. Jedoch ist klar, daß
derartige Dauermagnete, wenn man auch durch zweckentsprechende Hufeisen- oder
Ringform ebenso stark wirkende Felder erhalten kann wie mit Elektromagneten, nur in wenigen Fällen
und nur für ganz besondere Zwecke Anwendung finden können.
Mit geraden Magnetstäben kann man eine ähnlich starke Wirkung nicht erzielen, da
diese kein Magnetfeld im technischen Sinne bilden. Man kann mit ihnen nur in
unmittelbare Nähe gebrachte metallische Eisenteilchen anziehen, da sich die
Kraftlinien durch Streuung von Pol zu Pol durch die Luft schließen. Es geht daraus
hervor, daß die zur Scheidung verschiedener Mineralien gebauten Elektromagnete als
Grundform die Hufeisenoder die nicht völlig geschlossene Ringform erhalten müssen,
um das für die hinreichende Magnetisierung der anzuziehenden Stoffe erforderliche
magnetische Feld zu bilden.
Das in der Praxis am meisten angewandte Magnetmaterial ist Stahlguß, den man der
einfacheren Formgebung dem ebenfalls sehr geeigneten schwedischen Holzkohleneisen
vorzieht. Auch mit Elektromagneten konnte man zunächst nur stark magnetische
Substanzen von unmagnetischen trennen. Erst die Entwicklung der
Scheiderkonstruktionen hat Mittel und Wege gezeitigt, auch verschieden stark
magnetisierbare Körper voneinander zu trennen.
Um die von einem Magneten erzeugten Kraftlinien für die Separation von Erzen in
rationeller Weise nutzbar zu machen, müssen die Magnetpole in eine derartige Form
und Stellung zueinander gebracht werden, daß sie ein wirksames magnetisches Feld
bilden. Hierbei muß auch die Möglichkeit gegeben sein, die zu separierenden Körner
zwischen den Polen durchzuführen oder in ihrer unmittelbaren Nähe
vorbeizuführen.
Das Feld ist also der Luftraum, durch welchen die Kraftlinien vom Nordpol zum Südpol
sich schließen. Es ist kein Unterschied zwischen den Wirkungen des Nord- und Südpols
vorhanden. Beide üben auf in ihrer Nähe befindliche Körper gleich starke magnetische
Kräfte aus, ziehen sie also gleich stark an. Diamagnetische Körper lassen die
magnetischen Kraftlinien natürlich unbeeinflußt aus dem Felde herausfallen.
Die in das zwischen den Polen befindliche magnetische Feld gebrachten
paramagnetischen Körper werden dort magnetisch induziert unter Bildung eigener Nord-
und Südpole, welche von den entgegengesetzten Polen des Elektromagneten angezogen
werden. Die paramagnetischen Körper bilden mithin die Medien, welche je nach ihrer
Permeabilität von den Kraftlinien mehr oder weniger beeinflußt und infolgedessen mit
größerer oder geringerer Intensität von den entgegengesetzten Polen angezogen
werden. Da nun, wie oben erwähnt, beide Pole bei gleicher Beschaffenheit eine gleich
starke magnetische Anziehung ausüben, so werden die paramagnetischen Substanzen, die
mitten durch das Feld geführt werden, durch die beiderseitige Anziehung der Pole
theoretisch in der Schwebe gehalten. Werden die Körper dem einen oder anderen Pol
genähert, so ist dieser im Stande, die Wirkung des Gegenpoles zu überwinden.
Es ergeben sich also folgende Grundsätze für die magnetische Trennung: Erstens kann
man magnetischseparieren, wenn man das Scheidegut an einen Pol näher
heranbringt als an den andern. Zweitens kann eine Separation dadurch stattfinden,
daß man die Pole ganz außerordentlich verschieden stark macht.
Es war das Verdienst Wetherills, daß es ihm gelang, durch
Anwendung hochkonzentrierter Magnetfelder auch schwer magnetisierbare Erze
wirtschaftlich zu trennen. Er führte zugeschärfte Magnetpole ein, d.h. er stellte
einen scharfen einem stumpfen Pol gegenüber (sogenannte Schneidepole). Durch das
Zuschärfen des einen Magnetpols wurde bewirkt, daß in diesem eine bedeutende
Kraftlinienkonzentration hervorgerufen wurde. Der obere Schneidepol zieht also
wesentlich stärker an als der untere stumpfe Gegenpol. Infolgedessen werden selbst
sehr schwach magnetische Körper, die in die Nähe dieser Schneidepole gebracht
werden, mit Sicherheit angezogen und von den übrigen Stoffen separiert.
Diese Schneidepole zur Erzeugung der hochkonzentrierten magnetischen Felder bilden
die Eigenart der Wetherill-Separatoren
(Kreuzbandscheider) und zum Teil auch der neuen naßmagnetischen Ringscheider.
Auch mit den Wetherill – Apparaten konnte man zunächst,
wirtschaftlich, nur trockenes Material verarbeiten; man mußte also, wenn eine
naßmechanische Aufbereitung der Erze voraufging, das zu scheidende Material erst
trocknen. Dadurch wurden aber die Gesamtkosten der Aufbereitung erhöht. Um diese zu
ersparen, versuchte man bald Apparate zu bauen, in denen man naßmechanisch
aufbereitetes Erz naßmagnetisch wirtschaftlich weiter
verarbeiten konnte. Die Hauptschwierigkeit hierbei bildete die Ueberwindung der
Oberflächenspannung des Wassers. Die trockenmagnetische Aufbereitung ist meist
einfacher. Sie erfordert kein Waschwasser und keine Niederschlagsbehälter; die
Scheider sind verhältnismäßig einfach gebaut. Sie ist überall da vorzuziehen, wo
ganz trockenes Erz vorhanden ist, oder wo das Erz vor der magnetischen Aufbereitung
geröstet werden muß, oder endlich, wo es sich um sehr wertvolle Erze handelt, die
ihres Verwachsungscharakters wegen auch noch sehr fein zerkleinert werden müssen.
Andererseits wendet man heute die naßmagnetische Aufbereitung mit Vorteil überall da
an, wo man das Trocknen nach voraufgegangener naßmechanischer Aufbereitung ersparen
will.
Mannigfache Versuche haben ergeben, daß es zweckmäßiger und vorteilhafter ist, fein-
und grobkörnige Erze naßmagnetisch nicht nach demselben Separationsprinzip zu
behandeln. Sondern ähnlich wie in der naßmechanischen Aufbereitung für die
Behandlung verschiedener Kornklassen verschiedene Aufbereitungsapparate angewandt
werden (Setzmaschinen, Schüttelherde, Schnellstoßherde und Rundherde), so benutzt
man auch zur Aufbereitung schwermagnetisierbarer Erze auf elektromagnetischem Wege
für die verschiedenen Kornsorten verschiedene Apparate. In der von der Maschinenbau-Anstalt Humboldt entworfenen und
ausgeführten Aufbereitungsanstalt der Grube Rosenberg bei Braubach a. Rh. (A.-G. für
Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen) ist die erste
größere elektromagnetische Aufbereitungsanlage für 45 t täglich aufgestellt. Es handelt sich um die
Trennung des als Gangart auftretenden Spateisensteins von der Zinkblende, dem
Bleiglanz und der unmagnetisierbaren Gangart der Emser-Erzgänge. Die gröberen
Kornsorten bis 6 mm und darüber werden auf sogenannten Ringscheidern, die feineren
Kornsorten und der Schlamm auf sogenannten Herdscheidern verarbeitet.
Textabbildung Bd. 330, S. 3
Abb. 1. Magnetischer Naß-Ringscheider, System Humboldt.
A Magnetkern, B Fuß, C Arme, D
Polstück, E Magnetpol, F Stahlgußring, G Magnetspule, H Glocke, J Welle, K
Antriebswelle, L Abfangkästen, M Rinne, N Speisetrichter, O Kegelteller, P
Auslauf, Q Schüttelaufgabe, K Zahnkranz, S Stahlstab
Bei den heute im magnetischen Aufbereitungswesen angewandten Ringscheidern kam es,
wie oben schon erwähnt, darauf an, nicht nur schwermagnetisierbare Mineralien von
unmagnetisierbaren zu trennen, sondern auch Mineralien verschiedener
Magnetisierfähigkeit voneinander. Zu diesem Zwecke führt man das Scheidegut durch
Magnetfelder von zunehmender Stärke. Man erreicht dies in einfachster Weise dadurch,
daß man dem stumpfen Gegenpol nicht nur einen, sondern mehrere Schneidepole
hintereinander gegenüberstellt. Die verstellbaren Abstände (vgl. w. u.) der
einzelnen Schneidepole verringern sich. Von der letzten, dem Gegenpol am nächsten
stehenden Schneide wird also das am schwersten magnetisierbare Gut noch angezogen,
nachdem die leichter magnetisierbaren Mineralien von den übrigen Schneiden schon
herausgezogen und ausgetragen sind.
An Hand der Skizze (Abb. 1 und 1a) sei die Bauart der Humboldtschen Ringscheider
beschrieben. Ein zylindrischer Magnetkern A (Stahlguß),
der auf einem gußeisernen Fuß B ruht, läuft unten in
einzelne Arme C aus, an die verschiebbare Polstücke D angeschraubt sind. Meist sind es 6 oder 10 Arme,
daher „sechs- oder zehnpolige Scheider“. Die Polstücke sind in ihrem oberen
Teil hohl ausgearbeitet, und in den Höhlungen liegen verstellbar die Magnetpole E (Stahlguß). Alle diese Teile sind während des
Betriebes in Ruhe. Ueber den Polen rotiert ein Stahlgußring mit mehreren Schneiden
F.
Um den Magnetkern ist eine Magnetspule G
angeordnet. Durch diese wird ein Kraftlinienfluß in dem magnetischen Stromkreis, der
sich aus den oben genannten Teilen zusammensetzt, hervorgerufen. Die Kraftlinien
nehmen also folgenden Verlauf: Magnetkern, rotierender Ring, Schneidepole, stumpfe
Magnetpole, Gleitstücke und Arme des Magnetkerns. In den Schnittflächen des
magnetischen Stromkreises stehen sich also immer entgegengesetzte Magnetpole
gegenüber, zwischen denen Zugkräfte auftreten. Die Zugkräfte, welche zwischen
Magnetschneiden und stumpfen Polen wirken, werden jedoch aufgehoben durch solche,
die zwischen dem rotierenden Ring und dem oberen eigenartig ausgebildeten Teil des
Magnetkerns stattfinden. Es findet also eine magnetische Ausbalancierung des Ringes
statt, die patentamtlich geschützt ist.
Magnetisierbare Stoffe, die mittels einer Schüttelaufgabe zwischen Magnetpole und
Schneiden gebracht werden, werden von letzteren angezogen, da durch die größere
Kraftliniendichte der zugeschärften Pole auch die von ihnen bewirkte Anziehung eine
größere ist als die der stumpfen Pole.
Textabbildung Bd. 330, S. 3
Abb. 1a. Zehnpoliger Ringscheider
Der rotierende Ring hängt an einer gußeisernen Glocke H,
die durch die senkrechte Welle J in Drehung versetzt
wird. Die Welle wird ihrerseits durch Kegelradantrieb im Fuß des Scheiders mittels
einer wagerechten Antriebwelle K angetrieben. Die
Glocke H läuft auf einem Kugellager.
Die Schneiden werden natürlich nicht auf ihrem ganzen Umfange gleichmäßig stark
magnetisiert. Die rotierenden Magnetschneiden sind an den Stellen, an denen sie sich jeweils
über den stumpfen Polen befinden, intensiv magnetisch, während sie im übrigen, d.h.
zwischen den Polen, nur einen verhältnismäßig schwachen durch Streuung verursachten
Magnetismus besitzen. Durch die Schneiden werden, immer unter der Voraussetzung, daß
eine Wasserverbindung zwischen Polschneiden und dahinrieselndem Gut vorhanden ist,
die magnetisierbaren Stoffe angezogen und rechtwinklig zur Scheidegutbewegung
ausgetragen (vgl. Abb. 2). Zu beiden Seiten der
Schüttelaufgabe befinden sich schmale Kammern, in welche die umgebogenen Kanten der
Schüttelaufgabe hineinragen, so daß das Material, das etwa von der Schüttelaufgabe
abläuft, in den Kammern aufgefangen wird. Neben diesen schmalen Kammern befinden
sich die Abfangkästen, in die das magnetische, von den Schneiden ausgetragene Gut
durch kleine Wasserstrahlen abgebraust wird. Die erste Schneide des Ringes (in
Richtung der Scheidegutbewegung gerechnet) wird so eingestellt, daß sie weniger
magnetisch ist als die folgenden; ebenso die zweite usw. In Richtung der
Scheidegutbewegung findet also eine Magnetisierungszunahme der Schneiden statt. Die
Abfangkästen L für das ausgetragene Material sind in
mehrere Abteilungen eingeteilt, nämlich für rein magnetisches Gut, Zwischenprodukt
und unmagnetisches Gut. Aus den Abfangkästen werden die betreffenden Produkte durch
Rotgußrohre einer mehrteiligen Rinne M zugeführt; in
den einzelnen Rillen dieser Rinne fließen die Produkte selbsttätig in die
Unterfässer ab.
Textabbildung Bd. 330, S. 4
Abb. 2. Schematische Darstellung des Austrags des magnetischen
Produktes.
E Magnetpol, Fa äußerster
Schneidepol, Q Schüttelaufgabe, L Abfangkasten
Die Einstellung der Abstände zwischen stumpfem Pol und Schneidepolen geschieht
folgendermaßen: Da zwischen Magnetschneide und Scheidegut unter allen Umständen eine
Wasserverbindung bestehen muß, so ist es wesentlich, daß der für eine bestimmte
Kornsorte eingestellte Spalt zwischen Magnetschneide und Aufgabeblech nicht geändert
wird. Humboldt verstellt aus diesem Grunde nicht die
Schneiden selbst, sondern durch einfaches Neigen der kippbar angeordneten stumpfen
Pole wird eine Veränderung der Feldstärke hervorgerufen. Der Pol ist so angebracht,
daß die Entfernung zwischen letzter Schneide und Gegenpol immer die gleiche bleibt,
so daß ein Verstellen der Schüttelaufgabe nicht erforderlich ist. Diese Anordnung
bietet weiter den Vorteil, daßdie Magnetisierung der einzelnen Schneiden an
jeder Arbeitsstelle, d.h. an jedem der sechs oder zehn Pole, für sich geregelt
werden kann, und zwar auch während des Betriebes. Aus Abb.
3 ist ersichtlich, daß durch Verstellen der senkrechten Schraube a, die oben mit einem Auge angreift, das äußere Ende
des stumpfen Poles E den Schneiden genähert oder von
ihnen entfernt werden kann. Eine zweite Schraube b
greift im Innern des Poles an, und ihre Verstellung bewirkt eine feste Verbindung
der Stahlgußstücke D und E. Ferner ist auch noch durch einfache Verstellung des Zapfens c mittels der Schraubenmutter d die Möglichkeit gegeben, nur die Entfernung zwischen Pol und äußerster
Schneide zu ändern.
Textabbildung Bd. 330, S. 4
Abb. 3. Schematische Darstellung der Verstellbarkeit des kippbaren Magnetpoles
beim Humboldt schen Ringscheider
Die Zuführung des Materials wird folgendermaßen bewerkstelligt: Ueber jedem Apparat
steht ein zweiteiliger Speisetrichter N (s. Abb. 1). Durch geeignete Zahnradübersetzungen werden
von der Hauptwelle aus unter den beiden Trichteröffnungen zwei Kegelteller O in schnelle Rotation versetzt, Das zu scheidende Erz
wird in einer besonderen Wasserkammer des Trichters mit Wasser versetzt und läuft
auf die Kegelteller. Der Spalt zwischen diesen und dem Trichter ist für die
einzelnen Korngrößen verstellbar. Durch die rasche Drehung des Tellers wird bewirkt,
daß das Scheidegut sehr gleichmäßig in eine der Polzahl entsprechende Anzahl von
Ausläufen P aus Rotguß geschleudert wird. In diesen
fließt es dann auf die Schüttelaufgaben Q herab, deren
Antrieb von besonderem Interesse sein dürfte. An dem rotierenden Ring ist ein
Zahnkranz R aus Stahl befestigt, dessen Zähne natürlich
die gleiche Polarität des Ringes haben. Am unteren Ende der Schüttelaufgabe ist ein
Stahlstab S befestigt mit zwei Zähnen, entsprechend der
Teilung des erwähnten Zahnkranzes. Die Schüttelaufgabe selbst ruht auf
Eschenholzfedern, so daß eine leicht hin- und herschwingende Bewegung der aus Rotguß
bestehenden Schüttelaufgabe möglich ist. Das untere Ende des Stahlstabes befindet
sich in der Nähe des stumpfen Poles, und es findet demnach ein magnetischer
Nebenschluß zwischen Zahnkranz, Stab und Pol statt. Der
Stab wird bei der Rotation des Zahnkranzes in dem Augenblick, wo sich die Zähne des
Zahnkranzes denen des Schüttelaufgabestabes gegenüber befinden, angezogen, jedoch
nicht soweit, daß eine Berührung stattfinden könnte. Der Hub der Schüttelaufgabe
wird nämlich nach innen durch eine an ihr befindliche Pufferschraube begrenzt. Wenn
die Zähne des Zahnkranzes an der Schüttelaufgabe vorbeiwandern, so wird die
Anziehung jedesmal erheblich schwächer, sobald die Zähne des Schüttelaufgabestabes
den Zahnlücken
des Zahnkranzes gegenüberstehen. In diesem Augenblick wird dann die Schüttelaufgabe
durch die Eschenholzfedern zurückgezogen. Sobald nun wieder die Zähne des
Zahnkranzes denen des Stabes gegenüberstehen, beginnt das Spiel von neuem. Es
verdient hervorgehoben zu werden, daß die Schüttelaufgabe angetrieben wird, ohne daß
irgendwelche verbindenden Teile erforderlich wären. Die lediglich durch
magnetisch-periodische Wirkung bewegte Schüttelaufgabe arbeitet sehr gut.
Textabbildung Bd. 330, S. 5
Abb. 2a. Zehnpoliger Herdscheider (Patent Humboldt)
G Glocke
Der Kraftverbrauch der Humboldtschen Ringscheider ist
äußerst gering. So beträgt er z. B, für den mechanischen Antrieb eines zehnpoligen
Ringscheiders ½ PS. Der elektrische Energieverbrauch beträgt ebenfalls etwa ½ PS.
Der Grund für den sehr geringen mechanischen Kraftverbrauch dürfte wohl in der guten
magnetischen Ausbalancierung des Ringes zu suchen sein.
Wie schon oben erwähnt, werden die Schlämme auf sogenannten Herdscheidern
verarbeitet, da sie sich denmagnetischen Einwirkungen gegenüber ganz anders
verhalten als körniges Gut. Man hat das in der naßmechanischen Aufbereitung für die
Schlammverarbeitung angewandte Rundherdprinzip mit dem eines Magnetscheiders
verbunden und erhielt so die Herdscheider, deren Bauart in folgendem beschrieben
werden soll (Abb. 2a).
Auf einem zylindrischen Magnetkern liegt ein Teller, an dem sechs bis zehn Magnetpole
befestigt sind (sechs- oder zehnpolige Herdscheider). Um das untere Ende des
Magnetkernes liegt eine nach oben offene Glocke G, auf
deren oberen Rand der feingeriffelte Scheidering 5 liegt (vgl. 5 in Abb. 4). Der Teller mit den Magnetpolen, sowie die
Materialaufgabe stehen fest, die Scheideglocke rotiert. Der Magnetkern ist von einer
Magnetspule umgeben, der Kraftlinienfluß nimmt folgenden Verlauf: Magnetkern –
Teller – Magnetpol – Scheidering – Glocke.
Textabbildung Bd. 330, S. 5
Abb. 4. Schema der Wirkungsweise des Herdscheiders.
C Aufgabe, P Magnetpol, R Richtung
der Rillen, S Scheidering, a Abfangrinne; Der Scheidering ist mit vielen Rillen
versehen, zwischen denen das unmagnetisierbare Gut in die Abfangrinne abläuft;
das magnetisierbare Gut bleibt auf den Kanten der Rillen haften und wird hinter
den Polen abgebraust
Die Aufgabe des Materials geschieht wie bei den Ringscheidern. Unter den Magnetpolen
befindet sich eine Rinne. Diese ist beim zehnpoligen Herdscheider z.B. in dreimal
zehn Abteilungen eingeteilt. In die erste Abteilung fließt das unbeeinflußt unter
den Polen hinweggleitende unmagnetisierbare Produkt, während alle magnetisierbaren
Stoffe auf dem rotierenden Scheidering haften bleiben. Durch die Anziehung der Pole
klettern sie an den scharfen „Schneiden“ zwischen den Rillen empor und setzen
sich dort fest. Läßt nun hinter den Magnetpolen die Feldstärke nach, so können
zunächst die weniger magnetischen verwachsenen Teilchen in die zweite Abteilung der
Rinne abgebraust werden. Zum Schluß wird durch weitere stärkere Brausen das am
festesten anhaftende reine magnetische Gut abgespült. Durch geeignet angebrachte
Rohre wird das Material aus den Abteilungen der inneren Rinne, die naturgemäß
mitrotiert, einer äußeren feststehenden Rinne und von da aus den Unterfässern
zugeführt.
Der Kraftverbrauch eines solchen zehnpoligen Herdscheiders ist sehr gering. Er
beträgt etwa ½ PS. Ebenso beträgt der elektrische Energieverbrauch ungefähr ½
PS.