Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | Schmolke |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 90 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Textabbildung Bd. 330, S. 90
Abb. 1.
Die Humphrey-Verdichtungspumpe (vgl. D. p. J. 1913, S.
540). Einen bedeutenden Fortschritt auf dem Gebiete des Gasmotorenbaues stellt das
Humphrey-Verfahren dar, das mit Vorteil zur
Wasserförderung und zum Verdichten von Gasen benutzt wird. Abb. 1 zeigt einen nach der genannten Methode arbeitenden Verdichter. Der
Motorraum A ist von dem Verdichtungsraum C durch einen hin- und herschwingenden Wasserkolben B getrennt. Bei der gezeichneten Stellung des letzteren
befindet sich über dem auf der linken Seite gehobenen Wasserspiegel eine verdichtete
Gasladung. Es erfolgt zunächst deren Verbrennung bei konstantem Volumen, da die
Flüssigkeitssäule während dieses Vorganges nur unwesentlich zurückweicht. An die
Entzündung schließt sich eine adiabatische Expansion, die den Wasserkolben in
Bewegung setzt. Es steigt die Flüssigkeit im Verdichtungsraum und schließt zunächst
das Tauchrohr k mit demVentil i, durch welches Luft nach außen entweichen konnte.
Sodann beginnt die Verdichtung und das Ausstoßen der eingeschlossenen Luft in die
Druckleitung h. Dies dauert an, bis das Ventil g durch das steigende Wasser geschlossen ist, worauf
die zurückgebliebene Luft weiter verdichtet wird, so daß sie wie ein Luftkissen
wirkt. Währenddessen ist die Expansion des Gases bis unter den Atmosphärendruck
fortgeschritten. Es öffnet sich das Auspuffventil a,
und Luft dringt durch ein an demselben Tauchrohr befindliches Spülventil ein. Bei
dem nunmehr durch das Luftkissen in C hervorgerufenen
Rückschwingen des Wasserkolbens werden die Abgase durch a bei gleichbleibendem, niedrigstem Druck, ausgestoßen, bis das Ventil
durch den steigenden Wasserspiegel geschlossen wird. Hierauf bildet sich auch auf
der linken Seite durch Zusammenpressen der Restgase ein Luftkissen, während sich im
Kompressorraum das Ventil f geöffnet hat und neue Luft
einläßt. Die Verdichtungsarbeit, welche zur Bildung des im Motorraum entstandenen
Luftkissens aufgewendet wurde, wird, nachdem die Strömungsenergie des Wassers
aufgezehrt ist, durch Expansion größtenteils wiedergewonnen. Es tritt ein zweites
Vorschwingen der Flüssigkeit ein. Die Ventile e und v öffnen sich, und durch letzteres wird die Verbindung
mit dem Behälter b hergestellt. Eine neue Ladung tritt
in den Motorraum und wird beim nunmehr wieder einsetzenden Rückschwingen des Wassers
verdichtet, nachdem sich die Ventile e und v geschlossen haben. Vor der Kompression des
Betriebstoffes wird ein Teil der eingenommenen Ladung durch das Rohr d in den Behälter zurückgedrängt bis der Wasserkolben
Ventil e schließt, während e beim Rückschwingen sofort durch Federdruck geschlossen wurde. Durch
Aenderung der Höhenlage von v kann die Größe der Ladung
reguliert werden.
Textabbildung Bd. 330, S. 91
Abb. 2.
Im Raum C hat das zweite Vorschwingen wiederum die Bildung
eines Luftkissens hervorgerufen, welches das zweite Rückschwingen veranlaßt. Zur
Förderung reichte der Druck nicht mehr aus. Durch Einstellen verschiedener
Höhenlagen der Rohre g und k können auf der rechten Seite die Größe der Drücke und der verdichteten
Volumina geändert werden. Zur Erzielung einer idealen isothermischen Kompression
werden in den Raum C Scheiben aus Drahtgeflecht
eingebaut, welche vom Wasser benetzt werden und die bei der Verdichtung entstehende
Wärme vermindern. Beim Humphrey-Verfahren machen sich die erforderlichen großen
Abmessungen als Nachteil geltend. Durch Wahl eines anderen schwingenden Stoffes an
Stelle des Wassers ließe sich vielleicht dieser Fehler vermeiden. Demgegenüber wird
ein Gesamtwirkungsgrad erzielt, welcher den des normalen Gasmotors bei weitem
übersteigt, wie aus dem Entropiediagramm (Abb. 2)
ersichtlich ist. In der Darstellung, bei der ein Verdichtungsdruck von nur 5 at abs.
vorausgesetzt ist, kennzeichnet die Linie AB die
adiabatische Kompression und BC die Verbrennung bei
konstantem Volumen. Der schräge Verlauf der Adiabaten in Abb. 2 erklärt sich daraus, daß für die Zustandsänderung bei konstantem
Volumen oder Druck die Entropiezunahme für die einzelnen Gase nicht den gleichen
Verlauf nimmt. Dieser Verschiedenheit wird durch eine Konstante b Rechnung getragen und für b = 0 eine beliebigeschräge Ordinate angenommen. Die durch Wachsen
von b bedingte Vergrößerung der Entropie wird links von
dieser Ordinate angetragen, so daß sich für verschiedene Werte von b eine Anzahl mehr oder weniger steil verlaufender
Adiabaten ergibt. Den Punkt C, bis zu dem man die Kurve
gleichen Rauminhaltes verlängert, findet man, indem man sich auf der eingezeichneten
Wärmekurve den Punkt C sucht, der von der Senkrechten
in O einen Abstand hat, der gleich dem Wärmeinhalt Wb bei B zuzüglich der Wärmezufuhr während der Verbrennung
(W1) ist. CD stellt die adiabatische Expansion dar, und die Kurve
gleichen Druckes durchs schließt das Diagramm. Der thermische Vorzug gegenüber dem
normalen Gasmotorprozeß wird durch den zwischen der V- und der p1-Linie liegenden Teil der schraffierten Fläche gekennzeichnet. Da eine
möglichst billige Beschaffung von Druckluft für die Entwicklung der Gasturbine von
ausschlaggebender Bedeutung ist, dürfte dem Humphrey-Kompressor in Verbindung mit der genannten Maschinengattung eine
aussichtsreiche Zukunft bevorstehen. (Vergl. Ostertag,
Entropiediagramme der Verbrennungsmotoren.)
Schmolke.
Ueber das Verhalten zweier Gasleitungen bei einer
Brückensprengung durch Minen macht Oberingenieur A. Müller im Journal für Gasbeleuchtung 1914, S. 1052, interessante
Mitteilungen. An das Gaswerk Barr der elsässischen Gasfernversorgungsanlage der
Deutschen Kontinental-Gasgesellschaft sind die am Ostrande der Vogesen liegenden
Orte Molsheim, Mutzig und andere angeschlossen. Die Förderung des Gases erfolgt bei
2 bis 3 at Ueberdruck durch eine rund 22 km lange Hochdruckfernleitung von 100 mm 1.
W. bis zu dem Druckregler am Eingang jeder Ortschaft, durch den das Gas nach
Verringerung seines Druckes auf 60 bis 80 mm WS. dem Verteilungsnetz zugeführt wird.
Die durch die Gasentnahme entstehenden Druckschwankungen werden außer durch den
Inhalt der Ferndruckleitung noch durch vier Gasbehälter von je 50 cbm Inhalt
ausgeglichen. Die Leitung führte in Mutzig über eine steinerne Straßenbrücke, die zu
Beginn des Krieges mit Minen belegt worden war. Durch einen Blitzstrahl wurden nun
diese Minen zur Explosion gebracht, und das Brückengewölbe stürzte infolgedessen auf
eine Länge von 3,5 m vollständig zusammen. Die Explosion machte sich
merkwürdigerweise an den Druckmessern in der Gasanstalt nicht bemerkbar, und die
Besichtigung der Unfallstelle ergab denn auch, daß die beiden Gasleitungen (die
Hochdruckleitung auf der einen, die Niederdruckleitung auf der anderen Seite der
Brücke) durch die Explosion nur verhältnismäßig wenig gelitten hatten. Beide
Leitungen bestehen aus Mannesmann-Stahlrohr von 100 mm 1. W., die Hochdruckleitung
ist mit Pilgerkopf-Gewindemuffen, die Niederdruckleitung dagegen mit Teerstrick,
Kitt und Blei gedichtet. Beide Leitungen wurden durch die Explosion auf eine Länge
von etwa 1200 mm in wagerechter Richtung verbogen und auf etwa 500 mm Länge stark
gequetscht. Während das Hochdruckrohr vollkommen dicht geblieben ist, hat die nur
etwa 1 m von der gequetschten Stelle entfernte Muffe des Niederdruckrohres ein wenig
nachgelassen; sie konnte jedoch ohne Betriebsunterbrechung durch Eintreiben von
Bleiwolle wieder gedichtet werden. Lediglich der vorzüglichen Beschaffenheit der
Stahlröhren ist es also zu verdanken, daß bei der Explosion der Minen keine größere
Betrieb-Störung und keine Unfälle vorgekommen sind, wie dies bei einem Bruch der
Hochdruckleitung wohl sicher der Fall gewesen wäre.
Sander.
Ueber den Einfluß des Druckes auf die Verbrennung explosiver
Gas-Luftmischungen haben E. Terres und F. Plenz interessante Versuche angestellt, über die sie im
Journal für Gasbeleuchtung 1914, Nr. 47 bis 50, berichten. Schon Davy hat vor fast 100 Jahren bei seinen
„Untersuchungen über die Flamme“ gefunden, daß es Explosionsgrenzen gibt,
und diese Beobachtung wurde in der Folge von zahlreichen anderen Forschern bei
sämtlichen brennbaren Gasen bestätigt. Wir wissen heute, daß für jedes Gas eine
untere und eine obere Explosionsgrenze besteht, und diese Tatsache läßt sich mit
Hilfe der physikalischen Chemie leicht erklären. Zur Bestimmung des
Explosionsbereichs eines Gasluftgemisches bestehen zwei Methoden; die eine von
diesen beruht auf der Bestimmung der Entzündungsgeschwindigkeit und die zweite auf
der Herstellung von Gasluftgemischen, die eben noch bzw. eben nicht mehr zur
Entzündung gebracht werden können. Obwohl über die Explosionsgrenzen von
Gasluftgemischen zahlreiche Untersuchungen vorhanden sind, liegen bisher über den
Einfluß des Druckes auf die Explosionsgrenzen keinerlei zusammenfassende Arbeiten
vor. Gerade diese Beziehung ist aber für die Praxis und in erster Linie für die
Motorentechnik von großer Bedeutung. Wegen der Kompliziertheit der im Zylinder eines
Explosionsmotors vor sich gehenden Reaktionen haben Verfasser ihre Untersuchungen
nur mit wohldefinierten Gasen, bei denen eindeutige Verbrennungsprodukte zu erwarten
waren, angestellt, und zwar mit Wasserstoff, Kohlenoxyd und Methan. Neben der
Bestimmung der Explosionsgrenzen legten sie dabei auch besonderen Wert auf die
Untersuchung der Reaktionsprodukte. Durch Vorversuche mit einer Kröckerschen Bombe stellten Verfasser die Art der Zündung
und die geeignetste Größe des Gefäßes fest. Hieran schlössen sich Versuche über den
Einfluß des Druckes bei Wasserstoff–, Kohlenoxyd- und Methan-Luftmischungen jedesmal
an der unteren und oberen Grenze, während Temperatur und Zündung konstant blieben.
Bei einer weiteren Reihe von Versuchen wurde die Anfangstemperaturverändert und
schließlich folgten noch einige Versuche über die Wirkung verschiedener
Zündungsarten.
Nachdem sich schon bei den Vorversuchen bei geringer Steigerung des Anfangsdruckes
eine deutliche Verschiebung der Explosionsgrenzen ergeben hatte, wurden die
Hauptversuche auf das verhältnismäßig kleine Druckintervall von 1 bis 10 at
beschränkt. Als Explosionsgefäß diente ein dreizölliges schmiedeeisernes Gasrohr,
das oben und unten mit Kappen verschlossen war. Die obere Kappe trug neben den
beiden Zündpolen die Zu- und Ableitungsrohre für die Gasgemische sowie einen
Druckindikator. Der Inhalt dieses Gefäßes betrug fast 2 l. Zur Herstellung des
Anfangsdruckes wurde das in einem Gasbehälter hergestellte Gemisch mit einer Pumpe
bis zu dem gewünschten Druck in das Explosionsgefäß komprimiert. Die Zündung
erfolgte durch den Induktionsfunken. Die einzelnen Versuchsergebnisse sind im
Original durch Tabellen und Kurvenbilder veranschaulicht, worauf hier nur verwiesen
werden kann. Als wichtigstes Ergebnis wurde gefunden, daß die Steigerung des
Anfangsdruckes den Explosionsbereich je nach der Natur der Gase mehr oder weniger
verengt. Besonders deutlich war dies beim Kohlenoxyd zu bemerken, in geringerem Maße
beim Wasserstoff, während das Methan bei der oberen Explosionsgrenze hiervon eine
Ausnahme macht. Weiter zeigte sich, daß der Begriff Explosionsgrenze infolge
auftretender Teilverbrennungen nicht scharf zu definieren ist. Derartige
Teilverbrennungen wurden beim Kohlenoxyd sowohl bei der unteren wie bei der oberen
Explosionsgrenze beobachtet, beim Wasserstoff und Methan jedoch nur an der unteren
Grenze. Auch durch die Aenderung der Anfangstemperatur sowie durch Art und Ort der
Zündung werden die Verbrennungsvorgänge merklich beeinflußt.
Dr. Sander.
Eisenbahnfahrzeuge auf der Baltischen Ausstellung in
Malmö. (Verein deutscher Maschinening.) Die deutsche
Eisenbahnfahrzeug-Industrie war auf der Baltischen Ausstellung in Malmö in
imposanter Weise vertreten; in der 5000 m2 großen
Halle „das deutsche Verkehrswesen“ waren nicht weniger als 36 vollständige
Fahrzeuge bzw. Züge, nämlich fünf Dampflokomotiven, drei elektrische Lokomotiven,
acht Triebwagen, zwölf Personenwagen sowie neun Güterwagen von vielen der
hervorragendsten deutschen Fahrzeugbauanstalten und Elektrizitätsfirmen ausgestellt.
Darunter die neueste Schnellzuglokomotivbauart der preußischen Staatsbahn, die
Drillings-Heißdampf-Schnellzuglokomotive nach Bauart der Vulkanwerke A.-G., Lokomotivfabrik Stettin, mit drei Kuppelachsen und
vorderem Drehgestell. Bei dieser ist man von der bisherigen Vierzylinder- zu der
einfacheren Dreizylinderanordnung übergegangen, zunächst um eine weniger gefährdete
einfach gekröpfte Kurbelachse zu erhalten; die Steuerung ist dabei besonders einfach
gestaltet, indem in sinnreicher Weise die Bewegung des mittleren Kolbenschiebers aus
der der beiden äußeren Schieber zusammengesetzt wird. Bei Versuchsfahrten hat die
Maschine einen aus 15 schweren D-Wagen zusammengesetzten Zug von 823 t Gesamtgewicht
mit meist 100 km/Std. Geschwindigkeit befördert, stellenweise 110 km/Std.
überschritten, und bis 1400 PS Schleppleistung erzielt. Die Maschine war, ebenso wie
die übrigen von der Berliner Masch.-A.-G. vorm.
Schwartzkopff, der Hannoverschen M.-A.-G. und
den Linke-Hofmannwerken, Breslau, ausgestellten
Lokomotiven, welche die neuesten Ausführungen ihrer Art für die Güterzugs- und
Personenzugbeförderung der Preuß.-Hess. Staatsbahnen darstellten, mit einem
Abdampfvorwärmer ausgerüstet, in dem das Speisewasser durch sonst nutzlos
entweichenden Abdampf vorgewärmt wird, wodurch bis zu 10 v. H. Kohlenersparnis
erzielt werden kann. Eine von der normalen ganz abweichende Bauart zeigte die
vierachsige Güterzuglokomotive der Akt.-Ges. Orenstein
& Koppel – Arthur Koppel,
Berlin, in ihrem Stroomann-Kessel mit Wellrohrfeuerbüchse
und Wasserrohren; diese gegen eine frühere Ausführung verstärkte Bauart unterliegt
zurzeit der Erprobung. Viel studiert wurden die von Siemens-Schuckert, von der A. E. G. und den Maffei-Schwartzkopffwerken ausgestellten elektrischen
Schnellzuglokomotiven, die sämtlich hochgelagerte Einzelmotoren aufweisen, mit 600
bis 1000 PS Geschwindigkeiten bis 130 km vor dem Zuge erreichen und für die
bekanntlich mit Einphasen-Wechselstrom betriebene Vollbahnstrecke
Magdeburg–Leipzig–Halle bestimmt sind. Gleichfalls für eine
Einphasen-Wechselstrombahn, nämlich für die Abzweigungslinien der schlesischen
Gebirgsbahn Lauban–Königszelt, ist der elektrische Triebwagenzug bestimmt, der aus
einem mittleren Triebwagen und zwei mit diesem gekuppelten Beiwagen besteht. Der
Doppelmotor, der in dem Antriebsgestell des Triebwagens sitzt, wird von den an den
Enden des Zuges befindlichen Führerständen aus gesteuert. Die inneren Beschlagteile
sind geerdet, desgleichen das Dach, um jede Gefährdung der Fahrgäste auszuschließen.
Die übrigen ausgestellten Triebwagen hatten eigene Kraftquelle, und zwar teilweise
Blei- oder Edisonakkumulatoren, teilweise benzolelektrischen Antrieb. Von
Personenwagen wurde der von Van der Zypen & Charlier, Köln-Deutz, gebaute vierachsige D-Wagen
hervorgehoben, bei dem das Kastengerippe ganz aus Eisen hergestellt und Holz nur für
die Innenauskleidung verwendet ist, wodurch der Vorteil größerer Festigkeit und
geringeren Eigengewichts erzielt wird.
Die zweite große Gruppe der Eisenbahnfahrzeuge, die in der Sonderausstellung der
schwedischen Staatsbahndirektion Stockholm vereinigt war, hatte zwar nicht den
bedeutenden Umfang der deutschen Abteilung, bot jedoch ein fesselndes Bild der
Entwicklung und des jetzigen Standes der schwedischen Staatsbahnen. Hier ragte eine
neue sechsachsige Schnellzuglokomotivbauart mit Vierzylinder-Verbundmaschine von
1900 PS für 100 km/Std. Geschwindigkeit hervor, an der auch die Ausrüstung der
Tender- und Drehgestellachsen mit Kugellagern besonders bemerkt wurde. Ferner wurde
auf die elektrische Schnellzuglokomotive für die Kiruna-Reichsgrenzbahn, einen
700-pferdigenSchneepflug mit rotierender Schneeschaufel, und die neue Bauart
des schwedischen Schlafwagens dritter Klasse, mit je drei übereinander angeordneten
Schlafplätzen in einzelnen Halbabteilen, näher eingegangen.
Ergebnisse von Bohrungen. Mitteilungen aus dem Bohrarchiv
der Königlichen Geologischen Landesanstalt. Bearbeitet von Dr. O. Schneider. Das VI. Heft der Mitteilungen aus dem
Bohrarchiv der Geologischen Landesanstalt enthält die seit Erscheinen des V. Heftes
bei der genannten Behörde bearbeiteten Bohrungen über eine Tiefe von 10 m.
Ausgeführt wurden diese Bohrungen von der Kgl. Bohrverwaltung, von anderen Behörden,
z.B. der Eisenbahnverwaltung und von der Privatbohrindustrie, welche häufig in
dankenswerter Weise die Bohrkerne der Geologischen Landesanstalt zur Verfügung
stellte. In dem vorliegenden wie in den früheren Heften sind die Bohrungen nach
Meßtischblättern geordnet, welche zu Gradabteilungen zusammengefaßt sind. Eine
Ordnung nach weiteren Gesichtspunkten, etwa geologisch-wissenschaftlichen, ist nicht
vorgenommen worden. Das am Schlusse des Heftes befindliche Verzeichnis der
Meßtischblätter, in deren Bereich Bohrergebnisse veröffentlicht wurden, enthält auch
die in den vorhergehenden Heften aufgeführten Bohrungen, wodurch die
Nachschlagearbeit wesentlich erleichtert wird.
Die große Anzahl der in Heft VI enthaltenen Bohrungen, deren Tiefe zwischen 10 und
773 m beträgt, stellt eine erhebliche Menge wissenschaftlichen Materials über die
Erforschung des Untergrundes der Norddeutschen Tiefebene dar, für dessen Studium es
wertvolle Beiträge und Belege enthält. Für die Ausführung wissenschaftlicher
Arbeiten über das genannte Gebiet ist deshalb der Inhalt des vorliegenden Heftes
recht wertvoll. Auch der Bohr- und Brunnenbautechniker wird des öfteren auf dieses
wie auf die vorhergehenden Hefte zurückgreifen, um sich vor Ansetzung einer neuen
Bohrung über die Ergebnisse etwa schon vorhandener Bohrungen in dem betreffenden
Gebiet zu unterrichten.
Erwähnenswert hinsichtlich der bei den Bohrungen durchsunkenen Schichten sind einige
Ergebnisse aus den Provinzen Ost- und Westpreußen, Pommern, Schleswig-Holstein und
Nordhannover. Zumeist erstrecken sich die Aufschlüsse auf die Schichten des
Alluviums, Diluviums und des Jungtertiär, was bei der meist nur geringen Bohrteufe
erklärlich ist. Unter den ostpreußischen Bohrungen sind indessen einige, welche bei
mäßiger Teufe, z.B. 23 m, auf Blatt Bledau, bereits Kreideschichten angetroffen
haben.
Die Umgebung von Danzig ist hier, wie auch in früheren Heften mit einer großen Zahl
von Bohrungen vertreten, welche teilweise unmittelbar unter dem Diluvium die obere
Kreide, Senon, angetroffen haben.
Einige pommersche Bohrungen sind bemerkenswert durch das schon mehrfach in Pommern
beobachtete Auftreten von Kreide- und Juraschollen in jüngeren Schichten.
Beispielsweise zeigt Bohrloch 11 auf Blatt Swinemünde folgende Schichten:
0 bis 5,1
m
Alluvium,
5,1 bis 48,6
„
Diluvium,
48,6 bis 143,8
„
Turon?
143,8 bis 177,5
„
Miocän,
177,5 bis 181
„
Diluvium
181 bis 228
„
Miocän?
Bohrungen der Stettiner Kalkwerke in Klemmen auf Blatt Gülzow reichen bis ins
Kimmeridge, Oxford, ja bei einer Teufe von nur 25 m in den Dogger. Bohrung 5 zeigt
folgendes Profil:
0 bis 0,8
m
Diluvium,
0,8 bis 18,1
„
Senon? (Scholle),
18,1 bis 25,6
„
Dogger.
Bemerkenswerte Ergebnisse liegen aus Nordwestdeutschland vor, wo mehrfach alttertiäre
Schichten erschlossen wurden, so auf den Blättern Lüneburg und Altenmedingen. Die
Kalibohrung bei Lauenburg steht bei 600 m Teufe noch im Eocän. Das Bohrloch der
Saline Campe steht von 50 bis 384 m im Zechstein. Die Tiefbohrung III der
Gewerkschaft Kaiser Rotbart hat zwischen 153 und 700 m ebenfalls Zechstein mit
Stein- und Kalisalzführung angetroffen.
M. Schwahn.
Vorgänge beim Spülen und Laden von
Zweitaktverbrennungskraftmaschinen. Am 8. Juni 1914 hat Professor Hopkinson in New-castle-on-Tyne in der Versammlung der
Institution of Naval Architects über dieses Thema einen Vortrag gehalten, dem
Folgendes entnommen ist (nach Zeitschrift Engineering 1914 S. 100 bis 102).
Textabbildung Bd. 330, S. 94
Abb. 1.
Die vom vorhergehenden Arbeitsspiel im Zylinder verbleibenden Verbrennungsreste sind
während des Spül- und Ladevorganges im Verlaufe von etwa einer Viertel
Kurbelumdrehung durch Spülluft oder frisches Gemisch zu ersetzen. Dabei läßt sich
nicht vermeiden, daß eine teilweise Vermischung der Spülluft bzw. des frischen
Gemisches mit den Abgasen stattfindet und damit ausströmt. Von diesem Verlust hängt
sehr die Vollkommenheitder Zweitaktmaschine ab. Während des Ladens wird durch
jede Volumeneinheit Luft oder Gasgemisch eine gleich große Menge Abgase aus dem
Arbeitszylinder hinausgeschoben, aber ebenso auch ein gewisser Teil der bereits
eingeströmten Spülluft oder des Gasgemisches. Dieser Verlust sei für 1 l
Zylinderinhalt mit z bezeichnet. Der Rest 1 – z wird dann von den Verbrennungsresten des
vorhergegangenen Arbeitsspieles gebildet. Der beim Laden insgesamt auftretende
Verlust entspricht der von den Ladepumpen geförderten Menge y multipliziert mit dem mittleren Wert von z.
Die im Arbeitszylinder nach der Spülung verbleibende Teilladung sei dann mit x bezeichnet. Zwei Fälle lassen sich nun rechnerisch
leicht verfolgen. Der erste ist der Idealfall, daß zwischen den Abgasen im
Arbeitszylinder und der einströmenden Ladung eine vollkommene Schichtenlagerung
erhalten bleibt. Ein Verlust tritt dabei erst dann ein, wenn das eingeführte
Ladevolumen größer als der Zylinderinhalt ist. Diese verlustlose Spülung wird in
Wirklichkeit nicht erreicht. Der zweite Fall kommt der Wirklichkeit etwas näher. Es
wird dabei angenommen, daß eine Schichtung im Zylinder überhaupt nicht stattfindet,
sondern es finde eine gleichmäßige Mischung der im Arbeitszylinder verbliebenen
Abgase mit der neu eingeführten Ladung statt. Mit dieser Voraussetzung können die
Ladeverluste in jedem Augenblick der Spülung bestimmt werden. Wird dabei der
Zylinderinhalt als Volumeneinheit angenommen, dann wird z =
x.
In Abb. 1 ist x in
Abhängigkeit vom eingeführten Ladevolumen y
dargestellt, das in Teilen des Arbeitszylindervolumens ausgedrückt ist. Entspricht
beispielsweise das eingeführte Ladevolumen der Größe ON, dann ist im Arbeitszylinder frische Ladung von der Größe PN, während PM die im
Zylinder verbleibenden Abgasreste darstellt. Vergrößert man das Volumen der
eingeführten Ladung um den Betrag AN dann geht durch
die Auslaßöffnung ein Volumen \frac{P\,N}{M\,N}\,N\,N' von der
Ladung verloren. Der Rest bleibt im Zylinder und vergrößert die vorhandene frische
Ladung um P'\,Q=\frac{P\,M}{M\,N}\,N\,N'. Auf diese Weise kann
die in Abb. 1 dargestellte Ladekurve erhalten werden.
Sie entspricht der bekannten Exponentialkurve x = 1 –
e–y.
Bei den meisten Zweitaktmaschinen findet wahrscheinlich ein gutes Mischen der
eingeführten Ladung mit den vorhandenen
Verbrennungsrückständen statt, so daß die hier angegebene Formel gut den wirklichen
Verhältnissen entsprechen wird. Bei Maschinen mit großem Hubverhältnis
(Oechelhäuser- und Junkersmaschinen) kann eine gewisse Schichtenlagerung wohl
eintreten, dann erfordert die hier angegebene Beziehungsgleichung eine gewisse
Aenderung.
An einer Gegenkolbenmaschine Bauart Fullagar (englisches
Patent Nr. 603/1913 und D. R. P. Nr. 239363 und 239594) hat nun Professor Hopkinson dem entsprechende Versuche ausgeführt. Diese Zweitaktgasmaschine
hat vier stehend angeordnete Zylinder, die derart miteinander verbunden sind, daß
der obere Arbeitskolben des einen Zylinders durch schräglaufende Kuppelstangen an
den unteren Kolben des anderen Zylinders angelenkt ist (s. D. p. J. Bd. 330 S.
43).
Die Einlaßschlitze stehen dabei mit einem großen Vorratsbehälter in Verbindung, der
durch einen elektrisch angetriebenen Ventilator mit schwach verdichteter Ladeluft
gefüllt wird. Als Betriebstoff wurde Leuchtgas verwendet, das in der Zylindermitte 5
° vor dem Abschluß der Auslaßschlitze allmählich eingeführt wurde. Um die
Genauigkeit der angegebenen Gleichung x = 1 – e–y bestimmen zu können, war es notwendig, die in einer bestimmten
Zeit in den Arbeitszylinder eingeführte Ladung y und
den vom eingeführten Ladevolumen im Arbeitszylinder verbleibenden Anteil x durch Versuche zu bestimmen. Zur Messung der
Ladeluftmenge wurde in die Luftleitung eine Drosselscheibe eingebaut und mit einem
kreisförmigen Loch versehen. Durch angeschlossene Wassersäulen wurde der Luftdruck
vor und hinter der Scheibe gemessen. Die Größe der Durchflußgeschwindigkeit wurde
nach der bekannten Ausflußformel berechnet, der Geschwindigkeitskoeffizient dabei zu
0,62 angenommen. Die Ermittlung der verbrauchten Leuchtgasmenge geschah auf die
gleiche Art. Um festzustellen, welches Teilvolumen wirklich im Arbeitszylinder
zurückblieb, wurden aus allen Zylindern Gasproben entnommen. Die folgende Tabelle
enthält die Ergebnisse dreier Versuche:
I
II
III
Drehzahl in der Minute
200
200
250
Luftverbrauch eines Zylinders bei einer Umdrehung
(durch die Diaphragma- scheibe gemessen) cb.
f.
2,70
2,70
1,42
Derselbe, durch Gasometer und Abgas- analyse
bestimmt cb. f.
2,86
2,86
1,38
Leuchtgasverbrauch eines Zylinders bei einer
Umdrehung cb. f.
0,189
0,182
0,163
Verhältnis
\frac{\mbox{Luft}}{\mbox{Leuchtgas}} der in den
Zylinder eingeführten Ladung
15,1
15,7
8,45
Verhältnis von
\frac{\mbox{Luft}}{\mbox{Leuchtgas}} der im
Zylinder verbliebenen Ladung
9,4
9,45
7,35
Luftmenge, welche während einer Um- drehung im
Zylinder verblieb cb. f.
1,78
1,72
1,20
y = pro cb. f. Zylinderinhalt
gelieferte Luft- menge
cb. f.
1,08
1,08
0,52
x = pro cb. f. Zylinderinhalt
zurückge- bliebene Luftmenge cb. f.
0,67
0,65
0,45
Berechneter Wert von x = 1 – e–y cb. f.
0,66
0,66
0,405
y – x gemessen
0,41
0,43
0,07
y – x berechnet
0,42
0,42
0,115
Verlust an Spülluft in v. H. (gemessen)
38
40
13,5
Verlust an Spülluft in v. H. (berechnet)
39
39
22
Das Zylinderhubvolumen ist bei diesen Berechnungen zu 2,65 cb. f. angenommen. Die
berechneten und durch Messung festgestellten Zahlenwerte zeigen eine
ziemlichgute Uebereinstimmung, so daß die Annahme einer gleichmäßigen Mischung
der Spülluft mit den Abgasresten für die erste Rechnung richtig erscheint. Bei
Dieselmaschinen mit einem Hub ungefähr gleich dem Durchmesser wird die Mischung eine
nahezu vollständige sein. Geben die Luftpumpen hier einen Ueberschuß von 25 v. H.,
so wird y = 1,25, dann wird x = 1 –e–1,25 = 0,71, aus den Auspuffschlitzen
entweicht dann eine Luftmenge von y – x = 0,54, d.h. 43
v. H. der von den Spülluftpumpen gelieferten Luftmenge. Der Zylinderinhalt besteht
somit aus einer Mischung von 71 Teilen Luft bei 40 bis 50° C und 29 Teilen Abgase
bei etwa 500 ° C.
Textabbildung Bd. 330, S. 95
Abb. 2.y = Eingeführtes Ladevolumen (bezogen auf Zylindervolumen)
Diese Annäherungsrechnung wird aber für Maschinen mit großem Hub keine genauen Werte
ergeben, denn hier wird eine gewisse Schichtenlagerung von Abgasen und Spülluft doch
eintreten. Der Zylinderinhalt wird in der Nähe der Auspuffschlitze reicher an
Abgasen sein, als in der Nähe der Spülluftschlitze. Es sei wiederum y die von den Spülpumpen gelieferte Spülluftmenge, x jene Luftmenge, die im Zylinder verbleibt. Dann geht
während der Spülung eine Luftmenge y – x verloren. In
diesem Falle enthalten die ausströmenden Abgase nur mehr einen Bestandteil z an Spülluft, wobei z
kleiner als x ist. Die Abhängigkeit zwischen z und x kann durch
folgende Gleichung zum Ausdruck gebracht werden. z = x
[1 – λ (1 – x)]. In dieser
empirischen Gleichung bedeutet X eine Konstante, die
von der Größe des Zylinders und der Gestaltung seiner Ein- und Austrittsöffnungen
abhängt. Die Gleichung ist auch für den Fall richtig, daß bei Beginn der Spülung
noch keine Spülluft in den Zylinder eingetreten ist, dann wird für x = 0 auch z = 0, wenn bei guter Spülung alle Abgase aus dem Zylinder
ausgetrieben sind, dann strömt auch durch den Auspuff reine Luft, es wird dann z = 1, und sinngemäß ergibt dann die Gleichung auch für
x den Wert = 1. Die Konstante X kann als Schichtungskonstante bezeichnet werden, je
größer ihr Wert ist, desto besser ist die Schichtenlagerung bei der Spülung.
Dementsprechend ist für den Wert X = 0 keine Schichtung
vorhanden, und es wird dann z = x. Schließlich kann noch für x folgende
Gleichung aufgestellt werden:
x=\frac{1-e^{-\,(1+\lambda)\,y}}{1+e^{-\,(1+\lambda)\,y}}
Diese Gleichung gibt nur dann praktisch brauchbare Werte, wenn λ nicht größer als 1 wird. Für größere Werte von λ wird die Gleichung für z
ungenau und gibt dafür negative Werte. Für solche Fälle müssen genauere Berechnungen
ausgeführt werden. In Abb. 2 sind die
Spülluftverluste y – x für verschiedene Werte von λ dargestellt. Die von den Spülpumpen gelieferte
Luftmenge y ist dabei als Vielfaches des
Arbeitszylinderinhaltes dargestellt. In den meisten Fällen wird λ nicht größer als 1 sein. Wie Versuche an einem Modell
ergeben haben, erhält man eine gute Spülung und gering Spülluftverluste bei
Anordnung der Spülluftschlitze nach Abb. 3. Bei
Betrachtung dieser Ladevorgänge wurde angenommen, daß dabei im Arbeitszylinder
dauernd der Atmosphärendruck herrscht. Dies ist aber in Wirklichkeit nicht der Fall.
Der Druck wird vielmehr durch die Drosselwiderstände der Auspufföffnungen und durch
die Saugwirkung der ausströmenden Gase in der Auspuffleitung schwanken, in gewisser
periodischer Form. Diese Druckschwankungen können je nach ihrem Verlaufe eine
günstige oder ungünstige Wirkung auf die Spülung des Arbeitszylinders ausüben. Abb. 4 zeigt den Druckverlauf im Arbeitszylinder und
im Spülluftbehälter bei einer Fullagar-Maschine während
der Spülung.
Textabbildung Bd. 330, S. 96
Abb. 3.
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Abb. 4.
W.
Die Ausnutzung des Materials in gelochten Körpern. A. Leon
und R. Zedlicky geben in der Z. d. V. d. I. (1915, S. 11)
zunächst eine sehr ausführliche Literaturübersicht über Versuche und theoretische
Untersuchungen über die Spannungsverteilung in gelochten Körpern, insbesondere in
gelochten und gekerbten Stäben von endlicher und unendlicher Breite, ferner in
spröden, gelochten Körpern unter Druck sowie in gedrücktem Gestein, das einfach oder
doppelt durchtunnelt ist.
Für die Beanspruchung solcher Körper ist von Wichtigkeit der Begriff der Kerbziffer,
nämlich das Verhältnis der tatsächlich (am Grunde des Kerbs bzw. des Lochs)
auftretenden größten Spannung zu der rechnungsmäßignach den gebräuchlichen
Formeln ermittelten. Der reziproke Wert dieser Kerbziffer wird Ausnutzungsziffer
genannt.
Für endlich breite Stäbe mit kreisrunden Löchern haben Coker und der im gegenwärtigen Kriege für seine Wissenschaft leider nur zu
früh gefallene Preuß die Kerb- und Ausnutzungsziffern
bestimmt. Sie sind im Wesentlichen abhängig von dem Verhältnis Stabbreite 2 b zu Lochdurchmesser 2
a:
b : a
3
4
5
7
∞
Kerbziffer
2,13
2,32
2,45
2,60
3,00
Ausnutzungsziffer
0,47
0,43
0,41
0,39
0,33
Abb. 1 zeigt die Spannungsverteilung bei einem
gelochten Stab mit dem Verhältnis \frac{b}{a}=5.
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Abb. 1.
Bedeutet ferner a die Längsspannung im gefährdeten
Querschnitt an einer Stelle im Abstand r vom
Lochmittelpunkt und pmax die größte Spannung am Lochrande, so verteilt sich die Spannung nach
der Gleichung
\sigma=\frac{1}{6}\,\left[3\,\left(\frac{a}{r}\right)^4+\left(\frac{a}{r}\right)^2+2\right]\,p_{\mbox{max}}.
Versuche mit Kautschukstreifen, die Suyehiro angestellt
hat, ergaben die in Abb. 2 durch die ausgezogene
Linie dargestellte Spannungsverteilung, die mit der gestrichelt angegebenen
theoretischen recht gut übereinstimmt.
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Abb. 2.
Versuche mit zweifach gelochten Gesteinstücken zeigten an den inneren Wandungen
der Bohrungen wesentlich größere Beanspruchungen als an den äußeren. Das Verhältnis
der Beanspruchung innen zu der außen steigt, wie leicht vorzustellen ist, rasch,
wenn der Abstand der Bohrungen verkleinert, d.h. wenn der stehenbleibende Steg
geschwächt wird.
Textabbildung Bd. 330, S. 97
Abb. 3.
Zur weiteren Klärung der Spannungserscheinungen in doppelt gelochten Körpern haben
Leon und Zidlicky nun
weitere Versuche mit Kautschukbändern angestellt. Die Bänder wurden mit einem Raster
versehen und dann um 25 v. H. gedehnt, wobei die Einspannung genügend weit von der
Lochung entfernt lag, um keinen merklichen Einfluß auf das Spannungslinienbild
auszuüben. Da infolge von auftretenden Querspannungen die Bänder die Neigung hatten,
wellig zu werden, wurden sie zwischen Spiegelglasplatten in eine Ebene gedrückt. Die
entstehende Verzerrung des vor der Streckung aufgetragenen Rasters, die mittels
Lichtbild festgehalten wurde, zeigt Abb. 3. Wie
bereits oben erwähnt, steigt auch hier der Unterschied der Dehnungen an der Innen-
und Außenfläche der Lochung bei Verkleinerung der Stegstärke; wenn die Stegstärke
gleich dem Lochdurchmesser gewählt wird, ist der Spannungsunterschied
nahezuNull. Es ist wohl anzunehmen – was aus der Veröffentlichung nicht ohne
weiteres ersichtlich ist –, daß dieser Unterschied auch abhängig sein wird von dem
Verhältnis der Stegbreite zur unverletzten Bandbreite außerhalb der Löcher, d.h. daß
er wesentlich beeinflußt wird, wenn das Verhältnis
\frac{2\,b}{2\,\times\,2\,a} klein wird.
Bei Durchschneidung eines dünnen Steges fand sich die Wirkung fast genau entsprechend
einer von Inglis aufgestellten Formel für ein
elliptisches Loch, wenn man diese Ellipse so eingeschrieben denkt, daß ihre
Längsachse mit der Zentrale der beiden Kreislöcher zusammenfällt und die
Krümmungshalbmesser an den Enden der großen Achse gleich dem Kreishalbmesser
sind.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
Rauchlose Gärtner-Feuerung. Die in D. P. J. 1914 S. 608
beschriebene Gartner-Feuerung wird nicht nur bei
Dampfkesseln, sondern auch für Industrieöfen mit Vorteil verwendet. Es wurde zum
Beispiel durch Einbau einer derartigen Vorrichtung an Stelle einer Halbgasfeuerung
bei dem Rollofen eines 300 Zentner-Hammers des Oberbilker Stahlwerkes in Düsseldorf
eine Kohlenersparnis von mindestens 40 v. H. erzielt. Die Höchsttemperatur stieg von
1170 bis 1200° C auf 1300 bis 1450 ° C. Dies ermöglichte die Erhitzung einer
größeren Anzahl von Blöcken auf eine höhere Temperatur. Die einfache Bedienung, die
Möglichkeit, in kurzer Zeit hohe Temperaturen zu erzielen, sowie die Rauchlosigkeit
machten sich als weitere Vorteile der Gartner-Feuerung
geltend. Unzweifelhaft dürfte aber die erwähnte Ersparnis an Brennstoff für die
Einführung der Anlage in immer zahlreicheren Betrieben von ausschlaggebender
Bedeutung sein. Sie ist in erster Linie darauf zurückzuführen, daß die gleichmäßig
fortlaufende, nicht periodenweise eintretende Vorvergasung in einer Zone
stattfindet, die etwa dreimal so groß ist als bei der Halbgasfeuerung. Auch die
Vorwärmung der Luft wirkt im gleichen günstigen Sinne. Die Halbgasfeuerung dürfte
vermutlich mehr und mehr der Gartner-Feuerung weichen,
die sich auch bei Dampfkesselanlagen ein immer weiteres Gebiet erobert hat. (Rauch
und Staub Nr. 3 1915.)
Schmolke.
Unser Mitarbeiter Herr Obering. Amelung von der Firma Siemens-Schuckert, der als
Oberleutnant im Felde steht, hat das eiserne Kreuz erster
Klasse erhalten.