Titel: | Polytechnische Rundschau. |
Autor: | Eckstein |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 145 |
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Polytechnische Rundschau.
Polytechnische Rundschau.
Die deutsche Gasindustrie im Zeichen des Krieges.
Hierüber macht die Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft
in Dessau interessante Mitteilungen, denen wir folgendes entnehmen. Die im Vertrauen
auf die so oft erwiesene Unentbehrlichkeit des Gases von den Gaswerksleitern gehegte
Erwartung, daß die durch den Krieg hervorgerufene gewaltige Erschütterung des
deutschen Wirtschaftslebens den Geschäftsgang bei den Gaswerken nicht in bedeutendem
Maße beeinträchtigen werde, hat sich in vollem Umfang bestätigt. Denn der Rückgang
der Gasabgabe, der in den ersten Kriegsmonaten etwa 5 bis 10 v. H. betragen hatte,
erreichte im September oder Oktober einen Höhepunkt und wurde dann stetig kleiner.
Im Mittel war bei den deutschen Werken der D. C. G. G. die Gasabgabe im
August
September
Oktober
November
Dezember 1914
um 0,5
6,0
8,4
5,7
5,2 v. H.
geringer als in den gleichen Monaten des Vorjahres. Die
Ausfälle sind in der Hauptsache zurückzuführen auf gewisse, vorwiegend für die
Ausfuhr arbeitende Industriezweige, Glaswerke, Modewarengeschäfte, Bahnhöfe und
namentlich Vergnügungs- und Tanzlokale. Dagegen hat die große Mehrzahl der mittleren
und kleinen Abnehmer ihren Gasverbrauch nur wenig eingeschränkt und sogar die
Erträge der Gasautomaten weisen keinen nennenswerten Rückgang auf. Aus dem
Wiederansteigen des Gasverbrauchs seit dem Ablauf des dritten Kriegsmonats darf man
einen Schluß auf die wachsende Belebung des gewerblichen Lebens in Deutschland
ziehen. Zum Teil rührt die Zunahme des Gasverbrauchs allerdings auch davon her, daß
durch den Krieg selbst den Gaswerken neue Abnehmer zugeführt wurden, wie
Truppen-Verpflegungsstationen und Lazarette mit großem Heizgasbedarf, ferner
Gefangenenlager mit umfangreicher Außenbeleuchtung, und schließlich kamen auch
zahlreiche Haushaltungen, Amtsstuben usw. infolge des Petroleummangels hinzu.
Im Gegensatz zu Deutschland haben die Gaswerke im feindlichen und auch im neutralen
Ausland viel größere Ausfälle erlitten und die verminderte Kohlenzufuhr zwang
zahlreiche Werke, so in Frankreich, Rußland, Italien und in der Schweiz, zu
Betriebseinschränkungen. Die Gasgesellschaften in London erhöhten schon im September
die Gaspreise um etwa ½ Pf. für 1 m3. Der erhöhte
Preis der Kohle bedeutet auch für viele deutsche Gaswerkeeine starke Belastung,
und der Arbeitermangel macht sich naturgemäß am meisten bei den kleineren Werken
bemerkbar, die keine Vertikalretorten- oder Kammeröfen, keine Wassergasanlagen und
keine mechanischen Transporteinrichtungen besitzen und daher nicht ohne gelernte
Arbeiter auskommen können. Ein Mangel an Gasverbrauchsapparaten, wie
Beleuchtungskörpern, Messingfittings, Glühkörpern und Beleuchtungsgläsern, ist auch
bei längerer Dauer des Krieges nicht zu befürchten, wenn auch eine Verteuerung
mancher Artikel eintreten wird. Allerdings werden die wirtschaftlichen Erfolge der
deutschen Gasindustrie während des Krieges und wohl auch noch einige Jahre danach
hinter den bisherigen merklich zurückbleiben. (Chemiker-Zeitung 1915, S. 81 u.
82.)
Sander.
Diesellokomotive. Die Versuchsfahrten mit der ersten
Diesellokomotive (D. p. J. Bd. 328 S. 760), die auf der Strecke Berlin–Mansfeld
ausgeführt wurden, sind im Frühjahr 1914 wegen Beschädigung der Hauptmaschine
unterbrochen worden.
Textabbildung Bd. 330, S. 145
Abb. 1.
Bemerkenswert bei dieser Lokomotive ist noch der Massenausgleich, der, um einen
ruhigen Lauf des Fahrzeuges zu erhalten, mit besonderer Sorgfalt ausgeführt ist. Je
zwei gegenüberliegende Zylinder (Abb. 1) der
Vierzylinder-Hauptmaschine in V-Anordnung liegen in einer gemeinsamen Ebene und
wirken auf einen gemeinsamen Kurbelzapfen. Je zwei Zylinder T sind unter 90° zueinander und alle zusammen unter 45° zur Gleisebene
geneigt. Die Kurbelwelle ist zwischen den Rahmenblechen eingepaßt und macht bei
einer Fahrt von 100 km/Std. 304 Uml./Min. Sie ist in dem aus Stahlguß hergestellten
Maschinenfundament dreimal gelagert und besitzt zwei unter 180° versetzte
Arbeitskurbeln. An den Enden der Kurbelwelle sind zwei mit Ausgleichmassen G
versehene Kurbelscheiben aufgepreßt. Durch diese Anordnung werden die Massenkräfte der
hin- und hergehenden Triebwerksteile durch die Zentrifugalkräfte der Kurbeln,
Kuppelstangen und entsprechenden Ausgleichsmassen ausgeglichen (D. R. P. Nr. 210385
und 199220).
Die Beschleunigungsdrücke Q der hin- und hergehenden
Massen M berechnen sich zu:
Q = M . r . w2 . cos α + M . r .
w2 . λ
. cos 2 α,
Textabbildung Bd. 330, S. 146
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 330, S. 146
Abb. 3.
wo r der Kurbelradius, w die Winkelgeschwindigkeit bedeutet. Der erste
Ausdruck der Gleichung bezieht sich auf die primären Kräfte bei Annahme unendlich
langer Schubstangen, das zweite Glied bezieht sich auf die sekundären Kräfte, die
durch die endliche Länge der Schubstange entstehen. Bei Betrachtung zweier um 90°
gegeneinander geneigter Zylinder ergibt die primäre Kraft
links: M r w2 cos α,
rechts: M r w2
cos (α + 270°) = – M r
w2 sin α.
Die Resultierende wird dann:
M\,r\,w^2\,\sqrt{cos^2\,\alpha+sin^2\,\alpha}=M\,r\,w^2.
Daraus folgt, daß die primäre Kraft für alle Drehwinkel gleich
groß bleibt (Abb. 2), sie läßt sich also durch die
Gegengewichte G vollständig ausgleichen. Die
Gegengewichte können dann auch noch zum Ausgleich der Zentrifugalkräfte der
Kuppelstangen und der Kurbelwelle dienen. In den Triebrädern sind dann noch
dementsprechende Gegengewichte für die rundlaufenden Massen angebracht. Die
sekundären Kräfte der Triebwerkteile der Hauptmaschine sind nicht ausgeglichen. Sie
ergeben bei jeder Kurbelstellung nur eine wagerecht gerichtete Resultierende. Es
entstehen dadurch aber weder senkrechte Schwingungen, noch schlingernde Bewegungen,
da die Resultierenden bei beiden Kurbeln jeweils gleich gerichtet, sind (Abb. 3).
Textabbildung Bd. 330, S. 146
Abb. 4.
Als Hilfsmaschine dient eine stehende Zweizylinder-Zweitaktdieselmaschine (Abb. 4) von 250 PS (H).
Anden beiden um 180° versetzten Kurbeln greifen zugleich auch die Schubstangen
der beiden liegend angeordneten mehrstufigen Luftpumpen K an. Die primären Kräfte werden durch Gegengewichte in den beiden
Schwungrädern ausgeglichen. Die sekundären Massenkräfte der Hilfsmaschinen finden
ihren Ausgleich durch die kleinen Schwungmassen M1. Die Massen M1 besitzen dabei eine doppelt so
große Drehzahl als die Kurbelwelle. (Glasers Annalen f. Gewerbe und Bauwesen 1914 S.
127 bis 131.)
W.
Ueber die Explosibilität von Luft-Ammoniak-Gemischen haben
E. Schlumberger und W. Piotrowski nähere Untersuchungen angestellt. Die Veranlassung hierzu gab
eine Explosion, die durch das Ausströmen von Ammoniak aus einer defekt gewordenen
Kältemaschine erfolgt war. Die Explosibilität von Sauerstoff-Ammoniak-Mischungen ist
bereits vor mehr als 100 Jahren von Henry erkannt worden
und in der Folge von mehreren Forschern näher studiert worden, dagegen wurden
Gemische von Ammoniak mit Luft bisher allgemein für nicht
explosiv gehalten. Der Grund, weshalb die Explosibilität solcher Mischungen bisher
nicht beobachtet wurde, liegt nach Ansicht der Verfasser in der ungünstigen Auswahl
der zu den früheren Versuchen verwendeten Gefäße sowie in der Art der Zündung. Sie
verwendeten als Explosionsgefäß einen kugelförmigen Glaskolben, weil in einem
kugeligen Gefäß die Verbrennung am vollständigsten verläuft. Die Zündung geschah mit
Hilfe eines Induktionsfunkens, und zwar an Platinelektroden, die in Glasröhren
eingeschmolzen und mittels eines Gummistopfens in die Mitte des Explosionsgefäßes
eingeführt waren; der Abstand der Elektroden voneinander betrug 6 mm. Um nur einen
Funkenschlag von wohldefinierter Stärke zu erhalten, wurde im Primärstromkreis ein
Pendelunterbrecher, dessen Konstruktion näher beschrieben wird, angewandt. Das zu
den Versuchen verwendete Ammoniak wurde aus einer Bombe entnommen und war
hundertprozentig. Es zeigte sich die auch bei anderen Gasen gemachte Beobachtung,
daß Gemische von völlig trockenem Ammoniak und über Phosphorpentoxyd getrockneter
Luft nicht explodierten, wogegen eine Spur von Feuchtigkeit schon eine Explosion
möglich machte. Der 500 ccm fassende Explosionskolben wurde mit Hilfe einer
Wasserstrahlpumpe bis auf einen Druck von etwa 12 mm luftleer gemacht, dann wurde
eine abgemessene Menge Ammoniakgas eingelassen und hierauf Luft, die mittels
Chlorkalzium und Schwefelsäure getrocknet war, eingeleitet. Sodann wurde das
Gasgemisch kräftig durchgeschüttelt und durch den Induktionsfunken zur Explosion
gebracht. Auf diese Weise ergab sich ein Explosionsbereich von 16,5 bis 26,8
Volumprozenten Ammoniak. Zum Vergleich wurden auch verschiedene
Ammoniak-Luft-Gemische in der Bunte-Bürette zur Explosion gebracht, es zeigte sich
jedoch bei dieser Versuchsanordnung keine eigentliche Explosion, sondern nur eine
fortschreitende Verbrennung, und zwar wurde zwischen den Grenzen von 19 bis 25 v. H.
Ammoniak das
Auftreten einer Flamme beobachtet. Weitere Versuche über den Einfluß verschiedener
Gefäßformen und Gefäßgrößen, sowie des Elektrodenmaterials, der Zündungsart und des
Feuchtigkeitsgehaltes der Gase auf die Größe des Explosionsbereiches sind im Gange.
(Journal für Gasbeleuchtung 1914 S. 941 bis 943.)
Sander.
Wirtschaftlichkeit von Schiffsturbinenanlagen mit
Rädergetriebe. Die wirtschaftlichen Aussichten, welche die Verwendung von
Turbinen mit Zahnräderübersetzung für den Schiffsantrieb eröffnet, werden durch
einige Zahlenangaben beleuchtet, die einem im Journal of the American Society of
Naval Engineers (November 1914) veröffentlichten Aufsatz von W. W. Smith entnommen sind. Nachdem bereits mehrfach
Rädergetriebe gebaut und erprobt sind, die mit einem Ritzel eine Leistung von 6000
PS und mehr übertragen, scheint seine Verwendung für Schiffsturbinenanlagen größter
Leistung nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Im Hinblick hierauf ist die
Vergleichstafel, Tab. 1, von Interesse, die für einen Schnelldampfer vom
Vaterland-Typ einmal bei direktem Turbinenantrieb, sodann bei indirektem
Turbinenantrieb mit Rädergetriebe aufgestellt ist. Bei gleicher effektiver
Schubleistung wie bei der ausgeführten Anlage verringert sich die Turbinenleistung
bei der indirekt wirkenden Turbinenanlage durch die angenommene Verbesserungdes
Propellerwirkungsgrades von 73000 PS auf 67400 PS, so daß unter Annahme von zwei
Ritzeln für jedes Getriebe der Vierwellenanlage jedes Ritzel rund 8400 PS überträgt.
Diese Leistung ist also nicht erheblich größer als bei den größten bereits
ausgeführten Getrieben.
Einen Maßstab für den durch Einbau einer indirekt wirkenden Turbinenanlage
erzielbaren wirtschaftlichen Gewinn gibt die Erhöhung des Jahresverdienstes. Sie
errechnet sich aus der Verminderung der Kohlenkosten und der Löhne des
Heizraumpersonals, den verringerten Kosten für Verzinsung, Versicherung und Tilgung,
der Verringerung der Reparatur- und Unterhaltungskosten und schließlich aus der
Erhöhung des Betriebsgewinnes durch die Ausnutzung des ersparten Maschinen- und
Kohlengewichtes, das der Vergrößerung der Ladefähigkeit zugute kommt, zu nicht
weniger als etwa 3½ Mill. Mark.
Ein wichtiges Arbeitsfeld eröffnet das Uebersetzungsgetriebe der Turbine auf dem
Gebiete des Frachtdampferbaues, das die Kolbenmaschine bisher unumschränkt
beherrschte. Einen Ueberblick über die hier zu erwartenden wirtschaftlichen Gewinne
gibt die für zwei verschiedene Frachtdampfertypen aufgestellte Vergleichstafel, Tab.
2.
Größere Bedeutung als für den Handelsschiffbau dürfte der indirekte Antrieb für den
Kriegsschiffbau haben. Neben dem betriebswirtschaftlichen Vorteil, der
Tabelle 1
Textabbildung Bd. 330, S. 147
Direkter Turbinenantrieb;
Turbinenantrieb mit Rädergetr.; Ersparnis beim Turbinenantrieb mit
Rädergetriebe; absolut; v. H.; Propellerdrehzahl i. d. Min. bei 23,5 kn
Geschwindigkeit; Hochdruckturbine; Drehzahl der Turbinen i. d Min.;
Niederdruckturbine; Uebersetzungsverhältnis; Propellerwirkungsgrad;
Schubleistung für 23,5 kn Geschwindigkeit; Effektive Leistung für 23,5 kn
Geschwindigkeit (gemessen an Propellerwelle); Spez. Dampfverbrauch bez. auf die
effektive Leistung; Hauptmaschinen allein; Hauptmaschinen einschl. Hilfsmasch.;
Spez. Dampfverbrauch bez. auf die Schubleistung; Hauptmaschinen allein;
Hauptmaschinen einschl. Hilfsmasch.; Spez. Kohlenverbrauch bez. auf effekt.
Leistung; für einen Tag; Kohlenverbrauch; für eine Reise (3520 Seemeilen); für
ein Betriebsjahr (24 Reisen); Kohlenkosten gerechnet mit 13,50 M/t; für einen
Tag; für eine Reise; für ein Betriebsjahr; Löhne für Heizraumpersonal;
Gesamtkosten der Maschinen- und Kesselanlage; Zinsen, Versicherung, Tilgung,
Reparatur- und Unterhaltungskosten; Gewicht der Maschinen- und Kesselanlage;
Gewicht der erforderlichen Kohlen (Bunkerinhalt); Gesamtgewicht der Maschinen-
und Kesselanlage einschl. Kohlen; Erforderliche Bodenfläche der Turbinenanlage;
Bemerkung: Die angegebenen Dampf- und Kohlenverbrauchswerte gelten für einen
verfügbaren Kesselüberdruck von 16,5 kg/cm2,
95 v. H. Vakuum und unter Annahme neunfacher Verdampfung.
Tabelle 2
Textabbildung Bd. 330, S. 148
a) Großer mäßig schneller
Frachtdampfer; b) Langsamer Frachtdampfer; Kolbenmasch-Antrieb; Indirekter
Turbinenantrieb; Ersparnis d. ind. Antr. v. H.; Spez. Dampfverbrauch einschl.
Hilfsmaschinen; bez. auf indiz. bzw. äquiv. Leistung kg/PS-Std.; bez. auf eff.
Leistung a. d. Prop.-Welle; Spez. Kohlenverbrauch einschl. Hilfsmaschinen;
Gewicht der Maschinenanlage; Bemerkung: Der Kohlenverbrauch ist errechnet unter
Annahme einer zehnfachen Verdampfung.
Tabelle 3
Textabbildung Bd. 330, S. 148
a) Linienschiff; b) Zerstörer;
Direkter Turbinenantrieb; Indirekter Turbinenantrieb; Ersparnis d. ind. Antr. v.
H.; Propellerdrehzahl in der Minute; Spez. Dampfverbrauch der Hauptmaschine bez.
auf eff. Schubleistg.; bei Volldampfleistung kg/PS-Std.; bei Marschleistung;
Gewicht; Turbinenanlage; Kessel und zugehörige Hilfsmaschine; Hauptmaschine und
Kesselanlage; Schiffshilfsmaschinen; Gesamte Maschinenanlage; Brennstoff;
Gesamte Maschinenanlage einschl. Brennstoff; Bemerkung: Die für Marschleistung
angegebenen Dampf Verbrauchswerte gelten bei der Linienschiffsanlage für rund 19
kn Geschwindigkeit, bei der Zerstöreranlage für rund 25 kn.
in der Vergrößerung der Dampfstrecke zutage tritt, fällt hier
die mögliche Ersparnis an Gewicht und Platz, die für die Verstärkung von Bewaffnung
und Panzerung nutzbar gemacht werden kann, recht erheblich ins Gewicht. Die
angefügte Vergleichstafel, Tab. 3, zwischen direktem Turbinenantrieb und
Turbinenantrieb mit Rädergetriebe läßt dies bei den behandelten beiden Schiffstypen,
einem Linienschiff von 21 kn Geschwindigkeit und einem Zerstörer von 30 kn, deutlich
erkennen. Die angegebenen Dampfverbrauchswerte sind mit Rücksicht auf den
verschieden hohen Propellerwirkungsgrad bei direktem und indirektem Antrieb auf die
nutzbar gemachte Schubleistung bezogen; sie geben also die Möglichkeit eines
direkten Vergleichs der jeweiligen Dampfökonomie.
Von größter Wichtigkeit für Kriegsschiffsanlagen, die im Gegensatz zu
Handelsschiffsanlagen nur vorübergehend mit der Volldampfleistung arbeiten, ist der
Dampfverbrauch bei verringerter Leistung. Die Zahlenwerte der Tab. 3 zeigen, daß
gerade unter Marschfahrtverhältnissen der Vorteil des indirekten Turbinenantriebes
in erhöhtem Maße in die Erscheinung tritt.
Kraft.
Amerikanische Dampflokomotiven. Ueber amerikanische
Dampflokomotiven großer Leistung wurde bereits in D. p. J. Bd. 330 S. 112 berichtet.
Von den Baldwin Lokomotivwerken in Philadelphia wurde nun
für die Erie-Bahn eine Lokomotive der Centipede-Bauart gebaut, die die stärkste
Dampflokomotive der Gegenwart darstellt. Sie ist für den Schiebedienst auf einer 13
km langen Steigung von 11 v. T. bestimmt. Diese Lokomotive mit gewaltiger Zugkraft,
wie sie amerikanischen Verhältnissen entspricht, ist eine Triplex-Malletlokomotive.
Wie die Abb. zeigt, ist an die 2-8-8 Malletanordnung eine dritte Triebradgruppe 8-2
angefügt, auf der der Tender ruht. Auf diese Weise wird auch das Tendergewicht als
Reibungsgewicht ausgenutzt. Das Gesamtgewicht der Maschine mit Tender ist etwa 390
t, die größte Achsbelastung 30 t, das gesamte Reibungsgewicht etwa 345 t. Mit einer
angenommenen Reibungsziffer von 1/4,5 ergibt sich für die vordere und mittlere
Triebradgruppe eine Zugkraft von je 26000 kg, für die hintere Triebradgruppe bei
verringerten Wasser- und Kohlenvorräten eine solche von 20000 kg, so daß die gesamte
Zugkraft der Lokomotive etwa 72000 kg beträgt.
Die Gestellrahmen sind als Barrenrahmen aus Vanadiumstahl hergestellt. Der
Dampfkessel ruht fest auf dem Mittelgestell. Der Tenderkasten mit Wasser- und
Kohlenvorräten ist mit dem hinteren Gestell verbunden. Die Feuerbüchse enthält einen
Rost von 3,65 m Länge, durch besondere in der Feuerbrücke eingelegte Röhren wird
hier vorgewärmte Zusatzluft zugeführt. Es ist eine mechanische Feuerungseinrichtung
vorgesehen. Der Dampfkessel besitzt einen Schmidtschen
Ueberhitzer von 53 Elementen mit 142 m2
Heizfläche, die Rohrheizfläche beträgt 600, die Rostfläche 8,4 m2. Die Triebwerkteile (Zylinder, Trieb- und
Kuppelräder) sind einander gleich ausgeführt. Die Triebräder haben 1,6 m ∅, die
Zylinder 915 mm, bei 812 mm Hub.
Der überhitzte Dampf wird zuerst durch feste Rohrleitungen in die Hochdruckzylinder
des Mittelgestells geleitet. Vom rechtseitigen dieser Zylinder fließt der Dampf in
die beiden Zylinder des Vordergestells, vom linksseitigen in diejenigen des
Hintergestells. Die Dampfzylinder besitzen Heusinger-Steuerung mit Kolbenschiebern für Inneneinströmung. Der aus den
vorderen Zylindern ausströmende Dampf geht in üblicher Weise durch das Blasrohr, der
Abdampf des hinteren Zylinderpaares wird in einen unter dem Tenderkasten
befindlichen Speisewasservorwärmer geleitet. Zur Förderung des auf 95° vorgewärmten
Speisewassers in den Dampfkessel dienen zwei Warmwasserpumpen. (Schweizer Bauzeitung
1915 S. 29 bis 31.)
W.
Frühzündungen bei Hochofengasmaschinen. Bei einer
Hochofengasmaschinenanlage traten zuweilen Frühzündungen auf, die bei der
sorgfältigen Ueberwachung der Maschinen nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, nur
auf die glimmenden Schmierölreste und Staubkrusten zurückzuführen sind. Die Ursachen
hierzu sind vielmehr in der Aenderung der Zusammensetzung des Gichtgases bzw. des
Ladegemisches zu suchen.
Das Gichtgas eines jeden Hochofens bei diesem Eisenwerk geht zunächst durch einen
Trocken- und dann durch einen Naßreiniger, die den Staubgehalt des Gases auf 1,00
bis 0,8 g/m3 verkleinern. Die so vorgereinigten
Hochofengase werden dann in einen gemeinsamen Sammelkanal geleitet. Das für den
Gasmaschinenbetrieb notwendige Gas wird durch drei Rohrstränge, die in den
Sammelkanal gleichmäßig einmünden, nach je vier GruppenZentrifugalwaschern
geleitet, in denen der Staubgehalt des Hochofengases auf
0,04 bis 0,03 g/m3 verkleinert wird. Die
Gasmaschinenanlage besteht aus:
1. Elektrische Zentrale, mit Drehstrom 5000 Volt. Drei
doppeltwirkende Viertaktmaschinen zu 1200 PS, zwei desgleichen zu 2200
PS;
2. Antriebsmaschinen für die Drahtstraße. Eine doppeltwirkende
Zweitaktmaschine zu 2000 PS;
3. Gasgebläsemaschinen. Zwei einfachwirkende
Viertaktgasmaschinen mit je einem Zylinder zu 600 PS; eine einfachwirkende
Viertaktmaschine in Zwillingstandemanordnung zu 1200 PS; eine doppeltwirkende
Viertaktmaschine in Zwillingstandemanordnung zu 3200 PS; drei doppeltwirkende
Viertaktmaschinen in Zwillingstandemanordnung zu 2000 PS.
Textabbildung Bd. 330, S. 149
Das Auftreten der Frühzündungen ist ziemlich regellos. Oft werden davon nur die zur
elektrischen Zentrale gehörigen Maschinen betroffen, oft treten aber solche
Zündungen nur an einzelnen Maschinen, sogar nur an einzelnen Zylinderseiten auf.
Alle Maschinen werden hiervon in gleicher Weise in Mitleidenschaft gezogen, so daß
nicht behauptet werden kann, daß eine besondere Gasmaschinenbauart Neigung zur
Frühzündung hätte. Manchmal treten die Frühzündungen nur einzeln auf, manchmal aber
so stark, daß der Parallelbetrieb der elektrischen Zentrale gefährdet wird.
Um nun feststellen zu können, daß die Frühzündungen von der Zusammensetzung des
Hochofengases abhängen, wurden in jedem Maschinenraum Anordnungen zur schnellen
Probeentnahme des Gases aus der Leitung getroffen. Wenn die Frühzündungen nur
einzeln auftreten, ist es naturgemäß nicht sicher, daß man eine für das
Frühzündungsgas charakteristische Probe erhält. Dabei ist noch zu berücksichtigen,
daß infolge der Frühzündungen die Maschinen sehr heiß werden und mehr zu
Frühzündungen neigen, auch wenn wiederum in die Maschine normales Hochofengas
eintritt. Die erhaltenen Gasproben enthalten fast immer etwas Sauerstoff, der wohl
kaum aus dem Hochofen stammt, sondern durch Undichtigkeiten in den Rohrleitungen
oder durch Fehler während der Probeentnahme zum Hochofengas hinzugekommen ist.
Dementsprechend ist bei der Analyse des Gichtgases dieser Sauerstoff in Abzug zu
bringen, ebenso die entsprechende vierfache Stickstoffmenge. Die so aus der
chemischen Analyse errechneten Werte in v. H. sind in der Tabelle
zusammengestellt. Der dabei angeführte Sauerstoffprozentsatz gibt den Prozentsatz
des Qases vor der Umrechnung an.
Datum
CO2
CO
H
N
O
Normal
11,3
26,7
3,7
58,3
–
20. 8.
9,8
26,6
8,1
55,55
–
27. 8.
13,06
26,12
5,41
55,41
0,4
5. 9.
11,37
24,63
7,79
56,21
0,4
7. 1.
6,74
30,32
7,26
55,68
1,0
9. 1.
7,89
25,83
3,94
61,11
5,8
11. 1.
7,03
28,13
9,34
55,50
1,8
11. 1.
7,22
30,10
4,12
58,56
0,6
16. 1.
9,4
27,8
4,5
58,3
–
16. 1.
10,71
27,27
3,64
58,38
0,2
22. 2.
8,16
27,35
8,06
56,43
0,4
Aus dieser Tabelle kann entnommen werden, daß der Wasserstoffgehalt des
Frühzündungsgases durchschnittlich höher als derjenige des normalen Gichtgases ist.
Sämtliche Frühzündungen lediglich auf wasserstoffreiches Gemisch zurückführen zu
wollen, scheint aber nicht berechtigt zu sein.
Wasserstoffreiches Gemisch kann nun durch ungar vergichteten Koks entstehen, der bei
hoher Temperatur eine gewisse Menge Wasserstoff abspaltet. Dies erscheint aber
unwahrscheinlich, denn es müßte dabei auch ein derart hoher Prozentsatz von C O
entstehen, wie er in Wirklichkeit beim Hochofengas nicht vorkommt. Außerdem würde
auch die Abspaltung des Wasserstoffes aus dem Koks gleichmäßiger erfolgen, so daß
das plötzliche Auftreten von Frühzündungen dadurch nicht erklärt werden kann.
Schließlich müßte dabei auch Methan entstehen, das ist aber im Gichtgas nicht zu
finden.
Wasserstoffreiches Gemisch kann auch durch Zersetzung von Wasser entstehen, bei
höheren Temperaturen. Der im oberen und mittleren Teile des Hochofens zersetzte
Wasserdampf stammt aus der Nässe der Beschickung. Die plötzlich stark auftretenden
Frühzündungen weisen darauf hin, daß eine momentane Zersetzung größerer
Wasserdampfmengen stattfindet. Der die Zersetzung des Wasserdampfes ausführende
Kohlenstoff muß dabei in fein verteiltem glühendem Zustande, also in Rußform
vorhanden sein. Solcher Kohlenstoff entsteht sicherlich beim Hängenbleiben des
Ofens. Stürzt dann die Beschickung nach, so wird die glühende Rußwolke beim Abziehen
durch die Gicht den Wasserdampf zersetzen. Frühzündungen sind somit besonders beim
Stürzen oder ruckweisen Ziehen des Hochofens zu erwarten. Die Betriebserfahrungen
bestätigen dies. Zur Vermeidung von Frühzündungen ist eine gute Kühlung des Gases
und ebenso eine gute Zwischenkühlung des Gasgemisches auch in den Pumpen
vorteilhaft. Hochofengase mit sehr geringem Staubgehalt, der besonders durch
Trockenreinigung erreicht wird, zeigen stets weniger Neigung zur Bildung von
Frühzündungen. (Stahl und Eisen 1915, S. 65–71.)
W.
Zur Untersuchung von Formsand. Wenn sich in
Gußstücken Hohlräume und andere Gußfehler zeigen, ohne daß die Analyse des Metalls
auf eine fehlerhafte Zusammensetzung schließen läßt, so muß der Formsand untersucht
werden. Zu diesem Zwecke bestimmt man in der Regel die Größe und Gestalt der Körner,
die Wasserdurchlässigkeit von gestampften und getrockneten Sandproben, sowie die
chemische Zusammensetzung des Sandes, und gewinnt hierdurch bis zu einem gewissen
Grade einen Anhalt über die Güte des Formsandes und seine Brauchbarkeit. Dieses
Prüfungsverfahren läßt jedoch in vielen Fällen nicht mit Sicherheit erkennen, ob ein
Material brauchbar ist oder nicht, weil es keine Auskunft über die Frage gibt, ob
der Sand auch in Berührung mit dem stark überhitzten, flüssigen Metall durchlässig
bleibt, was durchaus nicht immer der Fall ist. Für diese Frage ist es dann wichtig,
die mineralogische Zusammensetzung des Formsandes zu kennen, vor allem zu wissen, ob
die Tonerde als Ton oder als ein Tonerdesilikat vorhanden ist. Da dies nicht ohne
Schwierigkeit zu entscheiden ist, erscheint ein Vorschlag von A. Schmid zur
schnellen Beurteilung der Brauchbarkeit eines Formsandes bemerkenswert (Stahl u.
Eisen 34. Jahrg, S. 1428).
Danach wird zunächst eine Durchschnittsprobe des Sandes von etwa ½ kg angefeuchtet,
zerrieben, gut durchgemischt und ein Teil davon bis zur Erreichung der Knetbarkeit
mit Wasser versetzt. Schon hierbei lassen sich deutliche Unterschiede erkennen. Der
eine Sand zeigt gleichmäßige Beschaffenheit, feine, scharfkantige Körner, und ist
mit wenig Wasser leicht formbar. Ein anderer läßt neben groben Körnern erdige
Knötchen fühlen und läßt sich auch mit mehr Wasser nicht gut kneten. Andere Sande
wieder zeigen Uebergangserscheinungen, die nach einiger Uebung leicht unterschieden
werden können.
Die so vorbereitete Probe wird dann in ein Porzellanschiffchen gebracht und die
Oberfläche glattgestrichen. Gute Sande lassen sich leicht glätten, sind elastisch,
und ihre Oberfläche ist nachher matt und feinkörnig. Magere Sande lassen sich nicht
gut streichen, fette kleben, reißen auf und geben glänzende Oberflächen.
Weiter trocknet man bei 140° C. Gute Sande werden hierbei fest, ohne sich äußerlich
wesentlich zu verändern. Schlechte Sande schwinden stark und geben oft Risse. Sind
sie zu mager, so werden sie zu locker.
Um endlich einen Anhalt über die Durchlässigkeit zu gewinnen, läßt Schmid einen
Tropfen Wasser auf die getrocknete Probe fallen. Je nach der Güte des Sandes wird
der Wassertropfen mehr oder weniger schnell von ihm aufgesaugt.
Die Prüfung auf Feuerbeständigkeit erfolgt in einem elektrischen Ofen bei 1350°C
während ½ Stunde. Das Aussehen der Probe nach dem Brande ist für die Güte maßgebend.
Gute Sande zeigen keine Schwindung, ihre Oberfläche ist feinkörnig und eben. Je
schlechter das Material, um so mehr ist es geschwunden, gesintert und verglast. Auch
zeigt schlechter Sand oft Rißbildung und Aufblähungen.
Ergebnisse der Formsandprüfung.
Nr.
Analyse
Glüh-verlustv.H.
Beobachtungen beim
Wasser-aufnahme nachdem
Trocknen
Beobachtungennach demGlühen
Wasser-aufnahme nachdem
Glühen
SiO2
Fe2O3
Al2O3
CaO
MgO
Formen
Trocknen
1
75,03
3,15
13,55
Spur
0,83
4,75
Ziemlich fein-körnig. Gut bild-sam.
Etwasklebrig
Risse, ohne sonstzu schwindenHart
Rasch
Glasiert. Starkaufgebläht
Keine Aufnahme
2
82,09
2,82
10,12
0,36
0,61
2,07
Gleichmäßig.Ziemlich fein-körnig. Mit
vielWasser gut bild-sam. Etwasklebrig
Keine Risse.Hart
Rasch
Glasiert. Starkaufgebläht
Sehr langsam
3
75,81
4,00
10,40
0,32
0,72
3,04
Feinkörnig. Mitviel Wasser gutbildsam.
Wenigerklebrig als Nr. 1
Keine Risse.Hart
Sehr rasch
Unverändert
Sehr rasch
4
83,67
2,19
7,36
0,25
0,35
1,53
Sehr feinkörnigSehr gleichmäßigGut bildsam
mitziemlich vielWasser
Keine Risse.Hart
Sehr rasch
Unverändert
Sehr rasch
Ausschlaggebend für die Verwendbarkeit ist jedoch erst die Durchlässigkeitsprüfung
mit der geglühten Probe. Je schneller ein auf diese gebrachter Wassertropfen
verschwindet, um so besser ist der Sand.
Zum Beweis dessen, daß die Analysenwerte allein bei der Beurteilung von Formsanden
wenig nutzen, und daß sich die Ergebnisse der beschriebenen Untersuchungsmethode,
obgleich sie keine Zahlenwerte lieferte, eindeutig ausdrücken lassen, gibt Schmid einige Beispiele, die in vorstehender Tabelle
wiedergegeben sind:
Es handelt sich dabei um vier Sande, die mit Nr. 1 bis 4 bezeichnet sind. Die
Ergebnisse zeigen, daß Nr. 4 der beste Formsand ist. Die Anwendung der Sande Nr. 1
und 2 ergab Fehlgüsse trotz guter Zusammensetzung des Eisens. Sand Nr. 2 hat zwar
eine gegenüber Nr. 3 günstigere chemische Zusammensetzung: mehr Kieselsäure bei
gleichem Tonerdegehalt und weniger Eisenoxyd bei geringerem Glühverlust. Dennoch
zeigte er sich unbrauchbar, als beim Glühen die gefährliche Eigenschaft des
Verglasens zutage trat.
Das Verfahren läßt sich sowohl bei Sanden für Trockenformen und feuchte Formen, wie
bei Kernsandmischungen und beim Prüfen von Kernbindemitteln verwenden.
Loebe.
Amerikanische und deutsche Anordnung technischer
Zeichnungen. Es ist bekannt, daß für die Anordnung der einzelnen Ansichten
oder Projektionen, mit denen wir auf unseren technischen Zeichnungen Maschinen oder
deren Teile darstellen, in Nordamerika ein anderer Brauch herrscht als bei uns.
Deutlicher als Worte wird die Darstellung eines Maschinenteils den Unterschied
kennzeichnen (Abb. 1 und 2). In Deutschland „klappt“ man den darzustellenden Gegenstand aus
der Hauptstellung zur Seite und projiziert ihn dann aufs Papier, in Amerika setzt
man die Ansicht von links auf die linke Seite, die von rechts auf die rechte. Beide
Verfahren haben wohlgenau die gleiche Berechtigung. Wo sie üblich sind, werden
sie jedenfalls von den Beteiligten, d.h. vom Ingenieur und vom Arbeiter wohl
verstanden, wenn sie mit Aufmerksamkeit und Verständnis betrachtet werden, Irrtümer
können, da Irren menschlich ist, bei beiden Arten der Darstellung vorkommen.
Gefährlich wird die Sache erst dann, wenn beide Darstellungsweisen durcheinander
gebracht werden.
Textabbildung Bd. 330, S. 151
Abb. 1. Deutsche Darstellung.
Textabbildung Bd. 330, S. 151
Abb. 2. Amerikanische Darstellung.
Der Kampf zwischen den beiden Arten ist alt; immer wieder ist bald für die eine, bald
für die andere Stellung genommen worden (s. z.B. Werkstattstechnik 1912 Heft 1, 1914
Heft 7 und 24). Während auf der einen Seite außer sachlichen Gründen hauptsächlich
geltend gemacht wird, daß unsere den gewöhnlichen Regeln der darstellenden Geometrie
entsprechende Art der Wiedergabe nun doch einmal in Deutschland die gebräuchliche
und daher gewohnte sei, von der Abweichungen Irrtümer verursachen können, wird von
anderen Seiten eine größere Anschaulichkeit für das amerikanische Verfahren in
Anspruch genommen. „Dieses amerikanische Verfahren“, sagt Riedler (Maschinenzeichnen 2. Aufl. S. 84), „gestattet
bei konsequenter Durchführung fehlerlose Darstellung und hat den großen Vorzug,
daß es anschaulich
ist und den
Arbeiter, der nicht darstellende Geometrie studiert hat, instand setzt, sich die
wirkliche Körperform durch Zusammenklappen der Einzelbilder zu
versinnlichen“.
In „Werkstattstechnik“ 1915 Heft 3Der
Aufsatz ist auch veröffentlicht in Z d. V. d. I. 1915 Heft 8.
spricht sich auch F. Ruppert für die amerikanische
Darstellungsweise aus mit der Begründung, daß es der Vorstellung des Arbeiters
zuwider sein müsse, einen schweren Gegenstand, etwa eine ganze Maschine, nur für die
Darstellung umzuwenden, um ihn richtig auf die Zeichnung zu projizieren, daß es
vielmehr für ihn natürlicher sei, den Gegenstand ruhig an seinem Ort zu belassen und
um ihn herumzugehen, um zu erfahren, wie er auf seinen verschiedenen Seiten
aussieht. Demgegenüber könnte man wohl sagen, daß es dem Arbeiter, der einen kleinen Maschinenteil mit der Zeichnung vergleicht,
ebenso unnatürlich vorkommen müßte, um diesen Gegenstand herumzugehen, um ihn von
der Seite anzusehen, statt ihn einfach in der Hand umzuwenden. Und bei diesem
Umwenden ergibt sich das deutsche „Klappen“ einfacher als die für die
amerikanische Darstellung außerdem noch nötige Verschiebung. Aber das ist vielleicht
Ansichtssache, insbesondere Sache der Vorstellung und der Uebung. Uebrigens ist
nicht zu vergessen, daß der Arbeiter, dem ja natürlich die Vorstellung zum
Projizieren der nach verschiedenen Richtungen geklappten Maschine schwerer fällt,
als dem Konstrukteur, gerade bei größeren Stücken selten seine Maschine auf die
Zeichnung, sondern die Zeichnung auf die Maschine projizieren wird. Für seinen
Gedankengang ist natürlich zunächst das Materielle, die Maschine das Gegebene. So
wird er tatsächlich mit der Zeichnung in der Hand um die Maschine herumgehen, wobei
es dann wirklich gleichgiltig ist, ob er die erforderliche Ansicht etwas weiter
links oder rechts auf dem Papier findet. Wenn er nur weiß, wo sie zu finden ist, und
das eben ist Sache der Gewohnheit. Wir sagen ja auch zweiundachtzig und schreiben
82, erst die acht und dann die zwei (und werden uns kaum dem allerdings vielleicht
zweckmäßigeren englisch-amerikanischen Brauch fügen, erst die Zehner und dann die
Einer zu sprechen).
Schließlich ist ja doch unsere ganze technische Darstellungsweise so sehr Sache der
Abmachung, enthält so viele Zeichen, zeichnerische Abkürzungen und Vereinfachungen,
daß sie doch nur vom Eingeweihten verstanden wird. Bekanntlich gehört ein hohes Maß
von Anschauungsgabe und Uebung dazu, durch eine verwickeltere technische Zeichnung
restlos durchzufinden, so daß man füglich auch die Fähigkeit beim Arbeiter
voraussetzen kann, die Projektionen richtig zusammenzusetzen.
Scheint also ein praktischer Grund weder besonders für die eine noch für die andere
Darstellungsweise zu sprechen, so ist zu fragen, ob ein inneres, theoretisches
Bedenken gegen eine davon vorliegt. Ruppert zeigt, daß
auch hier beide gleichberechtigt sind, da man die deutsche Darstellungsweise als
Projektion auf die Flächeneiner nach vorn und oben offenen geometrischen
Raumecke betrachten kann (Abb. 3), die dann
auseinander geklappt werden, während bei der amerikanischen Art die Projektion auf
die durchsichtig zu denkenden Flächen einer nach hinten und unten offenen Raumecke
(Abb. 4) zu geschehen hat. (Bei Ausdehnung der
Wiedergabe auf mehr als drei Projektionen sollte die Darstellung nach Abb. 5 erfolgen. Riedler
(a. a. O. S. 85) macht darauf aufmerksam, daß dabei „leider oft die unterste
Ansicht nicht wie konsequenter Projektion entsprechend auf dem Kopf stehend,
sondern umgekehrt, mit Rechts- und Linksvertauschung gezeichnet wird. Damit wird
wieder Irrtümern Tür und Tor geöffnet“.)
Textabbildung Bd. 330, S. 152
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 330, S. 152
Abb. 4.
Natürlich wäre es sehr zu begrüßen, wenn auch in dieser Frage eine Einheitlichkeit
erzielt werden könnte. Da eine vollständige Einigkeit und damit Eindeutigkeit doch
nicht besteht, gibt die deutsche Technik nichts auf, wenn sie sich dem
amerikanischen Gebrauch anschließt, und ein bloßes Festhalten an ihrer eigenen
Gewohnheit nur um nicht nachzugeben, wäre ihrer nicht würdig. Dagegen ist nicht zu
erwarten, daß die amerikanische Praxis von ihrer Darstellungsart abzubringen sein
würde. Kann also auch der von Ruppert befürwortete
Vorschlag, in Deutschland die amerikanische Darstellungsweise anzunehmen, durch
sachliche Gründe nicht überzeugend gestützt werden, so ist doch aus praktischen
Rücksichten der Einheitlichkeit seine Befolgung durchaus zu wünschen.Beachtenswert ist, daß sämtliche behördlichen
Zeichnungen von deutschem Heeresgerät ausnahmslos die amerikanische Art der
Darstellung haben.
Textabbildung Bd. 330, S. 152
Abb. 5.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
Berechnung des Druckverlaufs in einer Dampfturbine sowie der
Düsenabmessungen mit Hilfe des JS-Diagramms. Einen neuen Weg zur
Feststellung des Druckverlaufs in einer Dampfturbine unter Verwendung des
JS-Diagramms von Mollier gibt Dr. G. Zerkowitz in seiner Schrift „Thermodynamik der
Turbomaschinen“ an. Er bezeichnet sein Verfahren als die Methode der
geometrischen Oerter, da er zur Bestimmung des Dampfzustandes an einer beliebigen
Stelle der Turbine zwei Kurven in das Diagramm zeichnet, deren eine der
Kontinuitätsbedingung genügt, während die andere alle Punkte enthält, die der
Energiegleichung A\,\frac{c^2}{2\,g}=i_1-i_2 entsprechen, wo A das mechanische Wärmeäquivalent, c die Geschwindigkeit, g
die Fallbeschleunigung und i1 bzw. i2 die Wärmeinhalte an zwei verschiedenen
Punkten des Dampfstromes darstellen. Der Schnittpunkt beider geometrischer Oerter
ist der gesuchte Zustandspunkt. Als Beispiel diene die Bestimmung des Dampfzustandes
beim Austritt aus dem Leitrad. Unter der Voraussetzung, daß das in der Zeiteinheit
hindurchströmende Dampfgewicht G gegeben ist, kann man
bei vorliegender Schaufelform mit bekanntem Querschnitt f für jeden Punkt den Wert auf der rechten Seite der Kontinuitätsgleichung
\frac{G}{f}=\frac{c}{v} bestimmen, wo G das Dampfgewicht in der Sekunde, f den
Durchflußquerschnitt, v das spezifische Volumen und c die Geschwindigkeit bedeuten. Nimmt man ferner an,
daß der Anfangzustand des im Leitrade expandierenden Dampfes bekannt sei, so läßt
sich die Geschwindigkeit c an einem beliebigen Punkte,
der den Wärmeinhalt i haben möge, aus dem Wärmegefälle
berechnen. Setzt man diesen Wert auf der rechten Seite der Kontinuitätsgleichung
ein, so ist hierdurch auch das spezifische Volumen v an
jener Stelle bestimmt.
Textabbildung Bd. 330, S. 153
Abb. 1.
Im JS-Diagramm läßt sich nun auf der den Wärmeinhalt i kennzeichnenden Wagerechten mit Hilfe der Kurven
gleichen Volumens ein Punkt feststellen, der das spezifische Volumen v besitzt. Wiederholt man dies Verfahren unter Annahme
verschiedener Wärmeinhalte und verbindet die den verschiedenen v entsprechenden Punkte, so erhält man, wie Abb. 1 zeigt, einen Linienzug Y' Y'', der der Kontinuitätsbedingung genügt. Andererseits ergibt sich bei
Annahme eines gewissen Energieverlustes in der Beschaufelung für den
Expansionsverlauf eine Kurve EE', die der
Energiegleichung entspricht. Der Schnittpunkt A2d der Linienzüge erfüllt beide Bedingungen. Er
kennzeichnet den Dampfzustand nach dem Austritt aus dem Leitrade. Bezeichnet A1 den Zustand
vor dem Leitrade und nutzt man die Austrittsgeschwindigkeit der vorhergehenden Stufe
aus, so trägt man das dieser Geschwindigkeit entsprechende Wärmegefälle von A1 nach oben
bis A0 ab und
legt der Berechnung von c das Gefälle A0
X zugrunde. Der zweite Schnittpunkt Ax2d der geometrischen Oerter ist bestimmend für
Turbinen mit Ueberschallgeschwindigkeit, während der Punkt S, in dem die Tangente der Y-Kurve senkrecht
steht, den Eintritt der adiabatischen Schallgeschwindigkeitkennzeichnet. Bei
Ueberdruckturbinen ist auch für das Laufrad eine F-Kurve zu bestimmen. Praktische
Bedeutung hat die Feststellung des Druckverlaufs bei der Untersuchung der
Turbinenregelung. Bezeichnet zum Beispiel pm den Druck vor der mten Stufe bei Volllast, p m + 1 den Druck vor
der m + 1 ten Stufe unter gleichen Verhältnissen,
während p' m und p' m + 1
die Drücke bei Teillast darstellen, so läßt sich vielfach nachweisen, daß
\frac{p\,m+1}{p\,m}=\frac{p'\,m+1}{p'\,m} ist. Somit bleiben
die Austrittsgeschwindigkeiten aus den einzelnen Stufen konstant. Ist dies nicht der
Fall, so ändert sich der Wirkungsgrad, da das Verhältnis der Umfangsgeschwindigkeit
zur Dampfgeschwindigkeit mehr oder weniger vom günstigsten Wert abweichen wird. Auch
für die zeichnerische Berechnung der Düsen erweist sich das JS-Diagramm als
vorteilhaft. Man nimmt zur Lösung der genannten Aufgabe zunächst eine von der
senkrechten Adiabate nach rechts abweichende Zustandskurve an. Dann trägt man die
den einzelnen Punkten entsprechenden, aus dem Diagramm ersichtlichen Drücke p, wie Abb. 2 zeigt, als
Abszissen und darüber die spezifischen Gewichte γ sowie
die aus der Skala an der Seite der Mollier-Tafel
abzugreifenden Geschwindigkeiten w als Ordinaten auf.
Gleichfalls als Ordinaten zeichnet man die Werte des Produktes γ . w, berechnet dann mit Hilfe der
Kontinuitätsbedingungen den Querschnitt f und trägt ihn
in das Diagramm ein. Für praktische Zwecke genügt es, wenn man nach der Formel den
kritischen Druck, sodann den engsten Querschnitt und ferner bei Annahme einer
Expansion auf beliebigen Gegendruck den Austrittsquerschnitt bestimmt.
Textabbildung Bd. 330, S. 153
Abb. 2.
Schmolke.
Statistik der Unfälle beim französischen Bergbau. Nach der
vor kurzem vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten zu Paris herausgegebenen
amtlichen „Statistique de l'Industrie minerale en France et en Algérie“
betrug die Zahl der in den französischen Bergwerken während des Berichtjahres
Verletzten insgesamt 58960; von diesen blieben 904 dauernd dienstuntauglich. 119
Sammelunfälle forderten 296 Opfer, darunter 66 tötliche. Schlagwetter- und
Kohlenstaubexplosionen ereigneten sich fünf; durch sie wurden 79 Mann getötet, 6
erlitten dauernde Erwerbsunfähigkeit. Durch Ausströmen unatembarer Gase
(Kohlensäure) verunglückten insgesamt 25 Arbeiter tötlich.
Ursachen der Unfälle
Kohlenbergwerke
Andere Bergwerke
Tagebaue und Steinbrüche
Unfälle aufje 10000Bergleute
Getötete
Ver-letzte
Unfälle aufje 10000Bergleute
Getötete
Ver-letzte
Unfälle aufje 10000Bergleute
Getötete
Ver-letzte
Stein- und Kohlenfall
1004,2
5,8
1000,0
1112,0
20,5
1095,1
204,4
7,2
221,3
Sprengstoffexplosionen
3,4
0,5
3,4
76,6
5,9
75,7
7,2
1,4
0,7
In Schächten
SchachtstürzeSeilfahrt
13,1 4,0
1,20,3
76,8 3,8
88,9 2,3
5,5–
33,2 23
20,1 2,9
3,60,7
17,3 2,9
Förderbetrieb in der Grube
770,3
1,9
768,2
576,8
2,7
574,5
50,4
–
50,4
Gewinnungsarbeiten
478,6
0,1
478,5
811,6
–
811,6
440,0
–
527,5
Schlagwetter und Kohlenstaub
4,1
7,3
1,6
–
–
–
–
–
–
Andere Ursachen
545,2
1,4
818,9
442,7
3,2
440,0
381,3
2,2
455,6
In der vorstehenden Tabelle ist die auf je 10000 Bergleute entfallende Anzahl der
Unfälle nach den hauptsächlichsten Ursachen zur Darstellung gebracht.
Schorrig.
Wirkt Azetylen auf Metalle ein? Ueber diese in technischer
Hinsicht recht wichtige Frage haben H. Reckleben und J.
Scheiber nähere Untersuchungen angestellt, worüber
sie in der Chemiker-Zeitung 1915 S. 42 berichten. Das in üblicher Weise hergestellte
Azetylen wurde bei gewöhnlichem Druck und bei Zimmertemperatur während eines
Zeitraumes von 20 Monaten auf eine große Zahl verschiedener Metalle einwirken
gelassen, und zwar wurde bei einer Versuchsreihe das Azetylen in rohem Zustande über
die Metallproben geleitet, bei einer zweiten Reihe wurde das Gas vorher gereinigt
und bei einer dritten Reihe außerdem noch getrocknet. Folgende Metalle bzw.
Legierungen wurden zu den Versuchen verwendet: Zink, Zinn, Blei, Eisen, Kupfer und
Nickel in Form von Pulver, ferner Messing, Rotguß, Neusilber, Phosphor-, Aluminium-
und Kunstbronze, schließlich Letternmetall und Schnellot; die letzten acht in Form
von Spänen. Das Ergebnis der Einwirkung war folgendes: Reines trockenes Azetylen
wirkte auf keine der verwendeten Metallproben ein, auch reines feuchtes Azetylen
rief bei den Metallen keine Veränderung ihres Aussehens hervor und bewirkte
lediglich beim Nickel und beim Kupfer eine geringe Gewichtszunahme. Das ungereinigte
feuchte Gas endlich ließ ebenfalls Zinn, Rotguß, Neusilber, Aluminiumbronze,
Letternmetall und Schnellot fast völlig unverändert; Zink,. Blei, Messing und Nickel
erfuhren eine Gewichtszunahme von weniger als 1 v. H., wogegen Eisen, Kunstbronze
und Phosphorbronze eine Gewichtsvermehrung von 6,4 v. H. bzw. 6 v. H. bzw. 14,4 v.
H. zeigten, ihren metallischen Glanz verloren und schwarz wurden. Am stärksten und
raschesten wurde das Kupfer verändert, das eine sehr starke Gewichtszunahme aufwies
und zum Teil von einerschwarzen Kruste bedeckt war. Die nähere Untersuchung
ergab, daß sich hierbei jedoch kein Azetylenkupfer gebildet hatte, denn es gelang
nicht, die Substanz durch Erhitzen oder durch Schlag zur Explosion zu bringen. Beim
Behandeln des Kupfers mit Säure entwickelte sich kein Azetylen, dagegen Spuren von
Schwefelwasserstoff, und es blieb eine schwarze humoide Substanz zurück. Derselbe
Befund ergab sich bei der Untersuchung eines kupfernen Azetylenleitungsrohres, das
sich im Betriebe verstopft hatte. Das aus dem Rohre herausgekratzte schwarze Pulver
hatte keinerlei explosive Eigenschaften; es enthielt keine Kalziumverbindungen,
dagegen reichlich Kohlenstoff. Die Verfasser befürworten auf Grund ihrer
Untersuchungen die Verwendung von Kupfer und seinen Legierungen zur Installation von
Azetylenanlagen, da eine Explosionsgefahr hieraus nicht entsteht. Es können
lediglich Verstopfungen der Rohre auftreten, zu deren Verhütung sie die mit Azetylen
in Berührung kommenden Metallteile zu vernickeln oder zu verzinnen empfehlen.
Sander.
Apparat zum Balligdrehen. Bei der Ausführung von Maschinen
kommt es häufig vor, daß kugelförmige Stücke oder Teile einer Kugel sehr genau
ausgeführt werden müssen, eine Arbeit, die nur schwer von Hand bewerkstelligt werden
kann, während die bisher für diesen Zweck auf den Markt gebrachten Apparate keine
befriedigende Genauigkeit gewährleisteten. Man hat nun einen Apparat konstruiert,
der in Abb. 1 abgebildet ist und der sich bestens
bewährt hat, da er von sehr kräftiger Ausführung ist und genau arbeitet.
Dieser Apparat wurde für die Verwendung mit einer Hendey-Norton-Drehbank von 230 mm Spitzenhöhe
gebaut. Er besteht, wie die Abb. 2 bis 5 erkennen lassen, aus einer Gußeisenplatte, die
unmittelbar in der Schwalbenschwanzführung auf dem Hauptschlitten A angebracht ist, und zwar mittels zweier Keile C und C', die die Führung
in ihrer ganzen Länge befestigen; die schwalbenschwanzförmige Aussparung in der
Platte B ist mit Parallelflanken versehen; die beiden
Keile, die gleichen Keilwinkel haben, werden einesteils vor und andernteils hinter
dem Schlitten eingeführt, derart, daß sie sich gegenseitig ergänzen. Auf diese Weise
ruht der Apparat
vollständig auf dem Schlitten auf, was ihm eine große Stabilität verleiht. Außerdem
kann er leicht aufgesetzt und abgenommen werden, ohne die Drehbank durch
Schraubenlöcher beschädigen zu müssen, und man kann ihn leicht längs der
schwalbenschwanzförmigen Führung quer zur Bank verstellen, um die richtige Lage des
Apparates zu erhalten.
Textabbildung Bd. 330, S. 155
Abb. 1.
Auf der Platte B kann sich in einer geeigneten Bahn die
durch den Kreissektor D gebildete Platte drehen, die
mit einer Schwalbenschwanzführung für den Werkzeughalter P versehen ist, wie aus der Zeichnung rechts (Abb. 4) ersichtlich. Die Platte D dreht sich
um den Zapfen E, der auf der Platte B mittels vier Schrauben befestigt ist und geführt wird
mittels einer kreisförmigen Führungsleiste F, die von
außen durch geeignete Keile verstellt werden kann.
Textabbildung Bd. 330, S. 155
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 330, S. 155
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 330, S. 155
Abb. 4.
Textabbildung Bd. 330, S. 155
Abb. 5.
In einer Aussparung und gegen Späne geschützt ist der konische
Zahnkranzsektor G angeordnet, der mit einem Ritzel H in Eingriff steht, das seinerseits auf einer
Schneckenrad-Uebersetzung mittels Keil befestigt und mit dieser um einen in einer
Oeffnungder Platte B angebrachten Zapfen I drehbar ist. Die Platte B ist mit zwei kleinen, auf ihrer unteren Fläche angegossenen
Auflagestützen versehen, die in die Aussparung zwischen den
Schwalbenschwanzführungen des Schlittens hineinragen. Diese beiden Auflagestützen
dienen zur Befestigung der Schnecke L des Schlittens,
wie aus Abb. 5 hervorgeht. Diese greift in die
Schneckenrad-Uebersetzung ein, auf der das Ritzel H
aufgekeilt ist.
Die Kreisbewegung wird dem Tische durch die Schnecke L
des Schlittens erteilt, die für diese Drehbankkonstruktion mit einer großen Anzahl
Geschwindigkeiten ausgerüstet ist und mittels eines Nortonschen Vorschubkastens den geeigneten Vorschub zu wählen gestattet.
Die Schnecke L ist die gleiche wie an der Drehbank und
die Steigung der Schnecke ist derart gewählt, daß sie mit jener in Eingriff kommt.
Die Schneckenrad-Uebersetzung betätigt das konische Rad H, das seinerseits in den konischen Zahnkranzsektor G eingreift und den Tisch D in Umdrehung versetzt.
Die Anschläge M und N
verhindern einen zu großen Hub der Scheibe D;
Schutzvorrichtungen aus Filz dienen zur Reinhaltung der kreisförmigen Bahnen und
verhindern das Eindringen von Spänen in die Mechanismen.
Der Zapfen E, um den der Tisch D sich dreht, hat in der Mitte ein genau geschlichtetes Loch, in dem sich
der Stift O ohne Spiel bewegt, der dazu dient, den
Schlitten schnell, auf den Mittelpunkt der abzudrehenden Kugel einzustellen; der
Stift O kann während des Arbeitens zurückgezogen
werden.
Um genaue Kugeln drehen zu können, muß die Umdrehungsachse des Apparates genau durch
die Achse der Drehbankspitzen gehen. Um dies zu erreichen, kann man ihn zuerst
mittels des Stiftes O in die ungefähr richtige Lage
bringen; hierauf sind zunächst Versuche vorzunehmen, um eine große Genauigkeit zu
erhalten, und der Apparat ist alsdann ein wenig zu verschieben, bis die genaue
Kugelform erzielt ist. Die Form und die Stellung des Werkzeugs haben keinen Einfluß
auf die Genauigkeit der Arbeit.
Wenn man die Achse des Apparates vor- und rückwärts schiebt, lassen sich stets Stücke
von kreisförmigem Querschnitt, nicht aber von balliger Form drehen, wie Felgen von
Handrädern und konkaven Zahnrädern für Schnecken.
Das Abdrehen mittels dieses Apparates geht ebenso rasch vor sich wie auf der
einfachen Drehbank, so daß man es für vorteilhaft gefunden hat, die Konstruktion
gewisser Arbeitsstücke zu ändern, um mit der Maschine behufs Zeitersparnis und
Erzielung einer größeren Genauigkeit eine Arbeit ausführen zu können, die früher auf
anderen Maschinen vorgenommen wurde. („Industria“.)
Wk.
Die Berechnung von Kompressoren mit Hilfe der
Entropietafeln. Bei der Berechnung der Dampfturbinen haben sich die von Mollier und Stodola
entworfenen Entropietafeln als ein unentbehrliches Hilfsmittel erwiesen. Die
Möglichkeit, auf derselben Grundlage die Berechnung der Kompressoren aufzubauen, hat Prof.
Ostertag geschaffen, ohne daß sich die von ihm
vorgeschlagene, einfache Methode zur Ermittlung der Abmessungen der genannten
Maschinengattung bisher Eingang verschafft hätte. An der Berechnung eines
dreistufigen Kolbenkompressors mit Zwischenkühlung sollen die Vorzüge des
gekennzeichneten Verfahrens gezeigt werden. Die Anlage diene zur Herstellung von
stündlich 100 kg Preßluft von 64 at abs. für einen Dieselmotor. Bei Beginn des
Prozesses sei die Temperatur 10°, der Druck 1 at und das spezifische Volumen 0,83
m3/kg. Da im Entropie-Temperaturdiagramm die
Linien gleichen Druckes und gleichen Volumens eingezeichnet sind, ist der
Anfangszustand der Luft, wie Abbildung zeigt, durch Punkt A1 gegeben.
Textabbildung Bd. 330, S. 156
Nimmt man an, daß in jedem Zylinder das Verhältnis des
Anfangs- zum Enddruck das gleiche ist, so betragen die Höchstspannungen im ersten
Zylinder 4 at, im zweiten Zylinder 16 at und im dritten 64 at. Durch die
Zwischenkühlung werde die Temperatur der Luft nach der ersten Stufe auf 50° und nach
der zweiten auf 105° herabgesetzt. Bei diesen Voraussetzungen ergibt sich für den
Verlauf des Prozesses im Entropiediagramm folgendes Bild. Bei der praktisch
zulässigen Annahme einer adiabatischen Kompression, bei der die Zylinderkühlung
gerade zur Ableitung der Wärme der Kolbenreibung ausreicht, stellt die vom
Anfangspunkt A1
bis zu der die Spannung von 4 at kennzeichnende Linie gezogene Senkrechte A1
A2 den
Verdichtungsvorgang dar. Die Linie gleichen Druckes von A2 bis zum Schnittpunkt mit der
die Temperatur von 50° charakterisierenden Wagerechten A'3 gibt ein Bild der ersten
Zwischenkühlung. In der gleichen Weise wird die Kompression im zweiten Zylinder
durch A'3
A'4, die darauf folgende Abkühlung der Luft durch A'4
A'5, die letzte Stufe der Verdichtung durch A'5
A'6 und die
Wärmeableitung im Druckbehälter durch A'6
E dargestellt. Die spezifischen Volumina bei Beginn der
Kompression ergeben sich aus den Tafeln zu 0,83 m3, 0,236 m3 und 0,069 m3. Die Temperaturen nach der Verdichtung betragen
141,5°, 197° und 268°. Mit diesen Zahlen ist der Wärmewert der Betriebsarbeit für 1
kg = 0,240 . (141,5 – 50) + 0,242 . (197 – 105) + 0,242 . (268 – 10) = 106,7 WE,
wobei die vor den Klammern stehenden Faktoren die spezifischen Wärmen bei gleichem
Druckdarstellen. Die erforderliche Leistung in PS ist somit
=\frac{106,7\,.\,427\,.\,100}{3600\,.\,75}=16,9. Wenn die
Lieferungsgrade in den ersten beiden Zylindern = 0,80 sind, so ergeben sich die
stündlichen Hubvolumina zu \frac{100\,.\,0,83}{0,8}=103,9\mbox{
m}^3 bzw. zu \frac{100\,.\,0,236}{0,8}=29,5\mbox{
m}^3. Das Hubvolumen des dritten Zylinders wäre bei einem
Lieferungsgrad von 0,9 gleich \frac{100\,.\,0,069}{0,9}=7,67\mbox{
m}^3/\mbox{Std}. Nimmt man einen Hub von 180 mm und 150 Umdrehungen
an, so werden die Zylinderquerschnitte 641 cm2,
182 cm2 und 47,3 cm2. Erfolgt die Ausführung der Kolben in Tandemanordnung, so daß
Hochdruck-, Niederdruck- und Mitteldruckkolben einander folgend ein Stück bilden,
und somit Mittel- und Niederdruckzylinder aus Ringräumen bestehen, wobei der
Mitteldruckkolben den Kreuzkopfzapfen aufnehmen kann, so werden die Durchmesser für
den Hochdruckkolben =\sqrt{\frac{4}{\pi}\,.\,47,3}\,\sim\,7,8\mbox{
cm}, für den Niederdruckkolben
=\sqrt{\frac{4}{\pi}\,.\,(641+47,3)}=29,7\mbox{ cm}, für den
Mitteldruckkolben =\sqrt{\frac{4}{\pi}\,(641-182)}=24,2\mbox{
cm}. Man erkennt, wie rasch das skizzierte Verfahren zu Resultaten führt.
Noch einfacher gestaltet sich die Berechnung bei der Annahme, daß die
Zwischenkühlung ausreicht, um die Temperatur der Luft stets auf den Anfangswert
herabzusetzen. In diesem Falle würden bei Annahme des obengenannten
Verdichtungsverhältnisses auch die Höchsttemperaturen in den Zylindern stets die
gleichen sein. Man findet somit die Anfangspunkte A3
A5 der
Verdichtungen in der zweiten und dritten Stufe, indem man die gegebene Entropie A1
E in drei gleiche Strecken einteilt. Senkrecht über den
Anfangspunkten liegen die Endpunkte der Kompression A2, A4, A6. Die den Wärmewert der
Betriebsarbeit darstellende schraffierte Fläche zeigt, daß der Arbeitsbedarf in
jeder Stufe der gleiche ist. Zweistufige Kompression mit Zwischenkühlung auf die
Anfangstemperatur wird durch den Linienzug A1
A''2
A''3
A''4
E dargestellt. Die Endtemperaturen sind höher als bei
der dreistufigen Kompression, die sich mehr dem idealen isothermischen Vorgang
nähert. In gleicher Weise wächst der Arbeitsbedarf. Wie man sieht, lassen sich bei
Benutzung der Entropietafeln auch in bequemster Weise Vergleiche zwischen den
einzelnen Bauarten aufstellen. (Vergl. Ostertag:
Entropietafeln für Luft.)
Schmolke.
Schließt die Katalogabbildung einer Maschine ihre
Patentierbarkeit aus? Es liegt oft im Interesse des Fabrikanten einer
Maschine, schon vor ihrer Patentierung oder Anmeldung zur Patentierung die nötigen
Schritte zur gewerblichen Ausbeutung seines zu erwartenden Patentes zu treffen,
insbesondere Bestellungen auf Herstellung der Maschine entgegen zu nehmen,
vielleicht, um sich
auf Grund des Erfolges seiner Offerten über die Patentanmeldung überhaupt erst
schlüssig zu machen. Ein solches Verfahren kann aber eine große Gefahr für den
Fabrikanten enthalten, und möglicherweise sogar die Patentierbarkeit der Maschine
ausschließen.
Das Patentgesetz will grundsätzlich das Patent versagen, wenn eine Erfindung in den
Bereich der Oeffentlichkeit gelangt ist. Das Patent wird versagt, wenn die Erfindung
zur Zeit der Patentanmeldung bereits in öffentlichen Druckschriften derart
beschrieben oder im Inlande bereits so offenkundig benutzt ist, daß danach die
Benutzung durch andere Sachverständige möglich erscheint.
Der Begriff der öffentlichen Druckschrift wird vom Patentgesetz nicht näher
beschrieben, muß also aus dem Geiste des Gesetzes heraus interpretiert werden. Im
Verkehrsleben versteht man unter öffentlicher Druckschrift allerdings nur eine
solche Schrift, die Gegenstand des Buchhandels ist. Das Gesetz will aber hier den
Begriff der öffentlichen Druckschrift nicht in diesem Sinne nehmen, sondern es kommt
auf die Offenkundigkeit der Idee an, auf die Möglichkeit, daß auf Grund der
literarischen Verbreitung der Idee eine gewerbliche Ausbeutung derselben möglich
ist. Die Tatsache, daß ein Katalog nicht Gegenstand des Buchhandels zu sein pflegt,
steht daher dem Charakter einer öffentlichen Druckschrift nicht entgegen, es kommt
ausschließlich darauf an, ob der Kreis der Personen, denen der Katalog zugesandt
wird, ein so unbeschränkter Personenkreis ist, daß damit die Verbreitung eine
öffentliche ist.
Die Zahl der verbreiteten Exemplare ist zwar stets wesentlich, aber nicht allein
ausschlaggebend. Es kann jemand eine Idee einer großen Zahl von Personen mitteilen,
und doch Vorsorge treffen, daß sie von diesen Personen nicht weiter verbreitet wird,
und dann liegt nur eine große Zahl von Kennern des Geheimnisses vor, nicht aber eine
öffentliche Kenntnis der Idee.
Wer also etwa an einen größeren Kundenkreis einen Katalog, einen Prospekt usw.
versendet, von vorn herein aber dafür Sorge trägt, daß der Katalog nur zur Kenntnis
des Kunden selbst kommt, dem er vielleicht noch außerdemdie Geheimhaltung der
Idee auferlegt, so ist ein Katalog oder Prospekt nicht als öffentliche Druckschrift
anzusehen. Ist der Kreis der Interessenten sehr klein, so würde selbst die
Unterlassung der Verpflichtung zur Geheimhaltung den Katalog noch nicht zu einer
öffentlichen Schrift machen, zumal wenn die Personen, an die der Katalog versendet
wird, für eine gewerbliche Ausbeutung der Idee überhaupt nicht in Frage kommen (vgl.
Seligsohn Patentgesetz § 2 Anm. 8).
Mit Recht hat die Rechtsprechung auch in anderen Fällen (in denen es sich um die
Versendung von 500 bis 1000 Exemplaren eines Katalogs handelt) ohne daß Vorsorge
getroffen wurde, die weitere Verbreitung der dee zu verhindern, den Patentschutz auf
Grund des § 2 des Patentgesetzes versagt (vgl. Entscheidung des Reichsgerichtes Seufferts Archiv Bd. 55 S. 204, Mitteilungen vom Verband
deutscher Patentanwälte Bd. 4 S. 44).
Ist die Katalogversendung nicht als Druckschriftverbreitung anzusehen, so ist der
Patentschutz auf jeden Fall zulässig, obwohl die Idee bereits der Oeffentlichkeit
mitgeteilt sein mag. Die bloße Kenntnis einer noch un-patentierten Idee schließt
grundsätzlich die Patentierbarkeit nicht aus, nur die eine Beschränkung macht das
Gesetz, die Kenntnis darf nicht auf Grund einer öffentlichen Druckschrift zu
erlangen sein. Eine Erfindung muß vielmehr offenkundig benutzt sein, um den
Patentschutz auszuschließen.
Offenkundig benutzt ist sie aber frühestens dann, wenn sie handgreiflich in die
Praxis übertragen ist, wenn zum mindesten ein Exemplar des zu patentierenden
Gegenstandes zum Zwecke der gewerblichen Verwertung hergestellt, oder wenn ein
Gegenstand auf Grund des zu patentierenden Verfahrens fabriziert worden ist. Die
bloße Möglichkeit einer gewerblichen Ausbeutung der Idee durch andere ist noch nicht
Benutzung dieser Idee.
Mit Recht hat daher auch das Reichsgericht die Verbreitung einer Idee durch
Zeichnungen oder Modelle für nicht patenthinderd erklärt (vgl. Blatt für
Patentzeichen- und Musterwesen 1900 S. 21).
Dr. jur. Eckstein.