Titel: | Kartoffelmehl. |
Autor: | W. Speiser |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 181 |
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Kartoffelmehl.
Von Dipl.-Ing. W. Speiser,
Kladno (Böhmen).
SPEISER: Kartoffelmehl.
Inhaltsübersicht.
Unter Kartoffelmehl versteht man entweder Kartoffelstärkemehl, das nur die Stärke der Kartoffel enthält, oder Kartoffelwalzmehl, in dem die gesamten Trockenstoffe der
Kartoffel enthalten sind. Zur Herstellung des Kartoffelwalzmehls müssen die
Kartoffeln zunächst getrocknet werden, was in der Form der Kartoffelschnitzel (aus rohen Kartoffeln) oder der Kartoffelflocken (aus gedämpften Kartoffeln) geschehen kann. Die
Arbeitsverfahren für die Herstellung von Stärke, Schnitzeln und Flocken werden im
vorliegenden Aufsatz dargestellt unter besonderer Berücksichtigung einiger älterer
Verfahren. Endlich wird ein Apparat zur Herstellung von Kartoffelbrei für
Bäckereizwecke gezeigt.
–––––
Wie in früheren Zeiten der Not und des Krieges, so erhält auch im gegenwärtigen
Kriege die Kartoffel eine hohe Bedeutung als billiges und reichlich vorhandenes
Volksnahrungsmittel, das uns ermöglichen wird, unsere Volkskraft auch gegen die
feindlichen Absperrungsmaßregeln bis zur nächsten Ernte zu erhalten. Mindestens 5 v.
H. Kartoffelmehl muß das deutsehe „Kriegsbrot“ enthalten, erst bei mehr als
20 v. H. wird behördlich eine Angabe des Gehaltes gefordert. Es ist also nur Sache
der Wohlfeilheit des Kartoffelmehls im Verhältnis zum Roggenmehl, wie weit man sich
im einzelnen Falle dieser 20 v. H.-Grenze nähern wird. Der Begriff Kartoffelmehl ist
jedoch keineswegs eindeutig, und so sieht die Gesetzgebung auch ausdrücklich den
Zusatz von Kartoffelflocken, Kartoffelwalzmehl oder Kartoffelstärkemehl vor.
Im Gegensatz zu den Körnerfrüchten läßt sich die Kartoffel infolge ihres großen
Wassergehaltes (im Durchschnitt 75 v. H.) nicht ohne weiteres vermählen. Es ist
daher ein altes Problem, den Kartoffeln soviel Wasser zu entziehen, daß sie sich zu
Mehl mahlen lassen. Die getrockneten Kartoffeln lassen sich zudem länger und
sicherer aufbewahren als die zu Fäulnis und sonstigem Verderben neigende frische
Frucht. (Von den in Deutschland jährlich geernteten etwa 450 Mill. d.h. Kartoffeln
gehen noch immer etwa 50 Mill., d.h. mehr als. 11 v. H.unausgenutzt zu grunde.)
Die getrockneten Kartoffeln können dann nach bekannten Mahlverfahren zu eigentlichem
Kartoffelmehl zerkleinert werden.
1. Kartoffelstärkemehl.
Die Trockensubstanz der Kartoffel besteht zum weitaus größten Teil (etwa 85 v. H.)
aus Stärke; wenn man daher den Kartoffeln nur die Stärke entnimmt, so gelangt man zu
einem „Kartoffelmehl“ (richtiger Kartoffelstärkemehl), das dem aus den ganzen Kartoffeln hergestellten sehr
ähnlich ist.
In Anbetracht der Schwierigkeiten der Kartoffeltrocknung ist das Verfahren der
Stärkeherstellung scheinbar das ältere.
Die Kartoffeln müssen hierzu zunächst zerkleinert werden, wobei es nur für die
Reinheit des Erzeugnisses von Bedeutung ist, ob sie vorher von der Schale befreit
werden. Die Zerkleinerung geschah zunächst auf einem gewöhnlichen, in der Hand
gehaltenen Reibeisen, wie wir es auch heute noch in unseren Küchen finden, einem mit
scharfen Graten durchlöcherten Blech. Dieses Verfahren war jedoch selbst für den
Kleinbetrieb sehr mühsam und unbequem weil, wie Geißler
in seiner „Beschreibung und Geschichte der neuesten und vorzüglichsten
Instrumente und Kunstwerke“ 1798 eingesteht, „die Finger sehr leicht
dabei wund werden“. So findet sich in den „Hannoverschen Anzeigen von
allerhand Sachen, deren Bekanntmachung dem gemeinen Wesen nötig und
nützlich“ vom Jahre 1756 im Stück 65 die öffentliche Anfrage: „Die
bishero bekannte Art und Weise, aus den Ertuffeln eine Stärke oder Kraftmehl zu
machen, ist wegen des mühsamen Zerreibens, welches Stück vor Stück geschehen
muß, nur bey Kleinigkeiten anzuwenden. Sollte jemand eine Maschine dazu bereits
erfunden haben oder sich noch die Mühe geben wollen, eine dergleichen zu
erfinden, und solche demnächst in diesen Blättern bekannt zu machen belieben,
würde, dem Publico kein geringer Dienst damit erwiesen werden.“
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Abb. 1 bis 6. Reibemaschine nach Baumé (1798).
Bald darauf, im 70. Stück erfolgt eine „Beantwortung der Aufgabe, wie man bey
Verfertigung der Stärke aus den Ertuffeln, dieselben durch Hülfe einer Maschine
leicht zerreiben könne.“ Es wird dabei auf die „fast aller Orten genugsam
bekannten Krauthobel“ hingewiesen und vorgeschlagen, anstatt der Klingen
oder Messer ein starkes Reibblech einzusetzen, und die geschälten Kartoffeln,
diein einem rahmenartigen Kasten über diesem Blech hin-und hergeschoben werden,
mittels einer Steinplatte zu beschweren. Eine „andere Invention“ wird nur
angedeutet: „da ein Kaste an einer aufstehenden Spindel mittels einer Korbe
(Kurbel) durch Drehen im Centro bewegt werden könnte“.
Dieser Gedanke liegt einer Vorrichtung zugrunde, die im Jahre 1798 durch Baumé der Akademie der Wissenschaften in Paris vorgelegt
wurde und im neunten Teil des oben genannten Buches von Geißler beschrieben ist. Die diesem Buch entnommenen Abb. 1 bis 6 erläutern die
Vorrichtung vollständig: Die eigentliche Mühle besteht aus einem feststehenden
zylindrischen und einem durch Handkurbel gedrehten kegligen Reibblech. Die
Kartoffeln werden in den trichterförmigen Aufsatz eingefüllt, der entstehende Brei
unter Mithilfe des durch die Kurbeldrehung gleichfalls in Bewegung gesetzten Wassers
in dem ovalen Fasse nach unten herausgespült. Mit dieser Vorrichtung soll man 100
Pfund Kartoffeln in zwei Stunden mahlen können.Poppe, Geschichte der Technologie (Göttingen
1807) nennt ferner eine „Beschreibung einer sehr vorteilhaften
Kartoffelmühle, Bremen 1782, 8°.“ Die Veröffentlichung ist mir
leider nicht zugänglich gewesen.
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Abb. 7. Reibemaschine nach Thiébaut (1830).
Es bedeutete einen erheblichen Fortschritt, als im Jahre 1830 Thiébaut in seiner „Maschine zum Reiben der Erdäpfel“ (Abb. 7) zur Zerkleinerung der Kartoffeln einen schnell
umlaufenden Zylinder einführte, der auf der ganzen Mantelfläche mit sägeartigen
Zähnen von etwa 1,5 bis 2 mm Höhe besetzt war (s. D. p. J. Bd. 41 S. 116). Die
Sägezähne waren in Klingen eingeschnitten, die radial in die gußeiserne Walze
eingesetzt wurden. Die Kartoffeln wurden durch einen Füllrumpf eingefüllt und durch
eine federnde Wandung gegen den Reibzylinder angedrückt. Die Umfangsgeschwindigkeit
betrug etwa 15 m/Sek. (d = 360 mm, n = 800); die Leistung der Maschine wird zu 2700 Pfund
am Tage angegeben, also bei angenommener zehnstündiger Arbeitzeit etwa 135
kg/Std.
Auch der im folgenden Jahre veröffentlichte „Apparat zur Gewinnung des
Erdäpfelmehls“ von St. Etienne, bei dem das
Zerreiben, Sieben und Ausschlämmen sowie nochmaliges Zerreiben der Rückstände in
einer Maschine vereinigt werden, verwendet eine ähnliche Reibwalze (D. p. J. 1831
Bd. 41 S. 118 nach Bull, d'encouragement 1831 S. 121). Die Leistung soll 1200 bis
1300 kg/Std. betragen haben bei einem Antrieb der Maschine durch zwei Pferde.
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Abb. 8. Stoßkolben-Reibemaschine nach Fesca (etwa 1890).
Bis in die neuere Zeit hat sich diese Anordnung erhalten, nur daß man heute nicht
mehr radial eingesetzte Klingen, sondern kreissägeartige Blätter verwendet. Die
Zuführung bzw. das Anpressen der Frucht geschieht bei einer Bauart der Firma Fesca & Co., Berlin,
mittels eines durch Exzenter bewegten Stoßkolbens (Abb.
8), während Wasserspülung für die Entfernung des Breies aus den Zähnen
sorgt. Gegen über den früheren Reibevorrichtungen haben diese schnell umlaufenden
Sägezähne den Vorteil einer viel gründlicheren Zerkleinerung.
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Abb. 9. Kartoffel-Waschmaschine mit Förderwerk.
Gewissermaßen eine Umkehrung des Verfahrens bedeutete die Maschine von Champonnois (1867, s. D. p. J. Bd. 183 S. 351 und Bd. 186
S. 193), bei welcher die Kartoffeln durch umlaufende Schaufeln von innen gegen
feststehende zylindrische Reibflächen geworfen wurden, die ebenfalls aus einzelnen
Scheiben mit Innenzähnen zusammengesetzt waren. Die gleiche Anordnung soll bereits
1851 durch den deutschen Ingenieur Kelbe zur
Zerkleinerung von Rüben versucht worden sein, aber infolge der faserigen Natur
dieser ohne Erfolg (D. p. J. Bd. 184 S. 76).
Heute nimmt nunmehr die Herstellung von Kartoffelstärkemehl den folgenden Verlauf:
Die Kartoffeln werden zunächst in besonderen Waschmaschinen von anhaftender Erde und
Steinen befreit. Abb. 9 zeigt eine solche
Kartoffelwaschmaschine (Bauart Venuleth und Ellenberger, Darmstadt). Sie werden dann auf
Reibemaschinenverschiedener Bauart möglichst gründlich zerrieben, um die
Zellwände der einzelnen Zellen zu zerstören und den Stärkeinhalt bloßzulegen. Es
folgt nun die Trennung der Stärkekörner, die eine Größe von 0,07 bis 0,12 mm haben,
von den Zellresten durch Abschlämmen. Und zwar werden auf besonderen
Rüttelschlämmsieben, d.h. schräg gestellten Rinnen mit Boden aus Drahtsieben, die
Stärkekörner mittels Wasser, bisweilen auch unter Anwendung von Bürsten aus den
aufgerissenen Zellen heraus- und durch die Siebe hindurchgespült, während die
Zellreste als die sogenannte Pülpe zurückbleiben. Die Pülpe findet als
ausgezeichnetes Viehfutter Verwendung. Durch wiederholtes Absetzenlassen in großen
Schlämmbottichen wird das Stärkemehl dann gereinigt, bis ein vollständig weißes
Erzeugnis entsteht. Dieses wird dann mittels Zentrifugen und in Trockenkammern
getrocknet. Die Ausbeute aus 100 kg Kartoffeln ist ungefähr 15 kg lufttrockenes
Stärkemehl.
2. Kartoffelwalzmehl.
Für das eigentliche Kartoffelmehl, das also den Gesamtgehalt der Kartoffel an
Trockenstoffen enthalten soll, bilden wie bereits gesagt getrocknete Kartoffeln den
Ausgangsstoff.Ueber
Kartoffeltrocknung s. z.B. Z. d. V. d. I. 1913 S. 1508, Vortrag von Sprockhoff, ferner Parow, Die Kartoffeltrocknerei, Berlin 1907 und Arbeiten der
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Heft 163: Hauptprüfungen von
Kartoffeltrockenapparaten, Berlin 1909.
Die Versuche, zu einem geeigneten Trockenverfahren für Kartoffeln zu gelangen,
reichen weit zurück.
Von einem eigentümlichen, angeblich bereits den alten Inkas bekannten und noch heute
von den Eingeborenen auf den Hochgebirgen Perus geübten Verfahren, die ganzen
Knollen durch Trocknung haltbar zu machen, berichten E. PottHandbuch der
tierischen Ernährung und der landwirtschaftlichen Futtermittel, 2. Auflage,
Berlin 1907, Bd. 2 S. 359. und E. HahnJahrbuch des Vereins
der Spiritusfabrikanten in Deutschland, Bd. 3 1903 S. 268.. Die
ganzen, ungeschälten Kartoffeln werden mehrere Tage in fließendes Wasser gelegt,
dann herausgenommen, getreten oder gepreßt und nachts dem starken Frost auf dem Hochgebirge
ausgesetzt. Dies Verfahren wird mehrmals wiederholt. Bei dem Austreten fällt die
Schale ab. Endlich werden dann die Kartoffeln an der Luft oder auch mit künstlicher
Wärme getrocknet. Die entstehenden steinharten getrockneten Knollen sind schwarz und
werden Chuno nigro genannt; man erhält die weiße Farbe, wenn man den ganzen
Arbeitsvorgang sorgfältig vor Sonnenlicht schützt (Chuno blanco). Für die
menschliche Ernährung werden die getrockneten Knollen eingeweicht und gekocht.
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Abb. 10. Granuliervorrichtung nach Grenet (etwa 1798).
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Abb. 11. Kartoffeldämpfer.
Für die zeitgemäße Massenherstellung befriedigende Ergebnisse haben erst verschiedene
Verfahren erzielt, diedurch ein im Jahre 1902 mit behördlicher Unterstützung
veranstaltetes Preisausschreiben des Vereins der Spiritusfabrikanten in Deutschland
bekannt wurden.Bericht ebenda,
abgedruckt auch in Parow, a. a. O. S.
148.
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Abb. 12. Zweiwalzentrockner (etwa 1894).
Grundsätzlich sind für die Herstellung von Trokkenkartoffeln zwei verschiedene Wege
zu unterscheiden: Zerkleinerung der rohen Kartoffel zu Schnitzeln oder Scheiben und
Trocknen dieser oder aber Trocknung des Breies aus vorher gedämpften Kartoffeln zu
Kartoffelflocken. Beide Verfahren haben heute ihre hohe Bedeutung und stehen häufig
in eifriger Fehde gegeneinander. Mit Rücksicht auf die leichtere Verdaulichkeit der
Flocken für das Vieh und die daraus folgenden besseren Zuchtergebnisse scheint ihre
Herstellung mehr und mehr in den Vordergrund zu treten.
a) Schnitzel.
Früher schnitt man die rohen Kartoffeln einfach zu Scheiben und
„digerierte“ aus diesen, um das Trocknen zu erleichtern, die
hygroskopischen Salze und Eiweißkörper mittels sehr verdünnter (2 bis 3 v. H.)
Schwefelsäure (Liebig 1840) und trocknete sie dann
zunächst an der Luft auf Horden, darauf in Trockenkammern bei 70 bis 80°.s. z.B. Kick,
Die Mehlfabrikation, Wien 1878, 2. Aufl. 1894.
RimelsD. p.
J. 1858 Bd. 150 S. 435. und Bruckners. Fußnote
3. dagegen imprägnierten die Scheiben mittels einer
konzentrierten Kochsalzlösung und trockneten auf Darrhorden bei 60 bis 90°. Warnecke, Keidel und Gramsch (DRP 41967) tauchten die Scheiben zunächst 20 Minuten lang in
eine durch Wasser stark verdünnte alkoholische Boraxlösung, um die helle Farbe
zu erhalten, danach wurden die Schnitzel mit Dampf von 2 bis 5 at gedämpft und
dann erst in Dörrvorrichtungen getrocknet.
Heute verzichtet man auf das Auslaugen, bei dem wertvolle Bestandteile verloren
gehen, und trocknet in besonderen Trocknern bei wesentlich höheren Wärmegraden
bis zu 250°. Gewöhnlich werden die Kartoffeln hierzu nicht in Scheiben, sondern
in dreikantige Stäbchen, „Schnitzel“, zerschnitten.
Die Schnitzeltrockner bestehen im wesentlichen aus umlaufenden oder
feststehenden Trommeln, in denen die Schnitzel durch Schaufeln oder
Förderschnecken immer wieder mit den durchstreichenden Heizgasen einer
Koksfeuerung in Berührung gebracht werden, und zwar können sie nach dem
Gleichstrom- oder nach dem Gegenstromverfahren arbeiten. Für die Herstellung von
Kartoffelmehl werden die Kartoffelschnitzel im allgemeinen nicht verwendet.
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Abb. 13. Zweiwalzentrockner.
b) Flocken.
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Abb. 14. Einwalzentrockner Bauart Tätosin (1913).
Recht frühzeitig aber fand man auch bereits Verfahren, bei denen die zu
trocknenden Kartoffeln vor der Verarbeitung gedämpft wurden. Geißler (1798, a. a. O. S. 108) berichtet über eine
„Verfahrungsart, Kartoffeln zu granulieren oder ihnen die Form wie Reis
zu geben, von Grenet“ (Abb. 10). Ueber Wasser gedämpfte und dann
geschälte Kartoffeln werden in die mit einem Fülltrichter versehene, siebartig
durchlöcherte Zinnröhre K von 52 mm Durchmesser und
470 mm Länge gefüllt und mittels des in dem Ständer B drehbaren Handhebels durch einen in die Zinnröhre passenden Kolben
zerdrückt, so daß sie „gleich Spuhlwürmern“ aus den Löchern
herausdringen. Die entstehenden Fäden werden in einem Sieb zu reisähnlichen
Abschnitten zerkleinert und dann auf ungeleimtem Papier an der Luft
getrocknet.
Es versteht sich von selbst, daß dieses Verfahren, für das der Erfinder in
Anspruch nimmt, daß es „fürdie Besitzungen von Frankreich einen Reichtum
gewähren dürfte, der mit nichts zu vergleichen wäre“, höchstens für den
Kleinbetrieb geignet war.
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Abb. 15. Einwalzentrockner.
Der heutige Großbetrieb dämpft die vorher gereinigten Kartoffeln in großen
Dampffässern (Abb. 11, Bauart Venuleth und Ellenberger)
meistens mit dem sorgfältig entölten Abdampf der Betriebsdampfmaschine, um sie
dann den Walzenapparaten zuzuführen. Hier wird die leicht zerfallende
Masse durch geeignete Quetsch- und Verteilwalzen auf große, von innen mittels
Dampf geheizte Hohlwalzen geleitet.
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Abb. 16. Kartoffelflocken-Schrot- und Sichtmaschine.
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Abb. 17 und 18. Kartoffeldämpfer und -Quetscher für
Bäckereizwecke.
Diese bewegen sich gegeneinander und walzen einen dünnen
Schleier aus, der als Mantel den beiden Walzen anhaftet, während der langsamen
Umdrehung austrocknet und nach etwa ¾ Umdrehung durch besondere, scharfe Messer
von den Walzen abgehoben wird. Bereits hierbei zerfällt der 0,15 bis0,35 mm
dicke „Schleier“ teilweise zu „Flocken“, ein Rührwerk sorgt
gewöhnlich für weitere Zerkleinerung, Abkühlung und Fortbewegung. Abb. 12 zeigt schematisch die Anordnung eines
solchen Trockners, wie er u.a. von der Firma H. Pauksch in Landsberg a. W. und von der Trocknungsanlagen-G. m. b. H. in Berlin gebaut wird. Bisweilen werden
unter oder neben den Heizwalzen noch besondere Glattwalzen angeordnet, die die
Kartoffelschicht dicht an die Walzen andrücken sollen, um die Leistungsfähigkeit
der Maschine zu erhöhen. Aus dieser Bauart hat sich dann – im Gegensatz zum
Zweiwalzentrockner – der Einwalzentrockner entwickelt. Seine grundsätzliche
Anordnung ist aus Abb. 15 ersichtlich; seine
Hauptvorzüge liegen in der zugänglicheren Bauart und insbesondere in der
größeren Sicherheit gegen Zerstörungen durch; Fremdkörper (Steine). Abb. 14 gibt die Außenansicht eines
Einwalzentrockners wieder (Bauart Tätosin der
Trocknungsanlagen G. m. b. H., Berlin). Im wesentlichen eine Verdopplung
des Einwalzentrockners bedeuten die Zweiwalzentrockner mit nach außen
schlagender Drehrichtung der Walzen (Abb. 13,
Bauart Venuleth und Ellenberger). Sie vereinigen die größere Leistungsfähigkeit der
Zweiwalzenmaschine mit der Betriebssicherheit und Zugänglichkeit der
Einwalzenbauart. Der Raum zwischen den auseinander drehenden Walzen wird durch
eine Mulde ausgefüllt, in der sich Fremdkörper, wie Steine und dergleichen ansammeln
können. Der in dieser Mulde befindliche Brei wird durch Quirlwellen in Bewegung
erhalten und mittels besonderer Auftragewalzen auf die Heizwalzen gebracht; die
Abstreichmesser liegen bei dieser Anordnung unter den Trocken walzen.
Die Abmessungen der Walzen gehen je nach der erforderten Leistung bis zu 1,25 m ∅
und 2,5 m Länge. Ihre Drehgeschwindigkeit wird zweckmäßig regelbar eingerichtet;
man erhält mit 2 bis 6 minutl. Umdrehungen Umfangsgeschwindigkeiten von etwa
0,12 bis 0,4 m/Sek. Die Trockner werden ausgeführt für Verarbeitung von 200 bis
1200 kg roher Kartoffeln in der Stunde; auf das Quadratmeter Walzenoberfläche
kann eine Verarbeitung von etwa 70 bis 80 kg Rohkartoffeln in der Stunde
gerechnet werden. Die Heizung der Walzen geschieht im allgemeinen durch Dampf
von etwa 4 bis 5 at Spannung, entsprechend einer Temperatur von etwa 140 bis
160°, auch Heizung mit heißem Oel von 250° ist ausgeführt worden (Bauart Kletzsch in Coswig a. E.). Das Kondenswasser aus den
Walzen wird mit hoher Temperatur in den Dampfkessel zurückgespeist.
Die getrockneten Kartoffeln sind bei geeigneter Lagerung nahezu unbegrenzt
haltbar. Ihre weitere Vermahlung zu „Kartoffelwalzmehl“ nach den aus der
Getreidemüllerei bekannten Mahlverfahren bietet keinerlei Schwierigkeit. Außer
der eigentlichen Vermahlung zu Kartoffelwalzmehl kommt für die menschliche
Ernährung noch eine weniger feine Zerkleinerung zu Kartoffelflockengrieß in
Frage. Die Maschinen hierfür sind außerordentlich einfach. So enthält die
Exzelsior-Schrot- und Sichtmaschineder Trocknungsanlagen-Gesellschaft (Abb. 16) außer einer Zuführungsvorrichtung mit
Regler als eigentliche Zerkleinerungs- und Siebvorrichtung ein Flügelwerk, das
die zu zerkleinernden Flocken durch zwei halbrunde, mit Gaze bespannte
Siebrahmen schleudert. Die Siebrahmen können aus Seitenklappen leicht
herausgenommen und ausgewechselt werden, so daß auf der gleichen Maschine Grieß
verschiedener Feinheit hergestellt werden kann. Das gesiebte Material wird durch
eine Schnecke zu einem Sackfüllstutzen gefördert, die ungesiebten Rückstände,
der Ueberschlag, wird besonders abgeführt.
3. Kartoffelbrei zur
Brotbereitung.
Für die Herstellung von Brotteig mit Kartoffelzusatz zur sofortigen Verwendung ist
die Verarbeitung von eigentlichem Kartoffelmehl nicht erforderlich. Vielmehr kann
unmittelbar ein Brei aus gekochten bzw. gedämpften Kartoffeln benutzt werden. Die
Abb. 17 und 18 zeigen einen für
Bäckereizwecke bestimmten Kartoffeldämpfer mit Zerkleinerungsapparat der
Trocknungsanlagen-Ges. Die Kartoffeln werden in den oberen Teil des Apparates
eingefüllt und über einem Wasserbad bis zum Garwerden gedämpft. Durch eine
Förderschnecke werden sie dann einem Quetschwerk (links in Abb. 17) zugeführt, das
während des Dämpfens durch einen Deckel abgeschlossen war. Durch dieses treten sie
vollständig zerkleinert aus dem Apparat aus. Der Apparat wird für Füllungen von 65
bis 400 kg Kartoffeln gebaut.