Titel: | Entwicklungsfragen im Flugzeugbau. |
Autor: | Paul Béjeuhr |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 221 |
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Entwicklungsfragen im Flugzeugbau.
Von Dipl.-Ing. Paul Béjeuhr in
Charlottenburg.
BEJEUHR: Entwicklungsfragen im Flugzeugbau.
Im letzten BerichtDiese Zeitschr. Seite
103, Heft 6: Die Maschinenanlage im Flugzeug. waren wir bei
Erörterung der Maschinenanlage im modernen Flugzeug auf zwei sich gesondert
entwickelnde Flugzeugarten gekommen: auf das leichte
Sportflugzeug und das starke
Verkehrsflugzeug.
Daß auf diese Entwicklung auch von anderer Seite hingedrängt wird, soll im folgenden
dargelegt werden. Ehe wir uns dem weiteren Ausbau zuwenden, soll ein kurzer
Rückblick zeigen, wie die einzelnen Konstruktionen sich stets den jeweiligen Anforderungen angepaßt haben, die ihrerseits einem
außerordentlichen Wandel unterworfen waren.
In den allerersten Zeiten des Motorenfluges kam es lediglich auf das „Fliegen“ als solches an; die Unterbringung der
Menschen, die Kosten für Motor, Flugzeug und Betriebsstoffe kamen erst in zweiter
Linie. Das zeigt recht deutlich das erste Wright-Flugzeug selbst. Die Unterbringung
des Fliegers war mehr als primitiv: ein Holzbrett ohne jeden Stützpunkt seitlich;
der Motor stand einfach auf zwei Holzleisten zwischen den Tragrippen; alle
Bedienungshebel waren in einfachster Form aus Holzstäben hergestellt... kurz der
ganze Apparat wurde beherrscht von der Notwendigkeit, nur ja an Gewicht zu sparen,
damit das Flugzeug überhaupt hochkomme. Auch der schwache Motor von 24 PS war nicht
etwa von Wright vorgesehen, um mit möglichst geringen Pferdestärken, d.h. tunlichst
ökonomisch zu fliegen, sondern einfach deshalb, weil er für das verfügbare Gewicht
keinen stärkeren Motor zu jener Zeit haben konnte.
Diese Grundsätze ließen sich aber nur in den allerersten Zeiten mit ihrer hohen
Flugbegeisterung aufrechterhalten. Sehr bald versahen die im Automobilbau
erfahrenen Franzosen die Sitze mit den kleinen bei der vorerwähnten Industrie
gebräuchlichen Bequemlichkeiten; es wurden Korb- und Aluminiumsessel eingebaut,
Windschutz vorgesehen, bequeme vor Uebermüdung der Handmuskel schützende Handhebel
angeordnet u. dergl. mehr. Natürlich wurden die Flugzeuge schwerer, die Motoren
mußten kräftiger werden. Das führte dazu, den Wirkungsgrad der Maschinenanlage
nachzuprüfen. Nun hatte Wright als genialer Konstrukteur aus seinem schwachen Motor
durch die Uebertragung auf zwei langsam laufende Luftschrauben bereits einen recht
hohen Wirkungsgrad herausgeholt, aber er hatte eine Maschinenanlage geschaffen, die
(ganz abgesehen von der doch immerhin nicht maschinenbaumäßigen Kettenschränkung)
jedem Nichttechniker wegen ihrer Komplikation unbehaglich bleiben mußte. Das
änderten die Franzosen sofort ab und schon Blériot gelang es, bei seinem vorzüglich
entworfenen la Manche-Eindecker bei vorn liegendem Motor mit direkt gekuppelter
Luftschraube mit 25 PS luftgekühltem Anzani-Motor bezw. bei der größeren Type mit 35
PS Panhard-Levasseur-Motor auszukommen. Auch beim Belastungswettbewerb des
französischen Kriegsministeriums vermochten sich die französischen Eindecker mit
vornliegendem Motor und direkt gekuppeltem Propeller sehr gut gegen die mit
Uebersetzung versehenen Flugzeuge zu behaupten, obgleich letztere zweifellos den
besseren Nutzeffekt der Maschinenanlage hatten. So wog der mit 60 PS
Antoinette-Motor ausgerüstete Antoinette-Eindecker flugbereit 950 kg; Weymann legte
mit 28 PS Nieuport-Zweizylinder luftgekühltem Motor bei 470 kg Nutzlast 300 km in
155 Minuten zurück. Zweifellos sind diese Zahlen in hohem Maße der Geschicklichkeit
der Führer zu danken, die die schwer belasteten Maschinen noch hoch brachten, und
denen immer die leicht zu überblickende Maschinenanlage mit direkter Schraubenkuppelung am
liebsten ist.
Die Bestrebungen nach Wirtschaftlichkeit ließen sich aber keineswegs durch derartige
Einzelleistungen befriedigen; die Industrie selbst suchte vielmehr stets Flugzeuge
zu erzeugen, die, vom Durchschnittsmenschen gesteuert,
noch gute ökonomische Ergebnisse erzielten. In gewisser Beziehung entgegengesetzt
liefen zum Teil die Wünsche ihres Hauptabnehmers, der Militärverwaltung, für die
natürlich ganz andere Beweggründe maßgebend sein können. Ein Heeresflugzeug, das in
der Lage ist, irgendwelche Kriegsaufgaben schneller, besser und restloser zu
erledigen, als ein anderes, wird trotz kurzer Lebensdauer, hoher Betriebskosten und
kostspieliger Herstellung immer den Vorzug genießen; ist es doch hinsichtlich seiner
Wertschätzung etwa wie ein leistungsfähiges Geschütz zu betrachten. Aber die
Bemühungen der Industrie gehen ständig darauf hin, sich neben dem militärischen
Abnehmer auch den Verkehr als Absatzgebiet zu erschließen, und hier hängt die
Möglichkeit der Lieferung in erster Linie von der Wirtschaftlichkeit ab.
Diese hohe Wirtschaftlichkeit sollte zuerst erreicht werden durch Verwendung
schwacher Motoren. Das brachte zwei Nachteile mit sich: erstens stiegen die
Maschinen schwer, brauchten daher große, gut geglättete Start- und Landungsplätze;
ferner hatten sie eine geringe Eigengeschwindigkeit, wodurch sie sehr abhängig vom
Wind waren und weshalb bestimmte Reiseentfernungen nicht schnell genug zurückgelegt
werden konnten. Das erstrebte Verfingern der Pferdestärken unter 20 oder gar 10 PS
gelang also nicht. Heute werden nur noch die leichten Grade-Eindecker mit so
geringen Leistungen ausgerüstet, die Apparate sind aber auch lediglich für kurze
Schauflüge bestimmt. Inzwischen hatten aber die Konstrukteure gelernt, den
Betriebsstoffverbrauch der Motoren und ihr Herstellungsgewicht wesentlich
herabzumindern, während außerdem durch die größere Lieferungszahl die
Herstellungspreise für die Pferdestärke ständig sanken. So wurde trotz Verwendung
stärkerer Motoren das Fliegen für den Stundenkilometer wesentlich billiger, die
Möglichkeit, das Flugzeug in die Reihe der Verkehrsmittel einzuschieben, stieg
beständig. Natürlich wurde dieses günstige Ergebnis noch weiter günstig dadurch
beeinflußt, daß trotz soliderer Herstellung der Flugapparate die Preise sanken,
während andererseits die Führer durch gründlichere Ausbildung und sicherere
Beherrschung der Apparate deren Lebensdauer wesentlich verlängerten.
Aber ein Verkehrsmittel ist das Flugzeug bis jetzt doch noch nicht geworden! Wie ist
das nun zu erreichen? – Der größte Vorzug, den ein Luftfahrzeug vor allen anderen
hat, liegt neben der Kostenersparnis jeglicher Fahrstraßen in der Möglichkeit, eine
bestimmte Entfernung in der geraden Linie – eben der
Luftlinie – zurückzulegen. Weil nun bei der vorerwähnten
„Straßenlosigkeit“ alle Hindernisse fehlen, die sich beim Verkehr der
Landfahrzeuge einer zu großen Steigerung der Geschwindigkeit entgegenstellen, so
wird die Stärkedes Luftfahrzeuges in eminent hohen Reisegeschwindigkeiten
bestehen. Schnellbahnen auf Gleisen werden vielleicht Reisegeschwindigkeiten von 150
km/St. erreichen (trotz höherer Geschwindigkeiten, die bei Versuchen erlangt wurden,
wird man mit Rücksicht auf Signale nicht höher gehen dürfen), sie werden aber auf
wenige Großstadtverbindungen beschränkt bleiben und auch hier nie der direkten Linie
folgen können. Der Durchschnittsreiseverkehr mit Kraftwagen wird 100 km/St. kaum
überschreiten, denn wenn unsere Industrie auch in der Lage ist, Reisewagen zubauen,
die vielleicht 175 km/St. laufen, so läßt sich diese Geschwindigkeit auf Landstraßen
ja nur in ganz seltenen Fällen ausnutzen, weil der Kurven, Steigungen und bewohnten
Plätze wegen nach ganz kurzer Zeit die Fahrt bedeutend herabgebremst werden muß.
Hier kann nun das Flugzeug erfolgreich einspringen, und hier hat es auch große
Aussicht, in Bälde konkurrenzfähig zu sein. Denn „Zeit ist
Geld“; im Schnellverkehr machen sich auch hohe Betriebs- und
Anschaffungskosten bezahlt. Aber diese werden garnicht einmal so hoch werden.
Zunächst läßt sich die Eigengeschwindigkeit recht bald erheblich steigern; 200
km/St. werden wir als Garantiegeschwindigkeit wohl noch in diesem Jahr erreichen, es
steht aber nichts im Wege, noch wesentlich höher, auf 250 und 300 km/St. zu gehen.
Mit diesen Geschwindigkeiten sieht sich ein Luftverkehr aber gleich ganz anders an.
Wenn sich in drei Stunden vom Süden des Reiches Berlin erreichen läßt, dann kann man
zu einer Nachmittagssitzung dorthin kommen, nachdem vormittags die
Verwaltungsgeschäfte im Heimatort erledigt wurden. Wenn 24 Stunden für den Ozeanflug
genügen, dann können mündliche Verhandlungen an die Stelle langer Telegramme treten
– kurzum es wird eine Basis entstehen, auf Grund derer der Schnellverkehr durchaus
rentabel wird.
Wie soll nun aber das Flugzeug beschaffen sein, das derartige Leistungen vollbringt?
Wer wird so lange Zeit steuern können, welcher Motor läuft zuverlässig so lange?
Diese Fragen führen wieder auf die eingangs erwähnte Entwicklung nach zwei
Gesichtspunkten. Die erforderlichen hohen Geschwindigkeitsleistungen lassen sich
überhaupt nur durch das starke Verkehrs-Großflugzeug erreichen, das in allen Teilen
aus hochwertigen, veredelten Materialien hergestellt ist. Es wird mit einer starken
Maschinenanlage ausgerüstet, deren Nutzeffekt durch Herabsetzung der
Luftschraubenumdrehungen bei gleichzeitiger Steigerung der Motortouren recht hoch
sein muß. Die für diese Umwandlung notwendigen Getriebe, deren Wirkungsgrad ja dank
unserer heutigen Erfahrungen über 95 v. H. ist, bieten zugleich die Möglichkeit, die
Motoren nach Bedarf ab- und zuzuschalten.
Auf diese Weise lassen sich die langsamlaufenden Schrauben mit großen Durchmessern an
passender Stelle am Flugzeug anbringen, so daß ihr Zu- und Abstrom tunlichst wenig
behindert ist. Die Motoren aber werden in einem geschlossenen Maschinenraum
vereinigt, wo sie unter ständiger Wartung eines Maschinisten bleiben. Weil ihr Luftwiderstand
wegen der gemeinsamen Einkapselung nicht in Betracht kommt, lassen sich viele Teile,
die man bis jetzt recht gedrängt, daher unübersichtlich und schwer halten mußte,
leichter im Gewicht herstellen. Die Maschinenanlage ist nun stets so zu bemessen,
daß zur benötigten Reisegeschwindigkeit nur (n–1)
Motoren benötigt werden, wenn n Motoren an Bord sind.
Der eine überschüssige Motor dient sowohl als Kraftzuschuß beim Starten als auch als
Kraftreserve im Kampfe mit Böen und als Ablöser für abzuschaltende, ruhebedürftige
Motoren. Denn das ist ein wichtiger Faktor für die Öonomie des Flugzeugaggregates:
kein Motor darf lange Stunden mit Vollast laufen. Ein Flug würde etwa folgendermaßen
vor sich gehen. Ein Motor des betriebsfertigen Flugzeuges wird durch irgend eine
Anlaßvorrichtung vom Maschinenraum aus angelassen (vielleicht eine Gemischpumpe oder
Preßluftanlasser), das Getriebe der übrigen Motoren wird eingeschaltet, die Motoren
durch die laufende Maschine mitgenommen. Der Maschinist meldet „fertig“, der
Führer befiehlt „starten“; sämtliche Motoren arbeiten auf die Schrauben, und
rasch steigt das Flugzeug auf. Ist die Flughöhe erreicht, signalisiert der Führer
„Marschgeschwindigkeit“, und der Maschinist schaltet einen Motor ab. Nach
einer gewissen Zeit tritt dieser Motor dann an die Stelle eines anderen und so fort,
so daß alle Motoren sich ab und zu verschnaufen können, wobei gleichzeitig einmal
die Kerzen kontrolliert und überall so kleine Hilfen gegeben werden. Welche
Bedeutung dies aber für die Betriebszuverlässigkeit und Lebensdauer der Motoren hat,
davon weiß jeder Fachmann ein Lied zu singen. Für die Sicherheit des Flugzeuges
bedeutet nun die Schaltmöglichkeit außerordentlich viel. Da stets in Höhen von 1500
bis 2000 m wegen der hohen Geschwindigkeit geflogen wird, so läßt sich selbst beim
plötzlichen Versagen aller Motoren bis auf einen noch ein Gleitflug mit einem
Gleitwinkel von 1 : 20 bis 1 : 25 durchführen, d.h. die Landung braucht erst in
einem Umkreis von 30 bis 50 km Entfernung zu erfolgen, so daß sicher ein geeignetes
Gelände ausfindig gemacht werden kann. Ist so die Frage nach der
maschinentechnischen Seite durchaus lösbar, so wird auch die Steuerfrage keine
Schwierigkeiten bieten. Das Verkehrsflugzeug, das bei den unterzubringenden
Konstruktionsgewichten mehrere Tausend Kilogramm Fluggewicht erhält, ist natürlich
gegen Gewichts Verschiebungen von wenigen Hundert Kilogramm im Rumpfkörper nicht
empfindlich. Infolgedessen können sich die Insassen frei bewegen und die
vorgesehenen Führer können sich nach Bedarf beim Steuern ablösen. Da ferner der
Steuerraum mit den genauesten Kontrollapparaten, Höhenmessern und Kompassen
ausgerüstet sein muß, weil wegen der hohen Geschwindigkeit alle Sinne des Menschen
in peinlichster Weise durch Automaten unterstützt werden müssen, so ist eine
Ueberanstrengung der Führer nicht zu befürchten. Was die hohe Geschwindigkeit und
die damit verbundene Gefahr anbetrifft, so sei auf folgendes hingewiesen. Bei
Schnellbahnen hat sich gezeigt, daß selbst farbige Signale in grotesken Formen bei
Geschwindigkeiten von 200 km-Std. nicht mehr klar unterscheidbar waren. Das ist
im Luftverkehr ganz anders. In Höhen von 1500 bis 2000 m ist das Gelände selbst bei
300 km/Std. noch scharf zu beobachten, es schiebt sich ganz langsam fort. Die
gleiche Beobachtung macht man ja aus Schnellzügen nach entfernten Zielen. Ist das
Gelände wegen Wolken nicht sichtbar, so fährt man nach der Zeit und geht nach
bestimmten Stunden zur Orientierung tiefer. Ein Zusammenstoß in den Lüften ist aber
durch weit sichtbare Kenntlichmachung der Apparate und durch eine international
strikt durchzuführende Fahrordnung zu vermeiden. Daß der Führerraum natürlich völlig
abgeschlossen ist, dürfte bei den hohen Geschwindigkeiten selbstverständlich sein.
Die Steuer werden fernerhin entweder durch Zwischenschaltung besonderer
Hilfsmaschinen betätigt oder aber ausbalanziert, so daß die Steuerkräfte gering
werden.
Wir haben schon mehrfach Größenverhältnisse des Flugzeuges erwähnt: 5 bis 8 t
Fluggewicht, 1500 bis 1800 PS und dergleichen. Da wird man kopfschüttelnd fragen:
„Wie groß wird dann der Apparat und wo läßt er sich unterbringen?“ –
Natürlich wird das zukünftige Flugzeug Längen- und Breitenabmessungen von 40 bis 50
m und mehr erhalten, es wird daher auch großer Unterkunftsräume bedürfen, aber
brauchen das unsere Schiffe und Luftschiffe etwa nicht? Wir haben weiter oben
gesehen, daß bei völliger Motorhavarie in der Luft noch ein Flugplatz in 30 bis 50
km Entfernung angesteuert werden kann; denken wir uns daher über das Kulturland ein
Netz gebreitet von 120 km Maschenbreite für Flugplätze mit Halle und dazwischen je
einen Landungsplatz für kleine Notausbesserungen, so ist dadurch schon genügende
Sicherheit in den Luftverkehr mit Flugzeugen gebracht, weil einer dieser Plätze mit
Sicherheit angesteuert werden kann. Wird die Kostenfrage aufgerollt, so denke man
nur einmal an die Anlage eines Luftschiffhafens oder noch viel mehr an die Anlage
eines Seeschiffhafens – ja man vergegenwärtige sich nur einmal die jährlichen
Instandhaltungskosten mit Baggergeld, Kosten für Befeuerung, Betonnung usw. Sogar
die Unterhaltungskosten der Chausseen mit starkem Kraftwagenverkehr und seiner
Staubplage werden sehr lehrreich sein! – In früheren Zeiten tauchten allerlei
Projekte zusammenklappbarer Flugzeuge auf, die dann als Auto weiterfahren sollten
(einige außerdem noch als Motorboot!). Das waren natürlich schreckliche Erzeugnisse
überhitzter Erfinderhirne. Das Flugzeug gehört ebensowenig in die Straße wie das
Segelboot, beide sollen in ihrem Element bleiben. Will man als Großstädter eine
Luftreise machen, so fährt man von der Wohnung mit dem Auto zum Flugplatz, man soll
aber nicht vom Flugzeug verlangen, daß man auf dem Hausdach abgeholt wird. – Ist das
Verkehrsflugzeug aber (dank guter Organisation) nur noch gezwungen, bestimmte, gute
Plätze anzulaufen, so sind seine Abmessungen – und mögen sie uns heute noch so groß
erscheinen – eigentlich nebensächlich. Wer einmal gesehen hat, wie der Lotse den
„Imperator“ mit eigener Kraft ohne jede Schlepperunterstützung
leicht und elegant an die Brücke bringt, der weiß, daß wir auch mit Flugzeugen bei
ruhiger stetiger Entwicklung ähnliche Leistungen vollbringen werden.
Diese Großflugzeuge verlangen zweifellos berufsmäßig ausgebildetes Führerpersonal,
das Betätigungsfeld für Sportleute muß also auf anderen Bahnen liegen. Aber auch
Sportleute wollen große Geschwindigkeiten, um jenen herrlichen Nervenprickel zu
empfinden, auch sie wollen im Flugzeug genießen, daher
nicht dauernd dem unangenehmen Propellerstrom der Auspuffgase mit ihren Oel- und
Benzinrückständen ausgesetzt sein. Das führt zwingend zur Bauart der „Sportmaschine“. Um an Gewicht zu sparen, werden
nur zwei Sitze vorgesehen, so daß wir auf das moderneRumpfflugzeug kommen.
Daher muß der Motor, um unter Aufsicht zu sein, vorn liegen. Die Auspuffgase sollen
nicht hinderlich sein, also müssen die Zylinder hängend angeordnet sein, damit die
Gase und das Oel unter dem Rumpf abziehen. Die Maschine soll freie Aussicht bieten
und der Propellerstrom nicht die Insassen stören, folglich muß der Motor mit zwei
Kegelradübersetzungen auf zwei seitlich angebrachte langsam rotierende Luftschrauben
arbeiten. Auf diese Weise wird neben dem Verkehrsflugzeug die ganz anderen
Anforderungen genügende Sportmaschine entstehen; der Führer sitzt, wie beim
Kraftwagen, vorn, durch eine Glascheibe gegen den starken Luftzug geschützt. Er hat
das ganze Gelände zum freien Ausblick vor sich, so daß er die Schönheit des Fluges
voll auskosten kann.