Titel: | Zuschrift an die Redaktion. |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 258 |
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Zuschrift an die Redaktion.
(Ohne Verantwortung der Redaktion.)
Zuschrift an die Redaktion.
Zu dem Schaubericht „Große amerikanische Karusselldrehbank“ wird uns
geschrieben:
Schon seit langen Jahren werden von verschiedenen Firmen des deutschen
Qroßwerkzeugmaschinenbaues große Werkzeugmaschinen gebaut, wie sie wohl in Amerika
in den Dimensionen bisher noch nicht bekannt sind. Beispielsweise sind in den
letzten 15 Jahren Karusselldrehbänke von den in Ihrer Zeitschrift veröffentlichten
Dimensionen und größer von mehreren deutschen Werken mindestens ein Dutzend
ausgeführt worden; die Mehrzahl dieser Maschinen hat wesentlich größere Abmessungen,
sie sind auch bedeutend schwerer. Beispielsweise hat die Maschinenfabrik Oberschöneweide, Aktiengesellschaft, Oberschöneweide, als
Spezialfabrik für Großwerkzeugmaschinenbau, die ganz besonders den
Karusselldrehbankbau gepflegt hat, schon eine Reihe von großen Karusselldrehbänken
gebaut, unter andern in den letzten Jahren mehrere von 10 bis 12 m . Diese
Bänke sind wesentlich stärker dimensioniert als die von Ihnen angeführte
amerikanische Bank, und beispielsweise wiegt der in einem Stück in der Gießerei der
Maschinenfabrik Oberschöneweide, Aktiengesellschaft, hergestellte Querbalken von
etwa 18 m Länge 85000 kg, unbearbeitet. Es ist dies vom gießereitechnischen
Standpunkte aus eine sehr große Leistung. Das Fertiggewicht dieser Bank beträgt
insgesamt über 400000 kg. Daß im Großwerkzeugmaschinenbau die deutsche
Werkzeugmaschinenindustrie der amerikanischen durchaus nicht nachsteht und in vieler
Beziehung sogar weit überlegen ist, ist in Fachkreisen überall bekannt.
DieseUeberlegenheit zeigt sich nicht allein bei dem Bau von großen
Karusselldrehbänken, sondern auch bei anderen Maschinen, wie beispielsweise bei
großen Portalfräswerken. Ein solches großes Portalfräswerk wurde der Maschinenfabrik
Oberschöneweide, Aktiengesellschaft, in Oberschöneweide, von einer englischen
bedeutenden Firma in Auftrag gegeben, wobei sie trotz des hohen Preises den Vorzug
gegenüber verschiedener in- und ausländischer Konkurrenzfirmen mit Rücksicht auf
vorzügliche Konstruktion erhalten hat. Diese Maschine dürfte das Gewaltigste sein,
was bisher auf diesem Gebiete hergestellt worden ist. Sie wiegt rund 760000 kg, und
zum Antrieb sind sieben Motore von insgesammt 205 PS dafür erforderlich. Der
Platzbedarf dieser Maschine beträgt 47 m Länge und 15 m Breite, also insgesamt 705
m2.
Es wird ein leichtes sein, noch mehrere Fälle herauszugreifen, wobei bewiesen werden
könnte, daß der deutsche Großwerkzeugmaschinenbau nach jeder Richtung hin dem
amerikanischen überlegen ist. Daß der deutsche Maschinenbau im allgemeinen großzügig
veranlagt ist und vor riesenhaften Unternehmungen nicht zurückschreckt, beweist, daß
er auf vielen Gebieten den Amerikanern mit Erfolg gegenüber getreten und überlegen
ist. Es bedarf wohl nur des Hinweises auf den Kranen-, Turbinen- und
Dieselmotörenbau. Auf diesen Gebieten ist tatsächlich der deutsche Maschinenbau
bisher führend gewesen und wird es hoffentlich auch nach dem Kriege bleiben, trotz
der Anstrengungen, die unsere Feinde machen werden.