Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Sander |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 424 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Ueber die experimentelle Bestimmung des
Ungleichförmigkeitsgrades und der Winkelabweichung von Kolbenmaschinen
liegt eine Arbeit von H. Runge vor, die zunächst
auszugsweise in Heft 33 und 34 der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
wiedergegeben ist, aber demnächst vollständig in den Mitteilungen über
Forschungsarbeiten erscheinen soll. Demselben Zwecke dienende Untersuchungen sind
schon mehrfach ausgeführt. Die vorliegende Arbeit unterscheidet sich von diesen
durch das angewandte Meßverfahren. H. Runge
beabsichtigte, ein Verfahren festzulegen, das unter Vermeidung der den bisher
vorgeschlagenen anhaftenden Mängel leicht in der Praxis während des Betriebes ohne
große Umstände und doch mit möglichster Genauigkeit anwendbar ist. Hierzu hat er
unter Benutzung einer Siemensschen Chronographentrommel
ein elektromagnetisches Markenschreibzeug konstruiert unter Beachtung folgender
Gesichtspunkte:
1. Von der Versuchseinrichtung ist eine stete
Betriebsbereitschaft zu fordern;
2. die Winkelgeschwindigkeit der Trommel muß außerordentlich
gleichmäßig sein;
3. die Umfangsgeschwindigkeit der Trommel soll hoch sein, damit
einem zu messenden kleinen Zeitunterschiede ein großer Bogen des Trommelumfanges
entspricht; dazu muß
4. das Schreibzeug möglichst viele Marken in der Zeiteinheit
schreiben können;
5. die Marken müssen mit genügender Genauigkeit abgelesen
werden können.
Die Anordnung des Apparates an der zu untersuchenden Maschine ist aus nachstehendem
Schema ersichtlich.
Auf dem Umfange des Schwungrades s sind in bestimmten,
am einfachsten gleichen Abständen Stromunterbrechungstellen angeordnet, die bei der
Bewegung desRades das Markenschreibzeug m
betätigen. Bei unveränderlicher Winkelgeschwindigkeit dieser Bewegung besitzen die
Marken auf der gleichmäßig umlaufenden Trommel t alle
gleichen Abstand voneinander, anderenfalls ist ihr Abstand verschieden. Aus dem
Unterschiede dieser Abstände ergibt sich unmittelbar die Abweichung der
Winkelstellung des Schwungrades von der Winkelstellung bei gleichförmiger Bewegung.
Der Schreibstift wird elektromagnetisch betätigt, die Schreibtrommel wird mittels
einer elastischen Kupplung durch einen Elektromotor unmittelbar angetrieben. Bei k ist im Nebenschlusse zur Unterbrechungsstelle ein
Kondensator eingeschaltet, um das Entstehen eines starken Funkens an der
Unterbrechungsstelle zu vermeiden. Um die Versuchsergebnisse bequem verwerten zu
können, werden die Marken auf Diagrammpapier, das auf die Trommel gespannt wird,
verzeichnet. Die Kontaktvorrichtung wird am einfachsten auf dem Schwungrade der zu
untersuchenden Maschine angebracht. H. Runge hat dazu ein
8 mm breites Stahlband der Eloesser-Kraftband-Gesellschaft um das Schwungrad
gespannt und auf dessen Umfang in passender Entfernung voneinander Fenster
ausgestanzt, die mit einem Isolierstoff ausgefüllt werden und so eine Unterbrechung
des Stromüberganges vom Schwungrad zum Schleifkontakt herbeiführen.
Textabbildung Bd. 330, S. 424
Abb. 1.
Die von Runge ausgeführten Versuche wurden an einem
Körtingschen Viertaktmotor von 20 PS und 190
Uml./Min. mit Quantitätsregulierung vorgenommen. Sie erstreckten sich auf die
Ermittlung der Winkelabweichung und des Geschwindigkeitsverlaufes sowie der
Beziehung der größten Winkelabweichung τ und des
Ungleichförmigkeitsgrades δ zu einigen anderen
Betriebsgrößen, nämlich zu der indizierten Leistung, der Umlaufzahl, dem
Kompressionsverhältnis und dem Zündungszeitpunkt. Sämtliche experimentell bestimmten
Werte zeigten eine gute Uebereinstimmung mit den auf theoretischem Wege für die
gleichen Betriebsverhältnisse ermittelten. Die vorstehenden Schaubilder zeigen diese
Uebereinstimmung in anschaulicher Weise. Die Winkelabweichung ist hierin in Graden,
die Abweichung der Winkelgeschwindigkeit von der mittleren normalen in sek–1 angegeben.
Textabbildung Bd. 330, S. 425
Abb. 2.
Bezüglich der im einzelnen ermittelten Werte sei auf die in der Arbeit von Runge selbst enthaltenen Zahlentafeln und Schaubilder
verwiesen.
Ritter.
Farbiger Anstrich für Behälter mit verdichteten und
verflüssigten Gasen. Der Vorstand der Berufsgenossenschaft der chemischen
Industrie wurde von dem preußischen Handelsminister um eine gutachtliche Aeußerung
gemäß § 120 e der Gewerbeordnung über eine beabsichtigte Ergänzung der
Polizeiverordnung über den Verkehr mit verdichteten und verflüssigten Gasen ersucht.
Danach sollen Behälter für verdichtete und verflüssigte Gase mit einem
Farbenanstrich zwecks äußerer Kennzeichnung ihres Inhaltes versehen werden, und zwar
sollen gewählt werden die Farben: blau für Sauerstoff,rot für Wasserstoff, grün
für Stickstoff, schwarz für Kohlensäure und weiß für Azetylen. Außerdem soll durch
eine farbige Aufschrift in der Längsrichtung des Behälters sein Inhalt in einer
Buchstabengröße von 10 cm in lateinischer Schrift bezeichnet werden.
Der Vorstand der Berufsgenossenschaft hat sich in seiner letzten Sitzung mit dieser
Frage beschäftigt und hat der „Chem. Industrie“ zufolge gegen die
beabsichtigten Maßnahmen im allgemeinen keine Bedenken erhoben, doch wurde es für
unzweckmäßig erachtet, für Kohlensäureflaschen einen schwarzen Anstrich zu wählen,
da durch einen derartigen Anstrich die Temperatur des Gases, wenn es dem Sonnenlicht
ausgesetzt ist, leicht erhöht werden kann. Bezüglich der Forderung einer Aufschrift
auf die Behälter besteht das Bedenken, daß die Buchstaben sich sehr leicht
verwischen werden und ihre Erneuerung bei der großen Zahl von Flaschen, die im
Verkehr ist, eine außerordentliche Mehrarbeit bedingen würde. Es wird als
ausreichend erachtet, daß die chemische Formel in die Flaschen eingeschlagen und der
Einschlag mit einer weißen Farbe angerieben wird. Als wünschenswert wird es
allgemein bezeichnet, daß auch für die Flaschen für Chlor und schweflige Säure ein
farbiger Anstrich eingeführt wird.
Sander.
Naphthalinwascher für Koksofengas. W. Strommenger hat einen Naphthalinwascher konstruiert, der
außer auf der Waschwirkung des in ihm enthaltenen Oeles auch auf dessen
Oberflächenwirkung beruht. Nachdem die Versuche mit diesem Wascher günstig
ausgefallen waren, wurde von der Bamag auf der
Hüttenanlage der A.-G. Phoenix in Ruhrort ein Wascher zur Reinigung von täglich
50000 m3 Koksofengas aufgestellt, das von der
Kokerei nach der etwa 1000 m entfernten Martinofenanlage gedrückt wurde. Wegen der
großen Länge dieser Freileitung war die möglichst vollständige Entfernung des
Naphthalins aus dem Gase besonders wichtig, damit keine Betriebsstörungen im Winter
zu befürchten waren. Das von der Sulfatfabrik kommende Gas wird zunächst in zwei
Ringluftkühlern gekühlt und wird dann mittels eines Gebläses durch zwei
Naphthalinwäscher gesaugt. Das Gas tritt in die hintereinander-geschalteten Wäscher
von unten durch zahlreiche als Verteiler ausgebildete Rohre ein, strömt durch
Beruhigungsbleche hindurch und steigt durch das Oel zur Oberfläche auf. Durch eine Reihe von
Ueberläufen, die in verschiedener Höhe angebracht sind, kann der Spiegel des
Waschöles nach Bedarf gehoben oder gesenkt werden, ferner können auf diese Weise aus
den verschiedenen Schichten des Waschöles Proben entnommen werden; der zweite
Wäscher ist außerdem noch mit einem Spritzfänger versehen. Das Oel fließt den
Wäschern aus erhöht aufgestellten Vorratsgefäßen zu; es wird durch eine kleine
elektrisch angetriebene Pumpe in Bewegung gehalten und aus dem zweiten Waschgefäß in
das erste übergepumpt.
Die Wirkung der Anlage wurde an sechs aufeinanderfolgenden Tagen geprüft, die
Waschgefäße wurden mit Röpertöl gefüllt. Der Naphthalingehalt des Gases vor dem
Wascher betrug im Durchschnitt 85 g in 100 m3, die
Auswaschung des Naphthalins betrug im Durchschnitt während der sechs Tage 78,5 v. H.
bei einem stündlichen Gasdurchgang von 1750 m3 und
einer Gaseintrittstemperatur von 34,2° C. Das Oel erreichte je nach der Zeit, die
zwischen dem Umpumpen und der Vornahme der Analyse verflossen war, einen
Naphthalingehalt bis zu 24 v. H. Als später größere Gasmengen, mehr als 60000 m3 in 24 Stunden, durch die auf nur 50000 m3 berechneten Gaswäscher hindurchgingen, genügte
eine Vergrößerung der Luftkühlanlage um ein Drittel, um ebenfalls eine
zufriedenstellende Auswaschung des Naphthalins zu erreichen. Der Wascher hat in mehr
als einjährigem Betriebe, auch bei Lufttemperaturen von 0 bis 6°, keinerlei
Veranlassung zu Beanstandungen gegeben. Zur Wartung der ganzen Wascheranlage genügt
ein Mann; der Kraftverbrauch beschränkt sich auf den Betrieb der 0,5 PS-Pumpe und
auf die Ueberwindung des Tauchwiderstandes in den beiden Waschern, der bei einer
Tauchung von 120 bis 150 mm einem Druck von etwa 260 bis 330 mm WS entspricht. Der
Wascher kann überall Verwendung finden, wo Gas so weit von Naphthalin befreit werden
soll, daß sich auf dem Wege zur Verwendungsstelle kein Naphthalin mehr ausscheidet.
(Glückauf 1915 S. 138 bis 141.)
Sander.
Binäre Aluminiumlegierungen. Wie bereits in D. p. J. S.
355 d. Bd. ausgeführt wurde, werden in neuerer Zeit Aluminiumlegierungen für
Maschinen, welche geringes Gewicht besitzen sollen, immer mehr verwendet. Deshalb
ist man bestrebt, dem wegen seines geringen spezifischen Gewichtes wertvollen
Aluminium durch Hinzulegieren anderer Metalle größere Festigkeit zu verleihen, damit
es auch für höher beanspruchte Konstruktionsteile Verwendung finden kann. In der
Zeitschrift Stahl und Eisen 1915 S. 649 u. f. sind ausführliche Versuche über solche
Aluminiumlegierungen veröffentlicht. Es handelt sich hier um planmäßige
Reihenversuche mit allen technisch überhaupt in Frage kommenden Metallen als
Legierungszuschlägen zum Aluminium im Zweikomponentensystem. Die untersuchten
Legierungen hatten dabei ein spezifisches Gewicht, das im allgemeinen die Zahl 3
nicht überschritt.
Die aus den verschiedenen Legierungen hergestellten Zerreißstäbe hatten einen
Querschnitt von 20 mm2 bei 14 mm Breite, so daß
sich nach der Formel L=11,3\,\sqrt{Q} eine Meßlänge von 50 mm
ergab. Die Bruchdehnung ist bei den Versuchen in v. H. der gesamten Meßlänge
angegeben. Die Härte der Legierungen wurde nach dem Brinellschen Verfahren bestimmt mit einer Stahlkugel von D = 2,5 mm ∅ und mit einer Belastung von P = 62,5 kg. Aus dem Durchmesser des Eindruckes = d berechnet sich der Härtegrad bekanntlich nach der
Formel H=\frac{P}{D\,\frac{\pi}{2}\,(D-\sqrt{D^2-d^2})}.
Reinaluminium.
Dieses Reinaluminium wurde von der Neuhauser
Aluminium-A.-G. mit 98 bis 99 v. H. Reingehalt und mit 0,9 bis 1,0 v. H. Eisen
und etwa 0,5 v. H. Silizium geliefert. Wenn Aluminium nicht möglichst kalt gegossen
wird, so lunkert es sehr stark. Es ist aber bei allen Temperaturen sehr gut walzbar.
Die Festigkeitswerte des Reinaluminiums sind in Tab. 1 enthalten.
Tabelle 1.
Zugfestigkeitkg/mm2
Dehnungv. H.
Härte
GlühtemperaturGrad
10,5
34
29
350
11,5
32
31
350
25,8
6
68
ungeglüht
9,5
41
26
350
10,9
37
31
350
23,5
5,5
65
ungeglüht
Zinkaluminium.
Die beiden Metalle sind in jedem Verhältnisse ineinander löslich. Die
Wetterbeständigkeit ist gering, besonders die reicheren Legierungen werden von
Wasser sehr stark angegriffen. Die Festigkeitswerte dieser Legierung sind in Tab. 2
enthalten. Technischen Wert haben wohl nur Legierungen mit 12 bis 14 v. H. Zink, da
sie bei etwa 20 kg/mm2 Festigkeit noch fast die
gleiche Dehnung wie Reinaluminium aufweisen.
Tabelle 2.
Gehaltv. H.
Zugfestigkeitkg/mm2
Dehnungv. H.
Härte
7,8
14,2
28
–
10,3
17,0
32
42
12,7
20,4
33
–
16,0
25,0
26
60
18,5
28,8
20
–
23,0
35,2
17
–
Magnesiumaluminium.
Auch das Magnesium läßt sich in allen Verhältnissen mit Aluminium legieren. Größere
Zusätze an Magnesium bewirken ein sehr rasches Ansteigen der Festigkeit und Härte
und ein langsames Sinken der Dehnung, wie aus Tab. 3 entnommen werden kann. Ein
geringer Gehalt an Magnesium bringt keine nennenswerte Verbesserung der Festigkeit der
Legierung, ein höherer Gehalt erschwert dagegen die Bearbeitung und verringert die
Luftbeständigkeit.
Tabelle 3.
Gehaltv. H.
Zugfestigkeitkg/mm2
Dehnungv. H.
Härte
0,3
10,9
34
33
0,6
11,4
33
33
1,2
11,2
33
33
1,6
11,4
33
34
2,6
15,3
25
42
4,0
21,1
22
54
6,0
29,4
21
69
Kupferaluminium.
Diese beiden Metalle lassen sich sehr leicht miteinander legieren. Schwindung und
Lunkerung sind aber beträchtlich. Die Luft- und Wetterbeständigkeit scheint sehr gut
zu sein. In der Wärme lassen sich die Legierungen bis zu 12 v. H. noch walzen. Die
Zerreißfestigkeit steigt schnell mit dem Kupfergehalt, wie aus Tab. 4 entnommen
werden kann, bis etwa 4 v. H. Kupfer, Umgekehrt verläuft die Dehnung, die schon
durch einen Zusatz von 2 v. H. Kupfer von 34 auf 23 v. H. verkleinert wird. Für
Walzgut kommen dementsprechend Legierungen mit 3 bis 4 v. H. Kupfer in Betracht, für
Gußzwecke solche mit 10 bis 15 v. H.
Tabelle 4.
Gehaltv. H.
Zugfestigkeitkg/mm2
Dehnungv. H.
Härte
0,5
13,5
30
29
1,0
15,4
26
–
2,1
17,1
23
41
3,5
18,0
22
46
5,1
17,8
21
48
7,1
18,0
21
49
8,9
18,7
19
49
11,0
19,5
16
52
Nickelaluminium.
Die Legierungsfähigkeit des Nickels mit dem Aluminium reicht nur bis etwa zu 16 bis
18 v. H. Nickel. Bei höherem Nickelgehalt muß bei recht hoher Temperatur geschmolzen
und gegossen werden, um ein Ausseigern nickelreicherer Verbindungen zu verhüten.
Schwindung und Lunkerbildung gehen mit zunehmendem Gehalt zurück. Die chemische
Widerstandsfähigkeit der Nickelaluminiumlegierungen scheint gut zu sein, doch sind
eingehendere Versuche nach dieser Richtung noch nicht ausgeführt. Die Legierungen
sind in der Wärme bis zu 11 bis 12 v. H. Nickel walzbar. Bruchfestigkeit und Härte
nehmen mit dem Nickelgehalt zu, die Dehnung nimmt dabei erheblich ab. Die Tab. 5 und
die Abbildung zeigen den Zusammenhang von Zugfestigkeit, Dehnung und Härte
verschiedener Nickelaluminiumlegierungen an.
Tabelle 5.
Gehaltv. H.
Zugfestigkeitkg/mm2
Dehnungv. H.
Härte
0,0
10,5
34
29
0,6
11,2
33
–
1,0
11,5
32
34
1,9
12,7
29
–
3,1
14,7
27
44
4,5
15,2
25
–
6,2
15,0
22
45
8,1
14,9
16
47
10,3
16,5
8
53
Textabbildung Bd. 330, S. 427
a = Zugfestigkeit, b =
Bruchdehnung, c = Druckhärte. Festigkeitswerte von
Nickelaluminium-Legierungen.
Kobaltaluminium.
Diese Legierung zeigt ähnliche Eigenschaften wie das Nickelaluminium. Die Walzbarkeit
hört mit einem Gehalt von 11 bis 12 v. H. Kobalt auf. Kobaltaluminiumlegierungen
bieten gegenüber Nickelaluminiumlegierungen keine besonderen Vorteile. Die Tab. 6
enthält die Festigkeitswerte von Kobaltaluminiumlegierungen.
Tabelle 6.
Gehaltv. H.
Zugfestigkeitkg/mm2
Dehnungv. H.
Härte
0,0
10,5
34
29
0,6
10,9
35
32
1,6
12,0
28
–
2,3
12,3
25
–
3,5
12,9
21
47
5,5
15,5
18
–
7,5
16,6
14
50
9,4
16,5
11
51
10,5
17,0
11
–
12,0
18,5
6
61
Eisenaluminium.
Wegen des hohen Schmelzpunktes der eisenreicheren Legierungen liegt die praktische
Grenze der Legierbarkeit bei 16 v. H. Auf die Wetterbeständigkeit scheint der
Eisenzusatz durchaus günstig zu wirken. In der Wärme sind die Legierungen nur bis
etwa 12 v. H. walzbar. Die Eisenaluminiumlegierungen werden kaum technische Bedeutung erlangen.
Die Versuche zeigen aber, daß ein geringer Eisengehalt des Aluminiums (etwa 2 bis 3
v. H.) keineswegs schadet.
Siliziumaluminium.
In der Wärme lassen sich die Legierungen gut walzen bis zu einem Gehalt von 20 v. H.
Die Zerreißfestigkeit steigt regelmäßig mit dem Siliziumgehalt an und erreicht bei
etwa 12 v. H. einen Höchstwert. Die Wetterbeständigkeit der Legierungen ist noch
nicht einwandfrei festgestellt. Das Aluminium wird durch Zusatz von Silizium günstig
beeinflußt. Das spezifische Gewicht wird dadurch nicht verändert. Für Gußzwecke
erscheinen Legierungen mit 10 bis 12 v. H. Silizium die geeignetsten zu sein. Aus
der Tab, 7 können die Festigkeitswerte der Siliziumaluminiumlegierungen entnommen
werden.
Tabelle 7.
Gehaltv. H.
Zugfestigkeitkg/mm2
Dehnungv. H.
Härte
0,5
10,5
34
29
1,9
11,6
33
–
3,2
12,4
31
36
5,0
13,4
30
–
6,7
14,2
27
40
8,3
14,9
24
–
11,5
15,8
17
46
15,0
15,3
14
–
Antimonaluminiumlegierungen, Kadmiumaluminiumlegierungen, Zinnaluminium- und
Bleialuminiumlegierungen werden technische Bedeutung kaum erlangen. (Fortsetzung
folgt.)
W.
Ueberhitzer für Lokomotiven. Der Schmidtsche Rauchröhrenüberhitzer hat seit seiner Einführung bei den
belgischen Staatseisenbahnen im Jahre 1904 und bei den preußischen Staatsbahnen im
Jahre 1905 grundlegende Aenderungen nicht mehr erfahren. In neuerer Zeit sind auch
viele Klein- und Straßenbahnen zum Betriebe mit Heißdampflokomotiven übergegangen,
ebenso werden bereits Verschiebelokomotiven mit Schmidtschen Rauchröhrenüberhitzern ausgerüstet. Der Betrieb mit solchen
Lokomotiven zeigt aber, daß wegen der häufigen Arbeitspausen und der kurzen
Arbeitsdauer von oft nur einigen Minuten die angestrebte Heißdampftemperatur meist
nicht erreicht wird. Deshalb hat die Firma Schmidt für
solche Lokomotiven den Kleinrauchröhren-Ueberhitzer eingeführt. Die
Ueberhitzerheizfläche steigt dabei bis etwa zur Hälfte der gesamten
Kesselheizfläche, während sie bei dem gewöhnlichen Rauchröhrenüberhitzer nur etwa
ein Viertel bis ein Drittel davon beträgt.
Die Rauchröhren des neuen Ueberhitzers haben dementsprechend nur den halben
Durchmesser der bisherigen Ueberhitzerröhren, d.h. etwa 50 bis 70 mm. Während man
mit dem Rauchröhrenüberhitzer der Vollbahnlokomotiven nicht mehr als 600 mm an die
Feuerbüchse heranrückt, ist dieses Maß bei Kleinröhrenüberhitzern bis auf 300 mm
verkleinert. Die Röhren des neuen Ueberhitzersnehmen während des Leerlaufs und
des Stillstands Temperaturen von 300 bis 400° C an. Der beim Anfahren in den
Ueberhitzer eintretende Dampf findet hier stark vorgewärmte Rohrwände vor und er
wird sofort im überhitzten Zustande in den Schieberkasten strömen. Im Dauerbetriebe
können Ueberhitzertemperaturen von 390 bis 400° C erreicht werden. Da bereits das
Anfahren mit Heißdampf beginnt, so ist auch die Gefahr von Wasserschlägen
vermindert. Bei dem für den Kleinröhrenüberhitzer üblichen Rohrdurchmesser von 54
bis 64 mm ergibt sich ein Verlust an Verdampfungsfläche von nur 10 bis 15 v. H.
Textabbildung Bd. 330, S. 428
Triebwerk; Heizfläche der
Feuerkiste; Heizfläche der glatten Rohre; Heizfläche der Serverohre; Heizfläche
der des Ueberhitzers; Gesamtheizfläche
Bei den bisherigen Rauchröhrenüberhitzern wird die normale Heißdampftemperatur nach
etwa 3 bis 5 Min. erreicht, bei dem Kleinröhrenüberhitzer beginnt nach kurzem
Anhalten die Ueberhitzung meist schon mit 250 bis 260° und steigt innerhalb der
ersten Minute Fahrzeit bis zu 300°, wie ausführliche Versuche bewiesen haben. Bei
Rauchröhren mit mäßigem Durchmesser werden die Rohrwände nicht so hoch beansprucht
wie bei den großen Rauchröhren. Röhren von 50 bis 70 mm ∅ biegen sich in längeren
Kesseln durch ihr Eigengewicht nach unten durch und beanspruchen bei ihrer
Verlängerung durch die Wärme weniger die Rohrwandungen.
Der Kleinröhrenüberhitzer besteht aus einer Anzahl Ueberhitzerelementen, die aus
nahtlos gezogenen flußeisernen Röhren hergestellt werden. Es sind bereits
Ueberhitzerröhren von 11/16 mm ∅ in Verwendung, ohne daß in bereits dreijährigem
Betriebe Störungen aufgetreten sind. Je enger aber die Ueberhitzerröhren ausgeführt
sind, desto besseres Speisewasser ist zu verwenden. Eine möglichst gute
Wasserabscheidung im Dom ist ebenfalls notwendig. Wird das übergerissene Wasser erst
im Ueberhitzer verdampft, so kann eine allmähliche Verengung der Ueberhitzerröhren
durch Kesselsteinbildner entstehen.
Abb. 1 bis 3 zeigen die günstige
Anordnung eines solchen Ueberhitzers. Bei dieser Anordnung ist jeder der rechts und
links liegenden Dampfsammelkasten geteilt, so daß jeder einen Naßdampf- und einen
Heißdampfraum enthält. Diese Anordnung ergibt eine gute Ausbildung der
Ueberhitzerelemente.
Textabbildung Bd. 330, S. 429
Abb. 4.
Abb. 4 gibt eine ausführliche zeichnerische
Darstellung der im Betriebe erreichten Heißdampftemperaturen mit einer Lokomotive
der belgischen Vizinalbahn. Es sind hierbei während längerer Zeit Temperaturen von
340 bis 380° erreicht worden.
Aus der folgenden Tabelle ist zu erkennen, in welchem Maße die Heizfläche des
Ueberhitzers bei Verwendung eines Kleinröhrenüberhitzers vergrößert werden kann. Die
belgische Staatsbahn hat die gleiche Lokomotivbauart mit beiden Ueberhitzern
ausgeführt. Es handelt sich um eine Lokomotive mit Zylindern von 500/600 mm ∅, 1520
mm Triebraddurchmesser, 2,39 m2 Rostfläche und
13,5 at Dampfdruck.
Rauchröhren-überhitzerm2
Kleinröhren-überhitzerm2
Heizfläche der FeuerkisteHeizfläche der Röhren:18
zu 118/127 mm Durchmesser154 zu 40/45 mm Durchmesser158 zu
51,5/63,5 mm Durchmesser
11,30 21,80 63,30–
11,30–– 93,30
Heizfläche des KesselsHeizfläche des Ueberhitzers
96,40 21,51
104,60 55,90
Insgesamt
117,91
160,50
Bei der Lokomotive mit Kleinröhrenüberhitzer ist also die Ueberhitzerheizfläche auf
das 2,6-fache gestiegen,während sich die gesamte Heizfläche um 36 v. H.
vermehrt hat. (Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1915 S. 645 bis 650.)
W.
Die Vorteile der Anzapf-Dampfkraftmaschine in wärmetechnischer
Beziehung;. Die Ausnutzung der Wärme, bezogen auf den Wärmeinhalt des
verfeuerten Brennstoffs, beträgt bei Dampfkraftmaschinen (Kolbenmaschinen sowie
Dampfturbinen) erfahrungsgemäß selbst bei den besten Ausführungen nur etwa 16 bis 20
v. H., wobei je nach der mehr oder weniger wirtschaftlichen Bedienung die
Dampfkesselanlagen selbt mit einem Wirkungsgrad von etwa 70 bis 75 v. H. betrieben
werden. Weitere Wärmeverluste entstehen in den Dampfleitungen, die größten jedoch in
der meistens unausgenutzten Wärmeabfuhr der Kondensationsabwässer, mit welchen
allein gegen 50 bis 55 v. H. verloren gehen. Es ist ohne weiteres einleuchtend, daß
eine Verminderung dieser letzten Verluste von ganz ausschlaggebender Bedeutung sein
kann.
Wenn nur ein Teil des Arbeitsabdampfes einer Dampfmaschine oder Dampfturbine zu
Heizzwecken weiter ausgenutzt werden kann, so erfolgt die Energieabgabe in Maschinen
mit sogenannter „Zwischendampfentnahme“. In diesem Falle wird beispielsweise
bei Dampfturbinen die gewünschte Heizdampfmenge aus einer Zwischenstufe derselben
entnommen, in welcher der Dampfdruck gerade dem gewünschten Heizdampfdruck
entspricht. Derartige Dampfentnahmemaschinen, auch Anzapfmaschinen genannt, erhalten
eine selbsttätig wirkende Reguliervorrichtung, welche den Heizdampfdruck auf der
gewünschten Höhe halten. Die für Heizzwecke nicht erforderliche Menge an
Arbeitsdampf verrichtet im Niederdruckteil der betreffenden Maschine weiter Arbeit
und wird in bekannter Weise nachher im Kondensator niedergeschlagen.
Die durch eine vereinigte Kraft-Heizungsanlage zu erzielenden Vorteile sind durch
folgende Grundlagen der Wärmetheorie begründet: Zur Erwärmung von 1 kg Wasser von 0°
C auf 100° C sind unter atmosphärischem Druck 100 WE erforderlich, dagegen für die
Ueberführung von 1 kg Wasser von 100° C in Dampf von 100° C 537 WE. Um Wasser von 0°
C in Dampf von 100° C zu verwandeln, sind mithin zusammen 637 WE erforderlich, von
welchen der größte Teil somit für die Aenderung des Agregatzustandes aufgewendet
werden, während andererseits für die Steigerung der Dampfspannung verhältnismäßig
nur geringe Wärmemengen notwendig sind. Beispielsweise ist zur Erzeugung von 1 kg
Sattdampf von 9 at Spannung Ueberdruck eine Gesamtwärme von 663 WE erforderlich, für
Dampf von 13 at Spannung 668 WE. Der Unterschied beträgt mithin nur 5 WE und das Verhältnis
ist noch günstiger, wenn es sich um die Erzeugung von hoch überhitztem Dampf
handelt. So sind beispielsweise für die Erzeugung von 1 kg Heißdampf von 13 at
Spannung bei einer Temperatur von 320° C rund 735 WE erforderlich, mithin nur 67 WE
mehr als bei Sattdampf von 13 at, welcher nur eine Temperatur von 194° C
besitzt.
Durch Anwendung des Anzapfverfahrens ist es bei vereinigtem Kraft- und
Heizdampfbetrieb möglich, den thermischen Wirkungsgrad von Dampfmaschinen, der, wie
oben bereits angegeben, im allgemeinen nur 16, höchstens 20 v. H. beträgt, ganz
bedeutend zu erhöhen, so daß dadurch sehr große Brennstoffmengen gespart werden
können, wie dies aus nachstehendem Beispiel deutlich hervorgeht.
Angenommen es handelt sich um eine Papier- und Pappenfabrik, die zur Erzeugung von
elektrischer Energie für die verschiedenen Arbeitsmaschinen stündlich rund 1300 PS
oder 850 KW benötigt, und außerdem zum Heizen der Trockenzylinder, Kochen, Trocknen
usw., stündlich 5000 kg Dampf von 3 at Spannung, an der Entnahmestelle gemessen,
gebraucht, so ergibt sich für die Gegenüberstellung des Gesamtwärmeverbrauchs bzw.
Gesamtdampfverbrauchs folgende Rechnung:
Eine Dampfturbine von 850 KW Leistung benötigt bei Dreiviertel Belastung, wie solche
wohl im allgemeinen in Betracht kommt, stündlich etwa 4040 kg Dampf von 13 at
Spannung und 320° C Temperatur, bei reinem Kondensationsbetrieb, d.h. also ohne
Entnahme von Heizdampf. Bei gleichzeitiger Abzapfung von 5000 kg Heizdampf stündlich
von etwa 3 at Spannung beträgt der Gesamtdampfverbrauch bei gleicher Kraftentnahme
stündlich dagegen nur ungefähr 7600 kg. Diese Dampfverbrauchsziffern sind nun
keineswegs unmittelbar vergleichbar, da die scheinbare Ersparnis von 4040 plus 5000
= 9040 zu 7600 kg ein etwa zu günstiges Ergebnis ergibt. Zur einwandfreien
Gegenüberstellung müssen vielmehr die erzeugte und aufgewendete Wärmemenge
gegenübergestellt werden.
Im ersten Fall beträgt der Wärmeinhalt der 4040 kg Dampf von 13 at Spannung und 320°
C Temperatur 4040 × 735 =2969400 WE, da 735 dem Wärmeinhalt von 1 kg Dampf dieser
Spannung und Temperatur entspricht, und zwar nach den neuesten wärmetechnischen
Versuchen von W. Schüle. Der Wärmeinhalt der
erforderlichen Heizdampfmenge (Sattdampf von 3 at Spannung) beträgt nach den
gleichen Unterlagen 5000 × 652,5 = 3262500 WE. Der Gesamtwärmeinhalt des Kraft- und
Heizdampfes beträgt mithin 2969400 + 3262500 = 6231900 WE. Demgegenüber beträgt der
Gesamtwärmeinhalt des Dampfes beim Betriebe einer Anzapfturbine zu 7600 × 735 =
5568000 WE. Für die objektive Berechnung der Ersparnis genügt aber auch diese
Gegenüberstellung noch nicht, sondern man muß den Gesamtwärmeinhaltsziffern auch
diejenigen Wärmewerte und Brennstoffkosten gegenüberzustellen, welche in dem einen
und anderen Falle zur Erzeugung der betreffenden Dampfmenge erforderlich sind.
Angenommen es kommt als Brennstoff eine kleinstückige gesiebte Feinkohle
(Erbskohle) von etwa 7000 Kalorien Heizwert und einem Preise von 18 M für die Tonne
frei Verwendungsstelle in Frage, und es beträgt der Nutzeffekt einschließlich
sämtlicher Anheiz- und Abschlackverluste der Kesselanlage für die Erzeugung des
hochgespannten Dampfes im Mittel 72 v. H. und derjenigen zur Erzeugung des
Heizdampfes im Mittel 70 v. H., so kommen von 1 kg Kohle praktisch nur 7000 × 0,72 =
5040 Kal. W oder WE bzw. 7000 × 0,70 = 4900 WE zur Geltung. Man benötigt daher in
dem ersten Falle 2969400 zur Erzeugung des Dampfes stündlich:
\frac{2969400}{5040}=589,1+\frac{3262500}{4900}=665,8,
zusammen mithin rund 1255 kg Kohlen stündlich im Werte von 1,255 × 18,0 = 22,59
M.
Im zweiten Falle, wo nur die eine, die Hochdruckkesselanlage in Betracht kommt mit
einem Nutzeffekt von 72 v. H., errechnet sich der Kohlenverbrauch zu:
\frac{5586000}{5040}=1108,3\mbox{ kg} Kohlen entsprechend
einem Wert von 19,95 M.
Die Ersparnis durch Anwendung des Anzapfverfahrens beträgt mithin 2,64 M für die
Stunde = 12 v. H. oder im Jahre bei 300 × 24 = 7200 Stunden Betriebszeit, wie sie
für das angezogene Beispiel in Betracht kommt, 7200 × 2,64 = 19008 M.
Die obige Rechnung stellt nun keineswegs ein Paradebeispiel dar, da wohl in vielen
Fällen der Bedarf an Heizdampf im Verhältnis zum Kraftdampf noch größer ausfällt,
wodurch die Wirtschaftlichkeit noch mehr zu Gunsten des Anzapfbetriebes ausfällt.
Beträgt der Heizdampfbedarf beispielsweise 8000 kg, so ergibt sich unter sonst
gleichen Voraussetzungen wie bei der obigen Gegenüberstellung folgende Rechnung:
Im ersten Falle beträgt der Gesamtwärmeinhalt für Kraftdampf wie oben 2969400 WE und
der Gesamtwärmeinhalt für Heizdampf 8000 × 652,5 = 5220000 WE. Im zweiten Falle sind
erforderlich bei Verwendung einer Anzapfturbine insgesamt stündlich 9650 kg Dampf
von 13 at Spannung und 320° C Temperatur, entsprechend einem Gesamtwärmeinhalt von
9650 × 735 = 7092750 Wärmeeinheiten. Die zur Erzeugung einer Wärmemenge
aufzuwendende Kohlenmenge bzw. Kohlenkosten berechnen sich im ersten Falle zu:
\frac{2969400}{5040}+\frac{5220000}{4900}=589,1+1065,3=1654,4\mbox{
kg} bzw. 29,78 M für 1 Stunde und im zweiten Falle zu:
\frac{7092750}{5040}=1407,3\mbox{ kg} bzw. 25,33 Mark für 1
Stunde.
Die Ersparnis beträgt mithin 4,45 M für 1 Stunde gleich 15 v. H. bzw. bei 7200
Betriebsstunden im Jahre 32040 M.
Am günstigsten verhält sich der Wärme- bzw. Kohlenverbrauch, wenn die Möglichkeit
vorliegt, die betreffenden Maschinen dauernd und gleichmäßig mit ihrer Volleistung
arbeiten zu lassen und hierbei die der Konstruktion der Dampfleitungsquerschnitte
entsprechende höchste Anzapfmenge ebenfalls dauernd und gleichmäßig zu nehmen. So würde
die oben angenommene Dampfturbine beispielsweise dauernd mit 850 KW Leistung
belastet werden können, entsprechend einem stündlichen Dampfverbrauch bei reinem
Kondensationsbetrieb von 5140 kg. Als Anzapfturbine gebaut, würde man bei gleicher
Leistung der Maschine stündlich Dampf von 3 at Spannung bis zu einer Höchstmenge von
ungefähr 13400 kg entnehmen können, wobei sich der Gesamtdampfverbrauch für Kraft-
und Heizdampf zusammen nicht höher wie etwa 14000 kg stellt. Unter diesen
Verhältnissen ergibt sich dann folgende Gegenüberstellung:
Im ersten Falle beträgt der Gesamtwärmeinhalt für Kraftdampf 5140 × 735 = 3777900 WE
und der Gesamtwärmeinhalt für Heizdampf 13400 × 652,5 = 8743500 Wärmeeinheiten. Im
zweiten Falle sind erforderlich bei Verwendung einer Anzapfturbine stündlich
insgesamt 14000 kg Dampf von 13 at Spannung und 320° C Temperatur entsprechend einem
Gesamtwärmeinhalt von 14000 × 735 = 10290000 WE. Die zur Erzeugung dieser Wärmemenge
bzw. Kohlenkosten berechnen sich im ersten Falle zu:
\frac{3777900}{4040}+\frac{8743500}{4900}=649,6+1784,4,
zusammen mithin 2534 kg bzw. 45,61 M für 1 Stunde und im zweiten Falle zu:
\frac{10290000}{5040}=2041,7 Kilogramm bzw. 36,75 M in 1
Stunde.
Die Ersparnis beträgt mithin 8,86 M für 1 Stunde gleich 24 v. H. bzw. bei 7200
Betriebsstunden im Jahre 63792 M.
Aus der vorstehenden Gegenüberstellung sind die Vorteile des vereinigten Kraft- und
Heizdampfbetriebes ohne weiteres ersichtlich, offen bleibt vielleicht nur die Frage,
welche von den zwei miteinander im Wettbewerb stehenden Dampfmaschinenarten
„Kolbenmaschinen und Dampfturbinen“ größere Vorteile bieten. Im
allgemeinen gibt man der Dampfturbine überall dort den Vorzug, wo es sich um eine
Kraftabgabe von über 400 KW handelt und wo in dem betreffenden Betriebe im übrigen
die Durchführung des elektrischen Einzel- und Gruppenantriebes gegeben ist. Weitere
Vorteile, die für den Dampfturbinenbetrieb sprechen, liegen in der Möglichkeit, hier
besonders hoch überhitzten Dampf verwenden zu können und dadurch auch eine
verhältnismäßig höhere Temperatur des Heizdampfes zu erreichen, wie dies im gleichen
Sinne bei Kolbenmaschinen nicht möglich ist, da hier der Wärmeinhalt des abgezapften
Heizdampfes unter Berücksichtigung der geringer zulässigen Eintrittstemperatur im
allgemeinen 20–30 WE weniger beträgt. Ferner braucht der abgezapfte Dampf von
Dampfturbinen nicht entölt werden, da der Dampf dieselben ebenso rein verläßt, wie
er eingetreten ist, während der oft stark ölhaltige Dampf von Kolbenmaschinen die
Wirkungsfähigkeit der Heizleitungen, Kochapparate, Trockenvorrichtungen usw. oft
stark beeinträchtigt. Ferner kann man bei Dampfturbinen nahezu die dreifache Menge
des Kraftdampfverbrauchs (bei Normalleistung bzw. Volleistung der Turbine berechnet)
als Anzapfdampf entnehmen, im Gegensatz zu Kolbenmaschinen,bei welchen leicht
Störungen eintreten, wenn mehr wie das 1½- bis 2-fache
der Kraftdampfmenge als Anzapfdampf entnommen wird.
Von den weiteren Vorzügen der Dampfturbinen seien noch kurz erwähnt der
verhältnismäßig geringe Raumbedarf, der geringe Schmierölverbrauch, die größere
Uebersichtlichkeit der Maschine im Gegensatz zu gleich großen Kolbenmaschinen. Als
Nachteil der Dampfturbine sei angeführt, daß diese Maschinen bei Leistungen unter
400 Kilowatt zurzeit von gleich großen Kolbenmaschinen in bezug auf den reinen
Dampfverbrauch (als Kondensationsmaschine betrachtet) übertroffen sind, während die
übrigen oben angeführten Vorteile des Turbinenprinzips selbstverständlich auch bei
den kleineren Ausführungen Gültigkeit behalten. Andererseits kommen bei den
vereinigten Kraft- und Heizdampfanlagen auch mehr die Wirtschaftlichkeit der
Gesamtanlage in Betracht, da der etwas höhere Dampfverbrauch einer kleinen
Dampfturbine bei Anzapfbetrieb dem Heizdampfbetrieb wieder zu gute kommt und nicht
verloren geht.
Textabbildung Bd. 330, S. 431
Die Wasserdampf-Kältemaschine. Im Hinblick auf die
bedeutende zum Verdampfen von Wasser notwendige Wärmemenge liegt der Gedanke nahe,
Wasserdampf als Kältemittel zu verwenden. Er ist neuerdings durch den Bau von
Kältemaschinen nach dem System Westinghouse-Leblanc-Riedinger in die Tat
umgesetzt worden. Das Schema einer derartigen Kühlanlage zeigt die Abbildung. Aus
dem Sammelgefäß A wird die nach Durchfließen der
Kühlschlangen erwärmte Sole infolge des vom Ejektor E
im Kühlraum C hervorgerufenen Vakuums angesaugt, durch
ein Sieb in feine Strahlen zerlegt und wegen der Luftleere zum Teil zur Verdunstung
gebracht. Hierdurch wird dem Rest der Sole die in den Kühlschlangen aufgenommene
Wärme entzogen, so daß er wieder verwendungsfähig ist. Die Anwendung eines Ejektors
ist zum Durchführen des Arbeitvorganges wesentlich, da sich nur mit ihm große Mengen
von Dampf und Luft von so geringer Dichte praktisch fördern lassen. Eine
Zentrifugalpumpe drückt den verbleibenden Teil der Sole wieder in das Kühlsystem.
Das verdampfte Solewasser wird vom Ejektor in den Kondensator befördert. Zur
Aufrechterhaltung des dort herrschenden Vakuums dient die rotierende Luftpumpe von Professor Leblanc, Paris, die in Deutschland von der A. E. G., Balcke in Bochum und einschließlich der gesamten
beschriebenen Kältemaschine von Riedinger in Augsburg
gebaut wird, während die ursprüngliche Ausführung der Westinghouse-Gesellschaft zu danken ist. Das
Arbeitswasser entnimmt die Westinghouse-Leblanc-Pumpe dem mit einer Kühlschlange
versehenen Behälter J. Ein Teil des Kondensats wird der
Sole als Ersatz für das durch Verdunstung verlorene Wasser wieder zugesetzt. Die
Luft-, Kondensat- und Solepumpen können durch eine Dampfturbine betrieben werden,
deren Abdampf dem Ejektor zugeführt wird. Auch die Verwendung eines Elektromotors
ist angängig. In diesem Falle wird für den Ejektor Frischdampf oder Abdampf aus der
allgemeinen Abdampfleitung benutzt. Die W.-L.-Kältemaschinen sind bereits für 65000
WE/Std. ausgeführt worden. Man findet sie zur Proviant- und Munitionskühlung in der
französischen, englischen, russischen und argentinischen Marine. Indessen wurden auf
dem Probierstande der Firma Riedinger auch von Seiten der
deutschen Marine Versuche vorgenommen, deren Ergebnisse etwa folgende sind. Bei
einer aus zwei Verdampfern bestehenden Anlage stellte man durch Versuch an einer
Hälfte fest, daß Soleaustrittstemperaturen von – 7,28° C erzielt werden können bei
einer gesamten Kälteleistung von 11600 WE/Std. und einer Leistung von 44,8 WE/Std.
für 1 kg Nettodampfverbrauch. An der zweiten Hälfte der Kühlanlage wurde bei einer
Austrittstemperatur der Sole von – 2,23° C eine stündliche Kälteleistung von 20200
WE erreicht. Dies bedeutete 139 WE auf 1 kg Nettodampfverbrauch. Die Gesamtleistung
der Anlage betrug 40300 WE bei einer Kühlwassertemperatur von 26,42 bzw. 31,36 °C
und einer Soletemperatur von ungefähr + 2 bis – 2° C. Auch wurden bei
Inbetriebsetzung beider Hälften Endtemperaturen von – 8,9 im Verdampfer I und – 8,3
im Verdampfer II erzielt. Das Vakuum sinkt mit fallender Temperatur. Das höchste bei
einer Kühlwasserwärme von 18,5°C beobachtete Vakuum war = 0,988 und blieb bestehen,
auch als die Spannung des zum Betriebe dienenden Elektromotors um 25 v. H. sank.
Ausbesserungen sind nur infolge des natürlichen, sehr geringen Verschleißes zu
erwarten.
Vergleichende Rechnungen ergaben, daß die Kältemaschinen mit Wasserstoff oder
Kohlensäure als verdampfender Flüssigkeit mit höheren Betriebskosten arbeiten als
die W.-L.-Kältemaschine, wenigstens wenn nicht tiefere Temperaturen als etwa – 12°
erlangt werden. Da ferner die Anschaffungskosten der W.-L.-Maschine nicht viel höher
als die einer Kohlensäuremaschine, die Wartung einfacher, das Gewicht geringer und
die Betriebssicherheit größer sind, so dürfte der Maschine ein weites
Verwendungsgebiet gesichert sein. (Dipl.-Ing. Forst in
Schiffbau Nr. 211915.)
Schmolke.
Ueber die Versorgung der deutschen Gasanstalten mit
Steinkohlen berichtet Prof. A. Frank in der
Zeitschr. f. angewandte Chemie 1915 S. 213 bis 214.Bei dem hohen Werte, den die
bei der Herstellung des Leuchtgases gewonnenen Nebenerzeugnisse Ammoniak und Teer
für unsere Landwirtschaft und unsere Industrie besitzen, dürfen die Gaswerke keine
Einschränkung ihres Betriebes erfahren; die Sicherung einer ausreichenden Versorgung
der Gaswerke mit Kohlen zu erschwinglichen Preisen ist daher in dieser Zeit eine
wichtige Aufgabe. Im Jahre 1913 erzeugten die deutschen Gaswerke über 3 Milliarden
m3 Gas, wozu rund 10,5 Mill. t Steinkohlen
verbraucht wurden. (Diese Zahlen dürften etwas zu hoch angesetzt sein. D. Ref.) Bei
einer Gesamtförderung des deutschen Steinkohlenbergbaues von 191,5 Mill. t beläuft
sich der Bedarf der Gasanstalten auf nur etwa 5½ v. H. dieser Förderung. Erheblich
größer, nämlich 45,8 Mill. t, war im Jahre 1913 die Ausfuhr von deutschen Kohlen,
wogegen die Einfuhr, hauptsächlich aus England, nur 10,5 Mill. t betrug.
Diese englische Kohleneinfuhr diente zum großen Teil der Versorgung norddeutscher
Gebiete, wo sich infolge der niedrigen Seefrachten die Verwendung englicher Kohle
wesentlich billigerstellte, als der Bezug von westfälischer oder oberschlesischer
Kohle. Folgende zwei Beispiele mögen dies zeigen: Das Gaswerk Charlottenburg
verarbeitete im Jahre 1913 im ganzen 193800 t Steinkohlen, wovon 164250 t aus
England und nur 29550 t aus deutschen Gruben stammten, und zwar 23850 t aus
Oberschlesien und 5210 t aus Westfalen. Der Preis der englischen Kohle war loco
Gaswerk 16,46 Mark für die Tonne, während die oberschlesische Kohle 18,38 M und die
westfälische Kohle gar 22,59 M die Tonne kosteten.
Die städtischen Gaswerke in Berlin verarbeiteten in dem gleichen Jahre 917000 t
Steinkohle, und zwar 671000 t englische und 246000 t deutsche Kohle; die
Preisverhältnisse dürften hier nahezu die gleichen sein wie in Charlottenburg. Unter
diesen Umständen kann den Städten gewiß kein Vorwurf daraus gemacht werden, daß sie
die wesentlich billigere englische Kohle verarbeiteten; denn die hierdurch erzielten
bedeutenden Ersparnisse kommen lediglich den städtischen Steuerzahlern zu gute. Es
geht auch nicht an, zu verlangen, daß die städtischen Verwaltungen sich
verpflichten, die nun zu sehr hohen Preisen getätigten Abschlüsse über die Dauer des
Krieges hinaus gleich auf mehrere Jahre beizubehalten; denn hierdurch würden den
ohnedies durch den Krieg schwer belasteten städtischen Finanzen weitere große Opfer
auferlegt werden.
In bezug auf Ammoniak- und Teergewinnung arbeiten Gaswerke und Kokereien mit dem
gleichen Ergebnis, nur die Benzolgewinnung liefert bei diesen eine höhere
prozentuale Ausbeute, weil die Gaswerke zwecks Erzielung eines heizkräftigen Gases
nicht wie die Kokereien in der Lage sind, das Benzol aus dem Gas auszuwaschen. Die
Gaswerke, namentlich die der Großstädte, sind heute in der Zwangslage, den von den
Einwohnern an sie gestellten Anforderungen zu genügen, und sie können nicht eine den
gesteigerten Kohlenpreisen entsprechende Erhöhung der Gaspreise vornehmen, zumal
durch die hohen Petroleumpreise der letzten Zeit die Zahl der Gaskonsumenten gerade in den
minderbemittelten Bevölkerungskreisen sich wesentlich vergrößert hat.
Verfasser führt noch einige weitere Gesichtspunkte an, die den Wunsch berechtigt
erscheinen lassen, daß es den Gaswerken durch gemeinsames Vorgehen gelingen möge,
mit den Zechen zu einer allen Interessenten gerecht werdenden Verständigung zu
gelangen.
Sander.
Die Ermittlung des Exponenten m der Expansionslinie von
Verbrennungsmotoren. Die experimentelle Bestimmung des Exponenten m der Expansionslinie von Verbrennungsmotoren erfolgt
am besten an einem Dieselmotor, da bei diesem, infolge der ruhiger als bei anderen
Gasmaschinen erfolgenden Druckänderungen, Indikatorschwingungen nur im geringen Maße
auftreten. Im Maschinenbaulaboratorium der Technischen Hochschule zu Berlin hat
Dr.-Ing. Münzinger unter Anwendung eines vorzüglichen,
durch Reibungs- und Massenkräfte wenig beeinflußten Maihak-Indikators an einem
15-pferdigen MAN-Dieselmotor Untersuchungen angestellt, um eine gesetzmäßige
Abhängigkeit des genannten Exponenten von der Temperatur nachzuweisen.
Textabbildung Bd. 330, S. 433
Abb. 1.
Aus der bekannten Gleichung der Expansionslinie p1v1m
= p2
v2m, wo p1
p2 die spezifischen
Drücke, v1 und v2 die spezifischen
Volumina sind, erhält man durch Logarithmieren
m=\frac{\mbox{log}\,p_1-\mbox{log}\,p_2}{\mbox{log}\,v_2-\mbox{log}\,v_1}.
Wenn man daher an einen Punkt der im logarithmischen Maßstabe aufgezeichneten
Expansionskurve eine Tangente legt, so kann m durch den
Tangens des Winkels zwischen Volumenachse und der Tangente bestimmt werden. Die
Größe von m wird zunächst von der chemischen
Zusammensetzung und der Temperatur der Ladung beeinflußt. Wie bekannt,
istnämlich der Exponent der Adiabate
k=\frac{c_{\mbox{p}}}{c_{\mbox{v}}}, wo cp die spezifische
Wärme bei gleichem Druck und cv die spezifische Wärme bei gleichem Volumen sind.
Für alle Gase ist c_{\mbox{p}}=c_{\mbox{v}}+\frac{1,985}{m} und
somit k=1+\frac{1,985}{m\,c_{\mbox{v}}} wenn m das Molekulargewicht ist. Für Kohlensäure gilt nach
Langen die Gleichung (m
cv)m = 6,7 + 0,0026 t, in
der t die Gastemperatur darstellt. Ebenso findet Pier für Wasserdampf
(m\,c_{\mbox{v}})_{\mbox{m}}=6,065+0,0005\,t+\frac{0,2}{10^9}\,t^3,
während für die zweiatomigen Gase die Beziehung m cv = 4,88 + 0,00106 t
Gültigkeit hat. Der Wert des Exponenten wird daher durch den Gehalt an Kohlensäure
und Wasserdampf, sowie durch Zunahme der Temperatur herabgesetzt. Aus dem
letztgenannten Grunde ist er bei Expansionsbeginn kleiner als am Ende des Hubes. Die
kühlende Wirkung der Zylinderwandungen wird zur Folge haben, daß die Expansionslinie
schneller als die Adiabate sinkt. Es kann als feststehend angesehen werden, daß die
in der Zeiteinheit abgeleitete Wärmemenge proportional der wirksamen Oberfläche und
abhängig von einer Funktion des Temperaturunterschiedes von Wand und Gas ist. Die
Wärmedurchgangszahl wiederum hängt von der Dichte, dem Bewegungszustand, der
Temperatur sowie der räumlichen Verteilung des Gases in bezug auf die Oberfläche ab.
Eine gute Durchmischung der Ladung wird z.B. erwünscht im Interesse einer
vollkommenen Verbrennung, wenig günstig in Anbetracht der Wärmeabfuhr sein. Auch die
Kolbengeschwindigkeit beeinflußt die kühlende Wirkung der Zylinderwände, da von ihr
die Zeit abhängt, die für den Wärmeaustausch verfügbar ist. Durch Nachbrennen
endlich wird der Verlauf der Expansionskurve flacher werden. In Abb. 1 sind über dem p
v-Diagramm die Werte von m in Abhängigkeit von der
Kolbenstellung eingetragen. Dann wurde die Gastemperatur für verschiedene Punkte des
Diagramms bestimmt und unter der Annahme, daß ein Wärmeaustausch nicht stattfindet,
k für diese Punkte berechnet. Die gefundenen Werte
wurden gleichfalls in die Darstellung aufgenommen, so daß nunmehr die Einflüsse der
Wandung und des Nachbrennens aus dem Unterschied des errechneten und des aus dem
Diagramm bestimmten Exponenten erkannt werden. Man konnte feststellen, daß sich die
ermittelten Kurven bei schwacher Belastung schneiden, dann einen flacheren Winkel
bilden, so daß sie nahezu parallel laufen, um sich endlich bei weiterhin wachsender
Belastung wiederum zu schneiden. Bei mittleren Belastungen ist die m v-Kurve nahezu gerade. In den extremen Fällen ist sie
beim Expansionsbeginn gekrümmt und nähert sich der Parabelform. Mit dem Kolbenweg und der Zunahme
der Kühlflächen wächst der Unterschied von m und k. In Abb. 2 sind die
m-Werte für die Versuche, bei denen sich die m- und k-Kurven nicht
schnitten, zusammengestellt. Bei hohen indizierten Drücken liegen die sich
ergebenden Linienzüge tiefer als für niedrige Drücke. Die gleichfalls eingetragenen
Kurven gleicher Temperatur verlaufen für mittlere Wärmegrade nahezu parallel der
Abszisse. Bringt man endlich auch noch die k-Kurven für
900° und 1300° zur Darstellung, so sieht man, daß bei der niedrigeren Temperatur der
Unterschied zwischen m und k mit wachsender Kühlfläche zunimmt und bei 45 v. H. Kolbenweg einen
Höchstwert erreicht. Bei 1300° hingegen nähern sich infolge des Nachbrennens die m- und k-Kurven mit
zunehmendem Kolbenweg. Bei Versuchen, deren Gütegrad dem Höchstwert nahe kam,
verlief der Linienzug für m fast gerade. Nähert sich
die Kurve für den Exponenten bei Beginn der Expansion der Parabelform, so
verschlechtert sich der Gütegrad, besonders, wenn gleichzeitig eine Fortsetzung der
Verbrennung in der Expansionsperiode festgestellt werden kann. (Forschungsarbeiten
auf dem Gebiete des Ingenieurwesens Heft 174, herausgegeben vom Verein deut.
Ingenieure.)
Textabbildung Bd. 330, S. 434
Abb. 2.
Schmolke.
Probefahrts- und Betriebsergebnisse des Flottenkohlendampfers
Jupiter. Das Journal of the American Society of Naval Engineers Nr. 2 Vol.
XXVI bringt einen eingehenden Bericht über die offiziellen Probefahrten des
Flottenkohlendampfers Jupiter der amerikanischen Marine, der im Hinblick darauf, daß
Jupiter das erste größere Schiff mit turbo-elektrischem Antrieb ist, besondere
Beachtung verdient. Der neue Kohlentransportdampfer hat bei 174,3 m Länge über alles
eine Länge zwischen den Loten von 158,5 m, eine größte Breite von 19,8 m und 8,4 m
Tiefgang. Seine Wasserverdrängung beträgt 19750 t bei einer Ladefähigkeit von ∾
13000 t Brennstoff. Außer Kohle kann Jupiter auch eine beschränkte Heizölmenge von
etwa 3000 t unterbringen. Die Konstruktionsgeschwindigkeit ist mit 14 kn
bemessen.
Die Maschinenanlage des Dampfers JupiterVgl. D.
p. J. 1913 Bd. 328 S. 346, Elektrischer Antrieb von Schiffen.
setzt sich aus einem zweipoligen Wechselstrom-Turbogenerator von 5450 KVA, der bei
1990 Umdrehungen in der Minuteeine Spannung von 2300 Volt liefert, und aus zwei
mit den Propellerwellen gekuppelten Asynchronmotoren mit je 36 Polen zusammen. Das
Uebersetzungsverhältnis zwischen Turbine und Propeller ist also 18 : 1. Es bleibt
trotz der veränderlichen Schlüpfung des Propellermotors bei wachsender Belastung
annähernd konstant, da die Beeinflussung der Umlaufgeschwindigkeit praktisch
belanglos ist. Die Propeller arbeiten dementsprechend normal mit 110 Umdrehungen in
der Minute. Das Anlassen und Umsteuern der Motoren erfolgt unter Benutzung
wassergekühlter Widerstände, die in den Ankerstromkreis eingeschaltet werden. Da bei
eingeschaltetem Widerstände mit zunehmender Geschwindigkeit die Schlüpfung schnell
wächst, der Wirkungsgrad dementsprechend abnimmt, werden die Widerstände im
allgemeinen nur unmittelbar beim Anfahren benutzt, nach Fahrtaufnahme dagegen
kurzgeschlossen. Die Höchstgeschwindigkeit, die mit eingeschalteten Widerständen
erreichbar ist, beträgt etwa 9 kn. Im übrigen erfolgt die Regelung der
Schiffsgeschwindigkeit durch Aenderung der Turbinendrehzahl mittels
Düsenregulierung, wodurch die Frequenz des Generators beeinflußt wird. Als
Antriebsturbine des Generators diente ursprünglich eine sechsstufige, aus
zweikränzigen Rädern bestehende Curtis-Turbine. Eingehende Vorversuche machten eine
Aenderung der Turbine wünschenswert. Sie wurde durch eine neunstufige Turbine
ersetzt, die, abgesehen vom ersten zweikränzig ausgebildeten Rade, nur einkränzige
Räder enthält.
Der Probefahrtsplan des Schiffes umfaßte folgende Fahrten:
1. Meilenfahrten auf tiefem Wasser bei Geschwindigkeiten
zwischen 8 kn und Höchstgeschwindigkeit.
2. Eine 48-stündige Volldampffahrt mit der höchsten
erreichbaren Geschwindigkeit bei einer Eintrittsspannung an der Turbine von
nicht über 13,35 kg/cm2 Ueberdruck und einem
Vakuum von 95 v. H.
3. Eine 24-stündige Dampf- und Kohlenmeßfahrt bei ∾ 10 kn
Geschwindigkeit.
Für die Fahrten unter 2 und 3 gewährleistete die General
Electric Company als Erbauerin der Maschinenanlage einen Dampfverbrauch von
nicht mehr als 5,82 kg/WPS-Std. bzw. 6,71 kg/WPS-Std. Wie die nachstehend
zusammengestellten Probefahrtsergebnisse der beiden Dauerfahrten erweisen, wurden
diese Werte um 10 v. H. bzw. um 18 v. H. überschritten.
Die Eigenart der turbo-elektrischen Anlage von Jupiter tritt besonders fühlbar zutage
in ihrem Einfluß auf die Manövrierverhältnisse des Schiffes. Da beide
Propellermotoren von dem gleichen Generator bedient werden, ändert sich ihre
Drehzahl in Abhängigkeit von der Frequenz und Drehzahl des Turbogenerators stets in
genau der gleichen Weise. Es ist daher beispielsweise nicht möglich, die eine
Schraube mit voller Kraft vorwärts, die
Probefahrtsergebnisse des Flottenkohlendampfers Jupiter.
48-stdg. Voll-dampffahrt
24-stdg.Dauerfahrtmit 10 kn
Geschwindigkeit
kn
14,99
10,01
Probefahrtsdeplazement
t
19763
19660
Mittlerer Tiefgang
m
8,46
8,42
Dampfüberdruck am Kessel
kg/cm2
13,6
13,6
Dampfüberdruck an der Turbine
„
11,8
12,7
Luftüberdruck am Kessel
mm WS
18
–
Mittleres Vakuum
mm QS
716
724
Umdrehungszahl der Motoren in der Minute
116,7
77,1
Umdrehungszahl des Turbogenerators i. d. Min.
2130
1410
Klemmenspannung des Generators
Volt
2581
1524
Stromstärke des Generators
Amp.
1480
808
Stromstärke des B. B.-Motors
„
755
413
Stromstärke des St. B.-Motors
„
725
395
Elektrische Leistung des B. B.-Motors
KW
2833,1
751,3
Elektrische Leistung des St. B.-Motors
„
2692,7
712,5
Gesamte elektrische Leistung beider Motoren
„
5525,8
1463,8
Effektive Leistung an der B. B.-Welle
WPS
3653,3
1068,6
Effektive Leistung an der St. B.-Welle
„
3598
974,4
Gesamte effektive Leistung
„
7251,3
2043
Gesamter Dampf verbrauch in der Stunde
t
47,97
18,17
Dampfverbrauch der Hilfsmaschine in der Std.
„
10,07
6,91
Dampfverbrauch der Turbine in der Stunde
„
37,9
11,26
Spez. Dampfverbrauch (bez. auf Leistung an
der Welle)
kg/WPS-Std.
5,23
5,51
Spez. Dampfverbrauch nach Garantie
„
5,82
6,71
Gesamter Kohlenverbrauch in der Stunde
kg
5398
2291
Spez. Kohlenverbrauch (bezogen auf Leistung an der
Welle)
kg/WPS-Std.
0,744
1,121
Dampfstrecke mit 1 t Kohle
Sm
2,78
4,37
andere langsam rückwärts laufen zu lassen. Auch beim Wenden
des Schiffes macht sich die Uebereinstimmung der Schraubendrehzahlen störend
bemerkbar. Da nämlich die Innenschraube bei drehendem Schiff nicht, wie man bei
Schiffen mit anderen Antriebsmaschinen gewohnt ist, ihre Geschwindigkeit gegenüber
der Außenschraube verringert, muß der Drehkreis bei Jupiter notgedrungen etwas
größer ausfallen. Allerdings wird dieser Fehler zum Teil durch die Erhöhung des
Ruderdruckes wieder ausgeglichen. Fordern somit die durch die Anordnung nur eines
Generators für beide Motoren bedingten Betriebsverhältnisse eine geeignete
Berücksichtigung seitens der Schiffsleitung, so sind die damit in Kauf zu nehmenden
Nachteile doch nicht so schwerwiegend, daß sie nicht, ganz abgesehen von den
betriebswirtschaftlichen Verhältnissen, durch Vorteile anderer Art mehr als
aufgewogen würden. Zunächst schließt der turbo-elektrische Propellerantrieb, da die
Schraubendrehzahl auch bei austauchender Schraube stets die gleiche bleibt, ein
Durchgehen der Maschine völlig aus. Damit kommt eine der wesentlichsten
Gefahrenquellen für die Betriebssicherheit einer Schiffsmaschinenanlage in Wegfall.
Sehr zugunsten der turbo-elektrischen Anlage spricht ferner die gute Regelung, die
ohne Rücksicht auf eine etwaige Aenderung des Dampfdruckes und des Vakuums die
einmal eingeregelte Umlaufzahl ziemlichgenau festzuhalten gestattet, und
schließlich die Schnelligkeit, mit der jedes Maschinenmanöver auszuführen ist.
In vollem Umfange werden die Vorteile des turboelektrischen Antriebes naturgemäß erst
bei Anlagen größerer Leistung zur Geltung kommen, in erster Linie bei
Schlachtschiffsanlagen, weil hier bei dem zur Verfügung stehenden größeren
Maschinengewicht ein Wettbewerb mit anderen Antriebsystemen aussichtsreicher
erscheint als bei Anlagen für leichte und schnelle Schiffe. Voraussetzung hierbei
ist allerdings, daß abweichend von der Jupiter-Anlage eine Gliederung der
Maschinenanlage in mehrere, in sich selbständige Maschinensätze erfolgt, daß also
für jede Welle je ein Generator zur Verfügung steht. Ferner werden mit Rücksicht auf
die Verhältnisse der Marschfahrt die Motoren polumschaltbar gebaut werden müssen, um
mit Hilfe des veränderlichen Uebersetzungsverhältnisses eine
Geschwindigkeitsregelung innerhalb möglichst weiter Grenzen bewirken zu können, die
normalen wirtschaftlichen Ansprüchen Genüge leistet. Die hieraus sich ergebenden
Vorteile sind die folgenden:
Zunächst gewährleistet eine nach diesen Gesichtspunkten gebaute Anlage eine relativ
hohe Betriebssicherheit. Da jeder Generator wahlweise auf jeden Propellermotor
geschaltet werden kann, bleiben bei Ausfall eines Generators sämtliche Propeller,
wenn auch mit etwas beschränkter Leistung, betriebsfähig. Die Anlage arbeitet ferner
stets unter wirtschaftlich günstigen Verhältnissen. Einerseits gestattet die
Unterteilung der Generatorsätze die nach Bedarf angestellten Generatoren annähernd
mit voller Last und voller Drehzahl laufen zu lassen, andererseits sichert die
Polumschaltbarkeit der Motoren diesen durch Einschaltung einer der Geschwindigkeit
am besten entsprechenden Polzahl einen guten Wirkungsgrad. Hinzu kommt die gute
Anpassungsfähigkeit der turbo-elektrischen Anlage an die Raumverhältnisse, da die
Anordnung des Generators an die Propellerwelle nicht gebunden ist, ferner die
Erleichterung notwendig werdender Reparaturen infolge Beschränkung der
Einzelgewichte der vielfach unterteilten Anlage. Schließlich bliebe noch der Vorteil
des verringerten Gewichts- und Platzbedarfs zu erwähnen, den der turbo-elektrische
Antrieb allerdings mit anderen indirekt wirkenden Antriebssystemen mehr oder weniger
teilt.
Kraft.
Eignen sich Wasservorlagen für Schweißzwecke auch für
Schneidzwecke? Beim Schneiden von Schienen in einer Fabrik ereignete sich
eine Explosion, die die Veranlassung zu dieser Frage gab. Der Hergang war folgender:
Der Azetylenapparat war mit zwei gleichen Wasservorlagen versehen, die parallel
zueinander geschaltet waren. Der Schneidbrenner war mit einem neuen Einsatz für
vermehrten Sauerstoffzutritt ausgerüstet. Als die Arbeit einige Zeit im Gange war,
erlosch die Brennerflamme, und als der Schweißer die Flamme an der rotwarmen Schiene
wieder anzünden wollte, erfolgte ein Rückschlag und eine Explosion, wobei die Glocke
des Azetylenbehälters 20 m weit weggeschleudert wurde. Während der
Sperrwasserbehälter und der Entwicklerraum nach der Explosion noch normal mit Wasser gefüllt
waren, mußten die beiden Wasservorlagen, die vor Betriebsbeginn angeblich
ordnungsmäßig gefüllt waren, nachgefüllt werden. Die den Brennereinsatz festhaltende
Verschraubung war, wie nach der Explosion festgestellt wurde, nicht fest auf ihre
Dichtfläche aufgezogen, und durch diese undichte Stelle zwischen Sauerstoff- und
Azetylenkanal scheint nun der Sauerstoff durch die Azetylenleitung in die
Wasservorlage, von da in den Reiniger und schließlich in den Gasbehälter gelangt zu
sein. Bei dem Versuche, die verlöschte Schneidflamme an der rotwarmen Schiene wieder
zu entzünden, mußte dann die Durchschlagzündung eintreten.
Auf diesen Bericht hat der Deutsche Azetylen-Verein erwidert, daß die von ihm
geprüften Wasservorlagen bei vorschriftsmäßiger Bedienung etwa zurücktretenden
Sauerstoff aufhalten und ins Freie ableiten; allerdings werden alle Wasservorlagen
nur auf ihre Tauglichkeit für Schweißzwecke geprüft, wobei ein erheblich niedrigerer
Sauerstoffdruck als beim Schneiden, etwa 2,2 gegen 5
bis 6 at, angewandt wird. Eine Prüfung der Vorlagen bei höheren Drucken als 2,2 at
wurde bisher auch deswegen nicht für notwendig erachtet, weil das Schneiden mit
Azetylen-Sauerstoff in Deutschland infolge der Patente der Chemischen Fabrik
Griesheim-Elektron und der Deutschen Oxhydric-A.-G. im allgemeinen nicht
gebräuchlich war.Da zu Beginn des Krieges Wasserstoff schwer zu beschaffen war,
mögen indessen manche Firmen mit Genehmigung der Patentinhaber an Stelle von
Wasserstoff Azetylen zum Schneiden verwendet haben. Im vorliegenden Falle würden die
beiden Wasservorlagen wahrscheinlich auch den unter 5 bis 6 at Druck stehenden
Sauerstoff abgeleitet haben, wenn sie nicht parallel, sondern hintereinander
geschaltet worden wären. Schließlich ist auch die Bauart des Schneidbrenners von
Einfluß auf die Tauglichkeit einer gewöhnlichen Wasservorlage für die Verwendung zum
Schneiden. Bei solchen Brennern, wo der Sauerstoff für die Heizflamme und der
Schneidsauerstoff schon von der Sauerstoffflasche aus in zwei völlig getrennten
Leitungen dem Brenner zugeführt werden, wo also das Austrittsrohr für den
Schneidsauerstoff nur äußerlich mit dem Schneidbrenner verbunden ist, kann ein
Rücktritt des Sauerstoffs unter stark erhöhtem Druck nach dem Azetylenapparat
überhaupt nicht stattfinden, wohl aber beim Arbeiten mit einem Brenner, bei dem die
Leitung für den Schneidsauerstoff von derjenigen für den Heizsauerstoff abgezweigt
oder in den Heizbrenner selbst eingebaut ist. Ferner ist es auch wichtig, daß man
nach einem Rücktritt von Sauerstoff mit dem Wiederanzünden des Brenners einige Zeit
wartet. (Karbid und Azetylen 1915 S. 41 bis 43.)
Sander.