Titel: | Preisausschreiben. |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 437 |
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Preisausschreiben.
Preisausschreiben.
Preisausschreiben für einen Armersatz. Der Krieg hat
leider zu einem Massenbedarf an künstlichen Gliedmaßen geführt. Manches Gute ist von
den auf diesem Gebiete arbeitenden Fachmännern geleistet worden, manches Brauchbare
ist auch von verschiedenster Seite aus während des Krieges entstanden, aber auch
hier ist die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen. Die Hoffnung ist durchaus
berechtigt, daß, wenn es gelingt, weiteste Kreise, besonders auch die Ingenieurwelt,
zur Mitarbeit heranzuziehen, neue Verbesserungen sich ergeben werden. Für unsere
Soldaten, die in den furchtbaren Kämpfen ihre gesunden Glieder für das Vaterland
geopfert haben, ist aber das Beste nur gerade gut genug.
Von diesen Ueberlegungen ausgehend, hat der Verein deutscher Ingenieure 15000 M an
Preisen (erster Preis 10000 M) für einen Armersatz ausgeschrieben, der es
ermöglicht, viele Tätigkeiten innerhalb der mechanischen Industrie auszuüben.
Diese bewußte Einschränkung der Aufgabe, die in dem Ausschreiben noch näher bestimmt
ist, wird die Lösung günstig beeinflussen. Es kann dabei überlegt werden, ob man
nicht auch für andere Berufe, z.B. für landwirtschaftliche Arbeiten, in ähnlicher
Weise vorgehen sollte. Zur Beteiligung an dem Ausschreiben sind alleKreise
eingeladen. Auch schon vorhandene Konstruktionen sind vom Wettbewerb nicht
ausgeschlossen. Die gebrauchsfähige Konstruktion – Modell oder Zeichnung genügt
nicht –, ist bis zum 1. Februar 1916 an den Verein deutscher Ingenieure, Berlin NW.
7, Sommerstr. 4 a, zu senden. Von dieser Stelle können auch die näheren Bedingungen
kostenlos eingefordert werden.
Das Preisgericht setzt sich aus hervorragenden Vertretern der Technik und Industrie,
der Medizin, der Orthopädie, der Chirurgie-Mechanik zusammen.
Die Ausstellung und Vorführung von künstlichen Gliedmaßen, mit deren Veranstaltung
das Reichsamt des Innern die Ständige Ausstellung für Arbeiterwohlfahrt beauftragt
hat, wird Mitte November in Charlottenburg, Frauenhoferstr. 11, in Betrieb kommen
und dann gewiß vielen Erfindern mancherlei Anregung bringen. Sie wird auch eine
wünschenswerte Möglichkeit geben, die durch das Preisausschreiben hervorgerufenen
neuen Konstruktionen zu erproben. So ist zu hoffen, daß dieses Preisausschreiben der
deutschen Ingenieure dazu beitragen wird, mit Hilfe der Technik einige von den
Wunden zu heilen, die von den gewaltigen Zerstörungsmitteln der Technik geschlagen
wurden.