Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Otto Brandt |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 445 |
Download: | XML |
Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Spritzgußstücke aus Aluminium. Anläßlich der
Jahresversammlung des „American Institute of Metals“ wurde ein Vortrag über
die Herstellung von Spritzgußstücken aus Aluminiumlegierungen gehalten. Bei Spritz-
oder Matrizenguß wird bekanntlich das flüssige Metall unter künstlichem Drucke in
die metallische Form gepreßt, um so gebrauchsfertige Gußstücke zu erhalten. Der
Spritzguß zeichnet sich durch saubere glatte Oberfläche und große Genauigkeit aus,
so daß Genauigkeit bis zu 1/100 mm gewährleistet werden kann. Das flüssige
Metall wird hierbei mittels Preßkolben in die Form gedrückt, Luftdruck findet selten
mehr Verwendung.
Das Aluminium eignet sich infolge seines hohen Schmelzpunktes (über 600 °) gegenüber
Blei usw. bis jetzt wenig für Spritzguß. Außerdem hat Aluminium im flüssigen
Zustande die Neigung, Eisen aufzunehmen. Diegroße Schwindung des Aluminiums
kann nach Angabe der Zeitschrift Stahl und Eisen 1915 S. 1007 durch einen Zusatz von
7 v. H. Kadmium und etwas Mangan beträchtlich verkleinert werden.
Aluminiumlegierungen mit 2 v. H. Zinn und 8 v. H. Kupfer sollen auch geringe
Schwindung zeigen. Die amerikanische Firma Aluminium Castings Co. in Detroit, Mich,
benutzt für Spritzgußstücke aus Aluminium eine Legierung, bei der ein 50 mm langer
Probestab eine Zugfestigkeit von 1750 kg/cm2 mit
nur 3,1 v. H. Dehnung ergab. Der Probestab war nach dem Spritzverfahren hergestellt,
bei Güssen in Sandformen ergab sich eine Zugfestigkeit von 1450 kg/cm2 mit 1,7 v. H. Dehnung.
Besonders sorgfältig sind die Formen aus Eisen herzustellen. Sie haben eine größere
Menge loser, eiserner Einlagen, entsprechend der Form und größeren oder geringeren
Kegelmäßigkeit
des Gusses. Die Einlagen dienen auch als Kerne zur Abkühlung, zur Herstellung von
Aussparungen usw. Die zweckmäßige Vorwärmung der einzelnen Formteile trägt
wesentlich zum guten Gelingen der Gußstücke bei.
W.
Die deutsche Metallurgie im „Urteil“ eines englischen
Professors. Der Professor der Eisenhüttenkunde in Sheffield, J. O. Arnold, schildert in einem Aufsatz in den „Oxford
Pamphlets“ 1914/15 Band XVI die Stahlerzeugung und den Stand des
eisenhüttentechnischen Unterrichts in Deutschland und England. Die wirklichen
Verhältnisse sind darin derartig entstellt wiedergegeben, daß man staunen muß, wie
weit es der blindwütige Haß unserer Feinde gebracht hat. Wir wollen nachstehend
einige Proben aus jenem Aufsatze nach Stahl und Eisen 1915 S. 993 wiedergeben.
Zunächst sagt Arnold bei der Erwähnung des Tiegelstahls,
daß Krupp Kanonenstahlblöcke im Gewicht von 110 t
herstelle „nach dem Verfahren, das vor 175 Jahren dem Gehirn eines Engländers
entsprang“. Deutschland habe „versucht, durch schlau erfundene,
lügenhafte Preßartikel aller Welt die Meinung beizubringen, daß „deutsche
Kultur“, wie auf allen anderen Gebieten, so auch auf demjenigen der
wissenschaftlichen Stahlerzeugung an der Spitze marschiere. Zur Entschuldigung
Deutschlands könne angeführt werden, daß der deutsche Größenwahn in der
metallurgischen Wissenschaft durch viele öffentliche Redner in England
unterstützt worden sei, die in bezug auf technische Ausbildung in das widerliche
Papageiengeschrei „Deutschland über alles“ eingestimmt hätten.“ Der
Herr Verfasser führt dann die Erfindung des Wolframstahls auf einen Engländer Mushet zurück, wobei er übersieht (?), daß schon vor
jenem ein Wiener namens Köller die ersten Proben von
Wolframstahlproben hergestellt hat. (Vogel, Stahl und
Eisen 1914 S. 1004). Ebenso irrt er, wenn er berichtet, daß 1900 zuerst in Sheffield
die hervorragende Bedeutung eines geringen Vanadinzusatzes auf den Stahl entdeckt
worden sei, wohingegen dieses Verdienst einem Franzosen mit Namen Hélouise gebührt, der schon vier Jahre früher hierauf
aufmerksam gemacht hat (Vogel ibid.).
Durch die Brille der englischen Selbstüberhebung schildert er sodann die Entwicklung
des Bessemer-, Thomas- und Martinverfahrens und sagt bei der Betrachtung der
Stahlerzeugung unter anderen, daß „Deutschlands sprungweises Aufrücken in die
zweite Stelle unter den stahlerzeugenden Ländern nicht seiner eigenen
„Kultur“ (in Gänsefüßchen), sondern der Aneignung der Gedanken
britischer Erfinder zu verdanken sei, nämlich usw.“ Die deutsche
Arbeitsweise bestehe darin, „die Werke vollständig mit Hochdruck arbeiten zu
lassen, um die Unkosten möglichst niedrig zu halten. Nachdem der erforderliche
Gewinn durch Verkäufe zu den üblichen Marktpreisen erzielt worden ist, wird der
Ueberschuß an Stahl häufig in England auf den Markt geworfen zu einem
Schleuderpreise, der etwa um 20 M für die Tonne unter den englischen
Selbstkosten liegt. Die hierfür erlöstenSummen erhöhen den erzielten
Gewinn. Ein solches Verfahren macht den englischen Arbeiter arbeitslos“.
Zwar „erzielten zweifellos gewisse britische Fabrikanten durch Verwendung dieses
billigen Stahls erhebliche Vorteile, doch wird ein solcher Gewinn erkauft um den
Preis einer Verminderung der Zahl der englischen Eisen- und Stahlwerksarbeiter,
eine Verminderung, die, falls sie größeren Umfang annähme, vom Gesichtspunkt der
Landesverteidigung eine nationale Gefahr bedeuten würde“.
Dies nur einige Beispiele. Es ist wirklich schade um jedes Wort, das diese Leistung
„wissenschaftlicher Erkenntnis“ näher kennzeichnen wollte. Tief
bedauerlich ist es aber, daß sich in England sogar Gelehrte finden, die durch
scheinbar wissenschaftliche Aufsätze den tiefen Haß gegen alles Deutsche in der
Volksseele vertiefen helfen.
Loebe.
Künstliche Gliedmaßen. Die Herstellung künstlicher
Gliedmaßen verdient nicht nur vom sozialen Standpunkte das höchste Interesse, sie
ist auch eine dankbare chirurgisch-mechanische Aufgabe. Glücklicherweise liegen die
Muskeln, die die Hand bewegen, zum größten Teil im Unterarm und bleiben daher bei
Verlust der Hand unversehrt. Ebenso befinden sich die den Unterarm betätigenden
Muskeln im Oberarm usw. In diesen dem Einflüsse des Willensimpulses noch längere
Zeit nach Amputation eines Gliedes gehorchenden Muskeln ist eine Kraftquelle
vorhanden, deren Nutzbarmachung die Möglichkeit für die Bewegung künstlicher
Gliedmaßen gibt. Es handelt sich zunächst darum, durch einen chirurgischen Eingriff
den Sehnenenden eine Form zu verleihen, die für einen Kraftangriff geeignet ist,
bevor die Muskeln infolge längerer Untätigkeit ihre Bewegungsfähigkeit verloren
haben. Beim Verluste der Hand würde man sodann den vereinigten Sehnen der
Beugemuskeln unter Anwendung einer geeigneten mechanischen Vorrichtung die
Schließbewegung der Finger zuweisen, deren Oeffnung durch eine Feder zu bewirken
wäre. Selbst bei starrem Daumen konnten die Finger eines in angedeuteter Weise
entworfenen Holzmodells einen Hammerstiel und sogar eine Schreibfeder umfassen. Für
einfache Betätigung, Erdarbeiten und dergleichen würde eine Klaue oder Beißzange als
künstliche Hand genügen. Sofern auch der Unterarm verloren ist, bestünde die
Möglichkeit, die Bewegungsfähigkeit des im Oberarm liegenden Beugers sowohl zum
Schließen der Hand wie auch zum Beugen des Unterarms auszunutzen. Man müßte ein
Zugorgan vom Kraftangriffspunkte bis zur künstlichen Hand derart führen, daß es in
bezug auf die Drehachse des Unterarmes ein Moment ausübt, während eine Feder den
Unterarm zu strecken sucht. Wenn der Muskel anzieht, würde sich zuerst die Hand
schließen und, sobald der Widerstand des ergriffenen Gegenstandes die Federkraft
übersteigt, der Arm beugen. Soll man den Gegenstand wiederum absetzen, so müßten
erst der Arm gestreckt, dann die Finger geöffnet werden. Sogar bei gebeugtem Arm
wäre ein Absetzen möglich, wenn man die Muskelkraft auf einen Augenblick
ausschaltete. In diesem Falle werden die Finger infolge ihres geringen
Trägheitsmomentes der auf sie wirkenden Federkraft weit schneller nachgeben als der
Unterarm. Fehlt der Arm bis zu den Schultern, so ließen sich deren Muskeln als
Kraftquelle heranziehen. In gleicher Weise müßten die Brustmuskeln nutzbar gemacht
werden, so daß bei größerer Kraftanstrengung mit Hilfe von Hebeln, Rollen, Schnüren
usw. auch in diesem Falle noch die Greifbewegung der Hände ermöglicht werden könnte.
Sofern nur ein kurzer Stumpf eines Gliedes übrig geblieben ist, würde es sich
empfehlen, die Arbeitsfähigkeit der Muskeln des benachbarten, unversehrten Gliedes
in Anspruch zu nehmen. Ein weiterer Vorteil, den die Schaffung künstlicher
Gliedmaßen mit sich brächte, wäre der, daß die in Tätigkeit bleibenden Muskeln nicht
schwinden, sondern in gutem Ernährungszustande erhalten blieben. Prof. Sauerbruch-Greifswald hat bereits Operationen
durchgeführt, durch welche ein Kraftangriffspunkt in Gestalt einer Sehnenschleife
geschaffen wurde. Die Erfahrung dürfte daher bald darüber Aufklärung geben, in
wieweit sich die ausgesprochenen, an Modellen nachgeprüften Gedanken in die
Wirklichkeit übertragen lassen. Ein bedeutender Fortschritt würde erreicht sein,
wenn es gelänge, zwei Kraftangriffspunkte an Stelle eines zu schaffen. Allerdings
müßte jeder Zeitverlust vermieden werden, da die schlummernde Muskelkraft nach
längerer Zeit der Untätigkeit nur schwer wieder zu erwecken ist. (Stodola in Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. Nr. 41.) (Vgl.
auch das Preisausschreiben des V. d. l. in D. p. J. S. 437 d. Bd)
Schmolke.
Neuerungen in Kohlenstaubfeuerungen. In Stahl und Eisen
1915 S. 965 wird über eine neue Kohlen-trocknungs- und Mahlanlage zur Aufbereitung
von Kohlenstaub für Feuerungen berichtet, die von Polysius-Dessau verschiedentlich ausgeführt worden ist. Abb. 1 stellt die Anlage im Ganzen mit ihren
Eizelheiten dar. Der Arbeitsgang ist folgender: Die Kohlenwagen werden in den Bunker
entleert, denen die Kohle in regelbarer Menge durch Becherwerke entnommen wird. Sie
gelangt zunächst in Vorratsbehälter und von da indie Trockentrommeln. Die
Bauart dieser Vortrocknungsanlage ist aus Abb. 2
ersichtlich. Die Feuergase der Rostfeuerung oder die gleichfalls verwendbaren
Hochofen- oder Koksgase umspülen die Trommel und gehen durch das Innere und die
Staubkammer b hindurch in den Schornstein. Ihre
Temperatur wird so niedrig gehalten, daß eine Vergasung der Kohle nicht eintreten
kann.
Textabbildung Bd. 330, S. 446
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 330, S. 446
Abb. 2.
Die getrocknete Kohle wird durch ein Becherwerk dem Silokasten und von hier aus der
Mühle zugeführt, wo sie zu Staub vermählen wird. Polysius
verwendet für die Mühle undurchlochte Mahlplatten, die so zwischen den Stirnwänden
befestigt sind, daß sie miteinander zwei Stufen bilden. Dadurch wird das Mahlgut
gezwungen, die ganze Mahlbahn zu durchlaufen. Durch schräge Leisten wird es dann
über die Siebe und teilweise in die Mahltrommel zurückgeführt. Polysius nennt diese Mühle, deren Bauart in Abb.
3 dargestellt ist, Cementor. An ihre Stelle kann auch eine
Vorschrot-Feinmühle treten, die das Vorschroten und Feinmahlen in einem Arbeitsgang
vorzunehmen gestattet. Eine solche „Solomühle“ bildet die Vereinigung des
Cementors mit einer Rohrmühle und ist in Abb. 4
wiedergegeben. Der auf zwei Laufringen laufende Brechzylinder ist durch eine
Zwischenwand in zwei Kammern, den Vorschrotraum mit Hartstahlplatten und
Stahlkugeln, und den Feinmahlraum mit Silexfutter und Flintsteinen geteilt.
Textabbildung Bd. 330, S. 447
Abb. 3.
Textabbildung Bd. 330, S. 447
Abb. 4.
Textabbildung Bd. 330, S. 447
Abb. 5.
Die zu Staub vermahlene Kohle wird nun durch Becherwerk und Förderschnecken entweder
in ein Reservesilo oder direkt in kleine Behälter über den einzelnen Drehöfen
befördert. Die Zuteilung des Brennstoffs erfolgthier durch Injektorwirkung
einer in die Druckleitung eingesetzten Tülle, die die Kohle aus der Schneckenspirale
ansaugt. Die Umdrehungszahl der Schnecke ist durch einen Umlaufregler
einstellbar.
Zum Schutz der Arbeiter sind Saugschlauchfilter an den Mühlen vorgesehen, ähnlich
denen, die zur Reinigung von Hochofengasen angewendet werden.
Bei mehreren Oefen vermahlt man das Gut in einer Zentralmühle. Für metallurgische
Oefen wird empfohlen, zum schnellen Anheizen Reserve-Oelfeuerungen vorzusehen. Bei
deren Brennern erhält die Vertikaldruckrohrleitung vor der Feuerdüse eine Kröpfung,
so daß die Oeldüse von außen eingeführt werden kann, wie Abb. 5 zeigt.
Loebe.
Die Verarbeitung der Steinkohle zu Koks, ein Eckpfeiler unserer
wirtschaftlichen Kraft. (Direktor C. Lempelius,
Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes, Sitzung vom 4. Oktober 1915.) Die
unmittelbare Verbrennung der Steinkohle ist ein Verfahren, das dem Werte der Kohle
nicht gerecht wird und diese hindert, in dem ihr möglichen Maße nutzbar zu werden.
Die Verbrennung der Steinkohle beachtet nicht, daß diese außer dem Element
Kohlenstoff eine gewaltige Zahl Verbindungen des Kohlenstoffs mit Wasserstoff und
Stickstoff enthält, die schon ihrer Menge nach einen sehr erheblichen Bestandteil
der Steinkohle ausmachen und zumal in ihren Grundformen große Werte bedeuten. Diese
Stoffe sind die Ursache der Rauch- und Rußplage, die in vielen Gegenden, zum
Beispiel im Ruhr-Kohlenrevier und in Hamburg so störend empfunden wird.
Die wirtschaftlich betriebene Auswertung der Kohle durch die Kokerei gibt uns reiche
Schätze, es ist dies einer der höchststehenden Verwertungsprozesse, die wir in
unserem ganzen wirtschaftlichen Leben kennen. Die Verkokung der Kohle hat in
Deutschland die größte Vervollkommnung erfahren, die sich einerseits bezieht auf die
Ausgestaltung der Vorrichtungen für die Verkokung unter sorgsamster Ausnutzung des
Wärmeschatzes der Kohle, andererseits auf die weitere Zerlegung der bei der
Verkokung entstehenden Stoffe. In größtem Maßstabe vollzieht sie sich naturgemäß
unmittelbar an den Gewinnungstätten der Kohle, unter denen das rheinischwestfälische
Kohlenrevier in Deutschland obenan steht.
Die einfachste Art, aus Steinkohle Koks zu machen, indem man eine Retorte mit
Steinkohlen füllt, durch ein äußeres Feuer stark erhitzt, wobei die Kohle dann in
der Retorte gewissermaßen brät und die sich entwickelnden Dämpfe und Gase
fortziehen, ist unwirtschaftlich. Hier setzt nun das Verdienst der deutschen
Kokereitechnik ein, die den Einzelheiten der chemischen Vorgänge nachging und alles herausholte,
was sich bei den Vorgängen Gewinnbringendes erzielen läßt. Sie beschränkt sich nicht
darauf, aus den fortziehenden Gasen alles Wertvolle abzuzweigen und einzufangen,
sondern sie hat auch erreicht, daß der Rest dieser Abgase zum Erhitzen der Retorten
dient. Es wird das brennbare Abgas um die Retorten herumgeleitet und seine Wärme so
ausgenutzt, daß nahezu nichts in die freie Luft entweicht. Dadurch wird nicht nur
die Verkokung der Steinkohle bewirkt und die Rohstoffe für die Gewinnung der
Nebenprodukte frei gemacht, sondern es verbleibt noch ein Ueberschuß an Gasen, der
für andere Zwecke verfügbar ist. Diese Mengen sind so groß, daß nicht nur die
Dampfkessel der Kokereibetriebe damit geheizt werden, sondern daß weiterhin große
Gasmengen von den Kokereien fortgeleitet werden konnten zur Versorgung der Städte
mit Gas auf Entfernungen, die nur noch von den amerikanischen Naturgasleitungen
übertroffen werden.
Die erste derartige Anlage war für die Versorgung der Stadt Barmen mit jährlich 15
Mill. m3 Gas bestimmt, hergestellt von den
Kokereien der Gewerkschaft Deutscher Kaiser zu Hamborn und mittels einer 50 km
langen Leitung zugeführt. Ein umfassendes Ferngasversorgungsnetz hat sich ferner das
rheinisch-westfälische Elektrizitätswerk angegliedert, das die größte
Elektrizitätsversorgung Europas darstellt. Alles zusammen werden jetzt in dem
Ruhr-Kohlenrevier ungefähr fünfmal größere Energiemengen durch Ferngas als durch
elektrische Kabel geleitet.
Trotz des Hochstandes, den die deutsche Zechenkokerei aufweist, gibt es ein
Verkokungsverfahren, das allgemein volkswirtschaftlich betrachtet dem
Zechenkokereibetriebe überlegen ist, das ist die Verkokung in den Gasanstalten. Der
Koks, der für viele Zwecke unbedingt nötig ist, und die wohl wichtigste Verwendung
bei Gewinnung des Eisens aus den Eisenerzen in den Hochöfen hat, ist zuweilen
Absatzschwierigkeiten unterworfen, so daß er sich in unangenehmer Weise anhäuft. Bei
der Verkokung in den Gasanstalten sind die entfallenen Koksmengen weniger groß als
bei der Zechenkokerei. Während die Zechenkokereien darauf hinarbeiten, möglichst
viel Koks zu erzeugen, arbeiten die Gasanstalten darauf hin, möglichst viel Gas zu
gewinnen. Hieraus folgt, daß man der Schwierigkeiten, die im Frieden möglicherweise
der Unterbringung des Kokses entgegenstehen werden, am besten Herr werden kann, wenn
man möglichst viel Steinkohle für die Zwecke der Gasverwendung verarbeitet. Die
Arbeitsmethode der Gaswerke hat auch meist noch den Vorteil, daß von den wertvollen
Nebenprodukten wie Teer usw. mehr gewonnen wird als bei der Verkokung der Steinkohle
in den Kammern der Zechenkokereien.
Was die Anordnung der Retorten in den Gaswerken angeht, so waren die Retorten
ursprünglich wagerecht gelagert. Dies hatte den Nachteil, daß sie sich nicht ganz
voll mit Kohlen laden ließen. Die Kohle wird niemals die Retorte bis zur Decke
ausfüllen, währenddie Decke doch genau so heiß ist und genau so gut Kohle
vergasen könnte, wie die anderen Teile der Retorte, Die Gase, die sich aus der Kohle
entwickeln, stoßen gegen die heiße Decke und bewirken unerwünschte Zersetzungen, die
sich besonders in einer Ausscheidung von Graphit äußern. Allerdings hat der Graphit
einen gewissen Wert, der aber keineswegs dem gleich ist, der bei diesem Vorgange den
Gasen entzogen wird. Man ging daher zunächst zu schrägen Retorten über, um dann zur
senkrechten Anordnung zu kommen, deren Erfolge ganz ausgezeichnet sind.
Die Verkokung auf den Kokereien und auf den Gaswerken sind früher ganz verschiedene
Wege gegangen. Um so verdienstlicher ist es, daß man seit etwa zehn Jahren
Bestrebungen aufgenommen hat, um beide Verfahren einander zu nähern und das, was in
jedem besonders Vorteilhaftes steckt, möglichst zu vereinigen. Vorbildlich waren
hier die münchener Kammeröfen nach Art der Kokereiöfen, die große Aehnlichkeit mit
den Schrägretortenöfen haben. Dann kam man zur Verwendung der im
Zechenkokereibetriebe seit langem bewährten Horizontalkammern für den
Gaswerksbetrieb, derartige Anlagen sind von Heinrich
Koppers, Essen, zuerst ausgeführt worden. Die Folge der Vervollkommnung der
Retorten wie des Kammerofens für Gaswerke ist eine außerordentliche Ersparnis an
Menschenkraft und Arbeiterzahl. Weiter haben diese Bestrebungen die Wirkung gehabt,
daß der Koks der Gaswerke Eigenschaften des Zechenkokses erhielt, vor allen Dingen
fester, also besser versandfähig wurde. Demgemäß erfährt er eine höhere Bewertung,
wie sie von jeher in den Zechenkokspreisen gegenüber den Gaskokspreisen zum Ausdruck
kommt.
Der Zechenkoks ist mit der Eisenindustrie eng verwachsen und findet zur
Eisengewinnung wie im Gießereibetriebe wichtige Verwendung. Die weitaus größte Menge
der Zechenkokserzeugung, nämlich mehr als Dreiviertel werden in den Hochöfen und
Kupolöfen verbraucht, nur 10 v. H. des erzeugten Zechenkokses findet für häusliche
Feuerung, für Zentralheizungen Verwendung. Hier überwiegt der Gaskoks den Zechenkoks
ganz erheblich. Eine andere Verwendung des Kokses ist die im Wassergasgenerator, der
mit glühendem Koks gefüllt wird, durch den Dampf geleitet wird. Das Erzeugnis ist
Wassergas, eine Mischung von Kohlenoxyd und Wasserstoff, die in weitem Umfange dazu
dient, unmittelbar mit dem Steinkohlengas gemischt an die Gasabnehmer geliefert zu
werden. Generatorgas findet vielfach Verwendung zur Erhitzung der Kammern in
Gasanstalten mit gleichmäßigem Vollbetriebe. Hierbei entsteht im Sommer mehr Gas,
als verkauft werden kann, dieses Gas dient dann zur Erhitzung der Kammern. Im Winter
wird aber alles erzeugte Gas an die Gasabnehmer geliefert. Die Kammern werden dann
mit Generatorgas erhitzt und das aus diesen gewonnene Leuchtgas wird für die vielen
Verwendungszwecke frei. Eine besonders interessante Lösung finden wir in Budapest.
Dort hat der Koks einen außerordentlich hohen Wert, weil es nirgend in der Nähe
Steinkohlen gibt, dagegen gibt es dort eine ziemlich harte Braunkohle. Man erhitzt nun
die Kammern der Gaserzeugungsöfen dadurch, daß man in den Gasgeneratoren die billige
Braunkohle vergast und das gewonnene Gaserzeugnis in die Heizkammern der
Leuchtgaserzeugungsöfen leitet. So wird restlos die gesamte eingesetzte Steinkohle
wiedergewonnen in Gestalt des wertvollen Leuchtgases und seiner Nebenprodukte, wie
der ungeschmälerten Koksmenge, die aus den Oefen herauskommt. Die Vergasung des
Kokses in Generatoren ist ein Zweig der Kokereiwissenschaft, der in rasch
aufsteigender Entwicklung begriffen ist. Besonders jetzt im Kriege sind gewaltige
solche Anlagen neu errichtet worden, denn das Wassergas des Koksgenerators ist der
Ausgangsstoff für die Gewinnung des Wasserstoffes im Großen, der als Füllmittel für
unsere Luftschiffe dient.
Deutschland ging mit gewaltigen Kohlenbeständen in den Krieg, sie häuften sich in der
ersten Kriegszeit noch immer mehr, so daß man genötigt wurde, sich nach neuen
Verwendungszwecken für den Koks umzusehen. Das Bild änderte sich aber zu Anfang
dieses Jahres, die Nachfrage nach Brennstoffen stieg fortgesetzt, so daß man froh
war, zu hohen Pi eisen Koks zu erhalten. Diese beiden Umstände führten zur
Erweiterung des Verwendungsgebietes des Kokses. So konnte der Koks von jeher in
gewissem Umfange unter Dampfkesseln verbrannt werden mit Ausnahme solcher, die mit
sogenannten Wanderrosten ausgerüstet sind; dem ist jetzt Abhilfe durch eine
Konstruktion des Dipl.-Ing. Belani geschaffen (vgl. D. p.
J. S. 416 d. Bd.).
Der bei der Verkokung als Nebenprodukt gewonnene Teer hat für die Farbenindustrie
Bedeutung, besonders für den synthetischen Indigo und das Alizarin. Der meiste Teer
wandert jetzt in die Teerdestillationen, wo er in eine große Reihe von Oelen zerlegt
wird, die für die verschiedenartigsten Zwecke Verwendung finden. Am wichtigsten ist
im Augenblick wohl die Verwendung in Marinefahrzeugen. Als wir durch die Kriegslage
von der Zufuhr von Mineralölen abgeschnitten waren, die als unentbehrlich für die
Schmierung der Maschinenlager gelten mußten, wandte man sich mit verdoppeltem Eifer
dem Studium des Teers und seiner Oele zu, um sie in Schmieröle umzuwandeln. Die
Aufgabe erwies sich als lösbar, und zwar zunächst für die einfachsten Mineralöle,
die sogenannten Wagen-Schmieröle, doch ist auch die Herstellung besserer Oele und
hochwertiger Oele auf diese Weise in den Bereich der Möglichkeit gerückt worden.
Andere Sorten Teeröle wieder dienen dazu, um aus dem Gas das Benzol auszuwaschen.
Als die Zufuhr von Benzin aufhörte, griff man als Ersatz zum Benzol. Die
Gasanstalten stellen jetzt die großen Mengen Benzol, die sie bisher mit dem
Leuchtgas an ihre Abnehmer weitergaben, der Heeresverwaltung zur Verfügung. Große
Anlagen sind auf einer Reihe von Gaswerken errichtet worden, in denen das im
gasförmigen Zustande im Leuchtgas enthaltene Benzol durch Teerwaschöl aufgenommen
wird, aus welchen es dann wieder durch Erhitzen entfernt wird. Es wird das
entweichende flüchtige Benzol sodann in geeigneten Apparaten aufgefangen, wieder
gekühltund auf diese Weise verdichtet. Das gewonnene Benzol enthält noch andere
wertvolle Beimengungen, unter ihnen das Toluol, den Ausgangsstoff für den
wertvollsten Sprengstoff, den wir kennen. Beachtenswert ist, daß in Deutschland die
Tonne Toluol 450 M kostet, während in New York jetzt dafür 12000 M bezahlt werden.
Man kann daraus den Schluß ziehen, daß die Amerikaner sich die Lieferung von
Munition teuer bezahlen lassen. Und weiter tritt die Ueberlegenheit der deutschen
Kokerei der englischen gegenüber klar hervor, da England sich das Toluol zu dem
genannten enorm hohen Preise aus Amerika beschaffen muß.
Endlich wird aus dem bei der Verkokung erzeugten Steinkohlengas noch Ammoniak
gewonnen. Wenn man jetzt auch Ammoniak synthetisch darstellen kann, so behauptet
gleichwohl die Kokerei ihren wichtigen Platz, wird doch der für die Gewinnung des
Ammoniaks aus den Elementen benutzte Wasserston durch den Kokereiprozeß gewonnen.
Der deutschen Wissenschaft ist es weiter gelungen, aus der Kokerei in ständig sich
vervollkommnender Weise wertvolle Endprodukte herzustellen. So hat die Chemie die
Aufgabe gelöst, Salpeter zu gewinnen, der in noch höherem Maße als für die
Landwirtschaft ausschlaggebende Bedeutung hat für die Herstellung aller Sprengmittel
und aller Treibmittel, die wir in unseren Schußwaffen verfeuern. Es dürften im Laufe
des nächsten Monats durch die synthetischen Verfahren voraussichtlich in Deutschland
laufend größere Salpetermengen hergestellt werden als früher importiert wurden.
Die Entwicklung der deutschen Kokerei während des Krieges ist geradezu überraschend.
Während der Absatz zunächst sank, stieg er bald wieder und war im Juli d. Js. größer
als in dem gleichen Friedensmonat des Vorjahres. Die Kokerei ist immer mehr
gewachsen, stärker als jemals in der Friedenszeit, weil auf ihr unsere Land- und
Volkswirtschaft, wie unsere Kriegführung zu einem wesentlichen Teile beruht.
Plohn.
Erfahrungsmaterial über das Unbrauchbar werden der
Drahtseile. (C. Bach, Forschungsarbeiten des V.
d. I.) Die gebräuchliche überschlägige Berechnung der Drahtseile steht noch auf
demselben Stande, den man bei der Berechnung der sonstigen Maschinenteile bereits
seit mehr als 60 Jahren verlassen hat. Es liegt das wohl zum größten Teil daran, daß
man von jeher Drahtseile als unbedingt einem starken Verschleiß unterworfen ansieht,
und daß infolgedessen Garantien in derselben Weise wie für die sonstigen
Maschinenlieferungen nicht gegeben werden. Die Verbraucher mußten sich wohl oder
übel damit abfinden, und die technische Wissenschaft fing erst zu Anfang des
jetzigen Jahrzehntes an, sich eingehender mit der Sache zu beschäftigen. Zur
Klarstellung aller Einflüsse sind umfangreiche Versuche geplant und zum Teil schon
im Gange. Um bei der Festlegung des Versuchprogramms nichts zu versäumen, wurden in
der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure alle, die etwas zur Sache mitteilen
konnten, aufgefordert, ihre Erfahrungen und Ansichten zu äußern, die jetzt in dem vorliegenden
Druckheft von im Ganzen 30 Seiten Text der Oeffentlichkeit übergeben werden.
Eingegangen sind 17 Aeußerungen, von denen zehn ausführlicher wiedergegeben sind –
fünf, deren Inhalt nur angedeutet wird, sind umfangreichere Drucksachen, die bereits
anderweitig veröffentlicht waren. Von gewissem Interesse ist eine Uebersicht über
die „Berufstellung“ der einzelnen Einsender: Geäußert haben sich zwei
öffentliche Materialprüfämter und ein gerichtlicher Sachverständiger, fünf Besitzer
einer größeren Anzahl von Kranen und Aufzügen und zwei Drahtseilfabrikanten. Nicht
vertreten sind Kran- und Aufzugsfirmen. Es ist das auch nicht auffällig, da ja, wie
schon gesagt, der Seilverschleiß immer Sache des Kran- oder Aufzugsbesitzers ist,
selbst wenn er offensichtlich auf fehlerhafte Konstruktionseinzelheiten des
Triebwerkes zurückgeführt werden kann, so daß für die Lieferanten gar kein Anlaß
vorliegt, sich mit der Frage zu beschäftigen. Man kann hieraus vielleicht noch
feststellen, daß die technische Wissenschaft in Deutschland anfängt, sich mit Dingen
zu befassen, die, wie eben die richtige Bemessung von Drahtseilen und
Drahtseilrollen, Riementrieben und dergleichen, nur einen ganz kleinen
Interessentenkreis finden und finden können. Das kommt auch in folgenden Worten
einer Zuschrift zum Ausdruck: „Der größte Feind der Drahtseile ist die
Unwissenheit und Gleichgültigkeit der meisten Verbraucher gegenüber Wesen,
Konstruktion und Behandlung der Drahtseile, Ausnahmen machen hier beinahe nur
Bergwerke und größere Aufzugfirmen.“
Als wichtigste Ergebnisse der Umfrage sind wohl die nachstehenden Sätze
anzusehen:
Die örtliche Pressung zwischen den Drähten des Seiles und den Scheiben wirken dahin,
daß das Draht-material an den betreffenden Stellen kurz gesagt „kalt
gewalzt“, also spröde wird und dann beim Biegen über die Scheiben leicht bricht.
Diese Einwirkungen an der Oberfläche der Drähte pflegen im Verein mit anderen
Schädigungen hinsichtlich der Lebensdauer der Seile in den weitaus meisten Fällen
den Ausschlag zu geben. Jener Einfluß kommt naturgemäß bei einem Material mehr zur
Geltung, das von vornherein ziemlich hart und spröde ist, also bei ganz harten
Drahtsorten.
Die Stärke der Drähte spielt insofern eine Rolle, als zu dicke Drähte bei der Biegung
leicht überanstrengt werden und zu dünne fast durch den ganzen Querschnitt hindurch
„kalt gewalzt“ werden. Am vorteilhaftesten ist demnach eine mittlere
Stärke, deren Größe allerdings zurzeit noch nicht angegeben werden kann.
Die Erfahrungen der Seilverbraucher stimmen darin überein, daß die
Biegungsanstrengung mit dem Faktor ⅜ der Elastizitätsziffer des Drahtmaterials wohl
annähernd zutreffend ermittelt wird, daß jedenfalls der Faktor 1 viel zu hoch ist.
Von einer Seite (Seilfabrik) wird der Betrag ⅜ noch als zu groß angegeben, freilich
ohne nähere Begründung.
In den beiden Aeußerungen der Seilfabrikanten ist mit Recht auf die bisweilen
vorkommende Zerstörung derSeile von innen heraus aufmerksam gemacht worden,
jedoch vermißt Referent den Hinweis, daß diese Zerstörung durch gegenseitiges
scharfes Eindrücken sich kreuzender Drähte nur gelegentlich eintritt, wenn
anscheinend besonders unglückliche Umstände bei der Herstellung des Seiles aus den
Litzen vorgelegen haben.
Stephan.
Sauggaslokomobilen. Auch in der Landwirtschaft steigt die
Nachfrage nach billig arbeitenden, leicht zu bedienenden Antriebsmaschinen. Die seit
langem vorhandene Dampflokomobile verbraucht für die PS-std. etwa 23 kg
Betriebsstoff (20 kg Wasser und 3 kg Kohle). Demgegenüber erfordert die
Benzinlokomobile nur etwa 0,4 kg Brennstoff und 1 kg Wasser, zusammen also nur etwa
1,5 kg Betriebsstoff. Bei den ständig steigenden Oelpreisen schwindet nun der
Vorteil der geringen Brennstoffkosten bei der Benzinlokomobile immer mehr (von den
Schwierigkeiten der Brennstoffbeschaffung in den gegenwärtigen Kriegszeiten ganz
abgesehen), und so wurde neuerdings von der Maschinenfabrik der Königl. Ungarischen
Staatsbahnen ein bereits früher aufgetauchter, jedoch wieder fallengelassener
Gedanke aufgenommen, eine Sauggaslokomobile zu bauen. Der Motor ruht auf dem flachen
Kühl- und Reinigungskessel. Der Gaserzeuger ist von dem Kessel getrennt und steht
mit ihm durch einen Rohrstutzen in Verbindung, der von dem Gassammelraum des
Gaserzeugers abzweigt. In diesem Verbindungsstutzen und an der Stirnwand einer (zur
Abscheidung grober Verunreinigungen dienenden) Vorkammer des Reinigungskessels wird
das Gas vorgekühlt. Aus der Vorkammer geht es in zwei Waschkammern und von da über
einen mit Holzwolle gefüllten Trockner zur Gasmaschine. Die Kammern besitzen
seitliche durch Deckel verschlossene Reinigungsöffnungen. Als Brennstoff werden
Koks, Anthrazit und Holzkohle angegeben. Bei Verwendung von Holzkohle kann die
Reinigungs-Torrichtung besonders einfach gestaltet werden. Der Reiniger dient hier
nicht mehr als Träger des Maschinenrahmens, sondern besteht in einem zwischen
Gaserzeuger und Maschine zwischengeschalteten Behälter nach Art eines stehenden
Kessels. Innerhalb dieses Kessels, jedoch nicht bis auf den Boden reichend, befindet
sich ein mit lockeren Eisenspänen gefülltes senkrecht stehendes Rohr, das in seinem
unteren Teile siebartig durchlöchert ist. Der Zwischenraum zwischen Kesselwand und
diesem Rohr ist mit Koks angefüllt, der von oben mit Wasser berieselt wird, und
dient als Wascher. Das Gas tritt aus dem Gaserzeuger von oben in den Wascher, geht
dann von unten nach oben durch jenes innere Rohr und tritt oben aus dem Kessel als
fertiges Gas heraus.
Bei dieser Holzkohlenlokomobile kann sogar der zum Anblasen des Gaserzeugers sonst
notwendige Anlaßventilator fortfallen. Der Motor wird dann mit Benzin angelassen und
kann sehr bald das Betriebsgas selber ansaugen. Die Maschine arbeitet natürlich mit
Verdampfungskühlung. Die kalte Maschine kann in etwa 20 Minuten, die abgestellte,
jedoch noch warme Maschine, nach einigen Umdrehungen des Handventilators oder
vermittels jener
erwähnten Benzinanlaßvorrichtung in Betrieb gesetzt werden. Größere Maschinen
erhalten Druckluft-Anlaßvorrichtungen. Der „Astra-Gastraktor“, wie die
Maschine genannt wird, kann auch als Pflugmaschine gebraucht werden. Nach Angaben
der Fabrik beträgt selbst bei den kleinsten Sauggaslokomobilen der Verbrauch nur
etwa 490 g Holzkohle für die PS-std. Der Wasserverbrauch wird zu 3½ bis 6 l für die
PS-std angegeben. (Dipl.-Ing. Gwosdz in der Zeitschr. für
Dampfk. und Maschinenbetr. vom 1. Okt. 1915.)
Für Deutschland dürfte die Holzkohlenlokomobile überhaupt nicht in Frage kommen. Aber
auch sonst erscheint mir der Wert der Sauggaslokomobile etwas zweifelhaft. Gerade
bei landwirtschaftlichen Maschinen gilt als erstes Erfordernis Einfachheit und
Uebersichtlichkeit des Aufbaues und damit zusammenhängend Einfachheit und
Anspruchslosigkeit in der Bedienung. In dieser Beziehung dürfte die Dampflokomobile
nicht zu übertreffen sein. Schon die Verbrennungsmaschine allein kann unter
Umständen durch ihre Tücken selbst einen gelernten Maschinisten zur Verzweiflung
bringen, kommt nun noch der Gaserzeuger mit Wasch- und Reinigungsvorrichtung dazu,
und steht für die Bedienung kein gelernter Maschinist zur Verfügung, so dürfte der
Betrieb so manche unliebsame Unterbrechung erfahren. Außerdem glaube ich, daß das
Gewicht der Sauggaslokomobile sich von dem einer Dampflokomobile nur wenig
unterscheidet. Auch mit Sauggas betriebene Schiffe wurden vor etwa zehn bis zwölf
Jahren gebaut; man hat nie wieder etwas von ihnen gehört.
R. Vater.
Großschiffahrts-Dieselmaschine. Vor nunmehr fünf Jahren,
kurz vor Ablauf der Dieselpatente, haben sich eine große Zahl von Schiffswerften und
Maschinenfabriken dem Bau von Großdieselmaschinen zugewandt. Mit kleineren ortfesten
Dieselmaschinen lagen bereits jahrelange und günstige Erfahrungen vor, die man aber
nicht ohne weiteres auf den Schiffsmaschinenbau anwenden konnte. Die Erwartungen,
die man auf die neue Schiffsmaschine gesetzt hat, sind bis heute erst zum Teil
verwirklicht. Enttäuschungen und Rückschläge blieben nicht aus. Wo man aber ohne
Uebereilung eine bestimmte Bauart weiter ausbildete und sie mehr und mehr dem
Schiffsmaschinenbetrieb anpaßte, da konnte man auch eine betriebsichere und
wirtschaftliche Antriebsmaschine der bewährten Schiffsdampfmaschine zur Seite
stellen.
Die für den Schiffsbetrieb geeignetste Bauart dürfte für die Zukunft die
Zweitaktmaschine sein. Die Entwicklung wird von der Viertakt- zur Zweitaktmaschine
fortschreiten und als Endziel die doppeltwirkende Zweitaktmaschine haben. Das
Anlassen und Umsteuern kann bei beiden Bauarten zuverlässig und schnell erfolgen.
Hierzu verwendet man in beiden Fällen Preßluft, die zur Zerstäubung des Brennstoffes
vorhanden ist. Das Anlassen und Umsteuern geschieht bei großen Anlagen nur mit den
Arbeitzylindern ohne Mithilfe der Spülpumpen und Kompressoren. Das Anlassen mittels
der Arbeitzylinder hat den Nachteil, daß beim Anlassen infolge derAusdehnung
der Preßluft das Zylinderinnere erheblich abgekühlt wird und dadurch Schwierigkeiten
beim Anlassen entstehen können.
Deshalb ist es zweckmäßig, die Zylinder vor dem Anlassen der Maschine anzuwärmen, was
in einfacher Weise geschehen kann. Beim Umsteuern entsteht die Gefahr, daß stark
erhitzte Teile, wie Zylinderdeckel, Kolben und Zylinderwandungen durch die kalte
Anlaßluft stark abgekühlt werden. Dies führt zu Rißbildungen, die häufig schon
Betriebsstörungen veranlaßt haben. Die gefährdeten Teile müssen deshalb eine
besonders sorgfältig ausgebildete Kühlung erhalten, so daß eine zu große Erhitzung
dieser Teile ausgeschlossen ist. Für alle Fälle muß eine stets genügend große Menge
Anlaßluft vorhanden sein, oder schnell hergestellt werden können, so daß alle
notwendigen Manöver sicher und schnell ausgeführt werden können. Wenn die
Kompressoren mit der Hauptmaschine verbunden sind, so wird es nicht immer möglich
sein, die notwendige Anlaßluft zu erzeugen, besonders dann nicht, wenn die Manöver
schnell aufeinander folgen. Es ist deshalb notwendig, genügend große
Hilfskompressoren aufzustellen, oder die Hauptkompressoren von der Hauptmaschine
getrennt anzutreiben, Die Trennung der Hauptkompressoren von den Hauptmaschinen hat
den großen Vorteil, daß die Hauptmaschinenanlage sehr einfach wird und geringere
Abmessungen erhalten kann, da erfahrungsgemäß der zehnte Teil der Leistung zum
Betriebe der gekuppelten Kompressoren notwendig ist. Die Größe des Anlaßdruckes wird
dadurch bestimmt, daß unter allen Umständen ein Umsteuern und Anlassen der Maschine
ermöglicht wird. Es muß also auch möglich sein, von voller Kraft vorwärts auf volle
Kraft rückwärts umsteuern zu können und umgekehrt. Dies muß auch in kurzen
Zwischenpausen wiederholt ausgeführt werden können. Im allgemeinen wird wohl das
Niederdruckverfahren vorteilhaft sein. Es hat dem Hochdruckverfahren gegenüber die
Vorteile, daß die Aufnehmer leichter ausgeführt werden können, und daß bei niederen
Drücken die durch die Ausdehnung im Arbeitzylinder erfolgende Abkühlung durch die
Anlaßluft geringer wird.
Die Kompressoren werden allgemein bei größeren Anlagen dreistufig ausgeführt, mit
Zwischenkühlung zwischen den einzelnen Stufen und Kühlung und Entwässerung nach der
letzten Stufe. Bei neueren Anlagen ordnet man, wie bereits erwähnt, meistens
gesondert angetriebene Kompressoren an, die Druckluft von niederer Spannung
herstellen, von der ein Teil in die Anlaßflaschen geht, während der andere Teil
mittels eines Hochdruckkompressors für die Brennstoffeinspritzung auf 60 at und mehr
verdichtet wird. Die Kompressoren haben häufig im Dauerbetriebe zu Störungen
Veranlassung gegeben, die meist auf eine unvollkommene Ausführung der Schmierung
zurückzuführen ist. Es können durch Selbstentzündung von Schmierölniederschlägen
Explosionen im Kühler, in den Rohrleitungen und in den Luftflaschen entstehen. Es
sind deshalb hier Schmieröle zu verwenden, die hohen Temperaturen ausgesetzt werden
können, ohne zu verdampfen. Es sind in den Rohrleitungen Sicherheitsventile
vorzusehen, ebenso ist zwischen Kompressor und Luftflasche ein Wasser- und
Oelabscheider einzubauen.
Die Steuerung ist so auszuführen, daß das Anlassen der Maschine in jeder beliebigen
Drehrichtung bei jeder Geschwindigkeit erfolgen kann. Es muß beim Uebergange von
Druckluft auf Brennstoff einerseits ein Stehenbleiben der Maschine, andererseits
müssen Frühzündungen ausgeschlossen sein.
Bei Viertaktmaschinen sind die Auslaßventile den zerstörenden Einflüssen der
Verbrennungsgase ausgesetzt. Man hat deshalb vorgeschlagen, wie beim Zweitakt auch
beim Viertakt durch den Arbeitkolben zu steuernde Auspuffschlitze anzuordnen. Durch
diese Auspuffschlitze treten am Ende des Arbeitshubes die heißen Auspuffgase zum
größten Teil aus. Dieses Verfahren scheint wenig vorteilhaft zu sein, da dadurch die
Spülung verschlechtert wird. Die Auspuffventile sind, um sie dauerd betriebssicher
zu halten, besonders sorgfältig auszuführen. Der Ventilkörper ist aus einem
widerstandsfähigen Spezialstahl herzustellen, Ventilsitz und Ventileinsatz sind so
anzuordnen, daß sie leicht ausgewechselt werden können. Außerdem ist für den
Ventileinsatz und für die Spindelführung eine wirksame Wasserkühlung vorzusehen.
Bei den Zweitaktmaschinen wird der Wirkungsgrad der Maschine im hohen Maße von der
Spülung beeinflußt. Die Ventilspülung von der Deckelseite her bietet große
Schwierigkeiten. In der Mitte des Zylinderdeckels ist das Brennstoffventil
anzuordnen, um eine möglichst günstige Verteilung des Brennstoffs im Arbeitzylinder
zu erhalten. Es sind deshalb statt eines mehrere Spülventile anzuordnen.
Der Schiffsbetrieb verlangt, daß die Hauptmaschine unter Umständen sehr lange mit
geringer Umlaufzahl arbeitet. Die Verringerung der Umlaufzahl wird durch eine
Verringerung der Treibölmenge bewirkt. Die Rohrleitungen von den Brennstoffpumpen
bis zu den Brennstoffventilen sollen möglichst kurz sein, und es dürfen sich keine
Luftsäcke bilden. Es ist zweckmäßig, für jeden Zylinder eine besondere
Brennstoffpumpe vorzusehen, da auf diese Weise am sichersten erreicht wird, daß
jeder Zylinder gleichmäßig mit Treiböl versorgt wird. Bei Landmaschinen hat man
bereits versucht den Brennstoff im Zylinder mittels eines Brennstoffpumpendruckes
von 100 bis 120 at anstatt mit Preßluft zu zerstäuben. Bei Schiffsmaschinen wird
dieses Verfahren wohl kaum in Frage kommen, da Kompressoren zur Erzeugung der für
das Anlassen notwendigen Druckluft vorhanden sein müssen. Außerdem wird dieses
Verfahren für den Schiffsbetrieb große Schwierigkeiten ergeben, da die
Brennstoffeinspritzung der veränderlichen Umlaufzahl angepaßt werden muß.
Rißbildungen in den Zylinderdeckeln, in den Mänteln und in den Arbeitkolben haben
vielfach zu beträchtlichen Betriebstörungen geführt. Eine sehr gute Kühlung dieser
Teile ist notwendig, da die Rißbildung meistens auf Wärmespannungen zurückzuführen
ist. Je mehr Wärme in Arbeit umgesetzt wird, desto einfacher kann die
Zylinderkühlungausgeführt werden. Für Zylinderdeckel verwendete man bei einigen
Maschinen Stahlguß von hoher Zugfestigkeit und großer Härte. Solche Deckel mußten,
um sie von Gußspannungen zu befreien, gut ausgeglüht werden. Als Kühlmittel kommen
Seewasser, Süßwasser und Oel in Frage.
Die Triebwerkteile der Verbrennungskraftmaschinen werden durch den hohen
Verdichtungs- und Verbrennungsdruck höher beansprucht als bei Dampfmaschinen. Die
hohen Drücke haben einen großen Verbrauch an Schmieröl zur Folge, der bei einem
Motorschiff fünf- bis siebenmal größer sein kann, als bei einem Dampfschiff mit der
gleich großen Maschinenanlage. Durch vollständige Einkapselung der Triebwerkteile
kann das verbrauchte Schmieröl aufgefangen und durch Reinigung und Kühlung wieder
gebrauchsfähig gemacht werden. Eine solche Einkapselung ist bei Schiffsmaschinen
nicht zweckmäßig, da hier alle Triebwerkteile leicht zugänglich sein müssen, so daß
Unregelmäßigkeiten, die im Dauerbetriebe leichter auftreten können, sofort erkannt
und abgestellt werden. Man hat deshalb bereits versucht, durch große Oeffnungen, die
durch Türen leicht verschlossen werden können, die Triebwerkteile gut zugänglich zu
machen.
Das Treiböl wird im Doppelboden oder in besonderen Bunkern und Tanks mitgeführt.
Ueber die Art der Nietung, Zementierung und sonstigen Einrichtungen dieser Räume
sind bereits von den Schiffsklassifikations-Gesellschaften Vorschriften
erlassen.
Der Verwendung von Teerölen, insbesondere von Steinkohlenteerölen stehen noch viele
Schwierigkeiten entgegen, zu denen insbesondere die ungleiche Zusammensetzung des
Teeröles, häufig auftretende Fehlzündungen, besonders beim Anlassen und bei geringer
Umlaufzahl gehören. Ein weiterer Uebelstand einiger Teerölsorten ist die Neigung,
beim Vermischen mit Schmieröl eine pechartige Masse zu bilden, die leicht zu
Verstopfung der Ventile und Festbrennen der Kolbenringe führen kann.
Kompressoren, Pumpen, Lichtmaschinen, Ankerwinde, Rudermaschine werden bei
Motorschiffen immer weniger mit Dampf betrieben. Der Antrieb geschieht in den
meisten Fällen mit Verbrennungskraftmaschinen, Elektromotoren oder Druckluft.
(Oelmotor 1915 S. 183 bis 189.)
W.
Die Verwendung von Sparmetallen in der Lötindustrie.
Dr.-Ing. A. Hilpert („Vergleichende Untersuchungen an
Benzinlötlampen“) hat bereits vor längerer Zeit an der Technischen
Hochschule Berlin vergleichende Untersuchungen über Leistung und Haltbarkeit von
Lötlampen mit den meist gebräuchlichen Messingbehältern und Lötlampen mit gezogenen
und autogen geschweißten Stahlbehältern, wie sie von der Firma G. Barthel, Dresden 19 A 131, hergestellt werden,
unternommen. Diese eingehenden Untersuchungen ergaben eine Ueberlegenheit der
„Barthel-Stahllampen“ gegenüber den Messinglampen durch ihre
a) größere Widerstandsfähigkeit gegen äußere
Einwirkungen,
b) größere Widerstandsfähigkeit gegen inneren Druck,
c) geringere Erwärmung des Lampenbehälters,
d) höhere Flammentemperatur und höhere Leistung.
Sie haben heute ein besonderes Interesse, denn sie zeigen, daß Messing für die
Behälter von Lötlampen nicht nur entbehrlich, sondern sogar vorteilhaft zu ersetzen
ist. Der Praktiker weiß aber, daß trotz dieser durch einwandfreie
Laboratoriumsversuche und langjährige Praxis erwiesenen Ueberlegenheit der
Barthel-Stahllampen auch heute vielfach an der üblichen Messinglötlampe zäh
festgehalten wird. Eine Erklärung dafür wäre, wenn man von einer gewissen
„Traditionsbequemlichkeit“ absehen will, nur darin zu erblicken, daß die
Messinglampe, wenn neu, infolge ihres polierten Behälters ein bestechenderes Aeußere
hat als die Stahllampe. Die Barthel-Stahllampe hat den praktischen Vorteil der
bedeutend größeren Widerstandsfähigkeit des Behälters sowohl gegen Innendruck, als
gegen äußere mechanische Einwirkungen; z.B. bekommen Stahllampen durch Zubodenfallen
oder rauhe Behandlung keine Beulen. Der früher gegen die Stahllampe erhobene Einwand
des Röstens ist, wie mehrjährige Praxis erweist, hinfällig, ein Rosten tritt nur
ein, wenn versehentlich falsches Füllmaterial eingegossen und dieses nicht
rechtzeitig bemerkt wird. Wenn man außerdem berücksichtigt, daß die
Barthel-Stahllampe etwas billiger hergestellt werden kann als die entsprechende
Messinglampe, so sind alle Bedingungen erfüllt, um der Stahllampe den Vorzug zu
geben, sowohl im Interesse der Zurückstellung unserer Messingvorräte für
Heereszwecke als auch im Interesse des Lötlampenverbrauchers der für niedrigeren
Preis ein dauerhafteres Werkzeug ersteht.
Heißdampfrohrleitungen. Hochleistungsdampfkessel werden
häufig bis zu 500 m2 Heizfläche ausgeführt. Die
hier erzeugten Dampfmengen sind gegen früher auch entsprechend größer geworden. Um
nun nicht zu große Durchmesser der Dampfrohre zu erhalten, hat man größere
Dampfgeschwindigkeiten zugelassen. Bei der gleichmäßigen Dampfzuströmung zu den
Dampfturbinen erscheint dies auch zulässig. Die Rohrleitung und die zugehörigen
Armaturen müssen dementsprechend sorgfältig ausgeführt werden, ebenso die
Kondenswasserableitung.
Textabbildung Bd. 330, S. 453
Abb. 1.
K = Kessel. T = Turbinen.
Durch die Einführung des Heißdampfes wurden an solche Rohrleitungen erhöhte
Anforderungen gestellt, sodaß auf richtige Anordnung der Hauptleitung
besonderer Wert gelegt werden muß. Besonders ist der Ausgleichfrage sorgfältig
Rechnung zu tragen, da sich Heißdampfrohrleitungen im Betriebe erheblich ausdehnen.
Bei großen und mittleren Dampfkraftanlagen werden die Hauptsammelleitungen mit
Vorteil als Ringleitungen ausgebildet (Abb. 1). Der
Querschnitt der Leitung soll dann so bemessen sein, daß der Dampf den Turbinen von
beiden Seiten mit einer mittleren Geschwindigkeit von etwa 25 bis 33 m/Sek.
zuströmt. Bei einer großen Kessel- und Turbinenanzahl empfiehlt es sich, einen
sogenannten Steg einzuschalten, wie dies in Abb. 1
punktiert angedeutet ist.
Textabbildung Bd. 330, S. 453
K = Kessel. T = Turbinen.
Textabbildung Bd. 330, S. 453
Abb. 4.
Nicht immer ist die Ringanordnung die beste. Bei Anordnung nach Abb. 2 würde eine
Ringleitung zu große Rohrlängen ergeben. In diesem Falle ist die Anordnung einer
Doppelleitung nach Abb.
2 und 3
vorzuziehen. Doppelleitungen besitzen eine sehr hohe Betriebsicherheit. Die beiden
Sammelrohre sollen in ihrem Querschnitt so bemessen sein, daß eine die andere im
Notfalle ersetzen kann. Hier sind Dampfgeschwindigkeiten von 30 bis 40 m/Sek.
zulässig. Ventile und Schieber sind möglichst mit senkrecht nach oben stehender
Spindel einzubauen. Für kleinere Rohrleitungen (bis etwa 150 mm ∅) werden Ventile,
für größere Absperrschieber vorgezogen. Schieber setzen dem durchströmenden Dampf
keinen nennenswerten Widerstand entgegen. Versuche haben ergeben, daß bei einem
normalen Durchgangsabsperrventil von 200 mm lichter Weite, einem Betriebsdruck von
13,4 at, einer Ueberhitzung von 331° C und einer Dampfgeschwindigkeit von 41,5
m/Sek. der Spannungsabfall 0,26 at betrug. Bei dem entsprechenden Schieber war der
Spannungsabfall nur
der 25. Teil. Um die Betriebsicherheit der Rohrleitungen nicht zu gefährden, sollen
nur Schieber einfacher Bauart eingebaut werden.
Um die Rohrleitungen möglichst einfach zu gestalten, sollen die Ausdehnungen
möglichst durch Rohrbögen aufgenommen werden. Bei größeren Rohrdurchmessern sind
aber Ausgleichapparate notwendig. Abb. 4 zeigt einen
entlasteten Rohrkompensator. Der Bewegungswiderstand bei Gelenken ist gering. Bei
dem in Abb. 5 dargestellten Kniegelenkkompensator
betrug er bei 13 at Dampfdruck etwa 42 kg bei einem Hebelarm von 1710 mm. Die
Abdichtung mit dünnen Packungsschnüren soll sich hier besser bewähren als
aufeinander geschliffene, metallische Dichtungsflächen. Das zeitraubende
Nachschleifen der Dichtungsflächen ist besonders bei unreinem Dampf sehr oft
notwendig.
Textabbildung Bd. 330, S. 454
Abb. 5.
Die einzelnen Rohre werden mittels Flanschen miteinander verbunden. Am meisten wird
der Aufwalzflansch verwendet und der vorgeschweißte Bund mit dahinter- sitzenden
losen Flanschen. Bei größeren Rohrdurchmessern sind genietete Flanschen vorzuziehen.
Flanschen aus Siemens-Martin-Flußeisen zeigen sich als betriebsicher. Stahlguß hat
sich für Aufwalzflanschen nicht immer als geeignet erwiesen. Als Baustoff für die
Armaturen und Kompensatoren kommt nur Stahlguß zur Verwendung. Die Ventile und
Schieber erhalten Dichtungsflächen aus hochprozentigen Nickelstahllegierungen.
Große Dampfrohrleitungen sind mit schlechten Wärmeleitern zu isolieren. Durch
Versuche wurde bei einer Dampfleitung von 76 mm äußerem Durchmesser, 6,6 at
Dampfdruck, 292° C Ueberhitzung und einer Dampfgeschwindigkeit von 21 m/Sek. eine
Wärmeersparnis von 82,8 v. H. gegenüber der nackten Rohrleitung festgestellt. Bei
Verwendung von gebrannten Isolierschalen und umhüllten Flanschen, Dampfdruck 13 at,
Sattdampf, unter sonst gleichen Verhältnissen wurden 85,4 v. H. Wärmeersparnis
erreicht. Als Temperaturverlust erscheint für 1 m Länge 0,3 bis 0,5° C zulässig. Bei
größeren Rohrdurchmessern, wie 300 mm lichte Weite, werden sogar bei mittlerer
Geschwindigkeit 0,15° C Temperaturverluste garantiert. Die Isolierung von
Heißdampfrohrleitungen fällt entsprechend teuer aus. Trotzdem ist sie
gewinnbringend, wie das folgende Beispiel beweist.
Eine Rohrleitung von 80 m Gesamtlänge hat eine stündliche Dampfmenge von 40500 kg für
eine 6000 KW-Dampfturbine zu fördern. Am Beginn der Dampfrohrleitung beträgt der
Dampfdruck 15 at, die Dampftemperatur 275° C. Die Leitung ist mit
Asbest-Kieselgurmasse von 60 mm Stärke isoliert und bandagiert. Die Flanschen sind
eingekapselt. Mit Rücksicht auf die mäßige Ueberhitzungwurde eine
Dampfgeschwindigkeit von 30 m/Sek. zugrunde gelegt. Bei einem spezifischen Gewicht
von γ = 6,45 ergibt sich ein Rohrdurchmesser von
ungefähr 275 mm. Die ausgeführte Rohrleitung hatte 277 mm ∅, dementsprechend ergibt
sich eine Dampfgeschwindigkeit von 28,6 m/Sek.
Der stündliche Wärmeverlust der Leitung durch Strahlung und Leitung kann nach
folgender Formel berechnet werden:
Q=F\,\frac{t_{\mbox{d}}-\frac{x}{2}-t_1}{1/\alpha\,\frac{d_2}{1\,d_1}+\frac{1}{k'}\,\frac{d_2}{d_3}+\frac{d_2}{2\,\lambda}-l\,n\,\frac{d_3}{d_2}}.
Dabei ist:
Q = gesamter stündlicher
Wärmeverlust,
F = Oberfläche des nackten Rohres,
des Wasserabscheiders, der Schieber sowie der Flanschen = 83 m2,
td
= Dampftemperatur = 275° C,
t1
= Lufttemperatur = 20° C,
α1
= Uebergangsziffer =150,
d1
= lichter Rohrdurchmesser = 0,277 m,
d2
= äußerer Rohrdurchmesser = 0,292 m,
d3
= äußerer Durchmesser der Isolierung = 0,292 + 2 × 0,060 = 0,412 m,
k' = Wärmedurchgangszahl =
6,6,
λ = Wärmeleitziffer = 0,122,
x = Temperaturabfall der gesamten
Leitung, zu 80 × 0,25 = 20° angenommen,
Q=83\,\frac{275-\frac{20}{2}-20}{\frac{1}{150}\,\frac{0,292}{0,277}+\frac{1}{6,6}\,\frac{0,292}{0,412}+\frac{0,292}{2\,\times\,0,122}\,\times\,l\,n\,\frac{0,412}{0,292}}=38600\mbox{
WE i. d. Std.}
Der Spannungsverlust durch die Rohrwiderstände berechnet sich
nach der bekannten Formel zu:
p_{\mbox{s}}=\frac{10,5}{10^8}\,\frac{L\,\times\,\gamma}{d}\,v^2,
dabei ist
d = 0,277 m,
v = 28,6 m/Sek.,
γ = 6,45,
L = 80 m + Widerstand des
Wasserabscheiders, der Schieber usw. in Meter Rohrlänge ausgedrückt = 80 + 45 = 125
m,
p_{\mbox{s}}=\frac{10,5}{10^8}\,\times\,\frac{125\,\times\,6,45}{0,277}\,28,6^2=0,25\mbox{
at.}
Der durch den Druckabfall eintretende Wärmeverlust für 1 kg
Dampf berechnet sich zu:
y = (606,5 + 0,305 t1) – ts – (606,5 + 0,305
t2) – ts,
dabei ist:
t1
= Anfangstemperatur für 15 at = 200,3° C,
t2
= Endtemperatur für 14,75 at = 199,53° C,
ts
= Speisewassertemperatur,
y = 0,241 WE/kg insgesamt = 0,241
× 40500 = 9760 WE.
Der Gesamtverlust durch Abkühlung und Druckverlust wird also
38600 + 9760 = 48360 i. d. Std.
Würde man nun in diesem Falle den Dampf hoch- überhitzt zur Verwendung bringen, z.B.
mit 375° statt mit
275° C, so könnte auch eine Dampfgeschwindigkeit von 45 m/Sek. zugelassen werden.
Der lichte Rohrdurchmesser würde dann bei einem spezifischen Gewicht γ = 5,36, zu ungefähr 253 mm ausgeführt werden können.
Hierfür ergibt sich v = 41,9 m/Sek. Die stündlichen
Wärmeverluste durch Leitung und Strahlung betragen, dieselbe Isolierung
vorausgesetzt, bei F = 76 m2, td = 375°,
t1 = 20°, α1 = 215, d1 = 253 mm lichter
Rohrdurchmesser, d2 =
0,267 m, d3 = 0,267 + 2
× 0,060 = 0,387 m, k' = 7,5, λ = 0,146, x = 0,2° C für einen Meter. Der
Wärmeverlust wird dann Q = 59900 WE. Der
Spannungsverlust ps
wird in diesem Falle = 0,77 at, wobei L = 80 + 115= 195
m angenommen wurde. Der durch den Druckabfall eintretende Wärmeverlust wird 29550
WE. Der Gesamtverlust durch Abkühlung und Druckverlust wird dann 89450 WE. Es werden
somit durch Verwendung von Heißdampf in diesem Falle 41100 WE gespart. Dies gibt
\frac{41100}{763}=53,8\mbox{ kg} Dampf in der Stunde. Die
ersparte Kohlenmenge in der Stunde wird dann bei 7,5-facher Verdampfung
\frac{53,8}{7,5}=7,17\mbox{ kg}. Bei einem Preise der Kohle
von 18,50 M für 1000 kg ergeben sich bei 3000 Arbeitsstunden 400 M Gewinn.
Die Ausführung der Rohrleitung für Heißdampf wird um etwa 600 M billiger als die für
mäßig überhitzten Dampf, die Isolierung wird aber bei Heißdampf um etwa 330 M
teuerer sein. Bei neueren Anlagen wird gewöhnlich der Dampf auf 300 bis 350°
überhitzt, und es werden Dampfgeschwindigkeiten von 33 bis 40 m/Sek. bei der
Berechnung der Rohrleitung zugrunde gelegt, sofern es sich nicht um
Ferndampfrohrleitungen handelt. Die Frage der Entwässerung ist bei Verwendung des
hoch- überhitzten Dampfes nicht mehr so sehr von Bedeutung wie bei gesättigtem
Dampfe. (Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb 1915 S. 305 bis 308 und
321 bis 323.)
W.
Treibriemen aus Stahl. In der heutigen Zeit, wo
Deutschland auf seine eigene Produktion angewiesen ist, hat sich gezeigt, in welch
großartiger Weise die deutsche Industrie den Mangel an Rohmaterialien zu ersetzen
und mit ihnen hauszuhalten wußte. Ein weiterer Beweis dieser deutschen
Anpassungsfähigkeit zeigt sich in der Verwendung von Stahlbändern als Ersatz für
Lederriemen. Zwar ist schon seit Jahrzehnten bekannt, daß sich Stahlbänder sehr gut
als Treibriemen zu Kraftübertragungen eignen, ohne daß jedoch diese Art der
Antriebsübermittlung nennenswerten Eingang in der Maschinentechnik gefunden hätte.
Gegen die Einführung sprach der Mangel einer leichten und ebenso sicheren wie
dauerhaften Verbindung der Stahlbänder. Das Löten in der Art, wie Sägeblätter
gelötet werden, war nicht angängig, weil nicht überall ausführbar, erforderte
außerdem einen geübten Arbeiter und eine teuere Vorrichtung, die sich wohl nur für
größere Betriebe lohnen würde. Mehr noch steht der Einführung der gelöteten Bänder
der Uebelstand entgegen, daß ein Lager im Vorgelege oder der
Arbeitsmaschineentfernt werden muß, um das geschlossene Band aufzulegen. Zudem
hat sich in der Praxis gezeigt, daß die gelöteten Bänder zwar an der Lötstelle
selbst nicht reißen, daß aber die Uebergangsstelle ober- und unterhalb der Lötstelle
nicht die gleiche Zuverlässigkeit aufweist. Man hat nun versucht, einen Verschluß
der Bänder zu konstruieren. Schon 1872 wurde ein DRP. auf eine derartige
Konstruktion genommen. Aber diese sowie sämtliche bisherigen Bandverschlüsse konnten
sich nicht durchsetzen.
Neuerdings werden nun Stahlbandtreibriemen mit fortlaufender Lochung auf den Markt
gebracht. Diese Stahlriemen haben auf ihrer ganzen Länge – je nach Breite – mehrere
Reihen systematisch geordneter Löcher, wodurch die beliebige Verbindung des Riemens
an irgend einer Stelle ermöglicht wird. Der Stahlriemen wird genau wie der
Lederriemen aufgelegt und entsprechend abgeschnitten, zur Verbindung wird ein mit
gleichen Lochungen versehenes rautenförmiges Ueberdeckungsstück gleicher
Materialstärke verwendet, das auf den Riemen aufgenietet wird. Diese
Schrägverbindung ist bedeutend schmiegsamer wie die bisher bekannte Querverbindung
von Stahlriemen; sie vermeidet infolge der allmählichen Durchbiegung beim
Scheibenübergange die große, fast plötzliche Beanspruchung vor und hinter der
Verbindungsstelle, die bekanntlich, besonders bei kleinen Scheibendurchmessern, die
schwache Seite des Stahlbandbetriebes sind. Aus dem gleichen Grunde gestattet die
Schrägverbindung die Verwendung von gewölbten Scheiben, genau wie bei Lederriemen.
Die mit vier verschiedenen Lochabständen hergestellten Ueberdeckungsstücke dienen
gleichzeitig zum Ausregulieren der Riemenlänge, da nur das jeweils passende Stück
aufgelegt wird. Diese Verbindungsart benötigt nicht mehr Zeit als die Verbindung am
Lederriemen. Durch die Lochung ist Gewähr geleistet, daß der Riemen richtig sitzt
und auch gerade läuft.
Die durchlaufende Lochung gibt dem Riemen eine größere Elastizität ohne seine
Widerstandsfähigkeit merklich zu beeinträchtigen. Gegenüber dem Lederriemen haben
Stahlriemen noch den Vorteil der bedeutend größeren Betriebssicherheit und der
größeren Lebensdauer. Zwar ist die Adhäsion beim Lederriemen an sich etwas größer,
hängt aber wesentlich von der Verwendung des Materials, seiner Vorbehandlung in der
Gerberei und von der Laufdauer des Riemens ab, wird auch wesentlich beeinträchtigt
durch Feuchtigkeit und besonders durch Oel. Demgegenüber weist der Stahlriemen eine
wohl etwas kleinere, aber konstante und unbeeinflußbare Adhäsion auf und steht somit
praktisch dem Lederriemen nicht nach. Stahlbänder werden in einer Dicke von 0,3 bis
0,6 verwendet bis zu der allergrößten Kraftübertragung und eignen sich besonders für
hohe Geschwindigkeit, da sie sehr geschmeidig und dünn sind und sich nicht längen.
Infolge ihrer Witterungsunempfindlichkeit können sie überall Verwendung finden und
können auch durch Präparierung gegen Rosten geschützt werden.
Riemen aus Stahl sind bedeutend billiger als Lederriemen; auch das Rohmaterial steht
unbegrenzt zur Verfügung. Als wesentlichster Vorzug des Stahlriemens gegenüber dem Lederriemen kann
wohl der wirtschaftliche Vorteil angesehen werden, wenn man bedenkt, daß in
Deutschland allein für 45 Mill. M jährlich Treibriemen hergestellt werden, von denen
für ungefähr 18 Mill. M ausgeführt werden (1913).
Die Luftfilter System Bollinger. (W. Rosenberg, Rauch und Staub Nr. 11, 1915, S. 169 bis 172.) Die Bollinger-Filter bestehen aus einem versteiften Gehäuse
aus Eisenblech, in das eine Anzahl Doppelentstaubungsrahmen aus T-Eisen leicht
herausnehmbar eingesetzt sind. Die Doppelrahmen sind an der Vorder- und Rückseite
mit Filterschnüren aus besonderen feuersicheren Fasern bespannt. Der Blechschacht
selbst ist vorn und hinten für den Luftein- und -austritt offen, wird aber
zweckmäßig vorn mit einem leicht abnehmbaren Drahtschutzgitter versehen und hinten
mit einem engmaschigen Drahtgeflecht verschlossen, welches das etwaige Durchtreten
brennender Teile verhindert. Die Doppelentstaubungsrahmen stehen in den Kammern von
vorn nach hinten gesehen senkrecht hintereinander und so angeordnet, daß die
Filterschnüre des vorderen Rahmens immer die Zwischenräume der Filterschnüre des
dahinter stehenden Rahmens ausfüllen. Die Filterschnüre bestehen aus faserigem
Rohstoff, wodurch die Fasern der dicht neben- und hintereinander liegenden Schnüre
ineinander übergreifen und daher ein loses Filtergewebe bilden. Die Wirkung der Bollinger-Filter beruht auf der Stoßwirkung der Luft.
Durch das Ansaugen erhält die Luft und somit die in ihr enthaltenen Staubteilchen
eine gewisse Geschwindigkeit. Durch das Beharrungsvermögen dieser Staubteilchen
stoßen sie sich an den Filterschnüren und setzen sich an ihnen fest. Da die Luft
gezwungen ist, um die einzelnen Filterschnüre herumzustreichen, und somit
fortwährend ihre Richtung ändert, werden sämtliche Staubteilchen dem Luftstrom
entzogen. Beim Austritt aus den Filterkammern befindet sich die Luft in
praktischreinem Zustande. Die Reinigung der Bollinger-Filter ist einfach: Ein vorhandener Kompressor oder
Vakuumreiniger läßt sich hierzu verwenden; benutzt wird ein 4 bis 6 cm breites
Mundstück mit feinem Schlitz. Bei kleineren Filtern genügt unter Umständen schon ein
leichtes Abklopfen oder Bürsten mit einer nicht zu harten Bürste. Je nach dem
Staubgehalt findet eine solche Reinigung alle drei bis sechs Wochen oder in noch
längeren Zeitabständen statt. Es werden zu diesem Zwecke das Drahtschutzgitter fort-
und die verschmutzten Rahmen herausgenommen und sofort ein bereitstehender Satz
sauberer Reserverahmen eingesetzt. Sodann werden die verschmutzten Filterschnüre in
der vorerwähnten Weise gereinigt und die gereinigten Rahmen wieder gegen einen Satz
verschmutzter einer anderen Entstaubungskammer ausgewechselt.
Ein angestellter Vergleich zwischen einer Tuchfilteranlage für 48000 m3 Stundenleistung, die beispielsweise 3,86 × 3,86
× 2 m = 29,48 m3 Raum benötigte, mit einer
Bollinger- Filteranlage gleicher Stundenleistung bei senkrecht stehenden Rahmen
ergab für letztere einen Raum von 4 × 3,50 × 0,25 m = 3,5 m3 oder 5 × 3 × 0,25 = 3,75 m3. Allerdings wird der Unterdruck im Reinluftkanal
bei dem Bollinger-Luftfilter höher als bei den
Tuchfiltern vorgesehen und beträgt in reinem Zustande der Filter 3 bis 5 mm
Wassersäule. Der verhältnismäßig hohe Unterdruck hat den Zweck, der durch die
Filterschnüre strömenden Luft eine nicht zu niedrige Geschwindigkeit zu geben, um
dadurch eine möglichst große Stoßwirkung zu erzielen.
Mit einer Bollinger-Filteranlage in einem größeren
Elektrizitätswerk angestellte Versuche ergaben, daß die Gesamtleistung, die zum
Reinigen der Kühlluft mittels Bollinger-Filter benötigt
wurde, 0,045 v. H. der Generatorleistung betrug. Es würde dies also bei einer
Leistung von 2250 PS einen Leistungsverbrauch von 1 PS bedeuten.
Otto Brandt.