Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Sander |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 25 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Das Wärmetheorem von Nernst. Es wurde vor etwa zehn
Jahren, am 23. Dezember 1905, der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu
Göttingen vorgelegt. Da der damals ausgesprochene Grundsatz, trotz seiner hohen
Bedeutung für die technische Wärmelehre, den in der Praxis stehenden Ingenieuren
verhältnismäßig wenig bekannt ist, soll der Gedankengang hier dargelegt werden, dem
Nernst bei der Aufstellung seiner Hypothese
folgte.
Die erste Anregung gaben ihm die Bestrebungen, ein Maß zu finden für die chemische
Affinität, d.h. die treibende Ursache bei chemischen Vorgängen. Nach früherer
Auffassung war dieses Maß in der Wärmetönung, der Wärmeentwicklung vermehrt um die
äußere Arbeit, gefunden. Dieser Gedanke lag nahe, da für chemische Reaktionen die
Wärmetönungen kennzeichnend sind, und andererseits die Affinität die Reaktionen
veranlaßt. Es dürften sich also letztere entsprechend den ersteren ändern. Berthelot verlieh 1867 der herrschenden Anschauung
Ausdruck durch den Satz: „Von allen möglichen Reaktionen tritt die ein, welche
zur größten Wärmeentwicklung führt“. Im Widerspruch zu dieser Auffassung
steht nun die Möglichkeit endothermer Reaktionen, d.h. chemischer Vorgänge, die
Wärme verzehren. Bei ihnen ist die Wärmeentwicklung negativ, während sie beim chemischen Stillstande
gleich Null wäre. Obiger Anschauung gemäß müßte demnach alles in Ruhe bleiben. Ein
derartiger Widerspruch zwischen Theorie und Praxis wird vermieden, wenn man die
Affinität durch die größte Arbeit mißt, die bei einem Vorgange geleistet wird. Da
die chemische Verwandtschaft die treibende Kraft der Reaktion ist und somit auch die
Arbeitleistung hervorruft, so muß die im Maximum entstehende Arbeit ein Maß für die
Affinität sein. Diese größte Arbeitleistung entspricht nicht der der gesamten
Energieänderung, der Wärmetönung, sondern der Aenderung des Teiles der Energie, der
frei verwandelbar ist. Die so gewonnene Erkenntnis zeigt den Weg zur Klärung einer
praktisch außerordentlich wichtigen Frage. Man war bisher nicht imstande, die
maximale Arbeit zu berechnen, die ein Gramm-Atom (= 12 g) Kohlenstoff bei der
Verbrennung zu Kohlensäure liefert, d.h. man kannte nicht die Leistungsfähigkeit
einer durch Verbrennung von Kohle gespeisten idealen Maschine. Eine Bestimmung der
Affinität würde nach Obigem Klarheit schaffen. Nernst ist
es gelungen, den Weg zur Erreichung dieses Zieles zu weisen. Er stützte sich dabei
in erster Linie auf die Vorarbeiten van't Hoffs. Dieser
wies nach, daß bei Reaktionen zwischen festen und gelösten oder gasförmigen Stoffen
die Aenderung der freien Energie lediglich durch die Konzentrationen der letzteren
bestimmt wird. Man mißt nun die Konzentrationen durch die Anzahl der Mole auf einen
Liter, wobei man unter einem Mole die Gasmenge versteht, die gleich dem
Molekulargewicht in Grammen ist. Wenn bei einer Reaktion je ein Mol für ein Liter
eines jeden Stoffes genommen wird, so gilt nach van't
Hoff für die maximale Arbeit A die Beziehung
A = RTlnk. Für
die Wärmetönung fand er den Ausdruck
U=-RT^2\,\frac{d\,l\,n\,k}{d\,T}. Hierin bedeuten R die Gaskonstante, T die
absolute Temperatur und k die Gleichgewichtskonstante.
Man erkennt bei der Betrachtung dieser Fundamentalgleichungen, daß sich die
Affinitätsberechnung auf die Bestimmung des Festwertes k zurückführen läßt. Dessen Bedeutung sei daher nachstehend gegeben. Es
finde ein chemischer Prozeß zwischen den Stoffen A1 und A2 nach dem Schema A1 + A2 = A1' + A2' statt, d.h. es entstehen aus den ursprünglich
vorhandenen die Stoffe A1' und A2'.
Eine Vorbedingung der Reaktion ist nun, daß sich die Moleküle von A1 und A2 berühren. Die
Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes wächst mit den Konzentrationen c1 und c2, und man wird für
die Geschwindigkeit v, mit der sich der Vorgang
vollzieht, schreiben können v = k • c1 • c2. Es bedeutet hierin
k eine die betreffende Reaktion kennzeichnende
Konstante. Sofern der Vorgang umkehrbar ist, gilt für die Geschwindigkeit der
rückwärts schreitenden Reaktion entsprechend v' =
k'c1' – c2'. Wenn v = v' ist, so
herrscht Gleichgewicht. In diesem Falle wäre somit k
c1
c2
= k' c1' c2' oder
\frac{{c_1}'{c_2}'}{c_1c_2}=k. Die Gleichgewichtskonstante ist
also der Quotient aus den mathematischen Produkten der Konzentrationen. Findet
ein Vorgang zwischen den Stoffen A1
A2 ... statt, und
treten diese mit den Molekülzahlen n1
n2 ... auf, so gilt die
Gleichung n1
A1 + n2
A2 ... = n1' A1' + n2' A2' ... Jetzt müssen n1 Moleküle A1 gleichzeitig mit n2 Molekülen A2 zusammenstoßen, wenn
die Reaktion eintreten soll. Wie Nernst in seiner
„Theoretischen Chemie“ zeigt, läßt sich nun leicht durch eine kinetische
Ableitung in anschaulicher Form der Nachweis erbringen, daß in den Ausdruck für die
Geschwindigkeiten die Umsatzzahlen n1n2 ... als Exponenten von Potenzen der
Konzentrationen eingehen, so daß \nu=k\,{c_1}^{n_1}\ .\
{c_2}^{n_2} ... und weiterhin
k=\frac{{c_1}'^{{n_1}'}{c_2}'^{{n_2}'}}{{c_1}^{{n_1}}{c_2}^{{n_2}}}
ist. Zur Berechnung von k bietet sich jetzt folgender
Weg. Erfahrungsgemäß ändert sich die Wärmetönung chemischer Prozesse nur unbedeutend
mit der Temperatur. Man kann daher schreiben U = U0 + αT + βT2 + ..., wo U0 die Wärmetönung im absoluten Nullpunkt, αβ ... von den reagierenden Stoffen abhängige
Koeffizienten sind. Führt man diesen Wert in die oben gegebene Fundamentalgleichung
für U ein und integriert, so erhält man
l\,n\,k=\frac{U_0}{RT}-\frac{\alpha}{R}\,l\,n\,T-\frac{\beta}{R}\,T-\frac{\gamma}{2\,R}\,T^2\
...\ +J. In diesem Ausdruck ist J eine
zunächst völlig unbestimmte Integrationskonstante, mit deren Feststellung die
gestellte Aufgabe gelöst wäre. Nernst betrachtet nun das
Gleichgewicht in einem homogenen gasförmigen System bei so niedriger Temperatur, daß
alle reagierenden Molekülgattungen als Bodenkörper auftreten, d.h. sich am Boden
absetzen können. Man kann in diesem Falle die gleiche Reaktion zwischen nur festen
oder flüssigen, reinen Substanzen nach dem Schema v1a1 + v2a2 ... = v1'a1' + ... betrachten. Es
werde z.B. festes oder flüssiges (unterkühltes) Wasser aus festem oder flüssigem,
reinem Sauerstoff und Wasserstoff hergestellt, indem man die letztgenannten
Substanzen in einen Raum hineindestilliert, in dem chemisches Gleichgewicht
herrscht, und gleichzeitig das gebildete Wasser isotherm und reversibel zum festen
oder flüssigen Wasser hinüberdestilliert. Bezeichnet ζ
die Sättigungskonzentrationen der reagierenden Stoffe, so kann man zunächst
schreiben k=\frac{1}{\zeta}. Hieraus folgen die für Verdampfung
oder Sublimation (unmittelbare Verwandlung eines festen Stoffes in Dampf) geltenden
den obigen Gleichungen für U und lnk analogen Beziehungen:
-l\,n\,\zeta=\frac{\lambda_0}{RT}-\frac{\alpha_0}{R}\,l\,n\,T-\frac{\beta_0}{R}\,T-\frac{\gamma_0}{2R}\,T^2\
...\ -i und
\lambda=\lambda_0+\alpha_0T+\beta_0T^2+\gamma_0T^3\ .... Es
bedeuten hierin λ die Wärmetönung des
Kondensationsprozesses, λ0 die Kondensationswärme beim absoluten Nullpunkt und i eine jedem Stoffe eigentümliche
Integrationskonstante. Zur Weiterführung der Rechnung kommt nun das Nernst-Theorem zur Hilfe. Auf Grund der Erfahrung, daß
bei Reaktionen zwischen reinen, festen oder flüssigen Substanzen der Unterschied
zwischen A und U, sofern
die Temperaturen nicht zu hoch sind, nur gering ist, ließ sich die Hypothese
aufstellen \mbox{lim}\,\frac{dA}{dT}=\mbox{lim}\,\frac{dU}{dT}
(für T= 0). Ferner läßt sich aus der obengenannten
Grundgleichung für A in unserem Sonderfalle die
Beziehung A = RT (lnk – Σvlnζ) entwickeln.
Führt man in diesen Ausdruck die Werte der gegebenen Gleichungen für lnk und lnζ ein und
vergleicht die so gewonnene Beziehung mit dem Ausdruck für U, so erkennt man, daß das in der Formel für A vorkommende Glied RT. (J – Σvi) gleich 0 werden muß, wenn das Theorem erfüllt
werden soll. Es wäre demnach J = Σvi. Die unbestimmte Integrationskonstante ist
hierdurch auf die Summe durch Messungen zu ermittelnder Größen zurückgeführt. Zur
Berechnung von i führt Nernst in den Ausdruck für lnζ den Dampfdruck
p gemäß der Formel p =
ζRT ein und erhält dadurch eine Gleichung für lnp, auf deren rechter Seite naturgemäß wiederum i auftritt. Einen zweiten Ausdruck für lnp findet er durch Integration der zum größeren Teil
auf empirischer Grundlage beruhenden Formel
\lambda_0+3,5\,T-ET=\frac{RT^2d\,l\,n\,p}{d\,T}. Es ergibt
sich
l\,n\,p=-\frac{\lambda_0}{RT}+\frac{3,5}{R}\,l\,n\,T-\frac{E}{R}\,T+i+l\,n\,R.
Hieraus kann i auf Grund thermischer Messungen bestimmt
werden, wenn der Koeffizient E bekannt ist. Wie dessen
Feststellung erfolgt, gibt Nernst ausführlich in den
Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1906 an. Zur
Erreichung dieses Zieles sind vor allem Dampfdruckkurven erforderlich. Die Aufgabe,
chemische Gleichgewichte aus thermischen Messungen zu bestimmen, ist hierdurch
gelöst, mit anderen Worten, das Endziel der Thermochemie ist erreichbar
geworden.
Schmolke.
––––––––––
Erzeugung und Verwendung flüssiger Luft zu Sprengzwecken.
Die hochwertigen Nitroglyzerin- und Ammonsalpetersprengstoffe werden immer mehr für
die Bedürfnisse der Heeresverwaltung herangezogen, so daß sich der Bergbau große
Beschränkungen auferlegen muß. Man hat daher seine Zuflucht zu den sogenannten
Chloratsprengstoffen genommen, wie Cheddit, Miedziankit, Koronit u.a., zu deren
Herstellung chlorsaure Salze verwendet werden, die aber den ersterwähnten
Sprengstoffen bedeutend unterlegen sind und auch bei der Verwendung verschiedene
Nachteile aufweisen. Hervorragende Bedeutung verdient daher das Sprengverfahren mit
flüssiger Luft, richtiger mit flüssigem Sauerstoff, über das H. Dietrichs in Stahl und Eisen 1915 S. 1145 ff. eingehend
berichtet.
Die Wirkung der Sprengstoffe beruht auf ihrer schnellen Verbrennung und Vergasung,
die sich in Bruchteilen von tausendstel Sekunden vollzieht. Die Salpetersäure
verdankt dabei ihre große Bedeutung ihrem hohen Gehalt an Sauerstoff, dem
hauptsächlichsten Agens aller Explosionsvorgänge. Bei dem Gedanken, als
Sauerstoffträger die flüssige Luft zu verwenden, kam es nun darauf an, ihren
Sauerstoff mit einem Kohlenstoffträger zusammenzubringen und durch Entzündung dieses
Gemischs die Sprengwirkung zu erreichen. Zuerst hat Linde
beim Bau des Simplontunnels diesen Gedanken zu verwirklichen gesucht, indem er die
flüssige Luft mit gepulverter Holzkohle mischte. Doch hat sich dieses Oxyliquit
genannte Mittel nicht bewährt. Zum ersten Male mit Erfolg hat Kowatsch einen gangbaren Weg betreten, der eine zunächst mit dem
Kohlenstoffträger allein geladene Patrone erst im Bohrloch zu laden vorschlug.
Gleichzeitig wußte Schulenburg einen Erfindungsgedanken
von Dewar nutzbringend zu verwerten, wonach die Patronen
durch Unterkühlung bis auf die Temperatur der flüssigen Luft (– 185° C) für diese
aufnahmefähig und damit die damit gefüllte Patrone haltbar gemacht wird. Beide
Verfahren haben sich in der Praxis als brauchbar erwiesen.
Die für Sprengzwecke benutzte flüssige Luft ist nicht das gleiche Produkt, das man
gewöhnlich unter dieser Bezeichnung versteht, und das nur etwa 40 v. H. Sauerstoff
enthält, sondern muß wenigstens 85 v. H. hiervon aufweisen. Es ist also eine
Flüssigkeit, die besser als flüssiger Sauerstoff bezeichnet werden sollte, bei der
also ein großer Teil des in der Luft neben Sauerstoff vorhandenen Stickstoffs
ausgeschieden werden muß. Dieser flüssige Sauerstoff wird durch fraktionierte
Destillation der flüssigen Luft und nachfolgende Rektifikation erhalten. Die
Sauerstoffanreicherung kann auf diesem Wege bis 95, auch 99 v. H. getrieben werden,
doch genügt in der Praxis ein Gehalt von 85 v. H. vollauf. Die flüssige Luft hat
eine bläuliche Farbe, die mit zunehmendem Sauerstoff ein immer tieferes Blau
annimmt. Bei 85 v. H. Sauerstoffgehalt beträgt das spezifische Gewicht 1,1, die
Temperatur etwa – 185° C.
Textabbildung Bd. 331, S. 27
Abb. 1.
Abb. 1 zeigt eine Luftverflüssigungsanlage der Maschinenfabrik Fürth bei Cöln. Bei a wird vom Kompressor e
Luft angesaugt, die im Reiniger b durch Berieseln mit
Alkalilauge von Kohlensäure und Staub befreit wird, während die Pumpe d den Kreislauf dieser Reinigungsflüssigkeit vermittelt
und etwa mitgerissene Lauge in dem Abscheider c
entfernt wird. Die verdichtete Luft verläßt den Kompressor mit 15 bis 20° C und gelangt
nun durch die Hochdruckleitung f in den Vorkühler g, wo sie mit dem aus dem Verflüssigungsapparat m durch die Leitung o
entweichenden kalten Stickstoff vorgekühlt wird. Nach Passieren des Oelabscheiders
h, der die Luft von mitgerissenem Oel befreit,
gelangt sie in den Nachwärmer t, der sie wieder auf die
äußere Temperatur erwärmt, und danach in die sogenannte Trockenbatterie i, wo die Feuchtigkeit und die letzten Reste von
Kohlensäure und Alkali entfernt werden. Durch den Dreiweghahn k wird die Luft nun in den sogenannten Tiefkühler l geleitet, der ihre Temperatur mit Hilfe eines
Ammoniak- oder Kohlensäurekompressors p auf – 20° C
herunterdrückt. Das von letzterem kommende Kühlmittel wird im Kondensator q kondensiert und dem Tiefkühler zugeführt. r ist eine Regelvorrichtung mit Saug- und
Druckmanometer. Nach beendetem Wärmeaustausch zwischen komprimierter Luft und
Kältemittel wird das hierbei wieder gasförmig gewordene Kühlmittel wieder von der
Kältemaschine angesaugt.
Textabbildung Bd. 331, S. 28
Abb. 2.
Die vorgekühlte Luft gelangt nun in den Verflüssigungsapparat m, wo zugleich die Abscheidung von Stickstoff vor sich geht. Dieser
Apparat ist in Abb. 2 schematisch wiedergegeben. Er
besteht aus einer doppelten Rohrschlange a, dem
Austauscher, durch dessen inneres Rohr die vorgekühlte Luft eintritt, während im
äußeren der kalte Stickstoff in entgegengesetzter Richtung abzieht und so die
Preßluft nach dem Gegenstromprinzip auf – 170° abkühlt. Letztere durchströmt nun die
durch flüssigen Sauerstoff gekühlte Schlange d, wo sie
weiter verdichtet wird, und wird durch plötzliche Entspannung beim Austritt aus dem
Ventil b auf nahezu Atmosphärendruck gebracht. Dieser
Drucksturz erzeugt die zur Verflüssigung erforderliche Kälte, und nun rieselt die
flüssige Luft durch die sogenannte Rektifikationssäule, wo ihr allmählich der
Stickstoff entzogen wird, in den Aufsaugbehälter ab, wo sie als stickstoffarme Luft,
sogenannter flüssiger Sauerstoff anlangt. Die Anreicherung mit Sauerstoff in
der Rektifikationssäule beruht auf der Verdampfung des letzteren. Die flüssige Luft
gelangt nämlich dorthin mit einer etwas höheren Temperatur als dem Sauerstoffbad um
d entspricht. Infolgedessen treten Dämpfe auf, die
in der Säule nach oben steigen, die aber wieder wärmer als die flüssige Luft sind
und daher aus ihr den Stickstoff verdampfen, selbst aber wieder kondensieren und mit
der Flüssigkeit nach unten fließen. Der Stickstoff entweicht ins Freie, die Preßluft
in den Vorkühler g, und der flüssige Sauerstoff wird in
Flaschen abgezapft.
Das dritte Rohr der Schlange in Abb. 2 wird nur bei
Gewinnung gasförmigen Sauerstoffs verwendet.
Abb. 3 zeigt den ausgeführten Verflüssigungsapparat im
Schnitt. Zur Aufbewahrung des flüssigen Sauerstoffs dienen doppelwandige,
hochevakuierte Gefäße aus Kupfer und Messing von Ei- oder Kugelform (Abb. 4 und 5).
Textabbildung Bd. 331, S. 28
Abb. 3.
Die Füllung der Patronen mit flüssigem Sauerstoff erfolgt erst an der
Verwendungsstelle. Nach dem Verfahren von Kowatsch-Balduk wird die aus einer Papphülse bestehende und mit
dem Kohlenstoffträger gefüllte Patrone mit der Zündvorrichtung in das Bohrloch
eingeführt. Durch ein bis auf den Boden der Patrone reichendes Papierrohr wird die
Patrone mit dem flüssigen Sauerstoff gefüllt, während die verdunstete Luft durch ein
zweites solches Röhrchen einen Ausweg findet. Beide Rohre ragen aus dem Bohrloch
heraus, und der Raum vor der Patrone wird mit Lehm oder dergleichen ausgefüllt. Nach
Einführung des flüssigen Sauerstoffs mit Hilfe des in der Flasche herrschenden
Ueberdrucks ist die Patrone sprengfertig. Da infolge der leichten Vergasbarkeit die
Sprengkraft bald nachläßt, muß der Schuß so schnell als möglich abgetan werden. Nach
dem Schulenburgschen Verfahren wird die Patrone vor dem
Einsetzen gefüllt. Auch hier wird die verdunstete Luft durch ein Entlüftungsröhrchen
abgeleitet. Damit die Sprengkraft bis zum Einsetzen ins Bohrloch nicht verloren
geht, wird die Patrone schon vor der Füllung mit flüssigem Sauerstoff durch dessen
kalte Dämpfe vorgekühlt. Die Füllung selbst erfolgt durch Eintauchen. Die beiden
beschriebenen Verfahren werden von der Sprengluftgesellschaft in Essen
vertreten.
Textabbildung Bd. 331, S. 29
Abb. 4.Transportflasche
Textabbildung Bd. 331, S. 29
Abb. 5.Füllflasche
Die Wirtschaftlichkeit des Luftschießverfahrens hat sich als günstig erwiesen. Nach
Versuchen auf großen Gruben erzielt 1 kg Marsitsprengstoff dieselbe Wirkung wie 2,2
kg Gelatinedynamit, wie 6 kg Pulver, wie 3 kg Cheddit. Die Kosten sollen gering
sein. Weitere Vorteile bestehen in der Explosionssicherheit auf dem Transport und
während der Lagerung und in verschiedenen anderen Vorzügen im Betriebe. Natürlich
ist die Verwendung des flüssigen Sauerstoffs auch nicht frei von mancherlei
Nachteilen, die namentlich in der schnellen Verdunstung begründet sind, sowie darin,
daß das Verfahren noch nicht schlagwettersicher ist.
Loebe.
––––––––––
Zusammensetzung und Heizwert der Kohle. Nach dem
Wassergehalte der Kohle unterscheidet man Rohkohle bzw. grubenfeuchte Kohle,
lufttrockene, noch hygroskopisches Wasser enthaltende, und wasserfreie, eine Stunde
bei 105° C getrocknete und in diesem Zustande hygroskopische Kohle. Bei der
trockenen Destillation wasserfreier Kohle entweichen die flüchtigen Bestandteile,
wie Kohlenwasserstoffe, Kohlenoxyd, Kohlendioxyd, während die sogenannte
Koksausbeute zurückbleibt. Kurzflammig sind Kohlen mit weniger als 25 v. H. an
flüchtigen Bestandteilen, langflammig solche mit mehr als 25 v. H. Je nach dem
Gehalt an vergasbarem Kohlenstoff unterscheidet man Fett- und Magerkohlen. Zieht man
von dem Werte für die Koksausbeute den Aschegehalt ab, so ergibt sich der Gehalt an
fixem Kohlenstoff. Dieser und die flüchtigen Bestandteile liefern den Wert für die
sogenannte Reinkohle. Der Gehalt an flüchtigen Bestandteilen und fixem Kohlenstoff
ergibt die Grundlage für die Bezeichnung der Kohlen, wie Tab. 1 zeigt.
Der Wert für die Verbrennungswärme einer Kohle schließt diejenige Anzahl von
Wärmeeinheiten mit ein, die der Verdampfungswärme des gesamten Wassergehaltes
entspricht. Dieser setzt sich zusammen einmal aus dem Feuchtigkeitsgehalt und dem
Gehalt an hygroskopischem Wasser (F), andererseits aus
dem sich bei der Verbrennung des in der Kohle enthaltenen Wasserstoffes bildenden
Wassers (H), der gleich 9 H Gewichtsteilen entspricht. Das Gesamtwasser berechnet sich also zu (F + 9 H). Da die
Verdampfungswärme des Wassers für 1 kg 600 WE, also für ein Gewichtsprozent Wasser 6
WE beträgt, so ist
V = W + 6
(F + 9 H) und
W = V – 6
(F + 9 H),
worin W den Heizwert und V die Verbrennungswärme bedeutet. Ist F der Wasser- und A der
Aschegehalt der Rohkohle, so ist der Heizwert W für 1
kg Rohkohle
W_r=100\ .\ \frac{W+6\,F}{100-(A+F)}.
Ist der Heizwert einer Rohkohle und deren Feuchtigkeitsgehalt
bekannt, so läßt sich daraus nach
W_t=\frac{100}{100-f}\ .\ (W+6\,f)
der Heizwert der wasserfreien bzw. lufttrockenen Kohle
berechnen.
Tabelle 1.
Bezeichnung der Kohle
FlüchtigeBestand-teilev. H.
FixerKohlen-stoffv. H.
Anthrazite
4–8
96–92
Magerkohlen
8–15
92–85
Eßkohlen
15–20
85–80
Fettkohlen (kurzflammig, Kokskohlen)
20–25
80–75
Fettkohlen (langflammig, Gaskohlen)
25–30
75–70
Gasflammkohlen
30–45
70–55
Trockne Kohlen m. langer Flamme (Braunk.)
45–55
55–40
Ist der Gesamtwassergehalt in Prozenten der lufttrockenen Kohle bekannt, so ergibt
sich mit Hilfe der Gleichung
W_t=\frac{100}{100+f}\ .\ (W-6\,f)
der Heizwert der Rohkohle aus demjenigen der lufttrocknen bzw.
wasserfreien Kohle.
Die Bestimmung des Heizwertes erfolgt durch kalorimetrische Messung mittels der Mahlerschen Bombe, in der die Kohle zur Verbrennung
gelangt. Hierbei wird die bei der Kondensation des entstandenen Wassers freiwerdende
Wärme mitgemessen. Der praktische Heizwert ergibt sich dann aus W = V – 6 (F + 9 H).
Zur Ermittlung des Heizwertes aus der elementaren Zusammensetzung der Kohle benutzt
man die Gleichung
W=81\,C+290\left(H-\frac{0}{8}\right)+25\,S-6\,F
(Verbandsformel), worin C = Kohlenstoff, S = Schwefel, F = Wasser,
\frac{0}{8} = gebundenen Wasserstoff,
\left(4-\frac{0}{8}\right) = disponiblen Wasserstoff
bedeutet. Im allgemeinen liefert diese Berechnung aber keine zuverlässigen
Werte.
Auch mit Hilfe der Goutalschen Formel erhält man auf
rechnerischem Wege die Verbrennungswärme (den oberen Heizwert). Diese Formel
lautet
Vt= 82 Cft + a • Gt,
worin Cft den fixen Kohlenstoff, Gt die flüchtigen Bestandteile für 1 kg wasserfreie
Kohle und a einen veränderlichen Faktor bedeutet. Gt und Gft werden aus G und C der Rohkohle durch
Multiplikation mit \frac{100}{100-F} ermittelt. Aus Vt ergibt sich dann der
Heizwert der Rohkohle zu
W=V_t\,.\,\frac{100-F}{100}-6\,(F+9\,H).
Der Wasserstoffgehalt H schwankt
für lufttrockne Kohle zwischen 3 und 6 v. H.
Tabelle 2.
Art der Kohle
Heizwert derReinkohleW
Steinkohlen.
Deutsche: Westfälische
Magerkohle
8400–8500
Westfälische Fettkohle
8200–8400
Westfälische Gasflammkohle
8000–8200
Saar- und Lothringer Steinkohle
7800–8100
Schlesische Steinkohle
7800–8000
Hannoversche und sächsische Steinkohle
7700–8000
Steinkohlenbriketts
8200–8500
Steinkohlenkoks
7900–8100
Englische: Durham
8200–8400
Yorkshire
7900–8000
Schottische
7600–8000
Englischer Gaskoks
7800–8000
Englische Briketts
8300–8500
Braunkohlen.
Braunkohlen aus der Provinz Brandenburg
5600–6400
Braunkohlen aus der Lausitz
5900–6300
Braunkohlen aus dem Königreich Sachsen
6600–7000
Braunkohlen aus der Provinz Sachsen, Thüringen und
Anhalt
6300–6800
Braunkohlen aus Westdeutschland, Rheinland
und Hessen
6300–6600
Braunkohlen aus Böhmen
6900–7500
Braunkohlenbriketts.
Braunkohlenbriketts aus der Provinz Brandenburg
6000–6400
Braunkohlenbriketts aus der Lausitz
5900–6300
Braunkohlenbriketts aus dem Königreich Sachsen
6300–6700
Braunkohlenbriketts aus der Provinz
Sachsen, Thüringen und Anhalt
6300–6700
Braunkohlenbriketts aus Westdeutschland, Rhein- land
und Hessen
5800–6100
Torf.
Norddeutscher Torf
5100–5400
Holz
4300–4500
Endlich läßt sich W auch aus dem Aschen- (A), Wasser- (F) und
Reinkohlegehalt (100 – A – F) nach der Formel
W=W_r\,\frac{100-A-F}{100}-6\,F
bestimmen, worin Wr den Heizwert der Reinkohle bedeutet, den man nach
Analysen ähnlicher Kohlen wählt. In Tab. 2 sind einige Werte für W der häufigsten Kohlen zusammengestellt. (Zeitschr. f.
Dampfkessel u. Maschinen, 1915 S. 313.)
Loebe.
––––––––––
Ziele und Grenzen der Leuchttechnik. O. Lummer (Breslau). Jahresversammlung der Deutschen
beleuchtungstechnischen Gesellschaft.
Vom schwarzen Körper und den Gesetzen der schwarzen Strahlung von Stefan-Boltzmann und Wien
ausgehend, sprach Lummer zunächst über die Mittel zur
Bestimmung der schwarzen und der wahren Temperatur und ging näher auf die von ihm
bei seinen Messungen an Platin und Kohlefäden angewendete Methode ein, unter
Benutzung eines Vergleichskörpers aus demselben Material den Zusammenhang zwischen
der wahren Temperatur der Fäden und ihrer durch gleichzeitige Messung von Strom und
Spannung festgestellten Gesamtstrahlung zu ermitteln. Er wies darauf hin, daß er auf
diesem Wege bisher neben der Hohlraumstrahlung nur die Strahlung von Platin und
Kohle habe untersuchen können, da ein Vergleichskörper aus Wolfram, wie er ihn zu
Messungen an Wolframlampen hätte benutzen wollen, der technischen Schwierigkeiten
wegen bis jetzt nicht ausführbar gewesen sei.
Im Anschluß daran ging Lummer auf das Wesen der
logarithmischen Isochromaten ein. Es sind dies bekanntlich die Geraden, die man
erhält, wenn man die bei einer bestimmten Wellenlänge und verschiedenen Temperaturen
spektralphotometrisch gemessenen Energiewerte eines Strahlers in logarithmischem
Maßstabe in Abhängigkeit von der reziproken absoluten Temperatur darstellt. Für jede
Wellenlänge erhält man eine solche logarithmische Isochromate, und die verschiedenen
Isochromaten nähern sich einander, um sich in einem oder vielen Punkten zu
schneiden. Trifft der erste der beiden Fälle zu, so besagt dies, daß für die dem
Schnittpunkte der Isochromaten entsprechende Temperatur des geprüften Strahlers
seine relative Energieverteilung dieselbe ist, wie die des im Spektral-Photometer
als Normallampe benutzten konstanten Vergleichslichtes.
Diese Tatsache kann in einfacher Weise zur Untersuchung verschiedenartiger Strahler
benutzt werden, indem man diese je nachdem als Normallampe des Spektralphotometers
benutzt, wenn man ihre Temperatur nicht beliebig ändern kann, oder indem man sie mit
dem Spektralphotometer prüft und dabei eine Normallampe von bekannten
Strahlungseigenschaften als Vergleichslichtquelle wählt.
Lummer konnte auf diesem Wege zeigen, daß der Kohlefaden
der Kohlefaden-Glühlampe die gleiche relative Energieverteilung im sichtbaren Gebiet
aufweist, wie der schwarze Körper, und daß er daher, da er kein schwarzer Körper
ist, als „grauer“ Körper angesprochen werden muß. Er konnte ferner
nachweisen, daß die Bogenlampenkohle dieselbe Eigenschaft besitzt, konnte daraus die
Temperatur des Bogenlampen-Kraters bestimmen, und bewies weiter die Berechtigung der
Methode, indem er den grauen Kohlefaden mit dem blanken Platinfaden verglich und
dabei keinen gemeinsamen Schnittpunkt der logarithmischen Isochromaten fand. Er
wandte endlich dieselbe Methode auf die Sonne an, indem er zum Vergleich den
positiven Krater des elektrischen Lichtbogens verwendete.
Aus seinen Messungen und den Zahlen anderer Beobachter leitete er die Temperatur der
Sonne unter verschiedenen Voraussetzungen ab und zeigte, daß sie zu rund 6000° abs.
angenommen werden kann.
Lummer sprach dann über die Empfindlichkeitskurve des
menschlichen Auges, die sich unter dem Einflusse der Sonne nach seiner Ansicht so
ausgebildet hat, daß wir die zu uns gelangende Strahlung mit möglichst gutem
Nutzeffekte bewerten, da das Strahlungsmaximum mit in den Wellenlängenbereich fällt,
den wir als das sichtbare Gebiet bezeichnen.
Durch weitere auf den schwarzen Körper bzw. den blanken Platinstrahler angewandte
Ueberlegungen zeigte Lummer endlich, daß mit einer
Temperatur, wie sie etwa derjenigen der Sonne entspricht, das Optimum der
Wirtschaftlichkeit gegeben sei, das eine auf dem Prinzip der Temperaturstrahlung
beruhende Lichtquelle erreichen kann.
Lummer schloß seine Ausführungen, indem er die
verschiedenen Nutzeffekte berechnete, die sich unter drei willkürlich von ihm
gemachten Voraussetzungen ergeben. Die erste seiner Annahmen geht von einer
gleichmäßigen Verteilung der Energie im sichtbaren Gebiet aus, und Lummer
bezeichnete den erzielten Effekt als schlecht, weil ein großer Teil der Energie
dabei zu wenig zur Geltung gelangt. Im zweiten Falle legte er eine
Energie-Verteilung im sichtbaren Gebiet zu Grunde, wie sie der Empfindlichkeitskurve
des menschlichen Auges entspricht, und erzielte ein dementsprechend wesentlich
besseres Ergebnis. Bei der dritten Annahme schließlich setzte er den günstigsten
Fall voraus, daß die ganze Strahlung beim Empfindlichkeitsmaximum des Auges, im
Gelbgrünen also, mit einem Nutzeffekt von 100 v. H. in Licht umgesetzt wird. Für
diesen günstigen, wegen der monochromatisch grünen Färbung praktisch allerdings kaum
in Betracht kommenden Fall, gab Lummer 55 Kerzen für 1
Watt als Grenzwert an.
In der sich anschließenden Diskussion wies A. R. Meyer
darauf hin, daß sich ein Teil der von Lummer
vorgetragenen Untersuchungen mit den Ergebnissen einer von ihm ausgeführten,
abgeschlossen vorliegenden Arbeit decke, die er auch bereits zum Vortrage in der
nächsten Sitzung der beleuchtungstechnischen Gesellschaft angemeldet habe. Er
verglich noch einige seiner Resultate mit denen von Lummer und gab als Grenzwert für den an dritter Stelle erwähnten Fall
einer monochromatischen Grünlichtquelle von der dem Maximum der Augenempfindlichkeit
entsprechenden Wellenlänge 72,5 sphärische Kerzen für 1 Watt an. In der weiteren
Diskussion, an der die Herren Warburg und Lummer teilnahmen, wurde die Frage erörtert, wie die Aschkinass'sche Theorie der Strahlung von Metallen durch
ergänzende, das Reflexionsvermögen betreffende Annahmen soweit umgestaltet werden
könne, daß man auch aus den vielen Schnittpunkten der logarithmischen Isochromaten
eines blanken Körpers die wahre Temperatur dieses Strahlers herleiten könne.
Dr. A. R. Meyer.
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Die Kupfererzeugung Norwegens. Die norwegische Erzeugung
von metallischem Kupfer betrug im Jahre 1914 insgesamt 2867 t, nämlich in:
Sulitjelma
etwa
1475
t
Bessemerkupfer,
Birtavarre
„
480
„
Bessemerkupfer,
Röros
„
493
„
Raffinadekupfer,
Kristiansands Nikkelraf-fineringsverk
„
419
Elektrolytkupfer.
Im Jahre 1913 erzeugten dieselben Werke 1385, 420, 550 und 388 t, zusammen ungefähr
2750 t.
Im Jahre 1914 machte die Kieserzeugung bei Lökken, Sulitjelma, Foldal, Stordö,
Röstvangen, Bossmo und Röros insgesamt etwa 397000 t aus; wird die Ausbeute der
anderen Gruben auf etwa 35000 t veranschlagt, so ergibt sich für 1914 eine
Gesamterzeugung von etwa 430000 t gegenüber einem Durchschnitt für 1912 und 1913 von
460000 t. Die Ursache zu dem Rückgang wird zum Teil darin gesucht, daß die Arbeit in
den Gruben Bossmo und Kjöli, die mit belgischem Kapital arbeiten, nach Ausbruch des
Krieges ganz oder teilweise eingestellt gewesen ist.
Die gesamte Kiesausfuhr im Jahre 1914 machte 358144 t aus gegen 426000 und 391000 t
in den Jahren 1913 und 1912, also 1914 nahezu 70000 t weniger als im Vorjahr.
Der einheimische Verbrauch an Kies hat in den letzten Jahren etwas mehr als 50000 t
betragen, für 1914 dürfte er 60000 t erreichen. In diesem Jahre wurden 42852 t
Kiesabbrand d.h. etwas mehr als im Vorjahr ausgeführt.
Die Kupferwerke Norwegens beschäftigten 1914: 4250 Arbeiter, ungefähr dieselbe Anzahl
wie 1913.
Im Jahre 1913 standen die Kupferpreise für 1 englische Tonne auf 72 Lire und sanken
in der ersten Hälfte 1914, bis zum Kriegsausbruch, auf 65 Lire.
Der Gesamtwert der norwegischen Kupfer- und Kieserzeugung wird auf 15 Millionen
Kronen veranschlagt. Da der Weltverbrauch an Kupfer jährlich auf 1040000 t geschätzt
wird, so würde Norwegen, das 2800 t erzeugt, mit 1/4 bis ⅓ v. H. beteiligt sein.
Unter Hinzurechnung des aus norwegischem Kies gewonnenen Kupfers, das etwa 9000 t
beträgt, entfällt auf Norwegen etwa 1 v. H. der Welterzeugung.
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Außenhandel 1914 in Venezuela. Nach der von dem
venezolanischen Finanzministerium in zwei Halbjahrheften veröffentlichten Handels-
und Schiffahrtsstatistik für das Kalenderjahr 1914 betrug die Einfuhr Venezuelas im
Jahre 1914: 114 Millionen Kilogramm im Werte von 72,4 Millionen Bolivar
gegen 136,3 Millionen Kilogramm im Werte von 93,4 Millionen Bolivar im Jahre 1913,
eine Verringerung um rund 22 Millionen Kilogramm und 21 Millionen Bolivar.
Ausgeführt wurden im Jahre 1914 188,3 Millionen Kilogramm im Werte von 111,5
Millionen Bolivar gegen 285 Millionen Kilogramm im Werte von 152,7 Millionen Bolivar
im Vorjahr, eine Abnahme um nahezu 100 Millionen Kilogramm und rund 41 Millionen
Bolivar. Der Anteil der wichtigsten Verkehrsländer an der Ein- und Ausfuhr in den
Jahren 1914 (und 1913) stellte sich in Millionen Bolivar wie folgt:
Ausfuhr. Vereinigte Staaten von Amerika 48,5 (43,8), Frankreich 31,1 (51,7),
Deutschland 9,9 (28,8), Großbritannien 7,3 (11,3) Spanien 5,6 (70,), Niederlande 4,7
(3,6).
Einfuhr. Vereinigte Staaten von Amerika 31,1 (35,9), Großbritannien 14,9 (22,2),
Deutschland 8,2 (13,4), Niederlande 7,5 (8,2), Frankreich 4,0 (5,6), Spanien 2,4
(3,7).
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Der heutige Stand der Herstellung künstlicher
GliedmaßenVgl. D. p. J. Bd. 330
Heft 23. wird gekennzeichnet durch das Streben nach Vereinfachung
des künstlichen Mechanismus. Die schwierigste Aufgabe ist die Beschaffung eines
Armersatzes. Bei den Ausführungen, die nicht nur zum Ersatz des fehlenden Gliedes,
sondern auch zur Verdeckung des von der Verletzung hervorgerufenen Schönheitsfehlers
dienen sollen, besteht die Hand meist aus leichtem Holz und ist in allen
Fingergliedern beweglich. Die Greiffähigkeit beruht nur auf der durch die Reibung in
den Gelenken hervorgerufenen Klemmwirkung. Da diese bald nachläßt, ist es
empfehlenswerter, nur den Daumen beweglich zu gestalten und dessen Anpressung an den
ergriffenen Gegenstand durch eine Feder zu bewirken. Bei teilweisem Verzicht auf die
schönheitliche Wirkung kann man auch an der Innenseite der künstlichen Hand eine
Oeffnung anbringen, in die Gegenstände, die der Verletzte benutzen will,
hineingesteckt werden. Noch weiter in dieser Richtung geht man, wenn nur die
Beschaffung eines sogenannten Arbeitsarmes vorgesehen wird. Wie Abb. 1 zeigt, besteht ein solcher aus einer
gutsitzenden Stulpe, deren Form sich nach der Art der Amputation richtet und die am
vorderen Ende eine Klemmvorrichtung aus Metall trägt. Im Bilde ist ferner ein
kugelförmiger Ansatz zur Führung eines Hebels dargestellt. An dessen Stelle können
beliebige andere Ansätze, z.B. Arbeitshaken, Feilkloben, Stechbeitel usw.
treten.
Textabbildung Bd. 331, S. 32
Abb. 1.
Abb. 2 veranschaulicht die mechanische Betätigung
eines einfachen Armersatzes vermittels des als unversehrt angenommenen
Oberarmstumpfes und Schulterblattes. Zu diesem Zwecke ist die Stumpfhülse s mit der angeschnallten Schulterkappe k gelenkig verbunden. An dieser ist der zweiarmige
Hebel h angebracht, dessen unteres Ende durch die
Darmsaite d1 mit der
Stumpfhülse in der sichtbaren Weise in Verbindung steht, während das obere Ende
durch die Saite d2 an
dem unteren Teil der Unterarmhülse angeschlossen wird, wie die rechte Hälfte der
Abbildung erkennen läßt. Bewegt der Verletzte den Oberarm nach vorn, so zieht d1 das untere Hebelende
gleichfalls nach vorn, der Befestigungspunkt der Saite d2 am Hebel bewegt sich somit nach hinten,
und es tritt eine Beugung des Unterarmes ein. In weit vollkommenerer Weise werden
die Kräfte des Schulterblattes durch den Armersatz der Carnes
Company in Kansas City nutzbar gemacht. Mit diesem künstlichen Gliede kann
die Hand geöffnet, geschlossen, gebeugt und gedreht werden. Auch ist eine
Feststellung und Entriegelungen in verschiedenen Lagen vorgesehen.
Textabbildung Bd. 331, S. 32
Abb. 2.
Textabbildung Bd. 331, S. 32
Abb. 3.
Weniger schwierig als ein Armersatz gestaltet sich die Herstellung eines künstlichen
Fußes, wie ihn Abb. 3 zeigt. Er besteht aus einem
innen gepolsterten Ledertrichter für den Oberschenkelstumpf, einem hohlen Körper als
Ersatz des Unterschenkels und einem Holzfuße mit elastischer Sohle aus Filz.
Unbedingt notwendig ist das Vorderfußgelenk z. Eine mit
ihm verbundene Spiralfeder bewirkt das Strecken der Spitze des aufgehobenen Fußes.
An Stelle des Knöchels befindet sich das Drehgelenk f,
das allerdings ein der natürlichen Beweglichkeit des Fußes entsprechendes seitliches
Nachgeben vermissen läßt, was sich beim Gehen auf unebenem Boden unliebsam bemerkbar
macht. Bei einem Gummifuß können beide Gelenke vermieden werden. Zwischen die
Trennungsflächen von Fuß und Unterschenkel legt man zur Erzielung eines elastischen
Auftretens eine Spiralfeder oder einen Gummipuffer ein. Der Gefahr, daß das
Kniegelenk k unter der Schwere des Körpers einknickt,
kann man durch Anordnung des in Rasten einschnappenden Hebels a begegnen. Doch ist es ratsam, von Anfang an
Gehversuche mit losem Gelenk unter Benutzung eines Stockes vorzunehmen. Ein an der
Vorderseite befindlicher, Ober- und Unterschenkel verbindender elastischer Gurt
sorgt für das Strecken des gehobenen Beines. Bei völligem Verluste des Gliedes ist
schließlich noch ein Hüftgelenk erforderlich, das beim Gehen festgestellt wird. Auch
von einem losen Kniegelenk muß bei derartig schwerer Verletzung abgesehen werden. Es
ist unvermeidlich, daß hierdurch der Gang etwas Steifes bekommt.
Von großem Vorteil würde sein, wenn es gelänge, die Massenerzeugung auch in das
orthopädische Gewerbe einzuführen. Bei der starken Nachfrage nach künstlichen
Gliedmaßen, die gegenwärtig besteht, scheint der Zeitpunkt dafür gekommen. (Tießen, Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure Nr.
47.)
Schmolke.
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Ein Forschungsinstitut für die amerikanische Kriegsmarine.
Der Marinesekretär der Vereinigten Staaten, Daniels, hat
einen technischen Beirat für die Marine gebildet zu dem Zwecke, „die schlummernde
Erfindungsgabe des Landes im Interesse der Förderung der Marine zu wecken“.
Zum Vorsitzenden dieses Beirates wurde Edison ernannt,
während von elf großen Ingenieurvereinen und anderen wissenschaftlichen
Nationalverbänden je zwei Beisitzer vorgeschlagen wurden. Unter diesen finden sich,
wie die Zeitschrift für angewandte Chemie 1915, III, S. 651, mitteilt,
zahlreiche bekannte Chemiker und Metallurgen, so ist z.B. die American Chemical
Society vertreten durch Dr. Whitney, den Leiter des
Forschungslaboratoriums der General Electric Co., sowie durch Dr. Bakeland, den Erfinder des Kunstharzes Bakelit. Weiter
sind in dem Beirat vertreten die elektrochemische Gesellschaft, das Institut der
Hütten-Ingenieure, die aeronautische Gesellschaft und andere Vereinigungen. In der
konstituierenden Versammlung, die im Oktober in Washington stattfand, wurde die
Bildung von Sondergruppen für Torpedos, Unterseeboote, Sprengstoffe, drahtlose
Telegraphie, Rettungswesen usw. beschlossen, die sich mit der Bearbeitung
bestimmter, ihnen zugewiesener Gebiete befassen sollen. Ferner wurde die Errichtung
eines großzügigen Forschungs- und Versuchslaboratoriums dem Marinesekretär in
Vorschlag gebracht, das mit Laboratorien, Gießereien, Werkstätten der
verschiedensten Art, sowie Räumen zur Anfertigung von Zeichnungen und Films
ausgestattet werden soll. Dieses Forschungsinstitut soll in der Nähe einer Großstadt
am atlantlischen Ozean errichtet werden und ein für die größten Kriegsschiffe
zugängliches Dock erhalten. Die Anlagekosten sind auf 5 Mill. Doll., die jährlichen
Betriebskosten auf 2,5 bis 3,5 Mill. Doll. veranschlagt. Der Marinesekretär wird dem
Kongreß in seiner nächsten Session wahrscheinlich eine entsprechende Bewilligung
empfehlen; bis zur Errichtung dieses Laboratoriums wird sich der Beirat, der alle
zwei Monate zu einer Sitzung zusammentritt, mit den zurzeit verfügbaren Mitteln
behelfen.
Sander.