Titel: | Das Photometrieren der gebräuchlichen elektrischen Glühlampen. |
Autor: | Alfred R. Meyer |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 214 |
Download: | XML |
Das Photometrieren der gebräuchlichen
elektrischen Glühlampen.
Von Dr. Alfred R. Meyer, Berlin-Siemensstadt.
MEYER: Das Photometrieren der gebräuchlichen elektrischen
Glühlampen.
Die photometrischen Methoden, nach denen verschiedene Lichtquellen bewertet
werden, wechseln naturgemäß entsprechend den Anforderungen, die sich aus dem
jeweiligen Stande der Technik der betreffenden Lampenart von selbst ergeben.
Für die elektrischen Glühlampen ist es möglich gewesen, die anfängliche Methode der
Messung Jahrzehnte lang beizubehalten, obwohl 1905 neben die Kohlefadenlampe die
Tantallampe trat, und obwohl beide einige Jahre später durch die Wolfram- oder
Einwattlampe immer mehr in den Hintergrund gedrängt wurden.
Der Grund dafür war der, daß sich das von den genannten Lampenarten ausgestrahlte
Licht bei allen in fast völlig gleicher Weise auf die verschiedenen
Ausstrahlungsrichtungen verteilte, wie dies die Abb.
1 veranschaulicht. Wir ersehen aus ihr, daß sich die
Lichtverteilungskurven (Polardiagramme) der bezeichneten Lampenarten nur wenig
unterscheiden, daß sie alle ein Maximum der Lichtstärke in der Horizontalebene,
senkrecht zur Lampenachse also, aufweisen, daß die Lichtstärke unter der Lampe in
Richtung ihrer Achse wesentlich geringer ist, und daß sie je nach der Lampenart rund
20 bis 50 v. H. des erwähnten Höchstwertes beträgt. Dabei ist noch zu erwähnen, daß
jede der Kurven nur im Prinzip die betreffende Lampenart darstellt, und daß sich
daher die Polardiagramme verschiedener Lampensorten gleicher Lampenart voneinander
mitunter ebenso viel unterscheiden können, wie es bei den für die
Kohlefadenlampen, die Tantallampen und die Wolframlampen gezeichneten Kurven der
Fall ist.
Textabbildung Bd. 331, S. 213
Abb. 1.Lichtverteilungskurven normaler Wolfram-, Tantal- und
Kohlefadenlampen
Zwar gab es unter den gebräuchlichen Lampentypen einige, für die nicht die
gezeichneten Lichtverteilungskurven galten; indessen handelte es sich dabei in
erster Linie um Lampen für besondere Zwecke, und außerdem war ihre Zahl prozentisch
so gering, daß die für die Bewertung der Lampen benutzte Methode der Messung
ihnen keine Rechnung zu tragen brauchte.
Lag somit die Verteilung des Lichtes auf die einzelnen Richtungen fest, so fiel jeder
Grund fort, jedesmal diese Lichtverteilung aufs neue festzustellen, und man konnte
sich damit begnügen, die Messungen in einer einzigen ausgezeichneten Richtung
vorzunehmen. Als solche ergab sich von selbst die Richtung senkrecht zur
Lampenachse, da sie gleichzeitig mit dem Maximalwert zusammenfiel, und da bei ihr,
wie die Lichtverteilungskurve zeigt, durch geringe Abweichungen in der Richtung
prozentisch die kleinsten Meßfehler bedingt werden.
Textabbildung Bd. 331, S. 214
Abb. 2.Lichtverteilungskurve von normalen Wolframlampen bzw. von
Wotan-Zentralampen
Man war daher gewöhnt, unter der Lichtstärke einer elektrischen Glühlampe schlechthin
die wagerechte oder, richtiger gesagt, die mittlere wagerechte Lichtstärke zu
verstehen. Die letztgenannte wählte man, um auch noch die möglichen, im allgemeinen
geringen Ungleichmäßigkeiten zu berücksichtigen, welche die Lichtverteilung in der
Horizontalebene aufweist.
Aus dieser Festlegung ergab sich zwanglos die bei den praktischen Messungen benutzte
Meßmethode. Entweder ließ man nämlich die zu photometrierenden Lampen um ihre Achse
mit passend gewählter Geschwindigkeit rotieren (Rotationsmethode), oder man setzte
hinter die ruhende Lampe einen 120°-Spiegel (Methode der Winkelspiegel). Die erste
Methode braucht nicht näher erläutert zu werden; die zweite beruht darauf, daß
auf den Schirm des Photometerkopfes das Licht der Lampe direkt, sowie dasjenige
zweier Spiegelbilder gelangt, die ihr Licht aus Richtungen erhalten, welche um je
120° gegen die erstgenannte Richtung versetzt sind. Beim Photometrieren nimmt man
infolgedessen das Mittel aus diesen drei Richtungen und erhält dadurch, da bei den
in Frage kommenden Lampenarten die Abweichungen der Lichtstärke in der
Horizontalebene an sich gering sind, tatsächlich einen Wert, der mit dem mittleren
Horizontalwert genügend übereinstimmt. Es leuchtet ein, daß man bei der Messung nach
dieser zweiten Methode das Licht der Normallampe entsprechend verstärken muß; man
setzt daher hinter sie ebenfalls einen gleichartigen Spiegel und umgeht damit
gleichzeitig eine Bestimmung der Spiegelabsorption, die bei einseitiger Anwendung
des Winkelspiegels nötig sein würde.
Die auf den dargelegten Ueberlegungen aufgebaute Methode der Messung und Bewertung
der gebräuchlichen elektrischen Glühlampen behielt so lange ihre Berechtigung, als
die in Betracht kommenden Lampen die genannten Vorbedingungen erfüllten, und verlor
sie naturgemäß, als Lichtquellen in den Handel kamen, die dem Bedürfnis nach einer
völlig andersartigen Lichtverteilung Rechnung trugen.
Solche Lampen waren die Fokuslampen und die unter den verschiedensten Bezeichnungen
bekannt gewordenen Spiraldrahtlampen, bei denen man die Leuchtsysteme so gewählt
hatte, daß der Hauptanteil des Lichtes in der Richtung der Lampenachse ausgestrahlt
wurde, daß also bei senkrecht hängenden Lampen die größte Beleuchtung nicht mehr in
wagerechter, sondern in senkrechter Richtung nach unten vorhanden war. Die
Lichtverteilung einer Lampe dieser Art ist in der Abb.
2 wiedergegeben, und es ist zum Vergleiche nochmals die vorher übliche
Lichtverteilung mit eingetragen. Man erkennt auf den ersten Blick, daß die frühere
Methode der Messung und Bewertung hier ohne Berechtigung ist.
Noch unhaltbarer aber wurde dieser Zustand, als neben diesen immerhin ihrer
Gesamtzahl nach anfangs nicht sehr ins Gewicht fallenden Lampentypen die
gasgefüllten Glühlampen in den Handel kamen. Nicht allein, daß nun noch andere, von
den gezeichneten abweichende Lichtverteilungskurven vergleichbar bewertet werden
mußten, die Kurven wechselten auch von Lampenart zu Lampenart bei Erzeugnissen
desselben Herstellers, und Lampen gleicher Sorte waren oft durchaus unvergleichbar,
da die Leuchtsysteme und entsprechend die Lichtverteilungskurven bei verschiedenen
Fabrikanten voneinander abwichen.
Der einzige Ausweg aus diesen Schwierigkeiten war der, eine Meßmethode zu wählen, bei
der man das Licht nicht nur in einer einzigen Richtung mißt, sondern auch den in
anderen Richtungen ausgesandten Lichtstrom bewertet. Dies geschieht, wenn man die
mittlere sphärische Lichtstärke als Vergleichsgröße zugrunde legt. Sie ist
bekanntlich durch diejenige Lichtstärke definiert, die sich ergeben würde, wenn der
gesamte Lichtstrom von der betreffenden Lampe nach allen Richtungen hin gleichmäßig
ausgesandt würde. Die übliche im Polardiagramm dargestellte Lichtverteilungskurve
ist also in der gleichen Darstellung durch einen Kreis ersetzbar, dessen Radius der
angegebenen mittleren sphärischen Lichtstärke entspricht.
Die Frage der vergleichbaren Bewertung verschiedener Glühlampen ist durch diese
Ueberlegungen auf die Messung ihrer sphärischen Lichtstärke zurückgeführt, und es
braucht daher nur noch darauf eingegangen zu werden, wie man diese Messung in
technisch befriedigender Weise schnell ausführt.
Zum Verständnis der angewendeten Methode ist es notwendig, kurz auf die Grundlagen
einzugehen, auf denen sich die Bestimmung des sphärischen Lichtwertes einer
Lichtquelle aufbaut. Wie nach den vorhergehenden Erörterungen einleuchtend, ist die
Lichtverteilungskurve einer Lampe diejenige Angabe, durch die der gesamte von ihr
ausgehende Lichtstrom bestimmt ist, und aus der er berechnet werden kann.
Zur Vereinfachung unserer Ueberlegungen setzen wir voraus, daß es sich um eine in
bezug auf die Lichtverteilung achsialsymmetrische Lichtquelle handele, bei der wir
daher in jeder durch ihre Achse gelegten Ebene dieselbe Lichtverteilungskurve
erhalten. Dieser Annahme genügen die gebräuchlichen Glühlampen fast durchgängig, wie
sich dies aus den vorhergehenden Erörterungen ergibt, und wie es auch aus der
Tatsache hervorgeht, daß man überhaupt von der Lichtverteilungskurve einer
bestimmten Glühlampen- oder Lampenart spricht.
Liegt die Aufgabe vor, aus einer solchen Lichtverteilungskurve die mittlere
sphärische Lichtstärke der betreffenden Lampe zu berechnen, so haben wir zu
beachten, daß es nicht zulässig ist, die Intensitäten in bestimmten Gradabständen
abzulesen und daraus das Mittel zu bilden, daß vielmehr der gleiche Lichtwert in
verschiedenen Ausstrahlungsrichtungen verschieden zu bewerten ist. Diese Tatsache
wird verständlich, wenn wir uns um den Mittelpunkt der Lampe eine Kugel von
beliebigem Durchmesser gelegt denken. Dann ergibt sich nämlich die Beleuchtung, die
jedes Flächenelement dieser Kugel erhält, aus der in der betreffenden Richtung
ausgestrahlten Intensität dividiert durch das Quadrat des Kugelhalbmessers.
Aus dieser Ueberlegung sehen wir sofort, daß eine in der Aequatorialebene der Lampe
vorhandene Lichtstärke 100, die in dem Winkel 90 bis 85° der Gradeinteilung der
beiden Abbildungen konstant ist, auf der entsprechenden Zone unserer gedachten Kugel
dieselbe Beleuchtung erzeugt wie die gleiche nahe der Richtung der Achse,
beispielsweise zwischen 5 und 0°, vorhandene Lichtintensität auf der zugehörigen
Kugelkalotte, die aber an Fläche wesentlich kleiner ist. Es leuchtet ein, daß dieser
Unterschied bei der Bewertung in der Weise in Rechnung gestellt werden kann, daß man
die einzelnen Intensitäten nicht mit den abgelesenen Werten einsetzt, sondern daß
man sie mit einem entsprechenden Faktor multipliziert. Mathematisch ist dieser
Faktor nichts anderes als der Kosinus des Winkels zwischen der betreffenden Richtung
und der durch die Lampe gelegten Horizontalebene.
Es würde zu weit führen, die verschiedenen dabei angewendeten Methoden an dieser
Stelle in ihren Einzelheiten zu erläutern. Es genüge die Angabe,Näheres darüber siehe Liebenthal, Prakt. Photometrie, Braunschweig 1907; Uppenborn-Monasch, Lehrbuch der Photometrie,
München-Berlin 1912. daß man praktisch neben anderen Verfahren
besonders die rechnerische Methode von Liebenthal, die
graphische Methode von Rousseau (das sogen. Rousseausche Diagramm) und ein von Bloch angegebenes Näherungsverfahren benutzt, bei dem man nur den
arithmetischen Mittelwert aus den Intensitäten zu bilden braucht, die man auf einer
Reihe in das Polardiagramm eingezeichneter Hilfslinien abliest. Die Möglichkeit, auf
diesem Wege die mittlere sphärische Lichtstärke zu ermitteln, beruht darauf, daß die
genannten Hilfslinien das Polardiagramm nicht in gleichen Gradabständen durchsetzen,
sondern daß sie so verteilt sind, daß sie zu den Mitten flächengleicher Zonen
unserer um die Lichtquelle umschrieben gedachten Kugel führen. Infolgedessen liest
man bei hinreichender Unterteilung auf einer jeden die Intensität ab, die die
mittlere Beleuchtung der zugehörigen Zone hervorruft, und erhält daher in dem
Mittelwert der Einzelablesungen mit genügender Genauigkeit die mittlere sphärische
Lichtstärke.
Wegen der Wichtigkeit der Aufgabe, aus einer gegebenen Lichtverteilungskurve die
mittlere sphärische Lichtstärke zu ermitteln, sei eine solche Rechnung unter
Benutzung des an letzter Stelle genannten Blochschen
Verfahrens durchgeführt. Als Beispiel wählen wir die in Abb. 2 mit dargestellte Lichtverteilungskurve der normalen
Wolframdrahtlampe, die in Abb. 3 für eine 50-kerzige
Lampe nochmals wiedergegeben ist, und benutzen zur besseren Verdeutlichung des
Verfahrens nicht eins der im Handel erhältlichen Hilfslinienblätter, sondern
konstruieren uns die Hilfslinien selber.
Zu dem Zwecke denken wir uns um unsere Lichtquelle eine Kugel von beliebigem
Durchmesser umschrieben, die in der Abb. 3 durch den
Kreis vom Radius OA verdeutlicht sei, und teilen sowohl
die obere wie die untere Halbkugel in eine Anzahl flächengleicher Zonen. Dies
geschieht, wenn wir die verschiedenen Zonen höhengleich machen, d.h. also, wenn wir
die Strecken OAund OB in die gewählte
Anzahl gleicher Teile teilen. Die Zahl dieser Teile hängt einerseits von der
verlangten Genauigkeit, andererseits von der Art der Lichtverteilungskurve ab, da
naturgemäß bei großen Ungleichmäßigkeiten in der Lichtverteilung die Unterteilung
größer sein muß. Bei den meisten Glühlampen erreicht man eine für die praktischen
Zwecke ausreichende Genauigkeit, wenn man die beiden Halbkugeln in je zehn Zonen
teilt; sind dagegen sehr ungleichmäßige Polardiagramme auszuwerten, so wird man bis
zu 40 Teilen in jeder Halbkugel gehen.
Textabbildung Bd. 331, S. 216
Abb. 3.Hilfslinienverfahren nach Bloch zur Bestimmung der mittleren
sphärischen Lichtstärke einer Lichtquelle aus der gegebenen
Lichtverteilungskurve
In der Abb. 3 ist die Zehntelteilung gewählt; OA und OB sind daher in je
zehn Teile unterteilt. Durch die Mitten dieser Teile sind Senkrechte zur Richtung
OA gelegt, die bis zum Schnitt mit dem Kreise vom
Radius OA geführt sind, und es sind diese Schnittpunkte
mit dem Mittelpunkte O verbunden. Die so erhaltenen
Geraden sind dann nichts anderes als die vorher erwähnten Hilfslinien, auf denen wir
die Intensitätswerte im Schnittpunkte mit der auszuwertenden Lichtverteilungskurve
ablesen, um in der angegebenen Weise die mittlere sphärische Lichtstärke der
betreffenden Lichtquelle zu erhalten. Führen wir die Rechnung für unser Beispiel
durch, so erhalten wir als mittlere Lichtstärke in der oberen Halbkugel 39,3 HK, in
der unteren Halbkugel 39,9 HK und als mittlere sphärische Lichtstärke 39,6 HK.
So wertvoll die genannten Methoden für die genaue Ermittlung des sphärischen
Lichtwertes einer genau zu eichenden Lampe sind, so umständlich wäre es, wenn man
die eine große Anzahl einzelner Messungen erfordernden Verfahren bei der
fabrikationsmäßigen Ermittlung der sphärischen Lichtstärke von Glühlampen
anwenden wollte. Wollte man es doch tun, so müßte man sich damit begnügen, für jede
einzelne Lampenart den Umrechnungsfaktor festzustellen, der sich bei einer größeren
Anzahl von Lampen für das Verhältnis einer bestimmten, z.B. der wagerechten
beziehungsweise der achsialen, Lichtstärke zum mittleren sphärischen Lichtwerte
ergibt. Man würde dann die jeweilige sphärische Lichtstärke ermitteln, indem man die
Lampe in der gewählten Richtung mißt und den gemessenen Wert mit dem ermittelten
mittleren Umrechnungsfaktor multipliziert. Durch Stichproben würde man sich dann von
Zeit zu Zeit davon zu überzeugen haben, daß in dem fortlaufenden Bau der
betreffenden Lampenart keine ungewollte Aenderung eingetreten ist, die den genannten
Umrechnungsfaktor geändert hat.
Noch angenehmer ist naturgemäß eine Vorrichtung, die den sphärischen Lichtwert mit
einer einzigen Messung zu ermitteln erlaubt, und die allen Anforderungen an
schnelles Messen, wie es z.B. in der Glühlampentechnik verlangt wird, genügt. Es ist
dies die Ulbrichtsche Kugel, in Verbindung mit einer
Photometereinrichtung oft kurz Kugelphotometer genannt, die als ein integrierendes
Meßgerät anzusprechen ist, da sie die oben geschilderten Rechenoperationen
selbsttätig vornimmt. Zu ihrer Eichung ist stets eine Lampe notwendig, deren
sphärischer Lichtwert nach einem der oben geschilderten absoluten Verfahren gewonnen
worden ist.
Die Ulbrichtsche Kugel (Abb.
4) besteht, wie ihr Name besagt, aus einer Hohlkugel, in deren Inneres die
zu messende Lampe eingeführt wird. Die Innenwand der Kugel ist zum Zwecke der
Messung der Lampe mit einem stark diffus reflektierenden weißen Anstrich versehen,
für den man nach neueren Untersuchungen von UtzingerUtzinger, Elektrot.
Zeitschr. 36 (1915) S. 137. am besten Zinkweiß wählt. Dieser
Anstrich bewirkt, daß durch die wiederholte diffuse Reflexion des von der Lampe nach
allen Richtungen ausgesandten Lichtes auf der Innenfläche der Kugel überall eine
gleichmäßige Beleuchtung erzielt wird. Diese Beleuchtung ist der mittleren
sphärischen Lichtstärke der eingehängten Lampe proportional, da das Licht aller
Richtungen zu ihrer Erzeugung in einer unseren vorhergehenden Ueberlegungen
entsprechenden Weise beiträgt.
Hängen wir daher verschiedene Lampen in eine solche Kugel ein, so verhalten sich die
erzielten Beleuchtungen wie die mittleren sphärischen Lichtstärken der betreffenden
Lampen. Wir brauchen daher die Kugel nur mit einer anderweitig auf ihre mittlere
sphärische Lichtstärke geprüften Lampe zu eichen, wie man sagt, die Kugelkonstante
zu bestimmen, und können dann die sphärische Lichtstärke einer beliebigen Lampe
durch Messung der von ihr auf der Innenfläche der Kugel erzeugten Beleuchtung
ermitteln.
Zur Ausführung dieser Messung verfährt man so, daß man in der Kugel eine Meßöffnung
läßt, in die man entweder direkt den Tubus irgend eines Photometers, beispielsweise
Weberscher Art, einführt, oder die man durch eine Milchglasscheibe
verschließt, deren Beleuchtung man ermittelt. In jedem Falle muß man durch eine
passend gewählte, weiße Blende dafür sorgen, daß auf diese Oeffnung bzw. Mattscheibe
kein direktes Licht von der Lampe fällt.
Es leuchtet ohne weiteres ein, daß diese Vorrichtung eine außerordentliche
Vereinfachung darstellt, da sie zahlreiche Photometrierungen und zeitraubende
Rechnungen durch eine einzige Messung ersetzt. Bei der Eichung ist zweckmäßig noch
darauf zu achten, daß die Bestimmung der Kugelkonstanten mit einer Lampe gleicher
Lichtfarbe vorgenommen wird, wie sie die zu messenden Lampen aufweisen, damit nicht
geringe Ungleichmäßigkeiten im Reflexionsvermögen des Anstriches für Licht
verschiedener Wellenlängen das Ergebnis beeinflussen können.
Textabbildung Bd. 331, S. 217
Abb. 4.Schematische Darstellung einer Ulbrichtschen Kugel mit angesetztem
Photometer Weberscher Art
Aus den vorstehenden Betrachtungen haben wir gesehen, daß die andersartigen
Lichtverteilungskurven der neueren Glühlampen eine Aenderung der Art ihrer
photometrischen Bewertung bedingt haben, und daß man an die Stelle einer lange Zeit
gültigen Meßmethode eine neue setzte, die der alten infolge ihrer wissenschaftlich
umfassenderen Grundlage überlegen ist. Man müßte danach annehmen, daß dem Uebergang
zu der neuen Art der Bewertung der Lampen nichts mehr im Wege stände.
Dies ist nun nicht der Fall, wie ein Blick auf die Preislisten der führenden
Glühlampenfirmen lehrt, und wie dies in den Darlegungen von SalomonSalomon, Elektrot. Zeitschr. 36 (1915) S. 216. in einer
Sitzung des Elektrotechnischen Vereins näher zum Ausdruck kommt. An dieser
Stelle sei auf die betreffenden Fragen nicht erschöpfend eingegangen, und es seien
nur einige der wesentlichsten Gesichtspunkte herausgegriffen, die die vorhandenen,
hauptsächlich durch verkaufstechnische Ueberlegungen bedingten Schwierigkeiten
erklären. Zunächst läßt es nämlich die jahrzehntelange Gewöhnung der Verbraucher an
bestimmte, nach ihrer wagerechten Lichtstärke abgestufte Glühlampen unangebracht
erscheinen, diese Art der Bewertung da, wo sie nach wie vor ihre Berechtigung hat,
völlig fallen zu lassen. Anderseits ist die neue Art der Messung da am Platze, wo
die gasgefüllten niederkerzigen Glühlampen mit den früheren Lampenarten in
Wettbewerb treten. Endlich gilt auch diese Behauptung nicht allgemein, da die
höherkerzigen gasgefüllten Lampen, die sogenannten Halbwattlampen, den Bogenlampen
den Platz streitig machen und man bei diesen daran gewöhnt ist, die mittlere untere
hemisphärische Lichtstärke zum Vergleich zugrunde zu legen. Neben diesen allgemeinen
Punkten ist bei einer recht erheblichen Zahl von Lampen die weitere Tatsache zu
berücksichtigen, daß sie absichtlich für eine besonders gute Lichtausbeute in einer
bestimmten Richtung bzw. eine bestimmte Lichtverteilung gebaut sind. In allen Fällen
ist also neben der sphärischen Lichtstärke noch die Angabe einer anderen Maßzahl
erwünscht.
Zu diesen in der Sache selbst begründeten -Schwierigkeiten kommen noch als weitere
Punkte hinzu, daß unser geltendes Leuchtmittelsteuergesetz die Lampen nach ihrer
Leistung in bestimmte Klassen teilt, die man infolgedessen beim Bau der Lampen
berücksichtigen muß, und daß endlich das Ausland zu einem großen Teil eine andere,
um 11 v. H. höhere Lichteinheit angenommen hat.
Alle diese Gesichtspunkte, zu denen sich noch wirtschaftliche Ueberlegungen gesellen,
ließen es angebracht erscheinen, einen anderen, von diesen Fragen unabhängigen
Einteilungsgrund zu wählen, als den man die Lampenleistung annahm. Infolgedessen
werden die von den Glühlampenfabriken hergestellten neueren Lampentypen fast
durchgängig nach dem Verbrauch in Watt angeboten und verkauft.
Diese Art der Unterteilung bedeutet scheinbar den Verzicht, die vorher an dieser
Stelle gegebenen Ueberlegungen in die Praxis zu übersetzen. In Wirklichkeit aber
trifft dies nicht zu; vielmehr geben die Fabriken fast ausnahmslos in ihren Listen
für jede der nach dem Verbrauch in Watt gestaffelten Lampenarten die mittleren
sphärischen Lichtstärken an, so daß damit tatsächlich den neueren Anschauungen die
berechtigte Würdigung zuteil wird.