Titel: | Die Art des Abschlusses von Füllrumpfausläufen. |
Autor: | Hermann Dietrich |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 218 |
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Die Art des Abschlusses von
Füllrumpfausläufen.
Von Ingenieur Hermann
Dietrich.
(Fortsetzung von S. 206 d. Bd.)
DIETRICH: Die Art des Abschlusses von
Füllrumpfausläufen.
Nun ist es aber durchaus nicht erforderlich, sofern die Auslaufschurren dem
Böschungswinkel des Materials entsprechend angeordnet sind, die Vorderseite der
Schurre durch feste Wände abzuschließen. Man kann beim Abschluß von hinten her viel
mehr vordere Abschlußwände völlig entbehren – gegen vorspringende Stücke muß dann
selbstverständlich in anderer Art Schutz geschaffen werden – und läßt nur den
Schieber oder die Klappe von hinten her das Material durchdringen. Vor der
Schnittkante des Schiebers oder der Klappe befindliche Stücke werden dann nach vorn
gedrängt und gelangen noch zum Abwurf, während sich das Material ohne Schwierigkeit
auf der vorgeschobenen Platte des Schiebers oder der Klappe anstaut (vgl. Abb. 20), und so in jeder Beziehung einen dichten
Abschluß herbeiführt. Irgendwelche besondere Kraftwirkungen zum Durchtrennen des
Materialstromes oder zum Anstauen des Materials sind in diesen Fällen nicht
erforderlich, wenn nicht die Form der Klappe, wie dies beispielsweise bei Abb. 18 der Fall ist, besondere Kraftwirkung zum
Abschluß verlangt. Nach Abb. 18 befindet sich die
Klappe in geschlossenem Zustande nicht im Gleichgewicht. Sie würde vielmehr
zurückfallen, soweit sie hieran nicht durch die Reibung des auf ihr lastenden
Materials gehindert wird, benötigt daher besondere Gegengewichte oder andere
Einrichtungen, um die Abschlußlage unabhängig von der Sorgfalt des Bedienungsmannes
mit Sicherheit zu erreichen. Daher sind bei dieser Ausführung auch die Kraftmomente
während des Oeffnungs- und Abschlußweges verschieden und somit die Bedienung des
Verschlusses unzuverlässig und lästig.
Textabbildung Bd. 331, S. 218
Abb. 20.Grundsatz des Stauverschlusses bei vorn offener
Ablaufschurre
Die große Schwierigkeit bei der Durchschneidung bewegter Materialströme von der
Vorderseite der Schurre aus bildet, wie oben erörtert, der Umstand, daß
gegebenenfalls größere Stücke unter die Abschlußkante gelangen können, und daß diese
Stücke, will man genauen Abschluß erzielen, durchtrennt werden müssen. Eine Bauform
dieser Art (vgl. Abb.
21 u. 22) ist
beispielsweise der Verschluß von Wayß & Freytag in Neustadt an der Hardt, nach dem D. R. P. Nr.
259496. Dieser Verschluß besteht aus zwei nebeneinander liegenden großen
S-förmig gebauten Klappen, die sehr schwer ausgeführt sind. Die Firma erklärt dies
damit, daß die Erfahrung gelehrt habe, bei Erz-Siloanlagen, wo bis zu 50 cm große
Erzstücke (Minette) vorkämen, müsse eine entsprechend große Auslauföffnung vorhanden
sein, um das zeitraubende Stochern zu vermeiden. Die Auslauföffnung, die zu 80 × 140
cm angegeben wird, schließen Wayß & Freytag zwecks besserer Beherrschung des Materialstromes
je nach Erfordernis mit ein oder zwei der genannten Klappschieber, wobei sie noch
die weitere Forderung aufstellen, daß der Abschluß schnell erfolge, um keine
Ueberbeladung zu erhalten.
Textabbildung Bd. 331, S. 218
Abb. 21 und 22.Dynamisch wirkende Rundschieberklappe von Wayß &
Freytag
Daher die Wahl der ausnahmsweise schweren Klappen, für die
noch angeführt wird, daß sie sich kurz bauen und daß sie nicht zu teuer seien. Das
Material drängt sich nun in dem Kanal der Klappen zusammen und wird durch die
hakenförmigen Klappen festgehalten, während im Innern der Klappe, als Gegenstand des
vorgenannten Patentes, eine Querwand eingebaut ist, die einerseits den Materialdruck
zum Teil von der Klappe zurückhalten, andererseits aber eine genügende Versteifung
der Schurrenbegrenzungswände liefern soll. Das Oeffnen des Verschlusses erfolgt
durch eine Handwinde mittels eines Seiles, während das Schließen durch plötzliches
Nachlassen der Winde schnell erfolgt, und zwar ohne weitere Einwirkung der
Bedienungsmannschaft. Die Klappe schlägt hierbei frei herunter und durchtrennt mit
ihrer messerförmigen Schneide den Strom des Auslaufgutes, wobei etwa eingeklemmte
Stücke zerschlagen werden. Wenn diese Stücke besonders große Härte haben, so soll
die herabfallende Klappe leicht zurückvibrieren können, wodurch es ermöglicht sein
soll, das eingeklemmte Stück noch abfallen zu lassen und dann erst den vollständigen
Schluß genau durchzuführen. Bedenklich ist, daß die schweren Klappen immer von oben
auf die Auslaufschurre aufschlagen, selbst dann, wenn eine solche dynamische Wirkung
bei etwa zu verladendem feineren Erz nicht nötig ist. In vielen Fällen vorteilhafter
ist deshalb die Bauweise nach Abb. 18 und 20 mit Zurückstauen des Auslaufstromes, da hierbei
nur statische Wirkungen auftreten. Beide Wege hat die Firma Adolf Bleichert & Co. in Leipzig und Wien
beschritten und nach langjährigen Versuchen Verschlüsse geschaffen, die allen
Ansprüchen genügen und die den Eigenschaften der verschiedenen Massengüter
ausgezeichnet angepaßt sind.
Textabbildung Bd. 331, S. 219
Abb. 23.
Textabbildung Bd. 331, S. 219
Abb. 24.
Zunächst verwandte die Firma den unteren Horizontalschieber (vgl. Abb. 9 und 20) für
ihren mechanisch angetriebenen, in den verschiedenen Staaten patentierten
M-S-Verschluß. Diese Verschlüsse, die in den Abb. 23
bis 26 wiedergegeben sind, werden so ausgebildet, daß
sie sich zu mehreren nebeneinander unmittelbar unter der senkrecht bewegten
Materialsäule des Füllrumpfes unterbringen lassen, so daß Zuführungskanäle, die zu
Stauungen Anlaß geben könnten, überhaupt nicht vorhanden sind. Sollten aber
innerhalb des Rumpfes selbst, was bei grobkörnigem Material nicht ausgeschlossen
ist, störende Brücken- und Gewölbebildungen entstehen, so läßt sich bei diesem
Schieber der Nachteil anstandslos beheben.
Textabbildung Bd. 331, S. 219
Abb. 25.
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Abb. 26.
Abb. 27, dem einleitend
genannten Aufsatz in Stahl und Eisen entnommen, läßt die Art, wie sich eine solche
Brücke bei dreiteiligem Schieber bildet, erkennen. Es können Widerlager als Ansatz
zu Gewölbebildungen nur entstehen, wenn sie sich auf einer der wagerechten
Abschlußplatten des Schiebers ansetzen. Da hier die einzelne Platte an die nächste
ohne Zwischenführungen angrenzt und jede unabhängig von den anderen vorwärts
und rückwärts verschoben werden kann, so entzieht man, wenn nötig durch
Zurückziehen aller drei Platten, dem Widerlager den Stützpunkt und bringt die Brücke
zum Einsturz.
Die Ausbildung des Verschlusses ist deutlicher als aus den Abb. 23 und 24 aus Abb. 25 und 26 zu
erkennen, in denen der Verschluß im Schnittmodell wiedergegeben ist. Die Schieber
der Abzapfeinrichtung besitzen auf der Unterseite Zahnstangen, die in ein
Wechselgetriebe eingreifen. Die Bedienung erfolgt von vorn. Ein pendelnder Rechen
schützt den Bedienungsmann gegen etwa bei der Auffüllung eines entleerten
Füllrumpfes herausspringende größere Stücke. Hinter dem Verschluß ist eine
Abstreifvorrichtung angebracht, die die zurückgehenden Schieber säubert. Die
Schieber selbst sind freitragend. Das Wechselgetriebe ist so eingerichtet, daß der
Schieber beim Abschluß schneller vorläuft, während er beim Oeffnen langsam
zurückgeht. In der Regel wird man nur mit dem mittleren Schieber arbeiten. Um diesen
zu öffnen, braucht der Arbeiter nur durch den zugehörigen Handhebel eine Kupplung
einzurücken, die die Zahnstange des Schiebers mit der durchlaufenden, motorisch
angetriebenen Welle in Verbindung bringt. Der Schieber bewegt sich dann in der
Richtung, in der der Handhebel verstellt ist, so lange, bis der Arbeiter den Hebel
wieder in die Mittelstellung bringt, oder bis die Endstellung erreicht ist, in der
der Schieber selbst die Kupplung ausrückt. Bildet sich nun eine Brücke (vgl. Abb. 27), beispielsweise dadurch, daß sich vorstehende
Stücke auf dem rechten oder linken Drittel des Schiebers absetzen, so wird der
betreffende Teilschieber zurückgezogen und das Gewölbe stürzt ein. Durch einfache
Umstellung des Handhebels um einen kleinen Winkel läßt sich dann der betreffende
Schieber sofort wieder schließen, ohne jede Kraftanstrengung für den Arbeiter, ohne
besondere Beanspruchung des Antriebes, denn es wird nur der frei herabfallende
Materialstrom durchschnitten, ein Zerschlagen oder Zerdrücken von Teilen des
Fördergutes tritt nicht ein, da solche sich dem Abschlusse des Schiebers nicht
entgegenstellen können.
Textabbildung Bd. 331, S. 220
Abb. 27.
Textabbildung Bd. 331, S. 220
Abb. 28.
Im übrigen kann man mit den drei Schiebern eines Verschlusses
ganz beliebig verfahren, man kann beispielsweise zwei oder alle drei Schieber
gleichzeitig Abb. 28. öffnen, wenn sich etwa ein
ungewöhnlich großes Stück oder Unreinigkeiten, wie Schienen-, Grubenholz- oder
Rundeisenenden über mehrere Schieber gleichzeitig gelegt haben. Dadurch, daß die
Hinrichtung so getroffen ist, daß das Oeffnen des Verschlusses langsam erfolgt,
während das Schließen wesentlich schneller von statten geht, kann genau das
gewünschte Ladegewicht aus dem Rumpfe durch den Verschluß abgezogen werden. Der
Antrieb liegt hinter dem Verschluß, leicht zugänglich und in geschützter Lage. Die
Zahnstangen befinden sich in der Mitte unter jeder einzelnen Schieberplatte mit
den Lücken nach unten, so daß sich Schmutz und Staub nicht in der Zahnstange
ansetzen kann, ein wesentlicher Umstand für dauernde Betriebsicherheit. Ein
Durchrieseln feinen Materials bei geschlossenem Schieber ist ausgeschlossen.
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Abb. 29.
Die M-S-Verschlüsse werden in normaler Ausführung mit einer nach der Erfahrung völlig
genügenden Oeffnung von 1535 mm Breite und senkrecht zum Gleitblech gemessener Höhe
von 700 mm geliefert. Sie werden in der Regel in Aggregaten zu je drei Stück für
jede Füllrumpftasche eingebaut. Abb. 28 gibt ein
Aggregat zur Verladung von backenden Kalisalzen wieder, links befinden sich die
einzelnen Hebel zur Bewegung der neun Schieberplatten. Die Schaltungsbewegung ist so
eingerichtet, daß die Handbewegung am Steuerhebel und die Schieberbewegung gleiche
Richtung aufweisen, daß also beim Vorgehen der Hand am Hebel der Schieber zurückgeht
und öffnet und umgekehrt. Der Arbeiter kann sich also in der ßewegungsrichtung des
Schiebers nicht irren. Abb. 29 zeigt einen einzelnen
Verschluß zur Verladung von Eisenerz.
(Schluß folgt.)