Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 350 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Einfluß des Krieges auf die Gasindustrie. (Direktor
Hase-Lübeck im deutschen Verein von Gas- und
Wasserfachmännern, 28. Juli.)Vgl. D. p. J. S. 267
d. Bd. Der langanhaltende Krieg hat auch die Gaswerke vor neue
Aufgaben gestellt und ihnen selbstverständlich auch Schwierigkeiten bereitet, aber
er hat auch bewirkt, daß in maßgebenden Kreisen die Erkenntnis von der großen
volkswirtschaftlichen Bedeutung des Gases vertieft wurde. Jetzt erst ist das Gas im
wahren Sinne des Wortes Allgemeingut des Volkes geworden. Es mutet seltsam an, daß
der Krieg fertiggebracht hat, was jahrelanges technisches und wissenschaftliches
Streben, sowie weitgehende Bemühungen der Werbetätigkeit nicht ganz erreichen
konnten, Jetzt hat man erkannt, daß die Kohle durch die Vergasung die vollkommenste
Ausnutzung erfährt. Die Gasindustrie zeigte sich den neuen wichtigen, an sie
herantretenden Aufgaben gegenüber vollkommen gewachsen. Dank jahrzehntelanger
technischer und wissenschaftlicher Vorbereitungen war sie befähigt, neue
Fabrikationszweige einzuführen und große Mehrbelastungen auf sich zu nehmen.
Besonders zu erwähnen sind hier die schon immer verfolgten Maßnahmen zur
Vervollkommnung im Ofenbetriebe und dann die Maßnahmen zur Förderung des
Gasabsatzes. Bei 87 größeren Gaswerken war die durchschnittliche Gasausbeute aus 1 t
Kohle von 295 m3 im Jahre 1893 auf 324 m3 im Jahre 1913 gestiegen. Das bedeutet allein
einen jährlichen Mehrgewinn an Gas von 145 Millionen m3. Der Gewinn an Koks war in der gleichen Zeit von 647 kg auf 708 kg für 1
t gestiegen, was eine Mehrausnutzung der Kohle in Form von 300000 t Koks im Jahre
bedeutet. Anfänglich übte der Krieg begreiflicherweise auf die Entwicklung der
Gasindustrie hemmenden Einfluß aus. Doch schon im Frühling 1915 folgte ein Ausgleich
und von da ab eine fortschreitende Steigerung des Absatzes. Der Zuwachs 1915/16
gegen 1913/14 ist durchschnittlich auf 6 v. H. anzunehmen, einzelne Orte weisen
sogar ein Mehr bis zu 45 v. H. auf. Ganz besonders hohen Zuwachs haben die im
Kriegsgebiete gelegenen Werke aufzuweisen gehabt. So zeigte Königsberg im August
1915 gegen 1914 ein Mehr in der Gasabgabe von über 100 v. H. Aehnliches gilt von
anderen ostpreußischen Städten. Eine Verminderung des Gasabsatzes kam durch die
Einschränkungen in Haushaltungen und durch den Wegfall von Festlichkeiten zustande.
Die Erhöhung des Gasabsatzes wurde in allererster Linie durch den Petroleummangel
und durch die dadurch bedingte Vermehrung der Abnehmer hervorgerufen. Hinzu kam noch
die Versorgung der Eisenbahnverwaltungen mit Steinkohlengas für die
Wagenbeleuchtung, die Versorgung militärischer Gebäude, sowie der Bedarf zahlreicher
Industrien. Die Aussichten für die zukünftige Entwicklung des Gasabsatzes sind
allgemein als günstig anzusehen. Diese Voraussage erhält eine sichere Stütze
dadurch, daß der Krieg das Problem der restlosen Ausnutzung der Kohle seiner Lösung
ein gutes Stück nähergebracht hat. Es wäre verfrüht, über den Einfluß der neuen
Sommerzeit auf den Gasverbrauch schon jetzt ein abschließendes Urteil fällen zu
wollen. Sicherlich sind Ersparnisse zugunsten der Verbraucher eingetreten.
Zweifellos sind aber die Elektrizitätswerke, die vorwiegend als Lichtwerke anzusehen
sind, hiervon mehr betroffen worden als die Gaswerke. Mancher Gaswerksleiter wird
sogar die kleine Entlastung angenehm empfunden haben. Nach einer Studie von Jaeckel-Plauen über die Einführung der neuen Zeitrechnung
würde sich ergeben, daß infolge des geringeren Kohlenverbrauchs der Gaswerke in
Deutschland dem Volksvermögen als Ersparnis 1650000 M für die Zeit vom 1. Mai bis
30. September zugute kommen würden. Diesem Vorteile würden entgegenstehen: der
Ausfall an Koks, Teer und Ammoniak. Ganz erhebliche Fortschritte hat die
Anschlußbewegung der Gaswerke erfahren. Die Nachfrage nach Anschlußleitungen und
Gaseinrichtungen war vielfach so stürmisch, daß die verbliebenen Arbeitskräfte nicht
ausreichten. An einigen Stellen wurden in Gefangenenlagern Kurse zur Ausbildung der
Gefangenen für Gaseinrichtungen ins Leben gerufen. Es wird jetzt darauf ankommen,
das Erreichte festzuhalten und auszubauen. Es dürfen nicht mehr Millionen für
Petroleum ins Ausland wandern. Der Bevölkerung, die in dieser schweren Zeit Licht
und Wärme verlangt, muß nach Möglichkeit entgegengekommen werden. An Schwierigkeiten
sind zu nennen: die Beschaffung brauchbarer Gaskohlen und die Angestellten- und
Arbeiternot. In den allermeisten Fällen gelang es, fn der Kohlenversorgung
ernstliche Verlegenheiten von den Werken fernzuhalten. Von einer Kohlennot konnte,
nach den angestellten Erhebungen nicht gesprochen werden. Dankbar muß anerkannt
werden, daß Reich und die Regierung sich mit großer Aufmerksamkeit zugunsten der
Gaswerke eingesetzt haben. Freilich bilden die Kohlenpreise ein unerfreuliches
Kapitel. Vereinzelt mußten Preissteigerungen von über 100 v. H., sonst von 30 bis 60
v. H. in Kauf genommen werden. Jedenfalls ist festzustellen, daß es dem neutralen
Auslande mindestens nicht besser, und unseren Feinden noch viel schlimmer geht. In
Italien und Frankreich herrschen unglaubliche Zustände. Die Kohlenpreise sind um 300
v. H. und mehr, die Frachtraten um 700 v. H. und mehr gestiegen. Die Gaspreise
erfuhren infolgedessen Steigerungen, die bei uns als ins Fabelland gehörig
bezeichnet würden. Durham-Gaskohlen kosten 25 bis 35 sh für die Tonne frei an Bord,
während die Fracht von Tyne nach London, früher 3 sh, jetzt 17½ sh für die Tonne
beträgt. Nach all diesem können unsere Verhältnisse als recht erträgliche bezeichnet
werden. Es gibt übrigens noch mehr der Gegensätze zwischen Deutschland und England.
Die englischen Gaswerke sind vom Arbeitsministerium aufgefordert worden, ihren Kohlenbedarf um 10 v.
H. herabzusetzen und ihre Konsumenten anzuweisen, möglichst sparsam mit dem Gas
umzugehen. Wie ganz anders bei uns! Die deutsche Gasindustrie hat alle Ursache, sich
dazu zu beglückwünschen.
Ziemlich allgemein sind Klagen über mangelhafte Beschaffenheit der Kohle eingelaufen.
Meist hing das damit zusammen, daß die alten Zechen nicht genügend lieferten und
Notkäufe in schlechten und teuren Zusatzkohlen getätigt werden mußten. Aber auch die
Sendungen der alten Lieferer ließen zu wünschen übrig; es hat viel Flammkohle für
Gaskohle und viel Feinkohle für Grobkohle einspringen müssen. Die Kohlen waren oft
ungenügend sortiert, ungleichmäßig und nicht lagerungsfähig, hatten hohen
Aschengehalt und viel Feuchtigkeit und zeigten starke Neigung zur Selbstentzündung.
Die Verwertung der Nebenprodukte war im allgemeinen deshalb keine befriedigende,
weil der Erlös dem Aufschnellen der Kohlenpreise nicht annähernd zu folgen
vermochte. Bei der Entbenzolierung des Gases zeigten sich anfänglich unangenehme
Naphthalin Verstopfungen. Diese sind darauf zurückzuführen, daß das benzolarme Gas,
das in den Rohrnetzen und Apparaten früher abgelagerte Naphthalin an wärmeren
Stellen aufnimmt und an kühleren wieder absetzt. Nach Ausspülung der Rohrleitungen
ist dieser Uebelstand verschwunden. Sehr eingehend wurde dann die Personal- und
Arbeiterfrage besprochen und dabei betont, daß in letzter Zeit die Gaswerke in der
Zurückstellungsfrage denjenigen Fabriken gleichgestellt würden, die unmittelbare
Kriegslieferungen auszuführen haben. Vielfach hat der Krieg zu Erweiterungsbauten
Anlaß gegeben, namentlich deshalb, weil die Gaswerke mehr und mehr selbst zur
Veredlung ihrer Erzeugnisse schritten. Hier sind zu nennen: Entölungsanlagen, dann
Einrichtungen und Erweiterungen zur Herstellung von verdichtetem Ammoniakwasser und
schwefelsaurem Ammoniak, Teerdestillations- und Gewinnungsanlagen, sowie
Brikettierungsanlagen. Ueber die in der Kriegszeit gelieferten Gasmesser wurde ab
und zu geklagt. Doch verdienen die Leistungen der Gasmesserfabriken Anerkennung, da
in der Kriegszeit viel mehr Gasmesser geliefert wurden, als jemals im Frieden.
Die Rentabilität der Gaswerke hat in den allermeisten Fällen gelitten, ja, vielfach
hat sich ein Ueberschuß in einen Unterschuß verwandelt. Nach den Erhebungen des
Vortragenden ist ein Rückgang des Reingewinns um etwa 30 v. H. eingetreten. Um die
Rentabilität aufzubessern, haben manche Verwaltungen auf Rücklagen verzichtet,
andere den Reservefonds herangezogen oder die Abschreibungen eingeschränkt. In
zahlreichen Fällen ist der Ausgleich durch eine Erhöhung des Gaspreises oder die
Einführung eines Kriegszuschlages angestrebt worden. Aus einer Rundfrage geht
hervor, daß etwa 36 v. H. aller Verwaltungen eine Erhöhung des Gaspreises um 1 bis 2
Pfennige eingeführt haben, daß etwa 10 v. H. eine solche noch beabsichtigen. In den
meisten Fällen erfolgte die Erhöhung lediglich, um den Haushalt der Gaswerke
auf den Friedenstand zu bringen. In einigen Fällen bestand jedoch die Absicht, auch
noch für andere städtische Zwecke Geld verfügbar zu machen. Ein solches Vorgehen ist
gefährlich, unzweckmäßig und kaufmännisch unrichtig. Von einer vernünftigen
Preispolitik hängt die zukünftige Entwicklung der Industrie wesentlich ab. Sehr
ungünstig lauten die Erfahrungen bei einem Pauschaltarif ohne Verbrauchsbegrenzung.
Ohne Ausnahme wurde starke Gasvergeudung festgestellt. Auch die Versuche, einen
Gasmesser für verschiedene Haushaltungen einzubauen, sind als gescheitert anzusehen.
Sehr wünschenswert ist dagegen die allgemeine Einführung eines Einheitspreises.
Hierdurch werden Tausende von Gasmessern verfügbar und viele Arbeitskräfte
erspart.
Die richtige Erkenntnis des Wesens und Wertes der Ingenieurarbeit wird einer der
schönsten Erfolge dieses Krieges sein. In einer Zeit, wo diese Arbeit Triumphe
feiert, sollte der Hebel angesetzt werden, um der Technik diejenige führende
Stellung einzuräumen, die ihr kraft ihrer wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und
vaterländischen Bedeutung zukommt. Bemerkenswerte Vorgänge der letzten Zeit sprechen
dafür, daß immer mehr die Notwendigkeit erkannt wird, den Leitern der wichtigsten
kommunalen Betriebe eine freiere, selbständigere, in Wirklichkeit führende Stellung
einzuräumen.
In der Erörterung wies Geheimrat Bunte darauf hin, daß die
Nebenprodukte der Gaserzeugung zu einem Hauptprodukt unserer Wehrkraft geworden
sind, und würdigte dabei gleichzeitig die Verdienste der Kokereiindustrie. Direktor
Terhaerst-Nürnberg besprach die dortige, in
Verbindung mit dem Gaswerk bestehende Anlage zum Dörren und Trocknen von Gemüsen,
die sich vollauf bewährt hat und empfiehlt das Nürnberger Beispiel zur Nachahmung.
Direktor Lempelius-Berlin äußerte sich über die Wirkung
der Sommerzeit auf die Gaswerke. In Zeitungsnotizen habe man lesen können, daß durch
die Sommerzeit der Gasabsatz heruntergegangen sei. Das sei richtig, aber auch
falsch. Tatsächlich ist gegenüber den entsprechenden Monaten des Vorjahres ein
Mehrabsatz vorhanden. Die Sommerzeit hat nur eine gewisse Entlastung der Gaswerke
herbeigeführt, indem sie nur eine noch weitere Steigerung verhinderte. Direktor Lempelius wendet sich auch gegen Ausführungen der
„Elektrotechnischen Zeitschrift“, die gewissermaßen einen Bruch des
Burgfriedens darstellen. Dort wurde gesagt, daß die Abgabe von Gas für
Beleuchtungszwecke vor allem im Interesse der Bevölkerung ganz einzustellen wäre. Wo
die berechtigten Interessen der Bevölkerung liegen, zeigt Direktor Lempelius an dem Beispiel von Straßburg und Barmen. In
Straßburg wurde die Einführung der Elektrizität in den Kleinwohnungen am meisten
gefördert, in Barmen die von Gas. In Straßburg muß bei einem durchaus mäßigen Preise
des elektrischen Stromes der Bewohner einer Kleinwohnung nur für Beleuchtung
jährlich 37 M bezahlen, während er in Barmen für etwa 35 M seine Wohnung beleuchten
kann und auch gleichzeitig das Gas für]den Küchenbedarf mit diesem Betrage deckt.
Dr. Bueb erörterte die Wege, die am leichtesten dazu führen,
dem Arbeitermangel abzuhelfen. Stadtrat Dumont besprach
die Kriegsmaßnahmen des Werkes in Danzig, und Generaldirektor Heck machte die
Aufsehen erregende Mitteilung, daß in Warschau soeben eine 20-prozentige Gassteuer
eingeführt worden sei. Die Versammlung war sich darüber klar, daß man jeder
Sondersteuer auf das Gas energisch entgegentreten müsse.
Plohn.
––––––––––
Ueber die Einwirkung von gasförmigem Ammoniak auf
Superphosphate und die Verwendung der gewonnenen Ammoniakphosphate.
Hierüber macht Professor Gerlach-Bromberg interessante
Mitteilungen, die im Hinblick auf die durch den Krieg bedingte Knappheit an
Schwefelsäure besondere Beachtung verdienen. Die Versuche ergaben, daß Ammoniak von
frischem oder getrocknetem Superphosphat unter Wärmeentwicklung lebhaft absorbiert
wird, und zwar entsteht durch Umsetzung des Ammoniaks mit dem im Superphosphat
enthaltenen Gips als Endprodukt Ammoniumsulfat neben in Wasser unlöslichem
Kalziumphosphat. Zu den Versuchen wurde unmittelbar aus der Kammer entnommenes
Superphosphat benutzt, das nicht getrocknet und fein gemahlen war. Es wurde in einer
langsam rotierenden Trommel mit Ammoniak zusammengebracht, das in kurzer Zeit zum
größten Teile (etwa 90 v. H.) gebunden wird; der nicht absorbierte Rest des
Ammoniaks kehrt in den Betrieb zurück. Das Superphosphat erwärmt sich während der
Ammoniakaufnahme so stark, daß der größte Teil seines Wassers verdampft und eine
trockene Masse zurückbleibt, die sich leicht fein mahlen läßt; sie enthält 6 bis 9
v. H. Ammoniak. Versuche in größerem Maßstabe verliefen ebenfalls glatt und
berechtigen zu der Erwartung, daß die fabrikmäßige Darstellung des neuen
Erzeugnisses wohl keine Schwierigkeiten bereiten wird. Die Phosphorsäure geht zwar
durch die Einwirkung des Ammoniaks auf das Superphosphat zum größten Teile in eine
in Wasser schwer oder gar nicht lösliche Form über, sie ist jedoch in verdünnter
Zitronensäure löslich. Das Produkt läßt sich monatelang lagern, ohne daß
Ammoniakverluste eintreten.
Auf Grund dieses günstigen Befundes hat Verfasser sowohl in Vegetationsgefäßen wie in
ummauerten Parzellen von je 1 m2 Oberfläche
Düngungsversuche angestellt, deren Ergebnis in mehreren Tabellen dargestellt ist.
Sie zeigen, daß das Ammoniakphosphat sowohl hinsichtlich seiner Stickstoff- als auch
seiner Phosphorsäurewirkung dem Ammoniaksuperphosphat gegenüber ebenbürtig ist.
Weitere Versuche auf freiem Felde sind eingeleitet.
Das neue Erzeugnis besitzt aber gegenüber dem Ammoniaksuperphosphat, das eine
Mischung von aufgeschlossenem, getrocknetem Kalkphosphat mit Ammoniumsulfat ist, den
Vorzug, daß zu seiner Herstellung keine Schwefelsäure erforderlich ist, die ja
keinen Düngewert besitzt und infolgedessen den Ammoniakstickstoff nur verteuert.
Dies ist im gegenwärtigen Zeitpunkte besonders wichtig, weil die zur Herstellung der
Schwefelsäure erforderlichen Schwefelkiese zum größten Teile aus dem Auslande
bezogen werden und jetzt nur schwer zu beschaffen sind. Außer den Kosten für die
Schwefelsäure werden aber auch die Kosten für das Eindampfen des Ammoniumsulfats
sowie für das Trocknen des rohen Superphosphats gespart, da bei dem neuen Verfahren
direkt trockenes Ammoniakphosphat erhalten wird. (Zeitschrift f. angew. Chemie 1916
I S. 13 bis 14, 18 bis 20.)
Sander.
––––––––––
Ein neuer Zeigerfrequenzmesser. Nach einem kurzen
Ueberblick über eine Anzahl Zeigerfrequenzmesser, bei denen ein Voltmeter an eine
Kombination von Widerstand, Eigeninduktivität und Kapazität angelegt wird,
beschreibt Gg. Keinath E. T. Z. 1916 S. 271 eine neue
Anordnung, die gegenüber den bisherigen manche Vorteile hat. In Abb. 1 ist die Anordnung schematisch dargestellt. Die
feste Spule S1 ist mit
einer Spule von der Eigeninduktivität L1 und dem Ohmschen Widerstände R1 mit einem
Kondensator der Kapazität C1 hintereinander geschaltet. Dazu parallel geschaltet ist die bewegliche
Spule S2 vom
Widerstände R2, und in
Reihe mit ihr ein Kondensator der Kapazität C2. Eine dritte Spule S3, die mit der Spule S2 auf der Drehachse
sitzt, ist über einen Widerstand R3 und eine Spule von der Eigeninduktivität L3 kurz geschlossen.
Durch diese Spule wird die Richtkraft erzeugt, die Stromzuführungen zur Spule S2 sind als
richtkraftlose Metallbänder ausgebildet.
Textabbildung Bd. 331, S. 352
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 331, S. 352
Abb. 2.
Die Widerstände, Eigeninduktivitäten und Kapazitäten sind nun so gewählt, daß bei einer gewählten Mittelfrequenz
J1
um 90° hinter
i2
nach eilt, wie in Abb. 2
graphisch dargestellt (die Bezeichnungen sind der Abb. l zu entnehmen). Bei dieser
Frequenz ist das Richtdrehmoment D = 0. Weicht die
Frequenz in positivem oder negativem Sinne von der Mittelfrequenz ab, so ergibt sich
ein negatives oder positives Richtdrehmoment D. Allgemein ist D = J1i2 cos (φ1
+ φ2). Das
Gegendrehmoment der kurz geschlossenen Spule S3 ist Dg = J1i3 cos ∡ (J1
i3).
Nennt man δ den Ausschlagswinkel gegen die Nullstellung,
so ist i3 = cJ1ω sin δ. Nach einigen Umwandlungen ergibt sich unter
Einsetzung der Werte für Widerstand, Eigeninduktivität und Kapazität (s. Abb. 1)
\mbox{sin}\,\delta=\frac{\left(\omega\,L_1-\frac{1}{\omega\,C_1}\right)\,C_2\,({R_3}^2+[\omega\,L_3]^2)}{\omega\,L_3}
In der Gleichung kommen nicht vor die Spannung E und der
Widerstand R1; von
diesen Größen sind also die Angaben des Instrumentes unabhängig. Ist ωC1 sehr groß und R3 sehr klein, so ist
sin δ etwa proportional dem Quadrat der Frequenz. Ist
andererseits (ωL3)2 sehr klein gegenüber R32, so
wird sin δ = konstant = Null. Durch Wahl der Größen R3 und L3 kann man sin δ proportional ω machen.
Für registrierende Frequenzmesser ist dies deshalb vorteilhaft, weil man eine
normale Papierteilung verwenden kann.
Der Einfluß von Temperaturschwankungen ist abhängig von der Größe R3. Bei der
Mittelfrequenz fällt er weg, weil dann sin δ = Null
wird. Für zwei etwas abweichende Schaltungen wird die Temperaturabhängigkeit
ebenfalls besprochen.
Die Daten eines als eisengeschlossenes Dynamometer ausgebildeten und nach Abb. 1 geschalteten Zeigerfrequenzmessers sind die
folgenden:
Feste Spule S1: 1800 Windungen, etwa
550 Ω.
Glimmerkondensator C1: 0,067 μF.
Drosselspule L1: 1,5 H.
Drehspule S2: 220 Windungen, etwa 45 Ω.
Glimmerkondensator C2: 0,10 μF.
Drehspule S3: 160 Windungen, etwa 8 Ω.
Drosselspule L3: 0,017 H.
Bei Spannungsänderung von ± 20 v. H. ändern sich die Angaben um 1/4 v. H. der
gemessenen Frequenz.
Die Kurvenform ist im normalen Meßbereich auf die Angaben von sehr geringem Einfluß.
Stark ausgeprägte 3. und 5. Harmonische lassen den Apparat ansprechen, ähnlich wie
den Zungenfrequenzmesser.
Der Verbrauch des Apparates ist etwa 25 VA. bei 110 V. Apparate der beschriebenen
Ausführung sind von der Siemens & Halske A.-G. für Frequenzen bis 1200 ausgeführt
worden.
Schml.
––––––––––
Vergleichende Verdampfungsversuche mit Kohle und Koks.
Hierüber veröffentlicht der Dampfkessel-Ueberwachungsverein der Zechen im
Oberbergamtsbezirk Dortmund in der Zeitschrift Glückauf 1916 S. 25 bis 32 einen
ausführlichen, mit interessanten Zahlentafeln versehenen Bericht, dem wir folgendes
entnehmen. Die Versuche, die sowohl mit Gaskohlenkoks als auch mit dem dichteren und
meist auch großstückigeren Fettkohlenkoks ausgeführt wurden, bezweckten zu
ermitteln, inwieweit sich Koks allein oder in Mischung mit Steinkohle in
feststehenden Kesselanlagen wirtschaftlich verfeuern läßt, und zwar ohne Vornahme
größerer Aenderungen an den Kesseln. Die Versuche wurden an Kesseln
vorgenommen, die längere Zeit vorher gereinigt waren und sich im ordentlichen
Beharrungszustande befanden. Bei der Durchführung der Versuche, die sich über je
etwa acht Stunden erstreckten, waren die bekannten Normen maßgebend. Zu sämtlichen
Versuchen wurden Zweiflammrohrkessel mit Planrostinnenfeuerung benutzt, und es
wurden drei Versuchsreihen unter den verschiedensten Verhältnissen ausgeführt. Von
den Versuchsergebnissen interessiert in erster Linie die erzielte Verdampfung, die
bei Verwendung von Kohle allein im Mittel die Ziffer 7,7 erreichte, während die
stündliche Dampferzeugung auf 1 m2 Heizfläche im
Mittel 24 kg betrug. Die entsprechenden Mittelwerte betrugen bei Verwendung einer
Mischung von Kohle und Koks 7,5 und 23,6, somit nur um ein Geringes weniger als bei
Verwendung von Kohle allein. Nur in zwei Fällen, in denen Stückkoks Verwendung fand,
lag die Verdampfungsziffer unterhalb 7. Bei den Versuchen schließlich, wo Koks
allein verfeuert wurde, bewegte sich die Verdampfungsziffer zwischen 6,62 und 7,52,
während die auf 1 m2 Heizfläche erzeugte
Dampfmenge 20,46 bis 23,30 kg stündlich betrug. Wenn diese Werte auch noch als
durchaus brauchbar bezeichnet werden müssen, so verdient doch die Mischung von Koks
und Kohle vor der Verwendung von Koks allein den Vorzug, und zwar empfiehlt sich die
Verwendung einer Mischung im Verhältnis 1 : 1, weil sie im Betriebe am leichtesten
herzustellen ist.
Die Versuche zeigten ferner, daß bei erhöhter Dampfentnahme auch mit einem
Koks-Kohlegemisch durch Steigerung der Rostbeschickung die Dampfleistung erhöht
werden kann, was bei Verfeuerung von Koks allein nicht in gleich einfacher Weise
möglich ist. Der Wassergehalt des zu den Versuchen benutzten Kokses schwankte
zwischen 2 und 10 v. H., der Aschengehalt zwischen 9,1 und 11,8 v. H. Die
Zugverhältnisse in der Feuerung schwankten zwischen 3 und 5 mm WS., sie sind also
als normal zu bezeichnen; ähnlich verhält es sich mit dem Zug der Rauchgase im
Fuchs, der im Mittel 12 bis 13 mm beträgt. Hieraus ersieht man, daß für die
Verfeuerung von Koks allein oder in Mischung mit Kohle besonders günstige
Zugverhältnisse keineswegs erforderlich sind. Die Abgangstemperaturen der Rauchgase
im Fuchs waren durchweg hoch, im Mittel 350°, trotzdem war der Wirkungsgrad der
Kessel günstig (rund 70 v. H.). Bei Neuanlagen lassen sich durch entsprechende
Bemessung des Rostes leicht niedrigere Abgangstemperaturen erzielen. Der
Kohlensäuregehalt der Rauchgase wurde mit dem Orsat-Apparat viertelstündlich
bestimmt; er war bei Verwendung von Koks allein am höchsten. Der Wärmeinhalt des
aufgegebenen Brennstoffs wurde, wie die Analysen zeigen, durchweg gut ausgenutzt.
Die Feuerungen wurden während des achtstündigen Versuchs zweimal abgeschlackt, wie
dies auch bei Kohlenfeuerung zumeist erforderlich ist.
Das Abschlacken ging durchweg rasch vonstatten, und in keinem Falle wurde flüssige
oder stark klebende Schlacke festgestellt. Die Menge der Rückstände lag innerhalb der bekannten
Grenzen und ihr Gehalt an verbrennlichen Bestandteilen war in den meisten Fällen
niedrig. Roste mit zu breiten Spalten sind nicht zu empfehlen, ebenso soll auch die
Stabbreite des Rostes nicht zu groß gewählt werden; eine Spaltweite von 6 bis 9 mm
dürfte nach den bei den Versuchen gemachten Beobachtungen am besten sein.
Gaskohlenkoks wird am besten in faustgroßen Stücken verfeuert, die Zerkleinerung
kann an der Verbrauchsstelle ohne Schwierigkeit vorgenommen werden; dagegen ist es
zweckmäßig, den nicht so leicht zu zerkleinernden Fettkohlenkoks schon gebrochen zu
beziehen, und zwar in einer Körnung von 0 bis 70 mm oder noch besser ohne Koksgruß
in der Körnung 10 bis 70 mm. Die vielfach gehegten Befürchtungen, daß der
Schwefelgehalt des Kokses sowie seine kurze, scharfe Flamme beim Verbrennen auf die
Erhaltung des Kesselkörpers nachteilig einwirken könnten, haben sich bisher nicht
bestätigt. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist schließlich bei der
Koksfeuerung das Fehlen jeglicher Rauchentwicklung; auch stark qualmende Gaskohle
verbrennt mit Koks gemischt mit nur ganz geringer Rauchbildung. Am Schlüsse des
Berichtes wird nochmals betont, daß die Versuche an bestehenden Kesselanlagen
ausgeführt wurden und daß bei Neuanlagen, wo man den besonderen Eigenschaften des
Kokses mehr Rechnung tragen kann, noch wesentlich bessere Ergebnisse zu erzielen
sind. Es ist somit nicht ausgeschlossen, daß mit Hilfe neuer Rostausführungen für
Koksfeuerung die Leistungen der Kohle wärmetechnisch nicht nur erreicht, sondern
sogar noch überholt werden können.
Sander.
––––––––––
Die thermischen Eigenschaften der einfachen Gase und der
technischen Feuergase zwischen 0° und 3000°. In
Heft 31 und 34 der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure veröffentlicht Schüle neue Gasentropietafeln und gibt einige Beispiele
für deren Benutzung. Es ist ihm gelungen, bedeutende Vereinfachungen gegenüber den
vorhandenen ähnlichen Darstellungen zu erreichen, so daß es möglich wurde, durch ein
gemeinsames Schaubild die für die Berechnung von Wärmekraftmaschinen wichtigsten
thermischen Eigenschaften von zweiatomigen Gasen, Luft, Kohlensäure, Wasserdampf
sowie der technischen Feuergase in übersichtlicher Weise zur Anschauung zu
bringen.
Zunächst werden die für die Feststellung der Entropie notwendigen Werte der
spezifischen Wärme bei verschiedenen Temperaturen bestimmt und als Ordinaten über
der Temperatur als Abszisse eingetragen. Es ist nämlich die zur Erwärmung von t0 auf t° notwendige Wärmemenge Q =
cm (t – t0) und die wahre spezifische Wärme
c=\frac{dQ}{dt}. Trägt man daher die Werte von Q als Ordinaten über den Werten von t als Abszissen auf, so ergibt sich c aus der Neigung der Tangenten der Q-Kurve gegen die t-Achse.
Multipliziert man c mit dem Molekulargewichte m, so erhält man die für den Entwurf von
Entropietafeln vor allem wichtigen Molekularwärmen mc,
die Schüle in derselben Weise wie die spezifischen Wärmen
im Koordinatensystem zur Darstellung bringt. Bezüglich ihrer Berechnung sei noch
bemerkt, daß für Gasgemische, zum Beispiel für die technischen Feuergase, die
Molekularwärme gleich der Summe der mit ihren Raumanteilen multiplizierten
Molekularwärmen der Bestandteile des Gemisches ist, Als solche treten Wasserdampf,
Stickstoff, Sauerstoff und Kohlensäure auf, wozu bei unvollkommener Verbrennung noch
Kohlenoxyd und Kohlenwasserstoffe kommen. Vereinfacht werden die zeichnerischen
Darstellungen der mc-Werte durch den Umstand, daß die
Molekularwärmen zweiatomiger Gase bei allen Temperaturen einander nahezu gleich
sind. Auch zeigen erfahrungsgemäß die wahren und in noch höherem Maße die mittleren
Molekularwärmen der reinen ohne Luftüberschuß gebildeten Feuergase verschiedener
Brennstoffe nur geringe Abweichungen voneinander. Der Zusammenhang zwischen der
spezifischen Wärme cp
und der Entropie Sp für
eine Zustandsänderung bei gleichem Druck p ist durch
die Gleichung S_p=\int^T_{273}\frac{c_p}{T}\,dT gegeben, sofern
man von 0° als Normalzustand mit Sop = 0 ausgeht. Man kann also, wenn die spezifische
Wärme bei gleichem Druck als Funktion der Temperatur T
bekannt ist, Sp
ermitteln und im Koordinatensystem in Abhängigkeit von der Temperatur darstellen.
Dieselben Betrachtungen gelten für die Entropieänderung bei gleichem Rauminhalt Sv. Zu einer
bedeutenden Vereinfachung der sich ergebenden Gasentropietafeln gelangt man durch
eine leicht verständliche thermodynamische Betrachtung, auf die näher einzugehen
sich lohnt, da sie die Möglichkeit gab, ein so umfassendes und doch übersichtliches
Schaubild zu entwerfen, wie es Schüle bringt. Bezeichnet
Q die zugeführte Wärme, A das Wärmeäquivalent und v den Rauminhalt
eines Gases, so gilt bei isothermischer Zustandsänderung bekanntlich die Gleichung
dQ = Apdv. Da die
Entropieänderung dS=\frac{dQ}{T} ist, kann man auch schreiben
d\,S_T=\frac{Apdv}{T}, wo Index T an die Unveränderlichkeit der Temperatur erinnern soll. Durch Benutzung
der Zustandsgleichung pv = RT, wo R die Gaskonstante ist, erhält man
d\,S_T=\frac{ARdv}{v} oder
S_T-S_{oT}=A\,R\,l\,n\,\frac{v}{v_0}. Andererseits ist bei
einem isothermischen Vorgange pdv = – vdp, so daß auch die Beziehung gilt: d\,S_T=-\
AR\,\frac{dp}{p} oder S_T-S_{oT}=-\
A\,R\,l\,n\,\frac{p}{p_0}. Man sieht, daß es genügt, für ein
bestimmtes Gas je eine Kurve konstanten Druckes p0 und konstanten Volumens v0 in die Entropietafel einzutragen, die
bei 0° durch den Nullpunkt der Entropie geht. Die anderen Linienzüge für Sp und Sv sind den beiden
eingezeichneten kongruent und um die durch die beiden Gleichungen für ST und SoT angegebenen Beträge
verschoben. Es empfiehlt sich, der Entropietafel einen Maßstab beizufügen, der die
Verschiebungen für glatte Werte \frac{p_0}{p} bzw.
\frac{v}{v_0} angibt. Wie Schüle
nachweist, genügt für alle Gase ein Verschiebungsmaßstab, sofern man in die
Berechnung anstatt der spezifischen Wärme die Wärmemenge einführt, die nötig ist, um
die Temperatur eines m3 um 1° zu erhöhen. Er zeigt ferner, daß man die Kurven gleichen Drucks
für verdünnte Feuergase mit dem Luftgehalt v1 in die Entropietafel eintragen kann, indem man auf
der Abszissenstrecke zwischen den Kurven gleichen Druckes für reines Feuergas und
Luft v1 Bruchteile von
der Linie des reinen Feuergases aus abträgt. Die Schwierigkeiten, welche die
Ermittlung der Entropie der Kohlensäure und des Wasserstoffs bietet, da bei beiden
Substanzen die Molekularwärmen nicht einem einfachen analytischen Gesetz folgen,
beseitigt Schüle durch ein graphisches
Rechnungsverfahren. Außer den Linien gleichen Drucks und gleichen Raumes sind in die
Entropietafeln Kurven für die Wärmemengen Qp und Qv für Erwärmung von 0 bis t° bei unverändertem Druck bzw. gleichbleibendem Volumen eingetragen. Die
an erster Stelle genannte Kurve gibt auch den von 0° an gerechneten Wärmeinhalt bei
gleichem Druck an, durch dessen Aenderung die Betriebsarbeit bei adiabatischer
Ausdehnung und Verdichtung bestimmt wird, während der Wert von Qv gleich der von 0° an
gemessene Energie ist, deren Aenderung die absolute Ausdehnungs- und
Verdichtungsarbeit bei einem adiabatischen Vorgange darstellt.
Textabbildung Bd. 331, S. 355
Abb. 1.
Als Beispiel für die Anwendung der Entropietafeln diene die Bestimmung der
Temperaturänderung bei adiabatischer Verdichtung auf den x-fachen Druck. Man sucht,
wie die linke Seite der Abb. 1 zeigt, auf der Kurve
des konstanten Druckes p0 zunächst den Punkt A in Höhe der
Anfangstemperatur t°. Es muß nun der Endpunkt B der Verdichtung einerseits senkrecht über A, andererseits auf der Kurve p = xp0
liegen, deren wagerechte Verschiebung (x) gegenüber der p0-Linie man aus dem
Verschiebungsmaßstabe ersieht. Wie am einfachsten ein Punkt auf dem Lote durch A gefunden wird, der den Abstand (x) von der p0-Kurve hat, zeigt die Abbildung, deren oberer Teil
ferner erkennen läßt, wie Temperatur- und Raumänderung bei adiabatischer Ausdehnung
bestimmt werden können. Die Linienzüge für die Wärmemengen Q ermöglichen die Feststellung der Nutzarbeit und im Zusammenhange hiermit
des Wirkungsgrades einer Maschine. Es ist zum Beispiel bei einem Gasmotor die
absolute Verdichtungsarbeit für 1 m3
Zylinderinhalt gleich dem Unterschiede der Wärmeinhalte Qv am Anfang und am Ende der Verdichtung.
In sinngemäßer Weise erhält man die absolute Ausdehnungsarbeit. Der Unterschied
beider Werte ergibt die Nutzarbeit, die im mechanischen Maße gleich der Fläche des
Druck – Raumdiagramms ist. Wie letzteres in die Entropietafeln übertragen wird,
lehrt Abb. 2.
Textabbildung Bd. 331, S. 355
Abb. 2.
Wenn die Expansionslinie AB für
die Ausdehnung vom Druck p0 auf den Druck p gegeben und die Temperatur
T0 in A bekannt ist, so wäre die Endtemperatur
T=T_0\,\frac{pv}{p_0v_0}. Man kann nun in der Entropietafel
zunächst Punkt A' in Höhe von T0 angeben. Dann liegt B einerseits in Höhe von T, andererseits in dem aus dem Verschiebungsmaßstab ersichtlichen Abstande
\left(\frac{p_0}{p}\right) von der p0-Linie. Jeder andere Punkt zwischen A und B kann in der
gleichen Weise übertragen werden. Die Verbrennungstemperaturen lassen sich aus den
Entropietafeln Schüles mit Hilfe der Linienzüge für die
Wärmemengen bestimmen, wenn der untere Heizwert Mu und die chemische Zusammensetzung des Brennstoffes
bekannt ist. Aus letzterer kann man den Rauminhalt der Verbrennungsgase Vg feststellen. Es ist also auch der größtmögliche
Wärmeinhalt von 1 m3 Feuergas bei Verbrennung mit
der theoretischen Luftmenge Q=\frac{H_u}{Vg} bekannt. Will man
nun die Verbrennungstemperatur t bestimmen, so sucht
man auf der Wärmemengenlinie der reinen Feuergase einen Punkt mit der
Anfangstemperatur t0
und findet t, indem man die Abszisse derselben Kurve
feststellt, die um den durch obige Gleichung angegebenen Betrag länger ist als die
Abszisse bei t0.
Bemerkt sei, daß bei Temperaturen über 2300°, sofern nicht überschüssiger Sauerstoff
vorhanden ist, die Dissoziation der Kohlensäure und des Wasserstoffs einen Einfluß
ausübt, der nicht vernachlässigt werden darf. Zum Schlusse seiner Ausführung gibt
Schüle eine Gleichung für den Abgasverlust und zeigt
in einem Schaubilde dessen Abhängigkeit von der Luftüberschußzahl.
Schmolke.
––––––––––
Der amerikanische Flottenkohlendampfer Neptune. Mit
seinem früher beschriebenen Schwesterschiff, dem Flottenkohlendampfer Jupiter,Vgl. D. p. J. Bd. 330, S. 434. der
erst nach Umbau seiner turbo-elektrischen Maschinenanlage zur Ablieferung gelangte,
teilt der Dampfer Neptune das Schicksal einer längeren Verzögerung der
Fertigstellung. Auch bei ihm erwies sich nach dem Ausfall der Vorproben, bei denen
mit den beiden hier erstmalig verwendeten Turbinensätzen mit Rädergetriebe die
geforderte Geschwindigkeit nicht erreicht wurde, ein Umbau der Maschinenanlage als
notwendig. Dieser bestand im wesentlichen in einer Aenderung der Turbinen und ihrer
Kondensationsanlagen zwecks Erhöhung der Leistung. Die Rädergetriebe der Bauart
Melville-Macalpine, Erstausführungen eines neuartigen, für den Propellerantrieb
eines Turbinenschiffes benutzten Getriebes, bei dem die Turbinenleistung nur durch
ein Ritzel auf das getriebene, mit der Schraubenwelle gekuppelte Rad übertragen
wird, hatten sich gut bewährt, sollten daher nach Möglichkeit unverändert
beibehalten werden. Ursprünglich waren sie für ein Uebersetzungsverhältnis zwischen
Turbine und Propeller von 9,04 : 1 gebaut. Da die gewünschte Erhöhung der
Schubleistung aber zu einer Herabsetzung der Schraubendrehzahl von 135 auf 110
Umdr./Min. führte, womit die Neptune-Anlage mit der Anlage von Jupiter in
Uebereinstimmung gebracht wurde, außerdem beim Neuentwurf der Turbinen mit Rücksicht
auf die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit die Drehzahl von 1220 auf 1910 Umdr./Min.
gesteigert wurde, erhöhte sich das Uebersetzungsverhältnis auf 17,37 : 1. Hierdurch
schien die Einschaltung eines zweiten Uebersetzungsgetriebes bedingt. Die
bauausführende Firma, die Westinghouse Machine Company,
entschloß sich jedoch im Vertrauen auf die bisher erwiesenen vorzüglichen
Betriebseigenschaften ihres Getriebes von der Einfügung eines Vorschaltsatzes
Abstand zu nehmen und lieber durch Verringerung des Ritzeldurchmessers um rund 36 v.
H. das Uebersetzungsverhältnis zu erhöhen. Das Verhältnis von Ritzelbreite zu
Ritzeldurchmesser, der von 279 mm auf 178 mm herabgesetzt wurde, bekam so mit 5,15 :
1 einen Wert, der nur im Hinblick auf die besonders große Belastungsfähigkeit des
Melville-Macalpine-Getriebes,Vgl. D. p.
J. 1913 Bd. 328, S. 772. bei dem die starre Lagerung der
Ritzelwelle in einem sogenannten Schweberahmen eine wesentlich höhere
Torsionsbeanspruchung als bei normalen Pfeilradgetrieben zuläßt, gerechtfertigt
schien. Die mit dem hiernach umgebauten Getriebe auf dem Prüffelde wie an Bord
gesammelten Betriebserfahrungen haben diese Erwartung bestätigt.
Wie die nachstehend zusammengestellten Probefahrtsergebnisse zeigen, hat der
vorgenommene Umbau der Neptune-Anlage das angestrebte Ziel in vollem Umfange
erreichen lassen. Die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 14 kn wurde um rund 1/4 kn
überschritten, und auch der Kohlenverbrauch der Anlage blieb um rund 15 v. H. hinter
dem Garantiewert zurück.
Ergebnisse der zwölfstündigen Abnahmeprobefahrt des
amerikanischen Flottenkohlendampfers Neptune
Schiffsgeschwindigkeit
kn
14,28
Zahl der Umdrehungen in der Minute, Propeller
115,34
„ „ „
„ „ „ Turbinen
2003
Ges. Maschinenleistung (gem a.
Propellerwelle)
WPS
7275
Gesamter Kohlenverbrauch in der Stunde
kg
4971
Rostbelastung auf 1 m2 Rostfläche
„
170,4
Kohlenverbrauch für einen Tag
t
119,4
Spez. Kohlen-verbr. (kg/PS-Std)
bez. a. d. Leistg. d. Hauptmasch. do. Haupt- u
Hilfsmasch
0,6830,629
Gesamter Dampfverbrauch in der Stunde
kg
50590
Dampfverbrauch der Hauptmaschine in der
Stunde
„
42910
Dampfverbr.d. Hilfsmasch.in der Stunde
nach Messungin v. H. des ges. Dampfverbrauchs do.
Dampfverbr. d. Hauptmasch.
„„„
768015,217,9
Menge d. stündl. in dieVorwärmer
geführtenHilfsmasch.-Abdampfes
nach Messungin v. H. d. ges Dampfverbr.
„
573011,35
Menge d. stündl. in dieTurbinen
geführtenHilfsmasch.-Abdampfes
nach Messungin v. H. d. ges Dampfverbr.
„
19503,85
Spez. Dampfverbr. d.ganz. Anl. (kg/PS-Std.)
bez. a. d. Leistg. d. Hauptmasch. do. Haupt- u.
Hilfsmasch
7,076,50
Spez. Dampfverbr. d.Hauptm. allein (kg/PS-Std.)
bez. a. d. Leistg. a. d. Prop.-Welle do.
Turbine
6,05,96
Bemerkung: Die Dampfverbrauchswerte
sind auf Grund mehrstündiger, während der zwölfstündigen Fahrt durchgeführter
Kondensatmessungen bei einer zugehörigen mittleren Maschinenleistung von 7158 WPS
und 114,0 Umdrehungen in der Minute ermittelt.
Von besonderem Interesse ist der nachstehende Vergleich der Hauptprobefahrtsdaten von
Neptune mit denen seiner beiden Schwesterschiffe Jupiter und Cyclops. Der
letztgenannte Dampfer hat eine normale, direkt wirkende Maschinenanlage, die aus
zwei Dreifachexpansionsmaschinen besteht.
NamedesSchiffes
Umdrehungszahlder Schraubeni. d.
Min.
Schiffs-geschwindigkeit
Leistung derHauptmaschinen
Spez. Kohlenverbr.
Spez. Dampfver-brauch
derHauptmaschine
bez. aufLeistungder
Haupt-maschine
bez. aufLeistungder Haupt-u.
Hilfs-maschine
Cyclops
92
14,62
6800 PSi
kg/PSi-St.@0,66
–
–
Jupiter
116,7
14,99
7251 WPS
kg/WPS-S@0,744
–
kg/WPS-S@6,0
Neptune
115,3
14,28
7275 „
0,683
kg/PS-St.@0,629
5,23
Wie hieraus zu ersehen, schneidet Neptune bezüglich des Kohlenverbrauchs, da sich der
entsprechende Wert der Cyclops-Anlage unter Einschätzung des mechanischen
Wirkungsgrades mit höchstens 0,92 auf rund 0,72 erhöht, am günstigsten ab,
wesentlich günstiger als die Anlage von Jupiter, bei der sich der hohe
Kohlenverbrauch von 0,744 kg/WPS-Std. einerseits durch schlechte Feuerbedienung,
andererseits durch mangelhafte Wirtschaftlichkeit der Hilfsmaschinen erklärt. Im
Dampfverbrauch der Hauptmaschinen erreicht die Neptune-Anlage die turbo-elektrische
Anlage allerdings nicht ganz. Hier macht sich das größere Uebersetzungsverhältnis
der letzteren trotz ihres schlechteren Wirkungsgrades fühlbar geltend. Immerhin sind
auch bei Turbinenanlagen mit Rädergetriebe ähnlich günstige und auch noch bessere
Werte erreichbar. So hat die Westinghouse Machine Company
neuerdings für eine bei ihr im Bau befindliche Anlage eines kleinen Kreuzers von 2 ×
11000 WPS, bei der eine Turbine neuer Bauart, die sogenannte DoppelstromturbineVgl. D. p. J. S. 194 d. Bd.
Verwendung findet, einen Dampfverbrauch von 4,83 kg/WPS-Std. gewährleistet.
Kraft.
––––––––––
Riß- und Rostbildung in Eisenbetonbrücken. Zu der
wiederholt behandelten Frage „Sind Zugrisse in Eisenbetonkonstruktionen zulässig
und welchen Einfluß haben sie auf die Haltbarkeit eines Bauwerkes?“ liefert
eine in den Sommermonaten 1915 an einer größeren Zahl von Eisenbetonbrücken
verschiedener Bauart in den Eisenbahndirektionsbezirken Breslau und Kattowitz
vorgenommene Untersuchung in bezug auf Riß- und Rostbildung einen wertvollen
Beitrag. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind von Baurat Perkuhn in der Zeitschrift für Bauwesen 1916 Heft 1 bis 3 mitgeteilt.
Insgesamt wurden 1991 auf der Oberfläche festgestellte Risse der Lage nach festgelegt
und unter der Lupe gemessen. Um die Feststellung der feineren Risse zu erleichtern,
wurden die Bauwerke vorher mittels Sandstrahlgebläse gereinigt. An 584 Rißstellen
wurden zur Bestimmung der Rostbildung die oberen Schichten bis auf Tiefen von 10 bis
100 mm, auf Längen von 40 bis 100 mm und auf Breiten von 50 bis 350 mm entfernt und
an 268 Stellen die Eiseneinlagen freigelegt.
Die Untersuchungen lieferten die folgenden Ergebnisse:
1. Die Rißbildung zeigt bei allen untersuchten Bauwerken einen ziemlich gleichartigen
Verlauf und annähernd gleiche Dichte.
2. Die Risse treten auch in jenen Bauteilen auf, in denen die berechneten
Zugspannungen sehr klein sind. Die Größe der errechneten Zugspannungen scheint
hiernach nicht allein maßgebend für das Auftreten der Risse zu sein.
3. Die Risse nehmen an Zahl und Länge mit dem wachsenden Alter des Betons zu.
4. Die Risse verlaufen meist senkrecht zu den Hauptbewehrungseisen, sie entstehen
vornehmlich an den Bügeln. Längs und schräg gerichtete Risse sind seltener. In dem
doppelt bewehrten Dreigelenkbogen einer Straßenbrücke laufen die Risse in der
Längsrichtung.
5. Die Schalenrisse (wagerechte Risse an der Unterkante der Ueberbauten in Höhe der
Eiseneinlagen) treten hauptsächlich bei höheren Rostgraden auf. Ueberschreitet die
Rostbildung eine gewisse Stärke, so springt der Beton schalenförmig ab.
6. Rostbildung tritt bei allen untersuchten Bauwerken auf,
bei Brücken jeder Benutzungsart, jeden Alters, aller Abmessungen und sonstiger
Verhältnisse. Der Rostgrad ist verschieden.
7. Der Rostbeginn liegt an den Rißstellen des Betons. An diesen ist der Rost am
größten und nimmt mit der Entfernung ab. Erreicht der Rost eine bestimmte Stärke, so
wird dort der Beton durch Sprengung zerstört.
8. Die Rostbildung wächst mit dem Alter, mit der zunehmenden Rißstärke, mit dem sich
verringernden Abstand der Eisen von der Oberfläche und mit der Verunreinigung der
Luft.
Der Einfluß der Rauchgase auf die Eiseneinlagen ist bei dieser Untersuchung wegen der
schweren Zugänglichkeit der betreffenden Flächen während des Zugverkehrs nicht
geprüft worden.
Diese Feststellungen bestätigen vollauf die Ausführungen des Geh. Reg.-Rats J. Labes im Zentralblatt der Bauverwaltung 1913 S. 75:
„Jedenfalls sind unseres Erachtens die Grundlagen für die besprochenen
Umwandlungen gegeben, wenn statische Risse im Beton vorhanden sind, und es kann
eine solche Brücke keinesfalls in bezug auf die Dauerhaftigkeit mit einer gut
ausgeführten und unterhaltenen eisernen Brücke, wie etwa mit der alten
Dirschauer Gitterbrücke über die Weichsel, erfolgreich in Wettbewerb treten, die
vom Jahre 1857 bis 1891 dem Eisenbahnverkehr und seitdem dem Straßenverkehr
gedient hat und sich heute noch in so vorzüglichem Unterhaltungszustande
befindet, daß nicht abzusehen ist, um ein wie Vielfaches ihrer vergangenen
Dienstzeit sie noch weiter dienen wird. Was nun die Gefahr des Anrostens an den
Rißstellen anbetrifft, so ist die frühere Annahme, daß eine dünne Mörtelhaut,
die bei guter Ausführung auf dem Eisen zunächst haften bleibt, einen dauernden
Schutz gewährt, durch zahlreiche Versuche als hinfällig erwiesen.“
In diesem Zusammenhange ist auch eine Mitteilung über den Zustand der Rhönebrücke bei
Chippis in der Schweiz. Bauzeitung 1912 S. 78 und 97 von Interesse: „Daß
Betonzugrisse doch nicht so harmloser Natur sind, kann man an der Rhönebrücke
bei Chippis konstatieren. Trotzdem Eisenbetonbrücken theoretisch keinen
Unterhalt erfordern, verrät jene heute schon einen bedenklichen Grad von
Altersschwäche.“
W. Gutacker.
––––––––––
Der Verbrauch von flüssigen Heizstoffen in Rußland im Jahre
1915/16. (Wjestnik Finanzow Nr. 25 und 26, 19. und 26. Juni 1916.) Nach den
Feststellungen des statistischen Bureaus des Kongresses der Naphthaindustriellen
sind von den Eisenbahnen im Jahre 1915 im ganzen 138,5 Mill. Pud flüssiger
Heizstoffe verbraucht worden; zum 1. Januar 1916 waren nicht weniger als 40 Mill.
Pud Vorräte nachgeblieben, die sich zum 1. April 1916 auf ungefähr 25 Mill. Pud
vermindert hatten. Durchschnittlich sind im Monat auf den Eisenbahnen von diesen
Heizstoffen 11,6 Mill. Pud im Jahre 1915 und etwa 13 Mill. Pud im Jahre 1916
verbraucht worden. Der Verbrauch von flüssigem Heizstoff auf den Eisenbahnen ist
demnach um 12,4 v. H. gestiegen.
Die Wolgaflotte hat im Jahre 1915 gegen 50 Mill. Pud Naphtha zum Heizen der Dampfer
verbraucht, die übrigen Verbraucher insgesamt gegen 135 Mill. Pud (von dieser Menge gelangten
gegen 24 Mill. Pud nach dem Petersburger Rayon und gegen 60 Mill. Pud nach dem
zentralen Industrierayon). Die Vorräte an flüssigem Heizstoff (Naphtha und Masut)
beliefen sich zum Schlusse der Schiffahrt (im November) auf 199,7 Mill. Pud im Jahre
1914 und 244,3 Mill. Pud im Jahre 1915. Im ganzen waren also zum 1. November 1915
44,6 Mill. Pud flüssiger Heizstoffe vorhanden (22,3. v. H. mehr als zum 1. November
1914).
Zu den Vorräten am 1. April des laufenden Jahres (105 Mill. Pud) gehören die Vorräte
von über 40 Mill. Pud bei den Verbrauchern, hauptsächlich bei den Eisenbahnen, sowie
auch bei einigen industriellen Unternehmungen und beim Marineressort. Die Vorräte
bei einigen mit Naphtha handelnden Firmen belaufen sich zum 1. April 1916 auf etwa
65 Mill. Pud.
Ungeachtet der allgemeinen Zunahme der Vorräte (um 25. Mill. Pud) zum Anfang des
Betriebsjahres 1916/17 wird das Angebot von Naphtha im Vergleich zum Jahre 1915/16
doch abnehmen. In diesem Jahre werden zur Wolga, von deren Hafenplätzen die Naphtha
als Heizmaterial nach den Verbrauchermärkten geht, nicht mehr als 270 Mill. Pud
kommen, und wenn man hierzu noch die Vorräte bei den mit Naphtha handelnden Firmen
von etwa 64 Mill. Pud hinzurechnet, so wird der Gesamtbetrag des Angebots 334 Mill.
Pud erreichen, was nach Abzug der Leckage und anderer Verluste wohl kaum mehr als
330 Mill. Pud ausmachen dürfte. Man nimmt an, daß nachfolgende Mengen von Naphtha
jedenfalls dem Verkehr entzogen werden würden: für das Moskauer Gebiet 27, für die
Eisenbahnen 156, für die Wolgaflotte 52, im ganzen zusammen 235 Mill. Pud. Etwa 11
bis 12 Mill. Pud sind erforderlich für die Naphthafabriken außerhalb des Rayons,
nicht weniger als 20 Mill. Pud werden den bevorzugten Unternehmungen des Rayons
Petersburg und wahrscheinlich wohl nicht weniger als 50 bis 60 Mill. Pud den
Unternehmungen des Moskauer Rayons zugewiesen werden. An freier Ware auf dem
Naphthamarkte würden somit nur etwa 70 bis 80 Mill. Pud verbleiben. Das laufende
Jahr wird demnach unter dem Zeichen eines akuten Naphthamangels verlaufen.
Die Naphthaausbeute hat sich in diesem Jahre um 42 Mill. Pud im Vergleich zu
derselben Zeit im vorigen Jahre vermindert; (von 573,2 auf 531,1 Mill. Pud).
––––––––––
Der Polytechnische und Gewerbeverein Königsberg Pr. hat
3000 M ausgesetzt zur Förderung von mustergiltigen Ausführungen in
Außenarchitekturteilen an städtischen und ländlichen Wohnhäusern der Provinz
Ostpreußen.
Auf Grund einzureichender Zeichnungen im Maßstab 1 : 20, bei kleineren Stücken 1 : 10
oder von Modellen für Architekturteile zum Beispiel Giebel, Zäune, Lauben, Türen,
Tore, Fenster, Aushängeschilder, Wetterfahnen und dergleichen, gegen deren
Ausführung der Bezirksarchitekt nichts einzuwenden hat, sollen Anerkennungspreise in
verschiedener Höhe bis zum Betrage von 200 M gewährt werden. Wo farbige Ausführung
beabsichtigt ist, sind die Farben in der Zeichnung anzugeben.
Die Auszahlung erfolgt an den Bauherrn, sobald die Ausführung nach der mit dem Preise
bedachten Zeichnung von dem Bezirksarchitekten bescheinigt ist.
Die Beurteilung der eingereichten Arbeiten und die Festsetzung der Preise geschieht
endgiltig durch den folgenden Ausschuß:
Architekt und Stadtrat Arndt, Maler Kißling, Regierungs- und Baurat Lange, Prof.
Edmund May, Direktor der Königlichen Kunst- und
Gewerkschule, Prof. Dr. Ulbrich und zwei Mitgliedern des
Vereinsvorstandes, dem zurzeit die Herren Geheimer Regierungs- und Gewerberat Laurisch, Prof. G. Vogel,
Kaufmann Karl Kühn und Konsul Leß, sämtlich in Königsberg, angehören.
Die Zeichnungen und Modelle sind mit einem Kennwort versehen, das auch auf einem
verschlossenen Umschlag steht, der den Namen und die Anschrift des Einsenders
enthält, bis zum 1. April 1917 frei einzureichen an das Kunstgewerbemuseum,
Königsberg Pr., Roonstraße 9/10. Sie werden nach der Beurteilung öffentlich
ausgestellt und danach den Einsendern zurückgegeben.
Etwaige Anfragen sind zu richten an Prof. G. Vogel, Königsberg Pr., Prinzenstraße
8.