Titel: Fernthermometer.
Autor: Karl Scheel
Fundstelle: Band 332, Jahrgang 1917, S. 1
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Fernthermometer. Von Geh. Regierungsrat Professor Dr. Karl Scheel, Berlin-Dahlem. SCHEEL: Fernthermometer. Fernthermometer werden seit langer Zeit für die Zwecke der Feuermeldung benutzt. In der Regel handelt es sich dabei um eine sehr einfache Form von Meßinstrumenten, welche man auch wohl Alarmthermometer nennt, und deren Aufgabe darin besteht, die Ueberschreitung einer Höchsttemperatur der Ueberwachungsstelle bekannt zu geben. Wesentlich höhere Anforderungen stellt der Heizungsingenieur an das Fernthermometer. Er verlangt nicht nur die Fernmeldung einer höchsten und einer niedrigsten Temperatur, sondern er wünscht meist auch noch eine Kenntnis vom Steigen oder Fallen der Temperatur am fernen Ort zu erlangen, um danach die Zentralheizung für die verschiedenen von ihm versorgten Teile eines Gebäudes einstellen zu können. Aehnliche Wünsche hat der Maschineningenieur, wenn er den Wärmezustand der empfindlichen Teile seiner Maschinen überwachen soll; namentlich die auf einen engen Raum zusammengedrängten Maschinen eines Schiffes bedürfen besonders sorgfältiger Wartung. In neuerer Zeit gewinnen auch technische Betriebe in immer steigendem Maße Interesse an der Fernmeldung von Temperaturen; die hier zutage tretenden Bedürfnisse beschränken sich nicht mehr auf enge Bereiche, sondern erstrecken sich auf alle der Messung überhaupt zugänglichen tiefen, mittleren und hohen Temperaturen. Alarmthermometer. Wir betrachten zunächst kurz die Alarmthermometer, deren wirksamer Teil ein Quecksilber- oder ein Metallthermometer ist. In ein gewöhnliches Quecksilberthermometer ist unten in die Kugel und bei einem bestimmten Gradstrich je ein Platindraht eingeschmolzen. Werden beide Drähte mit Zwischenschaltung einer galvanischen Batterie und eines Läutewerkes miteinander verbunden, so wird der durch Temperaturanstieg sich verlängernde Quecksilberfaden den Stromkreis schließen und das Läutewerk in Tätigkeit versetzen. Es sind zahlreiche Versuche unternommen, die Alarmtemperatur am selben Thermometer veränderlich zu machen. Die bekanntesten Mittel zur Erreichung dieses Zieles sind einerseits die Veränderung der Quecksilbermenge im Thermometer, wie sie dem Chemiker vom Gebrauch der sogenannten Beckmann-Thermometer geläufig ist; andererseits hat man statt des festen eingeschmolzenen oberen Kontaktes einen Kontakt durch ein Eisenstäbchen vorgesehen, das an einer schwachen Spiralfeder hängend durch einen von außen wirkenden Magneten mit mäßiger Reibung in der Thermometerkapillare verschoben werden kann. Endlich hat man auch das Ziel der Fernmeldung mehrerer Temperaturen dadurch zu erreichen gesucht, daß man statt eines in die Kapillare eingeschmolzenen Metalldrahtes deren mehrere anordnet, die gleich weit, etwa um je einen Temperaturgrad voneinander entfernt sind. Da jeder neu hinzugefügte Kontakt eine weitere Leitung zum Beobachtungsort bedingt, wird ein solches Mehrfach-Alarmthermometer ein recht ungeschicktes Instrument. Textabbildung Bd. 332, S. 1 Abb. 1. Aus der großen Zahl der Metallthermometer möge hier nur die sehr verbreitete Feuermelderkonstruktion der Firma Oscar Schöppe in Leipzig genannt werden. Der wirksame schwach gekrümmte Metallstreifen b (Abb. 1) ist mittels zweier Schrauben s an einem gußeisernen Träger befestigt. Bei Temperaturerhöhung biegt sich der Streifen durch und legt sich bei Erreichung einer Höchsttemperatur gegen eine Kontaktschraube e, welche die Einstellung einer höheren oder niedrigeren Alarmtemperatur erlaubt. Die Vorrichtung kann, wie die Abbildung zeigt, für Arbeitsstrom oder auch für Ruhestrom ausgebildet werden. Im letzteren Falle sitzt die Kontaktschraube auf der konkaven Seite des Metallstreifens b, diesen für gewöhnlich berührend; bei Erreichung einer Höchsttemperatur wird durch Abheben des Streifens von der Schraube der Kontakt unterbrochen. Thermometer mit mechanischer Uebertragung. Im Gegensatz zu den Alarmthermometern zeigen die übrigen Fernthermometer nicht einzelne Temperaturen sprungweise, sondern alle Temperaturen in einem größeren oder kleineren Bereich kontinuierlich an. Die ältesten und auch heute wohl noch am meisten verbreiteten Instrumente dieser Art benutzen eine mechanische Uebertragung. Letzten Endes ist in diesem Sinne jedes Quecksilberthermometer, dessen Teilung nicht unmittelbar an die Kugel anschließt, als ein Fernthermometer anzusprechen. Man hat in der Tat gläserne Quecksilberthermometer von 3 bis 4 m Länge, deren Kugel nur wenige Zentimeter lang und deren Skala nicht länger als ½ m ist. Zwischen Kugel und Teilung ist ein Halsstück mit engem Kaliber zwischengeschmolzen, durch das hindurch das Quecksilber aus der Kugel in die Teilungskapillare hinübergeschoben wird. Solche Thermometer sind zum festen Einbau in hoch oder tief temperierte Räume (Schornsteine oder Kühlhäuser oder dergleichen) bestimmt. Das lange Halsstück befindet sich in der Wand; das enge Kaliber dieses Stückes ist erforderlich, um die von der wechselnden Temperatur der Wand herrührende Unsicherheit, die eine ähnliche Rolle spielt wie die Unsicherheit in der Kenntnis der Temperatur des herausragenden Fadens eines Quecksilberthermometers, nach Möglichkeit herabzumindern. Die schwierige Herstellung solcher gläserner Ungeheuer und ihre leichte Verletzbarkeit hat zur Konstruktion metallischer Quecksilberthermometer geführt. Als Fernthermometer sind sie ganz wie die eben beschriebenen gläsernen Thermometer eingerichtet. Die Uebertragung der Ausdehnung des Quecksilbers im Gefäß geschieht durch ein nach Bedarf mehrere Meter langes biegsames enges Stahlrohr, die Ablesung an einem geteilten Glasrohr, das an das Ende der Stahlkapillare angekittet ist. Gebräuchlicher ist es, nicht die durch die Temperaturerhöhung hervorgerufene Ausdehnung des Quecksilbers selbst zu beobachten, sondern den bei der Ausdehnung entstehenden inneren Druck des Thermometers auf ein mit dem Ende der Stahlkapillare verbundenes Manometer wirken zu lassen, das man zu diesem Zweck in Temperaturgrade einteilt. Solche Vorrichtungen mit den verschiedensten Manometerkonstruktionen werden von den Firmen Schäffer & Budenberg in Magdeburg-Buckau, Steinle & Hartung in Quedlinburg und anderen in den Handel gebracht. Bei Anwendung langer Leitungen werden die Angaben der Metall-Quecksilberthermometer gleich denen der gläsernen Thermometer mit langem Halsstück von der Temperatur der Uebertragungskapillare abhängig. Handelt es sich um eine dauernde Veränderung, die etwa dadurch hervorgerufen ist, daß die Benutzung der Thermometer in anders temperierten Räumen als bei der Justierung erfolgt, so kann man eine Neujustierung wohl durch eine Veränderung des Uebertragungsvolumens vornehmen. Zu diesem Zweck ist an Thermometern mit mehr als 3 m langer Kapillare von der Firma Steinle & Hartung eine Druckstelldose vorgesehen. Für den Fall, daß die Uebertragungskapillare ständig wechselnden Temperaturen ausgesetzt ist – zum Beispiel bei Verlegung in der Nähe von Dampfmaschinen – verwendet die Firma Schäffer & Budenberg ein Kompensationsrohr, das unmittelbar neben dem Uebertragungsrohr in seiner ganzen Länge verlegt wird. Das Kompensationsrohr taucht nicht in die zu messende Temperatur ein, ist aber gleich dem Uebertragungsrohr mit Quecksilber gefüllt und mit einer im Thermometergehäuse angebrachten zweiten Feder verbunden. Beide Federn sind so angeordnet, daß die durch Temperaturschwankungen in der Leitungsstrecke entstehenden Bewegungen der einen Feder durch die Bewegungen der anderen aufgehoben werden. Es bleibt also eine Beeinflussung des Zeigers nur durch die im Thermometergefäß eingeschlossene Quecksilbermenge übrig. Das Kompensationsrohr spielt, wie man sieht, im vorliegenden Falle eine ähnliche Rolle wie bei den Temperaturmessungen des Chemikers das Fadenthermometer, das die Fehlerquelle des herausragenden Fadens vermeidet. Spannungsthermometer. Gänzlich unabhängig von der Temperatur der Verbindungskapillare wird man bei einer anderen Art der mechanisch übertragenden Fernthermometer, deren Wirksamkeit nicht auf der Ausdehnung einer Flüssigkeit, sondern auf dem Druck ihres gesättigten Dampfes beruht. Das vielfach als Tauchkörper bezeichnete Gefäß eines solchen Thermometers ist je nach der zu messenden Temperatur mit einer leichter oder schwerer siedenden Flüssigkeit teilweise gefüllt. Die Flüssigkeit steht unter ihrem eigenen Sättigungsdruck, der mit steigender Temperatur des Tauchkörpers beschleunigt anwächst und durch ein längeres oder kürzeres Verbindungsrohr auf ein Manometerzeigerwerk übertragen wird. Die Uebertragung wird dadurch möglich, daß ein Teil der Flüssigkeit des Tauchkörpers in die niedriger temperierte Leitung hinüberdestilliert und diese und auch die Manometerfeder anfüllt; ein Zurückfließen des Kondensats wird durch eine zwischengefügte Kapillare verhindert. Wir haben es hier mit einer rein hydrostatischen Uebertragung des Druckes vom Tauchkörper auf das Zeigerwerk zu tun, die von der Art und von der Temperatur der Uebertragungsflüssigkeit vollkommen unabhängig ist. Die einzige Fehlerquelle der Messung tritt dann auf, wenn Tauchkörper und Manometerfeder sich gegeneinander in anderer Höhenlage als bei der Justierung der Apparatur befinden, doch kann man diese Fehlerquelle durch Anbringung einer Korrektion beseitigen, die man auf experimentellem Wege oder unter Berücksichtigung der hydrostatischen Gesetze rechnerisch leicht ermitteln kann. Steinle & Hartung machen über die Natur ihrer wirksamen Flüssigkeit im Tauchkörper keine näheren Angaben, Schäffer & Budenberg, welche die Spannungsthermometer auch Thalpotasimeter nennen, verwenden für Temperaturen von + 35° bis + 180° C Aether, oberhalb 360° bis 750° C Quecksilber als Füllflüssigkeit. Thermometer mit elektrischer Uebertragung. Der Wirkungsbereich aller mechanisch übertragenden Fernthermometer ist naturgemäß ein beschränkter. Entfernungen von 50 m werden selten erreicht, Entfernungen von 100 m nur unter besonders günstigen Umständen überschritten. Bei noch größeren Entfernungen ist man einzig und allein auf die einer räumlichen Beschränkung kaum unterworfene elektrische Uebertragung angewiesen. Die elektrische Uebertragung haben wir beim Alarmthermometer bereits kennen gelernt. Aber das Alarmthermometer besitzt den Nachteil, nur eine, höchstens einige wenige Temperaturen in springender Folge zu melden, während in den meisten Fällen eine kontinuierliche Anzeige des Temperaturganges erwünscht ist. Die Bedeutung dieses Problems geht über die Temperaturfernmessung hinaus; denn die Fernmeldung der Angabe von Zeigermeßinstrumenten ganz allgemein wird vielfach begehrt und ist zu den verschiedensten Zeiten auf mannigfaltigste Weise versucht worden. Starken Anreiz, sich mit der Sache zu befassen, bot immer aufs neue die Notwendigkeit der Uebermittlung der Kompaßangaben auf mehrere Teile eines Schiffes und auch heute dürfte die Aufgabe noch nicht restlos gelöst sein. Fernmeßinduktor. Die große Zahl der Bearbeitungen des Problems kann hier nicht besprochen werden. Wir wollen uns vielmehr auf die Darstellung der vielleicht originellsten und wohl auch erfolgreichsten Konstruktion beschränken, die auf dem Prinzip der Induktion beruht und von dem Rostocker Professor Moennich ersonnen ist. Schickt man durch eine von zwei ineinander drehbaren Spulen einen intermittierenden elektrischen Strom, so entstehen in der zweiten Spule Induktionsströme, deren Stärke von der Größe des von beiden Spulen eingeschlossenen Winkels abhängt. Die Induktionsströme sind am stärksten, wenn beide Spulen einander parallel stehen, sie nehmen mit zunehmendem Neigungswinkel ab und verschwinden, sobald die Ebenen der beiden Spulen einen rechten Winkel einschließen. Denkt man sich nun, etwa bei der zentralen Beheizung eines Gebäudes in irgend einem Raum und in der Kontrollstation je einen solchen Induktor aufgestellt und die äußeren wie die inneren Spulen durch Fernleitungen L und l (Abb. 2) miteinander verbunden, so wird ein durch eine Leitung – etwa die die äußeren Spulen verbindende – gesandter intermittierender Strom in der Leitung der inneren Spulen Induktionsströme erzeugen, deren Stärke, wie oben gezeigt, von dem Neigungswinkel der Rollen abhängt. Wird nun die die inneren Spulen verbindende Leitung derart geschaltet, daß die Spulen auf beiden Stationen in entgegengesetzter Richtung durchflössen werden, so wird die Leitung dann stromlos erscheinen, wenn beide entgegengesetzt gerichteten Induktionsströme gleich sind. Das ist aber nur der Fall, wenn die Spulen in beiden Spulenpaaren gleiche Winkel einschließen. Für die Fernübertragung einer Zeigerstellung wird in der Aufgabestation die Zeigerdrehung – etwa diejenige eines Metallthermometers – durch Hebel auf die innere Induktionsrolle übertragen; an der Beobachtungsstation wird durch Drehen an einem Handgriffknopf die innere Spule in eine solche Lage zur äußeren gebracht, daß durch die Leitung der inneren Spulen kein Strom mehr fließt. Alsdann haben beide inneren Spulen die gleiche relative Lage zu den äußeren und ein mit der inneren Spule der Empfangsstation verbundener Zeiger muß bei symmetrischer Anordnung der Skalen dieselbe Einstellung liefern, wie der Zeiger in der Aufgabestation. Die Stromlosigkeit der Leitung erkennt man am besten am Verstummen eines in die Leitung eingeschalteten Telephons T. Textabbildung Bd. 332, S. 3 Abb. 2. Die Anordnung eines einzelnen Aufgabeinstruments erfordert die Anlage von vier isolierten Leitungen. Bei gleichzeitiger Verwendung einer größeren Zahl von Fernthermometern verringert sich diese Zahl verhältnismäßig. Bei n Instrumenten, welche alle von derselben Stelle aus beobachtet werden, sind nur n + 3 Leitungen nötig, weil man die drehbaren Spulen sämtlich in eine Leitung hintereinanderschalten kann und nur den intermittierenden Hauptstrom der einzelnen Spulen mittels Umschalter getrennt zufließen zu lassen braucht. Die Moennichschen Fernthermometer sind von der Firma G. A. Schultze in Berlin gebaut und vielfach, zum Teil in großen Anlagen, in Betrieb gesetzt worden. Auch in anderen Fällen zum Beispiel als Fernmanometer, Fernbarometer, Fernhygrometer, Fernwasserstandsanzeiger, ja auch zur Konstruktion eines Entfernungsmessers ist der Moennichsche Fernmeßinduktor mit Erfolg angewendet worden. Ein näheres Eingehen auf diese Möglichkeiten liegt aber außerhalb des Rahmens dieses Aufsatzes. Elektrische Thermometrie. In neuester Zeit hat die elektrische Thermometrie ganz bedeutende Fortschritte gemacht. Dabei versteht man unter elektrischer Thermometrie nicht nur die elektrische Uebertragung wie beim Alarmthermometer und beim Moennichschen Fernmeßinduktor, sondern eine Temperaturmessung, die wie im Quecksilberthermometer die Ausdehnung des Quecksilbers, so hier die Aenderungen elektrischer Eigenschaften unter dem Einfluß der Wärme benutzt. Man unterscheidet zwei Arten elektrischer Thermometer, das Thermoelement und das Widerstandsthermometer. Beide sind zwar nicht wie die Quecksilberthermometer selbstanzeigende Vorrichtungen, sie werden aber zu sehr bequemen Thermometern, wenn man die Meßinstrumente, mit denen sie durch Drähte verbunden sind, nicht nach elektrischen Einheiten, sondern nach Temperaturen einteilt. Thermoelement und Widerstand sind dann aber auch die vollkommensten Fernthermometer. Denn ob man die Verbindungsdrähte ein Meter oder ein Kilometer lang oder noch länger wählt, ist grundsätzlich ganz gleichgültig. Thermoelemente. Von den beiden Arten elektrischer Thermometer sind die Thermoelemente am leichtesten verständlich. Werden zwei Drähte von verschiedenem Material mit ihren beiden Enden aneinandergelötet, so daß sie von einem Metall zum anderen und wieder zum ersten zurück eine geschlossene Schleife bilden, so wird durch die Schleife ein elektrischer Strom fließen, sobald und solange sich die beiden Lötstellen auf verschiedener Temperatur befinden. Der Strom verdankt sein Entstehen einer durch die Temperaturdifferenz der Lötstellen in der Schleife hervorgerufenen elektromotorischen Kraft (Thermokraft), die bei den zu Messungen benutzten Drahtkombinationen mit wachsender Temperaturdifferenz, und zwar in kleineren Intervallen dieser proportional, ansteigt. Man mißt die Thermokraft an einem irgendwo in den Stromkreis eingeschalteten Spannungsmesser, den man der Bequemlichkeit halber, zur Vermeidung jeder Umrechnung, wie bereits oben gesagt, nicht nach Millivolt, sondern nach Temperaturen teilt. In der technischen Ausführung einer Thermoelement-Meßeinrichtung arbeitet man (Abb. 3; eine Schaltungsskizze von Hartmann & Braun A.-G. in Frankfurt a. M.) mit nur einer Lötstelle L; die anderen Enden der beiden wirksamen Drähte D1 und D2 sind über die Fernleitung zu den beiden Klemmen des Spannungsmessers geführt, der nun die Temperaturdifferenz zwischen L und den Klemmen angibt. In den meisten Fällen wird es genügen die Temperatur an den Klemmen als unveränderlich und gleich der Zimmertemperatur, etwa 20°, anzunehmen und entsprechend die Teilung des Zeigerinstrumentes nach Temperaturen der Lötstelle L auszuführen. Das zur Herstellung der Thermoelemente verwendete Drahtmaterial ist sehr mannigfaltig; bei der Auswahl ist neben der Empfindlichkeit der Kombination die Wärmebeständigkeit des Materials maßgebend. In niederen Temperaturen verwendet man vielfach Eisen oder Kupfer oder Silber, mit einer Konstanten genannten Kupfernickellegierung, in hohen Temperaturen (bis 1600°) Platin mit einer Legierung von Platin mit 10 v. H. Rhodium. Wo irgend möglich nimmt man, um die Kosten für die teuren Platinmetalle zu sparen, die schnelle Abnutzung der unedlen Metalle und Metallegierungen in den Kauf, die man wohl durch kräftigen Bau (dicke Drähte) der Elemente zu verlangsamen sucht. Auch wird vielfach ein dicker Draht in Verbindung mit einem übergeschobenen Eisenrohr, mit dem er am einen Ende verschweißt ist, als Thermoelement benutzt. Textabbildung Bd. 332, S. 4 Abb. 3. Zur Erhöhung der Haltbarkeit werden die Thermoelemente meist in Schutzrohre (H in Abb. 3) eingeschlossen. Unbedingt erforderlich ist eine solche Verkleidung für Platin-Platinrhodium-Elemente, weil diese Metalle durch heiße Gase zerstört werden. Als Material für die Schutzrohre dienen Stahl, Nickel, Quarzglas, Porzellan und Marquardtsche Masse; über diese zieht man zum weiteren Schutz häufig noch Rohre aus Schamotte, Silit, Graphit und dergleichen. Widerstandsthermometer. Der wirksame Teil eines Widerstandsthermometers ist ein dünner Draht von 10 bis 100 Ohm Widerstand, der auf isolierender Unterlage aufgewickelt ist und dessen Enden zu der nahe oder entfernt aufgestellten Meßvorrichtung führen. Besteht der Draht aus einem reinen Metall – meist verwendet man jetzt Platindraht -, so wächst der Widerstand des Drahtes für jeden Grad Temperaturerhöhung um ungefähr 4 v. T. seines Wertes bei 0°. Durch die Erwärmung von 0 auf 250° würde also der Widerstand des Drahtes verdoppelt werden. Die Firma W. C. Heraeus in Hanau stellt Widerstandsthermometer in folgender Weise her. Ueber ein etwa 6 cm langes und 4 mm dickes Stäbchen aus Quarzglas wird ein Draht aus reinem Platin in Spiralwindungen aufgewickelt. Dann wird das Stäbchen in ein dünnwandiges Quarzglasröhrchen eingeschoben (Abb. 4a) und darauf dieses auf das Stäbchen aufgeschmolzen (Abb. 4b), so daß der Widerstandsdraht in Quarzglas eingebettet nahe der Oberfläche zu liegen kommt. Durch diese Anordnung wird einerseits erreicht, daß der Widerstandsdraht vollkommen gegen jede schädliche Einwirkung von Gasen und Dämpfen sowie gegen Dehnung und Zerrung geschützt ist; ferner wird das Thermometer sehr empfindlich, d.h. es nimmt die Temperatur der Umgebung sehr schnell an; endlich verträgt das Thermometer dank der bekannten Eigenschaften des Quarzglases schroffe Temperaturwechsel; man kann es ohne Schaden aus Zimmertemperatur schnell in hochtemperierte Bäder überführen. Die Benutzungsgrenze des Quarzglas-Widerstandsthermometers wird zu 900° angegeben. Textabbildung Bd. 332, S. 5 Abb. 4. Die Verknüpfung des Widerstandes mit dem Zeigerinstrument geschieht bei den technischen Messungen in der Regel durch die Schaltung der sogenannten Wheatstoneschen Brücke (Abb. 5). Vier Drähte von den Widerständen abcd sind in der angedeuteten Weise verbunden. Von den Verbindungsstellen a mit c und b mit d führen Drähte zu einer konstanten Stromquelle E (Akkumulator). Die Verbindungsstellen a mit b und c mit d sind unter sich leitend verknüpft und es wird in diese Zwischenleitung, die im allgemeinen als „Brücke“ des Systems bezeichnet wird, das Galvanometer-Zeigerinstrument G eingeschaltet. Verhalten sich die Widerstände a : b = c : d, so fließt durch die Brücke kein Strom, das Meßinstrument gibt also keinen Ausschlag. Wird aber einer der Widerstände verändert, so schlägt das Instrument aus, und zwar um so mehr, je größer die Widerstandsänderung ist. Im vorliegenden Falle wird der eine Widerstand, etwa b, durch das Thermometer gebildet, dessen Widerstand bei 0° etwa 25 oder 50 oder 100 Ohm beträgt; auf denselben Widerstand sind auch die übrigen Zweige der Wheatstoneschen Brücke einzeln abgeglichen. Bei 0° zeigt dann das Zeigerinstrument keinen Strom an; sobald aber das Thermometer erwärmt wird, schlägt der Zeiger aus und man kann bei richtiger Eichung der Vorrichtung an der Stellung des Zeigers unmittelbar die Temperatur des Thermometers ablesen. Textabbildung Bd. 332, S. 5 Abb. 5. Die Weite der Temperaturteilung des Galvanometers ist voti der Spannung des Akkumulators E abhängig. Um zu einfachen Verhältnissen zu gelangen, muß man daher die Spannung des Akkumulators der gewählten Teilung des Galvanometers anpassen, d.h. man muß die wechselnde Spannung eines Akkumulators, auf die bei der Eichung der Vorrichtung verwendete Spannung herabdrücken. Zu diesem Zweck ist in den Akkumulatorenzweig ein Regulierwiderstand und neben dem Thermometerwiderstand b, mit diesem auswechselbar, ein Prüfwiderstand vorgesehen, der genau denselben Widerstand hat wie das Thermometer bei einer bestimmten, auf dem Galvanometer durch einen roten Strich markierten Temperatur. Man kontrolliert dann den Apparat, indem man statt des Thermometers den Prüfwiderstand einschaltet und sieht, ob der Zeiger des Galvanometers auf den roten Strich einsteht. Tut er das nicht, so stellt man ihn durch Verschieben am Regulierwiderstand ein und ist nun sicher, daß das Galvanometer die Temperatur des wieder eingeschalteten Thermometers richtig anzeigt. Die Meßanordnung kann auch für zwei (und mehrere) verschiedene Meßbereiche eingerichtet werden. Zu diesem Zweck hat man neben einem anderen Brückenzweig, etwa neben a, mit diesem auswechselbar, anderswertige Widerstände vorzusehen. Eine Aenderung des Widerstandes a ändert die Empfindlichkeit des Galvanometers, dem man durch Anbringung einer zweiten (bzw. mehrerer) Skalen Rechnung tragen kann. Endlich können auf dasselbe Meßinstrument natürlich beliebig viele Widerstandsthermometer – das Gleiche gilt übrigens auch von Meßanordnungen für Thermoelemente – geschaltet werden, die man durch Stöpselung, Herunterdrücken von Tasten oder dergleichen nacheinander abliest.Widerstandsthermometer mit Meßanordnungen liefern unter anderen die Firmen: Gans & Goldschmidt in Berlie; Hartmann & Braun A.-G. in Frankfurt a. M.; W. C. Heraeus in Hanau; Dr. A. Koepsel, Mechanische Werkstatt, G. m. b. H. in Berlin-Friedenau; Siemens & Halske A.-G., Wernerwerk, Berlin-Siemensstadt. Beispielsweise baute die Firma Dr. A. Koepsel eine Station zum Anschluß von 60 Thermometern, eine Zahl, die sich im Bedarfsfalle wohl noch weiter erhöhen ließe. Eine Fehlerquelle kann beim Gebrauch des Widerstandsthermometers insofern eintreten, als der Widerstand der Fernleitung sich zu demjenigen des Thermometers addiert und somit dieselbe Rolle spielt, wie der herausragende Faden des Quecksilberthermometers. Man vermeidet die Fehlerquelle durch Verwendung eines genügend großen Querschnittes in der Fernleitung; je länger die Fernleitung ist, desto größer muß auch ihr Querschnitt sein. Es gibt auch Methoden der Widerstandsmessung, die von dieser Fehlerquelle frei sind und darum mit Fernleitungen engen Querschnitts auskommen. Sie scheinen aber in der Technik weniger Verwendung gefunden zu haben, weil die Messungen schwieriger sind als die vorstehend beschriebenen, und auch eine Vermehrung der Fernleitungen erfordern. Selbstaufzeichnende Instrumente. An Stelle der einfachen Zeigerinstrumente werden jetzt vielfach sowohl für Thermoelemente als auch für Widerstandsthermometer Registriervorrichtungen verwendet, die von allen sich mit der Herstellung elektrischer Fernthermometer beschäftigenden Firmen gebaut werden. Textabbildung Bd. 332, S. 6 Abb. 6. Die Registrierung kann entweder auf einer Trommel oder auf einem ablaufenden Papierstreifen erfolgen; sie geschieht in der Weise, daß der sonst frei schwingende Zeiger in regelmäßigen Zwischenräumen, etwa alle 30 Sekunden, von einem Fallbügel niedergedrückt wird und ein am Zeiger befestigter Stift unmittelbar oder durch Vermittlung eines Farbbandes auf dem Papierstreifen einen Punkt hervorbringt. Die Punkte reihen sich zu einer Linie aneinander, die auf dem mit Gradteilung versehenen Streifen den Verlauf der Temperatur erkennen läßt. Die Firma Hartmann & Braun ist auf diesem Wege durch Konstruktion eines Vielfachfarbenschreibers (Abb. 6) noch einen Schritt weiter gegangen. Es handelt sich dabei um ein Registrierinstrument, das mittels nur eines Galvanometersystems die gleichzeitige Aufzeichnung von mehreren (bis zu sechs) Temperaturkurven gestattet. Die Punktmarkierung geschieht für die verschiedenen Meßzweige, deren Umschaltung selbsttätig erfolgt, in regelmäßigen Pausen nacheinander, um nach Ablauf einer Periode wieder mit dem ersten Meßzweig zu beginnen. Die Länge einer Periode, während welcher also die Temperatur jeder Meßstelle einmal registriert wird, beträgt 1½ bis 3 Minuten. Zu jedem Meßzweig gehört ein anderes Farbband, das mit der Umschaltung der Meßzweige ebenfalls selbsttätig ausgewechselt wird. Auf diese Weise werden die verschiedenen Punktreihen deutlich voneinander unterschieden.