Titel: Polytechnische Schau.
Fundstelle: Band 332, Jahrgang 1917, S. 207
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Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Zum 75. Geburtstage Carl Lindes. Am 11. Juni konnte Carl Linde, der Führer im Gebiete der Kältetechnik, seinen 75. Geburtstag feiern. Eine überaus fruchtbare, mit Erfolgen reich gesegnete Lebensarbeit liegt hinter ihm. Im Pfarrhause zu Berndorf in Oberfranken erblickte er das Licht der Welt als drittes Kind, dem noch sechs Geschwister folgten. Sieben Jahre später siedelte seine Familie nach Kempten über. Dort besuchte Carl Linde nach vorangegangenem Unterricht in der Volksschule und in einer privaten Lehranstalt von 1853 ab das Humanistische Gymnasium, das er, 19 Jahre alt, mit dem Zeugnis der Reife verlassen konnte. Die dort empfangene Vorbildung ließ in Hinsicht auf Mathematik und Naturwissenschaften viel zu wünschen übrig. Die Wahl des theologischen Berufs schien daher dem Vater Lindes weit aussichtsvoller als der Uebergang in eine praktische Laufbahn. Dennoch fügte er sich dem Wunsche seines Sohnes, als dieser, angeregt durch Besuche im Hause des Direktors d'Hengelière der Aktienbaumwollspinnerei Kempten, den festen Entschluß kundgab, Maschinenbauer zu werden. Zu diesem Zwecke bezog Linde zunächst das Polytechnikum zu Zürich, wo damals eine Reihe ausgezeichneter Gelehrter wirkten. Die Behandlung der Thermodynamik durch Clausius sowie die Vorträge Zeuners über die Theorie der Wärmekraftmaschinen waren ausschlaggebend für die spätere Entwicklung des mit begeisterter Hingabe Studierenden, der nach drei Jahren die Hochschule verließ, um sich in der Baumwollspinnerei Kottern seiner praktischen Ausbildung zu widmen. Nach mehrmonatlicher Tätigkeit als Volontär gelang es Linde auf Empfehlung Reuleaux, mit dem ihn Beziehungen aus seiner Studienzeit verbanden, erst in der Werkstatt, dann im Büro der Maschinenfabrik A. Borsig zu Berlin eine Anstellung zu finden. Bald aber gab er die lehrreiche Tätigkeit daselbst auf, um 1866 in die Münchener Lokomotivfabrik Krauß & Co. einzutreten, da ihm dort ein Posten angeboten wurde, dessen Besoldung die Gründung eines eigenen Hausstandes ermöglichte. Während seiner Beschäftigung bei der genannten Firma gelang es Linde, einige nicht unwesentliche, zum Teil bleibende Verbesserungen erstmalig in den Lokomotivbau einzuführen. Er konnte daher mit Befriedigung vernehmen, daß die Kraußsche Maschine, die er persönlich 1867 zur Weltausstellung nach Paris geleitete, preisgekrönt aus dem dortigen Wettbewerbe hervorging. Dennoch verließ er den Konstruktionstisch, als der Plan, eine technische Hochschule in München zu gründen, eine greifbarere Gestalt annahm. Schien ihm doch die Tätigkeit als akademischer Lehrer der Gipfelpunkt des Berufslebens. Mit hoher Befriedigung erfüllte es ihn daher, als er am 24. August 1868 nach probeweiser Beschäftigung an der damals bereits bestehenden Ingenieurschule kaum 26-jährig zum außerordentlichen Professor an der polytechnischen Schule zu München ernannt wurde. Zwar betrug das Jahresgehalt zunächt nur 1000 Gulden, so daß Linde, um die Kosten des Haushaltes bestreiten zu können, zu einer aufreibenden nebenberuflichen Tätigkeit gezwungen war, die einen vorübergehenden Kräfteverfall zur Folge hatte. Auch die Freude an der unterrichtlichen Beschäftigung wurde anfänglich beeinträchtigt durch die weitgehende Zersplitterung, zu der das Fehlen von Lehrkräften den einzelnen Dozenten zwang. Jedoch bald nach Beendigung des deutschfranzösischen Krieges, während dessen sich Linde dem Sanitätsdienste zur Verfügung gestellt hatte, befreite diesen die Ernennung zum ordentlichen Professor von der Sorge um das tägliche Brot. Auch die berufliche Tätigkeit gestaltete sich erfreulicher infolge Abtrennung der Nebenfächer von der theoretischen Maschinenlehre, dem eigentlichen Gebiete Lindes. Noch während des Krieges hatte dieser im bayerischen Industrie- und Gewerbeblatte zwei die Teilnahme der Fachkreise erregende Abhandlungen veröffentlicht über die Höchstleistung von Kältemaschinen und die Mittel zu deren Erreichung. Der Großbrauer Gabriel Sedlmayr zu München ließ sich von der Bedeutung der Lindeschen Gedanken für das Brauereiwesen überzeugen und trug die Kosten für deren Verwirklichung, welche die Maschinenfabrik Augsburg übernahm. Die erste, praktisch durchaus brauchbare Kältemaschine der neuen Bauart wurde 1877 in der Dreherschen Brauerei zu Triest aufgestellt. Sie bedeutete einen wesentlichen Fortschritt sowohl in Hinsicht auf die Erzeugung der Kälte als auch auf deren Verwendung. Während nämlich bis zu jener Zeit die Kühlung lagernder Vorräte nur mit Hilfe von Natur- oder Kunsteis vorgenommen wurde, diente die genannte Anlage der Luftkühlung. Die Erfolge, die Linde in den nächsten Jahren auch durch Vervollkommnung der Eismaschinen erzielte, legten ihm den Gedanken nahe, aus dem liebgewordenen Lehrfache auszuscheiden und an der industriellen Verwertung seiner Erfindungen teilzunehmen. 1878 reichte er sein Entlassungsgesuch ein, um im nächsten Jahre nach Wiesbaden überzusiedeln zur Uebernahme des Vorstandes der Gesellschaft für Lindes Eismaschinen. Zunächst wurde der Bürobetrieb in bescheidenster Form mit einem Zimmer und einem Zeichner eröffnet. Bald aber mehrte sich die Zahl der Mitarbeiter. Eisfabriken in eigenem Unternehmen wurden gegründet und zahlreiche Lieferungen von Kälteanlagen für Brauereien, Schlachthäuser usw. erfolgten weit über die Grenzen Deutschlands und Europas hinaus. Rudolf Diesel war in jenen Tagen als Vertreter der Gesellschaft zu Paris tätig. Als aber allmählich die wissenschaftliche, auf die Vervollkommnung der Kältetechnik zielende Arbeit des Gesellschaftvorstandes immer mehr hinter der geschäftlichen Seite zurücktreten mußte, entschloß sich Linde im Jahre 1890 zur Rückkehr nach München, um seine Kraft einer beschränkten Unterrichtstätigkeit an der Hochschule sowie der experimentellen Forschung in der Kälteversuchsstation des durch ihn zu Weltruf gelangten Unternehmens zu widmen. Dies Laboratorium ist als die Geburtsstätte der Technik der tiefen Temperaturen anzusehen. Da deren Entwicklung in D. p. J. Bd. 331 S. 269 eingehend behandelt wurde, sei hier nur kurz darauf hingewiesen, wie überaus viel die Gasverflüssigungsindustrie Linde zu verdanken hat, und wie bedeutungsvolle Aufgaben der gegenwärtige Krieg diesem Fabrikationszweige stellt in Hinsicht auf die Lieferung von Sauerstoff zur autogenen Metallbearbeitung, von Oxyliquit zu Sprengzwecken, von Stickstoff zur Herstellung künstlichen Düngers usw. Trotz unausgesetzter Arbeit in München und seit 1901 auf der Versuchsstation in Höllriegelskreuth war Linde auch auf anderen Gebieten erfolgreich tätig. Ihm verdankt das physikalischtechnische Laboratorium der Münchener Hochschule seine Gründung, in dem manche überaus wertvolle Erkenntnis mit Hilfe vorbildlicher Versuchseinrichtungen gewonnen wurde. Seiner Anregung ist es auch zuzuschreiben, daß der ausgezeichnete Münchener Experimentator M. Jacob als Mitarbeiter in die physikalisch-technische Reichsanstalt aufgenommen und dadurch dem Ingenieur ein gewisser Einfluß auf die Tätigkeit des genannten Instituts eingeräumt wurde. Ganz besonders sei auch der Verdienste Lindes um die Gründung des deutschen Museums in München gedacht, das der historischen Entwicklung von Forschung und Industrie gewidmet ist. Zahlreiche Ehrungen sind dem berühmten Gelehrten im Laufe der Jahre zu Teil geworden, der die verdiente Ruhe des Alters benutzt hat, um auf seinem Landsitz in der Villenkolonie Prinz Ludwigshöhe am Isartale für seine Kinder und Mitarbeiter Aufzeichnungen „aus seinem Leben und von seiner Arbeit“ niederzuschreiben. (Linde, Aus meinem Leben und von meiner Arbeit, München 1917.) Schmolke. ––––– Taschenlampenbatterien. Der Verbrauch von elektrischen Taschenlampen und den zugehörigen Batterien hat im gegenwärtigen Kriege eine außerordentliche Steigerung erfahren. Diese Batterien bestehen, wie Professor K. Arndt in der Chemiker-Zeitung 1916 S. 1017 bis 1019 berichtet, fast ausschließlich aus Leclanché-Trockenelementen. Ihre Elektroden bestehen aus Zink und Kohle, und zwar hat das Zink die Form eines kleinen Becherchens, das zugleich als Behälter des Elementes dient. Die Kohlenelektrode wird von einem Stäbchen aus Bogenlichtkohle gebildet, das mit einem Gemisch von feingepulvertem Braunstein (als Depolarisator) und Graphit umpreßt, mit Gazestoff umwickelt und mit Fäden umschnürt ist. Diese sogenannte „Puppe“ füllt das Zinkbecherchen fast aus. Der schmale ringförmige Zwischenraum wird mit dem Elektrolyten, einer durch Mehl verdickten Lösung von Chlorammonium und Chlorzink, dem sogenannten „Schleim“, angefüllt. Zur Verhütung von Kurzschluß wird die Puppe durch dünne Gummiringe oder Streifen von Preßspan bzw. Pappe von dem Zinkbecher getrennt. Eine kleine Metallkappe, die auf den paraffinierten Kopf des Kohlenstäbchens aufgesetzt ist, dient zur Stromableitung. Drei dieser Elemente werden in der Regel zur Speisung einer 3,5 Volt-Lampe zu einer Batterie vereinigt, indem sie mit Sägespänen und Pappe umhüllt und oben mit Pech vergossen werden. Auf Grund einer Vereinbarung der mehr als 50 deutschen Fabrikanten, von denen die meisten sich während des Krieges zu einem Verband zusammengeschlossen haben, werden die Abmessungen dieser Batterien so gewählt, daß sie in jedes normale Lampengehäuse hineinpassen. Die im Handel erhältlichen Batterien zeigen oft sehr ungleiche Leistungen; die besten Erzeugnisse vermögen eine 0,2 Amp.-Lampe bei ununterbrochener Entladung etwa 5 Std. lang, bei der üblichen unterbrochenen Entladung 7 bis 8 Stunden lang zu versorgen. Minderwertige Batterien liefern oft nur 1 bis 2 Stunden lang genügenden Strom. Die Beseitigung dieser Mißstände hat sich der Fabrikantenverband zur Aufgabe gemacht, der seit kurzem auch eine unter Aufsicht seiner Prüfstelle hergestellte „Verbandsbatterie“ auf den Markt bringt. Die elektromotorische Kraft einer guten Batterie beträgt vor der Entladung etwa 4,5 Volt und beträgt bei sachgemäßer Lagerung auch nach drei bis sechs Monaten noch über 4 Volt. Im Laufe der Entladung fällt die Sannung anfangs rasch, später langsamer; ist sie auf 1,5 Volt gesunken, so muß die Batterie unbedingt erneuert werden. Um die Leistungsfähigkeit einer Taschenlampenbatterie zu prüfen, entlud man sie bisher in der Regel mit einer 0,2 Amp.-Lampe, bis die Klemmenspannung nur noch 1,5 Volt betrug, und betrachtete diese ununterbrochene Entladungsdauer als Maßstab für die Leistung der Batterie. Für wissenschaftliche Zwecke empfiehlt es sich dagegen, die Batterie über einem regelbaren Widerstände mit einer konstanten Stromstärke von 0,2 Amp. zu entladen. Bei diesem Verfahren kann man auch mehrere Batterien hintereinander in denselben Stromkreis einschalten, wobei jeder dieser Batterien die gleiche Strommenge entzogen wird. Allerdings muß man entsprechend der sinkenden Spannung den Widerstand in bestimmten Zeitabständen verkleinern, um die Stromstärke von 0,2 Amp. konstant zu erhalten, doch wird diese Unbequemlichkeit durch die sonstigen Vorteile der Methode wettgemacht. Je nach dem gewählten Prüfungsverfahren erhält man verschiedene Werte für die Entladungszeit; die letztere Methode, bei der die Batterie weit stärker beansprucht wird, liefert eine um rund 30 v. H. kleinere Entladungszeit als die erste Methode. Dies ist jedoch für den Vergleich verschiedener Batterien auf ihre Leistungsfähigkeit nicht von Belang. Um dem Einwand, daß die Batterien im praktischen Gebrauch immer nur wenige Augenblicke benutzt werden und sich in den nachfolgenden Ruhepausen wieder erholen, zu genügen, hat Verfasser vorgeschlagen, die nach dem obigen Prüfungsverfahren ermittelte Stundenzahl zu verdoppeln, so daß also eine Batterie, die drei Stunden lang ununterbrochen 0,2 Amp. bis zu 2 Volt abwärts liefert, mit der Bezeichnung „6 Stunden Brenndauer“ versehen werden dürfte. Auf diese Weise würde auf Grund exakter Messung ein ungefähr das Richtige treffender Stundenwert erhalten und betrügerischen Uebertreibungen entgegengetreten. Die Taschenlampenelemente haben bei Verwendung guter Rohstoffe und sachgemäßer Herstellung eine recht große Leistungsfähigkeit, so erhielt Verfasser bei einer guten Batterie (Ladenpreis 65 Pf.) eine Leistung von drei Wattstunden bis zur völligen Erschöpfung. Die bei der Entladung vor sich gehenden chemischen Veränderungen des Elektrolyten sowie der Elektroden bedingen ein Anwachsen des inneren Widerstandes. von anfangs 0,6 auf mehr als 2 Ohm, namentlich infolge von Krustenbildung auf der Oberfläche der Puppe. Diese Krustenbildung macht sich um so störender bemerkbar, je stärker die Batterie beansprucht wird, und ist bei Kurzschluß besonders stark; aus diesem Grunde ist die von den Händlern oft benutzte „Kurzschlußprobe“ zur Gütebestimmung der Elemente durchaus verwerflich. Die Beschaffenheit des Graphits hat auf den inneren Widerstand der Batterie großen Einfluß, und zwar kommt es nicht allein auf den Aschengehalt des Graphits an, sondern auch auf seine physikalische Beschaffenheit, wie die vom Verfasser ausgeführten Leitfähigkeitmessungen zeigen. Auch die Reinheit des verwendeten Braunsteins ist von Bedeutung. Dieser sowie das Zink werden nur zum Teil bei der Entladung der Elemente ausgenutzt, weshalb es sehr wünschenswert wäre, daß die ausgebrauchten Batterien im Felde nicht achtlos weggeworfen, sondern zur Wiedergewinnung des darin enthaltenen Zinks, Graphits und Braunsteins eingesammelt werden. Sander. ––––– Tiegellose Schmelzöfen mit Gasfeuerung. Da durch den Krieg die Einfuhr von Graphittiegeln in die Zentralstaaten unterbunden wurde und die für die Herstellung solcher erforderlichen Rohstoffe in Deutschland und Oesterreich-Ungarn einerseits nur in sehr beschränkter Menge zur Verfügung stehen, andererseits sich als wenig geeignet erwiesen, so entschlossen sich viele Metallgießereien dazu, tiegellose Schmelzöfen zu verwenden, in denen zwar leicht verdampfende Metalle einen starken Abbrand erfahren, die aber das Niederschmelzen von Einsätzen bis 1000 kg gestatten. Allerdings mußte die früher vorwiegend übliche Beheizung derartiger Schmelzöfen mit Roh- oder Teeröl infolge Knappheit der flüssigen Brennstoffe vielfach durch Gasfeuerung ersetzt werden. Bei einer solchen Umgestaltung der Ofenanlage wird dem Gase Preßluft unter einem Drucke von 400 bis 1500 mm WS zugeführt, damit die Verbrennung schnell und in einem verhältnismäßig kleinen Raum stattfindet. Sofern Temperaturen von mehr als 1200° C erzielt werden sollen, ist ein Vorwärmen der Preßluft notwendig. Nach der Bauweise unterscheidet man Trommel- und Pfannenöfen. Bei ersteren sind der Brenner sowie die Austrittsöffnung für die Feuergase so angeordnet, daß diese in achsialer Richtung durch die Trommel geführt werden. Bisweilen werden die Flammen vor dem Verlassen des Ofens noch zur Rückkehr nach der Eintrittsseite gezwungen, so daß man Anlagen mit durchgehender und zurückkehrender Flamme unterscheiden kann. Bei den Pfannenöfen ist eine tangentiale Führung der Heizgase vorgesehen. Diese treten meist durch zwei Brenner in den Ofen ein und durchströmen ihn in kreisender Bewegung. Die für beide Bauarten benutzten Brenner müssen bei geringer Baulänge eine gute Durchmischung von Gas und Luft gewährleisten. Auch darf ihr Einbau an Stelle eines bisher benutzten Oelbrenners keine Schwierigkeiten verursachen. Insbesondere muß man berücksichtigen, daß der Gasanschluß erschwert wird, weil die Oefen kippbar gelagert sind, um ein bequemes Ausgießen des Schmelzgutes zu ermöglichen. Die Abgase der Oefen können zum Vorwärmen der Tiegel benutzt werden, die das geschmolzene Metall aufnehmen sollen. Ferner geben sie ihre Wärme in dem meist aus Gasrohren bestehenden Winderhitzer an die von einem Ventilator gelieferte Preßluft ab. Ein Ofen für einen Einsatz von 760 kg einer Legierung, deren Schmelzpunkt zwischen 1300 und 1360° C liegt, wies einen Gasverbrauch von 36 m3 für 100 kg Metall auf. Die Vorheizzeit war 15 Min. Das Einsetzen des Schmelzgutes dauerte 20 Min. und das Niederschmelzen 2 ½ Std. Die Temperatur der Verbrennungsgase betrug im Ofen 1380 bis 1440° C, beim Eintritt in den Winderhitzer 1250°C und bei dessen Verlassen 330 bis 360° C. Die Preßluft wurde bis 295° vorgewärmt. Außer der Erneuerung der Ofenausmauerung war bisher eine Reparatur nicht erforderlich, trotzdem die Anlage seit Juni 1916 fast täglich in Betrieb gesetzt wurde. Die Brennstoffkosten für 100 kg Einsatz betrugen bei diesem von der Düsseldorfer Maschinenbauanstalt Poetter einer österreichischen Metallgießerei gelieferten Ofen 5,20 K. Demgegenüber würde das Schmelzen der gleichen Metallmenge bei Verwendung von Rohöl einen Aufwand von 5,70 K. erfordern und bei Teerölfeuerung sogar. 7,63 K. kosten. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß dieser Berechnung der hohe Kriegspreis der flüssigen Brennstoffe zugrunde gelegt wurde. Indessen würden auch die Kosten der Gasfeuerung bei längerem ununterbrochenem Schmelzbetriebe noch wesentlich sinken. Eine Aufgabe der Gasfachmänner wird es sein, die durch den Krieg erleichterte Einführung der tiegellosen Oefen mit Gasfeuerung zu einem dauernden Erfolge des durch sie vertretenen Industriezweiges zu gestalten. (Aspek in Zeitschrift des Vereins der Gas- und Wasserfachmänner in Oesterreich und Ungarn Heft 9.) Schmolke. ––––– Ueber die Verwendung der Affinorrechnung zur Lösung technischer Aufgaben. (J. Spielrein, Elektrotechnik u. Maschinenbau 35, 161 bis 166, 1917.) Die Vektorrechnung war noch vor zwanzig Jahren ein wenig benutztes Werkzeug. Seitdem hat sie sich auch in Technikerkreisen mehr und mehr verbreitet. Insbesondere haben es sich die Vertreter der technischen Mechanik und die Elektrotechniker angelegen sein lassen, den Nutzen der Vektormethoden und der vektoranalytischen Darstellung an zahlreichen Anwendungen klarzulegen. Nun begegnet man aber einer Reihe von Aufgaben, die zur koordinatenfreien Behandlung der Vektoren höherer Ordnung bedürfen, der sogenannten Affinoren, deren Analysis zuerst von Gibbs entwickelt worden ist. Was man unter einem Affinor zu verstehen hat, kann man rein anschaulich deuten als Deformation eines elastischen Körpers, in Analogie zur Schiebung und Drehung eines starren Körpers, die durch einen Vektor dargestellt werden. Analytisch kann man sich den Affinor so klar machen: Man verstehe unter \frakfamily{e}_1,\ \frakfamily{e}_2,\ \frakfamily{e}_3 drei Einheitsvektoren, die aufeinander senkrecht stehen und ein Rechtssystem bilden, dann stellt bekanntlich \frakfamily{A}=a_1e_1+a_2e_2+a_3e_3 einen beliebigen Vektor von der Länge A=\sqrt{{a_1}^2+{a_2}^2+{a_3}^2} dar. Ebenso sei \frakfamily{B}=b_1e_1+b_2e_2+b_3e_3 ein Vektor, dann ist wohlbekannt, was das skalare Produkt \frakfamily{A\,B} und das Vektorprodukt [\frakfamily{A\,B}] zu bedeuten haben. Der Affinor \frakfamily{A,\,B} dagegen ist das dyadische Produkt der beiden Vektoren, also \frakfamily{A\,B}=a_1b_1\frakfamily{e}_1\frakfamily{e}_1+\,.\,.\,.\,.\,+a_2b_3\frakfamily{e}_2,\ \frakfamily{e}_3+a_3b_2\,\frakfamily{e}_3,\, \frakfamily{e}_2+\,.\,.\,.. Streng genommen ist dies erst eine Dyade. Der allgemeine Affinor ist die Summe von drei solchen Dyaden. Um nun mit diesen Affinoren rechnen zu können, muß man Rechenregeln aufstellen, zum Beispiel die, daß das skalare Produkt (\frakfamily{e}_1,\ \frakfamily{e}_1)\ \frakfamily{e}_1=\frakfamily{e}_1\ (\frakfamily{e}_1,\ \frakfamily{e}_1)=\frakfamily{e}_1 oder (\frakfamily{A},\,\frakfamily{B})\,\frakfamily{C}=\frakfamily{A}\,(\frakfamily{B},\,\frakfamily{C}) wird, also einen Vektor darstellt. Der Divergenz und dem Rotor der Vektoranalysis entsprechen affinoranalytische Bildungen, die man Traktor und Vortex genannt hat. Dann entspricht zum Beispiel dem Satz der Vektoranalysis: Ist ein Vektor wirbelfrei, so kann man den Vektor als Gradienten eines Skalars darstellen, der Satz der Affinoranalysis: Ist ein Affinor vortexfrei, so kann man den Affinor als Nablaaffinor eines Vektors darstellen. Ebenso wie der Rotor eines Vektors quellenfrei ist, ist der Vortex eines Affinors traktorfrei. Als Beispiel betrachtet der Verfasser das Trägheitsmoment eines starren Körpers sowie die Deformation und den Spannungszustand eines elastischen Körpers. Wer sich genauer über diese Dinge unterrichten will, dem sei das Lehrbuch der Vektorrechnung von Spielrein empfohlen, das vor kurzem im Verlage von K. Wittwer, Stuttgart erschienen ist. E. Jahnke. ––––– Kohlenstaubfeuerung. Im amerikanischen Ingenieurverein zu New York wurde kürzlich ein Vortrag über Kohlenstaubfeuerung im Eisenbahnbetriebe gehalten, und dabei wurde darauf hingewiesen, daß durch diese Feuerungsart wesentliche Ersparnisse erreicht werden könnten, bei möglichster Vermeidung von Rauchbildung und Funkenauswurf. Zur Kohlenstaubfeuerung sind fast alle Kohlensorten verwendbar. Die Herstellungskosten des Kohlenstaubes, der die Feinheit und Trockenheit des Portlandzementes besitzen soll, werden, auf etwa 1 M für 1 t Kohle veranschlagt. In drei bis vier Minuten kann der Lokomotivtender mit 15 t Kohlenstaub aufgefüllt werden. Aus dem Tender wird der Kohlenstaub durch Förderschnecke der Lokomotivfeuerbüchse zugeführt und vorher noch mit Druckluft gemischt. Jede solche Brennstoffzuführung kann in der Stunde etwa 200 bis 1500 kg Kohlenstaub in den Verbrennungsraum der Lokomotive einführen. Je nach Lokomotivgröße sind bis zu sechs solche Leitungen vorhanden. In 45 bis 60 Minuten nach dem Anheizen der Lokomotive steigt die Dampfspannung auf 14 at bei einer Anfangstemperatur des Kesselwassers von 5° C. Durch Verwendung von Kohlenstaub ergibt sich eine gleichmäßigere Feuerung, die die Zugkraft der Lokomotive erhöht und den thermischen Wirkungsgrad verbessert. Die Versuchsergebnisse der folgenden Tabelle wurden mit einer 5/5 gekuppelten Lokomotive von 14000 kg Zugkraft erhalten. Die Treibräder hatten dabei 1750 mm Durchmesser. Durch Kohlenstaubfeuerung wurde die Zugkraft der Lokomotive um 10 v. H. erhöht. Kohlenstaub Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 FeuchtigkeitsgehaltFlüchtige BestandteileKohlenstoffgehaltAschengehaltSchwefelgehaltHeizwert v. H.WE/kg 0,424,7268,436,851,968179 0,8136,2758,295,440,687955 0,5924,3665,0510,490,847721 Zurückgelegte StreckeWagenzahl des ZugesZuggewichtZuggeschwindigkeitDampfspannungDampftemperaturVerfeuerte Kohlenmenge i. d. Std. kmtkm/Std.atCkg 21306117204213,943001485 6866518104013,593051390 6406017603313,702991585 Kohlenstaubfeuerung hat außerdem in den letzten Jahren bei verschiedenen Schmelzöfen Verwendung gefunden. Dabei wurde festgestellt, daß mit Kohlenstaubfeuerung eine gleichmäßigere Temperatur als mit Gasfeuerung erreicht wird. Kohlenstaub kann um die Hälfte billiger hergestellt werden als Generatorgas. Eine Kohle mit 0,64 v. H. Feuchtigkeit, 35 v. H. flüchtigen Bestandteilen, 50 v. H. Kohlenstoff, 5 v. H. Asche und 1,36 v. H. Schwefel bei einem Heizwerte von etwa 8000 WE gab hier gute Ergebnisse. (Engineering 1917 I S. 3 bis 5.) W. ––––– Zersetzungserscheinungen an Gußeisen. Die vielfach als „Graphitierung“ des Gußeisens, „Spongiose“ oder „Eisenkrebs“ bezeichnete Erscheinung, daß das Gußeisen allmählich in eine weiche, stumpfgraue, mit dem Messer schneidbare Masse umgewandelt wird, die mitunter so spröde ist, daß sie zwischen den Fingern zerrieben werden kann, ist neuerdings von Bauer und Wetzel untersucht worden. Dabei zeigte sich, daß dieser Zersetzungsvorgang an die Gegenwart von Feuchtigkeit in tropfbar flüssiger Form gebunden ist, und daß es gleichgültig ist, ob es sich um graues, graphitreiches, oder um „weißes“ völlig graphitfreies, oder um sogenanntes „halbiertes“ graphitarmes Gußeisen handelt. Bei dem Zersetzungsvorgang wird die größere Menge der im Eisen vorhandenen metallischen Stoffe herausgelöst, und nur. ein Teil davon findet sich in dem Zersetzungserzeugnis wieder. So werden über 80 v. H. Eisen, danach aber auch Mangan und Silizium in hohem Grade durch Lösung entfernt, während der Rest der Stoffe in oxydischer Form zurückbleibt. Die Graphitierung ist ein dem eigentlichen Verrosten ganz ähnlicher Vorgang. Wahrscheinlich ist überhaupt die oberflächliche Umwandlung in eine weiche Masse eine unmittelbare Begleiterscheinung jeder Rosterscheinung bei Gußeisen. Wie dort werden die als Jonen in Lösung gehenden metallischen Bestandteile teils direkt an Ort und Stelle oxydiert, teils nach Entführung vom Elektrolyten an anderer Stelle als Oxyde zur Abscheidung gebracht. Die ersteren lagern sich zwischen den Graphitblättchen ab, die nicht angegriffen werden und daher im zersetzten Material noch zu erkennen sind, und verdichten sich dort zu einer festen, mürben Masse. Das Graphitnetzwerk hält dabei im grauen Gußeisen die anfangs schwammigen Oxydationsprodukte zusammen, während im weißen Eisen der Zementit (der unlöslichen Verbindung Eisenkarbid) diese Rolle übernimmt. Elektrische (vagabundierende) Ströme beschleunigen die Zersetzung, wenn das Eisen die Anode bildet, ebenso die Berührung der gußeisernen Gegenstände mit anderen Metallen und Legierungen, sofern diese auf der edleren Seite in der Spannungsreihe stehen. Wesentlich beeinflußt wird der Vorgang durch die Art der Flüssigkeit, die das Eisen angreift, wenn dabei von außen stammende elektrische Ströme einwirken können. Als gute Leiter begünstigen so stark salzhaltige Flüssigkeiten, wie Seewasser, die Zersetzung weit stärker als gewöhnliches Wasser. Im Innern gußeiserner Rohre, durch die Flüssigkeiten fließen, hat man die beschriebenen Zersetzungserscheinungen fast nie beobachtet, offenbar weil hier die entstehenden Oxydationsprodukte und mit ihnen die sie zunächst festhaltenden Graphitblättchen abgewaschen und fortgeschwemmt werden, sich also nicht zu kompakten Massen verdichten können. So kommt es, daß sich diese Massen stets nur an den Außenwandungen vorfinden, wenn diese mit Feuchtigkeit in tropfbar flüssiger Form in Berührung gekommen sind, namentlich an Rohren, die von feuchtem Erdreich umgeben sind. Die Gefügeuntersuchung hat gezeigt, daß die Zersetzung im grauen Gußeisen stets den Graphitblättern folgt und sich von da aus weiter verbreitet. (Ferrum XIV, S. 1 ff.) Loebe. ––––– Brennstoff und Verbrennungsvorgang. Die Verbrennung der Kohle war bereits der Gegenstand eingehender Forschung und die bei einer solchen Verbrennung auftretenden chemischen Prozesse sind in ihrem Verlaufe vollkommen bekannt. Seit der Entwicklung des Explosionsmotors und vor allem der Gleichdruckmaschine haben nun auch die flüssigen Brennstoffe an Bedeutung gewonnen. Die Kenntnis des Verbrennungsvorganges bei flüssigen Brennstoffen ist aber zurzeit noch nicht lückenlos. Die Brennstoffe bestehen aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Die Mannigfaltigkeit der Brennstoffe beruht auf der Eigenschaft der Kohlenstoffatome, sich zu Kohlenstoffkernen zu vereinigen, an denen dann die Wasserstoffatome sich angliedern. Das Atomgewicht des Wasserstoffes ist 1, das des Kohlenstoffes 12. Die Atome binden sich nun bekanntlich in Zahlen Verhältnissen, die dem Atomgewicht oder einem Vielfachen davon entsprechen. In Tabelle 1 ist für die hauptsächlichen Brennstoffe das Verhältnis der chemischen Aequivalente H zu C berechnet. Es ist dabei deutlich zu ersehen, wie die Fähigkeit des Vergasens und der flüssige Aggregatzustand abhängig ist vom Wasserstoffgehalt. Die flüssigen Brennstoffe bestehen zum Unterschiede von den festen Brennstoffen nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff, sie sind die eigentlichen Kohlenwasserstoffe. Tabelle 1. Zusammensetzungin v. H. Aequival.-VerhältnisH\,:\,\frac{C}{12} KohlenstoffC DisponiblerWasserstoffH Benzin 85,0 15,0 2,12 Petroleum 85,0 14,0 1,97 Gasöl 86,0 13,0 1,81 Rohes Erdöl (Kalifornien) 83,6 11,5 1,65 Xylol (C8H10) 90,6   9,4 1,25 Benzol (C6H6) 92,3   7,7 1,00 Steinkohlenteeröl 87,0   6,9 0,95 Naphthalin (C10H8) 93,8   6,2 0,80 Westfälische Fettkohle 88,0   4,1 0,56 Braunkohle 64,0   2,2 0,41 Torf 62,0   2,0 0,38 Anthrazit 94,0   2,6 0,33 Holz 50,0   0,5 0,12 Zechenkoks 96,0   0,0 0,00 Im einfachsten Falle ist ein Kohlenwasserstoff eine geradlinige Kette, die der Formel CnH2 n + 2 entspricht, wie die Tabelle 2 zeigt. Tabelle 2. Bezeichnung und Formel H : C Siedepunkt Methan C1H4     4 : 1    – 164° Aethan C2H6     3 : 1    – 93° Propan C3H8 2,66 : 1    – 45° Butan C4H10 2,50 : 1    + 1° Pentan C5H12 2,40 : 1    + 38° Die Eigenschaften der Kohlenwasserstoffe hängen nicht allein von der Zahl der Kohlenstoffatome, sondern auch von ihrer gegenseitigen Stellung und Bindung ab. Der bekannte Kohlenwasserstoff Benzol hat einen ringförmigen Aufbau mit sechs Kohlenstoffatomen, von denen sich wiederum eine ganze Reihe von Verbindungen ableitet, zum Beispiel Naphthalin, Tuluol usw. Die ringförmigen Kohlenwasserstoffe ergeben keine so gute Verbrennung wie die kettenförmigen Kohlenwasserstoffe. Die Verbrennung der Kohlenwasserstoffe setzt ihre Vergasung voraus. Auch in der Gleichdruckmaschine tritt diese auf, nur ist in diesem Falle die Vergasung kein einfacher Vorgang. Bei der hohen Verdichtungstemperatur tritt eine ganze oder teilweise Vergasung des Treiböles vor der Verbrennung ein. Bei dieser Vergasung werden die großen Moleküle in kleinere zerfallen, die leichter und schneller verbrennen. Die festen Brennstoffe haben gegenüber den flüssigen Brennstoffen sehr wenig Wasserstoffgehalt, wie die Tabelle 3 zeigt. Tabelle 3. Gehalt an Kohlen-stoff Wasser-stoff Sauer-stoff freienWasserst. Holz 50,0 6,0 44,0 0,5 Torf 59,0 6,0 35,0 1,6 Braunkohle 65,0 6,0 29,0 2,4 Steinkohle 85,0 5,5 9,5 4,3 Magerkohle 90,0 4,0 6,0 3,2 Anthrazit 93,0 3,5 3,5 3,1 Durch Hinzutreten des Sauerstoffs erhalten die festen Brennstoffe wesentlich andere Eigenschaften als die flüssigen Brennstoffe. Ein Teil des Wasserstoffs wird durch den im Brennstoff enthaltenen Sauerstoff gebunden. Es ist deshalb hier zwischen freiem und gebundenem Wasserstoff zu unterscheiden. Der freie Wasserstoff berechnet sich nach der Gleichung: -\frac{\mbox{Sauerstoff}}{8}. Nur der freie Wasserstoff hat Einfluß auf den Heizwert des festen Brennstoffes. Beim Erwärmen verhalten sich die festen Brennstoffe nicht einheitlich. Sie zerfallen dabei in Gas, Koks und Teer. Bei der Erwärmung der flüssigen Brennstoffe entsteht keine chemische Zersetzung. Sie können im festen, flüssigen und gasförmigen Zustande auftreten. Naphthalin, Paraffin, Anthracen and noch andere feste Brennstoffe, die sich durch Erwärmung unzersetzt schmelzen lassen, rechnet man deshalb auch zu den flüssigen Brennstoffen. (Zeitschrift d. Ver. deutscher Ing. 1917 S. 266 bis 271.) W. ––––– Die Metallindustrie der Niederlande in und nach dem Kriege. Die niederländische Metallindustrie hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt, ist aber für den Bezug von Rohstoffen wie Roheisen, Stahlblöcken und Koks sowie Halbfabrikaten (Trägern, Profil- und Stabeisen, Kessel- und Schiffsblechen und Röhren) auf das Ausland angewiesen. Hieraus haben sich während des Krieges große Schwierigkeiten ergeben. Denn während die Bestellungen wegen des Fortfalls des ausländischen Wettbewerbes immer mehr zunahmen, wurde die Zufuhr von Rohstoffen und Halbfabrikaten stetig kleiner. Schiffe wurden soviel bestellt, daß die Werften auf Jahre hinaus besetzt sind. Aber auch die Maschinen- und Kesselfabrikation ist sehr beschäftigt, und auch die elektrische Industrie dehnte sich aus, und zwar nicht nur die Herstellung von Glühlampen, sondern auch die von Dynamos, Elektromotoren, Transformatoren, elektrischen Kabeln und Drähten, Schaltvorrichtungen usw. In anderen Betriebszweigen dagegen stockte der Absatz nach dem Auslande, so bei den großen Werften für Baggermaterial und Hafenausrüstungen, weltbekannten holländischen Spezialitäten. Diese haben dann zum Teil Handelsschiffe gebaut oder Heereslieferungen übernommen. Andere, wie die Fabrik von van Berkels Patent, die sonst Fleischschneidemaschinen herstellt, haben sich auf die Anfertigung von Maschinen für die Metallbearbeitung gelegt. Die größte Schwierigkeit ist augenblicklich die Beschaffung von Eisen und Stahl, wofür die Niederlande zurzeit fast ganz auf das Ausland angewiesen sind. Um Preistreibereien im Inlande zu verhindern, wurden sofort nach Errichtung der staatlichen Verteilungsstelle Höchstpreise festgesetzt, die einen guten Gewinn für die Händler ermöglichten und außerdem später noch um 35 v. H. erhöht wurden, trotzdem aber vielfach umgangen wurden. Die Vereinigung von Metallindustriellen errichtete eine Einkaufsgenossenschaft, die sich nicht nur während des Krieges, sondern auch nachher von Nutzen erweisen wird. Was die Zukunft anbetrifft, so dürfte die Knappheit an Rohstoffen zunächst keine Milderung erfahren. Augenblicklich sind auf niederländischen Werften über 400 000 Tons Schiffe im Bau. Ohne dem Schutzzoll das Wort zu reden, ist eine aktive Ausfuhrpolitik der Regierung notwendig. Die Regierung hat in den Erzeugnissen der Landwirtschaft und Fischerei, aber auch in kolonialen Erzeugnissen wie Zinn, Gummi, Chinarinde, Kopra, Tee usw. Tauschwaren von hohem Werte in der Hand. Dabei könnten bestehende Organisationen wie die N. O. T. und die Nyverheidskommissie zur Unterstützung herangezogen werden. Von großem Nutzen für die Selbständigkeit der niederländischen Metallindustrie wäre es auch, wenn der vielerörterte Plan eines Hochofen- oder Stahlwerkes nach dem Kriege zustande käme. Die Regierung muß ferner über sichere Unterlagen verfügen, und deswegen muß die jetzt sehr mangelhafte Handelsstatistik verbessert werden, wozu der Grundstein in den neuen Gesetzen über die Ein- und Ausfuhrstatistik und über die statistische Abgabe gelegt worden ist. Auch die N. 0. T., die Nyverheidskommissie und die verschiedenen Verteilungsstellen haben viel Material während des Krieges gesammelt, das später von Nutzen sein kann. Ferner kann die Industrie unterstützt werden durch Ausbildung von geschickten Arbeitern, Werkmeistern und Betriebsleitern, durch Entwicklung des Konsulatswesens, durch Gründung technischer Handelsbureaus im Ausland, durch den weiteren Ausbau der Messe in Utrecht usw. In Baggergerätschaften und Zuckermaschinen ist der niederländische Name bereits befestigt. Was den Schiffbau anbelangt, so wird dieser wohl kaum nach dem Kriege das wohlfeile Material wie früher erhalten. Namentlich die Werften für die Rhein- und sonstige Binnenschiffahrt werden darunter leiden, da bei diesen die Nachfrage nicht so groß sein wird wie bei den Werften für Seeschiffe. Der Bau von Maschinen, Kesseln und Motoren wird mit dem Schiffbau Hand in Hand gehen. Jetzt schon genießen niederländische Oelmotoren, sowohl große wie kleine, auch im Auslande viel Ansehen. Außerdem haben die großen Werften und Maschinenfabriken neuerdings die Herstellung von Dampfturbinen in die Hand genommen. Hierbei ist das Vorbild der Schweiz zu befolgen, die sich durch ihre Qualitätsarbeit ein großes Absatzgebiet geschaffen hat. Alles in allem verlangt die neue Zeit auch von der niederländischen Industrie neue Anstrengungen, wenn sie sich auf ihrem Platz behaupten und weiter ausdehnen will. (Nach einem Artikel in Nr. 17 und 18 der Zeitschrift „In en Uitvoer“ vom 25. April u. 2. Mai 1917.) ––––– Der Verein deutscher Kupferschmiedereien und Apparatebauanstalten (Sitz Hannover) hielt vom 2. bis 3. Juni d. J. zu Magdeburg seine dritte Kriegstagung ab zur Pflege der Sonderinteressen des Apparate-, Leitungs- und Brennereibaues, der Metallgießerei und der Kleinbetriebe.