Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 20 |
Download: | XML |
Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Amerikanische Handelstauchboote. In Amerika ist
kürzlich eine Gesellschaft mit einem Kapital von 10 Millionen Dollar gegründet
worden, die Handelstauchboote bauen will nach den Patenten von Simon Lake. Die Fahrzeuge sollen 5000 bis 10000 t Tragfähigkeit erhalten.
Sie sollen dazu bestimmt sein, die deutsche Tauchbootblockade gegen England zu
durchbrechen.
In Amerika ist es aber noch nicht gelungen, für Tauchboote von 800 t die entsprechend
großen Dieselmaschinen betriebssicher zu bauen. Aus diesem Grunde mußte bereits der
Bau eines Kriegstauchbootes von 1500 t aufgegeben werden. Die bisher gebauten
amerikanischen Tauchboote von 500 bis 600 t besitzen noch keine genügend verlässigen
Dieselmaschinen, um eine Fahrt von Amerika nach England wagen zu können. Bin für
Spanien erbautes Tauchboot von 750 t, das kürzlich mit eigener Kraft über den Ozean
fuhr, mußte wegen Motorschaden die Azoren anlaufen. Der Bau eines Tauchbootes von
600 t dauert in Amerika zwei Jahre, und an einem solchen Boot von 800 t wird bereits
drei Jahre gebaut. Ueber die Bauzeit eines Handelstauchbootes dagegen von 5000 t
herrscht demnach noch völlige Unklarheit.
Sicherlich könnten entsprechend große Handelstauchboote für den Handel mit England
bei besonders wertvollen Waren sehr nützlich sein. Für den in England herrschenden
großen Schiffsraummangel werden aber solche Handelstauchboote nicht in Betracht
kommen können. (Der Oelmotor 1917 S. 01 bis 102.)
W.
––––––––––
Dampfkesselheizung mit Erdgas. Bekanntlich wurde im Jahre
1910 bei den Vorarbeiten für die Erweiterung der Hamburger Grundwasserversorgung in
Neuengamme bei Bergedorf eine mächtige Erdgasquelle angebohrt, die täglich rund
500000 m3 Gas liefert. Das Gas stand unter einem
Drucke von 28 at und besteht aus fast reinem Methan (97 v. H); demzufolge ist auch
der Heizwert des Gases recht hoch, der untere Heizwert wurde zu 8407 WE/m3 ermittelt. Außer durch Beimischung von 15 v. H.
Erdgas zum Hamburger Leuchtgas wird das Erdgas seit August 1913 auch noch in anderer
Weise verwertet, und zwar werden in dem Hauptpumpwerk Rothenburgsort der Hamburger
Wasserwerke die Dampfkessel mit Erdgas geheizt. Die Gasquelle ist durch eine 15,37
km lange Rohrleitung aus Mannesmannrohren von 250 mm Weite mit dem Gaswerk Tiefstack
verbunden, von wo eine 1620 m lange Rohrleitung zu dem. Pumpwerk führt.
Bei dem Umbau der Kessel für Gasheizung wurde wie Baurat Schröder im Journal für Gasbeleuchtung Bd. 59 S. 609 bis 614 berichtet,
besonderer Wert darauf gelegt, daß die Gasbrenner in einfachster Weise aus den
Feuerungen entfernt werden können, damit im Falle des Ausbleibens des Erdgases rasch
wieder zur Kohlenfeuerung übergegangen werden konnte. Nach längeren Versuchen mit
verschiedenen Brennerarten wurde eine Bauart gefunden, die dieser Forderung
entsprach, und es wurden ferner, um den Zutritt falscher Luft in den Feuerraum zu
verhindern, die Roste nur mit einer Schlackenschicht abgedeckt, im übrigen aber
unverändert gelassen. Die ersten Versuche wurden an einem Zweiflammrohrkessel
angestellt, indem die Feuertüröffnung durch eine Vorsatzplatte bedeckt wurde, an
welcher die Brenner je zwei für ein Flammrohr, befestigt waren. Mit den zunächst
verwendeten Brennern, die denen der üblichen Gaskocher nachgebildet waren, wurden
nur bei mittlerer und höherer Beanspruchung der Kessel gute Ergebnisse erzielt,
wogegen bei sinkendem Dampfbedarf und dementsprechend vermindertem Gasdruck ein
häufiges Abreißen der Flamme beobachtet wurde, da durch die weiten Brennerrohre zu
viel Luft eingesaugt wurde. Dieser Mangel wurde durch eine Abänderung der
Gas-Luftmischdüse und l durch Zuführung von Hilfsluft beseitigt. Auf diese Weise
wurden bei einem Gasdruck von 250 mm WS. und bei einer Lufttemperatur von 28° C mit
14 mm weiten Gasdüsen folgende Ergebnisse im laufenden Betrieb erzielt:
Im Flamm-rohrende
Vor demRauchschieber
Kohlensäuregehalt der Verbren- nungsgase im
Mittel
10,2 v. H.
7,8 v. H.
Luftüberschuß
1,08
1,36
Temperatur d. Verbrennungsgase vor d. Eintritt i. d.
Ueberhitzer
410°
vor dem Rauchschieber
195°
Da der bei vollkommener Verbrennung des Erdgases berechnete Kohlensäuregehalt der
Verbrennungsgase 11,7 v. H. beträgt, ist somit die Verbrennung als recht gut zu
bezeichnen.
Bereits im Oktober 1913 waren die für den Betrieb sämtlicher elf Pumpmaschinen
erforderlichen Kessel mit den neuen Einrichtungen versehen, so daß von diesem
Zeitpunkt an der für den gesamten Pumpbetrieb erforderliche Dampf durch Erdgas
erzeugt werden konnte. Um nach dem Abstellen der Brenner beim Wiederanzünden
Explosionen zu verhüten, sind bei allen Kesseln in je einer der Reinigungsluken
der Stirnmauer des Unterzuges sowie in der Ueberhitzer-Eintrittkammer hinten große
Sicherheitsklappen angebracht; außerdem wurden für diesen Fall noch besondere
Sicherheitsvorschriften erlassen. Der Uebergang zur Kohlenheizung bei einer einmal
eingetretenen unerwarteten Sperrung der Gaszufuhr vollzog sich ohne jegliche Störung
der Wasserversorgung innerhalb einer Stunde, obwohl die Gasheizvorrichtungen gerade
während der Mittagspause an zehn in drei Gebäudegruppen verteilten Kesseln entfernt
werden mußten.
Die Gasleitungen sind, soweit angängig, als Ringleitungen in den einzelnen
Kesselhäusern angelegt und durch Absperrschieber und Zwischenleitungen unterteilt.
Die Brenner bestehen aus 1 mm starkem Blech, sind autogen geschweißt und ebenso wie
die anderen Einrichtungen und Rohrleitungen von den eigenen Arbeitern des Werkes
hergestellt. Das Erdgas wird von der Quelle mit einem Druck von 3,4 at zum Gaswerk
geleitet, wo der Druck weiter auf 4 bis 4,5 m WS. verringert wird. In dem Pumpwerk
kommt das Gas mit einem Druck von 3 bis 4 m WS an und wird den Kesseln mit einem
Druck von 10 bis 40 cm WS zugeführt.
In den Jahren 1914 und 1915 wurden für die Kesselheizung 12897260 m3 Erdgas verbraucht und im ganzen 97679740 m3 Wasser gepumpt, wobei die mittlere Förderhöhe
rund 53,86 m betrug. Somit ergeben sich folgende Vergleichswerte gegenüber dem
Betriebe mit Kohlenfeuerung in den Jahren 1911 und 1912.
Erdgas
Kohle
Mittlerer Verbrauch für die Hebung von 100 m3 Wasser
13,20 m3
15,09 kg
Mittlerer Verbrauch für 1 PS/Std.
0,66 m3
0,75 kg
Leistung mit 1 m3 bzw. 1 kg
im Mittel
408 m/t
363 m/t
Die Verbrauchzahlen zur Förderung von 100 m3 Wasser
stehen zueinander im Verhältnis von ungefähr 1 : 1,14, was auch nahezu dem
Verhältnis der Heizwerte zueinander entspricht (7400 WE für 1 kg Kohle und 8400 WE
für 1 m3 Erdgas). Die Stadt Hamburg hat in den
drei Betriebsjahren von August 1913 bis August 1916 rund 22413 t Kohlen erspart, was
bei den derzeitigen erhöhten Preisen recht erheblich ins Gewicht fällt.
Sander.
––––––––––
Kurvenkreisel und Kollergang. Von der Kreiselwirkung macht
man in der Technik vielfach zum Zwecke der Stabilisierung Gebrauch. Weniger bekannt
ist ihre Anwendung zur Erzielung starker Pressungen. Daher wurde der letztgenannte
Fall, obgleich er praktisch durchaus nicht unwichtig ist, bisher kaum einer
theoretischen Untersuchung gewürdigt. Diese Lücke versucht Grammel in Heft 27 der
Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure auszufüllen. Er nennt die
Vorrichtungen, bei denen mit Hilfe der Kreiselwirkung eine hohe Pressung
hervorgerufen wird, Kurvenkreisel. Als deren wichtigster Vertreter ist der
Kollergang zu bezeichnen. Dieser besteht aus einer oder zwei zylindrischen oder
schwach kugeligen Walzen l (vgl. Abb. 1), den sogen. Läufern, die um die Mittelachse
m drehbar sind. Sie werden von der Triebwelle t auf der Mahlplatte p im
Kreise herumgeführt, um das auf dieser liegende Mahlgut zu zerkleinern. Es muß die
Möglichkeit vorhanden sein, daß die Walzen harten Brocken ausweichen können. Zu
diesem Zwecke ist bei dem in der Abbildung gezeigten einläufigen Kollergang die
Mittelachse mit der Triebwelle gelenkig verbunden. Allerdings stellt die Anwendung
des Gelenkes g nur eine Möglichkeit dar, das angegebene
Ziel zu erreichen. Man findet statt dessen auch vielfach Schleppkurbeln und
sogenannte Mitnehmer, Indessen ist die gezeigte Anordnung eine recht gelungene
bauliche Lösung, da das infolge der Kreiselwirkung auftretende Kräftepaar QQ, wie man sieht, die Pressung des Läufers gegen die
Mahlplatte vergrößert. Dies geschieht in recht erheblichem Maße. Man ist überrascht,
wenn Grammel auf Grund einer von ihm entwickelten einleuchtenden Theorie bei
Durchrechnung eines Beispiels feststellt, daß die Pressung bei einem Läufergewicht
von 1000 kg auf 2240 kg steigt, sofern der Winkel zwischen Mittelachse und
Triebwelle 90° ist, und sogar gleich 3000 kg wird, wenn man den angegebenen Winkel
um ein gewisses Maß verändert, dessen Berechnung in der erwähnten Abhandlung gezeigt
wird. Allerdings dürfte man von der letztgenannten Möglichkeit, die Wirkung der
Vorrichtung zu erhöhen, aus baulichen Gründen nicht gern Gebrauch machen. Um
trotzdem eine bedeutende Zunahme der Pressung, zu erzielen, gäbe es aber noch den
Weg, die Winkelgeschwindigkeit des Berührungspunktes von Walze und Mahlplatte
tunlichst zu vergrößern. Eine derartige Maßnahme bringt indessen besonders bei dem
einläufigen Kollergange die Gefahr mit sich, daß die Triebwelle infolge der
auftretenden Fliehkraft in unerwünschter Weise beansprucht wird. Grammel schlägt deshalb vor, die Mahlplatte p drehbar zu machen und auf der Mittelachse m das Kegelrad k
anzuordnen, welches in die feststehende, verzahnte, konische Führungsscheibe k' greift (vgl. Abb. 2).
Hierdurch wächst die Winkelgeschwindigkeit der Walze um die Mittelachse
außerordentlich, wodurch gleichfalls die gewollte Wirkung erzielt wird, ohne daß die
befürchteten Nachteile auftreten. Eine Erhöhung der Pressung auf das fünffache
Läufergewicht kann ohne weiteres erreicht werden. Praktisch weniger wichtig, aber
immerhin beachtenswert, sind die Ratschläge, die Grammel
bezüglich der günstigsten Gestaltung der Walze gibt.
Textabbildung Bd. 333, S. 20
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 333, S. 20
Abb. 2.
Aehnliche Verhältnisse wie beim Kollergange findet man bei den Pendelmühlen. Diese
bestehen aus einer Mahlschale, in der sich ein klöppelförmiger Läufer dreht, der
gleichzeitig eine Kreiselbewegung ausführt. Durch deren Wirkung in Verbindung mit
der Fliehkraft wird er gegen die Wand der Schale gepreßt, Auch hier erreicht man bei
geeigneter Wahl von Abmessungen und Drehzahl eine recht beträchtliche Erhöhung der
Pressung. Deren Erzielung auf dynamischem Wege gewinnt vor allem dann an Bedeutung,
wenn beschränkte Raumverhältnisse vorliegen.
Schmolke.
Die wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen
Grundlagen des Metallspritzverfahrens. Das Spritzverfahren zur Herstellung
von Metallüberzügen hat in neuerer Zeit durch die Arbeiten von M. U. Schoop Eingang in die Technik gefunden. Es ist als
Verfahren dem Eintauchen in geschmolzenes Metall (Feuerverzinkung usw.) und der
elektrischen Metallabscheidung an die Seite zu stellen. Schoop hat gemeinschaftlich mit Herkenrath mit
seiner sogenannten Drahtspritzpistole eine Vorrichtung geschaffen, die eine
technische Verwendung des sinnreichen Gedankens, Metallstaub aufzuspritzen,
überhaupt erst ermöglicht hat. In der Pistole wird ein durch Turbine gleichmäßig
vorgeschobener Metalldraht in der Knallgasflamme geschmolzen, und der entstehende
Metalltropfen durch Preßluft von 3 at zerstäubt. Der Tropfen wird durch den
Luftstrom in ähnlicher Weise abgezogen wie ein Stück erweichtes Glas. Die Größe der
einzelnen Teilchen schwankt bei einem und demselben Metall, wie Arnold (Z. f. anorg. u. allgem. Chemie 99, 671917)
gezeigt hat, zwischen 0,01 und 0,15 mm. Derselbe Verfasser wendet sich neuerdings in
einem Aufsatz in der Zeitschr. f. angew. Chemie (1917 30. Jahrg. I. Bd. S. 209)
gegen die von dem Erfinder Schoop und H. Günther in einem Buche „Das Schoop'sche Metallspritz
verfahren, seine Entwicklung und Anwendung usw.“ (Verlag der „Techn.
Monatshefte“ Frankh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart) niedergelegten
Anschauungen über die Grundlagen des Verfahrens.
Arnold zeigt zunächst, daß das Gefüge dieser Metalle sogut
wie das anderer Metallüberzüge kristallinisch ist und nicht, wie Schoop annimmt, amorph, wofür denn auch jeder Anhalt
fehlen würde.
Die Metallteilchen werden beim Auftreffen auf die Unterlage durch die Wucht des
Aufpralls platt geschlagen. Ein Verschmelzen der Teilchen miteinander, wie man es
früher allgemein annahm, erfolgt nur bei sehr leicht schmelzenden Metallen, und auch
dann nur, wenn in dicken Schichten gespritzt wird. Sonst ist diese Erscheinung nie
anzutreffen.
Arnold betont ferner, daß die auftreffenden Metallteilchen
mit dem Metall der Unterlage keine Legierung bilden, wie dies bei den im Feuer oder
durch Sherardisieren erhaltenen Ueberzügen der Fall ist. Aus dem Schliffbild, das er
zum Beweise dessen wiedergibt, läßt sich dies freilich nicht ohne weiteres
schließen. Doch spricht schon die niedrige Temperatur der auftreffenden Teilchen
gegen diese Möglichkeit, und weiter auch die Tatsache, daß diese Teilchen durch die
Unterlage beim Auftreffen noch weiter abgekühlt werden. Die Teilchen werden daher
auf der Oberfläche des zu metallisierenden Gegenstandes nur mechanisch festgehalten,
gewissermaßen verankert, und daraus ergibt sich die Notwendigkeit, jene Oberfläche
vor der Behandlung stark aufzurauhen. Dies bedeutet für viele Zwecke der Technik und
des Kunstgewerbes einen Nachteil. Auch ist die Festigkeit des gespritzten Ueberzuges
aus eben diesem Grunde sehr viel geringer als bei galvanischen oder Feuerüberzügen,
so daß beim Biegen sich der Ueberzug leicht von der Unterlage abtrennt, was sich
sehr schwer ausbessern läßt. Arnold vergleicht die
gespritzten Metallüberzüge mit der Struktur der Pappe, bei der, wie hier, die
einzelnen Teilchen miteinander verfilzt sind, weshalb sie auch keinen Metallklang
geben.
Indem er ferner lebendige Kraft und die zur Verflüssigung des Metalls erforderliche
Energie einander gegenüberstellt, findet er durch Rechnung die Geschwindigkeit, die
den einzelnen Teilchen innewohnen müßte, wenn ein Verschmelzen beim Aufprallen auf
die Unterlage möglich wäre. Sie beträgt bei
Blei
337
Zinn
446
Zink
763
Aluminium
1274
Kupfer
1046
Meter in der Sekunde. Dabei ist als Auftrefftemperatur für
alle diese Metalle 70° angenommen, während diese Wärmegrade in Wirklichkeit sehr
verschieden und abhängig sind von der jeweiligen Schmelztemperatur.
Auf sinnreiche Weise hat Arnold die tatsächliche
Geschwindigkeit der Teilchen beim Spritzen ermittelt, und für eine Strecke von 10 cm
folgende Näherungswerte gefunden: Für Messing rund 120 m/Sek.– 1, für Zink 140 m/Sek.– 1. Sie ist also sehr gering und viel zu klein
als daß sich die Teilchen beim Aufprall verflüssigen könnten. Ein Plastischwerden
der Teilchen, auf das die mikroskopische Untersuchung hindeutet, wird nur durch die
allmählige Erwärmung und die Flammennähe bewirkt.
Ein wunder Punkt des Spritzverfahrens ist die geringe Dichte des gespritzten Metalls
im Vergleich zu der des geschmolzenen, wie folgende Tabelle zeigt:
Spez. Gewicht
gespritzt
geschmolzen
Zinn
6,82
7,29
Zink
6,33
6,92
Bronze
7,77
8,76
Messing
7,32
8,30
Aluminium
2,31
2,54
Blei
9,77
11,36
Kupfer
7,51
8,93
Das spezifische Gewicht gespritzter Metalle ist hiernach wesentlich geringer als das
gegossener Metalle, was einesteils durch die Bildung von Hohlräumen zwischen den
einzelnen Metallteilchen, andererseits durch das Auftreten oxydischer Teilchen zu
erklären ist. Solche Verunreinigung des Metalls läßt sich namentlich beim Kupfer
mikroskopisch einwandfrei nachweisen, dessen spezifisches Gewicht im gespritzten
Zustande um 16 v. H. geringer ist als in gegossenem und sich durch Glühen im Vakuum
auf 8,11 bringen läßt. Die betreffenden Schliffbilder, die übrigens wie alle übrigen
des Arnoldschen Aufsatzes äußerst dürftig ausgefallen sind, lassen die
Oxydulteilchen erkennen. Die chemische Analyse dieser Kupferprobe ergab einen
Sauerstoffgehalt von 0,4 v. H. entsprechend 3,5 v. H. Oxydul. Auch bei anderen
gespritzten Metallen konnte auf diese oder jene Weise Oxydation nachgewiesen werden,
die von Schoop in Abrede gestellt worden ist. Sie tritt
höchstwahrscheinlich schon durch die Knallgasflamme ein. Und wenn auch die
Temperatur eines gewöhnlichen Bunsenbrenners die von Arnold dafür angeführte Temperatur von 1800° niemals, auch in der
Außenzone nicht, erreicht, so ist sicher, daß die Knallgasflamme, die selbst Kupfer
und Eisen in einem Bruchteil einer Sekunde zum Schmelzen bringen muß, so heiß ist,
daß ein Teil des entstehenden Wasserdampfes dissoziiert. Und der hierbei auftretende
Sauerstoff ist es, der die Oxydation bewirkt.
Im Gegensatz zu Kupfer haben sich Zink und Messing als ziemlich oxydfrei erwiesen.
Das Zink scheint also desoxydierend zu wirken. Auch Eisen, das übrigens beim
Spritzvorgang gehärtet wird, zeigte sich frei von nennenswerten Oxydmengen.
Die Härte gespritzter Metalle beträgt nach Heyn:
gespritzt
geschmolzen
Blei
12,65
18
Zinn
14,9
10,85
Zink
19,85
28
Aluminium
19,5
19,3
Messing
39,6
55,95
Bronze
32,5
35,6
Kupfer (Raffinade)
29,05
46,35
Eisen (Flußstahl)
82,2
72,8
Danach ist also mit dem Verspritzen der Metalle außer beim Zinn und Stahl eine
Abnahme der Härte verbunden. Die Härte ist aber in Wirklichkeit offenbar etwas
größer als sich aus der Tabelle ergibt, wenn man berücksichtigt, daß das Metall beim
Versuch wegen der erwähnten Hohlräume im Innern sich leichter zusammendrücken läßt.
Eine gewisse Sprödigkeit erklärt sich wahrscheinlich aus der filzartigen Verkettung
der Teilchen, die infolge dieses lockeren Zusammenhanges leicht
auseinanderbrechen.
Trotz der von Arnold näher erörterten Mängel des
Metallspritzverfahrens steht ihm offenbar noch ein weites Anwendungsgebiet offen. Es
beschränkt sich nicht nur auf das Ueberziehen von Metallen, sondern auch Stoffe, wie
Papier, Pappe und Holz lassen sich durch Spritzen metallisieren. Das Neueste auf
diesem Gebiete soll die Herstellung metallisierter Schuhsohlen sein.
Loebe.
––––––––––
Halbgasöfen mit Unterwindfeuerung. Halbgasöfen stellen ein
Mittelding dar zwischen Planrost- und Gasfeuerung. Der Brennstoff wird darin halb
vergast und halb zur vollständigen Verbrennung gebracht. Thermochemisch ausgedrückt
ist es also sozusagen eine nicht ganz vollständige Generatorgaserzeugung. Daß sich
diese Ofenart trotz der Nachteile, die im Heranbringen der Kohle an die Oefen und im
Fortschaffen der Asche von Hand bestehen, gegenüber den viel saubereren und bequemen
Gasfeuerungen behauptet hat und immer behaupten wird, hat seine Ursache in
wirtschaftlichen Gründen. Die Gasfeuerung kann; zwar viel genauer auf sparsamen
Verbrauch an Brennstoff eingestellt werden als die Kohlenfeuerung. Trotzdem aber
werden im Dauerbetrieb bei Gasfeuerungen meist verhältnismäßig größere Wärmemengen
verbraucht. Daß sich hier Theorie und Praxis scheinbar widersprechen, liegt vor
allem daran, daß auf den Hüttenwerken der Ofenmann bei der Gasfeuerung sich nach den
Wünschen der Hüttenarbeiter richtet, die, weil sie meist im Akkord bezahlt werden,
also eine Erhöhung des Ausbringens, mithin auch eine Höchstleistung des Ofens
erstreben. Daher ist es in praxi selten möglich, daß der Ofen immer auf eine gleiche
Zufuhr an Gas und Luft eingestellt wird. Anders bei Halbgasöfen, deren Betrieb an
den Ofenmann körperliche Anforderungen stellt und ihn auf den Ofengang und die
Eigenschaften der Kohle mehr bedacht sein läßt, so daß sich ein geringer
Kohlenverbrauch von selbst ergibt. Daher kann aber der Arbeiter auch nur an eine
bestimmte Kohlensorte gewöhnt werden, während er mit anderen nicht zurecht
kommt.
Die heutigen Zeiten verlangen aber, daß mit verschiedenen Brennstoffen gearbeitet
werden kann. Die Oefen müssen daher so eingerichtet sein, daß sie den verschiedenen
Eigenschaften solcher Brennstoffe entsprechend eingestellt werden können, was immer
Schwierigkeiten bereitet. Auf dem Gebiete der Halbgasöfen ist nun in den letzten
Jahren sehr wenig zu ihrer Ausgestaltung getan worden. Mit Unterwind wurden bisher
nur solche betrieben, die in Dampfkesselbetrieben zum Verstochen von grusigen
Brennstoffen dienten.
In dem Bestreben, sich von einer bestimmten Kohlenart unabhängig zu machen, sind in
neuerer Zeit einige Werke dazu übergegangen, ihre Halbgasöfen mit
Unterwindfeuerungen auszurüsten.
Textabbildung Bd. 333, S. 22
Abb. 2.
Bei allen diesen Halbgasöfen wird die Rostfläche durch Platten oder Siebe gebildet,
die mit kleinen Oeffnungen versehen sind, oder durch dicht aneinander gelegte
Roststäbe. Die freie Rostfläche beträgt im allgemeinen nur etwa 10 v. H. gegenüber
60 bis 70 v. H. bei gewöhnlichen Dampfkesselrosten. Die Verbrennungsluft wird unter
Druck unter den Rost geführt.
Textabbildung Bd. 333, S. 22
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 333, S. 22
Abb. 3.
Abb. 1 zeigt die Unterwindfeuerung der Deutschen Evaporator-Gesellschaft in Berlin. Die Feuerung
besteht aus der Mulde a, den Roststäben b und dem Dampfstrahlgebläse c. Die Mulde wird durch an den Roststäben befindliche Ansätze in mehrere
Teile geteilt, von denen jeder für sich durch ein besonderes Gebläse bedient wird.
Diese Gebläse führen ein Gemisch von Luft und Dampf den einzelnen Abteilungen zu,
von denen aus es durch die Rostlöcher zum Brennstoff tritt. Der in Abb. 2 wiedergegebene Ofen dient als Vorwärmofen für
hochwertige Stähle. Wie alle solche Oefen besteht er aus Feuerung und Herd, und ein
zweiter Herd ist
außerdem noch für die Behandlung besonders vorsichtig zu erhitzender Stähle
angebaut. Die Gase gelangen aus dem ersten Herd direkt in den Rekuperator, wo nach
dem Gegenstromprinzip die Sekundärverbrennungsluft vorgewärmt wird. Man kann aber
auch einen Teil der Gase vorher noch durch den zweiten Herd streichen lassen. Durch
die Neigung des Rostes um 18 bis 20° lassen sich die Brennstoffe besser über die
Fläche verteilen. Die Rostfläche ist durch ein Gewölbe in einen Entgasungs- und
Verbrennungsraum geteilt, während ein Hilfsrost zum Abschlacken dient. Der Ofen
verarbeitet seit mehreren Monaten zur vollen Zufriedenheit des Werkes verschiedene
Brennstoffe, wie Koksgrus, Kleinkoksgemische mit Feinkohle und dergleichen.
Textabbildung Bd. 333, S. 23
Abb. 4.
Abb. 3 zeigt die Feuerung eines Ofens zum Anwärmen
großer Schmiedestücke, die der Platzverhältnisse wegen rechtwinklig zur Herdrichtung
angeordnet ist. Hier erfolgt die Zuführung des Brennstoffs durch oberhalb der
Feuerung angeordnete Bunker mit Schieber und Glocke.
Textabbildung Bd. 333, S. 23
Abb. 5.
Abb. 4 stellt einen Bandagen-Rollofen dar. Aus ihr
gehen die näheren Einzelheiten hervor. Abb. 5 zeigt
einen Halbgasofen der Firma Sieghütter Eisenwerk, bei dem
ein oberer Herd zum Vorwärmen von Platten, ein unterer zur Aufnahme vorgewalzter und
noch weiter zu walzender Feinbleche dient. Ueber diesen Ofen liegen vorläufig noch
keine Erfahrungen vor. Hier aber besonders würde die Verbrennung von Koks, Kleinkoks
oder Koksgrus allein oder Gemische dieser Brennstoffe sehr vorteilhaft sein.
Abb. 6 endlich zeigt einen Topfglühofen mit
Evaporator-Rost, der seit einer Reihe von Monaten mit Koksgrus arbeitet, und mit dem
eingehende Versuche angestellt worden sind. Die Ergebnisse, über die in Stahl und
Eisen (1917 Heft 42 S. 941) des näheren berichtet wird, lassen erkennen, daß
Koksgrus, mit Unterwind verfeuert, sich nicht nur für Topfglühöfen, sondern sicher
auch für Temper- und alle ähnlichen Oefen Verwendung finden kann. Jedenfalls
bedeutet die Einführung der Unterwindfeuerung in Halbgasöfen einen
bemerkenswerten Fortschritt auf dem Gebiete der Feuerungstechnik, da diese Oefen
früher nur für ganz bestimmte Kohlenarten benutzt werden konnten.
Loebe.
––––––––––
Torfpulver für Lokomotivheizung. Schweden besitzt keine
eigenen Kohlen, aber große Torflager. Deshalb wurde, wie bereits früher in dieser
Zeitschrift ausgeführt, versucht, Torf in trockenem Zustande zur Lokomotivfeuerung
zu verwenden, ohne jedoch befriedigende Ergebnisse zu erzielen. Erst als man im
Jahre 1914 zur Torfpulverfeuerung überging, konnte eine für den Lokomotivbetrieb
genügend gute Verdampfung erreicht werden. Es handelt sich dabei um eine
selbsttätige Rostbeschickung, bei der Torfpulver mit einem Wassergehalt von 12 bis
15 v. H. Verwendung findet.
Textabbildung Bd. 333, S. 23
Abb. 6.
Die schwedische Staatseisenbahn hat ein Werk im Häfthagen-Moor errichtet, das
Torfpulver erzeugt. Die Jahreslieferung soll 20000 t Torfpulver betragen, wozu
220000 m3 Torfschlamm notwendig sind. Abb. 6. Drei Kettenbagger, die je 700 m3 Schlamm täglich fördern können, finden hier
Verwendung. Auf dem Trockenplatz wird der Torfschlamm in ausgebreitetem Zustande bis
auf 40 v. H. Wassergehalt getrocknet. Der Torf wird dann zerkleinert, getrocknet und
gemahlen. Das Trocknen geschieht in Oefen, die mit Torfabfällen geheizt werden. Die
trockene Torfmasse wird dann gemahlen und gesiebt und das Torfpulver durch ein
Becherwerk in einen Hochbehälter gehoben, von dem es in besonders gebauten Wagen zum
Verbrauchsort gebracht wird.
Bei Lokomotiven mit Torffeuerung befindet sich über dem Wasserkasten des Tenders
ein luftdicht abgeschlossener Behälter für das Torfpulver. Am Boden des Behälters
ist ein Rohr angeordnet, in dem das Torfpulver zur Feuerbüchse geblasen wird. Durch
eine Luftpumpe wird Druckluft in den Behälter eingeführt, so daß in ihm ein geringer
Ueberdruck entsteht. Vom Führerstande aus kann die Mündung des Zuführungsrohres mehr
oder weniger geöffnet werden, um die zugeführte Torfpulvermenge regeln zu können.
Zur Verbrennung des Torfpulvers ist ein kleines Kohlenfeuer notwendig. Auf 100 kg
Torfpulver werden etwa 4 kg Kohle gerechnet.
Versuchsfahrten haben ergeben, daß 1,5 kg Torfpulver dieselbe Dampfmenge ergibt wie 1
kg Steinkohle mit 7000 WE Heizwert. (Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens,
1. Oktober 1917.)
W.
––––––––––
Unter dem Namen „Brennkrafttechnische Gesellschaft“
ist in Berlin eine wissenschaftliche Forschungs-Gesellschaft von namhaften
Vertretern der für die Gewinnung, den Vertrieb und die wärmetechnische
Ausbeutung der Brennstoffe in Betracht kommenden industriellen Kreise in Gegenwart
der Vertreter verschiedener Reichsämter und Ministerien, des Kommandierenden
Generals der Luftstreitkräfte, der Inspektion des Kraftfahrwesens, der Inspektion
der Fliegertruppen und der Inspektion der Luftschiffertruppen gegründet worden. Der
Vorstand besteht aus folgenden Herren: Vorsitzender: Staatsminister Möller; zweiter Vorsitzender: Generaldirektor Berckemeyer (Oberschlesische Kokswerke, Berlin);
geschäftsführender Vorstand: Geh. Regierungsrat Gentsch;
Vorstandsmitglieder: Ingenieur Arnold Irinyi,
Hamburg-Alt-Rahlstedt; Obering. Theodor Kayser, Berlin,
Leiter der technischen Zentrale für Koksverwertung; Prinz Carl
zu Löwenstein, Berlin; Geheimrat Prof. Dr. Nernst, Berlin; Direktor Ohly (Wirtschaftliche
Vereinigung deutscher Gaswerke Cöln); Graf von Oppersdorf, M. d. R., Berlin; Stellvertretender Generaldirektor v. Vahlkampf (Deutsche Bank Steaua-Romana, Berlin).