Titel: | Kabelzerstörungen in der Erde. |
Autor: | C. Michalke |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 44 |
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Kabelzerstörungen in der Erde.
Von Dr. C. Michalke.
MICHALKE: Kabelstörungen in der Erde.
Die in die Erde verlegten elektrischen Kabel findet man zuweilen in scheinbar
unerklärlicher Weise chemisch angegriffen. Häufig sind vorhergehende mechanische
Beschädigungen, wie Pickenhiebe bei Erdarbeiten, die Veranlassung für folgende
chemische Anfressungen, wobei sich nachträglich häufig nicht mehr mit Sicherheit die
ursprüngliche Veranlassung feststellen läßt. Sind elektrisch betriebene Bahnen in
der Nähe, so wurden insbesondere in der ersten Zeit, als noch übertriebene
Befürchtungen über die Wirkung der Streuströme herrschten, Anfressungen der Kabel
häufig mit Unrecht den aus den Gleisen entwichenen Streuströmen zugeschoben. Wie
vielfach geäußerte Ansichten über die Gefährdung von Starkstrom- und
Schwachstromkabeln und die erforderlichen Abwehrmittel erkennen lassen, herrscht
über die eigentliche Ursache vieler Kabelzerstörungen noch Unklarheit.
Die Ursachen von Anfressungen an Kabeln können sehr verschieden sein, dementsprechend
sind auch die Abwehrmittel verschieden. Die Erfahrungen, die in einzelnen Fällen
gemacht wurden und meist nur örtliche Bedeutung hatten, wurden häufig
verallgemeinert. Dementsprechend sind die Ansichten über die Schutzmaßnahmen auch
geteilt. Es ist dies zum Beispiel in der Frage der Fall, ob die Bleimäntel und
Eisenbewehrungen der Kabel am vorteilhaftesten in der ganzen Länge zusammenhängend
zu verbinden sind oder nicht.
Mangels anderer Erklärungen wurden die Anfressungen der zwischen Eisenbewehrung und
Bleimantel herrschenden Spannung zugeschoben. Entsprechend den Werten der
Elektrodenpotentiale von Eisen und Blei können beim Eindringen von Feuchtigkeit in
die Zwischenschicht Zersetzungspannungen rechnerisch bis zu etwa einem halben Volt
auftreten. An eisenbewehrten Kabeln, die vier Monate unter Wasser gelegen hatten,
wurden Spannungen von 0,12 Volt, Blei positiv gegen Bandeisen, gemessen. Schon bei
schwacher Stromentnahme fiel jedoch die Spannung bedeutend ab. Solange keine
metallische Verbindung von Eisen und Blei vorhanden ist, ist der Zustand der
gleiche wie in einem offenen galvanischen Element. Es tritt kein Uebergangstrom auf.
Ist eine metallische Verbindung etwa an den Muffen oder Verbindungskästen
hergestellt, so ist die Wirkung wie an einem mehr oder weniger kurzgeschlossenen
Element ohne Depolarisation. Der Widerstand insbesondere an neuen Kabeln zwischen
Blei und Eisen ist für die Längeneinheit, zumal wenn der Bleimantel geteert und mit
einer Lage getränkten Papiers überdeckt ist, so groß, daß, zumal bei der geringen
Diffusionsmöglichkeit bei verlegten Kabeln, kaum eine gefährdende dauernde
Stromdichte auftreten kann. An neuen Kabelenden von 40 mm ? des Bleimantels, die
mehrere Tage unter Wasser gelegen hatten, wurde mit 5 Volt geprüft und zwischen
Blei- und Eisenbewehrung Isolationswerte von etwa 100 bis 4000 Ohm für das Kilometer
gefunden. Bei diesen hohen Widerständen ist es erklärlich, daß keine Fälle bekannt
geworden sind, auch bei Jahrzehnte lang in der Erde verlegten Kabeln, und selbst
wenn sich saugfähiger Faserstoff zwischen Bleimantel und Eisenbewehrung befand, in
denen chemische Anfressungen wahrgenommen worden wären. Eine metallische Verbindung
von Blei und Eisen ist hiernach unbedenlich.
Liegen Kabel in angriffsfähigem Boden, so sind sie selbstverständlich den chemischen
Angriffen stark ausgesetzt. Nur eine chemische Untersuchung des Erdbodens kann da
nur Klarheit schaffen. Beobachtet wurden Anfressungen von Kabeln in der Nähe
chemischer Fabriken, wenn durch schädliche Abfallstoffe der Boden, in dem die Kabel
verlegt waren, verseucht war. Kommt hierbei noch die Einwirkung von Streuströmen
elektrischer Bahnen hinzu, so kann die Zerstörung der Kabel sehr rasch erfolgen.
Auch bei blanken Fernsprechkabeln in Zementrohren wurden unmittelbare chemische
Angriffe schon beobachtet. Abhilfe läßt sich in solchen Fällen, wenn ein Umlegen der
Kabel in unschädlichen Boden nicht möglich ist (Einbetten der Kabel in reinen Sand
und Lehm dürfte allein auf die Dauer nicht genügend schützen), nur durch
Einhüllen der Kabel in Isolierstoffe schaffen, die chemischen Angriffen standhalten,
wie Asphalt und dergleichen.
Erdbewegungen sind Kabeln schon vielfach verhängnisvoll geworden. Man verlegt ja
bekanntlich dort wo leichte Bewegungen des Bodens zu befürchten sind, in
Bergwerkgebieten, die Kabel in leichten Wellenlinien. Werden durch die Erdbewegung
die Kabel auf Zug beansprucht, so kann das Kabel nachgeben, und die Gefahr wird
vermindert, daß die Kabelenden aus den Muffen oder Anschlußkästen herausgezogen
werden. Werden aber durch die Bodenbewegung die Kabel zusammengestaucht, also auf
Knickung beansprucht, so hilft das Legen der Kabel in Wellenlinien nicht. Die Kabel
erhalten, wenn sie nicht ausweichen können, äußere oder innere Schäden.
Mechanische Verletzungen von Gleichstromkabeln, zum Beispiel gelegentlich von
Erdarbeiten, können, wenn nicht rechtzeitig bemerkt und beseitigt, zu ausgedehnten
Zerfressungen der Kabel führen. Die Eigenströme, die aus den Kabeln durch die
Fehlerstellen austreten, führen die Schäden herbei. Sehr häufig schon wurden
derartige Anfressungen der Kabelbewehrung den Streuströmen elektrisch betriebener
Bahnen zugeschoben. Bei Wechselstromkabeln wird, wenn ein Erdschluß im Kabel
auftritt, die Bewehrung zwar auf das Wechselpotential des betreffenden Stromleiters
gebracht, der von ihnen ausgestrahlte Strom ruft aber in der Regel keine
elektrolytische Zersetzung hervor. Erhält ein Gleichstromkabel an einer Stelle
Erdschluß, so wird durch die Fehlerstelle hindurch die Bewehrung unter Spannung
gesetzt. Nun strömt aus der Bewehrung nach sämtlichen gegenpoligen Fehlerstellen des
Netzes Strom nach dem Erdboden. Ist das positive Kabel fehlerhaft, ist also die
Bewehrung stromausstrahlend, so wird diese, soweit ihr metallischer Zusammenhang
reicht, angefressen, um so stärker, je größer der Fehler ist. Es wird aber nicht nur
das fehlerhafte Kabel angefressen, sondern auch die Nachbarkabel, wenn sie mit der
Bewehrung des fehlerhaften Kabels in metallischer Berührung stehen, und auch alle
Metallmassen, Muffen, Kabelkästen usw., die mit der Bewehrung metallisch verbunden
sind. Erhält ein negatives Kabel Erdschluß, so saugt dessen Bewehrung Strom von
Fehlerstellen der positiven Leitung. Die entstehenden Erdströme gefährden in diesem
Falle alle die Metallteile in der Erde, aus denen Strom gesaugt werden kann, während
das fehlerhafte selbst durch die aus der Erde eindringenden Ströme geschützt bleibt,
da bekanntlich nur die aus den metallischen Leitern in die Erde ausgestrahlten
Ströme zerstörend wirken.
Noch andere Wirkungen können solche Erdfehler herbeiführen, die oft schon in
ausgedehnten Netzen, besonders in solchen mit einem geerdeten Leiter, scheinbar
unerklärliche Erscheinungen hervorgerufen haben. Insbesondere, wenn die Kabel in
verhältnismäßig trockenem, also schlecht leitendem Boden verlegt sind, können die
durch die Fehlerstelle unter Spannung gesetzten Bewehrungen an den Stellen, wo sie
mit geerdeten Metallteilen nur in losen, schlechtleitenden Zusammenhang kommen,
durch Stromüberschläge Schmorstellen erzeugen, die zur weiteren, wenn nicht völligen
Zerstörung des Kabels führen können. Hat das fehlerhafte Kabel mit anderen guten
metallischen Zusammenhang, so überträgt sich der gefährliche Spannungszustand auch
auf diese. Es sind daher auch die benachbarten Kabel Zerstörungen ausgesetzt. Die
Ueberschlagstellen können von der eigentlichen Fehlerstelle weit entfernt liegen,
was die Ermittlung der eigentlichen Ursache erschwert, da ja die Bewehrung durch die
Fehlerstelle in ihrer ganzen ununterbrochenen Länge unter Spannung gegen Erde
gesetzt wird. Die Spannung gegen Erde nimmt nach den entfernteren Stellen um so
weniger ab, je weniger leitend der Erdboden ist, je geringer also die Ueberleitung
vom Kabel zur Erde ist. Solche Ueberschläge entstehen zum Beispiel an Stellen, wo
die Kabel durch eiserne Röhren geführt werden, die infolge ihrer großen Oberfläche
verhältnismäßig gute Erdung haben, ferner an Stellen, wo die Kabel den Gas- und
Wasserleitungen oder deren Abzweigungen sehr nahe kommen, an Kabelkästen und
dergleichen mehr. Ist das Netz außer der Fehlerstelle gut isoliert, so können die
erwähnten Erscheinungen nicht auftreten.
Vorkommnisse der geschilderten Art können vermieden werden, wenn es möglich ist, die
Kabelbewehrungen genügend zu unterteilen und die Teilstücke voneinander isoliert zu
halten, so daß die Wahrscheinlichkeit gering ist, daß durch die Fehlerstellen unter
Spannung gesetzte Bewehrungen zu zerstörenden Schmelzstellen Veranlassung geben.
Ferner muß durch räumliche Trennung dafür gesorgt sein, daß nicht durch unmittelbare
Berührung ein gefährlicher Spannungszustand von der Bewehrung des einen Kabels auf
die eines benachbarten übertragen wird. Auch die Anfressungserscheinungen bei
Fehlern des positiven Kabels werden auf diese Weise örtlich begrenzt. Sind derartige
Maßnahmen nicht vollkommen durchzuführen, so kann nur möglichst vollkommene Erdung
der Bewehrung an verschiedenen Stellen des Netzes und Verbindung der Bewehrungen an
den Stoßstellen helfen.
Die Maßnahmen zum Schütze der Gleichstromkabel mit einem geerdeten Leiter sind also
ähnlich denen zum Schütze der Schaltanlagen in Kraftwerken, entweder möglichst
vollkommene Isolierung oder möglichst vollkommene Erdung. Bei Verbindung der
Eisenbewehrung an den Muffen und Kabelkästen unter gleichzeitiger Erdung geht der
Fehlerstrom aus den Fehlerstellen der Eisenbewehrung, soweit er nicht vorher schon
zur Erde abgeleitet ist, bis zu den geerdeten Muffen oder Kästen und von da
gefahrlos zur Erde. Die Fehlerströme werden aber bei dieser Anordnung verstärkt. Ist
der Erdübergangswiderstand der Eisenbewehrung des Kabels für die Längeneinheit r, so ist er für die gesamte Strecke L, die metallisch leitend verbunden ist, \frac{r}{L}.
Ist der Widerstand an der Fehlerstelle zwischen Kupferleiter und Bewehrung R, so ist, wenn die Spannung zwischen Leiter und Erde
E ist, der Fehlerstrom \frac{E}{R+\frac{r}{L}}. Bei metallischer
Verbindung der Bewehrungen der einzelnen Kabelteile in einem ausgedehnten Netz wird
L so groß, daß man den Fehlerstrom \frac{E}{R}
setzen kann. Dies trifft insbesondere zu, wenn die Bewehrung an verschiedenen
Stellen geerdet ist, d.h. nur der Uebergangswiderstand an der Fehlerstelle begrenzt
den Strom, der sich weithin verteilen kann. Durch die Stromwirkung wird daher der
Fehler, selbst wenn er anfangs nur klein ist, sich zu einem großen entwickeln. Das
kann unter Umständen erwünscht sein, da ein großer Fehler leichter ermittelt und
beseitigt werden kann. Unvorteilhaft ist bei metallischem Zusammenhang der
Bewehrungen des ganzen Kabelnetzes, daß der gefährliche Spannungszustand der
Bewehrung von der Fehlerstelle weithin verschleppt werden kann, wenn dies nicht
durch gutes wiederholtes Erden an den verschiedenen Stellen verhindert wird. Ohne
gute Erdung der Bewehrung kann das ganze Netz durch einen Kabelfehler in
Mitleidenschaft gezogen werden. Eine Isolierung der Bewehrung an den
Verbindungsstellen der Kabel würde hingegen den Vorteil haben, daß, da die Fehlerwirkung örtlich
beschränkt bleibt, das Auffinden von Fehlern erleichtert werden kann.
Eine metallische Verbindung von Blei und Eisen ist dann zu empfehlen, wenn zu
befürchten ist, daß durch einen Isolationsfehler der Bleimantel unter
Betriebsspannung gesetzt werden könnte, so daß dann zwischen Bleimantel und der mit
dem Erdboden in Berührung stehenden Eisenbewehrung eine gefährliche Spannung
auftritt, die zu Anfressungen Veranlassung geben kann, wenn Feuchtigkeit in die
Zwischenschicht eindringt. Ist E die Spannung zwischen
Kupferleiter und Erde, r1 der Widerstand von Kupfer zu Bleimantel und r2 der von Bleimantel zu Eisenbewehrung,
so ist die Spannung zwischen Blei und Eisen e=\frac{E\,r_2}{r_1+r_2}. Es ist anzunehmen, daß es in
solchen Fällen bald zu einer leitenden Verbindung zwischen Eisen und Blei an der
Fehlerstelle kommt. Wenn, wie es wohl zumeist vorkommt, die Fehler durch
Verletzungen von außen entstehen, so wird die leitende Verbindung zwischen Blei und
Eisen hierdurch hergestellt. Wird Blei und Eisen von vornherein metallisch
verbunden, so nimmt ein Fehlerstrom auch durch den Bleimantel seinen Weg. Bei
starkem Fehlerstrom kann das Blei hierdurch zum Schmelzen gebracht werden.
Gegen Streuströme aus den Gleisen elektrisch betriebener Bahnen, denen sehr oft
unberechtigter Weise die Veranlassung von Schäden an Kabeln zugeschoben wird, sind
die Kabel zwar durch die Isolierhüllen auf der Kabelbewehrung einigermaßen
geschützt. Sie sind aber andererseits auch dadurch mehr als die Gas- und
Wasserröhren gefährdet, da sie zumeist viel näher an den Gleisen liegen als diese.
Auch ihr geringerer Durchmesser gefährdet sie, da erfahrungsgemäß, wie auch die
Rechnung ergibt, dünnere Röhren, überhaupt stark gekrümmte Metallteile in der Erde
von den Erdströmen stärker angegriffen werden, als unter sonst gleichen
Verhältnissen in gleichem Abstande von den Gleisen befindliche schwach gekrümmte
Metallmassen, wie Röhren von großem Durchmesser.Archiv
der Mathematik u. Physik III, Reihe XII Heft 1 S. 70.
Um die Kabel gegen das Eindringen von Streuströmen zu schützen, ist das wirksamste
Mittel das im Auslande an Gas- und Wasserröhren wiederholt erprobte, bei Kabeln
zudem viel leichter ausführbare Unterteilen in isolierte Stücke, und zwar an
möglichst vielen Stellen. Je kürzer die einzelnen Kabelstücke sind, deren Blei- und
Eisenmäntel voneinander isoliert sind, um so größer ist der Uebergangswiderstand der
Kabelbewehrung gegen Erde, um so mehr wird der Eintritt der Streuströme erschwert,
d.h. um so geringer ist die Gefahr von Anfressungen durch in die Erde ausgetretene
Streuströme. Die metallische Verbindung der Metallmäntel an den Muffen und
dergleichen und insbesondere noch das Erden verstärkt das Eindringen von
Streuströmen und gefährdet daher die Kabel. Es ist dies in um so stärkerem Maße der
Fall, wenn gleichzeitig die Kabelmäntel metallisch mit den Gleisen verbunden werden.
Die zum Schütze der Gas- und Wasserröhren gegen schädliche Einwirkungen der Ströme
elektrischer Gleichstrombahnen, die die Schienen als Leiter benutzen, erlassenen
Vorschriften gelten im allgemeinen sinngemäß auch für den Schutz der Kabel.
Liegen an einem Orte die Verhältnisse so, daß die größere Gefahr den Kabeln durch
die Streuströme der elektrischen Bahnen droht, so ist die Isolierung der Bewehrungen
an den Stoßstellen zu empfehlen. Bei vorschriftsmäßig angelegten Bahnen ist die
Gefahr der Anfressung der Kabel durch Streuströme gering. Es sind daher nur wenig
tatsächliche Fälle bekannt, in denen die Kabel durch Streustrome angefressen wurden,
obwohl die Kabel vielfach, so die Bahnkabel selbst, notgedrungen streckenweise ganz
in die Nähe der Schienen verlegt werden. Nur wo außergewöhnlich ungünstige
Verhältnisse vorlagen, wurden nachweisbar von den Bahnströmen herrührende
Anfressungen beobachtet. Entsprechend den obigen Darlegungen hat jede der beiden
Verlegungsarten Vorzüge und Nachtfile. Je nach den örtlichen Verhältnissen werden
die Vorzüge der einen oder der anderen Verlegungsart mehr im Vordergrund stehen. Es
muß daher, den Oertlichkeiten angepaßt, die zweckmäßigste Verlegungsart gewählt
werden. Ob Anfressungen von Kabeln durch Streuströme der Bahnen veranlaßt sind, läßt
sich durch Habersche unpolarisierbare
Erdstromdichtemesser, wie in Zeitschrift für Elektrochemie 1906 S. 829 beschrieben,
oder in einfacherer Weise wie in Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1909 S. 226
beschrieben, nachweisen.
Bei Hochspannungskabeln wird die metallische Verbindung der Bewehrungen durch
Ueberbrücken an den Muffen und Kabelkästen unter gleichzeitigem Erden allgemein
durchgeführt. Schon aus Sicherheitsgründen ist dies erforderlich für den Fall, daß
durch einen Kabelfehler der Metallmantel unter Spannung gesetzt werden sollte.
Ueberschläge an den Muffen und Kabelkästen wären zu erwarten, wenn die einzelnen
Bewehrungen nicht metallisch verbunden sind. Anfressungsgefahr durch die
Wechselströme des eigenen Kabels besteht nicht. Die durch diese Verlegungsart etwa
geschaffene größere Gefährdung durch Streuströme von Bahnen treten hierbei gegenüber
den sonstigen erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen in den Hintergrund.
In einzelnen Fällen wurden starke Anfressungen und sonstige Schäden an Kabeln
beobachtet, die viele Jahre als Nulleiter gedient hatten, während sie später bei
Aenderung des Leitungssystems unter Spannung gegen Erde standen. Fehler, die in
Kabeln bei der Verwendung als Nulleiter wegen der geringen Spannung gegen Erde
verdeckt blieben, bildeten sich später stark aus, als die Kabel unter höhere
Spannung gegen Erde gebracht wurden. Solange Kabel als Nulleiter dienen, machen sich
Fehler wenig bemerkbar. Auch Anfressungen durch Stromaustritt kommen nicht vor, wenn
das Gleichstrom-Dreileitersystem gut ausgeglichen ist, so daß die Spannungen gegen
Erde und so auch die durch etwaige Fehlerstellen austretenden Ströme die Richtung in
kurzen Zwischenräumen wechseln.
Zweck der vorstehenden Ausführungen war, einige im Kabelbetrieb vorkommende
schleichende Fehler, die oft schwierig aufzuklären waren, anzugeben und den Einfluß
der Verlegungsart darzutun. Alle in einem Kabelbetrieb vorkommenden ungewöhnlichen
Fehler, zum Beispiel infolge von Ueberspannungen, deren Einfluß und die
Schutzmaßnahmen hiergegen, anzuführen, fallen aus dem Rahmen der Betrachtungen
heraus.