Titel: | Untersuchung einer Gasmaschinenreglung. |
Autor: | A. Gramberg |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 54 |
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Untersuchung einer
Gasmaschinenreglung.
Von Prof. Dr.-Ing. A. Gramberg in Danzig-Langfuhr.
GRAMBERG: Untersuchung einer Gasmaschinenreglung.
Die in Abb. 1 schematisch dargestellte Regelung
einer Gasmaschine durch Abdrosseln des Gemisches mittels Drosselklappe zeigt ein
eigenartiges und namentlich von dem der kürzlich besprochenen
DampfmaschinenreglungVgl. D. p. J. Heft 4
d. J. grundsätzlich abweichendes Verhalten, wie im Anschluß an
jene Veröffentlichung dargelegt sei.
Textabbildung Bd. 333, S. 53
Abb. 1.
Man bringt die Reglung einer Kraftmaschine zum Spielen durch Belasten der
Kraftmaschine. Handelt es sich wie im vorliegenden Fall um eine Gasdynamo, so wird
zu dem Zweck der Widerstand WA des äußeren Stromkreises verringert, meist indem man mehr und mehr
Widerstände parallel zueinander zur Geltung bringt. – Der Beginn der Reihe im
Leerlauf ist WA = ∞;
das ist für die Darstellung unbequem. Bequemere Proportionalitäten ergeben sich,
wenn man die äußere Leitfähigkeit 1/WA in Ansatz bringt, im Leerlauf ist 1/WA = 0. Gemessen ist
dabei J und E an den
Klemmen der Maschine, worauf sich 1/WA = J/E errechnet:
Stromaufnahme je Volt Spannung.
Mit zunehmender äußerer Leitfähigkeit nimmt J und daher
die Leistung Nel = EJ zu, daher die Drehzahl n etwas ab. Diese Abnahme hat zur Folge, daß beim Aufbringen von größerer
Last die elektromotorische Kraft der Dynamo, als proportional der Drehzahl, sinkt;
die Klemmenspannung tut es um so mehr, als auch der Spannungsverlust im Anker der
Dynamo mit der Stromstärke wächst. Die Abnahme der Klemmenspannung E unter beiden Einflüssen ist durch Bedienen der
Feldreglung auszugleichen, man muß den Erregerstrom i
verstärken; das geht so lange, bis der Feldregler ganz ausgeschaltet ist und die
Erregerwicklung unmittelbar an der Klemmenspannung liegt. Die Erregung nimmt bei der
vorliegenden Dynamo auf imax = 1,05 Amp. bei 220 Volt Klemmenspannung zu.
In Tab. 1 und Abb. 2 u. 3 ist das Versuchsergebnis gegeben. Zunächst wurde in zwei groben Stufen
von Leerlauf bis etwa Vollast gegangen, Versuch Nr. 89, 90, 91; der Feldregler muß
von Kontakt 3 bis Kontakt 20 nachgeregelt werden,
dadurch bleibt die Spannung erhalten, obwohl die Drehzahl von 192,0 auf 186,7/min
gefallen war. Nun wurde bei Versuch 92. die äußere Leitfähigkeit nur wenig, nämlich
von 0,227 auf 0,235 A/V gesteigert; aber damit war, obwohl der Regler erst auf r = 17,5 mm angekommen war, doch die Höchstleistung
schon überschritten; denn wenn wir den Feldregler von Kontakt 22 weiter auf 25 bringen,
erreichen wir doch nicht mehr die verlangte Spannung; der Regler sinkt, mit ihm die
Drehzahl, und dadurch wird die Spannung mehr herabgesetzt, als der Feldregler
einbringen kann. Setzen wir vollends, Versuch 94 bis 96, den Feldregler auf das
Ende, Kontakt 41, und steigern wir dann noch die
Leitfähigkeit, so drücken wir nur bei aufsitzendem Regler die Drehzahl herab – die
Maschine ist überlastet.
Das Eigenartige ist nun, namentlich im Vergleich zur Reglung einer Dampfmaschine, daß nur ein kleiner
Teil des Reglermuffenhubes ausgenutzt wird, nämlich das starke Stück der
Reglerkennlinie. Bei 192,0 Uml./Min. ist die Maschine im Leerlauf, bei 186,7
Uml./Min. ist die Höchstlast bereits erreicht, der Regler steht aber noch 28 mm über
seiner unteren Rast. Trotzdem läßt sein weiteres Sinken keine Vermehrung der
Leistung zu.
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Abb. 2.
Textabbildung Bd. 333, S. 54
Abb. 3.
Diese Zusammenhänge sind das Aeußere der Erscheinung; der innere Grund, weshalb die
Steigerungsmöglichkeit nur bis 1/WA ≦ 0,235 geht, liegt im Energieumsatz, Bis zu
Versuch 91 steigt der volumetrische Wirkungsgrad ηvol, der sich den
Indikatordiagrammen (Abb. 4) entnehmen läßt. Bei
Versuch 91 ist ηvol =
0,985 und daher nicht mehr wesentlich steigerungsfähig. Beim Reglerstand r = 28 mm über dem unteren Anschlag hat also die
Drosselklappe (Abb. 1) bereits so weit geöffnet, daß
die angesaugte Mischung keinen merklichen Widerstand mehr findet, weitere Oeffnung
der Drosselklappe ist dann belanglos und hierdurch der untere Reglerhub totgelegt.
Ist aber die Brennstoffaufnahme nicht mehr steigerungsfähig, so kann nach dem
Energiesatz auch die Leistung nicht weiter steigen.
Anders als bei der Dampfmaschine ist also die Höchstleistung der Maschine nicht
durch den Regler oder seinen Anschluß, sondern durch die Maschine selbst
gegeben.
Textabbildung Bd. 333, S. 54
Abb. 4.
Nach Maßgabe von Abb. 2 ist der Regler recht stark statisch. Seine Ungleichförmigkeit ist
\frac{192,0-174,1}{\frac{1}{2}\,.\,(192,0+174,1)}=0,098
oder 9,8 v. H.
Die Reglung ist viel weniger statisch, weil sie den Regler
nicht ausnutzt. Ihre Ungleichförmigkeit ist
\frac{192,0-186,7}{\frac{1}{2}\,.\,(192,0+186,7)}=0,028
oder 2,8 v. H.
Man muß also die statischen Eigenschaften der Reglung von denen des Reglers wohl
unterscheiden.
Man kann nun fürchten, daß die Reglung als beinahe astatisch beim Regeln starke
Schwingungen ergibt. Das ist aber nicht der Fall. Abb.
5 gibt Regeltachogramme, die sehr befriedigend sind, obwohl von voller
Last auf Leerlauf durch Herausreißen des Schalters gegangen wurde. Der Widerstand,
den eine Drosselklappe ohne Stopfbuchse der Drehung entgegensetzt, ist eben sehr
klein, und so braucht man nur einen kleinen Teil des Hubes und
des Arbeitsvermögens des Reglers nutzbar werden zu lassen. Fiele dieser
Versuch anders aus, so müßte man durch Verändern der Hebellängen a, b, c mehr Arbeitsvermögen des Reglers zur
Tabelle 1. Verhalten der Gasmaschinenreglung bei
Ueberlastung. (Die Dynamo arbeitet mit Fremderregung.)
Versuch Nr.
89
90
91
92
93
94
95
96
Aeußere Leitfähigkeit J/Ep = 1 WA
A/V
0
0,113
0,227
0,235
0,235
0,235
0,377
0,528
Feldreglerstellung k
Kontakt
3
12
20
22
25
41
41
41
Erregerstrom i
A
0,57
0,67
0,76
0,78
0,82
4,05
1,05
1,05
Klemmenspannung Ep
V
222
222
221
217
216
212
146
90
Elektrische Leistung Nel = Ep . J
kW
0
555
11,1
11,1
11,2
10,4
8,03
4,27
Drehzahl n
/Min.
192,0
190,1
186,7
181,7
174,1
151 0
107,8
73,6
Reglerstand r
mm
44
42
23
17,5
1,5
1
1
1
Volumetrischer Wirkungsgrad ηv
0,595
0,745
0,985
0,985
0,985
0,995
1
1
Mischungsverhältnis L/G0
12,0
10,4
9,3
9,3
9,25
9,2
9,35
10,7
Gasaufnahme G0
\mbox{m}^3\,\left(\frac{0}{760}\right)\mbox{ st}
4,92
7,13
10,28
10,13
9,79
8,63
6,19
3,56
Lieferungsgrad η1
0,44
0,57
0,76
0,77
0,78
0,78
0,79
0,76
Zündungszeit vor dem Totpunkt
°
– 16,5
– 10
– 4
– 5
– 6
– 11
– 9
– 17,5
Indizierter Druck p1
at
2,07
3,41
4,84
5,16
5,11
5,39
5,28
4,51
Abgastemperatur ta
° C
348
374
419
422
420
396
354
288
Textabbildung Bd. 333, S. 55
Abb. 5.
Geltung bringen, etwa c
verlängern.Genauere Besprechung
in Gramberg, Maschinenuntersuchungen und das
Verhalten der Maschinen im Betriebe. Berlin, Julius Springer. Unter der
Presse. Die Reglung erhält dann größere Ungleichförmigkeit, im
Grenzfall dieselbe wie der Regler.
Die Dynamo der Gasmaschine arbeitete mit Fremderregung, sonst hätte mit abnehmender
Drehzahl bei den letzten Versuchen 94 bis 96 auch i
abnehmen müssen.
Uebrigens sollten, je nachdem eine Dynamo mit Fremderregung oder mit Selbsterregung
arbeitet, Verschiedenheiten in den Reglungsdiagrammen auftreten; denn je nach der
Art der Erregung ist, solange die Erregerpole nicht magnetisch gesättigt sind, der Grad der Selbstreglung ein verschiedener. Die beiden
Diagrammpaare der Abb. 5 zeigen beim Uebergang auf
Vollast diesen Einfluß erkennbar, jedoch schwächer als sich erwarten ließ; bei
Selbsterregung ist die Selbstreglung stärker. Beim Uebergang auf Leerlauf ist der
Einfluß nicht zu erwarten.