Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 96 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Um die Abwärmeverluste in Gasanstalten nach
Möglichkeit zu vermeiden macht Betriebsdirektor Wunderlich aus Karlsbad in Zeitschr. d. Gas- u. Wasserfachmänner in
Oesterreich und Ungarn Band 58 Heft 7 eigenartige Vorschläge.
Der eine geht dahin, die ganze Retorte in einen Dampfkessel einzubauen. Um das
mittlere Drittel einer senkrecht stehenden, sich nach unten leicht erweiternden
Retorte werden spiralförmig gemauerte Kanäle herumgeführt, in denen vermittelst
zugeführter Verbrennungsluft Generatorgase verbrannt werden, durch deren Wärme die
Kohle in der Retorte vergast wird. Die ganze Retorte mitsamt den gemauerten
Verbrennungskanälen ist in eine Art Dampfkessel eingebaut, der entsprechend der Form
der Retorte ebenfalls die Form eines aufrecht stehenden nach unten sich erweiternden
Rohres hat, Die aus den Verbrennungskanälen kommenden Gase werden wie bei einem
Feuerrohrkessel durch den Wasserraum des Dampfkessels hindurchgeführt, so daß ihr
Wärmeinhalt nach Möglichkeit ausgenutzt wird.
Noch eigenartiger ist der zweite Vorschlag. Der Aufbau der ganzen Retorte ist ähnlich
wie oben beschrieben. Statt der spiralförmigen Verbrennungsräume wird das mittlere
Drittel der Retorte von Kammern aus Schamottsteinen umgeben, in welche Elektroden
hineinragen, die mittelst elektrischen Flammenbogens ein an ihnen vorbeigeführtes
Hilfsgas – zum Beispiel aus der Retorte kommendes Kohlenrohgas – hochgradig
vorwärmen. Dieses auf elektrischem Wege erwärmte Hilfsgas wird in der Vergasungszone
in das Innere der Retorte eingeführt und hilft also die Kohle rasch zu vergasen.
Auch hier ist das Ganze wieder von einem als Dampfkessel dienenden Wassermantel
umgeben. Eine besondere Eigentümlichkeit besteht noch darin, daß der Betrieb ein
ununterbrochener ist. Ein Becherwerk fördert ununterbrochen oben Kohlen in die
Retorte, während der aus der unteren Oeffnung der Retorte kommende Koks ebenfalls
ununterbrochen durch ein Becherwerk, zum Beispiel in Bahnwagen gefördert wird. Das
untere Ende des kohlefördernden Becherwerks und die Austrittsöffnung der Retorte
sind durch Wasserverschluß abgedichtet. Der zu dieser gewissermaßen elektrischen
Vergasung der Kohle erforderliche Strom wird durch einen Verbrennungsmotor erzeugt,
dessen Betriebsstoff, zum Beispiel der als Nebenerzeugnis gewonnene Teer sein kann.
Bemerkenswert wäre bei dieser Einrichtung der gänzliche Fortfall von Rauch, Staub,
Schmutz. Das einzige Abfallerzeugnis wären die Auspuffgase des Verbrennungsmotors,
die sich in neuzeitlichen Abwärmeverwertern auch noch weitgehend ausnutzen
ließen.
Die Vorschläge sind sicherlich beachtenswert und fesselnd, jedoch ist bekanntlich von
der durch eine schematische Skizze dargestellten Jdee bis zur betriebsfähigen
Ausführung ein weiter Weg und, wie ich in diesem Falle fürchte, noch ein sehr
dornenvoller.
R. Vater.
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Ueber den Koksverbrauch im Hochofen. Die Reduktion der
Eisenerze im Hochofen erfolgt in verschiedenen Temperaturzonen und durch
verschiedene Mittel. In den kälteren Teilen des Ofens ist das Kohlenoxyd das
wirksame Mittel, welches durch Zerlegung der beim Verbrennen des Kokses gebildeten
Kohlensäure entsteht. Man nennt diesen Vorgang die direkte Reduktion. Die in dieser
Zone noch nicht reduzierten Erze sowie die verschlackten Eisenverbindungen, auch
Zuschläge und die ständigen Begleiter des Eisens, wie Mangan, Phosphor und Silizium,
werden erst in der unteren Hälfte der Rast und im oberen Teile des Gestelles
reduziert, weil hierzu sehr hohe Temperaturen erforderlich sind. Als reduzierendes
Mittel wirkt hier nicht Kohlenoxyd, sondern der Kohlenstoff selbst, der als
hellglühender Koks mit den flüssigen Massen direkt in Berührung kommt. Diese Art der
Reduktion heißt im Gegensatz zu der durch Kohlenoxyd bewirkten die indirekte.
Während die direkte Reduktion der Erze einen kleinen Ueberschuß an Wärme liefert,
ist zur indirekten ein sehr bedeutender Wärmezuschuß erforderlich. Früher, als der
Gebläsewind noch kalt oder nur mäßig angewärmt zur Anwendung kam, konnten in der
Hauptsache nur leicht reduzierbare Erze, wie Brauneisenstein, Spateisenstein u.a.
verhüttet werden. Erst seit Einführung der Winderhitzung auf 800 bis 900° lassen
sich auch schwer reduzierbare, wie Magneteisenstein, verwenden. Bei einem zu hohen
Gehalt der Möllerung an solchen Erzen findet die direkte Reduktion erst im
Schmelzraum des Ofens statt, was wegen des entstehenden Wärmeverbrauchs ungünstig
auf den Ofengang wie auf die Qualität des Eisens einwirkt. Durch die Verwendung
des Heißwindapparates, der die erforderliche Wärme mittels der heißen Gebläseluft
direkt in den Schmelzraum gelangen läßt, wird solchen Störungen, die übrigens auch
bei zu raschem Gichtwechsel eintreten können, vorgebeugt.
Ein weiteres Hilfsmittel, den Gang der Hochöfen und die Qualität des Eisens möglichst
regelmäßig zu gestalten, hat Fr. Lange empfohlen (Stahl
und Eisen 1914 S. 381). Es besteht in der Einführung feingemahlenen Brennstoffs in
den Schmelzraum des Hochofens. Ursprünglich sollte dies mit dem Gebläsewind zusammen
erfolgen. Neuerdings aber (Stahl und Eisen 1918 S. 305) macht Lange den Vorschlag, ihn durch besondere Formen mit stärker gepreßtem
Winde in den Ofen zu blasen. Auf diese Weise könnte man auch solche Brennstoffe oder
Brennstoffgemische verwenden, die sich sonst wegen der hohen Temperatur des
Gebläsewindes zu früh entzünden. Der Brennstoff muß so vorbereitet werden, daß die
Entzündung beim Eintritt in den Ofen plötzlich erfolgt. Den Brennstoff selbst
empfiehlt Lange mittels fahrbarer Behälter an den
Hochofen heranzubringen und auf solchem Wagen zugleich eine Schnecke für die
Regelung der Kohlenstaubmengen, sowie einen Injektor zum Einblasen des Kohlenstaubes
anzubringen. Lange verspricht sich von diesen Vorschlägen
eine Verminderung des Koksverbrauchs im Hochofen, die allerdings bei Einführung
einer Kohlensteuer für die Wirtschaftlichkeit eines Hochofenwerkes von sehr
erheblicher Bedeutung wäre. Einen sehr geringen Koksverbrauch haben nach Brassert (Stahl und Eisen 1916 S. 2, 30, 60, 119) die
amerikanischen Hochöfen aufzuweisen. Er betrug bei der Darstellung von 1.
Bessemereisen 860 bis 902 kg, 2. basischem Eisen 854 bis 875 kg für 1 t Eisen. Zu
diesem günstigen Ergebnis scheinen die hochwertigen Mesabaerze viel beizutragen, die
durch sorgfältiges Klassieren und Mischen in stets gleichmäßiger physikalischer und
chemischer Beschaffenheit verwendet werden. Von noch größerem Einfluß auf den
Koksverbrauch ist aber nach Lange die möglichst
gleichmäßige Beschaffenheit des Kokses, welcher hart und zähe sein muß, damit nicht
durch Abrieb und Bruch zu viel feines Material entsteht, aber auch porös, weil seine
schnelle Verbrennbarkeit und die Temperatur im Schmelzraum des Hochofens hiervon
abhängig ist. Die leichte Verbrennbarkeit ist aber die wichtigste Eigenschaft des
Kokses, da sie in erster Linie einen guten Ofengang bedingt. In Amerika hat man
lange Zeit hindurch den Bienenkorbkoks bevorzugt, mit dem man bessere Ergebnisse
erzielte. Erst durch die Einführung zweckentsprechender Nebenproduktenöfen durch
deutsche Firmen ist dort ein jenem Material gleichwertiges Nebenproduktenerzeugnis
geschaffen worden. Nach Koppers (Stahl und Eisen 1914 S.
505) kommt es bei der Herstellung eines guten Hochofenkokses darauf an, daß er
sofort nach der erfolgten Abgarung gedrückt wird, weil schon ein halbstündiges
Garstehenlassen der Oefen sofort die Güte verringert. Auch soll die Abgarung schnell
erfolgen, damit ein poröses Material erzielt wird. Bei uns in Deutschland hat man
einen besonders niedrigen Koksverbrauch auf dem Eisenhüttenwerk Phönix in
Berge-Borbeck festgestellt, der sich im Mittel auf nur 771 kg belief. Der verwendete
Koks wurde zum größten Teil auf der Hütte selbst auf den dort vorhandenen Flammöfen
hergestellt. Da die Hochöfen klein waren und niedrig, dürfte der Schluß zutreffen,
daß die große Verbrennungsgeschwindigkeit des Kokses zu den günstigen Ergebnissen
wesentlich beigetragen hat. Aehnlich günstige Erfolge in, Steiermark, wo der
Koksverbrauch für die Darstellung von 1 t halbiertem Eisen nur 570 kg betragen hat,
dürften
ebenfalls auf die große Verbrennungsgeschwindigkeit desselben und auf die sehr
geringe Durchsatzzeit von sechs Stunden zurückgeführt werden können.
Loebe.
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Sparsamkeit im Steinkohlenverbrauch. Geh. Baurat Brettmann weist in der Zeitschrift für Dampfkessel und
Maschinenbetrieb 1917 S. 121 bis 123 auf die Lehren des Krieges hinsichtlich der
Brennstoffverwertung hin, besonders auf die Verfeuerung von Koks unter Dampfkesseln.
Verdampfungsversuche, die auf Veranlassung des preußischen
Landwirtschaftsministeriums von Direktor Arland in Berlin
vorgenommen wurden, haben ergeben, daß in industriellen Feuerungsanlagen Gas- oder
Zechenkoks allein oder in Mischung mit anderen Brennstoffen bei sachgemäßer
Bedienung sehr gut an Stelle von Steinkohle zur Erzeugung von genügenden Dampfmengen
verwendet werden kann. Vorbedingung hierfür ist jedoch der Einbau geeigneter Roste
mit größerer Luftzuführung, die Anwendung einer Dampfzerstäubungsvorrichtung unter
dem Rost sowie ein kleinerer Querschnitt für die Rauchrohre. Durch das
Zusammenarbeiten der Dampfkesselfabriken mit der Feuerungsindustrie lassen sich
erhebliche Vorteile erzielen, namentlich hinsichtlich der Verwendung geringwertiger
Brennstoffe und der Ersparnis an Brennmaterial. Aus der Zahl der Firmen, die
Spezialroste für Koksfeuerung herstellen, nennt Verfasser besonders die
Rheinischwestfälischen Gußwerke Alfred Eberhard & Co. in Köln, deren Roststäbe aus schmiedbarem
Walzmaterial sowie deren Serpentinrost sich bei den Berliner Kanalisations- und
Wasserwerken in langjährigem Betriebe bestens bewährt haben. Ein besonderer Vorteil
dieser Roststäbe besteht darin, daß sie in einfachster Weise in die vorhandenen
Rostlager der Kesselfeuerungen eingelegt werden können. Sie können ohne
nachträgliche Aenderung für jeden Brennstoff benutzt werden und lassen sich ferner
mit einer Dampfsprühvorrichtung verbinden, die den Rost ständig abkühlt und so die
Verschlackung und frühzeitige Abnutzung der Roststäbe verhütet. Diese
Dampfblasevorrichtung besteht aus einigen Gasrohren, die mit einer Anzahl kleiner
Löcher versehen sind und die mit einem Dampfrohr der Kesselanlage unter
Zwischenschaltung eines kleinen Regulierventils verbunden sind. Die ganze
Vorrichtung ist leicht herausziehbar unter dem Rost befestigt.
In den oben genannten Berliner Werken hat man besonders bei Verfeuerung von Koksgrus
in Mischung mit Kohle erhebliche Ersparnisse und gleichzeitig fast völlige
Rauchlosigkeit erzielt und eine mittlere Lebensdauer der Roststäbe von acht Jahren
festgestellt. Mit Hilfe dieser engspaltigen Roste und der beschriebenen einfachen
Dampfsprühvorrichtung läßt sich somit Koks ohne jede Schwierigkeit unter
Dampfkesseln verfeuern, was im Interesse einer wirtschaftlicheren Verwertung der
Kohle sehr wichtig ist.
Sander.
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Außenhandel in Kraftfahrzeugen in der Schweiz. Wie die
„Neue Zürcher Zeitung“ vom 22. März mitteilt, betrug die Einfuhr:
Jan./Sept. 1917
Jan./Sept. 1916
Franken
Franken
Motorräder
14932
65384
Motorwagen ohne Lederüberzug
280027
197870
Motorwagen mit Lederüberzug
1981918
700112
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Zusammen
2276877
963366
Als Herkunftsland steht weitaus an erster Stelle Deutschland mit nahezu drei Vierteln
des Betrages (1,6 Millionen Fr.), während die Einfuhr keines anderen Landes eine
Viertelmillion erreicht. Die Ausfuhr verteilt sich auf die einzelnen Klassen
folgendermaßen:
Jan./Sept. 1917
Jan./Sept. 1916
Franken
Franken
Motorräder
233920
243865
Motorwagen ohne Lederüberzug
11662793
13316872
Motorwagen mit Lederüberzug
5394544
4647739
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Zusammen
17291257
18208476
Die Ausfuhr ist demnach dem Werte nach zurückgegangen.
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Dem Ingenieur und Fabrikbesitzer Kommerzienrat Ernst
Heckel in Saarbrücken wurde von der Technischen Hochschule Karlsruhe die
Würde eines Dr.-Ing. ehrenhalber verliehen.