Titel: | Geeignete Lager für Kraftfahrzeuge. |
Autor: | Dierfeld |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 149 |
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Geeignete Lager für Kraftfahrzeuge.
Von Regierungsbaumeister Dierfeld, Berlin-Friedenau.
(Schluß von S. 143 d. Bd.)
DIERFELD: Geeignete Lager für Kraftfahrzeuge.
III. Verwendung der Lager im
Kraftfahrzeugbau.
In Deutschland kommen in der Hauptsache Gleit- und Kugellager zur Verwendung, wogegen
im Auslande in stets steigendem Maße Rollenlager, und zwar überwiegend konische
Rollenlager, benutzt werden, welche in gewissen Fällen eine große Vereinfachung der
Bauart gestatten, wie die folgenden Beispiele zeigen. Bisher haben nur Timkenlager
wegen ihrer praktischen Bewährung große Verbreitung erzielt und sollen auch bei uns
in Zukunft hergestellt und verwandt werden; deshalb sind bei den nachstehenden
Ausführungen, welche verschieden ausgeführte Lagerungen behandeln, unter
Konusrollenlagern stets Timkenlager zu verstehen.
Automobil-, Luftfahrzeug- und
Bootsmotore. Während Weißmetallgleitlager sich bei
Automobilmotoren mit Hilfe einer sorgfältig durchgebildeten, ständigen Oelzufuhr
bewährt haben, – wenn man von dem großen Reibungswiderstand absieht, – zeigen sie
bei dem angestrengteren Betriebe von Flugzeug- und Luftschiffmotoren verschiedene
Mängel. Ihre Widerstandsfähigkeit gegen dauernde und schwere Belastung hängt in der
Hauptsache von der Viskosität des verwandten Oeles ab. Nach der Theorie sollte beim
Betriebe zwischen Welle und Lagerschale eine Oelschicht vorhanden sein, welche den
metallischen Kontakt beider Flächen verhindert; für niedrige Belastungen und schwere
Oele mag dies wohl zutreffen, doch zeigt die Praxis schnellaufender Motore häufig
metallischen Kontakt mit Anfressen, da das Oel unter starker Belastung erhitzt,
dünnflüssiger und zwischen den Reibflächen herausgepreßt wird. Durch künstliche
Kühlung des Oeles, wie sie bei Rennwagen- und vielen Luftfahrzeugmotoren benutzt
wird, kann dieser Nachteil gemildert werden, aber die ganze Bauart wird dann noch
verwickelter.
Nun sind bei vielen ausländischen Fahrradmotoren die Gleitlager der Kurbelwelle durch
Kugellager ersetzt worden, einmal weil der vorhandene, beschränkte Raum schmale
Lager erforderte, sodann weil das selbsttätig wirkende Schmiersystem die
Herstellungskosten erheblich verteuerte. Bei den hier auftretenden, leichten
Beanspruchungen haben sich Kugellager im allgemeinen bewährt; auch erfolgreiche
Rennwagenmotore wurden verschiedentlich mit Kugellagern ausgerüstet, ja sogar der
Motor des englischen Commercar-Lastwagens lief einige Jahre mit Kugellagern, doch
kehrte man in vielen Fällen wieder zu Gleitlagern zurück, da die Kugellager den hier
auftretenden schweren und stoßweisen Belastungen auf die Dauer nicht widerstehen
konnten. Der Grund für den Einbau von Kugellagern war nicht Neuerungssucht, sondern
lediglich das Streben nach Vereinfachung; denn in Wartung und Schmierung sind
einfachere Organe wie Kugel- oder Rollenlager nicht zu finden. Luftfahrzeugmotore
wurden im Auslande ebenfalls mit Kugellagern ausgerüstet, um die oben angedeuteten
Mängel zu vermeiden, trotzdem sie vielfach etwas schwerer sind als Gleitlager
gleicher Tragfähigkeit. Ueberall im Motorenbau ist also das Suchen des Konstrukteurs
nach einem Lager bemerkbar, welches bei geringster Wartung hohe Betriebssicherheit,
lange Lebensdauer und geringen Oelverbrauch aufweist; tatsächlich ist das heutige
Weißmetallager keineswegs betriebssicher; denn bei ganz kurzem Oelmangel wird das
Lagermetall ausschmelzen, und das richtige Einschaben der neuen Lager erfordert
einige Stunden Zeit und große Erfahrung.
Kugellager lassen sich bei Bruch sofort ersetzen, da sie austauschbar sind, besitzen
auch viele der besprochenen Vorzüge und werden aus diesen Gründen bei einer großen
Zahl von Umlaufmotoren für Flugzeuge sowohl in Kurbelwellen- wie Pleuelstangenlagern
eingebaut.
Falls Kugellager oft zu Störungen Veranlassung geben, können statt der Kugellager
austauschbare, konische Rollenlager, eingebaut werden. Für den Pleuelstangenkopf
würden zwei schmale Rollenlager mit Kegelflächen nach innen einzusetzen sein, die
gleich seitliche, reibungsmindernde Führung gewähren, während Konusrollenlager bei
der Kurbelwelle vorteilhaft den Propellerschub aufnehmen könnten. Erhöhte
Betriebssicherheit infolge der größeren Lagerfläche der Rollen gegenüber Kugeln,
sowie Vereinfachung der Bauart durch Fortfall des Doppeldrucklagers für den
Achsialschub des Propellers wären die Folge.
In England ist man nach einem Berichte des Konstrukteurs Bradshaw vom Mai 1917 dazu übergegangen, auch Standmotore für Flugzeuge
mit Rollenlagern auszurüsten; Abb. 19 zeigt den
Schnitt durch einen von Bradshaw für Kriegszwecke und
harten Dauerbetrieb entworfenen Motor mit zwei wagerechten, gegenläufigen Zylindern,
der von der A. B. C. Motor Co. ausgeführt wurde. Hier wurden zylindrische
Rollenlager der englischen Hoffmann-Gesellschaft eingebaut, wie früher beschrieben. (Es ist bezeichnend genug,
daß diese Firma, welche früher ausschließlich Kugellager herstellte, jetzt auch den
Bau von Rollenlagern aufgenommen hat.) Wie aus Abb.
19 ersichtlich, wird von der Kurbelwelle aus die Propellerwelle mit
Stirnradübersetzung angetrieben, und hier ist ein Doppeldruckkugellager für den
Achsialschub vorgesehen. Die ganze Lagerung der Propellerwelle würde besser mit zwei
Konusrollenlagern zu bewirken sein, wobei dann das Kugeldrucklager in Fortfall käme.
Eine Schmierung ist bei dem abgebildeten Motor nur für Kolben und Zylinderlauf
vorgesehen; es genügt hierfür einfaches Tauchbad, wobei eine kleine
Rotationsölpumpe, die vom Motor betätigt wird, ständig eine sehr geringe Menge
Frischöl im Verhältnis zur Motordrehzahl zuführt.
Textabbildung Bd. 333, S. 150
Abb. 19
Textabbildung Bd. 333, S. 150
Abb. 20.
Textabbildung Bd. 333, S. 150
Abb. 21.
Bei Standmotoren bietet der Einbau der Pleuelstangenlager einige Schwierigkeiten;
wenn nicht die Kurbelwelle geteilt ausgeführt wird, was größere Schwierigkeiten
bereitet, muß man sehr große Rollenlager verwenden, die über die Kurbelarme
geschoben werden. Um den Durchmesser dieser Lager geringer zu halten, versuchte Bradshaw mit Erfolg den ungeteilten Pleuelstangenkopf
sowie den Kurbelzapfen zu härten und die Rollen unmittelbar auf diesen gehärteten
Flächen laufen zu lassen. Die Pleuelstange ist hierbei sehr schmal ausgeführt und
der ungeteilte Stangenkopf läßt sich deshalb leicht über die Kurbelarme schieben.
Abb. 20 zeigt eine solche Ausführung im Schnitt;
die Rollen werden hierbei seitlich geführt, durch geteilte Bundringe, deren Hälften
durch Bolzen zusammengehalten werden. Man kann auch den Stangenkopf, wie
üblich, geteilt ausführen, muß dann aber in den Kopf einen gehärteten Laufring als
Bahn für die Rollen einsetzen, welche innen direkt auf dem Zapfen laufen (vergl.
Abb. 21). Dann erhält man ein sehr schmales Lager
und damit eine sehr steife Kurbel; in diesem Falle muß jedoch an einem Kurbelarm
eine Nut (in der Abbildung punktiert) zum Einbringen der Rollen vorgesehen sein und
die Kurbelarme müssen innen etwas Spielraum besitzen, damit der Stangenschaft nicht
anstößt. Alle diese Einbauarten leiden an dem Fehler, daß die seitliche
Rollenführung ziemlich primitiv ist, gleitende Reibung verursacht und damit einer
der Hauptvorteile des richtig durchgebildeten Rollenlagers, nämlich geringster
Reibungsverlust, fortfällt.
Textabbildung Bd. 333, S. 150
Abb. 22.
Das Einsatzhärten der Kurbelwellen bietet natürlich einige Schwierigkeiten, doch
führte Bradshaw dies für viele Wellen mit sechs
Kröpfungen und acht Hauptlagern aus, ohne daß eine Welle brach. Besonders würde hier
das Verfahren der örtlichen Härtung nach Vickers zu
empfehlen sein, wobei Kurbel- und Wellenzapfen gehärtet, die Kurbelarme aber weich
bleiben.
Textabbildung Bd. 333, S. 150
Abb. 23.
Getriebekasten für Kraftwagen, Schlepper und Motorpflüge.
Bei der Durchbildung des Getriebekastens wird der Konstrukteur, möglichste
Vereinfachung der Einzelheiten, Beseitigung des lästigen Geräusches, sowie Minderung
der Abmessungen und des Gewichtes zu erstreben haben. Daß man mit Gleitlagern den geräuschlosesten Lauf in Getrieben
erzielt, wird allgemein bekannt sein und ist darauf zurückzuführen, daß die Wellen
hierbei am wenigsten schwingen können, ebenso wie ein Gußeisengehäuse in dieser
Beziehung günstiger wirkt, als ein Aluminiumgehäuse ohne Rippen und Versteifungen.
Da Gleitlager ständige, sorgfältige Schmierung erfordern und diese bei der Hauptwelle schwierig zu
bewirken ist, so verwendet man hierfür gewöhnlich Kugel- oder Rollenlager und
gewinnt dann gleich den Vorteil der Reibungsminderung. Die Vorgelegewelle kann nun
ohne Schwierigkeit derart angeordnet werden, daß sie im Oelbade läuft, und hierfür
werden auch bei billigen, ausländischen Wagen Gleitlager verwandt, was sich aber der
erhöhten Reibung halber nicht empfiehlt.
Textabbildung Bd. 333, S. 151
Abb. 24.
Kugellager sind am schwierigsten geräuschlos zu halten,
wenn nur einreihige Traglager an jedem Wellenende verwandt werden; man kann das
Geräusch mildern, wenn man die Wellenenden in mehreren Einzellagern oder
Doppelreihenlagern lagert, dann verliert die Bauart aber an Einfachheit, wie die
folgenden Ausführungen erweisen.
In Abb. 22 ist ein Getriebekasten mit richtig
angebrachten Kugellagern dargestellt; hier sind Doppelstützlager an der Antriebs-
und Nutenwelle vorgesehen, die man beide genau nachstellen und deren Nachstellung
fest gesichert werden kann, bevor sie auf die Welle aufmontiert werden. Alle inneren
oder sich drehenden Laufringe sind sicher seitlich befestigt und alle äußeren oder
feststehenden Laufringe sitzen laufend. An der Vorgelegewelle gleiten die äußeren
Laufringe im Gehäuse, während die Welle vor seitlicher Bewegung durch
Flußstahlspurscheiben bewahrt wird, die zwischen ihren Enden und den
Gehäuseschutzkappen sitzen Das Ende der Nutenwelle ruht in der Antriebswelle mit
einfachem Ringkugellager und Spurplatte.
Textabbildung Bd. 333, S. 151
Abb. 25.
Nun ist mehrfach versucht worden, der Einfachheit halber besondere Kugeldrucklager
garnicht anzuordnen und Haupt- wie Vorgelegewelle in einfachen Ringkugellagern
laufen zu lassen. Zweifellos werden solche Getriebe beträchtliches Geräusch
verursachen und wegen der oft erheblichen Achsialdrücke geringe Lebensdauer
besitzen. Besser ist die Bauart nach Abb. 23, wo
Doppelreihenlager, Paare von Ringlagern, und am Ende der Nutenwelle ein
Doppelreihenlager neben einfachem Ringlager benutzt sind; die Wellen sind hier
sicher gelagert, werden weniger vibrieren und Geräusch verursachen, doch erscheint
die mangelnde Berücksichtigung der Achsialdrücke bedenklich, auch ist die ganze
Anordnung ziemlich teuer.
Alle diese Getriebe mit Kugellagern sind keineswegs einfach zu nennen; so sind
bei der Anordnung Abb. 22 sieben Ringlager, vier
Kugeldrucklager, drei Spurplattenlager und in Abb. 23
elf Ringlager vorhanden, dabei ist jedes Doppelreihenlager als zwei Lager gerechnet,
da die Kugelreihen als Störungen verursachendes Element doppelt vorhanden sind, und
oft auch jede Kugelreihe besonderen Käfig hat. Diese unzweifelhafte Verwicklung und
Kostspieligkeit der Bauart läßt sich nur durch konische
Rollenlager, wie sie in Amerika in überwiegendem und ständig steigendem
Maße angewandt werden, beseitigen. Die zunehmende Verwendung der Konusrollenlager,
besonders der Timkenlager, ist auch darauf zurückzuführen, daß diese Lager infolge
größerer Auflagefläche Schwingungen der Welle verhüten, dadurch geräuschlosen Lauf
verursachen und gleichzeitig Achsialdruck aufnehmen. Welche Vereinfachung und
Verbilligung in der Bauart durch die Verwendung von Konusrollenlagern erzielt wird,
zeigt Abb. 24; hier sind nur fünf Rollenlager
vorhanden, welche die Wellen in ausgiebiger Weise gegen Radial- wie
Achsialbeanspruchungen stützen, leicht zugänglich und nachstellbar sind. Tatsächlich
läßt sich ein einfacheres und stärker gebautes Getriebe kaum denken; bemerkenswert
ist auch die einfache Lagerung des Endes der Nutenwelle in der Antriebswelle.
Textabbildung Bd. 333, S. 151
Abb. 26.
Für Getriebe von Personenwagen wird sich der Einbau von Konusrollenlagern statt
Kugellagern in allen Fällen empfehlen, wo der Lauf bisher zu geräuschvoll war, wo zu
schnell Abnutzung eintrat, oder wo die Bauart zu verwickelt oder zu teuer wurde. Bei
Lastwagengetrieben, wo heftige und sehr starke Beanspruchungen auftreten, werden
Konusrollenlager in vielen Fällen die Kugellager vorteilhaft ersetzen, sobald diese
dem harten Betriebe nicht genügen; für die Getriebe von Motorpflügen und schweren
Schleppern werden Konusrollenlager nicht zu entbehren sein. Abb. 25 zeigt ein solches Getriebe für einen schweren Lastwagen, welches
durch Einfachheit, starke Bauart und gute Zugänglichkeit überzeugend genug
wirkt.
Vorderachsen von Kraftfahrzeugen. Bei Personenwagen werden
gewöhnlich Kugellager verwandt, und häufig findet man die in Abb. 26 dargestellte Lagerung der Vorderradnabe. Hier
sind die inneren, feststehenden Laufringe der einreihigen Ringlager seitlich mit
Büchsen befestigt und die äußeren, sich drehenden Laufringe gleiten im Gehäuse, eine
Bauart, die nicht richtig ist. Der Achsialschub wird durch Flansch, bzw. Ansatz,
aufgenommen, die an der Innenseite der Nabe zwischen den beiden Lagern angeordnet
sind. Nun ist es bei unachtsamer Montage oder Herstellung leicht möglich, daß die
Entfernung zwischen Flansch und Ansatz der Nabe etwas größer als die Länge der
Büchse ist, welche die beiden inneren Laufringe trennt, und es wird ständig ein
schädlicher Seitendruck auf die Lager ausgeübt, der von den Stößen der Fahrbahn
unabhängig ist. Den richtigen Einbau solcher Kugellager zeigt Abb. 27; nur der innere Laufring des äußeren Lagers
ist auf dem Achsschenkel befestigt, der andere innere Laufring gleitet darauf. Beide
Außenlaufringe sind seitlich sicher an der Nabe befestigt.
Textabbildung Bd. 333, S. 152
Abb. 27.
Textabbildung Bd. 333, S. 152
Abb. 28.
Textabbildung Bd. 333, S. 152
Abb. 29.
Diese Lagerung mit zweireihigen Ringlagern hat sich bei leichten und mittelstarken
Tourenwagen im allgemeinen als ausreichend erwiesen, gegen die Stöße von
Unebenheiten der Fahrbahn, sowie gegen den Seitendruck beim Fahren von Kurven.
Trotzdem sind manche Firmen schon zur Verwendung von Doppelreihenlagern übergegangen
und für starke Tourenwagen, Lieferungswagen, die bei schwerer Belastung täglich eine
große Kilometerzahl im Stadtverkehr zurücklegen, endlich bei Droschken, die laut
behördlicher Vorschrift sehr scharfe Wendungen ausführen müssen, wie bei Stadtwagen
überhaupt, deren Vorderräder häufig genug die Bordschwellen unsanft berühren, wird
es sehr vorteilhaft sein, in den Vorderradnaben besondere Stützlager anzubringen, so
daß die Ringlager nur radiale Beanspruchung aufzunehmen hätten. In Abb. 28 ist eine derartige Ausführung dargestellt,
wobei ein Doppelstützlager zwischen beide Ringlager eingebaut ist. In diesem Falle
sind beide Außenringe der Ringlager sicher seitlich in der Nabe befestigt, während
die inneren Laufringe auf Achsschenkel, bzw. Büchse, gleitend sitzen. Diese Bauart
hat sich bewährt, ist aber ziemlich vielteilig und verwickelt; deshalb benutzt man
in Amerika bei den meisten Personenwagen usw. eine Lagerung mit Konusrollen, wie in
Abb. 29 dargestellt. Nur zwei Lager sind
vorhanden, die Achsial- und Radialdruck aufnehmen und leicht einzubauen wie
nachzustellen sind; sicherlich ist diese Lagerung auch billiger als die Bauart Abb. 28.
Lastwagen werden bei uns allgemein mit primitiven Gleitlagerbüchsen ausgerüstet, wie
sie nicht viel anders bei Pferdewagen benutzt werden, obwohl sie viel Reibung und
Schmiermaterial verzehren. Infolge der hohen Belastung treten hier bei unebener
Fahrbahn, dem Fahren von Kurven usw. so starke Beanspruchungen auf, daß Kugellager
nicht zu verwenden sind, und da bieten Rollenlager mit ihrer großen
Tragfähigkeit einen brauchbaren Ausweg. Um möglichst einfache Bauart zu erhalten,
wird man Konusrollenlager benutzen, die gleichzeitig Achsialdruck aufnehmen. Abb. 30 zeigt eine solche Vorderradlagerung von Timken, wie sie in Amerika für leichtere Lastwagen seit
Jahren zu finden ist; die Bauart ist ähnlich, wie in Abb.
29, doch kommen für schwere Lastwagen lange Timkenrollen zur Verwendung,
und der Lenkzapfen ist ebenfalls in Rollen gelagert, wodurch überraschend leichtes
Steuern erzielt wird. Diese Lagerung wird auch bei Schleppern und Motorpflügen
angewandt. Wie sich solche Timkenlager bei erbeuteten Lastwagen im harten
Kriegsbetriebe bewährten, wurde eingangs ausgeführt.
Textabbildung Bd. 333, S. 152
Abb. 30.
Hinterachsen für Kraftfahrzeuge. Bei jeder Hinterachse
kann man unterscheiden die Lagerung des Rades selbst, sowie die Lagerung der
Antriebsräder für die Kraftübertragung und des Differentialgetriebes.
Textabbildung Bd. 333, S. 152
Abb. 31.
Hinterräder. Bei unseren Personenwagen erfolgt die
Lagerung fast immer auf Kugeln und werden je nach der Bauart der Achse ein oder zwei
Kugellager verwandt. Abb. 31 zeigt eine gebräuchliche
Lagerung mit zwei Laufringen; hier sitzen die inneren, feststehenden Laufringe
stramm passend und die äußeren, sich drehenden Laufringe können im Gehäuse gleiten.
Dieses Verfahren ist nicht richtig; die Laufringe sollten in der Weise eingebaut
werden, daß die beiden äußeren Laufringe festgehalten und seitlich befestigt sind,
während die inneren Laufringe auf der Achsbüchse gleiten können. In diesem Falle
würde der Achsialschub, wie er bei Stößen der Fahrbahn und dem Fahren von Kurven
auftritt, durch ein Doppeldruckkugellager am Differentialgehäuse aufzunehmen sein,
was jedoch eine weitere Verwicklung bedeutet. Empfehlenswerter ist es natürlich,
hierfür Konusrollenlager anzuwenden, welche Radial- wie Achsialbelastung in
einwandfreier Weise übertragen, leicht einzubauen und nachzustellen sind. Abb. 32 und 33 zeigen
Schnitte mit einem und zwei Konusrollenlagern, welche die Einfachheit der Bauart
klar erweisen.
Textabbildung Bd. 333, S. 153
Abb. 32.
Textabbildung Bd. 333, S. 153
Abb. 33.
Die Hinterräder von Lastwagen werden bei uns wohl stets in
Gleitlagerbüchsen gelagert. Diese langen Gleitlagerflächen werden sehr viel Reibung
und Schmierstoff verzehren und häufige Wartung erfordern; deshalb hat man, versucht,
Lastwagenräder auf Kugeln zu lagern, wie die Ausführung Abb. 34 zeigt. Abgesehen davon, daß diese Bauart den achsialwirkenden
Beanspruchungen und seitlichen Stößen keinerlei Rechnung trägt, werden auch die
Kugeln den infolge schwerer Belastung und ziemlich unelastischer Bereifung sehr
heftig wirkenden Stößen der Fahrbahn auf die Dauer nicht widerstehen, und das
ist auch der Grund, daß diese Bauart in die Praxis nicht weiter eindringen konnte;
bei Eisenbereifung käme sie natürlich praktisch garnicht in Frage. Wendet man
dagegen zwei Konusrollenlager mit den Kegeln gegeneinander an, vergl. Ausführung
Abb. 35, so vereinigt man gewissermaßen die
Vorzüge von Kugel- und Gleitlager und erhält bei größerer Lagerfläche dieselbe
geringe Reibung wie bei Kugellagern, denselben geringen Bedarf an Schmierung und
Wartung, aber mit gleichzeitiger Aufnahme achsialer Stöße in beiden Richtungen.
Textabbildung Bd. 333, S. 153
Abb. 34.
Textabbildung Bd. 333, S. 153
Abb. 35.
Kegelradübertragung. Der geräuschlose Lauf hängt im
wesentlichen von der sicheren Lagerung der Wellen und dem richtigen Eingriff der
Kegelräder ab.
Eine oft ausgeführte Bauart zeigt Abb. 36; es ist nur
ein einfaches Stützlager am Differentialgehäuse vorhanden, während der in anderer
Richtung auftretende Achsialdruck durch das Ringlager aufgenommen wird. An Stelle
von Zwischenlagscheiben sind an dem Hinterachsgehäuse Muttern vorgesehen, deren
Endbewegung auf innen befindlichen Paßscheiben durch drei Bolzen übertragen wird.
Man kann hierbei unmöglich sagen, wann das Drucklager genau nachgestellt ist, da der
Achsialdruck in entgegengesetzter Richtung von dem Ringlager aufgenommen wird, man
kann auch ein Zuviel nicht feststellen, bis beträchtlicher Seitendruck auf das
Ringlager ausgeübt wird. Dagegen wird jede Nachstellung der erwähnten Muttern den
Kegelradtrieb außer richtigem Eingriff zu bringen suchen; und haben die Bolzen nicht
alle genau dieselbe Länge, so werden die Paßscheiben aus der richtigen Stellung zur
Welle gebracht, und Ueberlastung der Kugeln wird eintreten. Das kleine
Antriebskegelrad hat hier wohl ein doppeltes Stützlager, aber Nachstellung ist nicht
vorhanden; denn beide Radiallager, sowie das Doppeldrucklager, werden nur gestützt
durch die Nabe des Kardangelenkes, die am Ende der Kegelradachse mit Konus
angebracht ist. Offenbar kann bei dieser Bauart leicht das Drucklager zu sehr
überlastet oder zu lose eingestellt sein.
Textabbildung Bd. 333, S. 154
Abb. 36.
Textabbildung Bd. 333, S. 154
Abb. 37.
Häufig wird das kleine Antriebskegelrad durch ein Ringlager an einem Außenzapfen
getragen; dieses Lager hat dann die größte Last aufzunehmen und, da gewöhnlich nicht
genügend Raum vorhanden ist, um ein ausreichend starkes Lager anzubringen, so werden
bald Störungen eintreten. Bisweilen wird auch die Welle des kleinen Kegelrades in
Gleitlagern gelagert, die Radial- wie Achsialdruck aufnehmen. Diese Reibung und
Schmiermaterial fressende Bauart ist, wenn nicht billige Herstellung maßgebend war,
vielleicht auf Versagen der Kugellager wenigstens in diesem Sonderfalle
zurückzuführen; dann werden Konusrollenlager einen geeigneten Ausweg abgeben.
Textabbildung Bd. 333, S. 154
Abb. 38.
Textabbildung Bd. 333, S. 154
Abb. 39.
Textabbildung Bd. 333, S. 154
Abb. 40.
Besser ist die Lagerung des Kegelradantriebes nach Abb.
37. Das Differentialgehäuse wird wie vorher von zwei Radiallagern
getragen, deren innere Laufringe durch zwei Muttern auf den Enden der
Differentialbüchse sicher befestigt sind. Ein Doppeldrucklager ist an einem Ende
angeordnet und seine Nachstellung wird unabhängig vor dem Zusammenbauen bewirkt und
gegen Lösen gesichert. Der Mittellaufring dieses Drucklagers, der das große Kegelrad
seitlich festhält, ist gegen einen Gehäuseansatz geschraubt, dessen Entfernung von
der Mittellinie des kleinen Kegelrades leicht kontrolliert, aber nicht geändert
werden kann. Das kleine Kegelrad ist in derselben Weise gelagert, hat also ebenfalls
ein. Doppeldrucklager, das genau, vor dem Zusammenbau eingestellt, in dieser
Stellung gegen Lösen gesichert ist und im Innern des Gehäuses vermittelst einer
Büchse mit Flanschring befestigt wird. Die Entfernung vom Flansch bis zur
Mittellinie der Hinterachse kann leicht festgelegt und nachher nicht verändert
werden. Der Kegelradantrieb wird daher in richtigem Eingriff arbeiten und
Abnutzung wie Geräusche werden dadurch möglichst eingeschränkt. Alle inneren
Laufringe der Kugellager sind als sich drehende Teile seitlich an der Welle
befestigt, während sämtliche äußeren oder feststehenden Laufringe ungehindert
seitwärts sich verschieben können.
Textabbildung Bd. 333, S. 155
Abb. 41.
Textabbildung Bd. 333, S. 155
Abb. 42.
Textabbildung Bd. 333, S. 155
Abb. 43.
Wie schon betont, entspricht diese Anordnung den gestellten Forderungen vollkommen,
doch führt die Verwendung eines Doppeldrucklagers an dem Differentialgehäuse zu
unsymmetrischer Bauart und zum Gebrauch verschieden langer Achstrichter; auch ist
die Bauart sehr vielteilig, also mehr Störungen unterworfen und auch teuer in der
Herstellung. Alle diese Nachteile fallen fort, wenn man Konusrollenlager verwendet,
wie in Abb. 38 in wagerechtem Schnitt durch die
Hinterachse dargestellt. Das Differentialgehäuse ruht hier in zwei entgegengesetzt
gerichteten Timkenlagern, die Radial- wie beiderseitige Achsialdrücke aufnehmen und
nach Abnehmen der hinteren Achsgehäusekappe leicht mit zu sichernden, innen
liegenden Muttern aufzustellen sind, während die Bauart ganz symmetrisch bleibt. Die
kleine Kegelradwelle ruht ebenfalls in zwei Timkenlagern, die auch von außen nach
gestellt und gesichert werden können, wie die kleinen Schnittzeichnungen
zeigen. Vier einreihige Rollenlager ersetzen hier also acht Kugelreihen mit
entsprechenden Käfigen; damit ist die Zahl der Störungsquellen, als welche die Lager
zweifellos zu betrachten sind, um 100 v. H. gemindert. Sicherlich wird hierbei auch
die Bauart billiger und leichter, bestimmt aber der Lauf geräuschloser wegen der
besseren Lagerung der Wellen usw. auf den breiteren Rollen.
Textabbildung Bd. 333, S. 155
Abb. 44.
Textabbildung Bd. 333, S. 155
Abb. 45.
Manche erstklassigen Firmen bilden ihr Differential in besonders sorgfältiger Weise
aus, indem jedes Seiten- und Zwischenrad ein Kugeldrucklager erhält (vergl. Abbildung 39), welches den ziemlich erheblichen
Achsschub aufnehmen soll. Die Abnutzung ist in diesem Falle gleich Null, und man
erhält stets korrekten Eingriff und geräuschlosen Lauf der Zahnräder, was bei
Gleitdrucklagern nicht zu erreichen ist. Andererseits laufen diese Zahnräder in
radialen Gleitlagern, welche unnötige Reibung verzehren; eine Vereinfachung ließe
sich erreichen, wenn man mindestens die beiden Seitenräder auf Konusrollen lagerte,
welche Kugeldrucklager, wie das radiale Gleitlager ersetzen und weniger Reibung
verursachen.
Schneckenradübertragung. Der gute Wirkungsgrad und die
Geräuschlosigkeit des Schneckenantriebes führten im Auslande, besonders England,
dahin, daß außer den vielen im Frieden vorhandenen Wagen auch zahlreiche, an der
Front laufende Personen- und Lastwagen mit diesem Antriebe ausgerüstet wurden, wo
sie sich gut bewährt haben. Zweifellos wird auch unsere Industrie dieser Frage
größere Beachtung schenken, und deshalb soll die so wichtige Lagerung des
Schneckenantriebes näher behandelt werden, denn von ihr hängen großenteils
Wirkungsgrad wie geräuschloser Lauf ab. In Abb. 40
ist eine zweckmäßige Lagerung der Schnecke und des Schneckenrades dargestellt; die
Nachstellung des hier angeordneten Doppeldrucklagers wird unahängig ausgeführt und
ist für bestimmte Stellung festzuhalten auch kann dieses Lager entfernt und wieder
eingesetzt werden, ohne Aenderung der Nachstellung. Das Differentialgehäuse mit dem
Schneckenrad sitzt auf zwei einfachen Ringlagern und einem Doppeldrucklager (vergl.
Abb. 41). Diese eigenartige Bauart ist deshalb
bemerkenswert, weil man nach Herausziehen der Achswellen das ganze Schneckengetriebe
aus dem Hinterachsgehäuse zur Untersuchung herausnehmen kann, ohne es zerlegen zu
müssen. Die besprochenen Lagerungen sind für parallele Schecken bestimmt; bei
Konkavschnecken wird die Lagerung der Schnecke selbst besonders genau ausgeführt
sein; ein Ausführungsbeispiel zeigt Abb. 42,
welche den Schneckenantrieb des neuesten 20 PS engl. Daimler-Personenwagens
darstellt, wie er für Stäbe, Sanitäts- und andere Zwecke an der feindlichen Front
benutzt wird. Das Doppeldrucklager ist hierbei dicht an die Schnecke herangerückt
und die zweireihigen Traglager befinden sich an den Enden der Welle, welche stärker
gehalten werden muß, um dem größeren Biegungsmoment standzuhalten. Abb. 43 zeigt die Schneckenlagerung des neuesten 5
t-Lastwagens der englischen Daimler-Gesellschaft; wegen
der hier auftretenden, hohen Drücke werden für die Traglager zylindrische Rollen
verwandt, während zum Auffangen des Achsialdruckes ein Doppeldrucklager dient.
Bei allen Lagerungen (Abb. 40 bis 43) befindet sich ein Doppeldrucklager an einem Ende
der Schnecke bzw. Schneckenradwelle. Abgesehen davon, daß die Anordnung
unsymmetrisch ist, wird auch durch ungleiche Ausdehnung zwischen Schneckenwelle und
Gehäuse die Schnecke außer Mittellage kommen. Schließlich sind auch die Lagerungen
reichlich vielteilig, indem fünf bis sechs Kugelreihen für die Schneckenlagerung und
mindestens vier Kugelreihen für die Schneckenradlagerung zur Verwendung kommen. Man
erhält große Vereinfachung, symmetrische Anordnung und sehr sichere Wellenlagerung,
wenn man Konusrollenlager benutzt. In Abb. 44 ist die
Lagerung der Schnecke, in Abb. 45 die des
Schneckenrades nach Ausführung von Timken dargestellt; in
beiden Fällen sind nur zwei Rollenlager erforderlich zur Aufnahme von Achsial- wie
Radialdrücken und die Lager sind von außen gut zugänglich und leicht nachstellbar.
Für Lastwagen, Schlepper usw. wird dies die gegebene Lagerung sein, kommt aber auch
bei Personenwagen zur Verwendung.