Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 173 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Militärisches Nachrichtenwesen. Ganz ähnlich wie auf
literarischem Gebiet der Name eines Verlegers oftmals kennzeichnend für
Stilrichtungen und Entwicklungsabschnitte ist, kann man auch auf dem Felde der
Technik die gleichlaufende Wahrnehmung machen, daß sich nicht selten in den Namen
der Begründer großer industrieller Unternehmungen und Werke ein Stück Geschichte der
einzelnen technischen Zweige niedergeschlagen hat. Ein sehr naheliegendes Beispiel
ist der Name Krupp. Wem stellen sich, wenn er ihn hört,
nicht unwillkürlich Gedankenverbindungen mit Kanonen und Artillerie und ihrer
Entwicklung ein? Bei Krupp liegen die Verhältnisse
allerdings besonders günstig, da ja der Sinn für militärische Dinge und was damit
zusammenhängt in einem Staate mit allgemeiner Wehrpflicht fast zu den
Selbstverständlichkeiten gehört und das Geschütz gewissermaßen das augenfälligste
Sinnbild der technischen Mittel einer Wehrmacht verkörpert. Man kann sogar noch
einen Schritt weitergehen und sagen, daß die Anteilnahme der Allgemeinheit an diesem
augenfälligen Sinnbild der Grund gewesen ist, daß sie die Aufmerksamkeit von anderen
für die Kriegführung ebenfalls ungeheurer wichtigen Dingen abgezogen und so zu einer
ungewollten Ungerechtigkeit gegen andere kriegstechnische Errungenschaften
verführt hat. Zu diesen gehört das militärische Nachrichtenwesen. Welche Bedeutung
ihm bei der ungeheuren Ausdehnung der Kriegsschauplätze, der einzusetzenden Massen,
der Notwendigkeit des peinlichst genauen Zusammenarbeitens der verschiedenen
Waffengattungen und Hilfskräfte in einem modernen Kriege zukommt, davon konnte sich
der Außenstehende früher kaum ein Bild machen. Daher kommt es auch, daß Namen, die
dem Sonderfachmann dieses Gebietes geläufig sind, bei deren Nennung ihm gewisse
Gedankeninhalte aufsteigen, mit denen er also Begriffe von einer ganz bestimmten
Prägung verbindet, daß diese Namen dem Nichtfachmann zwar bestenfalls bekannt, aber
nicht mit der Blutwärme lebendiger Vorstellung erfüllt sind. Aus einem Aufsatz in
der Leipziger illustrierten Zeitung, den Oberingenieur G. Schmidt verfaßt hat, erfahren wir zum Beispiel, daß Werner Siemens, der Erfinder der Dynamomaschine und Begründer einer
Weltfirma, auch einer der ersten gewesen ist, dem das militärische Nachrichtenwesen
zu höchstem Danke verpflichtet ist, da er die Eckpfeiler geschaffen hat, an die sich
die ganze weitere Entwicklung dieses Sondergebietes anlehnt. Und weiter erfahren
wir, daß das von Werner Siemens gegründete Unternehmen,
das Wernerwerk der Siemens & Halske A.-G., bis in die letzten
Tage der jüngsten Gegenwart hinein einen namhaften Anteil an dieser erstaunlichen
Entwicklung des militärischen Nachrichtenwesens hat. Schmidt gibt in seinem fesselnd geschriebenen Aufsatz einen
geschichtlichen Ueberblick, aus dem man die Erkenntnis gewinnt, daß Werner Siemens und seine Schöpfung für das
Nachrichtenwesen des Heeres eine ganz ähnliche Bedeutung haben wie Krupp für die
Artillerie. Bekanntlich war Werner Siemens ursprünglich
preußischer Offizier. Er hatte der Kommission des Generalstabes, die über die
Einführung der elektrischen Telegraphie in Preußen zu befinden hatte, geraten, einen
Zeigertelegraphen eigener Bauart zu verwenden. Da der Vorschlag Zustimmung fand,
rief Siemens die Telegraphenbauanstalt S. & H. ins
Leben und stellte die nötigen Einrichtungen und Geräte her.
Bis über die Mitte der 70 er Jahre hinaus blieb der Telegraph das hauptsächlichste
militärische Nachrichtenmittel. Da tauchte 1877 der auf der Erfindung des deutschen
Physikers Philipp Reis fußende Bell'sche Fernsprecher auf
und fand, von Siemens verbessert, überraschend schnell
Eingang im Reichspostbetrieb. Die günstigen Erfahrungen, die man dort mit ihm
machte, ließen bei der deutschen Heeresverwaltung den Wunsch entstehen, dieses
bequeme Nachrichtenmittel auch für Heereszwecke nutzbar gemacht zu sehen. Dies war
aber erst möglich, nachdem es gelungen war, mit Hilfe einer inzwischen gemachten
neuen Erfindung, des Mikrophons, stärkere Sprechströme zu erzeugen. Immerhin waren
der Schwierigkeiten noch eine Menge zu überwinden, da eine Anzahl einander
anscheinend grundsätzlich widersprechender Bedingungen zu erfüllen war. Die
Feldfernsprecher durften, damit sie leicht fortschaffbar blieben, ein gewisses
Gewicht und eine bestimmte Größe nicht überschreiten; dem aber stand entgegen, daß
die Batterien, wenn sie die nötige Stromstärke liefern sollten, ziemlich umfangreich
ausfielen. Die Erfindung der Trockenelemente oder auffüllbaren Lagerelemente brachte
die Aufgabe der Lösung wieder einen Schritt näher. Außerdem mußte für eine
Anrufvorrichtung gesorgt werden, die gleichzeitig, wenn die Sprachübertragung
mangelhaft war, zum Geben von hörbaren Zeichen nach dem Morsealphabet zu benutzen
war, so daß eine Verständigung auf alle Fälle erzielt werden konnte. Es wurde nun
eine mit dem Strom der Mikrophonbatterie zu betreibende Summervorrichtung
ausgearbeitet, bei der ein Wagnerscher Hammer in
Verbindung mit einer kleinen Induktionsspule Verwendung fand. Mit dem elektrischen
Summer ließen sich scharf begrenzte summerartige Töne von kürzerer und längerer
Dauer erzeugen. Im Jahre 1893 war die Firma S. & H. in der Lage, der maßgebenden
militärischen Behörde das Modell eines brauchbaren Feldfernsprechers vorzulegen, der
denn auch unter der Bezeichnung Kavallerie-Patrouillenapparat in die deutsche Armee
Eingang fand. Damit war der erste entscheidende Schritt getan. In rascher Folge
erhielten dann die Artillerie und die Eisenbahntruppen Feldfernsprechgeräte, die den
besonderen Bedingungen der Truppen angepaßt waren. Eine Abart des Telephons, der
Lautfernsprecher, mit dessen Verwendung in geräuschvollen Betrieben und auf Schiffen
die Firma gute Erfahrungen gemacht hatte, wurde in seiner Bauart auf die Bedürfnisse
der schweren Artillerie zugeschnitten und als Artillerie-Lautsprecher ebenfalls im
Heere eingeführt. Als dann besondere Nachrichtentruppen, die Telegraphentruppen,
aufgestellt wurden, mußte ein Fernsprecher geschaffen werden, der einen Verkehr
sowohl mit den vorderen Stellungen als auch mit den rückwärtigen Kommandostellen und
Behörden bis zur Etappe ermöglichte. Ein von der Inspektion der Verkehrstruppen
ausgeschriebener Wettbewerb, der schließlich zur Aufstellung des unter dem
Namen Feldfernsprecher bekannten Gerätes führte, sah die Firma Siemens & Halske unter den Wettbewerbern und Mitarbeitern an der
Erreichung des gesteckten Zieles. Der Kavallerie-Patrouillenapparat wurde
unterdessen auch verbessert und fand als Armeefernsprecher weite Verbreitung. Auch
an der Ausarbeitung und Verbesserung der Leitungsdrähte, Kabel und des Gerätes zu
ihrer Verlegung nahmen Siemens & Halske regen Anteil.
Die Herstellung eines wirklich brauchbaren Feldkabels, das gute Leitfähigkeit mit
dauerhafter Isolation, hoher Zerreißfestigkeit bei geringem Gewicht vereinigt, ist
ihr Werk. Immer weiter spannte sich der Bogen der Aufgaben. Die drahtlose
Telegraphie war erfunden worden und hatte in Deutschland zur Gründung der
Telefunkengesellschaft geführt, für die das Wernerwerk die Apparate zu liefern
hatte. Die Heeresverwaltung hatte sofort den Wert des neuen Nachrichtenmittels
erkannt und bediente sich, nachdem die Luftschiffertruppe das neue
Funkentelegraphengerät erprobt hatte, der Siemensschen
Apparate zuerst im südwestafrikanischen Feldzuge 1904/05 in ausgedehnterem Maße.
Allerdings ist die umfassende Bedeutung dieses Nachrichtenmittels in ihrer ganzen
Größe und Weite erst in diesem Kriege zur vollen Würdigung gekommen, und
dementsprechend sind die Leistungen der Apparate auf eine früher nicht geahnte Höhe
gebracht worden. Ueberhaupt hat der Krieg wie auf anderen technischen Gebieten so
auch auf dem des Nachrichtenwesens zu Entwicklungen und Erfolgen geführt, die
erstaunlich sind, Entwicklungen, an denen das Wernerwerk ebenfalls seinen redlichen
Anteil hat. Erinnert sei nur an die Brustfernsprecher für Luftschiffer, den
Schauzeichenschrank für Summeranruf, bei dem die rufende Leitung der
Vermittlungsstelle durch ein sichtbares Zeichen kenntlich gemacht wird, die
Einrichtungen für Erdtelegraphie und die Lautverstärker für Fernsprechleitungen. Es
würde zu weit führen, die Arbeit Schmidts in ihrem ganzen
Umfang inhaltlich wiederzugeben. Nur ein Punkt sei noch angeführt, weil er beweist,
wie sehr auch wohlbegründete Ansichten von Fachleuten durch die Macht der Tatsachen
umgestoßen werden können. Bei der stattlichen Ausrüstung unserer Truppen und
Truppenkörper mit Fernsprechgerät für die verschiedensten Zwecke glaubte man auf den
Telegraphen in einem Kriege verzichten zu können. Gerade das Gegenteil ist
eingetroffen. Der neue Siemens-Schnelltelegraph, der erst
kurz vor Ausbruch des Krieges im Herbst 1912 auf den am meisten belasteten
Haupttelegraphenlinien der Reichspost eingeführt worden war, ist von der
Heeresleitung, dank seiner Leistungsfähigkeit, die bis zu 1000 Zeichen in der Minute
geht, im Kriege ebenfalls als Nachrichtenmittel angenommen worden, da eine andere
Möglichkeit, den ins ungeheuere gewachsenen Verkehr der obersten Heeresleitung mit
der Heimat und den Dienststellen der verbündeten Armeen zu bewältigen, nicht gegeben
war.
Ueberblickt man das historische Tatsachenmaterial, das Schmidt beibringt, dann wird man mit Staunen gewahr, daß die Entwicklung
des militärischen Nachrichtenwesens auf den Zeitraum weniger Jahrzehnte
zusammengedrängt ist, man wird es daher dem Verfasser Dank wissen, wenn er die
Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf den, Umstand lenkt, daß auch die elektrische
Industrie auf dem Posten gewesen ist und dafür gesorgt hat, daß der gewaltige
Heereskörper auch die empfindlichen Nerven besitzt, die jedes beliebige Glied des
Ganzen in sichere Verbindung mit anderen setzen.
A. H.
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Herstellung eines Korkersatzes aus Azetylen. Bei der
heutigen Korkknappheit verdient ein bereits im Jahre 1905 geschütztes Verfahren von J. Fuchs (DRP. 167780, Kl. 39b) erhöhte Beachtung. Nach den
Untersuchungen von Erdmann und Köthner, Sabatier und Senderens und anderen
Forschern erhält man bei der Einwirkung von Azetylen auf Kupfer, Nickel oder deren
Oxyde bei einer Temperatur von 200 bis 250° eine eigenartige hellbraune Masse, die
anscheinend ein Kohlenwasserstoff ist und den Namen „Cupren“ erhielt. Während
man unter gewöhnlichem Druck kein gleichmäßiges Erzeugnis erhält, erzielt man bei
Anwendung eines konstanten Druckes von 15 cm Quecksilbersäule eine zusammenhängende,
elastische und sehr leichte Masse, die gleichmäßig braun gefärbt ist und sich
vorzüglich als Korkersatz eignet.
Zur Herstellung dieser Masse benutzt man zweckmäßig einen hohlen, gut verschließbaren
Metallzylinder aus irgend einem Metall mit Ausnahme von Kupfer und Nickel, auf
dessen Innenwand mittels einer Paraffinschicht feines Pulver von Kupfer, Nickel oder
den Oxyden der beiden Metalle aufgetragen wird. Die Trommel wird im Luftbade auf
etwa 230° erhitzt und hierauf unter 15 cm Quecksilberdruck Azetylen
hindurchgeleitet, wobei man für gleichbleibenden Druck im Innern der Trommel sorgt
und diese beständig umdreht. Sie füllt sich unter diesen Umständen vollständig mit
einer hellbraunen Masse, die man mit dem Messer schneiden und in jede beliebige Form
bringen kann. Ihre Brennbarkeit kann durch Erhitzen im Luftstrom wesentlich
vermindert werden. Die Masse ist ein vorzügliches Wärmeschutzmittel und eignet sich
weiter zur Herstellung von Schwimmanzügen, Rettungsringen, Schalldämpfern, ebenso
als Füllstoff für Fahrrad- und Automobilreifen.
Sander.
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Eine neue Wasserturbine. Dónát
Bánki, dessen Name im Wasser- und Dampfturbinenbau nicht unbekannt ist,
berichtet im Heft 31 der Z. d. V. d. I. über eine neue, höchst interessante
Wasserturbinenbauart. Bei dem bekannten Ponceletschen
Wasserrad tritt das Wasser von außen her in die Schaufeln ein und kehrt, nachdem es
seine Energie an das Rad abgegeben hat, in entgegengesetzter Richtung aus den
Schaufelkanälen zurück. Bánki läßt nun das Wasser durch
den Schaufelkranz in das Innere des Rades eintreten und beaufschlagt mit dem quer
zur Radachse durch das Rad hindurch strömenden Wasser die Radschaufeln ein zweites
Mal in der Richtung von innen nach außen (Abbildung).
Es entsteht also eine Art Verbundwirkung, wobei nach der Angabe des Verfassers in
der ersten Stufe etwa 70 v. H. der Arbeitsenergie des Wassers aufgenommen werden,
während für das zweite Durchschneiden des Kranzes etwa 30 v. H. übrig bleiben. Aus
dieser Verteilung der Energieaufnahme ergibt sich, daß die Verluste, die naturgemäß
bei der neuen zweiten Beaufschlagung infolge der nicht mehr ganz störungsfreien
Wasserführung auftreten werden, verhältnismäßig wenig Bedeutung für den
Gesamtwirkungsgrad erhalten.
Textabbildung Bd. 333, S. 175
Von besonderer Wichtigkeit für eine geordnete Wasserführung innerhalb des Rades
erscheint eine zweckdienliche Bemessung der Kranzbreite und der Kanalquerschnitte.
Die Kanäle dürfen am Austritt nicht zu eng sein, so daß ein Rückstau eintritt,
aber auch nicht zu weit, so daß sich die durchtretende Wassermenge in einzelne, den
Kanälen entsprechende Strahlen auseinanderziehen würde.
Eine einfache Berechnung und eine einfache, leicht und genau herstellbare Ausführung
scheinen für die neue Bauart zu sprechen und einen guten Wirkungsgrad zu
gewährleisten. Bisher hat der Verfasser eine ganz kleine Versuchsturbine von 135 mm
? ausgeführt und damit bei günstigster Drehzahl einen Wirkungsgrad von 89 v. H.
erreicht, der aber auch bei einer Vergrößerung oder Verkleinerung der Drehzahl um 25
bis 30 v. H. noch über 82 v. H. blieb. In dem austretenden Wasser verblieben dabei
noch etwa 5,5 v. H. der Energie, so daß sich durch Einbau eines geeigneten
Gefällvermehrers der Gesamtwirkungsgrad wohl noch um etwa 3 v. H. heraufsetzen
ließe. Eine größere Versuchsausführung von 500 mm ? und 1100 mm Radbreite hat selbst
bei einer verhältnismäßig rohen Ausführung des Leitapparates einen Wirkungsgrad von
87 v. H. ergeben.
Wenn die Entwicklung der neuen Bauart weitere ähnliche. Erfolge aufweist, kann sie
vermöge ihrer einfachen und billigen Ausführungsmöglichkeit und des ebenfalls sehr
bequemen und einfachen Einbaues, ferner durch die für einen unmittelbaren Antrieb
günstig liegenden Drehzahlen eine erhebliche Bedeutung erlangen.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
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Kalkstickstoff mit Teerzusatz. Eine recht unangenehme
Eigenschaft des Kalkstickstoffs ist bekanntlich sein starkes Stäuben beim
Ausstreuen; man hat daher schon zahlreiche Versuche unternommen, die Streufähigkeit
des Kalkstickstoffs zu verbessern. Vor dem Kriege wandte man meist einen Zusatz von
Mineralöl an, wodurch es in der Tat gelang, das Stäuben stark zu vermindern. Die
Knappheit an Mineralöl zwang indessen auch hier, nach einem Ersatzstoff Umschau zu
halten. Versuche, die die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt zu Danzig angestellt
hat, ergaben, daß durch Vermengen des Kalkstickstoffs mit etwa 15 v. H.
Steinkohlenteer ein gut streufähiges Pulver erhalten wird, das sich auch längere
Zeit lagern läßt, ohne sich zu verändern. Hinsichtlich seiner mechanischen
Beschaffenheit ähnelt das Pulver trockenem Superphosphat. Die Kosten des
Teerzusatzes sind recht gering und belaufen sich auf etwa 80 Pf. für den
Doppelzentner Kalkstickstoff. Infolge des Teerzusatzes wird der Stickstoffgehalt um
etwa 2,5 v. H. herabgesetzt. Durch Düngungsversuche wurde der Beweis erbracht, daß
der Wirkungswert des Kalkstickstoffs durch den Teerzusatz nicht beeinträchtigt wird.
Bei einem Gefäßdüngungsversuch mit Hafer lieferten die mit rohem Kalkstickstoff
beschickten Töpfe durchschnittlich 12,5 g Körner und 24,2 g Stroh, während
Kalkstickstoff der mit 10 v. H. Teer versetzt war, 12,5 g Körner und 21,6 g Stroh
ergab; der Unterschied ist also sehr gering. Bei Anwendung von schwefelsaurem
Ammoniak wurden 12,2 g Körner und 24,3 g Stroh erhalten, während ohne jede Düngung
der Ertrag sich auf nur 7,1 g Körner und 13,0 g Stroh belief. Auch durch
Feldversuche auf einem Gute wurde nachgewiesen, daß die Wirkung des mit
Steinkohlenteer behandelten Kalkstickstoffs in keiner Weise der des rohen
Kalkstickstoffs nachstand. Gegenüber der Behandlung des Kalkstickstoffs mit
Mineralöl hat der Teerzusatz übrigens noch den Vorteil, daß die gute Streufähigkeit
auch nach längerer Aufbewahrung erhalten bleibt, während mit Mineralöl behandelter
Kalkstickstoff nach einiger Zeit wieder stäubend wird. (Oesterr. Chem.-Ztg. 20.
Jahrg. S. 183.)
Sander.
Explosion einer Dieselmaschine. Infolge der
Verwendung von Sauerstoff an Stelle von Preßluft zum Anlassen einer Dieselmaschine
ereignete sich, wie die Zeitschr. des Bayer. Rev.-Vereins 1917 S. 86 berichtet, in
einem Kalksteinwerk eine heftige Explosion. Die 50 PS-Maschine hatte zwei stehende
Druckluftbehälter von 2000 mm Länge und 400 mm lichter Weite, die unter sich und mit
dem Zylinder bzw. mit der Luftpumpe durch Kupferrohre von 1,5 mm Wandstärke
verbunden waren. Um die seit Kriegsbeginn stillstehende Maschine wieder in Betrieb
zu setzen, wurden zunächst die Druckluftbehälter durch die Manometerleitung des
einen Anlaßgefäßes aus zwei Sauerstoffflaschen aufgefüllt und die Maschine durch
Oeffnen des Anlaßventils in Gang gesetzt. Schon nach der fünften Umdrehung trat eine
heftige Explosion ein, die die Druckluftleitungen vollständig zerstörte und in
Stücke riß. Ernstlich verletzt wurde niemand. Die Explosion ist auf die Bildung
eines explosiven Gemenges von Schmieröl dämpfen und Sauerstoff zurückzuführen,
weshalb die Verwendung von Sauerstoff zu dem genannten Zweck durchaus unzulässig
ist.
Sander.
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Das deutsche Ausland-Museum und -Institut in Stuttgart
wurde Anfang 1917 begründet mit dem Zweck, die Beziehung zwischen Deutschland und
den in aller Welt tätigen Auslanddeutschen zu pflegen und zu vertiefen.
Es umfaßt drei Hauptabteilungen: 1. Die Schausammlung, wo Gegenstände, Photographien,
Modelle usw. gesammelt werden, die die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung des
Deutschtums im Auslande veranschaulichen. Einen wesentlichen Bestandteil der
Schausammlungen bildet die Rohproduktensammlung. 2. Bibliothek und Archiv, die die
Literatur über das Deutschtum im Auslande in großer Vollständigkeit sammeln. Des
weiteren enthält die Bibliothek die umfangreichen im Auftrag des Instituts
durchgeführten bibliographischen Sammlungen, die in Zettelkatalogen die gesamte in-
und ausländische Literatur der letzten Jahre umfassen und die für wirtschaftliche
und wissenschaftliche Forschungen über das Auslanddeutschtum ein unentbehrliches
Rüstzeug darstellen. 3. Die Auskunfts- und Vermittlungsstelle, deren Aufgabe es ist,
die praktische Verbindung zwischen Auslanddeutschen und unserem Wirtschaftsleben
herzustellen. Hier wird die Kartothek der Auslanddeutschen bearbeitet, die nach
Angabe eines an die Auslanddeutschen versandten Fragebogens aufgestellt wird. Die
Kartothek ist nach Berufen geordnet und ihre Benutzung ermöglicht für die
vielartigen Zwecke unserer Auslandsbeziehungen und -bestrebungen geeignete deutsche
Kräfte dienstbar zu machen. Sämtliche an das Institut gerichtete Anfragen
wirtschaftlicher Art werden in der Auskunfts- und Vermittlungsstelle bearbeitet.
Ein wichtiges Gebiet innerhalb des Tätigkeitsfeldes des deutschen Auslandinstituts
bildet das Ausstellungswesen. In besonderen Ausstellungen wird dem deutschen
Volke die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung des Auslanddeutschtums in den
verschiedenen Ländern vor Augen geführt. Die erste derartige Veranstaltung des
Instituts ist die Kurlandausstellung, die bis jetzt in Stuttgart, München, Berlin,
Leipzig, Dresden, Breslau, Hannover, Karlsruhe und Düsseldorf gezeigt wurde. Eine
weitere Ausstellung, die der Arbeit des Deutschtums in Litauen gewidmet ist,
befindet sich in Vorbereitung. Eine Veranstaltung ausschließlich wirtschaftlicher
Art ist die im Sommer 1917 im Museum für Länder- und Völkerkunde in Stuttgart
eröffnete Rohproduktensammlung der Kolonien, die die Bedeutung des Kolonialbesitzes
für die europäischen Länder im Hinblick auf die Versorgung mit Rohstoffen
veranschaulicht. Eine Wanderausstellung wirtschaftlicher Art wird die in
Vorbereitung befindliche Kolonialausstellung sein. Von den Veröffentlichungen des
deutschen Auslandinstituts liegt der erste Band „Kurland“ vor, der eine Reihe
von Aufsätzen über die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung dieser Provinz
enthält. Der zweite Band befindet sich in Druck; er behandelt die Geschichte der
deutschen Kolonien an der Wolga. Der dritte Band befindet sich ebenfalls in
Vorbereitung. Er wird in einer Reihe von Aufsätzen das Auslanddeutschtum in den
besetzten Gebieten behandeln. Die erste Nummer der „Mitteilungen“ des
Instituts, die alle zwei Monate veröffentlicht werden, wird demnächst erscheinen.
Die Geschäftsstelle des deutschen Auslandinstituts befindet sich Stuttgart,
Königstraße 15.
––––––––––
Proksch-Lampe. Zum Aufsuchen von Störungen in elektrischen
Anlagen, an Motoren, Anlassern usw. bediente sich der Elektrotechniker bisher einer
gewöhnlichen Glühlampenfassung mit eingeschraubter Lampe und zwei freien
Drahtenden.
Die von der Firma Julius Pintsch Aktiengesellschaft,
Fabrik Frankfurt a. M., neuerdings auf den Markt gebrachte, durch zwei Deutsche
Reichspatente geschützte Prüflampe, „Patent Proksch“, kurz
„Proksch-Lampe“ genannt, hilft dem gerade in der gegenwärtigen Zeit
empfindlichen Uebelstande der leichten Verletzbarkeit ab, indem die beiden in einem
Sockel aus Isoliermaterial sitzenden, gesicherten Röhrenglühlampen einmal durch
einen Schutzmantel aus gelochtem Blech und sodann durch federnde Anordnung gegen
Fall und Stoß völlig geschützt sind. Ein am Schutzmantel vorgesehener Haken
ermöglicht außerdem die Aufhängung der Proksch-Lampe im Knopfloch, am Gurt, an der
Wand u.s.f., so daß beide Hände zur Führung der Kontaktstifte frei sind. Die
Proksch-Lampe wird je nach Bedarf entsprechend ihrem Verwendungszweck mit zwei
Glühlampen von 110 oder 220 Volt für Anlagen von 110, 220 und 440 Volt Spannung
geliefert. Für Anlagen von 660 Volt Spannung befindet sich eine Proksch-Lampe in
Vorbereitung, ebenso eine Konstruktion mit Umschaltung, die für mehrere
Spannungsbereiche verwendet werden kann.