Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 227 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Vom Manulverfahren. Die Technik der Kriegszeit mit
ihrem Bestreben nach Ersparnis an Arbeitskräften, Vereinfachung und Verbilligung der
Produktion, drängt mehr und mehr dazu, auch die Hilfsmittel der Fabrikation so
rationell wie möglich zu gestalten. Technische Zeichnungen, Pläne, Prospekte,
Drucksachen aller Art sollen schnell und billig vervielfältigt werden. Dazu dienten
die verschiedensten Verfahren, die darauf beruhen, daß man das Original
durchleuchtete und die Zeichnung dann auf eine Druckplatte übertrug.
Wie aber, wenn es gilt, ein beiderseitig bedrucktes, beschriebenes oder gezeichnetes
Original zu vervielfältigen? Es werden zum Beispiel von einer technischen Zeichnung,
Druckschrift oder einem Buche usw. sehr schnell eine Anzahl Neudrucke gebraucht.
Dann mußte man entweder einen Neusatz herstellen oder die Vervielfältigung auf
photographischem Wege bewirken lassen; beides Verfahren, die längere Zeit in
Anspruch nehmen und mehr oder weniger kostspielig sind, da sie die notwendigsten
Buchdruckmaterialien, photographische Reproduktionsateliers, geschulte Arbeitskräfte
usw. zur Voraussetzung haben.
Da setzt nun der Manuldruck ein, ein neuer Kopierprozeß, der alle diese Vorrichtungen
und geschulten Arbeitskräfte überflüssig macht.
Der Erfinder dieses Manuldruckverfahrens nimmt eine Glasplatte, die mit einer
Chromgelatineschicht überzogen und getrocknet wurde. Dann wird das Original mit der
Schichtseite dieser präparierten Platte in Kontakt gebracht und darauf kopiert.
Während aber bei den bisher bekannten Kopier- bzw. Durchleuchtungsverfahren die
Belichtung durch das Original auf die Glasplatte erfolgte, weshalb auch nur
einseitig beschriebene, bedruckte oder gezeichnete Originale reproduziert werden
konnten, erfolgt beim Manuldruck die Belichtung durch die Rückseite der Platte. Es
lassen sich also alle Strichzeichnungen, alle Arten von Schriften in Buchdruck,
Lithographie, Kupferdruck oder in einer anderen Technik hergestellt, Musiknoten in
jeder Ausführung, ob gedruckt oder geschrieben, alle Arten von Holzschnitt, sowie
alle sonstigen Originale, die in Strichmanier hergestellt sind, auf die einfachste
Weise kopieren, und zwar auch dann, wenn das Original beiderseitig mit Schrift oder
Zeichnung versehen ist. Die auf diese Art hergestellte Platte wird in Wasser
oder Säure ausgewaschen und in einem Farbbad, zum Beispiel aus wasserlöslichen
Anilinfarben, gebadet, wodurch die auf der Platte verbliebenen Teile der
lichtempfindlichen Schicht gefärbt und lichtundurchlässig gemacht werden. Von diesem
so ohne photographischen Apparat gewonnenen Negativ läßt sich dann in der üblichen
Weise auf eine lichtempfindlich gemachte Zink- oder Aluminiumplatte kopieren, um
dann davon in der Presse in unbegrenzter Auflage zu drucken.
Das Verfahren hat gegenüber den bisher bekannten Durchleuchtungstechniken den Vorzug
größter Einfachheit, weil durch das Wegfallen des photolithographischen Ateliers
dessen kostspielige Einrichtung gespart wird und außerdem die denkbar schnellste
Herstellung der Drucke möglich ist. Es kommt ferner noch hinzu, daß der ganze Prozeß
der Negativherstellung ein nicht entfernt so geschultes Personal erfordert wie die
Photolithographie, was in jetziger Zeit ganz besonders in Betracht kommt. Durch
Anwendung dieses Verfahrens wird aber auch der Flachdruck dem Buchdruck gegenüber
nicht nur konkurrenzfähig, sondern wesentlich leistungsfähiger, denn man kann, ohne
erst Klischees herstellen zu müssen, Originalhandzeichnungen ebenso wie
Buchdrucksatz auf schnellste Art auf der Flachdruckpresse vervielfältigen. Der Ullmannsche Manuldruck ist in Verbindung mit der
Offsetpresse dem Buchdruck sogar noch überlegen, besonders wenn man berücksichtigt,
daß auch Halbtonbilder in dem Manulverfahren durch Zwischenschalten eines Rasters
reproduziert werden können. Die für unsere jetzige Zeit ausschlaggebenden Faktoren,
Schnelligkeit und Billigkeit der Herstellung, sind jedenfalls auf Seiten des
Manuldruckverfahrens, das ganz besonders weitgehende Perspektiven in bezug auf die
Reproduktion alter und neuer Druckwerke in unveränderter Form eröffnet. Zur
rationellen Ausnutzung und Einführung des Verfahrens ist eine Gesellschaft gegründet
worden.
Fritz Hansen.
––––––––––
Luftreiniger für elektrische Maschinen. Seit man nach
längerem Widerstreben eingesehen hatte, daß elektrische Maschinen nicht „von
selbst“ beim Arbeiten auf genügend niedriger Temperatur bleiben können, und
daß die unvermeidliche Verlustwärme in zweckmäßiger Weise, abgeführt werden muß,
scheut man sich nicht mehr, die dazu nötigen Einrichtungen zu zeigen. Diese bilden
nicht mehr ein widerwillig zugestandenes Beiwerk der Maschine, sondern wesentliche,
beim Entwürfe in organischem Zusammenhange mit dem Ganzen entstehende Einzelheiten.
Ihre Notwendigkeit wächst mit der Größe der Maschinen wegen der Abnahme der
verhältnismäßigen Oberfläche. Die jetzigen großen Maschinen, besonders die
Turbogeneratoren, wären ohne gründliche Durchbildung der Kühlvorrichtungen überhaupt
nicht denkbar.
Das wichtigste Kühlmittel ist die Luft, von der bei ihrer geringen Aufnahmefähigkeit
für die Wärme große Mengen durch die Maschinen geführt werden müssen. Eine lästige
Beigabe bildet dabei der von ihr mitgeführte Staub, der sich leicht an solchen
unvermeidlichen Stellen ansammelt, an der die Luft nicht in genügend starker
Bewegung erhalten werden kann, oder wo die Beschaffenheit der zu kühlenden Flächen
selbst, wie der Wicklungen, das Fortspülen des Staubes erschwert. Erträgt deshalb
die Größe der Anlage eine weitere Zugabe, so wird man geneigt, unter Umständen
gezwungen sein, die Kühlluft vor Eintritt in die Maschine tunlichst zu entstäuben.
Dazu kommen entweder Luftfilter in Betracht, oder Luftwäschen, bei denen die
Staubteilchen durch innige Berührung mit Wasser benetzt und so zurückgehalten
werden. Die Luftfilter mit großen Tuchflächen haben den Nachteil umständlicher
Reinigung und Erhöhung des Widerstandes bei wachsender Belegung mit Staub. Die
Luftwäschen in der bisher meist verwendeten Form, bei der die Luft durch einen
Sprühregen von Wasser geleitet wird, legen die Gefahr nahe, daß Wasserteilchen in
die Maschine gelangen, während die Anreicherung der Luft in der Wäsche mit
Wasserdampf ohne jedes Bedenken ist, da ja die wärmeabgebenden Flächen der Maschine
immer eine höhere Temperatur als die vorbeigeführte Luft haben, ein Niederschlag von
Wasser also nicht eintreten kann.
Von der Maschinenbau-A.-G. Balcke, Bochum, ist nun eine
Einrichtung geschaffen, die den gekennzeichneten Nachteil der Luftwäschen vermeidet,
indem die Luft nicht mit feinverteilten Wasserteilchen in Berührung gebracht wird,
sondern nur mit festen Flächen, die stetig von Wasser überrieselt werden. Um der
Luft genügend Gelegenheit zu geben, ihren Staub abzusetzen, wird sie durch mehrfach
hintereinander aufgestellte rostartige Reihen von Flachstäben geführt, an denen das
Wasser in dünner Schicht herunterfließt, wobei durch abwechselnde Schrägstellung der
Stäbe zu dem Luftstrom dieser mehrfach abgelenkt wird und die Staubteile bei ihrer
größeren Masse vornehmlich veranlaßt werden, gegen die Wasserflächen zu prallen, und
dort festgehalten werden.
Nach dieser Bauweise hat die genannte Firma schon eine Reihe von Anlagen für große
elektrische Maschinen in Betrieb gesetzt. Selbstverständlich sind die Einrichtungen
auch für andere Zwecke geeignet, die staubfreier Luft bedürfen. Da bei der Bemessung
die Geschwindigkeit der durchfließenden Luft richtig zu wählen und gleichzeitig der
Widerstand tunlichst niedrig zu halten ist, so werden sich immer verhältnismäßig
große wirksame Flächen als nötig erweisen, indessen ist die Aufstellung der
Einrichtung bei ihrer schrankartigen Form wohl in allen Fällen unschwer
durchzuführen. Zum Bewegen des Wassers für eine Einrichtung von 50000 m3 stündlichen Luftdurchganges, der schon für einen
Turbogenerator von 12–14000 KW genügen würde, ist nach Angabe der Firma nur eine
mechanische Leistung von 1 PS erforderlich. Hervorgehoben wird namentlich der
gleichbleibende Widerstand für die durchstreichende Luft, so daß die Luftmenge nicht
verringert wird. Da der niedergeschlagene Staub gleichmäßig fortgespült wird, so
entfallen natürlich alle störenden Reinigungsarbeiten.
R.
Ueber die zukünftigen Aufgaben der Thermodynamik. Die
Aufgaben, deren Lösung zur Weiterentwicklung der Wärmelehre erstrebt werden muß,
erkennt man am klarsten durch einen Rückblick auf die bisher gewonnenen
Erkenntnisse. Diese sind in den Wärmesätzen zusammengefaßt. Deren erster besagt, daß
der Energieinhalt eines Systems eine eindeutige Funktion der dasselbe
kennzeichnenden Veränderlichen ist. Er wäre zum Beispiel bei einem Gase gleich der
Summe der kinetischen und potentiellen Energie. Letztere vermehrt sich, wenn Wärme
zugeführt wird, um den Abstand der kleinsten Teile unter Ueberwindung der
molekularen Anziehungskräfte zu vergrößern, was bei Veränderung des
Aggregatzustandes eintritt. Für diese Arbeit kann nur das Volumen v und der Druck p ein Maß
bilden. Von ihnen ist aber auch die Schwingungsenergie, deren Vermehrung bekanntlich
durch Steigerung der Temperatur T bemerkbar wird,
abhängig, wie ein Blick auf die Zustandsgleichung p v =
R T zeigt, wo R die
Gaskonstante ist. Der gesamte Energiegehalt U wäre
somit gleich f (p v). Nach
dem zweiten Wärmesatz ist die Höchstarbeit A, die bei
einem isotherm verlaufenden Vorgange gewonnen werden kann, unabhängig von der
besonderen Art desselben. Sie wäre beispielsweise bei Ausdehnung von Gasen gleich
R\,T\,\mbox{ln}\,\frac{v_2}{v_1}, wo die Indizes 1 und 2 Anfangs- und Endzustand kennzeichnen. Für
galvanische Kombinationen gilt A = E F, sofern E die elektromotorische Kraft und F gleich 96540 Coulomb ist. Durch die genannten Sätze
ist somit die Möglichkeit gegeben, wenn man U und A für die Zustände 1 und 2 durch verschiedene Verfahren
mißt, aus den Differenzen A2
– A1 und U2
– U1 Beziehungen
zwischen den gemessenen Größen zu finden. Es kann nun die Bestimmung von U im allgemeinen unter Benutzung eines Kalorimeters
ohne Schwierigkeit erfolgen. Viel mühevoller, zum Teil unmöglich, ist bisweilen die
Feststellung der Höchstarbeit durch Versuche. Ein weiterer grundlegender Fortschritt
war daher die durch den dritten Wärmesatz gewonnene Beziehung zwischen A und U. Da man mit seiner
Hilfe die erstgenannte Größe aus der letzteren finden kann, scheint das Ziel der
allgemeinen Wärmelehre erreicht, denn bei Kenntnis der Energiefunktion ist nunmehr
die rechnerische Behandlung aller thermodynamischen Vorgänge möglich geworden.
Aufgabe der Zukunft wird es sein, diese Funktion genau zu bestimmen. Hierzu ist es
vor allem nötig, daß die spezifischen Wärmen in ihrer Abhängigkeit von der
Temperatur sowie die Nullpunktsenergie U0 bekannt sind. Zahlreiche Forschungsarbeiten
zeigen, in wie hohem Maße man sich der Bedeutung der erstgenannten Aufgabe bewußt
ist. Um zur Klarheit über das Wesen von U0 zu gelangen, sind in allerletzter Zeit einleitende
Schritte von Nernst getan worden.
Schmolke.
––––––––––
Entdeckung von Monazit auf Ceylon. Wie ein indisches Blatt
meldet, hat eine in Ceylon unternommene amtliche Mineralforschung zur Entdeckung von
Monazitsandlagern an der Küste geführt. Die Handelsvorräte an Thoriumoxyd, das zur
Anfertigung von Gasglühlichtstrümpfen verwandt wird, können nun reichlich ergänzt
werden. Da die vom britischen Institut untersuchten Proben ein vielversprechendes
Ergebnis lieferten, hat sich die Regierung von Ceylon entschlossen, die Lager
auszubeuten. Zu dem Zweck sollen demnächst britische Anreicherungsmaschinen nach
Ceylon verschifft werden. Eine Zeitlang waren die Monazitlager Brasiliens die
einzige Lieferungsquelle für Thorium, und wurden von dem deutschen Thoriumsyndikat
kontrolliert. Später wurden dann umfangreiche Monazitlager im Staate Travancore, in Indien,
entdeckt, die nach dem Urteil des britischen Instituts fast zweimal so viel Thorium
enthalten sollen als der brasilianische Monazit. Das deutsche Syndikat erlangte die
Kontrolle über die zur Ausbeute der indischen Lager gebildete Gesellschaft und übte
bis zum Ausbruch des Krieges einen großen Einfluß auf diese Industrie aus. Dann
wurde die Gesellschaft in eine britische umgebildet. Jetzt soll ein anderer Teil der
Lager in Travancore von einer zweiten britischen Gesellschaft ausgebeutet werden.
Die Mineralforschung hat gezeigt, daß Ceylon außer Monazit noch mehrere andere
thoriumhaltige Minerale liefern kann, wie zum Beispiel Thorianit, das in Ceylon zu
dem hohen Preise von 1600 Pfund Sterling die Tonne verkauft wurde; doch sollen die
Lager wenig ausgedehnt sein.
Neue Zeitschrift für Elektrotechnik. Wie „Board of
Trade Journal“ vom 19. September mitteilt, haben Zeitungsverleger aus
neutralen und Ländern der Alliierten unter Mitwirkung des „Electrical
Committee“ der Britischen Handelskammer unter dem Titel „La Revista de
las Industrias Electricas y Mecanicas“ eine Zeitschrift für Elektrotechnik
und Mechanik begründet, deren erste Nummer bereits erschienen ist. Die Zeitschrift
wird unter Leitung der Handelskammern der Alliierten in Argentinien herausgegeben
und bei H. Trumann Frith in Buenos Aires verlegt. Die Zeitschrift bietet englischen
Firmen, die an der Ausfuhr von elektrotechnischen Artikeln und solchen der Mechanik
nach Argentinien interessiert sind, Gelegenheit zur Aufgabe von Anzeigen. Sie soll
außer in Argentinien noch in Uruguay, Paraguay und Chile vertrieben werden.