Titel: Polytechnische Schau.
Autor: Sander
Fundstelle: Band 334, Jahrgang 1919, S. 17
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Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Der Normenausschuß der deutschen Industrie. Es liegt außer allem Zweifel, daß wir gezwungen sind, nach dem Kriege alle unsere wirtschaftlichen Kräfte zusammenzufassen und auf das Aeußerste anzuspannen, wenn wir auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig bleiben und für unsere Erzeugnisse den erforderlichen Absatz finden wollen. Wir müssen weniger bauen und mehr fabrizieren. Hierin liegt bereits eine Verminderung der Selbstkosten begründet. Die Verringerung der Selbstkosten ist aber bei dem vorauszusehenden scharfen Wettbewerb mit allen Kräften anzustreben. Eins der Mittel, dies Ziel zu erreichen, ist die Normalisierung. Normalisierung bedeutet Vereinheitlichung aller der Elemente, die sich im Maschinenbau oft wiederholen und ohne Nachteil immer in der gleichen Form und Ausführung und deshalb in Massen und auf Vorrat hergestellt werden können. Ein Beispiel mag dies näher erläutern. Bisher war man für die Anwendung der Kegelstifte gezwungen, Reibahlen mit dreierlei Konen vorrätig zu halten. Ebenso mußten viele Sorten von Kegelstiften auf Lager vorrätig sein. Bei der inzwischen vorgenommenen Normalisierung ist ein Konus festgelegt worden, ebenso die Länge der Stifte. Es beträgt der Bedarf an Reibahlen nunmehr nur den vierten Teil von früher. Der Erfolg ist also groß. Es wird einmal für den Werkzeugbau die Zahl der zu erzeugenden verschiedenartigen Werkzeuge verringert, und das bedeutet erheblich bessere Ausnutzung der Maschinen und Steigerung der Leistungsfähigkeit der Werkzeugindustrie. Andererseits werden aber auch die Lagerbestände der erzeugenden und verbrauchenden Industrie ganz erheblich verringert. In gleichem Verhältnis ermäßigen sich die Selbstkosten. Eine derartige Vereinheitlichung übt ihre Wirkung sogar bis zur Erzeugung des Rohmaterials aus. Um bei dem oben angezogenen Beispiel zu bleiben, kann man heute, d.h. nach vorgenommener Vereinheitlichung, die rohen Stahlstangen nur in den wenigen erforderlichen Stärken walzen oder ziehen. Also auch hier eine wesentliche Vereinfachung des Betriebes. In der Anerkennung dieser Vorteile haben sich sowohl in der deutschen, als auch ausländischen Industrie Bestrebungen zur Normalisierung einzelner Maschinenteile bemerkbar gemacht. Allerdings beschränkten sich diese Bestrebungen meistens auf einzelne Fabriken, die innerhalb ihres Fabrikationszweiges Normen aufstellten. Den ersten wichtigen Schritt tat im Jahre 1841 Joseph Withworth mit der Normalisierung der Schrauben. Es folgten später, die Werke der Schwereisen-Industrie mit der Festlegung bestimmter Normen für die Fabrikate der Walzwerke, Drahtziehereien usw. In der Zeit vor dem Kriege setzten derartige Bestrebungen innerhalb einzelner Fabriken und Verbände schärfer ein. Viele Stellen gingen unabhängig voneinander an die Vereinheitlichung der Maschinen. Die Ge–. fahr der Zersplitterung lag nahe. Die Not der Zeit zwang im Kriege alle diese Einzelbestrebungen zusammenzufassen, um dem wachsenden äußeren Druck durch Ausnutzung aller heimatlichen industriellen Hilfskräfte begegnen zu können. Vorbedingung hierfür war eine einheitliche Grundlage zur Vereinfachung und Vereinheitlichung in Bau und Herstellung von Heeresgerät. Das Fabrikationsbüro Spandau brachte diese Bestrebungen zusammen mit dem Verein deutscher Ingenieure zum ersten Male zur Betätigung. Damit war für die deutsche Industrie ein Schritt von großer Wichtigkeit getan. Im Mai 1917 wurde der Normalienausschuß für den deutschen Maschinenbau gegründet, in dem sich die maßgebenden technischen Behörden (Heeresverwaltung, Reichsmarineamt, Eisenbahnzentralamt, Reichspostamt, Physikalisch-Technische Reichsanstalt), technische Verbände und führende Firmen des allgemeinen Maschinenbaues, Feinmechanik, Elektrotechnik usw. zusammenfanden. Beim Vorbereiten der von dieser Körperschaft unternommenen Arbeiten zeigte es sich aber bald, daß es im Sinne der gestellten Aufgabe und im Interesse der deutschen Industrie lag, wenn man den Normalienausschuß für den deutschen Maschinenbau zu einer Einrichtung für die gesamte Industrie ausbaute. Die Umsetzung dieses Gedankens in die Tat führte im Dezember 1917 zur Gründung des Normenausschusses der deutschen Industrie. Die Träger des Normenausschusses sind die technischen Behörden und führenden technischen Vereine. Ihre Vertreter bilden den Hauptausschuß. In diesem sind sämtliche Interessentengruppen vertreten, so daß alle Bedürfnisse der erzeugenden und verbrauchenden Industrie Berücksichtigung finden können. Die fachliche Einzelarbeit zur Aufstellung der Normenentwürfe wird in den Arbeitsausschüssen geleistet. Zu dieser Arbeit werden die beteiligten Kreise, Erzeuger,' Verbraucher und die Wissenschaft herangezogen. Die in den Arbeitsausschüssen aufgestellten Entwürfe werden sodann der öffentlichen Kritik unterbreitet. Einwände werden nochmals in den Arbeitsausschüssen eingehend geprüft. Dann werden die Entwürfe noch dem Beirat vorgelegt, einem Kreise hervorragender Fachleute. Erst wenn der Entwurf die Zustimmung des Beirates gefunden hat, gilt er als angenommen und wird nun der Industrie zur praktischen Verwertung übergeben. Es ist anzunehmen, daß auf dieser Grundlage aufgestellte Normen, deren Zusammensetzung und Einzelheiten von allen interessierenden Kreisen eingehend beraten sind, der öffentlichen Kritik unterlegen haben und nach nochmaliger Prüfung und Berücksichtigung aller etwa erhobenen Einwände als gut befunden worden, der deutschen Industrie die Dienste leisten werden, die man erwarten darf und muß, wenn man den von England und Amerika erreichten Vorsprung wieder einholen will. Der Normenausschuß unterscheidet zwischen den sogenannten Stamm-Normen und den Sonder-Normen. Die ersteren umfassen die Maschinenteile, die für alle oder für einen großen Teil der Sondergebiete der Industrie gleichzeitig gültig sind. Die Sonder-Normen gelten nur für bestimmte Sondergebiete. Der Normenausschuß stellt in den eigenen Arbeitsausschüssen nur die Stamm-Normen auf. Die Sonder-Normen werden von den zuständigen Fachverbänden entworfen und aufgestellt. Es ist aber dafür Sorge getragen, daß alle Normen in ein einheitliches Gewand gekleidet werden, so daß sie sich selbsttätig in ein groß angelegtes Sammelwerk einfügen. Das vom Normenausschuß vorgesteckte Ziel ist folgendes: Denkt man sich das Sammelwerk bereits fertiggestellt, so würde zum Beispiel eine Maschinenfabrik, die Textilmaschinen baut, dem Werke erstens die Stamm-Normen für den allgemeinen Maschinenbau und zweitens die Sonder-Normen für Textilmaschinen entnehmen können. Hier werden der Industrie neue Wege gewiesen. Die Festlegung der Sonder-Normen, d.h. Normen für die Sonderteile bestimmter Maschinen, zum Beispiel Papiermaschinen, Hebezeuge, Dampfkessel, Automobile usw. ermöglichen, diese „normalen“ Teile massenweise in Spezialfabriken sehr billig herzustellen. Die weiter verarbeitende Fabrik hat nicht mehr nötig, große Lager zu halten und auf die Unterhaltung dieser Lager Unkosten aufzuwenden, sondern hat die Möglichkeit, die Teile jederzeit in genügender Menge beziehen zu können. Beneke. –––––––––– Der Betrieb mechanischer Feuerungsanlagen in den Vereinigten Staaten von Amerika. Man kann drei Arten von mechanischen Feuerungen unterscheiden, und zwar selbstbeschickende Roste, Unterschub-Feuerungen und Wurfbeschicker. Bei ersteren wird durch die Bewegung der Roststäbe eine Beförderung des Brennstoffes bewirkt. Nach Art dieser Beförderung spricht man von selbstbeschickenden Treppenrosten und Wanderrosten. Die letztgenannten werden angeheizt, indem man zunächst den Wasserzufluß zur gekühlten Feuerbrücke öffnet, sofern eine solche vorhanden ist. Dann wird der Brennstoffschieber gehoben, die vordere Trichterwand entfernt, der Rost bis zu drei Vierteln mit einer 12 cm hohen Kohlenschicht bedeckt und auf diese Holz und ölhaltiger Abfall gelegt. Danach entzündet man das Feuer von außen, gibt allmählich durch den inzwischen in Stellung gebrachten Beschickungstrichter weitere Kohle auf und schaltet endlich die Rostbewegung mit niedrigster Geschwindigkeit ein, während der Rauchschieber halb geöffnet ist. Hierauf kann der Uebergang zum gewöhnlichen Betriebe erfolgen. Ausgebrannte Steine des Brennstoffschiebers sind rechtzeitig zu ersetzen. Etwa alle sechs Stunden gibt man einen Schabebalken zwischen die Brennstoffschicht auf, um Schlacken von den Seitenwänden des Feuerraumes abzustoßen. Wird backender Brennstoff verfeuert, so empfiehlt es sich, gleitende Schlackenmesser über die Rostbahn zu führen. Bei bewegten Treppenrosten wird die Kohle in einen Schütttrichter aufgegeben und rutscht infolge des Eigengewichtes und der Hin- und Herbewegung der einzelnen Roststäbe allmählich hinab. Um die Verschlackung zu verhindern, ist häufigeres Schüren und Abschlacken erforderlich. Die Verfahren zur Reinigung des Rostes sind das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Bauarten. Zur Verbrennung der sich im oberen Teile der Feuerung sammelnden Schwelgase benötigt man Zusatzluft. Beim Anheizen belegt man den Schrägrost mit Kohle sowie etwas Holz und öffnet bei dessen Entzündung den Rauchschieber zunächst halb und allmählich weiter, bis das Feuergewölbe heiß genug ist. Anstatt den Treppenrost in die Längsachse des Kessels zu stellen, kann man auch zwei sich gegenüberliegende Roste quer dazu einbauen. In diesem Falle werden die Rückstände von einer Brechvorrichtung aufgenommen, die sich an der tiefsten Stelle der Feuerung in der Mitte befindet. Durch Abdampf der Maschine, den man durch gelochte Rohre zuführt, lockert man die Schlacke vor dem Brechen. Bei Unterschubfeuerungen wird die in den Beschickungstrichter aufgegebene Kohle durch Stoßkolben in einen Trog und über dessen Ränder auf die seitlich gelegenen Roste geschoben. Beim Anheizen füllt man den Trog mit Kohle, legt Holz darauf, entzündet es, läßt das Gebläse für den meist vorhandenen Unterwind langsam anlaufen und stellt den Handbetrieb ein, wenn ausreichend Dampf für die Bewegung des Stoßkolbens vorhanden ist. Der Trog braucht nicht gereinigt zu werden, nur von den seitlich gelegenen Schubplatten sind die Schlackenstücke zu entfernen. Die Firmen, welche Wurfbeschicker bauen, sind vor allem bestrebt, die Arbeit ihrer Vorrichtungen der Handfeuerung ähnlich zu gestalten. (Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbau Heft 45.) Schmolke. –––––––––– Untersuchungen an der Dieselmaschine. Der Verbrennungsvorgang im Dieselmotor kann befriedigend nur dann verlaufen, wenn die Verdampfung der eingespritzten und zerstäubten Flüssigkeit sowie die Oelgas -und Gemischbildung mit der richtigen Geschwindigkeit erfolgt. Hierfür steht bei Maschinen mit hoher Drehzahl nur eine beschränkte Zeit zur Verfügung. Die Frage nach der Verdampfungsdauer hat daher praktische Bedeutung. Prof. K. Neumann- Dresden versucht, sie in Heft 41, 42 und 44 der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure bei Einführung in eine umfassendere, die Theorie der Dieselmaschine betreffende Artikelfolge zu beantworten. Seine Ausführungen sind ein vorzügliches Beispiel für die mathematische Behandlung thermo-dynamischer Vorgänge. Der von ihm verfolgte Gedankengang geht von den einfachsten Vorstellungen aus und führt ohne Anwendung außergewöhnlicher rechnerischer Hilfsmittel zur Lösung der schwierigen Aufgabe. Ein Hinweis auf die wertvolle Arbeit wird daher die Teilnahme des wissenschaftlich gebildeten Ingenieurs erregen. Neumann betrachtet zunächst einen Oeltropfen mit dem Radius r1, dessen Dichte und Druck s bzw. p sind, wenn die Temperatur T herrscht. Er ist von einem Dampfmantel umgeben, in welchem der Teildruck p1 des mit Luft durchmischten Dampfes von ps auf pd sinkt. Nennt man fernerhin die radiale Dicke der Hülle Δr, so wäre die Anzahl der Mole dm, die auf die Oberflächeneinheit bezogen in der Zeit dz verdampfen, gleich k\,\frac{p_s-p_d}{\Delta\,r}\,.\,d\,z, weil die Verdampfungs-Geschwindigkeit \frac{d\,m}{d\,z} proportional dem radialen Druckgefälle, der Oberfläche und dem Diffusionskoeffizienten k ist. Setzt man andererseits dm = – sdr, und vereinigt die beiden gefundenen Ausdrücke, so erhält man k\,\frac{p_s-p_d}{\Delta\,r}\,d\,z+s\,d\,r=0, woraus sich sofort durch eine einfache Integration ergibt k\,\frac{p_s-p_d}{\Delta\,r}\,z+s\,r=C. Die Konstante C folgt aus der Bedingung, daß bei Beginn der Verdampfung, d.h. für z = 0, der Radius = r1 ist. Es wäre somit C = sr1 und die bis zur Verminderung des Durchmessers von 2 r1 auf 2 r verflossene Zeit gleich \frac{s\,(r_1-r)\,\Delta\,r}{k\,(p_s-p_d)} Sek. Währenddessen sinkt die Wärme im Verbrennungsraum des Motors von der Kompressions-Endtemperatur Tc auf T, das heißt, es ist \frac{\partial\,T}{\partial\,r}=\frac{T_c-T}{r_1-r}, und man kann somit schreiben z=\frac{s\,.\,\Delta\,r\,(T_c-T)}{k\,.\,(p_s-p_d)\,\left(\frac{\partial\,T}{\partial\,r}\right)_T}. Hieraus wurde sich die Zeit bis zur völligen Verdampfung ergeben, wenn man T durch Tv ersetzt. Sie läßt sich bei Annahme eines bestimmten Tc berechnen, sofern Tv, die Temperaturfunktionen s, ps, \frac{\partial\,T}{\partial\,r} sowie pd, k und Δr bekannt sind. Es wäre nun ps der Dampfdruckkurve des Oeles als Sättigungsdruck für die mittlere Temperatur \frac{T_c+T_v}{2} zu entnehmen. Die Dichte s erhält man, wenn das spezifische Gewicht für einen bestimmten Wärmegrad bekannt ist, durch Berücksichtigung der Ausdehnung infolge Temperaturveränderung. Der Teildruck des Dampfes pd ist gleich \frac{v_d}{v_d+v_1}\,.\,p, wo vd und v1 die Teilvolumina von Dampf und Luft, p den Gesamtdruck bezeichnen. k ist durch Beobachtungen bestimmt worden, während Δr einen mit steigender Wirbelbewegung des Gases sich vermindernden Wert hat. Man weiß daher, von welchen Größen die Verdampfungszeit abhängt, sobald es gelingt, noch den Wert \left(\frac{\partial\,T}{\partial\,r}\right)_{\mbox{T}_v} sowie Tv festzustellen. Neumann findet ersteren durch folgende Ueberlegung. Wenn L das auf 1 kg Oel kommende Luftgewicht ist, während die Wärmeleitzahl λ und die spezifische Wärme der Luft cp genannt wird, so nimmt durch Verdampfen des Volumenelementes d V der Wärmeinhalt der Luft um d (Lcp T) Wärmeeinheiten ab. Andererseits ist zur Verdampfung des Elementargewichts sdV = sdr die Wärme bdr erforderlich, wo b das Produkt aus Dichte und Summe von Flüssigkeits- und Verdampfungswärme ist. Endlich wäre nach Fouriers Lehre (vgl. D. p. J. Bd. 332 S. 261) der Unterschied zwischen der infolge Leitung in den Tropfen eintretenden und der aus ihm austretenden Wärme gleich \lambda\,\frac{d^2\,T}{d\,r^2}\,d\,r, so daß man nach dem ersten Wärmesatz schreiben kann d\,(L\,e_p\,T)=\lambda\,\frac{d^2\,T}{d\,r^2}\,.\,d\,r+b\,d\,r. Dividiert man durch dr und führt a gleich Lcp ein, so ergibt sich \lambda\,\frac{d^2\,T}{d\,r^2}-a\,\frac{d\,T}{d\,r}+b=0 bzw. nach Ausführung der Integration T=C_1+C_2\,e^{\frac{\mbox{a\,r}}{\lambda}}+\frac{b}{a}\,r. Die Festwerte lassen sich bestimmen, wenn man in dieser Gleichung T durch Tv ersetzt und r entsprechend der völligen Verdampfung 0 werden läßt. Es folgt C1 = C2. Tv ist, wie leicht ersichtlich, aus der Beziehung Lcp (Tc  – Tv) = 1 [c Tv – T) + R] zu berechnen, wo c die spezifische Wärme des flüssigen, T' die Temperatur des eingeblasenen Oeles, R die Verdampfungswärme der Gewichtseinheit ist. Führt man andererseits Tc in die Formel für T ein, so müßte r – r1 sein, und man erhielte durch Benutzung des für C1 bestimmten Wertes C_2=\frac{T_c-T_v-\frac{b}{a}\,.\,r_1}{e^{\frac{\mbox{a}}{\lambda}\,\mbox{r}}-1}. Nunmehr wäre man am Ziel. Es läßt sich nämlich nach Reihenentwicklung mit Vernachlässigung höherer Potenzen der kleinen Größe r schreiben e^{\frac{\mbox{a}}{\lambda}\,\mbox{r}}=1+\frac{a\,r}{\lambda}, und man erhält aus der Formel für T = f (r) den noch zur Bestimmung der Verdampfungszeit fehlenden Wert \left(\frac{\partial\,T}{\partial\,r}\right)_{\mbox{T}_v}=\frac{a\,C_2}{\lambda}+\frac{b}{a}. Zu bemerken wäre noch, daß bei Beginn der Verdampfang im Verdichtungsraum meist eine etwas niedrigere Temperatur als Tc herrscht, da die Expansion der Einspritzluft auf den Kompressionsenddruck eine Abkühlung hervorruft. Etwas Grundsätzliches wird hierdurch indessen nicht geändert. Der Einfluß der Eigenschaften des Oeles und der äußeren Umstände auf die Verdampfungszeit ist festgestellt. Schmolke. –––––––––– Beseitigung von Kommutator-Ueberschlägen bei Straßenbahnmotoren. (Dr.-Ing. Leonhard Adler in Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1918 Heft 30.) Es hat sich gezeigt, daß Straßenbahnmotoren, die weniger Bürstensätze als Pole besitzen, wesentlich leichter zu Ueberschlägen neigen, wenn sich der Kommutator auf der Strecke der kürzeren Bürstenentfernung von der Plus- zur Minusbürste bewegt, als bei umgekehrter Drehrichtung. Adler erklärt diese Erscheinung damit daß bei der Bildung eines Lichtbogens zwischen zwei Elektroden – hier also zwischen der Bürste und dem Kommutator – die von der positiven Elektrode losgerissenen Teilchen nach einem Punkte der negativen Elektrode zusammenströmen. Textabbildung Bd. 334, S. 19 Infolgedessen wird die negative Elektrode stärker erhitzt als die positive. Bei der durch die starke Erwärmung hervorgerufenen Jonisierung haftet der Lichtbogen an diesem Punkte der negativen Elektrode besonders fest und wird deshalb, wenn der Stromwender die negative Elektrode bildet, bei der Drehung leicht mitgerissen (s. Abb.). Die durch die Ankerrückwirkung hervorgerufene Verteilung der Lamellenspannung über den Kommutator begünstigt ebenfalls die Bildung von Ueberschlägen, wenn sich der Stromabgeber von der Plusbürste zur nähergelegenen Minusbürste bewegt. Im Prüffeld werden an richtig bemessenen Maschinen nur selten Ueberschläge beobachtet werden, da die Voraussetzungen hierzu. hauptsächlich durch Unregelmäßigkeiten im praktischen Betriebe gegeben werden. Dr.-Ing. Bachmann. –––––––––– Friedensaufgaben der deutschen Gaswerke. Bis zum Beginn des Krieges hatte Deutschland in der Ausbildung der Gaserzeugungsöfen und sonstigen Gaswerkapparate die Führung erlangt, dagegen stand es, wie wir einem Aufsatz von Dipl.-Ing. K. Gareis entnehmen, auf dem Gebiete der Gasverwertung und -Verbreitung weit hinter Amerika, England und Holland zurück. Hinsichtlich des Gasverbrauchs auf den Kopf der Bevölkerung haben namentlich die englischen Großstädte einen beträchtlichen Vorsprung, was auf unsere hohen Gaspreise sowie auf den mangelnden kaufmännischen Weitblick unserer vorwiegend in Gemeindebesitz befindlichen Gaswerke zurückzuführen ist, die durch oft sehr ungünstige Anschluß- und Einrichtungsbedingungen den Zuwachs neuer Gasabnehmer sehr beeinträchtigten. Der Kohlenverbrauch der Gaswerke ist im Kriege von 8,7 Millionen t auf über 10 Mill. t gestiegen, der Verbrauch an Hausbrandkohle beträgt dagegen rund 21 Mill. t. Von dieser Menge kann zweifellos noch ein beträchtlicher Teil durch Gas ersetzt werden. Vor allem aber ist es nötig, das Leuchtpetroleum durch Gas zu ersetzen, das vor dem Kriege in einer Menge von 800000 t im im Werte von 160 Mill. M eingeführt wurde. Hiervon gingen mindestens 60 Mill. M ins Ausland, es ist daher die Aufgabe der heimischen Beleuchtungsindustrie, das Petroleum als Leuchtmittel möglichst zu verdrängen. In erster Linie kommt hierfür das Gas in Betracht, das auf dem Lande nicht nur als Leuchtgas, sondern auch als Kochgas und zu technischen Zwecken wichtige Aufgaben zu erfüllen hat. Denn die durch Fernversorgung an Gaswerke angeschlossene ländliche Bevölkerung umfaßt bis jetzt nur ungefähr 550000 Bewohner, das sind nur 1,25 v. H. der ländlichen Bevölkerung. Zur Lösung dieser Aufgabe kommen weder der Staat noch das private Kapital in Betracht, sondern einzig und allein die Städte, die indessen für derartige Geldanlagen, die das Interesse der städtischen Einwohnerschaft nicht direkt berühren und sich erst im Laufe der Zeit verzinsen, oft wenig Interesse haben. Deshalb regt Verfasser eine umfangreiche aufklärende und werbende Tätigkeit seitens der Zentrale für Gasverwertung vor allem bei dem deutschen Städtetag, sodann bei den Kreisverwaltungen und Landbürgermeistereien an. In engem Zusammenhang mit der Gasfernversorgung steht der im Hinblick auf eine bessere wirtschaftliche Ausnutzung der Anlagen mitunter empfehlenswerte Zusammenschluß benachbarter Gaswerke. Die finanziellen Schwierigkeiten, die vornehmlich infolge der gesteigerten Kohlenpreise während des Krieges bei vielen Werken entstanden sind, können nur durch Verminderung der Betriebausgaben behoben werden. Die Ausgaben für Verzinsung und Tilgung der Anlagekapitalien, die oft schon ein Drittel bis die Hälfte der Einnahmen ausmachen, können durch Ausgleich und Aushelfen benachbarter Werke untereinander vermindert werden. Unter Umständen können kleinere Nachbarwerke während der Sommermonate ganz stillgelegt werden, um von den größeren Werken mitversorgt zu werden, wodurch das kleinere Werk erhebliche Ersparnisse an Löhnen und Materialien erzielt, während das größere Werk während dieser Zeit infolge seiner günstigeren Belastung mit seinen maschinellen Einrichtungen vorteilhafter arbeiten kann. Die Kosten für die verbindenden Rohrleitungen zweier Nachbarwerke werden in der Regel nicht sehr hoch sein. Neben der Ausdehnung des Gasverbrauchs auf das Land, die hauptsächlich im volkswirtschaftlichen Interesse gelegen ist, erwachsen den städtischen Gaswerken weitere wichtige Aufgaben in der Erhöhung bzw. Erhaltung ihrer finanziellen Erträgnisse. Diese Aufgabe ist besonders schwierig, da einerseits die Ausgaben infolge höherer Kohlenpreise, Kohlensteuer usw. ständig steigen, andererseits ein starker Preisrückgang für die Nebenprodukte, namentlich für Teer und Benzol, bevorsteht, da die Kokereien ihre Erzeugung an diesen Produkten während des Krieges sehr gesteigert haben. Infolgedessen werden die Gaswerke namentlich dem Koksabsatz ihr Augenmerk widmen und den Wettbewerb des Hüttenkokses bekämpfen müssen, der besonders zu Beginn des Krieges sehr fühlbar war. Neben dem bisherigen Absatzgebiet, den Zentralheizungen und anderen häuslichen Feuerungen, muß sich der Gaskoks ein weiteres Absatzgebiet erobern, für das der Krieg bereits den Grundstein gelegt hat, nämlich die Verfeuerung von Koks in industriellen Dampfkesselanlagen. Die Koksfeuerung ist eine längst erkannte Notwendigkeit, nicht nur aus volkswirtschaftlichen Gründen, sondern auch mit Rücksicht auf die Reinlichkeit der Städte und die Gesundheit der Bevölkerung in industriereichen Gegenden. Zur Erreichung dieses Zieles empfiehlt Verfasser das Zusammenarbeiten der Fachverbände mit den staatlichen Behörden, namentlich den Gewerbeinspektionen. Um in den Gaswerken einen dem Zechenkoks ähnlichen, harten und grobstückigen Koks zu erzeugen, sind geeignete Oefen (Vertikalretorten- oder Kammeröfen), ferner geeignete Kohlen und geeignete Löschung des Kokses erforderlich. Die letztere Frage ist trotz zahlreicher Versuche und Erfindungen noch nicht einwandfrei gelöst. Auch die Bewirtschaftung des Teers spielt eine wichtige Rolle für die finanziellen Erträgnisse der Gaswerke. Während des Krieges fand die rund 400 000 t betragende Erzeugung der Gaswerke einen glatten Absatz an die Marineverwaltung, doch werden sich auch hier die Gaswerke künftig in einer schwierigen Lage befinden. Mehr und mehr werden sie dazu übergehen müssen, den Teer im eigenen Betriebe weiter zu verarbeiten, was für die kleineren Werke mit Gewinn nur dann möglich ist, wenn sie sich gemeinsame Gruppendestillationen errichten, deren Gewinn den einzelnen Werken im Verhältnis ihrer Kapitalbeteiligung oder der gelieferten Teermenge zufließt. Im Anschluß an diese Teerdestillationen müssen auch gemeinschaftliche Anlagen für die Verarbeitung des Ammoniakwassers geschaffen werden, Weiter ist es erforderlich, daß die städtischen Gaswerke mehr geschäftliche Beweglichkeit erlangen und daß die bisherige Geschäftspraxis der kommunalen Werke einer Reform unterzogen wird. Ein wesentliches Erfordernis für den geschäftlichen Erfolg eines kommunalen Gaswerkes ist schließlich die Propaganda, für die größere Mittel als bisher bereitgestellt werden müssen. Wenn die Stadtverwaltungen dem kaufenden Publikum gegenüber nicht die Behörde, sondern den kulanten Geschäftsmann spielen und in ihren kaufmännischen Betrieben auch kaufmännischen Geist walten lassen, dann werden wir auch auf diesem Gebiete die englischen, amerikanischen und holländischen Städte einholen und vielleicht überholen zum Segen und Nutzen der deutschen Volkswirtschaft. (Journal für Gasbeleuchtung Bd. 60 S. 326 bis 331.) Sander.