Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 39 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Toleranzen. Die Zeitereignisse haben unsere Industrie
gezwungen, sich mit den Fragen der Typisierung und Normalisierung in viel
ausgiebigerem Maße zu befassen, als es früher üblich war. Von dem Wettstreit der
Meinungen konnte auch das Thema von den Toleranzen, der gesetzmäßigen Festlegung der
Genauigkeitsgrenzen körperlicher Ausmaße, nicht unberührt bleiben, die zahlreichen
Unstimmigkeiten, welche die herrschenden Systeme aufweisen, forderten zu näherer
Untersuchung heraus. Von den vielen, sich mit Sonderfragen befassenden Arbeiten, die
schon veröffentlicht wurden, ist eine Arbeit von W. Kühn,
dem Direktor von Pokorny & Wittekind, (Heft 206 der Forschungsarbeiten auf dem Gebiete des
Ingenieurwesens) besonders hervorzuheben, da sie infolge ihrer systematischen und
umfassenden Behandlung des Problems zu übersichtlichen, eindeutigen
Schlußfolgerungen gelangt und demzufolge hervorragend zur Klärung der Sachlage
beitragen dürfte.
Als Grundlage des Systems von Kühn dient die sogenannte
„normale Bohrung“; diese ist aber für alle Sitzarten – bekanntlich
Passungen genannt –, wie zum Beispiel Laufsitz, Schiebesitz, Festsitz usw. konstant,
die Welle wird mit dem zu den jeweiligen Sitzarten gehörigen Mindermaß ausgeführt.
Bekanntlich hat sich aus dem Thema „Normale Welle“ oder „Normale
Bohrung“ eine scharf umstrittene Sonderfrage entwickelt, da den Anhängern
der „Normalen Bohrung“ etwa die gleiche Anzahl Anhänger der „Normalen
Welle“ gegenüberstehen. Da ein Eingehen auf die beiderseitigen Einwände in
Kürze nicht angängig erscheint, möchte lediglich erwähnt werden, daß die neuere
Auffassung dahin geht, für den allgemeinen Maschinenbau als Norm die „Normale
Bohrung“ anzunehmen und zum Beispiel den Transmissionsfirmen, die vorwiegend
glatte, gezogene Wellen verwenden, Sondernormalien für die „Normale Welle“
zuzugestehen.
Für den gewollten Unterschied im Durchmesser zweier zusammengehöriger Teile, durch
den also die Passung ausgedrückt wird, – beispielsweise ein Lagerzapfen,
verglichen mit seiner Lagerschale – haben sich in der Praxis bestimmte Werte
herausgebildet. Für eine Lagerstelle wird ein anderes Spiel in Frage kommen, als für
eine Riemenscheibe, die gerade noch mit leichten Schlägen auf ihren Sitz geschoben
werden soll, bei einer mittels hydraulischer Presse herzustellenden Verbindung wird
der Bolzen sogar einen größeren Durchmesser haben als die zugehörige Bohrung.
Naturgemäß lassen sich in der Wirklichkeit die gewollten Paßmaße nur annäherungsweise
erreichen; man muß eine als „Toleranz“ bezeichnete Abweichung zulassen, deren
Größe zugleich den Gütegrad der Bearbeitung kennzeichnet. Je nach den gestellten
Ansprüchen wird daher die Toleranz verschieden sein.
Zur Prüfung auf Einhaltung der gegebenen Toleranz werden bekanntlich die sogenannten
Toleranzlehren verwendet. Abb. 1 stellt zum Beispiel
eine für Außenmessungen bestimmte Rachenlehre dar.
Textabbildung Bd. 334, S. 39
Abb. 1.
Infolge des Vorhandenseins dieser Lehren fehlt meist eine ziffernmäßige Angabe der
Toleranz in den Werkstattzeichnungen, da es ja genügt, einfach zu schreiben; 50 φ L (Laufsitz) usw. Sehr oft hatten die Konstrukteure
keine Ahnung von den Zahlenwerten der verwendeten Toleranzen. Besonders schlimm
konnte es ausgehen, wenn mehrere Firmen Paßteile für irgend einen Verwendungszweck
liefern sollten, die dann nicht zueinander paßten, weil die Lehren nicht
übereinstimmten. Selbst wenn der Betrag der Toleranz gleich war, so konnte er doch
entweder gleichmäßig oder, was meist der Fall, ungleichmäßig zum Paßmaß angeordnet
sein, wie zum Beispiel in dem Maß 50 ± 0,02 oder 50_{-0,015}^{+0,025} zum Ausdruck kam, oder
es war nur eine einzige + - oder – - Toleranz vorgesehen, zum Beispiel 50 + 0,04.
Es ist leicht einzusehen, daß die Angabe einer ± -Toleranz keine Vorteile bietet
gegenüber einer eindeutigen Toleranz, aber viel unübersichtlicher ist. Kühn tritt
daher für das durch die einwertige Angabe der Toleranz gekennzeichnete „System
der O-Linie“ ein, so genannt, weil man von der vollen Maßzahl (50,0)
ausgehend die Toleranz (0,04) hinzufügt. Das System ist von außerordentlicher
Klarheit.
Als Grundlage dient, wie schon erwähnt, die „Normale Bohrung“, die in gleicher
Weise für alle Passungen bezeichnet wird durch die möglichst in vollen mm
anzugebende Maßzahl mit der stets in + ausgedrückten Toleranz.
Wie in Abb. 2 übersichtlich zusammengestellt, gilt für
die Wellen die Regel, daß alles, was fest in dieser Bohrung sitzen soll, ein +, was
lose sitzen soll, ein – erhält. Sollen die Teile besonders lose, wie man sagt, mit
Luft in einander gehen, oder soll umgekehrt eine bestimmte positive Pressung
vorhanden sein, so wird das dafür erforderliche Untermaß oder Uebermaß durch die
Maßzahl selbst zum Ausdruck gebracht, wie durch 79,97, bezw. 80,005 angedeutet.
Entsprechend der gewählten Toleranz von 0,03 mm darf sich der Durchmesser der
Laufwelle zwischen 79,97 und 79,973, der der Preßsitzwelle zwischen 80,05 und 80,053
bewegen.
Textabbildung Bd. 334, S. 40
Abb. 2.
Um die besonders für den Laufsitz wichtige Passungszahl in Abhängigkeit vom
Durchmesser einheitlich festlegen zu können, schlägt Kühn
die Formel ∾ 1/300 √D vor, die für erstklassigen
Maschinenbau Gültigkeit hätte. Diesen Wert nennt er Paßeinheit PE, weil er, je nach Erfordern multipliziert, gröbere
oder feinere Passungen angiebt, wie sie beispielsweise der Grobmaschinenbau und die
Feinmechanik benötigt. Aus einem Beispiel für 150 mm Drehdurchmesser würden sich,
unter gleichzeitiger Annahme, daß die Toleranz gleich der Passung gewählt sei,
folgende Werte ergeben:
1) für
Paßeinheit (PE) = 1 1/300 √150=
0,04Bohrung = 150 + 0,04Laufwelle = 149,96 – 0,04
2) für
PE = 2Bohrung = 150 + 0,08Laufwelle
= 149,92 – 0,08
Zu den gleichviel mit welcher Toleranz hergestellten Bohrungen passen alle Wellen,
gleichgültig mit welcher Passung und Toleranz diese hergestellt sind. Weiter schlägt
Kühn vor, die auf diese Weise gewonnene Paßeinheit PE =
1/300 √D auf internationale Vereinbarung zu stützen und
sie als rechtsverbindliches Symbol an Stelle der alten Bezeichnungen der Passungen
(P, S, L usw.) zu verwenden. Um gleichzeitig auch
die Toleranz und zwar mit Hilfe desselben Maßstabes festzulegen, setzt er diese als
Verhältnisziffer zur PE hinter einem Trennstrich. In
dem Verhältnis 1/1 bedeutet also 1 die Passung (ermittelt nach 1/300 √D) und 1 ist die Toleranz vom gleichen Werte. 150 – 1/1
(gelesen 150 – 1 mit 1) würde ziffernmäßig heißen: 149,96 – 0,04 und stellt die
Laufsitzwelle dar 150 + 0/1 kann sowohl die normale Bohrung, als auch die
Festwelle bezeichnen, in Zahlen also 150 + 0,04.
In dieser Weise könnten für alle Industrieerzeugnisse allgemein verständliche
Genauigkeitsbezeichnungen geschaffen werden. Für die Bohrung eines Kugellagers würde
zum Paßmaß etwa die Bezeichnung + 0/½, zu setzen sein, für die Außendurchmesser 0/½,
für die Durchmesser von blank gezogenem Material zum Beispiel – 0/5 usw.
Nachteilig in Bezug auf die Einheitlichkeit bei Zeichnungen ist, daß für Passung und
Tolererierung der Längenmaße keine zwangläufige Beziehung abzuleiten ist.
Textabbildung Bd. 334, S. 40
Abb. 3.
Hier können nur die eigentlichen Maße mit der verlangten
Toleranz angegeben werden, wie Abb. 3 zeigt. Die
meisten Konstrukteure werden es dann aber wohl vorziehen, auch für' die
Durchmesserbezeichnung diese Darstellung beizubehalten.
Nichtsdestoweniger ist die Arbeit, die noch eine Fülle von Stoff auf dem Gebiete der
Toleranzenforschung bringt, höchst wertvoll und interessant zugleich, so daß ihr
Studium jedem Fachmann dringend empfohlen werden kann.
Rich. Müller
––––––––––
Zuggeschwindigkeiten. Der Hauptsache nach kommen bei
Eisenbahnzügen Höchstgeschwindigkeiten, Grundgeschwindigkeiten, Durchschnitt- und
Reisegeschwindigkeiten in Betracht.
Die Höchstgeschwindigkeit ist die größte zulässige Geschwindigkeit für Personenzüge
auf Hauptbahnen und darf bei Wagen ohne durchgehende Bremse nicht mehr als 60
km/Std. und bei Wagen mit durchgehender Bremse höchstens 100 km/Std. sein. Die
Grundgeschwindigkeit ist jene Geschwindigkeit, die der Zug auf wagrechter, gerader
Strecke haben muß, um die Fahrzeiten einzuhalten. Um Verspätungen einholen zu
können, wird die Grundgeschwindigkeit meistens niedriger als die größte zulässige
Geschwindigkeit gewählt. Dementsprechend wird sie für Eilzüge zu 70 bis 80 km/Std.
und für Schnellzüge zu 80 bis 90 km/Std. angenommen. Für die
Durchschnittgeschwindigkeit eines Zuges kommt die gesamte Fahrzeit abzüglich der auf
den dazwischenliegenden Aufenthalten zugebrachte Zeit in Betracht. Die
Reisegeschwindigkeit endlich wird aus der Gesamtreisezeit einschließlich der
Aufenthaltzeiten berechnet. Die Durchschnittgeschwindigkeit ist somit stets größer
als die Reisegeschwindigkeit.
Während des Krieges wurde die Durchschnittgeschwindigkeit der Züge aus technischen
Gründen verkleinert und die Aufenthaltzeiten auf Haltestellen meistens vergrößert. Die in
folgender Tabelle zusammengestellten Werte sind dem Reichskursbuch Januar/Februar
1914 entnommen:
Strecke
Längekm
Fahr-zeitMin.
Reise-geschwindig-keit
Aufenthalte
Durchschnitt-geschwindig-keit
km/St.
An-zahl
DauerMin.
km/St.
Berlin–Posen
255,1
220
69,6
3
7
71,9
Breslau–Berlin
329,5
245
80,7
1
3
81,7
Berlin–Alexandrowo
414,2
360
69,0
4
18
72,7
Danzig–Berlin
459,6
359
76,8
2
15
80,2
Berlin–Frankfurt a.M.
538,9
428
75,5
4
16
78,5
Berlin–Köln
576,9
464
74,9
6
19
78,0
Berlin–München
674,3
535
75,6
2
10
77,1
Berlin–Basel
892,1
793
67,5
14
65
73,5
Die längste auf deutschen Eisenbahnen ohne Aufenthalt durchfahrene Strecke ist die
313,9 km lange Strecke Halle–Nürnberg. In der folgenden Tabelle sind die
hauptsächlichsten ohne Aufenthalt durchfahrenen Strecken zusammengestellt. Aus der
Tabelle folgt, daß die größte Reisegeschwindigkeit, 88,7 km/Std., von Berlin nach
Hamburg erreicht wird, es folgen dann die Strecken München– Nürnberg mit 88,3 und
Berlin–Halle mit 88,2 km/Std. Wenn hier die Reisegeschwindigkeiten nur 89 km/Std.
erreichen, so kommen auf diesen Strecken doch Geschwindigkeiten bis 100 km/Std. in
Betracht, wenn es sich darum handelt, Verspätungen einzuholen.
Strecke
Längekm
Fahr-zeitenMin.
Durch-schnitt-geschwin-digkeitkm/Std.
Halle–Nürnberg
313,9
270
69,8
Berlin–Hamburg
286,8
194
88,7
Berlin–Hannover
254,1
189
80,7
Breslau-Frankfurt a O
248,3
178
83,7
Schneidemühl–Berlin
246,5
177
83,6
München–Nürnberg
198,7
135
88,3
Berlin–Dresden
188,6
139
81,4
Berlin–Leipzig
164,4
116
85,0
(Technische Rundschau, 6. Nov. 1918.) W.
––––––––––
Thermodynamische Studien zur Oelgasbildung.Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes bringen
wir noch diesen zweiten, uns eingesandten Bericht (vgl. Heft 3 S. 28)
Schriftleitung. Bei der motorischen Verbrennung des Treiböls
kommt es darauf an, den größten Teil seiner chemischen Energie, die durch den
Heizwert gegeben ist, in Nutzarbeit umzusetzen. Bei unseren jetzigen
Verbrennungskraftmaschinen kann nach Einleitung der Zündung die Verbrennung des
eingeführten Treibmittels nicht mehr beeinflußt werden. Darum ist z.B. bei der
Gleichdruckmaschine die Brennstoffeinspritzung dementsprechend auszugestalten. Die
zur Einleitung der Verbrennung notwendige Wärme wird bei allen bekannten
Verbrennungskraftmaschinen durch Verdichtung der Luft bzw. des Gas-Luftgemisches im
Arbeitszylinder erzeugt.
Die Verdampfung und Oelgasbildung findet in der Gleichdruckmaschine unter hohem Druck
und bei hoher Temperatur statt. Aus diesem Grunde ist eine experimentelle
Erforschung dieser Vorgänge von Wichtigkeit. Aus der Dampfdruckkurve ergibt sich
dann der Zusammenhang zwischen Druck und Temperatur. Insbesondere können auf den
Verdampfungsvorgang die Fouriersche Theorie der
Wärmeleitung und die Diffusionsgesetze angewendet werden.
Prof. K. Neumann hat im Maschinenlaboratorium der
Dresdener Hochschule dementsprechende Versuche ausgeführt. In einem mit Luft
gefüllten emaillierten Stahlzylinder wurden Treiböle verdampft und in Abhängigkeit
von Druck, Temperatur und Zeit die Konzentration des gebildeten Oelgases bestimmt.
Abb. 1 zeigt das Schema der Versuchsanordnung. In
der kalorimetrischen Bombe B wird das Treiböl
verdampft. O ist ein elektrischer Ofen, dem
elektrischer Strom zugeführt wird. A und V sind Strom- bzw. Spannungsmesser, R ein Vorschaltwiderstand. Der Ueberdruck in der Bombe
wurde mit einem Quecksilber- bzw. Federmanometer M bzw.
N bestimmt. Sobald der beabsichtigte Druck in der
Bombe eintrat, wurde der Hahn D geöffnet und das
gebildete Oelgas in das Meßgefäß F geleitet. Gasproben
wurden bei E entnommen. Die Temperatur in der Bombe
wurde thermoelektrisch bestimmt.
Textabbildung Bd. 334, S. 41
Abb. 1.
Diesem Zwecke diente das Galvanometer G. Für den Vergasungsvorgang innerhalb der Gleichdruckmaschine kommt
folgendes in Betracht: Der Druck p und die Temperatur
T im Verdichtungsraum der Maschine sind bekannt. In
der verdichteten Luft befindet sich ein Oeltropfen vom Volumen V, der von einer Hülle mit der radialen Dicke Δr umgeben ist. In der Hülle falle der Dampfdruck p radial vom Sättigungsdruck ps
= f (T) an der Grenzfläche
(Δr = 0) stetig bis auf den Partialdruck pd an der Oberfläche
der Hülle (Abb. 2).
Textabbildung Bd. 334, S. 41
Abb. 2.
Durch das Mischungsverhältnis von Dampf und Luft ist
p_d=\frac{v_d}{v_d+v_1}\,p gegeben. Hierbei bedeuten vd und v1 die Teilvolumina von Dampf und Luft. Die
Verdampfungsgeschwindigkeit wird durch die Diffusionsgeschwindigkeit des an der
Grenzfläche des Tropfens (Δr = 0) in gesättigtem
Zustand befindlichen Dampfes in die Umgebung bedingt. Verdampfen nun dm Mole Oel in der Zeit dz, so gilt für den Diffusionsvorgang die Beziehung d\,m=-k\,d\,f\,\frac{d\,p_1}{d\,r}\,d\,z. Damit ist
festgelegt, daß die Verdampfungsgeschwindigkeit \frac{d\,m}{d\,z} proportional der
Oberfläche des Oeltropfens und dem Dampfdruckgefälle in radialer Richtung ist. k ist der Diffusionskoeffizient. Durch die Zerstäubung
der eingespritzten Oelmenge durch hochgespannte Druckluft wird die Oberfläche um so
größer, je weitgehender die. Zerstäubung erfolgt. Hieraus folgt, daß weitgehende
Zerstäubung des Brennstoffes die Gemischbildung und die Verbrennung in der
Gleichdruckmaschine dadurch erleichtert, daß sie in erster Linie die raschere
Verdampfung des
eingeblasenen Oeles beschleunigt. Damit ist auch bewiesen, daß schwere Teeröle, die
langsamer verdampfen, eine stärkere Zerstäubung erfordern.
Weiterhin ist der Temperaturverlauf T = f (r) bei fortschreitender Verdampfung, d.h. bei
abnehmendem r zu bestimmen. Dabei ergibt sich, daß die
Verdampfungstemperatur T sich linear mit dem Halbmesser
des verdampfenden Oeltropfens ändert:
T=\frac{T_c-T_v}{r_1}\,r+T_v\mbox{ oder da }r=\sqrt[3]{\frac{3\,G}{4\,\gamma\,\pi}}
ist, linear mit der dritten Wurzel des verdampfenden
Oelgewichtes.
Je höher nun die Drehzahl der Maschine ist, um so kleiner ist die für Verdampfung,
Gemischbildung und Verbrennung zur Verfügung stehende Zeit z. Um eine gute Verbrennung des in die Gleichdruckmaschine eingespritzten
Brennstoffes zu erhalten, muß also die Verdampfungsgeschwindigkeit möglichst groß
sein. Die Zeit z ist um so kleiner, d.h. die
Verdampfungsgeschwindigkeit \frac{d\,m}{d\,z} von m Molen
eingespritzten Brennstoffes ist um so größer, je kleiner das spezifische Gewicht s und die Verdampfungswärme r des Oeles und je größer der Sättigungsdruck ps ist.
Zu Beginn der Verdampfung im Verdichtungsraum der Maschine wird im allgemeinen nicht
mehr die Verdichtungstemperatur Tc vorhanden sein. Durch die Ausdehnung der
einströmenden Einspritzluft tritt eine starke Abkühlung der Verbrennungsluft ein,
ebenso durch das Verdampfen des eingespritzten Brennstoffes. Hierzu kommt noch der
Wärmeverlust, der durch Zersetzung der Kohlenwasserstoffe entsteht. (Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure 1918, Heft 41 u. 42.)
W.
––––––––––
Ueber die Grenzen der Kraftübertragung durch
Wechselströme. Um eine Wechselstromleitung unter Spannung zu halten, muß
sie entsprechend der Periodenzahl so und so oft in der Sekunde auf den positiven
oder negativen Höchstwert der Spannung, gerade wie ein Kondensator,
„aufgeladen“ werden. Hierzu ist ein gewisser Ladestrom. erforderlich,
dessen Größe von der Kapazität der Leitung und der Höhe der Spannung abhängt. Der
Ladestrom hat in den Stromerzeugern, Apparaten und der Leitung selbst
Stromwärmeverluste zur Folge, die also auftreten, ohne Rücksicht darauf, ob ein
Verbraucher angeschlossen ist oder nicht. Während man nun, um die Verluste der
Fernleitung gering zu halten, einerseits die Spannung um so höher wählen muß, je
größer die Entfernung und die übertragene Leistung ist, bedingt andererseits die
Vergrößerung der Leitungslänge und der Spannung eine Zunahme der durch den Ladestrom
hervorgerufenen Verluste, so daß es für jede Fernleitung und Leistung eine
günstigste Spannung gibt, bei der die Verluste am geringsten werden. Je größer die
Leitungslänge und je höher die Spannung, desto größer muß der Leitungsquerschnitt
sein, damit die Verluste durch den Ladestrom gering bleiben. Die Kosten der
Kraftübertragung sind rein elektrisch betrachtet, abhängig von dem Gewicht der
Leitung und den Verlusten gerechnet für 1 KW Leistung. Dr. M. v. Dolivo-Dobrowolsky wies in einem Vortrage im
Elektrotechn. Verein, Berlin, am 26. November 1918, der in Heft 1 der E. T. Z.
Jahrg. 1919 veröffentlicht ist, darauf hin, daß bei Wechselstrom die Kosten der
Kraftübertragung bei Vergrößerung der Entfernung infolge des Einflusses der
Kapazität sehr rasch zunehmen, so daß man bei Freileitungen über das Mehrfache der
heutigen Entfernungen sehr bald an die Grenze der Wirtschaftlichkeit gelangt. Bei
Uebertragung mit hochgespanntem Gleichstrom, bei dem die Kapazität der Leitung
keine Rolle spielt, liegen die Verhältnisse dagegen erheblich günstiger. Die
Maßnahme, durch Einschalten von Selbstinduktion die Wirkung der Kapazität
aufzuheben, bringt wieder andere Schwierigkeiten mit sich. Der schädliche Einfluß
der Kapazität macht sich bei noch viel geringeren Entfernungen im stärksten Maße
geltend, wenn man von Freileitungen zu Kabeln übergeht. Zweifellos bietet die
unterirdische Verlegung der Fernleitungen erhebliche Vorteile, wie man schon daraus
schließen kann, daß die Fernleitungen der Schwachstromtechnik mehr und mehr als
Kabel ausgeführt werden. Bei Gleichstrom macht die Fernleitung in Kabeln auch bei
großen Entfernungen keine Schwierigkeiten. Dolivo-Dobrowolsky ist deshalb der Ansicht, daß das Problem der
Kraftübertragung auf sehr große Entfernungen, das die Zukunft zweifellos bringen
wird, nur mit Hülfe von hochgespanntem Gleichstrom zu lösen sein wird. Das
wesentlichste Hindernis bieten zurzeit noch die Schwierigkeiten der Erzeugung,
Umwandlung und Verwendung von hochgespanntem Gleichstrom, doch ist mit Sicherheit
anzunehmen, daß es den deutschen Elektrotechnikern gelingen wird, auch diese
Aufgaben zu lösen.
Dr.-Ing. Bachmann.
––––––––––
Erhöhung der Manganerzgewinnung. Aus kürz lieh
herausgegebenen Berichten des Geological Survey der Vereinigten Staaten geht hervor,
daß die inländischen Minen im Jahre 1918 fast ⅛ der hochwertigen, in den Vereinigten
Staaten notwendigen Manganerze lieferten, während sie im Jahre 1917 nur ⅙ des
erforderlichen Erzes ergaben. Im Laufe der ersten sechs Monate des Jahres 1918
wurden 136554 tons mehr als 35 v. H. Mangan enthaltende Erze verschifft. Die
Gesamtverschiffung hochgradiger Manganerze im Jahre 1918 wird auf 324000 tons
geschätzt. Von Erzen, die 10 bis 35 v. H. Mangan enthielten, wurden in den ersten
sechs Monaten 1918 314137 tons verschifft. Die Gesamtverschiffung von Erzen gleichen
Grades wird im Jahre 1918 auf 832868 tons geschätzt.
––––––––––
Rein elektrische Bremsung der Straßenbahnwagen befürwortet
E. Volkers in „Elektrische Kraftbetriebe und
Bahnen“ 1918, S. 243 ff. Er zeigt, in welchem Grade die Beanspruchung der
Motoren bei Benutzung von Hand- oder Druckluftbremsen durch fehlerhafte Einstellung
der Bremsklötze erhöht wird, so daß Ueberanstrengungen und Beschädigungen der
Wicklungen unvermeidlich sind. Diese zusätzliche Belastung der Motoren, die
gleichzeitig mit der Belastung durch die Fahrtwiderstände auftritt, kommt bei der
rein elektrischen Bremsung in Wegfall, bei der der Motor vom Netz abgeschaltet wird
und als Generator auf Widerstände arbeitet. Da die Belastung der Motoren infolge der
elektrischen Bremsung nur während einer Zeit eintritt, in der die Motoren sonst
stromlos wären, ändert sich gegenüber der einwandfreien Backenbremsung nur die
Dauer, aber nicht die Stärke der Belastung. Als besondere Vorzüge der elektrischen
Bremsung sind ferner zu nennen: Geringste Unterhaltungs- und Anschaffungskosten,
geringe Abnutzung der Radreifen und Bremsklötze, geringstes Gewicht, geringster
Raumbedarf, einfachste Handhabung, stete Betriebsbereitschaft und hohe
Betriebssicherheit, weiche, aber doch energische Bremsung. Damit die Vorteile der
elektrischen Bremsung voll zur Geltung kommen können, ist es nötig, daß nur
elektrisch gebremst, eine Backenbremse nur zum Feststellen des Wagens benutzt wird,
und daß die Stufen des Bremswiderstandes richtig bemessen werden. Die Vorzüge der
elektrischen Bremsung werden an den Betriebserfahrungen der Straßenbahn in Buenos
Aires dargelegt, die
von rein elektrischer Bremsung zur Mitbenutzung der Handbremse übergegangen war,
aber schließlich zur rein elektrischen Bremsung zurückkehrte.
Dr. Ing. Bachmann.
Normenausschuß der deutschen Industrie. Sein Vorstand
hat beschlossen, daß als einheitliche Bezugstemperatur für Lehr- und Meßwerkzeuge 20
Grad Celsius gelten soll.