Titel: Polytechnische Schau.
Fundstelle: Band 334, Jahrgang 1919, S. 190
Download: XML
Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Fabrikorganisation und Werkstattbetrieb. Betriebsorganisation. Die Normungsfrage und das Ausland. Seit etwa zwei Jahren baut der Normenausschuß der deutschen Industrie, über dessen Arbeiten auch in D. p. J. wiederholt berichtet worden ist, die wenig bedeutenden Anfänge einer Normung vor dem Kriege zu einem großen, die gesamte herstellende und verbrauchende Industrie umfassenden Normenwerk aus, um die unter dem Einfluß des Krieges besonders augenfällig zutage getretene Ersparnis durch planmäßige Normung für die deutsche Volkswirtschaft in weitestem Umfange nutzbar zu machen. Es kann angenommen werden, daß die deutsche Industrie, die sich an diesen Arbeiten mit reger Anteilnahme beteiligt, sich nach den entstehenden Normen auch durchaus richten wird. Nun entsteht aber die Frage, wie weit ähnliche Bestrebungen inzwischen im Auslande aufgetreten sind und wie weit sie mit unseren deutschen Arbeiten vereinbart werden können. Denn es liegt auf der Hand, daß ein Uebereinstimmen der Normen in einem möglichst großen Verbreitungskreis, tunlichst in der ganzen Welt, erst die Vorteile der Normung restlos auszunutzen gestatten würde. Außerdem muß bedacht werden, daß bei einem Nichtübereinstimmen der Normen eines kleinen Kreises mit denen eines großen Interessenverbandes die Wettbewerbfähigkeit der Minderheit stark beschränkt, wenn nicht überhaupt nahezu ausgeschlossen wäre. In der Tat wird an vielen Stellen im Auslande an der Normung gearbeitet. In England arbeitet seit vielen Jahren die Normvereinigung britischer Ingenieure, die – ebenfalls namentlich unter dem Einfluß des Krieges – besonders auf dem Gebiete des Schiffbaues, des Luftschiffbaues und der Faserstoffindustrie bereits zu gewissen abschließenden Erfolgen gelangt ist. Freilich kann von einer endgiltigen Regelung weder auf diesen noch auf anderen Gebieten der industriellen Fertigung gesprochen werden. Auch in den Vereinigten Staaten hat sich das Hauptinteresse in der Normungsfrage auf den Schiffbau erstreckt: das Schiffahrtsamt hat hier bis ins einzelne gehende Normen für den Schiffbau und seine Hilfsindustrien festgelegt. Auf anderen Gebieten sind ebenfalls erst Anfänge festzustellen. Frankreich hat das Hauptaugenmerk dem Kraftwagenbau zugewandt, zu einer eigentlichen Normung ist es aber bisher weniger gekommen als zu einer Typisierung und Spezialisierung einzelner Werke. In weitgehendem Maße kümmert sich Schweden um die Normungsfrage, und zwar ist bei den eingeleiteten Vorarbeiten als besonders erfreulich zu vermerken, daß man lebhaft auf die im Ausland vorliegenden Parallelbestrebungen, also auch die Arbeiten des Normenausschusses der deutschen Industrie, achtet und sich mit den maßgebenden Sachverständigen in Verbindung setzt. Auch die Niederlande, die in dem Zentral-Normenbüro einer Generalkommission für die Normung in Delft die Frage in Angriff genommen haben, haben mit Erfolg die Fühlung der betreffenden Verbände außerhalb Hollands aufgenommen. Bei allen diesen Bestrebungen aber haben eigentliche Weltbedeutung erhalten bisher erst die sogenannten „Weltflugnormen“ des Intern. Aircraft Standard Board (die auch in einer deutschen Uebersetzung von Dr. E.: Eveling mit einem Vorwort von Prof. Dr.-Ing. Bendemann erschienen sind). Sie sind für die Bedürfnisse des Krieges unter Mitwirkung von Amerika, Kanada, England, Frankreich und Italien entstanden und haben, obwohl sie durchaus unsystematisch aufgebaut sind, doch eine internationale Bedeutung erlangt, weil sie eben zum ersten Male für das Fachgebiet ein einheitliches und umfassendes Normenwerk darstellen. Da indessen die Bedeutung dieses Gebietes im Frieden naturgemäß stark zurücktreten wird, kann auch hier von einer wirklich durchschlagenden Bedeutung für das gesamte Normenwesen nicht gesprochen werden. Bisher sind wir also von einer die Welt umfassenden gemeinsamen Normung noch recht weit entfernt. Ebenso aber hat sich die Besorgnis als unbegründet erwiesen, es könnte während des Krieges „auf der anderen Seite“ bereits eine Normung zu so fester Form durchgeführt worden sein, daß unsere deutschen Arbeiten einen Gegensatz dazu bilden würden und durch die unvermeidliche Anpassung starker Abänderungen bedürfen, wenn nicht sogar zum Teil wertlos gemacht werden würden. Noch sind die zwischenvölkischen Beziehungen viel zu sehr gespannt, als daß man schon an ein ruhiges Zusammenarbeiten denken könnte; auch auf der Seite der Völker, die bisher als „Entente“ in gewisser Geschlossenheit zusammenstanden, wird der Kampf zwischen dem metrischen System und dem englischen Maßsystem, der als Hauptschwierigkeit jeder gemeinsamen Normung im Wege steht, noch lange nicht entschieden sein. Es bleibt also einstweilen nichts weiter übrig, als unbeirrt durch Vorgänge außerhalb, die Normungsarbeiten, deren Wichtigkeit für das Gedeihen der Industrie jetzt wohl ganz Allgemeingut geworden ist, fortzusetzen und der Industrie die Mittel in die Hand zu geben, die sie für ihren Wiederaufbau benötigt. Wir dürfen das in Deutschland mit um so besserer Zuversicht tun, als wir uns der wirklich gründlichen Arbeit des Normenausschusses der deutschen Industrie froh bewußt sein können. (Mitteilg. des Normenausschusses der deutschen Industrie, Juni 1919, Beilage zu „Der Betrieb“, 1919 Heft 11.) Eine Rekrutenfabrik. Nicht ohne Neid kann man die wirklich großzügigen Einrichtungen betrachten, die die Amerikaner zur Schaffung ihres Heeres aus dem Nichts getroffen haben. Sie erfaßten die Aufgabe, in möglichst kurzer Zeit eine möglichst große Zahl Soldaten kriegsfertig aufzustellen, durchaus vom Standpunkt neuzeitiger Fabrikations Organisation aus, für den ja die großen, rein auf zeit- und energiesparende Zweckmäßigkeit eingestellten Erzeugungsstätten der amerikanschen Industrie reiche Vorbilder boten, und konnten großzügige, zweckentsprechende Anlagen um so ungehinderter schaffen, als sie auf die Ausnutzung und die Erweiterung vorhandener Anlagen mangels solcher keine Rücksicht zu nehmen brauchten. Das Maiheft des „Mechanical Engineering“ enthält den schematischen Grundriß einer solchen Anlage (Abb.). Das Ganze ist darauf eingerichtet, den eintretenden Zivilisten in einem einzigen „Fabrikationsgang“ zum vollständig ausgerüsteten Rekruten zu machen. Er durchläuft in ununterbrochener Reihenfolge und ohne Zeit- und Wegverlust (– wer einmal deutscher Soldat gewesen ist, wird das Gefühl des Neides nicht unterdrücken können! –) die statistischen Abteilungen, in denen die erforderlichen Aufnahmen und Eintragungen gemacht werden, und im Anschluß daran die ärztlichen Abteilungen, in denen mit allen Hilfsmitteln der Neuzeit die allgemeine körperliche Eignung sowie besondere Fähigkeiten oder Unfähigkeiten festgestellt werden. Ungeeignete wirft das Sieb selbsttätig auf die Straße hinaus. Im zweiten Teil des Fabrikationszweiges (man möchte ihn die Montage nennen) erfolgt dann beim Durchlaufen der „Kammern“ die Bekleidung und Ausrüstung, die nicht wie beim preußischen Kammerunteroffizier durch „Verpassen“ der einzelnen Stücke erfolgt, sondern auf Grund eines vorher vorgenommenen Maßnehmens, nach dem die Stücke den Lagerbeständen der Nummer nach entnommen werden. Eine Kontrollstelle, Quittungsleistung, Impfung und Zuteilung zu einem bestimmten Truppenteil schließen den Kreislauf, aus dem der neue Rekrut unmittelbar und vollständig ausgerüstet in den Ausbildungsdienst eintreten kann. In 16 derartigen Einstellungsanlagen, deren jede bis zu 1500 Mann am Tage aufnehmen und fertigmachen konnte, sind während des Krieges rund 3700000 Mann eingestellt und für die militärische Ausbildung vorbereitet worden. Textabbildung Bd. 334, S. 191 Von besonderem Interesse sind dabei die Maßnahmen, die „den richtigen Mann an die richtige Stelle“ bringen wollen. Gleich bei der Aufnahme wird für jeden Ein gestellten eine genaue Personalkarte aufgenommen, die neben den Angaben über Namen, Alter, Kriegsverwendbarkeit usw. genaue Eintragungen erhält über die nach den neuesten Methoden vorgenommenen psychotechnischen Intelligenz- und Eignungsprüfungen, ferner Auskunft gibt über den Hauptberuf und über etwa vorhandene Nebenkenntnisse, Schulbildung, Ausbildungsgang sowie endlich über besondere militärische Verwendung. Die Karte enthält hierzu in einem sorgfältig durchgearbeiteten Vordruck unter anderem eine Liste von 105 Berufsbezeichnungen sowie von 26 verschiedenen militärischen Dienstzweigen. Als Anleitung für die richtige Einreihung des Einzelnen in die verschiedenen Zweige dient eine Liste von kurzen Kennzeichnungen der einzelnen Berufe und Beschäftigungsarten, von der in der angeführten Quelle ebenfalls einige Beispiele wiedergegeben sind. Es leuchtet ein, daß dieses planmäßige Vorgehen die richtige Auswahl Geeigneter, namentlich bei Offizieren, sehr erleichtern muß, und es erscheint wohl möglich, ähnliche Verfahren auch für die „Arbeiterheere“ großer Werke oder vielleicht für ganze Industriezweige nutzbar zu machen. Lohnfragen. Stücklöhne für Transportarbeiten in Maschinenfabriken. Für Transportarbeiten ist bisher in Werkstätten der Stücklohn noch wenig gebräuchlich weil die Grundlagen für eine richtige Ermittelung der Arbeitselemente noch nicht hinreichend erforscht sind. Auf Grund der Erfahrungen in einem größeren staatlichen Betrieb gibt Springorum in „Der Betrieb“ (1919, Heft 7) wertvolle Unterlagen für die erforderliche Zergliederung der Arbeitsvorgänge und teilt Erfahrungen mit, die in dem Betriebe mit Stücklöhnen auf diesen Grundlagen gemacht worden sind. Wie stets bei solchen Ermittelungen, sind am leichtesten zu erfassen die Arbeiten, die sich im Laufe der gewöhnlichen Herstellung stets wiederholen, so daß aus dem Gewicht der zu befördernden Gegenstände, aus der Entfernung und aus den zu messenden Zeiten verhältnismäßig einfach der Einfluß der Transportmittel und des Ladegutes selbst zu ermitteln ist. Es ergeben sich bestimmte „Laufzeiten“, zu denen die Auf- und Abladezeit sowie Ruhe- und Wartepausen hinzuzurechnen sind. Diese Zeiten können als Zuschläge zu den Laufzeiten berechnet werden (erfahrungsgemäß etwa 10 bis 15 v. H.). Planmäßige Untersuchung der erforderlichen Transportzeiten führen zu wertvollen Grundlagen für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit verschiedener Transportarten (Tragen, Karren, Fahren; gleichzeitig beförderte Stückzahlen oder Gewichte und dergleichen). Die Unterstellung sämtlicher Transportarbeiter des gleichen Werkes unter eine einheitliche Leitung, die diese Untersuchungen vornimmt und nutzbar macht, wird empfohlen. Gerechter Arbeitslohn. Die in D. p. J. 1918 S. 193 besprochenen „Gedanken eines Laien über den gerechten Arbeitslohn“ von Kähler haben in der „Werkstattstechnik“ (1919 Heft 10 bis 12) zu einer Erörterung zwischen Meyenberg, Lentz und dem Verfasser geführt, deren Inhalt in allen Einzelheiten wiederzugeben hier zu weit führen würde, der aber doch einige allgemeine Gedanken und Hinweise entnommen sein mögen. Als Haupteinwand gegen das von Kähler aufgestellte Lohnsystem wird angeführt, daß es zu verwickelt ist und sowohl für die Betriebsleitung als auch für den Arbeiter zu wenig eine Uebersicht und damit einen unmittelbaren Eindruck der ja eben gesuchten Gerechtigkeit der Entlohnung zuläßt. Durch die Zuteilung in besondere Fleiß-, Zuverlässigkeits- und sonstige Sonderlohnklassen werde eine Günstlingswirtshaft gezüchtet. Dem Arbeiter sei es tatsächlich ganz gleichgiltig, wie sein Lohn errechnet werde, ihm liege nur daran, möglichst viel zu verdienen. Große Betonung wird offenbar mit Recht auf die Schwierigkeit gelegt, die für die Vorkalkulation aus der Mannigfaltigkeit und Unsicherheit der zu zahlenden Löhne erwächst. Besonders eingehend erörtert wird die Frage von Lohnzuschlägen für ältere Arbeiter. Während Kähler durch Anrechnung und „Verleihung“ von Dienstjahren den älteren Arbeiter besser entlohnen will als den jungen, tritt Meyenberg für eine durchaus gleichartige Entlohnung nur nach der Leistung ein. Er begründet dies damit, daß es dem gegenwärtig auch unter der Arbeiterschaft geltenden Schlagwort „Freie Bahn dem Tüchtigen“ entspreche, und daß die Arbeiterschaft von je her für eine gleichartige Bewertung jeder Leistung eingetreten sei. Der Ausgleich zwischen den über das Bedürfnis des jungen Arbeiters hinausgehenden Löhnen und den erhöhten Anforderungen an die wirtschaftliche Kraft des älteren, verheirateten Arbeiters müsse eine moralische Erziehung schaffen, die nicht Sache der Fabrikbetriebe sei, sondern von Schule und Kirche, von Staat und Familie geleistet werden müsse. Damit wird eine alte Frage berührt, die heute neue Bedeutung erhält, da die Lohneinkommen der Arbeiterschaft weit über den Rahmen dessen hinausgehen, was der Mehrzahl der nicht als Handarbeiter das Brot verdienenden Menschen zur Bestreitung der Lebenshaltung und zur Vorsorge für die Wechselfälle des Wirtschaftslebens und des Alters zur Verfügung steht. Der Arbeiter betrachtet sich heute als mündig, er will nicht nur teilhaben an der Lenkung des Staatswagens, sondern er erhebt sogar den Anspruch, allein zur Leitung berufen zu sein. Vieles, wenn nicht das meiste von dem, was man bisher für das Staatswohl für notwendig gehalten hat, wird einfach geleugnet und, soweit die Macht dazu vorhanden ist, beseitigt. Wenn man früher, zum Beispiel in der Zeit der Revolutionstage, mit Arbeitern sprach von den Segnungen der sozialen Arbeitergesetzgebung in Deutschland, die uns die ganze Welt nachgemacht hat, so weit sie überhaupt Verständnis für soziale Fragen aufbringen konnte, so konnte man oft die Antwort hören: Ach, die geringen Leistungen, die einem ohnehin erst zufallen, wenn man gar nicht mehr weiter kann, sind ja nicht der Rede wert. Aus dieser Auffassung könnte man nun wohl in Verbindung mit den gegenwärtigen politischen und arbeiterwirtschaftlichen Zuständen die Folgerung ableiten, daß die sozialistische Regierung nunmehr an eine grundsätzliche Umgestaltung dieser Arbeiter-Versorgungsgesetzgebung herantreten wird. Zwei Wege ständen offen: Der eine, sie ganz abzuschaffen, wäre gangbar, wenn der Arbeiter die wirtschaftliche Reife hätte, die auch in den Kreisen höher Gebildeter nur gar zu oft zu vermissen ist, die ihn zu einem planmäßigen und gründlichen Sparen in der Zeit des Verdienstes über den Bedarf veranlassen würde, ihn persönlich die Rücklagen für Alter und Arbeitsunfähigkeit machen ließe (zum Beispiel auch in Form privater Versicherungen), die jetzt der Staat für ihn vornimmt. Die „Bevormundung“ durch den Staat könnte dann entfallen. Auf der anderen Seite ist es nur menschlich, und ist von dem jungen Arbeiter ganz und gar zu erwarten, daß er ein solches Sparen wirklich nicht durchführt, und so zeigt sich doch wieder die Notwendigkeit, in irgend einer Weise einen Zwang darauf auszuüben, wenn man nicht die Allgemeinheit später mit der Unterhaltung der im Alter in Mittellosigkeit geratenden Arbeiter belasten will und das ganze Elend wieder heraufbeschwören, das die Arbeitergesetzgebung Wilhelms II. beseitigt hatte. Der in der Zeit des ungewöhnlich hohen Kriegsarbeitsverdienstes für Jugendliche eingeführte Sparzwang war ein Schritt auf diesem Wege. Will man also an dem Grundsatz ganz gleicher Entlohnung für gleiche Leistung festhalten, so wird aus sozialen Gründen dafür gesorgt werden müssen, daß dem Lohnempfänger doch die freie Verfügung über einen Teil des Lohnes entzogen wird, und der Erfolg wäre der gleiche, als ob man von vornherein dem sozial mehr Beanspruchten, also dem Aelteren und Verheirateten, dem Familienvater oder Erhalter mittelloser Angehöriger eine höhere Entlohnung zuwendet. Indessen sind diese Fragen von so grundsätzlicher Bedeutung, daß sie wohl nur auf dem Wege der staatlichen Gesetzgebung gelöst werden können oder durch Lohn vertrage mit ganz großen Interessen verbänden, so daß eine unterschiedliche Behandlung des Einzelnen ausgeschlossen ist. Die Frage des Arbeitslohnes ist so alt wie die Lohnarbeit selbst. Immer wieder zeigt sich, was auch in der vorliegenden Erörterung durchaus zugegeben wird, daß „ein vollkommen gerechter Lohn, der den berechtigten Ansprüchen des Unternehmers und des Arbeiters in gleicher widerspruchsloser Weise gerecht wird, leider ein frommer Wunsch ist und bleibt“. Trotzdem: Wir leben im Zeitalter des Arbeiters und die Frage der gerechten Entlohnung hat heute mehr Bedeutung denn je; ihre ausführliche Erörterung ist deshalb durchaus zu begrüßen, weil sie zur Klärung des Verhältnisses zwischen Arbeiter und Unternehmer – und der Arbeiter will ja heute sein eigener Unternehmer werden – beitragen kann. Dipl.-Ing. W. Speiser. Gießerei. Entlader und fahrbare Verlader für Massengut. Die möglichst ausgiebige Verwendung maschineller Vorrichtungen, insbesondere der Transport- und Verladevorrichtungen, wird in Zukunft auch für kleinere Gießereibetriebe zur zwingenden Notwendigkeit werden. In der Gießereizeitung werden einige solcher Apparate, wie sie von Heinzelmann & Sparmberg in Hannover hergestellt werden, von W. Venator beschrieben. Es handelt sich um Spezialkonstruktionen von ortfesten und fahrbaren Entlade- und Beladevorrichtungen für den Gießereibetrieb, wie sie sich zur Beförderung von Kohlen, Koks, Sand, Ton, Aschen, Schlacken u. dgl. verwenden lassen. (Gießereizeitung 1919, S. 147.) Das Formen auf Rüttelformmaschinen. Es ist nicht allgemein bekannt, daß die Rüttelformmaschine nicht nur bei Massenguß, sondern auch in denjenigen Gießereibetrieben vorteilhaft verwendet wird, die nach ihren Modellen immer nur einzelne Abgüsse anzufertigen haben. Die vielseitige Verwendung für solche Zwecke wird in „Stahl und Eisen“ (1919, S. 600) an einigen Beispielen gezeigt. Nicht nur kleinere Gußstücke, wie Achslager, Pflugkörper und Zahnräder, sondern selbst schwere Stahlgußstücke für den Schiffbau in Formkästen bis 3 m2, die ein Hubvermögen bis 25000 kg bedingen, werden auf der Rüttelformmaschine wirtschaftlich hergestellt. Verwertung von Abhitze aus Schmelzöfen. Nach The Foundry (1917, S. 95), Stahl und Eisen (1919, S. 601) hat man in Amerika die heißen Abgase zweier 20 t-Schmelzöfen zum Betrieb eines Wasserrohr-Dampfkessels für 400 PS mit Erfolg nutzbar gemacht. Die beiden Oefen waren dabei nur abwechselnd in Betrieb und an den Kessel angeschlossen. Die Abhitze eines solchen Ofens reichte aus, den Kessel täglich 9 Stunden unter dem nötigen Betriebsdruck zu halten, während in der Schmelzpause eine Hilfsfeuerung in Tätigkeit trat. Der Kessel erforderte sorgfältige Wartung, und alle 6 Wochen mußten die Rohre ausgeblasen werden. Täglich sollen bei diesem Betrieb 112000 kg (?) Wasser verdampft worden sein. Spannungen in Grauguß. O. Banse hat eingehende Versuche angestellt, um den Einfluß der Gattierung und des Feuchtigkeitsgrades der Form auf die Spannungen im Grauguß festzustellen (Stahl und Eisen 1919, 314, 436, 596). Danach ist zur Vermeidung von Spannungen dem Trockenguß unbedingt der Vorzug zu geben, doch müssen auch Gießer und Konstrukteure mehr als bisher Hand in Hand miteinander arbeiten. Auch dürfen für die Abgüsse nur solche Wandstärken gewählt werden, daß nach dem Gießen eine möglichst gleichmäßige Abkühlung erfolgt. Die Arbeit bietet dem Praktiker praktisch brauchbare Hinweise zur Bekämpfung der durch die Spannungen hervorgerufenen Uebelstände. Verbrennungsvorgänge und ihre Berechnung. In der Gießerei-Zeitung (1919, S. 161) bringt Erbreich eine leicht verständliche Zusammenstellung der für die Berechnung der Verbrennung fester, flüssiger und gasförmiger Brennstoffe bekannten Berechnungen, die an Hand von Beispielen näher erläutert werden. Lb. Elektrotechnik. Selbsttätige Fernsprechanlagen. Rein mechanische Tätigkeiten von menschlichen Arbeitskräften auf geeignete Maschinen und Apparate zu übertragen, ist eine wichtige Aufgabe der fortschreitenden Technik. In welcher Weise das auf dem Gebiete des Fernsprechwesens geschehen ist, zeigt eine Druckschrift „Selbsttätige Fernsprechanlagen für Großbetriebe“, die das Wernerwerk der Siemens & Halske A.-G. kürzlich herausgegeben hat. Hiernach sind an selbsttätigen Fernsprechanlagen für Inland und Ausland allein von diesem einen Werk bis Oktober 1918 58 öffentliche Anlagen mit 96120 Anschlüssen, 713 Anlagen mit 42589 Anschlüssen für den inneren Verkehr sowie 192 Anlagen mit 1872 Amtsleitungen und 10075 Nebenstellen für den Außenverkehr von Behörden, Banken, Fabriken and anderen Handels- und Industriebetrieben geliefert worden. Zu dieser Verbreitung haben die Vorteile des selbsttätigen Fernsprechsystems, von denen die Einschränkung des Bedienungspersonals, die Schnelligkeit der Herstellung der Verbindungen, das Vermeiden der lästigen Falschverbindungen und die unbedingte Wahrung des Gesprächsgeheimnisses die wertvollsten sein dürften, ganz besonders beigetragen. Die Druckschrift gibt zunächst eine allgemeine Erläuterung der selbsttätigen Anlagen mit Abbildungen einiger äußeren Sprechgeräte und bemerkenswerter Teile der inneren Einrichtung. Den größeren Teil bildet eine Liste der bisherigen Anlagen, in die eine Reihe von Abbildungen der Schalträume kleinerer und umfangreicher Anlagen aufgenommen ist. Die Druckschrift ist für eine allgemeine Unterrichtung über das selbständige Fernsprechwesen sehr geeignet. Wirtschaft. Preisausschreiben. Der Reichskommissar für Fischversorgung setzt einen Preis von 10000 M (wörtlich: zehntausend Mark) aus für eine praktisch brauchbare Anzeigevorrichtung, durch welche an Bord des Fischereifahrzeuges erkannt werden kann, wenn mit dem Grundschleppnetz eine Mine gefischt wird. Der Apparat muß einfach und zuverlässig arbeiten und auch auf kleineren Fahrzeugen mit Bordmitteln bedient werden können. Durch Anbringung und Anwendung des Apparates darf der Fischereibetrieb in keiner Weise eine Störung erfahren. Der Fischereiförderung G. m. b. H. müssen auf Verlangen mindestens 50 Stück von dem prämiierten Apparat zum Herstellungspreise zur Verfügung gestellt werden. Die Zuerkennung des Preises entscheidet eine Kommission, welche zusammengesetzt ist aus einem Vertreter des Reichskommissars (Vorsitz), zwei technischen Sachverständigen, einem Fischdampferreeder und drei Führern von Fischereifahrzeugen. Die Entscheidung der Kommission ist endgültig und unanfechtbar. Bei zwei gleichwertigen Konstruktionen behält sich die Kommission eine Teilung des Preises vor. Nur Reichsdeutsche sind zur Bewerbung zugelassen. Die Bewerbungen sind baldmöglichst beim Reichskommissar für Fischversorgung, Berlin W 8, Behrenstraße 64/65 unter dem Kennwort „Minen-Anzeiger für Fischereifahrzeuge“ einzureichen. Preisausschreiben der Abteilung für Bergbau an der Techn. Hochschule zu Berlin. (Jubiläumsstiftung.) Auf Grund der Bestimmungen der „Jubiläumsstiftung zur Förderung des heimischen Bergbaues“Begründet bei der vormaligen Königl. Bergakademie zu Berlin. wird folgende Preisaufgabe zur Bearbeitung gestellt: „Für die Anwendung des Vakuum-Verfahrens an Stelle der in den Braunkohlen-Brikettfabriken bisher üblichen Trocknung sind brauchbare Ausführungsvorschläge zu machen und unter Darlegung der erreichbaren technischen und wirtschaftlichen Vorteile zu begründen.“ Die Arbeiten sind bis zum 15. Juli 1920 an den Vorstand der „Jubiläumsstiftung zur Förderung des heimischen Bergbaus“, Charlottenburg, Technische Hochschule, Abteilung für Bergbau, durch die Post eingeschrieben zu senden. Für die beste Lösung ist ein Preis von 1000 M ausgesetzt. Satzungsgemäß dürfen hierbei nur reichs-deutsche Bergleute berücksichtigt werden, die an der Bergbau-Abteilung der Technischen Hochschule zu Berlin studieren oder ihr Studium daselbst oder an der vormaligen Kgl. Bergakademie Berlin vollendet haben. Die näheren Bestimmungen für den Preisbewerb sind beim Sekretariat der Abteilung für Bergbau, Charlottenburg, Berlinerstraße 170, zu erfahren. Zusammenschluß im Isoliergewerbe. Am 26. bis 28. Juni tagte in Eisenach der Wirtschaftsbund für das Isoliergewerbe in Deutschland, Verwaltungssitz Dortmund, der die Interessen des gesamten Isoliergewerbes vertritt. Die Verständigung unter den in Betracht kommenden Kreisen ergab die Uebernahme des im vorigen Jahre zunächst von einigen großen Isolierfirmen gegründeten, dem Laboratorium für technische Physik der technischen Hochschule München angegliederten Forschungsheims für Wärmewirtschaft durch den Wirtschaftsbund. Die allgemeinen wissenschaftlichen Arbeiten des Forschungsheims sollen die Kenntnisse der physikalischen Eigenschaften der Isolierstoffe erweitern. Das Forschungsheim ist für die Mitglieder des Wirtschaftsbundes wissenschaftliche Beratungsstelle, stellt aber auch Behörden und sonstigen Verbrauchern wissenschaftlichen Rat zur Verfügung. Es werden auch systematische Untersuchungen ausgeführt. Die Aufklärungstätigkeit erfolgt durch Veröffentlichungen allgemein wissenschaftlichen Inhalts. In den verschiedenen Bezirken werden Ueberwachungsstellen geschaffen für gewerbliche Wärmeerzeugung und Wärmeverwertungsanlagen, sowie für Ueberwachung der sparsamen Wärmewirtschaft im Bauwesen. Die Mitglieder haben sich für Fragen im Gewerbe und Handel einem Schiedsvertrage unterworfen. Der Wirtschaftsbund steht in engster Fühlung mit der Brennkrafttechnischen Gesellschaft, Berlin, um in deren Fachausschuß dahin mitzuwirken, daß durch bestmöglichste Verwendung der Isoliermaterialien und ihre Anwendung in der Maschinentechnik und Baupraxis die größtmöglichste Kohlenersparnis bei maschinellen Anlagen und im Bauwesen erzielt wird. Zwischensemester an technischen Hochschulen. Für die technischen Hochschulen Charlottenburg, Hannover und Breslau ist ein zweites Zwischensemester für die Zeit vom Montag, 22. September, bis Sonnabend, 20. Dezember 1919 festgesetzt. An den technischen Hochschulen Danzig, Aachen und Darmstadt findet kein Zwischensemester statt. Das Wintersemester beginnt und schließt wie gewöhnlich.