Titel: Polytechnische Schau.
Fundstelle: Band 335, Jahrgang 1920, S. 178
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Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Gastechnik. Ueber die Reinigung des Steinkohlengases von Schwefelwasserstoff macht Dr. Ph. Schumann eingehende Mitteilungen. Der Schwefelwasserstoff muß aus dem Gase mit großer Sorgfalt entfernt werden, nicht nur wegen seiner giftigen und schädlichen Eigenschaften, sondern namentlich wegen der Bildung von schwefliger Säure bei der Verbrennung von schwefelwasserstoffhaltigem Gas. Je höher der Schwefelgehalt einer Kohle ist, um so höher ist im allgemeinen auch der Schwefelwasserstoffgehalt des daraus erzeugten Gases. Der Schwefelgehalt deutscher Gaskohlen beträgt im Mittel bei Saarkohle 0,80 v. H.,    schlesischer Kohle 0,68 v. H., Ruhrkohle 1,04 v. H.,    sächsischer Kohle 1,13 v. H. Hiervon gehen im Durchschnitt 29 bis 35 v. H. in Form von Schwefelwasserstoff in das Gas über, das somit 0,55 bis 0,93 Volumprozente Schwefelwasserstoff oder in 100 m3 800 bis 1250 g Schwefel enthält. Die Hauptmenge des Schwefels (62 bis 63 v. H.) bleibt also im Koks zurück und etwa 3 v. H. des Kohlenschwefels findet sich im Teer. Englische Gaskohlen enthalten erheblich mehr Schwefel und liefern daher ein Gas mit 0,8 bis 2,5 Volumprozenten Schwefelwasserstoff. Ein beträchtlicher Teil des Schwefelwasserstoffs wird bereits in den Kondensaten der Kühler sowie in den Ammoniakwäschern ausgeschieden (etwa 20 bis 60 v. H. der Gesamtmenge je nach der Führung des Betriebs) und gehen fast gänzlich verloren. Die Menge des in den Trockenreinigern gewonnenen Schwefels beläuft sich bei sämtlichen rund 1700 Gaswerken Deutschlands schätzungsweise auf 20000 t im Jahre, wenn man die im Jahre 1913 von den Gaswerken verarbeitete Kohlenmenge von rund 8,5 Mill. t zugrunde legt. In Friedenszeiten hatten die meisten Gaswerke aus dem Verkauf der schwefelhaltigen Reinigungsmasse keinen Gewinn, da diese Massen nur nach ihrem Gehalt an Berliner Blau bezahlt wurden, dagegen wurde die Reinigungsmasse im Kriege eine gesuchte Schwefelquelle, namentlich für die Fabrikation von Sulfitzellstoff. Das bei der Reinigung des Gases mit Raseneisenerzen oder künstlicher Luxmasse, die in flachen, luftdicht verschlossenen Eisenkästen auf Horden etwa 30 cm hoch locker aufgeschüttet wird, entstehende Eisensesquisulfid (Fe2 S3) geht durch Zufuhr von Luft und Wasser wieder in das ursprüngliche Eisenoxydhydrat über, wobei der gesamte Schwefel in freier Form abgeschieden wird. Von dieser Umwandlung wird bei der Regenerierung der Reinigungsmassen bei sämtlichen Gaswerken ein ausgiebiger Gebrauch gemacht. Das Einbringen der Masse in die Kästen, das Ausräumen und der Transport zu dem Regenerierraum sowie das Wiedereinräumen in die Kästen erfordern, wenn auch der Transport der Masse auf mechanischem Wege erfolgt, dennoch einen großen Aufwand an Handarbeit und verursachen somit erhebliche Kosten, weshalb man diese Arbeitleistung nach Möglichkeit zu verringern sucht. Dies gelingt einmal, indem man dem Gas, ehe es in die Reinigerkästen eintritt, 1 bis 2 Volumprozente Luft zusetzt, wodurch die Rückbildung von Eisenoxydhydrat aus dem Sulfid teilweise schon in den Kästen selbst vor sich geht. Ferner erreicht man auch durch tägliches Umschalten der Reihenfolge der Kästen (meist sind vier Kästen zu einem System durch Rohrleitungen vereinigt) eine höhere Leistung der Masse, so daß man diese nun nur noch zwei- bis dreimal (früher dagegen bis zu 14 mal) aus den Kästen herauszunehmen braucht, um eine verkauffähige schwefelreiche Masse zu erzielen. Die Betriebüberwachung der Reinigeranlage erstreckt sich auf die Messung des Druckes in jedem Kasten sowie auf die tägliche Prüfung des Schwefelwasserstoffgehaltes des aus dem vorletzten und dem letzten Kasten austretenden Gases. Mit 1 m3 Masse können beim Arbeiten mit Luftzusatz bis zu 100000 m3 Gas gereinigt werden, bei der früheren Arbeitweise dagegen höchstens 50000 m3. Verfasser macht weiter nähere Angaben über die Anlage- und Betriebkosten der Trockenreinigung, aus denen hervorgeht, daß der Betrieb der Trockenreinigung für die Gaswerke stets mit Kostenaufwand verbunden ist, da die Anlagekosten im Verhältnis zu den Erträgnissen sehr hoch sind. Hierzu kommt, daß die Reinigerkästen sehr viel Grundfläche erfordern. Zum Schluß berichtet Verfasser über die Bestrebungen zur Verbesserung der Schwefelreinigung des Gases, doch hat sich von diesen neueren Verfahren noch keines im Dauerbetriebe bewährt. (Journal für Gasbeleuchtung, 62. Jahrg., S. 77 bis 81.) Sander. Erdgasquelle in Neugamme bei Hamburg. Wie noch vielen in Erinnerung sein wird, wurde im August 1910 bei der Niederbringung eines Versuchs-Tiefbrunnens in der Nähe von Neuengamme bei Hamburg durch Zufall ein Erdgas-Vorkommen festgestellt, dessen freigelegte Gase sich infolge unglücklicher bisher nicht einwandfrei erkannter Umstände entzündeten. Ganz Hamburg fuhr damals nach Neuengamme, um die gewaltigen Flammen, welche Tag und Nacht brannten und die Nacht kilometerweise taghell erleuchteten, zu sehen. Der Bohrturm wurde zerstört, nach kurzer Zeit bildete sich ein glühender Trümmerhaufen aus der Lokomobile, den Pumpen, Winden und sonstigen Eisenteilen, über welche die 15 m hohen, alles in Weißglut versetzenden Flammen hinwegstießen. Dabei war ein Getöse mit meilenweiter Fernwirkung entstanden. Nachdem der Brand gelocht, die Gasquelle abgefangen, gefaßt und mittels einer Fernleitung den Hamburger Gaswerken zugeführt worden war, deckte sie bis in das Jahr 1918 hinein einen erheblichen Teil des für Hamburg erforderlichen Bedarfs. Die bereits in den ersten Kriegsjahren einsetzende Kohlenknappheit erforderte auch für Hamburg eine immer stärkere Inanspruchnahme der Gasquelle, worauf sich eine im Verhältnisse zu den Vorjahren ständig stärkere Druckverminderung einstellte. Durch den verminderten Druck fielen die unverrohrt gebliebenen Gebirgsschichten zwischen dem Schneideschuh, der letzten Rohrtour und den Gasträgern zusammen, so daß eine Verstopfung eintrat, welche das Ausströmen des Gases mehr und mehr verhinderte. Im November 1919 entschloß sich darauf die Stadtverwaltung Hamburg mit der Niederbringung einer neuen Gasbohrung zu beginnen. Unter Benutzung der bei der ersten Bohrung gemachten Erfahrungen, gelang es, wie uns der Tiefbohrtechnische Verein E. V., Berlin, mitteilt, innerhalb von 6 Wochen mit vollem Erfolge fündig zu werden. Das Erdgas trat unter einem Drucke von etwa 8 at zutage und schleuderte bei seinem Ausbruch eine zur Entsumpfung dienende 8 m lange Schlammbüchse von 165 mm äußeren Durchmesser durch das 22 m hochgelegene Bohrturmdach. Das Gas wurde sofort abgefangen und durch eine bereits gelegte Rohrverbindung nach Hamburg weitergeleitet. Dem drückenden Gasmangel in Hamburg war nunmehr abgeholfen und wurde darauf an die Aufwältigung der verstopften alten Gasquelle herangetreten, welche Arbeit ebenfalls mit bestem Erfolge durchgeführt werden konnte. Wie wir hören, sollen die beiden miteinander in Verbindungen stehenden Gasquellen zusammen über 100000 m3 Gas pro Tag fördern. Bei der Schwierigkeit der Kohlenbeschaffung bedeutet dies für Hamburg einen Gewinn, um welchen Hamburg von allen anderen Städten Deutschlands beneidet werden kann. Kohlenwirtschaft. Das Braunkohlen-Institut der Technischen Hochschule Berlin. Bereits vor einigen Jahren hat sich eine „Gesellschaft zur Errichtung einer Anstalt für Braunkohlentechnik und Mineralölchemie an der Technischen Hochschule Berlin“ auf getan, mit dem Zweck, eine seit langem schmerzlich empfundene Lücke in dem Lehr- und Forschungsbetriebe der Hochschule auszufüllen. Gehören doch die Aufgaben, die ein solches Institut zu lösen hat, zu den Aufgaben, von deren Lösung die Zukunft der deutschen Wirtschaft abhängt, zu den Aufgaben, deren Bedeutung für die Zukunft unseres Vaterlandes garnicht hoch genug veranschlagt werden kann. Es ist der Kampf wohl bekannt, den England und Amerika um die Beherrschung der Oelvorkommen der Welt führen. Uns sind nach außen hin die Hände auf diesem Gebiete gebunden, aber im Inlande können wir sie regen, indem wir die Oelschätze heben, die in unseren Brennstoffen ruhen. Die rauchenden Schornsteine sind der weithin sichtbare Protest dieser für uns so bedeutsamen Wertstoffe gegen ihre unsachgemäße Vergeudung. Die unmittelbare Verfeuerung bituminöser Kohle ist, volkswirtschaftlich betrachtet, eine nicht wieder gutzumachende Verschwendung unersetzlicher Bodenschätze. Für das Braunkohleninstitut sind drei Abteilungen vorgesehen, eine bergbautechnische Abteilung, eine verbrennungstechnische und eine mineralölchemische Abteilung. Für die mineralölchemische Abteilung ist bereits ein vollkommen eingerichtetes Versuchslaboratorium zur Bewertung und Verarbeitung der Mineralölerzeugnisse vorhanden und im Besitz der genannten Gesellschaft. Neben dem mineral-ölchemischen Laboratorium bringt die Gesellschaft noch die bereits gefundenen Lösungen für eine Reihe höchst bedeutsamer Aufgaben als Patengabe mit. Für die Anstalt sollen an der Hochschule zwei neue Lehrstühle errichtet werden, der eine für Braunkohlentechnik, der andere für Mineralölchemie. Ein Lehrstuhl für Verbrennungstechnik besteht bereits. Auch das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat sich von der außergewöhnlichen Bedeutung, die der Gründung des Braunkohlen-Instituts für die zukünftige Gestaltung unseres Wirtschaftslebens beizumessen ist, überzeugt und steht den Anträgen der Gesellschaft wohlwollend gegenüber. Es wäre in der Tat aufs tiefste zu beklagen und es wäre auch gar nicht zu verstehen, wenn die Regierung nicht mit beiden Händen zufassen wollte, wo ihr ein in der ganzen Welt einzig dastehendes mineralölchemisches Laboratorium bereits fix und fertig in den Schoß fallen würde. Eile tut allerdings not! E. Jahnke. Zur Frage der Kohlenlieferung nach Wert. Schon seit vielen Jahren sind die Großverbraucher von Kohle bemüht, die Einführung von Heizwert- oder Reinheitgarantien im Kohlenhandel zu erreichen, doch scheiterten diese Bestrebungen bisher an dem Widerstand des Kohlensyndikats sowie der staatlichen Bergwerkdirektion. Mit der Einführung des neuen Kohlengesetzes und der Schaffung eines Reichskohlenrats haben diese Bestrebungen, wie Dr. K. Bunte im Journal für Gasbeleuchtung, Bd. 62, S. 149 bis 152 ausführt, erhöhte Bedeutung erlangt. Die Verbraucher, vor allem die Gaswerke, die in hohem Maße von den Eigenschaften der gelieferten Kohlen abhängen, müssen die Sicherheit haben, daß sie mit einem gewissen Reinheitgrad der gelieferten Kohlen rechnen können. Es ist daher zu fordern, daß die Kohle nach ihrem wahren Wert bezahlt wird. Wie beträchtlich die Preisspannungen sein könnten, die für reinere Kohlen gegeben werden können, und in wie ausschlaggebendem Maße die Kosten für Fracht und Verarbeitung allein durch einen steigenden Aschengehalt beeinflußt werden, zeigt Verfasser an einem Beispiel. Danach bedeutet ein Mehrgehalt von 1 v. H. Asche für die Stadt Karlsruhe, deren Gaswerk rund 60000 t Kohle jährlich verarbeitet, eine Mehrausgabe von rund 35000 M. Aehnliche Zahlen lassen sich für alle Betriebe, die größere Kohlenmengen verbrauchen, errechnen. Für die Einführung von Garantien im Kohlenhandel sind die beiden folgenden Fragen, die bereits seit langer Zeit umstritten sind, maßgebend: 1. Wer soll die entscheidende Probenahme ausführen und wer trägt die Kosten? 2. Kann man Kohlenproben überhaupt mit genügender Sicherheit entnehmen? Zur ersten Frage bemerkt Verfasser, daß jede Grube genau weiß, welches Maß von Reinheit sie nach Abbau Verhältnissen, Separationsanlagen usw. erreichen und einhalten kann; diesen Reinheitgrad mag die Grube ihren Abnehmern garantieren. Treten nun unvorhergesehene Schwierigkeiten auf, die die Reinheit der Kohle beeinträchtigen, so wird der Abnehmer wohl für gewisse Zeit Nachlaß gewähren. Bleiben diese Schwierigkeiten aber dauernd bestehen, so ist kein Anlaß vorhanden, daß der Abnehmer die Folgen allein trägt, vielmehr könnte er dann die Grube verwarnen und von diesem Zeitpunkt ab durch einen vereinbarten Sachverständigen die Probenahme der Kohle ausführen lassen. Zeigt sich hierbei, daß der beanstandete Zustand fortbesteht, so tritt ein Preisabzug auch für die früher beanstandeten Lieferungen ein und die Grube hat die Kosten der Probenahme zu tragen. Wenn dagegen nach der Verwarnung die Kohle den gegebenen Garantien entspricht, so sind die Kosten der Probenahme von dem Abnehmer zu tragen. Dieser Weg scheint durchaus gangbar, ohne daß der Kohlenpreis dadurch ungebührlich belastet wird. Die bisher von den Kohlenerzeugern gegen die Einführung von Garantien geltend gemachten Einwände sind nicht stichhaltig, denn ebenso wie Erze, Düngemittel usw. nur nach ihrem Gehalt gehandelt und bewertet werden, ist dies auch für Kohle möglich. Allerdings muß die Probenahme sehr sorgfältig und nach einer bestimmten Vorschrift, wie sie bereits von dem Materialprüfungsamt Berlin und anderen Versuchsanstalten herausgegeben worden ist, erfolgen; dann ergibt die chemische Untersuchung der Kohle ein zuverlässiges Bild von ihrer wahren Beschaffenheit innerhalb der zulässigen Fehlergrenzen, wie Verfasser an dem Aschengehalt von 19 Proben von Förderkohle nachweist. Bei diesen 19 Proben beträgt die größte Abweichung vom Mittelwert 0,4 v. H. Bei 9 Proben indessen, also fast bei der Hälfte aller Proben, macht sich die Abweichung nur in der zweiten Dezimale bemerkbar. Da es sich bei Beanstandungen bzw. Vergütungen jedoch um ganze Prozente ober- oder unterhalb eines gewissen Spielraumes von etwa 2 v. H. handelt, so zeigen die angeführten Zahlen deutlich, daß richtig entnommene Proben weitaus genügend übereinstimmen und somit eine zuverlässige Grundlage für die Beurteilung der zu prüfenden Kohle bilden. Die Aschenbestimmung selbst aber bietet keinerlei Schwierigkeiten oder besondere Fehlerquellen. Ueberdies bestehen in Amerika, Schweden und in der Schweiz schon seit längeren Jahren Vereinbarungen über den zulässigen Asche- und Wassergehalt sowie über den Heizwert bei Kohlenlieferungen und auch die Art der Probenahme und Untersuchung der Kohle ist dabei festgelegt. Die Festsetzung eines höchstzulässigen Aschegehaltes der Kohlen ist bei den heutigen Preisen und Frachten zweifellos von höchster Bedeutung nicht nur für den einzelnen Verbraucher, sondern für die allgemeine Brennstoffwirtschaft. Sander. Elektrotechnik. Die Leistungsbewertung der Elektromotoren für aussetzende Betriebe. (E. Adler und C. Schiebeler, Elektrotechnische Zeitschrift 1920, Heft 25 und 26.) Die Frage der Leistungsbewertung von Elektromotoren für aussetzende Betriebe ist von großer praktischer Bedeutung. Ein zu kleines Modell gibt leicht Anlaß zu Betriebstörungen, während ein zu großes überflüssig großes Gewicht, erhöhten Platzbedarf, erhöhtes Schwungmoment und höheren Kostenaufwand bedingt. Bekanntlich darf die Temperatur elektrischer Maschinen gewisse Werte nicht übersteigen, da sonst die Isolation Schaden leiden würde. Bei gleichbleibender Belastung nimmt sie zuerst rasch zu, da der größte Teil der erzeugten Wärme von der Maschine aufgenommen wird. Späterhin flacht sich die Temperaturkurve mehr und mehr ab, in dem Maße, in dem die Wärme an das Kühlmittel, z.B. die umgebende Luft, abgegeben wird, und nähert sich einem Endwerte, dessen Höhe für ein bestimmtes Modell durch die Kühlmitteltemperatur und die Höhe der Belastung bedingt ist. Die Wärmeaufnahme- und Abgabefähigkeit ist in hohem Maße von der Konstruktion und der Art der Maschine abhängig. Es ergibt sich damit ein gewisser Höchstwert für die Dauerbelastung einer Maschine. Wird die Belastung unterbrochen, so nimmt die Temperatur der Maschine erst rasch, dann immer langsamer ab. Währt die Belastung nur kurze Zeit, und ist die darauffolgende Pause lang genug, daß sich die Maschine wieder völlig auf die Temperatur des Kühlmittels abkühlen kann, so kann die mit Rücksicht auf die Erwärmung zulässige Belastung um so höher sein als die Dauerlast, je kürzer die Belastungszeit und je größer das Wärmeaufnahmevermögen des Motors ist. Bei vielen elektrischen Antrieben liegt in der Praxis der Fall so, daß sie zwar nur kurze Zeit in Betrieb sind, daß aber die Pausen nicht genügend lang sind, als daß sich die Maschine wieder völlig abkühlen könnte. Im Verlauf der einzelnen Arbeitspiele wird dann die Temperatur allmählich höher und höher werden und nähert sich wiederum einem bestimmten Endwerte. Da es nun nicht möglich ist, jeden einzelnen Motor mit der Reihenfolge der Arbeitspiele zu prüfen, die seiner Verwendung entspricht, so wählt man das Modell entweder nach der Dauerleistung oder der Stundenleistung, die dem aussetzenden Betriebe gleichwertig ist, oder man bestimmt für jedes Modell die Leistung, die die Maschine 10, 30, 60, 90 Minuten lang hergeben kann, und sucht sich das für die gegebenen Betriebsverhältnisse am besten passende Modell aus. Bei dieser Auswahl ist zu beachten, daß nach dem oben Gesagten die Erwärmung eines Motors außer von Motorart, Schutzart, Leistung und Drehzahl einerseits abhängt von der prozentualen Einschaltdauer, das ist der Summe aller Einschaltzeiten in der Stunde bezogen auf die Stunde, und andererseits von der Schwere der Belastung, die ausgedrückt wird durch das Verhältnis der Durchschnittsbelastung zur höchsten. Hierbei sind auch die Beschleunigungs- und die Bremswärme mit in Rechnung zu ziehen. Die Beschleunigungswärme kann durch einen Zuschlag zur Vollastleistung berücksichtigt werden, der von dem Verhältnisse der Beschleunigungszeit zur Einschaltdauer und der Größe des Anlaufstromes im Vergleich zum Vollaststrome abhängt. Der Ersatz des Aussetzerlaufs durch einen Dauerlauf oder einen kurzzeitigen Lauf ist jedoch nicht einwandfrei, da die Abkühlungsverhältnisse verschieden sind. Auch ist die richtige Wahl der Ersatzleistung bzw. der Bewertungszeit für unregelmäßig aussetzende Betriebe nicht einfach. Die Verfasser schlagen deshalb vor, für jedes Modell vier Belastungsreihen aufzustellen und in den Preislisten die entsprechenden zulässigen Vollastleistungen anzugeben. Es soll entsprechen: Reihe I einer wechselnden Belastung b. 15 v.H. Einschaltdauer,    „    II vollen 15 oder wechselnden 25 Reihe III vollen 25 oder wechselnden 35 Reihe IV vollen 35 Hierbei beträgt die Schwere der Belastung bei wechselnder Last etwa 60 v. H. Um den zu jedem Modell und jeder Belastungsreihe zugehörigen Nennlauf zu ermitteln, mit dem die Maschine zu prüfen ist, wird vorgeschlagen, einen Aussetzerlauf auszuführen. Als Aussetzer-Prüfleistung wird die Leistung gewählt, die der Motor bei 25 v. H. Einschaltdauer hergeben kann. Da die Endtemperatur eines bei bestimmter Vollastleistung aussetzend arbeitenden Motors nur von der prozentualen Einschaltdauer abhängig ist, die wirkliche Dauer von Einschaltzeit und Pause dagegen die Belastungsfähigkeit wenig beeinflußt, so kann die Einschaltzeit beliebig, z.B. zu 3 Minuten, gewählt we2den. Neben dem Aussetzerlauf, der die Wärmeabgabefähigkeit kennzeichnet, ist noch ein kurzzeitiger Lauf, etwa ein Stundenlauf, auszuführen, der das Wärmeaufnahmevermögen des Motors angibt, das die kurzzeitige Ueberlastbarkeit zeigt. Pur Untersuchung der Belastungsverhältnisse aussetzender Betriebe empfiehlt sich die Verwendung eines von der AEG gebauten Spielzählers, der die Dauer der Einschaltzeiten und der Pausen aufzeichnet, in Verbindung mit einem Strom- oder Leistungszähler. Die Verfasser schlagen auf Grund ihrer Untersuchungen vor, die Maschinennormalien des Verbandes deutscher Elektrotechniker dahin abzuändern, daß die Bewertung der Maschinen mit Aussetzerbetrieb in der oben angegebenen Weise zu erfolgen hat. Dr.-Ing. Bachmann. Wirtschaft. Preisaufgaben für das Jahr 1920/1921 an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. Aufgabe der Abteilung für Maschinen-Ingenieurwesen: Der Entwurf der Schaufelung für die außen beaufschlagte Ueberdruck-Turbine (Francis-Turbine) stützt sich üblicherweise auf die Annahme eines Strombildes im Achsialschnitt, für dessen Gestalt in der Literatur eine Reihe verschiedener Gesichtspunkte geltend gemacht sind. Die letzteren sind einheitlich zu ordnen und an Hand von Beispielen, die der Bewerber selbst zu wählen hat, zu kritisieren, wobei die Untersuchung auf den Einfluß der Reibung und einer Veränderung der Aufschlagwassermenge auszudehnen ist. Aufgabe der Abteilung für Schiff- und Schiffsmaschinenbau: Auf Grund der neueren, durch Versuche und Erfahrungen der Luftfahrt gewonnenen, Anschauungen über die aerodynamischen Vorgänge an Flächen soll die Wirkungsweise des Windes auf Segel untersucht und Vorschläge für Aenderungen der Takelung der großen Segelschiffe gemacht werden. Aufgabe der Abteilung für Chemie und Hüttenkunde: Die in den Fachzeitschriften und der Patentliteratur veröffentlichten Verfahren zur elektrolytischen Herstellung von Aluminium und Aluminiumlegierungen sind experimentell zu erproben und bezüglich ihrer Wirtschaftlichkeit eingehend zu vergleichen. Hierbei sind diejenigen Verfahren besonders zu berücksichtigen, welche ausschließlich solche Rohstoffe benötigen, die in Deutschland in ausreichender Menge und in geeigneter Beschaffenheit vorhanden sind. Aufgabe der Abteilung für Bergbau: Die unbedingte Sparsamkeit in der Brennstoff Wirtschaft, die Rücksicht auf eine möglichst vollkommene und reine Ausgewinnung der Bodenschätze sowie der Schutz der Oberfläche erheischen dringend eine Beschränkung der Abbauverluste auf das geringst mögliche Maß. Es ist daher zu untersuchen, ob im Braunkohlentiefbau bei den jetzigen oder anderen vorzuschlagenden Abbaumethoden ein Spülversatzverfahren, ähnlich wie es der Steinkohlenbergbau seit mehr als 10 Jahren anwendet, zweckmäßig sein würde und wie das Verfahren auszugestalten wäre. Aufgabe der Abteilung für Allgemeine Wissenschaften: Die klassische Thermodynamik besitzt für die Betrachtung der idealen Gase außer ihren allgemein gültigen beiden „Hauptsätzen“ noch zwei wertvolle besondere Gesetze in Gestalt von einfachen endlichen Gleichungen: 1. die Zustandsgleichung zwischen Volumen, Druck und Temperatur, 2. die lineare Gleichung zwischen innerer Energie und Temperatur allein. Für nicht-ideale Gase (Dämpfe, sogar Flüssigkeiten) hat die 1. Zustandsgleichung schon längst brauchbare Erweiterungen erfahren (v. d. Waals, Clausius und andere). Es soll nun versucht werden, in ähnlicher Absicht eine endliche Formel für 2. die innere Energie als Funktion meßbarer Zustandsgrößen, gültig für nicht-ideale Gase, zu finden. Sei es, daß dahingehende Ansätze aus der Literatur nachgewiesen und erläutert werden, oder daß solche neugestaltet werden. Bedingungen für die Preisbewerbung: 1. Nur die Studierenden (nicht Hörer) der Technischen Hochschule zu Berlin sind zur Preisbewerbung berechtigt. 2. Die Lösungen müssen eigene Ausarbeitungen der Verfasser sein. 3. Die Lösungen müssen bis zum 1. Mai 1921 unter den Adressen der Abteilungsvorsteher, versiegelt und mit einem Kennwort versehen, in dem Sekretariat der Hochschule eingeliefert werden. 4. Der Lösung ist in versiegeltem Umschlage, der außen dasselbe Kennwort aufweisen muß, welches die Ausarbeitung trägt, ein Zettel beizufügen, auf welchein der Name des Verfassers, die Bezeichnung als Studierender der Technischen Hochschule sowie die eidesstattliche Versicherung steht, daß die Anfertigung der Arbeit selbständig und ohne fremde Beihilfe erfolgt ist. Die genannte Versicherung ist außerdem dem Text der Arbeit sowie jeder dazugehörigen Beilage (Zeichnung) beizufügen, wobei an Stelle des Namens „der Bewerber“ zu setzen ist. Protest gegen Entente-Willkür. Die bedeutendsten technischen Fachvereine haben gegen das Verlangen des Interalliierten Marine-Ueberwachungsausschusses nach Auslieferung technischer Zeichnungen und Geheimpatente unserer Schiffbauer bei der deutschen Regierung Protest eingelegt. Deutsch-Oesterreichische Aussteller auf der Technischen Messe in Leipzig. Wie das Wiener Handelsmuseum dem Meßamt mitteilt, werden die technischen Industrien Deutsch-Oesterreichs sich mit einer geschlossenen Ausstellung an der Technischen Messe in Leipzig (15. bis 21. August) beteiligen, und zwar wird die Ausstellung im Oesterreichischen Meßhaus, Hainstr. 16/18, untergebracht werden. Die 2000ste Lokomotive der Linke-Hofmann Werke Breslau. Die Linke-Hofmann Werke Breslau lieferten am 30. Juni ihre 2000ste Lokomotive ab, die den Typ der stärksten 6achsigen Dreizylinder-Heißdampf-Güterzuglokomotive der Preußischen Staatseisenbahn-Verwaltung darstellt. Die Lokomotive hat ein Gewicht von 141000 kg und eine Leistung von rund 2000 PS. Diese 2000ste Lokomotive ist gleichzeitig das rund 170000ste Fahrzeug, das die Linke-Hofmann Werke seit ihrem Bestehen auf die Schienen gebracht haben. Die drahtlose Telegraphie im Dienste der Leipziger Messe. In einer Besprechung mit dem Meßamt und der Handelskammer Leipzig hat Ministerialdirektor Bredow vom Reichspostministerium zugesagt, daß der Funkdienst des Reiches während der kommenden Herbstmesse für die Uebermittlung der Telegramme der Meßbesucher nach dem Ausland zur Verfügung stehen wird. Statt daß die für das Ausland bestimmten Funktelegramme wie bisher erst in Berlin gesammelt werden, soll die zweite Funkstation beim Telegraphenamt Leipzig, die bis zum Herbst fertiggestellt sein wird, die Nachrichten unmittelbar nach Königs-Wusterhausen an die dortige Groß-Station zur Weitergabe ins Ausland leiten. Diese Station war ursprüglich für den innerdeutschen Verkehr bestimmt; für diesen Zweck soll künftig aber eine besondere dritte Station beim Leipziger Telegraphenamt eingerichtet werden, so daß dann die zweite Station wieder der Bewältigung des deutschen Verkehrs dienstbar gemacht werden kann.