Titel: Polytechnische Schau.
Fundstelle: Band 336, Jahrgang 1921, S. 188
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Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Wärmewirtschaft. Ersparnisse durch Verwendung von Absperrvorrichtungen mit geringem Einzelwiderstand. Die meisten Vorschläge, welche gemacht werden in dem Bestreben, die Wärmeausnutzung wirtschaftlicher zu gestalten, beschäftigen sich mit dem Verbrennungsvorgange und der Veredelung des Heizstoffes. Zweifellos sind aber größere Fortschritte bei der Verwendung der Wärme zu erzielen als bei ihrer Erzeugung. Starke Verluste treten beispielsweise bei der Fortleitung der an Dampf, Flüssigkeiten oder Luft gebundenen Wärme auf. Sie sind jedoch bis zu einem gewissen Grade vermeidbar. Vermindert man nämlich die Widerstände in den Leitungen, so lassen sich mit ihnen größere Leistungen erreichen oder man erhält dieselbe Leistung bei geringerer Rohrweite. Dies ist als ein Vorzug zu betrachten, denn bei engeren Leitungen sind die Wärmeverluste und Herstellungskosten kleiner* Besonders große Einzelwiderstandszahlen besitzen meist die Absperrvorrichtungen. Sie können andrerseits leicht ausgebaut und ersetzt werden. Hier ist also die Möglichkeit gegeben, schnell und wirksam Abhilfe zu schaffen. Den zahlenmäßigen Nachweis dafür liefert K. Schmidt in Heft 13 der Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb. Er untersuchte eine Rohrleitung für Heißdampf mit einer Absperrvorrichtung am Anfang und am Ende. Ihre Länge betrug 50 m. Die Anfangsspannung war 9,6 at bei 300° C. Für die Fortbewegung eines Dampfgewichtes von 3400 kg/St, nutzte man einen Spannungsabfall von 6000 kg/m2 aus. Schieber, Eck- und Durchgangsventil wurden hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit verglichen, indem man die für die verschiedenen Absperrvorrichtungen erforderlichen Rohrweiten rechnerisch ermittelte. Es zeigte sich, daß die Verwendung von Schiebern an Stelle von Durchgangs- und Eckventilen eine Ersparnis von Anlage kosten im Betrage von 2314 beziehungsweise 1212 M. mit sich bringt. Der Aufwand für die jährlichen Brennstoffkosten ist bei Schiebern um 1650 M. und bei Eckventilen um 963 M. geringer als bei Durchgangsventilen, sofern eine Betriebszeit von 8760 Jahresstunden angenommen wird. Berücksichtigt man ferner die Summen für Verzinsung, Abschreibung und Instandhaltung, so ergibt sich, daß durch zweckmäßige Maßnahmen ganz erhebliche Gesamtersparnisse zu erzielen sind. Diese betragen in dem vorliegenden Beispiele bei Benutzung eines Schiebers 2344 M. und bei Eckventilen 1327 M. im Jahre. Wenn die zu fördernde Dampfmenge steigt, wächst auch die erreichbare Kostenverminderung. Da gegenwärtig die jährlichen Aufwendungen für Brennstoff fast ebenso groß sind als die einmaligen Anlage- und Umbaukosten, gelangt man zu dem Ergebnis, daß der Aufwand für den Umbau einer 94-mm-Leitung mit Durchgangsventil in eine 76-mm-Leitung mit Schieber in etwa 4 Jahren nur durch Brennstoffersparnis abgeschrieben werden kann. In vielen Fällen dürfte es sich als nutzbringend erweisen, wenigstens die Hauptwiderstände aus den Leitungen zu entfernen. Bei derartigen Verbesserungen könnte vielleicht die Hauptstelle für Wärme Wirtschaft und ihre Landesstellen mitwirken. Auch vom Verbände der Zentralheizungsindustrie sind voraussichtlich wertvolle Anregungen zu erwarten. Indessen darf nicht übersehen werden, daß bei Leitungen für Wärmeapparate und Heizung die Ersparnisse kleiner sind als bei Kraftleitungen. Auch die Beförderung von Warmwasser mit Hilfe eines Rohres von 50 m Länge zieht Schmidt in den Kreis seiner Betrachtungen. Nimmt man an, daß die Leistung 58000 W. E. die Temperaturdifferenz 20° (80°/60°), der Druckverlust 31,5 mm W. S. und die Betriebsdauer 5760 Stunden im Jahre ist, so beträgt die Gesamthöchstersparnis 516 M. gegenüber 2344 M. bei der untersuchten Dampfleitung. Sie wird, wenn es sich um kaltes Wasser handelt, noch geringer, fällt aber auch dann ins Gewicht. (K. Schmidt in Ztschr. für Dampfkessel und Maschinenbetrieb.) Schmolke, Bergbau. Die Entwicklung der Kokserzeugung in Großbritannien. Der Krieg mit seinem großen Bedarf an Stickstoffverbindungen und Teererzeugnissen ist auch auf die Entwicklung der Kokserzeugung in Großbritannien nicht ohne Einfluß geblieben. Zwar weist die Kokserzeugung nur in den Jahren 1914 und 1915 einen Rückgang auf gegenüber dem Jahre 1913, während in den folgenden Jahren eine beträchtliche Zunahme zu verzeichnen ist, besonders bemerkenswert ist aber die starke Abnahme der alten Koksöfen ohne Nebenproduktengewinnung und die vermehrte Anwendung neuzeitlicher Oefen von großer Durchsatzmenge, die mit Einrichtungen zur Gewinnung von Teer und Ammoniak versehen sind. So zeigt sich im Jahre 1918 eine Abnahme der Ofenzahl um rund 4700 Stück gegenüber dem Jahre 1913 bei gleichzeitig stark vergrößerter Kokserzeugung. Einer ausführlichen Statistik, die in der Zeitschrift „Glückauf“ veröffentlicht ist, entnehmen wir die folgenden Angaben. Kokserzeugung Großbritanniens (in Mill. long tons) Zechenkokereien Gaswerke Gesamterzeugung Wert (Mill. £ 1908 11,15 7,32 18,47 12,44 1909 11,50 7,37 18,87 11,90 1910 11,92 7,41 19,33 12,73 1911 11,47 7,48 18,95 12,45 1912 10,72 7,63 18,35 13,80 1913 12,80 7,83 20,63 17,46 1914 11,05 7,92 18,97 13,25 1915 11,91 8,15 20,06 18,27 1916 13,29 8,10 21,39 26,72 1917 13,56 8,44 22,00 30,68 1918 13,12 7,95 21,07 35,41 Von dieser Menge werden ungefähr neun Zehntel in England erzeugt, und zwar lieferten im Jahre 1918 allein die Grafschaften Durham und Yorkshire fast 10 Mill. l. t, wogegen der Anteil von Wales, Schottland und Irland recht gering ist. Bezüglich der Menge der Nebenproduktengewinnung enthält die britische Bergbaustatistik keine Zahlen, jedoch ist die folgende Gegenüberstellung der verwendeten Oefen mit und ohne Nebenproduktengewinnung recht lehrreich: In Großbritannien betriebene Koksöfen ohne mit Jahr Nebenproduktengewinnung Zusammen 1909 17393 6789 24182 1911 14301 6882 21183 1913 13167 7839 21006 1915   7521 9053 16574 1917   7013 9527 16540 1918   6615 9677 16292 (Glückauf 1920, S. 261.) Sander. Deutschlands Schwefelversorgung. Unsere Schwefelversorgung war vor dem Kriege in der Hauptsache vom Bezug ausländischer Rohstoffe abhängig und es bedurfte bekanntlich großer Anstrengungen, um den während des Krieges noch vergrößerten Bedarf unserer chemischen Industrie aus inländischen Quellen zu decken, zumal die gesamte Sprengstoffindustrie von der ausreichenden Belieferung mit Schwefelsäure abhängig war. Um einen Rohstoffmangel dieser Industrie zu vermeiden, wurden zunächst die Schwefelkieslager von Meggen einem verstärkten Abbau unterworfen; daneben wurde namentlich von der Zellstoffindustrie zur Herstellung von schwefliger Säure in weit größerem Umfang als bisher ausgebrauchte Gasreinigungsmasse verwendet. Schließlich wurden von den verschiedensten Seiten Versuche unternommen, aus natürlich vorkommenden Sulfaten, besonders Gips und Kieserit, schweflige Säure zu gewinnen. Das Verfahren, Kieserit mit Kohle gemischt in Drehrohröfen zu erhitzen, wurde bald wieder aufgegeben, da namentlich der Flugstaub von Magnesiumoxyd bei der Weiterverarbeitung der schwefligen Säure sehr störend wirkte. Dagegen gelang es, ein Gemisch von Gips und Koks in Drehrostgeneratoren mit Erfolg zu verarbeiten, wobei Röstgase von hinreichender Konzentration erhalten wurden. Weiter ist es gelungen, aus einem Gemisch von Gips, Ton und Sand im Drehrohrofen einen brauchbaren Zement herzustellen und die schwefligsäurehaltigen Abgase nach dem Kontaktverfahren auf Schwefelsäure zu verarbeiten. Elementarer Schwefel, der vor dem Kriege in einer Menge von etwa 45000 t jährlich zur Herstellung von Kautschuk, Schwefelkohlenstoff und Leuchtfeuern, namentlich aber im Weinbau, gebraucht wurde, war zu Beginn des Krieges in genügenden Mengen vorhanden, auch wurden nicht unbeträchtliche Mengen von zwei Betrieben im Rheinland bei der Gewinnung von Leblanc-Soda bzw. von Bariumkarbonat als Nebenprodukt gewonnen. Da diese beiden Betriebe jedoch nur etwa 600 t Schwefel im Monat liefern konnten und noch weitere 2000 t benötigt wurden, mußte im Laufe des Krieges auch die künstliche Gewinnung von freiem Schwefel aus Gips in Angriff genommen werden. Zu diesem Zweck wurden, wie Dr. Kaselitz in der Zeitschr. f. angewandte Chemie 1920, S. 49–51, näher ausführt, im Frühjahr 1916 zwei besondere Gesellschaften gegründet, die Sulfur-G. m. b. H. in Walbeck sowie die Deutsche Claus-Schwefelgesellschaft in Bernburg, die erste mit einer täglichen Erzeugung von 30 t, die letztere mit 50 t Tagesleistung. Für die Wahl dieser Orte war die unmittelbare Nähe von Kaliwerken maßgebend, weil für die Schwefelgewinnung große Mengen Chlormagnesiumlauge, die bekanntlich ein Abfallerzeugnis der Kaliwerke ist, benötigt wurden. Das Verfahren der Schwefelgewinnung aus Gips verläuft in mehreren Abschnitten. Zunächst wird der gebrochene Gips, und zwar in Form von Harzer Anhydrit, mit getrockneter Steinkohle gemischt und gemahlen. Das Gips-Kohlegemisch wird sodann in einem mit Kohlenstaubfeuerung geheizten Drehrohrofen auf etwa 1100° erhitzt, wobei der Gips zu Schwefelkalzium reduziert wird. Nach der Abkühlung in Kühltrommeln wird das etwa 70 v. H. Schwefelkalzium enthaltende Material fein gemahlen und hierauf in großen liegenden Rührwerken von etwa 40 m3 Inhalt mit Chlormagnesiumlauge gekocht. Der durch diesen Kochprozeß ausgetriebene Schwefelwasserstoff wird abgekühlt und in einem Gasbehälter aufgefangen. Wegen der großen Giftigkeit des Gases und seines unangenehmen Geruchs ist auf die vollkommene Abdichtung aller Apparate und Rohrleitungen besonders sorgfältig zu achten. Das dritte Stadium der Fabrikation ist die Verbrennung des Schwefelwasserstoffgases zu Schwefel in Clausöfen. Nachdem das Gas mit der zur Verbrennung nötigen Luftmenge gemischt ist, wird das Gas-Luftgemisch von oben durch vier große, mit Bauxit gefüllte Kontaktöfen geleitet, in denen eine flammenlose Verbrennung stattfindet. Der gleichzeitig abgeschiedene Schwefel wird in geschmolzenem Zustande in einer Vorlage gesammelt, aus der er in Kühlpfannen abgelassen wird. Nach dem Erstarren wird der Schwefel wieder losgebrochen; er ist außerordentlich rein. Die Abgase der Kontaktöfen enthalten in der Hauptsache Stickstoff und Wasserdampf, daneben noch etwas Schwefel und Schwefelwasserstoff, weshalb sie vor dem Eintritt in den Kamin noch durch einen Staubabscheider hindurchgehen. Um welche großen Gasmengen es sich hierbei handelte, geht aus der Tatsache hervor, daß zur Gewinnung von 50 t Schwefel im Tage 1500 m3 Schwefelwasserstoff stündlich hergestellt werden müssen; allerdings wurde die berechnete Erzeugung von 50 t Schwefel im Tage nie erreicht, da die Leistung der Drehöfen hinter den Erwartungen zurückblieb, und so mußte man sich mit einer täglichen Erzeugung von 30 t begnügen, nachdem die anfänglichen, recht beträchtlichen Schwierigkeiten überwunden waren. Immerhin haben die beiden Anlagen in Walbeck und Bernburg recht wesentlich dazu beigetragen, den notwendigsten Schwefelbedarf während des Krieges zu decken. Sander. Betontechnik. Neues Deckensystem „Holzbeton.“ Von Dr.-Ing. Paul Müller, Dortmund. (Deutsche Bauzeitung, Mitteilungen über Zement, Beton- und Eisenbetonbau. 1921, Nr. 3.) Die Notwendigkeit zu sparen, führte zu der vorliegenden Erfindung einer Decke aus hoch kantig stehenden Holzbohlen mit Betondeckschicht. Die Holzbohlen werden mit Hilfe von eisernen Bügeln mit einer nicht weiter bewehrten dünnen Betondeckplatte zu plattenbalkenförmigen Tragelementen verbunden. Dadurch entstehen sehr widerstandsfähige Tragelemente. Die Entfernung der Rippen beträgt i. M. 33,3 cm. Ueber den Holzbohlen ist eine Eiseneinlage zur Aufnahme der dort herrschenden Zugspannungen erforderlich. Hierzu dienen Bügel, die in ihrer Höhenlage durch kleine Gasrohrabschnitte genau festgelegt werden. Durch kräftigen Nagel werden Bohle, Gasrohr und Schubbügel vereinigt. Das Herstellen der Decke und das Ausschalen erfolgt in einfachster Weise. Textabbildung Bd. 336, S. 189 Verfasser berechnet bei sichtbaren Balken eine Kostenersparnis gegenüber der reinen Eisenbetonplatte von über 50 v. H. Auch bei Anwendung eines Gewebeputzes ist der Holzbeton noch wirtschaftlich günstiger als Eisenbeton. Als Vorteile werden angeführt: Kurze Herstellungsfristen, sorgfältige Ausführungsmöglichkeit und vor allem große Schallsicherheit und gute architektonische Wirkung. Die neue Decke eignet sich vor allem für den Kleinwohnungsbau, also für mittlere Räume mit niedriger Nutzlast. A. Marx. Eisen im Beton mit schlackenhaltigem Bindemittel. (Deutscher Ausschuß für Eisenbeton. Heft 47). Versuche in dieser Richtung, über die Prof. M. Gary berichtet, sollten die Eignung dieser Zemente für die Zwecke des Eisenbetons klären; sie sollten insbesondere feststellen, ob Eisenportland- und Schlackenzemente im Laufe der Jahre ein Rosten der Eiseneinlagen bewirken und zu Treiberscheinungen im Beton Veranlassung geben könnten? Der den Versuchen zugrunde gelegte Arbeitsplan sieht die Prüfung von 2 Portland-, 2 Eisenportland- und 4 Hochofenzementen unter Verwendung von Cossebaudér Kiessand vor. Die aus weichem Beton mit eingebetteten Eiseneinlagen hergestellten Probewürfel hatten eine Kantenlänge von 30 cm; als Einlagen wurden bei den Vorversuchen 3 verschiedene Größen von Lochputzen verwendet. Diese Körper wurden im Alter von 11 Tagen geprüft. Während nun die Würfel ohne Einlagen und auch die mit nur 8 Putzen eine Druckfestigkeit von 221 bzw. 222 kg/cm2 aufgewiesen haben, ist die der Würfel mit 34 Putzen, also mit einer großen Anzahl von Einlagen, wesentlich geringer, nämlich 174 kg/cm2 gewesen. Aus diesem Grunde sind bei den Hauptversuchen weit weniger Putzen, nur 18 pro Würfel, eingebracht worden. Die zu den Versuchen verwendeten Zemente entsprechen den Anforderungen der Normen für Portland-, Eisenportland- und Hochofenzement; auch ihre Zug- bzw. Druckfestigkeit ist durchweg als gut zu bezeichnen; dabei macht es für alle 3 Zementarten praktisch keinen Unterschied, ob man nach Gewichts- oder Raumteilen mischt. An dieser Stelle kann natürlich auf die weitere Durchführung der Versuche nicht näher eingegangen werden; doch sind die Ergebnisse derselben auch für weitere Kreise so wertvoll, daß wenigstens die wichtigsten kurz mitgeteilt werden sollen. So ist für Beton aus allen drei Zementarten die Erhärtung an der Luft am zuträglichsten; sodann die wechselweise Behandlung in Luft und Wasser, am ungünstigsten gestaltet sich die dauernde Erhärtung in fließendem Wasser; der Wechsel von Luft und Wasser ist also dem Erhärtungsfortschritt am zuträglichsten; alle Zemente, insbesondere die Portlandzemente bedürfen demnach „zu ihrer guten Forterhärtung der Wasserzufuhr“. Die Druckfestigkeit der geprüften Hochofenzemente ist anfangs geringer als die der Portland- und Eisenportlandzemente, im Laufe der Jahre wird jedoch dieser Mangel völlig ausgeglichen. Die geringen, bei Hochofenzement „in etwas größerem Umfange“ vorhandenen Rosterscheinungen sind praktisch ohne Belang. Eisenportlandzement und Hochofenzement können somit „bei gewissenhafter Auswahl der zu ihnen verwendeten Schlacke unbedenklich auch für Eisenbetonbauten Verwendung finden“, ein Ergebnis, welches mit den bisherigen praktischen Erfahrungen gut übereinstimmt. Im II. Teil des Werkes werden die „Versuche über den Gleitwiderstand ver:inkten Eisens in Beton“ behandelt. Durch diese Untersuchungen sollte der Einfluß der Verzinkung auf die Haftfestigkeit der Eiseneinlagen festgestellt werden. Die Verzinkung erfolgte 1. nach der üblichen Methode im flüssigen Zinkbade und 2. nach dem Metallanstreichverfahren. Der Gleitwiderstand wurde durch Messung derjenigen Kraft bestimmt, welche zum Herausziehen von 30 mm starken Rundeisen aus Betonwürfeln von 30 cm Kantenlänge erforderlich ist. Als Betonmischung wurde 1 Raumteil Zement: 5 Raumteilen Kiessand gewählt mit 2 Wasserzusätzen (erdfeucht und weich). Die mit großer Sorgfalt genauestens durchgeführten Versuche haben erwiesen, daß „der Gleitwiderstand von Eisen in Beton durch Verzinkung erhöht wird.“ Wenn die hier behandelten Versuche zurzeit mehr wissenschaftliches Interesse haben, so ist es immerhin möglich, daß für manche Fälle der Praxis die Verzinkung der Eiseneinlagen vorteilhaft sein dürfte. Kaiserslautern. Dipl.-Ing. Prof. Marx. Psychotechnik. Neukonstruktionen von Apparaten zur praktischen Psychologie nach Dr. R. W. Schulte. Referat vom 7. Kongreß der „Gesellschaft für experimentelle Psychologie“, Marburg, 21.–24. April 1921. Nach einer kritischen Uebersicht über die in der angewandten Psychologie üblichen Verfahrungsweisen (Experiment, Test, Beobachtung) wurde auf die dringende Notwendigkeit einer exakten Eichung der heute in der praktischen Psychologie Verwendung findenden Apparatur hingewiesen und sodann an Hand zahlreicher Lichtbilder die Entstehung neuer Apparate zur praktischen Psychologie erläutert, wie sie gegenwärtig bei einer Reihe industrieller Werke Eingang gefunden haben. Sämtliche auf dem Kongreß vom Referenten vorgeführten Apparate sind an über 1000 Versuchspersonen erprobt. Nach einigen einleitenden Proben, die das Zusammenarbeiten des praktischen Psychologen mit der Großindustrie schilderten (Versuche der Siemens-&-Halske-Ges., Kleinbauwerk), wurde auf die Unzuverlässigkeit einiger gegenwärtig in der industriellen Psychotechnik gebräuchlichen Apparate hingewiesen und eine Reihe neuer Prüfgeräte eingehend erläutert. Ein nach dem Prinzip von Lehmann gebauter bequemer Augenmaßprüfer für Streckenteilung in drei verschiedenen Größenausführungen für verschiedene Berufe gestattet die Prüfung des Schätzungsvermögens für lineare Größen mit einer Genauigkeit (Nonius) von 1/10 mm. Mit einem anderen handlichen Prüfgerät ist man in der Lage, die Prüfung von Kreismittelpunktsbestimmungen (für Dreher usw.) mit Hilfe einer überklappbaren Meßschablone einfach, exakt und rasch vorzunehmen. Ein anderer Apparat prüft die Fähigkeit, einen Kreis durch 7 Radien in 7 gleiche Teile zu zerlegen; eine durch Schalterdruck zu betätigende hellleuchtende Skala zeigt unmittelbar die Fehler an. Ein Grundrichtungsprüfer, der in ähnlicher Weise konstruiert ist, untersucht das Vermögen, Vertikalen oder Horizontalen auf Grund des optischen Lagegedächtnisses (Baugewerbe) zuverlässig einzustellen. Besonders neuartig erschien ein Sehschärfeprüfer, der in absolut exakter Weise Bestimmungen der Sehschärfe in jeder beliebigen Genauigkeit zuläßt: durch Mikrometerschraube wird eine haarfein ausgeschliffene Nadel aus Silberstahl hinter einen kleinen Metallrand hervorbewegt; sie soll so weit vorgedreht werden, daß ihr äußerstes Ende noch gerade erkennbar ist (Grenze der räumlichen Wahrnehmbarkeit). Durch einen Handgriff wird ein mit Okularmikrometer versehenes Mikroskop herumgeklappt und der Fehler der mit unbewaffnetem Auge vorgenommenen subjektiven Einstellung abgelesen. Besondere Vorsichtsmaßregeln dienen zur Erzielung konstanter Beleuchtung, zur Vermeidung einer Parallaxe usf. Ein nach dem Prinzip des Rachenlehre-Meßverfahrens gebauter überaus empfindlicher Feindruckprüfer, der die Fehler früherer Konstruktionen vermeidet, nebst zugehöriger Eich Vorrichtung gestattet die Feststellung der Unterschiedsempfindlichkeit für Passungsvorgänge mit einer wirklichen Genauigkeit von 1/1000 mm. Dieses Prüfgerät kommt für allerfeinste Prüfungen der Gelenk- und Muskelempfindlichkeit in Frage. Eine Verbesserung des bisherigen Tremometerverfahrens erstrebt der Zitterschreiber, bei dem eine mit zickzackförmigen, allmählich immer enger werdenden Schlitzen versehene Metalltrommel unter einem Ausschnitt vorbeirotiert. Der Prüfling soll einen Metallstift ruhig in die Schlitze hineinhalten. Ein elektromagnetischer Schreiber verzeichnet jeden Anstoß auf einen kleinen Streifen, der dem Prüfleiter jede Auswertung erspart. Durch die Einführung eines konstanten Zeitmaßes werden die bisherigen Prüfungen nach dem Tremometerverfahren erheblich zuverlässiger und vergleichbarer. Ein Schlagkraftprüfer in Form eines Ziegelsteines nebst zugehörigem Hammer dient zur Feststellung der Feinheit der Impulsgebung, wie sie z.B. für Maurer erforderlich ist. Zur Prüfung der technischen Intelligenz wurden drei Prüfgeräte gebaut. Eine auf einer Glasplatte ruhende Stahlkugel soll durch Verstellung von drei Fußschrauben möglichst schnell zum Stillstand gebracht, die Platte also horizontal eingestellt werden. Bei einem aus drei kommunizierenden Röhren bestehenden Apparat hat der Prüfling die obere Höhe einer gefärbten Flüssigkeit mit drei in verschiedener Höhe eingeätzten Strichmarken zur Deckung zu bringen. Endlich dient ein Winkeltrieb, den man durch Verstellen von mehreren Schrauben in Unordnung bringen kann, dazu, auch die technischpraktisch hervorragend Befähigten zu erfassen. Bemerkenswert war schließlich ein auf dem Prinzip der Verwendung des freien Falls (Boulanger usw.) beruhender Reaktionsprüfer, der geeignet erscheint, teure zeitmessende Verfahren, wie Chronoskopie und Chronographie, zu ersetzen. Ein an einer senkrechten Schiene herabgleitendes Gewicht, dessen Geschwindigkeit durch Einführung eines Schnurlaufes nebst Windflügelregulator einerseits gebremst, andererseits gleichförmig gemacht ist, löst auf seinem Falle das Reizsignal aus und verzeichnet auf eine senkrechte Schreibfläche einen geraden Strich. Im Augenblick der Reaktion wird durch Tasterdruck die pendelförmig aufgehängte Schreibfläche seitlich verschoben, so daß die bisher lineare Kurve plötzlich einen Knick aufweist. Durch einfaches Hochziehen des Gewichts und Einrücken der Schreibfläche ist der Apparat sofort wieder gebrauchsfertig. Es lassen sich auf einem Registrierstreifen beliebig viele Reaktionen aufzeichnen; die Streuung der Werte sowie die Uebungsfolge ist ohne weiteres klar ersichtlich. Besondere Zusatzkontakte gestatten die Untersuchung von Zu-ordnungs- und Wahlreaktionen. Ein illustrierter Katalog der neuen Apparate ist kostenfrei von der Firma E. Gottschalck, Berlin O 34, Königsberger Straße 8, zu beziehen.