Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 250 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Werkstattstechnik.
Werkzeugmaschine und Regelmotor. Daß der elektrische
Einzelantrieb schwerer und mittlerer Werkzeugmaschinen mit Gleichstrom-Regelmotoren
große Vorteile in der Ausnutzungsmöglichkeit der Werkzeugmaschinen mit sich bringt,
wurde schon in D. p. J. 1920, Seite 258, gezeigt. Der nachträgliche Einbau von
Regelmotoren kann durch den Aufbau auf ein niedriges Gestell und einen kurzen Riemen
mit Spannrolle geschehen. In der Praxis hat sich gezeigt, daß der Regelmotor
vielfach unnötig stark genommen wurde, was in der stark wechselnden
Arbeitsgeschwindigkeit der Werkzeugmaschinen für Metallbearbeitung, in den nicht
berücksichtigten ansehnlichen Verlusten in dem durch den Regelmotor ersetzten
Getriebe und in der Tatsache begründet sein mag, daß sich das übertragene Drehmoment
meistens mit der Schnittgeschwindigkeit regelt, weil das Schruppen mit geringerer,
das Schlichten mit höherer Geschwindigkeit erfolgt. Die Antriebsteile, besonders der
Riemen, sollen gerade noch so stark sein, daß übermäßige Kräfte in der Maschine
nicht auftreten können. Theoretisch sollten sie also nie eine größere
Arbeitsleistung in PS aufnehmen können, als sie bei kleinster Umdrehungszahl und
größtem Drehmoment aushalten hann. Die Ermittlung der Betriebszahlen erfolgt
zweckmäßig nach einer Charakteristik, die beispielsweise in der Abb. für eine
Drehbank mit Motorregelung 1 : 3 und zwei eingebauten Vorgelegen 1 : 3 und 1 : 9,
im Ganzen also mit einem Regelbereich von 1: 27 gezeichnet ist.
Die Kurven geben die Beziehungen zwischen Schnittgeschwindigkeit, Umdrehungszahl und
Drehdurchmesser wieder, welche sonst in den Strahlenbüscheln der bekannten
Sägediagramme dargestellt sind. Es sei ferner angenommen, daß die Maschine einen
größten Schnittdruck von 1250 kg aushalten kann. Dann würde sich bei der eben
aufgestellten theoretischen Forderung, daß dieser Druck auch bei der kleinsten
vorkommenden Umdrehungszahl von 20, bei dem größten vorkommenden Drehdurchmesser von
100 mm ein Drehmoment von 100 mkg und eine Arbeitsleistung von 2,8 PS ergeben. 100
mkg erschütterungsfreies Drehmoment stellen eine ansehnliche Leistung dar und
bedingen eine schwere Bauart der Maschine, zu der die geringe Arbeitsleistung von
nur 2,8 PS in keinem wirtschaftlich guten Verhältnis steht. Bei höheren
Umdrehungszahlen müßte dann, um den Antrieb nicht mehr als mit 2,8 PS zu belasten,
der Schnittdruck geringer gehalten werden, was nur durch Herabsetzen des
Spanquerschnittes und der Spanleistung möglich ist. Die Maschine kann also nicht bei
jeder Umdrehungszahl in Arbeitsleistung und Spanquerschnitt ausgenutzt werden.
Wirtschaftlich richtig erscheint allein die Maßnahme, daß die Maschine für mittlere
Umdrehungszahlen, z.B. 80, mit einem dem Preis der Maschine angepaßten
erschütterungsfreien Drehmoment, z.B. 50 mkg, zur Aufnahme einer bestimmten
Höchstarbeitsleistung zu bauen und dann für geringere Umdrehungszahlen eine
geringere Arbeitsleistung, für größere Umlaufzahlen einen geringeren Schnittdruck,
bezw. Spanquerschnitt zuzulassen.
Textabbildung Bd. 336, S. 250
Um die Größe des erschütterungsfreien Drehmomentes zu bestimmen, müssen an der
Maschine Versuche mit Schrupparbeit angestellt werden. Aus dem vorhergehenden ergibt
sich, daß ein großer Regelbereich stets unwirtschaftlich ist, weil die unteren und
die oberen Drehzahlen die volle Ausnutzung der Maschine nicht zulassen. Die Leistung
des Motors braucht nur dem erschütterungsfreien Drehmoment und der gebräuchlichen
Umdrehungszahl sowie dem Wirkungsgrad der Maschine zu entsprechen.
Da eine Dauerbeanspruchung nach den Verbandsvorschriften der Elektrotechniker bei
Werkzeugmaschinen nicht vorliegt, so werden vielfach Motoren genügen, die die
berechnete Leistung wohl mit Sicherheit bei allen Umdrehungszahlen abgeben, aber
innerhalb der vorgeschriebenen Erwärmungsgrenzen bei dauernder Vollast die
Umdrehungszahl nur wenig über die Grundumdrehungszahl erhöht.
In dem Schaubild ist noch der Regelbereich für die drei verschiedenen Vorgelege
angegeben; es ergibt sich eine für den Gebrauch durch den Arbeiter vorzüglich
geeignete Charakteristik der Maschine. Z.B. Gegeben: v = 10 m/min. (Schruppen), d =
50 mm. Gefunden aus der Kurve A Umdrehungszahl n = rd. 65. Die tatsächlich
gebrauchte Umdrehungszahl stellt sich der Arbeiter dann nach seinem Gefühl so ein,
daß die Maschine trotz ruhigem Lauf möglichst große Spannleistung ergibt. Der
Schnittdruck kann nicht bis 2500 kg ausgenutzt werden, weil dieser Druck bei
Anwendung nur eines Stahles bei einem Werkstückdurchmesser von nur 50 mm nicht
zulässig ist. Es müssen zur Ausnutzung der Maschine zwei gegenüberstehende Stähle
angewendet werden. Der Fall liegt unter dem bereits stark abfallenden Ast der
Kurve, ist also eigentlich garnicht mehr für diese Maschine geeignet und sollte
einer schwächeren Maschine zugewiesen werden, die dann wirtschaftlicher arbeiten
würde. (Werkstattstechnik 1921, Heft 4.)
Preger.
Technik chemischer Apparate.
Ausstellung für chemisches Apparatewesen in Stuttgart. Der
Gedanke, mit den Jahresversammlungen des Vereins Deutscher Chemiker eine Ausstellung
für chemisches Apparatewesen zu verbinden, der zum ersten Male im vorigen Jahre
gelegentlich der Tagung in Hannover verwirklicht worden ist, hat sich als recht
glücklich erwiesen, denn der Aufforderung des Vereins, sich an der Ausstellung zu
beteiligen, haben in diesem Jahre über 100 Firmen Folge geleistet und der 1000 qm
große Raum der städtischen Gewerbehalle war ganz besetzt. Die zur Schau gestellten
Apparate und Maschinen gaben einen anschaulichen Ueberblick über die mannigfaltigen
Beziehungen zwischen mechanischer und chemischer Industrie und legten Zeugnis dafür
ab, daß die Fabriken bestrebt sind, trotz der widrigen wirtschaftlichen Verhältnisse
nur Qualitätsarbeit zu liefern. In besonders vorteilhaftem Licht zeigte sich hierbei
die württembergische Industrie, die in allen Abteilungen ein schönes Bild ihrer
Leistungsfähigkeit bot. Recht interessant war ferner zu beobachten, wie die unter
den heutigen Verhältnissen besonders wichtige Normalisierung und Typisierung auch
auf dem Gebiete des chemischen Apparatewesens immer größere Fortschritte macht;
namentlich auch bei Glasgefäßen für den Gebrauch im chemischen Laboratorium darf man
sich von diesen Bestrebungen erhebliche Ersparnisse an Zeit und Material
versprechen. Um das Zustandekommen der Ausstellung haben sich besonders Prof. Rau-Stuttgart und Dr. Buchner-Hannover verdient gemacht, die geschmackvolle Anordnung und
Ausschmückung der einzelnen Stände hat Architekt Hanauer-Stuttgart besorgt.
Es ist uns leider nicht möglich, im Rahmen dieses kurzen Berichts sämtliche
Aussteller mit ihren Erzeugnissen einzeln aufzuführen, namentlich müssen wir es uns
versagen, die große Zahl von Firmen hier zu nennen, die Glasgeräte, Thermometer,
Analysenwagen, Gasbrenner und sonstige Apparate für den Laboratorium bedarf
ausgestellt hatten, trotzdem auch auf diesen Gebieten manche bemerkenswerte Neuerung
zu sehen war.
Von Apparaten und Maschinen für den Fabrikbetrieb seien, da heute die
Brennstoffersparnis eine Frage von größter Bedeutung ist, an erster Stelle die
Dampfmesser und selbsttätigen Rauchgasprüfer genannt, die von den Firmen J. G. Eckardt in Cannstatt, Ados G.
m. b. H. in Aachen und H. Maihak A.-G. in Hamburg in den
verschiedensten Ausführungen vorgeführt wurden und die bei richtiger Anwendung auch
in kleinen Betrieben erhebliche Ersparnisse an Kohlen zu erzielen gestatten. Nicht
minder wichtig ist die sparsame Verwendung der Schmieröle, namentlich die
Rückgewinnung von Oel aus Abdampf und Preßluft; Apparate für diesen Zweck
stellte neben Ventilen der verschiedensten Art die Firma C. F. Scheer & Co., G. m. b. HL, in Feuerbach aus.
Recht zahlreich waren ferner die Fabriken vertreten, die säurebeständige Gefäße und
Armaturen herrstellen. Hier muß in erster Linie die Maschinenfabrik Eßlingen in Eßlingen genannt werden, die zahlreiche, aus
den Silizium-Eisenlegierungen „Esilit“ und „Thermisilit“ gefertigte
Schalen, Beiztröge, Eindampf- und Kochkessel, Kolonnentöpfe und Retorten,
Rohrleitungen sowie Krümmer und Formstücke vorführte. Die erstgenannte Legierung,
das Esilit, ist zwar ziemlich spröde und nur schwer zu bearbeiten, wogegen die
zweite, das Thermisilit, die außer von der Maschinenfabrik Eßlingen nur noch von der
Fa. Krupp, A.-G. in Essen hergestellt wird, bei ebenso
großer Säurebeständigkeit wesentlich verbesserte physikalische und mechanische
Eigenschaften besitzt. Große emaillierte Kessel und andere säurefeste Apparate
zeigte Jos. Vögele, A.-G., Mannheim. Das Tonwerk Biebrich, A.-G., in Briebrich, stellte neben
säurebeständigen Rohrleitungen, Retorten und Muffeln in mehreren Modellen die
Anwendung seiner bewährten Profilsteine für die Füllung von Absorptionstürmen aus,
die bei regelloser Lagerung sich jeweils nur an einem Punkte berühren und so den
Gasen eine große Oberfläche bieten und zugleich eine Verschlammung der
Absorptionstürme wirksam verhüten.
Exhaustoren, Kolben- und Kreiselpumpen, Injektoren, Druckbirnen von zum Teil
beträchtlicher Größe sowie Rohrleitungen aus Steinzeug, die gleichfalls in der
Säureindustrie zur Anwendung gelangen, sah man auf dem die Mitte der Halle
einnehmenden Stand der Deutschen Ton- und Steinzeugwerke,
A.-G., in Charlottenburg, sowie auf dem benachbarten Stand der Deutschen Steinzeugwarenfabrik für Kanalisation und chemische Industrie in
Friedrichsfeld in Baden.
Eine schöne Sammlung von Rohren und Apparaten aus Eisen, die innen und außen mit
Hartgummi ausgekleidet waren, sowie Formstücke aus massivem Ebonit zeigte die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin. Auch
dieses Material zeichnet sich durch hohe Säure- und Alkalibeständigkeit aus, es
stellt sich allerdings wesentlich teurer als die vorstehend aufgeführten Baustoffe
und wird daher nur in solchen Fällen Verwendung finden, wo Ton, emailliertes oder
verbleites Eisen usw. nicht anwendbar ist.
Im Anschluß an die säurefesten Stoffe sollen die feuerfesten Stoffe Erwähnung finden,
die ebenfalls in der chemischen Industrie vielfach gebraucht werden. Die Stettiner Chamotte-Fabrik, A.-G., vorm. Didier in Stettin zeigte Ofenausmauerungen der verschiedensten Art,
Schamotterohre, Muffeln sowie große Häfen für Glasfabriken.
Stahlflaschen für Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Kohlensäure sowie die
zugehörigen Druckminderventile stellte die Armaturenfabrik Kraiß & Fritz, Stuttgart, aus. Anlagen zur
Gewinnung von reinem Stickstoff, von Kalkstickstoff und Ammoniak führte in
zahlreichen Abbildungen aus den Reichsstickstoffwerken die Firma A. Borsig, G. m. b. H., in Berlin-Tegel vor, die ferner eine
Klein-Kältemaschine ausgestellt hatte. Weiter waren mit Eis- und Kältemaschinen
vertreten die Süddeutsche Maschinen- und Metallwarenfabrik in
Stuttgart-Zuffenhausen sowie die Maschinenfabrik
Eßlingen in Eßlingen. Letztere zeigte ferner einen zweistufigen
Kompressor für Preßluftwerkzeuge sowie einen doppeltwirkenden Gas- und
Luftkompressor.
Knet- und Mischmaschinen`in verschiedenen Ausführungen führte die Firma Werner & Pfleiderer in
Cannstatt sowie die Draiswerke, G. m. b. H., in
Mannheim-Waldhof vor. Die Firma Méguin A.-G., in Butzbach
(Hessen) zeigte Modelle ihrer bewährten Trockenanlagen, und zwar Trommel- und
Saugtrockner, ferner Abbildungen ausgeführter Anlagen für die Kohlenaufbereitung und
Hartzerkleinerung. Die Firma Feld & Vorstmann, G. m. b. H., in Bendorf a. Rh. führte ihren
Abwasser-Klärkasten, Bauart „Mann“ im Modell vor, der namentlich für die
Abwasserreinigung von Zellstoff-, Papier-, Zucker- und Textilfabriken bestimmt
ist.
Die Deutsche Total-Geselschaft m. b. H. in Charlottenburg führte verschiedene Typen ihres handlichen
Kohlensäure – Trockenfeuerlöschers vor, der in den letzten Jahren große Verbreitung
erlangt hat. Auch eine während der Chemiker-Versammlung veranstaltete Lösch probe
bewies von neuem die hohe Wirksamkeit dieses kleinen Apparates, der bei
rechtzeitiger Anwendung auch der schwierigsten Brände Herr zu werden gestattet.
Die Optische Anstalt C. P. Goerz in Berlin-Friedenau
zeigte ihre Refraktometer und Polarisationsapparate, die bei der Betriebskontrolle
in der Zuckerindustrie viel verwendet werden, die Porzellanfabrik Ph. Rosenthal & Co., A.-G., in Marktredwitz (Bayern),
führte eine reichhaltige Sammlung von Porzellangeräten für chemische Zwecke vor und
das Aluminiumwerk Fritz Neumeyer, A.-G., in Nürnberg
seine „Fenag-Tuben“ aus Reinaluminium, die allen Anforderungen der Hygiene
entsprechen im Gegensatz zu den bisher benutzten, verzinnten Bleituben, deren
Zinnüberzug häufig von dem Tubeninhalt angegriffen wird.
Dieser kurze Bericht, der auf Vollständigkeit keinen Anspruch macht, zeigt auch dem
Fernstehenden, daß unsere Industrie nach den langen Kriegsjahren zu neuem Leben
erwacht ist und sich eifrig bemüht, ihre frühere führende Stellung auf dem Weltmarkt
wiederzuerlangen. Man darf daher wünschen, daß der nächsten „Achema,“ die in
Hamburg stattfinden wird, wiederum ein voller Erfolg beschieden sein möge.
Dr.-Ing. Sander.
Wärmewirtschaft.
Hochdruckdampf bis zu 60 at in der Kraft- und
Wärmewirtschaft. (Vortrag von Direktor Otto
Hartmann, Cassel-Wilhelmshöhe, Hauptversammlung des Vereins deutscher Ing.
1921). Der Redner berichtete über die jahrzehntelangen Arbeiten des durch die
Einführung des Heißdampfes in der ganzen technischen Welt bekannt gewordenen
Erfinders, Baurat Dr.-Ing. Wilhelm Schmidt, und seiner
Mitarbeiter auf dem Gebiete des Hochdruckdampfes. Er schilderte einleitend die
Bedenken, die Wissenschaft und Praxis der Einführung von so hohen Dampfspannungen
entgegenbrachten, die weit über der Grenze der bisher üblichen liegen. Unter
Bezugnahme auf eine bestehende Hochdruckkesselanlage und Versuche an einer Reihe von
Hochdruck-Kolbenmaschinen führte er aus, daß diese Bedenken grundlos seien. Auf Grund der
vorliegenden Ergebnisse sei es heute unbedenklich, Dampfkraftanlagen von größter
Leistung mit Dampfspannungen von 60 at zu bauen.
Der Hochdruckdampf (Dampf über 30 at Anfangsspannung) ist bisher auf zwei Gebieten
möglich, nämlich erstens in der reinen Kraftwirtschaft unter Anwendung von
Kondensationsmaschinen, zweitens in der heute allgemein angestrebten Verkuppelung
von Kraft- und Wärmewirtschaft. Auf beiden Gebieten haben sich bei Versuchen ganz
unerwartet günstige Ergebnisse herausgestellt. An einer
Hochdruck-Kolbendampfmaschine mit Kondensation von 145 PS ist bei 55 at
Anfangsspannung, 435 ° Frischdampftemperatur und 95 v. H. Luftleere unter Anwendung
zweimaliger Zwischenüberhitzung ein Betriebsdampfverbrauch von 2,3 kg und ein
Wärmeverbrauch einsclließlich Zwischenüberhitzung von 2070 W. E. für die PS/st,
bezogen auf Speisewasser von 0° Anfangs-Temperatur, festgestellt worden. Mit
größeren Maschinenanlagen sind noch günstigere Ergebnisse zu erwarten. Die bisherige
Auffassung, daß die Zwischenüberhitzung keinen praktischen Nutzen bringt, ist nach
Ansicht des Redners damit widerlegt. Für größere Leistungen wird man in Zukunft bei
Verwendung von Kohlen mit einem Heizwert von 7500 W.E./kg mit einem Kohlenverbrauch
von 0,366 kg für die nutzbare PS/st rechnen können. Große
Hochdruck-Dampfkraftanlagen wird man zweckmäßig so bauen, daß man das obere
Druckgefälle in Hochdruck-Kolbenmaschinen, das untere in
Niederdruck-Dampfturbinen ausnutzt. Die
Hochdruck-Kondensationsmaschine kommt besonders als Antriebsmaschine für Schiffe in
Betracht.
Die bedeutendsten Vorteile des Hochdruckdampfes ergeben sich für ortsfeste Anlagen
bei seiner Verwendung in der Verkuppelung von Kraft- und Wärmewirtschaft. Der Redner
hat bei Anfangsdrücken, die über 30 at liegen, ein eigenartiges Zusammenwirken von
Anfangsspannung und Gegendruck festgestellt. Nach seinen Ermittelungen nimmt der
Dampfverbrauch für die Leistungseinheit bei einer Frischdampfspannung von 30 at und
mehr und bei einem Gegendruck bis zu 10 at und mehr nur noch proportional mit dem
Gegendruck zu. Dadurch ist es jetzt ohne wesentliche Krafteinbuße möglich geworden,
höhere Gegendrücke als bisher anzuwenden, und man kann Abwärmedampf jetzt auch
überall dort zum Vordampfen, Heizen, Trocknen benutzen, wo man früher nur mit
Frischdampf oder unmittelbar mit Feuergasen heizen konnte. Ferner lassen sich die
Schwierigkeiten, die bisher in der räumlichen Trennung der Dampfanlage und der
Abwärmeverwertungsstelle lagen, besser überbrücken, da sich der höher gespannte
Abdampf leicht auf größere Entfernung fortleiten läßt. Auch bei der Aufspeicherung
in Wärmespeichern ist der Abdampf von höherer Spannung vorteilhafter. So werden auf
Grund dieser Ergebnisse jetzt ganz neue Gesichtspunkte bei der Verkoppelung der
Kraft- und Wärmewirtschaft in Betracht kommen.
Die Vorteile des Hochdruckdampfes sind bei Dampfkolbenmaschinen ebenso wie bei
Dampfturbinen vorhanden. Dabei ist noch besonders bemerkenswert, daß die mit hohem
Gegendruck arbeitenden Hochdruck-Kolbenmaschinen erheblich kleinere Abmessungen
erhalten und in der Anlage billiger werden als die bisher üblichen Kondensations-
oder Gegendruckmaschinen.
Motortechnik.
Aluminiumkolben. Die hohen Verkaufspreise neuer Kraftwagen
gaben dazu Veranlassung, alte Wagen nach entsprechender Ausbesserung wieder zu
verwenden. Kraftwagen, die etwa vor dem Jahre 1912 gebaut wurden, haben meistens
Motoren, die mit geringer Verdichtung arbeiten. Motoren mit einem Verdichtungsgrad
unter 1 : 4 arbeiten mit Berücksichtigung der zurzeit zur Verwendung kommenden
schweren Brennstoffe und mit Berücksichtigung der hohen Brennstoffpreise
unwirtschaftlich. Auch der beste Vergaser, der für schwere Brennstoffe gebaut und
einreguliert ist, kann die Unwirtschaftlichkeit eines solchen Kraftwagens nicht
beseitigen. Bei Beurteilung des Vergasers wird aber in den meisten Fällen nicht das
geringe Verdichtungsverhältnis des Motors berücksichtigt.
Bei Verwendung von Schwerbenzol, Benzinpetroleum usw. arbeiten Motoren mit geringer
Verdichtung deshalb unwirtschaftlich, weil bei ungenügender Verdichtung keine
vollkommene Verbrennung erreicht wird. Die Motorleistung ist dabei trotz hohem
Brennstoffverbrauch gering und Betriebstörungen durch Ansammlung unverbrannter
Rückstände auf dem Kolben, den Kolbenringen und Ventilen sind die Folge.
Will man dementsprechend ältere Motoren mit schweren Brennstoffen betreiben, so
genügt nicht allein, den veralteten Benzinvergaser durch einen neuzeitlichen
Vergaser mit automatischer Zerstäubung des Brennstoffes zu ersetzen, sondern es sind
auch alle Vorbedingungen zu erfüllen, die eine gute Verbrennung des durch den
Vergaser fein zerstäubten Brennstoffes ermöglichen. Um vor allem die notwendige
Verbrennungstemperatur zu erreichen, ist bei Verwendung schwerer Brennstoffe eine
genügend hohe Verdichtung notwendig, die einem Verdichtungsverhältnis entspricht,
das größer als 1 : 4 ist. Bei Motoren über 10 PS Steuerleistung ist dieses
Verhältnis am zweckmäßigsten 1 : 5 zu wählen, bei kleineren Motoren unter 10 PS
Steuerleistung kann das Verhältnis des Verdichtungsraumes zum Gesamtinhalt des
Zylinders sogar 1 : 5,5 sein.
Um nun auch bei älteren Motoren ein solches Verdichtungsverhältnis zu erreichen, ist
es am zweckmäßigsten, die Kolben auszuwechseln. Da die Zylinderlauffläche meist
stark abgenutzt ist, muß sie nachgeschliffen werden. Dadurch werden neue Kolben
notwendig, die dann dementsprechend höher gebaut, ein wirtschaftliches
Verdichtungsverhältnis ergeben.
In neuerer Zeit werden nun für Automobilmotoren Aluminiumkolben empfohlen, mit denen
man während des Krieges bei Flugmotoren entsprechende Erfahrungen gemacht hat. Bei
vergrößerter Verdichtung ist, um Frühzündungen zu vermeiden, eine größere Wärmemenge
durch den Kolben abzuleiten. Die bessere Wärmeleitfähigkeit des Aluminiumkolbens
gegenüber dem Kolben aus Gußeisen ist hier nur vorteilhaft. Die gute
Wärmeleitfähigkeit des Aluminiumkolbens bewirkt auch schnelles Abkühlen des Kolbens,
wodurch verhindert wird, daß auf dem Kolbenboden Rückstände festbrennen. Das leichte
Gewicht des Aluminiumkolbens, das nur ⅓ des gußeisernen Kolbens beträgt, vermindert
die hin- und hergehenden Massen, vergrößert somit den mechanischen Wirkungsgrad und
somit auch die Bremsleistung des Motors. Die geringen Reibungsverluste des
Aluminiumkolbens vergrößern ebenfalls den mechanischen Wirkungsgrad. Ein Festfressen
eines Aluminiumkolbens bei ungenügender Schmierung tritt dementsprechend auch
seltener ein, als bei einem Kolben aus Gußeisen. Die Herstellungskosten des
Aluminiumkolbens sind im allgemeinen nicht größer als die eines Kolbens aus Gußeisen. Der
höhere Preis des Baustoffes des Aluminiumkolbens wird durch die billigere
Bearbeitung in der Werkstatt wieder ausgeglichen.
Je größer der Durchmesser des Aluminiumkolbens ist, desto mehr kommen die hier
genannten Vorteile in Betracht. In der Praxis hat sich nun gezeigt, daß es
vorteilhaft ist, Aluminiumkolben für Wagenmotoren von etwa 85 mm Zylinderbohrung an
zu verwenden. Bei einem Hub von 135 mm entspricht dies einem 12/34-PS-Wagen. Es hat
sich weiterhin ergeben, daß bei Zylinderbohrungen von 80 mm und weniger keine
besseren Ergebnisse mit einem Aluminiumkolben erhalten wurden, als mit einem Kolben
aus Gußeisen. Ein Vierzylindermotor mit 80 mm Zylinderbohrung und 120 mm Hub
entspricht einer Leistung 10/24 PS. Je kleiner dementsprechend die Zylinderbohrung
ist, desto weniger kommen demzufolge die Vorteile des geringen Gewichtes des
Aluminiumkolbens zur Geltung.
W.
Amerikanische Dieselmaschinen. In Amerika sind mehr als 20
Firmen mit dem Bau von Dieselmaschinen von mehr als 1000 PS beschäftigt. Bis jetzt
hat aber nur die Bethlehem Steel Works eine
Sechszylinder-Zweitaktmaschine von 2500 PS und die Worthington
Pump & Machinary Corp. eine Viertaktmaschine
von 1750 PS, Bauart Burmeister und Wain, fertiggestellt. An dem Bau größerer
Dieselmaschinen arbeiten die Nordberg Mfg Co, Mc Intosh
& Seymour, Auburn, N. Y. Scandia Pacific Oil Engine Co, San Francisco, J. Craig Engine und Machine Works, Jersey City und William Cramp & Sons Slup and Engine Co,
Philadelphia. Die bekannten Firmen Bush-Sulzer Bros. Diesel
Engine Co und die New London Engine Co, die
zusammen alle amerikanischen Unterseebootsmaschinen gebaut haben, befassen sich
nicht mit dem Bau großer Oelmaschinen für Handelsschiffe. Auch die Allis Chalmers und die Fulton Iron
Works Co haben bis jetzt noch keine Schiffsölmaschinen gebaut. Von der de la Vergne Co ist bis jetzt eine einzige
Versuchsmaschine von 300–400 PS hergestellt worden. Die Scandia Pacific Oil Engine Co und die Winton Engine
Works haben bereits mit Erfolg kleinere Schiffsölmaschinen bis 500 PS
hergestellt.
Die Nürnberger Zweitaktmaschinen wurden früher von der New
London Slup & Engine Co gebaut. Die Firmen:
Fulton Iron Works, Manitowoc Slupbuilding Corp,
Manitowoc, Wisc, United Engineering Co, San Francisco,
stellen Oelmaschinen, Bauart Franco Tosi her, während die Bauart Willans &
Robinson von der Dow Pump & Diesel Engine Co ausgeführt werden. (Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1921,
S. 753.)
W.
Elektrotechnik.
Die Telefunkenstation Nauen. Nauen hat einen neuen großen
Erfolg zu verzeichnen, der diese weltbekannte Telefunkenstation auch auf dem Gebiete
der drahtlosen Telephonie an die Spitze sämtlicher Großstationen stellt und
gleichzeitig auch die große Ueberlegenheit der drahtlosen über die Drahttelephonie
erweist. Berlin–Rom, London–Paris sind bisher die weitesten Strecken, auf denen die
Drahtelephonie noch mit Erfolg benutzt werden kann. Das ist aber nur ein kleiner
Bruchteil der Entfernung, die jetzt drahtlos überbrückt ist und die ungefähr der
Entfernung Nauen– Amerika (Neu-Fundland) entspricht. Es darf erwartet werden, daß
die Fortsetzung der Versuche den Beweis der Möglichkeit einer telephonischen
Verbindung Berlin–New-York erbringt. Schon bei den vor kurzem mit der
Hauptfunkstelle des Reichspostministeriums, Königswusterhausen, angestellten
drahtlosen Telephonieversuchen war sowohl das gesprochene Wort, als auch die
Musikübertragung nicht nur in fast allen deutschen Städten, sondern auch in vielen
des benachbarten Auslandes einwandfrei aufgenommen worden, trotzdem hier nur mit
höchsten 10 kW Antennen-Energie gearbeitet worden ist. Die sich daran anschließenden
Versuche von Naѵen aus bedienten sich dagegen einer Telefunken-Hochfrequenzmaschine
mit 130 kW in der Antenne. Die Empfangsstationen in Athen, Budapest, Bukarest, Haag,
Helsingfors, Kopenhagen, Kristiania, Madrid, Prag, Stockholm und Zürich hörten diese
Gespräche Wort für Wort mit vollkommener Deutlichkeit und zwar ohne
Empfangsverstärker. Um nun aber festzustellen, auf welche Entfernungen die drahtlose
Telephonie überhaupt noch aufnehmbar ist, hat der, der argentinischen Regierung
gehörende Dampfer „Bahia Bianca“ auf seinem Rückweg nach Amerika, soweit es
die atmosphärischen Verhältnisse zuließen, regelmäßige Aufnahmen gemacht und hierbei
festgestellt, daß die Telephonie mit dem 10-kW-Telefunken-Röhrensender von
Königswusterhausen noch auf eine Entfernung von 3500 km und die mit der
130-kW-Hochfrequenzmaschine in Nauen gegebene auf 4340 km gut aufnehmbar war. Ein
Empfang auf noch größere Entfernungen ist nur aus dem Grunde nicht mehr möglich
gewesen, weil der Dampfer inzwischen eine Stelle des Atlantischen Ozeans erreicht
hatte, in der atmosphärische Störungen weitere Versuche unterbanden. Da nun aber
Nauen bei diesen Telephonieversuchen noch lange nicht mit, der vollen, dort zur
Verfügung stehenden Hochfrequenzenergie gesendet hat, steht wohl außer Frage, daß
unter Ausnutzung der vollen Leistungsfähigkeit Nauens noch bedeutend größere
Entfernungen auf drahtlos-telephonischem Wege überbrückt werden können.
Wirtschaft.
Die Krisis im deutschen Patentwesen mit eindringlichen
Worten aufzudecken und Vorschläge zur Besserung zu machen, ist der Zweck einer
Aufsatzreihe der „Mitteilungen des Verbandes Deutscher Patentanwälte.“ Vor
allem ist kritisch die Lage des Patentamtes. Die Kriegsfolgen zusammen mit den
Fehlern des Patentverlängerungsgesetzes und des Gebührengesetzes haben ihm eine
unsägliche Arbeitslast und keine Vermehrung, sondern eine Verminderung seiner
Einnahmen gebracht. Die Reform der Gesetzgebung stockt auch für längst spruchreife
wichtige Fragen, wie die der Erfinderehre. Der Justizminister hat einen einstimmig
von Industrie und Handel geforderten Fachausschuß in seinem Ministerium zur
Förderung der Reform derart, wie sie im Ausland schon mit bestem Erfolg bestehen,
als nicht „lebensnotwendig“ abgelehnt. Vielen befremdend wird aber der hier
erbrachte Nachweis sein, wie das Patentamt vielfach in einem veralteten
Begriffsformalismus das Recht handhabt und sich einer Rechtsprechung, die von den
Bedürfnissen der Gegenwart geleitet ist, verschließt, oder vielmehr teilweise
verschließt. Denn es gibt in den wichtigsten Fragen noch keine einheitlich und klare
Rechtsprechung. Im besonderen ist die Geistesrichtung des Reichsgerichts in seiner
Patentrechtsprechung noch vielfach im Gegensatz zu der des Patentamtes. So ist im
besonderen das Patenterteilungsverfahren auf die abschüssige Bahn geraten, seine Prüfung der
Erfindung möglichst einzuschränken und Patente zu erteilen, welche elastisch nach
allen Richtungen sind und deren wahre Bedeutung erst durch Richterspruch und
Ergänzung der von dem Patentamt gelassenen Lücken in der Prüfung festgestellt
werden. Für eine solche Aufgabe ist aber das Patentamt ein viel zu umständlicher und
kostspieliger Apparat. Die vielen unzweifelhaft tüchtigen Kräfte im Patentamt, denen
einzelne Industriezweige nur Lob zu spenden wissen, reiben sich auf; die
Herabdrückung des Patentamtes zu einer mittleren Behörde übt keine Anziehungskraft
auf Zuzug.
Die genannten Aufsätze kommen zu dem Ergebnis, daß, wenn das Patentamt sich nicht auf
seine eigentliche, früher unzweifelhafte Aufgabe besinnt, und zu ihrer Lösung
instandgesetzt wird, dem Verfall entgegengeht.
Die Leipziger Herbst-Mustermesse. Vom 28. August bis 3.
September findet die diesjährige Leipziger Herbstmesse wiederum als die große
deutsche Einheitsmesse statt. Das Neue, was sich auf der kommenden Messe darbieten
wird, betrifft die technische Messe. An dieser umfassenden Veranstaltung beteiligen
sich immer mehr die großen industriellen Unternehmungen, die früher niemals daran
gedacht haben, auf eine Mustermesse zu kommen. Es ist ein bedeutsames Ereignis
für die Leipziger Mustermesse, und es muß als eine wichtige Kundgebung der deutschen
Wirtschaft gegenüber dem Auslande betrachtet werden, daß sich die Firma Friedrich
Krupp A.-G. in Essen zum ersten Male an der Leipziger Messe beteiligt und zwar in
eigener Ausstellungshalle, in der dieses früher größte Unternehmen der
Kriegsindustrie den Beweis einer überraschend schnellen Umstellung auf die
Friedenswirtschaft liefern wird. Daneben werden die Ausstellungen anderer deutschen
Großunternehmungen: A. E. G., Siemens-Schuckert-Werke, Siemens & Halske,
Deutsche Werke usw. für die Anziehungskraft der Technischen Messe zeugen. Immer mehr
macht sich auch die geschlossene Beteiligung einzelner Industriezweige durch ihre
Verbände bemerkbar. So wird auf der kommenden Messe erstmalig der Gesamtverband
deutscher Wagen- und Prüfmaschinenfabrikanten eine Sammelausstellung veranstalten,
wie dies bisher in bekannter großzügiger Weise der Verein deutscher
Werkzeugmaschinenfabrikanten, der Gesamtverband der deutschen Armaturenindustrie,
die Zentrale für Gasverwertung getan haben. Der allgemeine Erfinderverband wird
durch eine Sonderausstellung vertreten sein.