Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 340 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Zur Oppauer Katastrophe. In der holländischen
Zeitschrift „Centraalblad der Bouwbedrijven“ nimmt P. W. Scharroo, ein auf dem Gebiete des Sprengstoffwesens
bekannter Fachmann, Veranlassung, zu der von einigen Tageszeitungen geäußerten
Ansicht, daß Backsteinbau bei Explosionen für die Umgebung ungefährlicher sei als
Beton, Stellung zu nehmen.
Eine Klarstellung dieser Frage ist nach Scharroo für den Bau von Anlagen, in welchen
Explosionen möglich sind, wie z.B. für Munitionslager für militärische Zwecke,
für den Bergbau, Munitionsfabriken usw. von größter Bedeutung. Naturgemäß hat man
sich schon lange auf diesem Gebiet mit Versuchen beschäftigt, in welcher Bauart
solche Anlagen zu errichten seien. Die in Anwendung gebrachten Konstruktionsarten
wurden dabei in drei Gruppen untergebracht.
1. in Anlagen sehr leichter Holzbauart, um welche meistens ein Erdwall aufgeworfen
wird. Im Falle einer Explosion können Wände und Dach eines derartigen Gebäudes leicht dem Druck
der sich bildenden Gase nachgeben. Die fortgeschleuderten Konstruktionsteile
bedeuten für die Umgebung nur geringe Gefahr. Der Bauart ist jedoch der Nachteil
eines unzulänglichen Schutzes gegen Temperatureinflüsse, Feuchtigkeit, Feuersgefahr
usw. eigen. Dieser Nachteil fällt weg bei:
2. Anlagen sehr schwerer Bauart mit leichter Bedachung. Die sich bei einer Explosion
entwickelnden Gase können hierbei durch Vernichtung der Dachkonstruktion entweichen.
Die fortgeschleuderten Konstruktionsteile bilden aber eine große Gefahr für die
Umgebung. Dies ist noch in höherem Maße der Fall bei:
3. vollständig in sehr schwerer Bauart aufgeführten Magazinen, bei denen die durch
die Explosion zerrissenen Bauteile durch die Zusammenpressung der Gase mit noch
größerer Kraft fortgeschleudert werden. Bei einem aus Beton in Amerika aufgeführten
Magazin wurden Betonstücke bis zu 500 kg Gewicht 7–800 Meter weit geschleudert.
In Amerika stehen noch verschiedene Bauten für Sprengstoff-Herstellung und
-Unterbringung in nicht-armiertem Beton mit 25 cm Wandstärke, die innen und außen
mit Holz bekleidet sind, während das 8 cm dicke Betondach innen mit Holz und außen
mit starkem Wellenblech bedeckt ist. In England und Deutschland errichtete man viele
derartige Gebäude aus sehr schwerem Mauerwerk.
Keine der drei Bauarten entspricht den an sie zu stellenden Anforderungen, so daß
eine bessere Lösung gesucht werden muß in:
4. Anlagen aus Materialien, welche bei einer Explosion der Sprengstoffe in kleine
Stücke zerrissen werden und doch, um die Gefahr für die Umgebung zu verringern, dem
entstehenden Gasdruck Widerstand bieten können.
Für diese Bauart gebührt dem armierten Beton der Vorzug. Der entstehende Gasdruck
wird die Festigkeit der Wände zu vernichten suchen und diese durchbiegen, wodurch
Zugspannungen auftreten. Weder Mauerwerk noch nicht-armierter Beton sind aber
imstande, einigermaßen hohen Zugspannungen zu widerstehen, so daß diese Materialien
durch die Wirkung des Gasdruckes bersten und in großen Stücken
auseinanderschlagen.
Dies wurde mehrere Male im Ausland und 1892 in den Dünen bei Schoorl durch Versuche
festgestellt. Während des Krieges wurde die Praxis noch durch weitere. Beispiele
bereichert, z.B. bei der Vernichtung verschiedener eroberter französischer Forts,
wie Longwy und Montmédy, bei denen die gemauerten Gewölbe in große Blöcke zerrissen
wurden, ferner an den nicht-armierten Beton-Forts der Festungen Luik, Antwerpen und
Przemyls usw.
Ganz anders als unarmierter Beton verhält sich der armierte zum Gasdruck einer
Explosion. Bereits vor dem Krieg wurden hierfür verschiedene Versuche durch das
„Comité central des houilléres de France“, auf den Kummersdorfer
Schießplätzen usw. vorgenommen, die durch die Kriegserfahrung Bestätigung
fanden.
Es ergab sich, daß armierter Beton bei ausreichender Stärke und zweckmäßiger
Armierung den Auswirkungen des Gasdruckes sehr gut standhält. Aber selbst bei
geringer Stärke und schwacher Armierung wahrt dies Material einen besseren
Zusammenhalt und zeichnet sich durch eine derartige Federkraft aus, daß ein
Zerreißen in sehr kleine, der Umgebung wenig Gefahr bringende Stücke erfolgt. Durch
die leichte Konstruktion wird überdies bei einer Explosion weniger Material als
bei den viel schwereren, nicht-armierten Betonbauten fortgeschleudert. Es würde zu
weit führen, auch nur die wichtigsten im letzten Krieg beobachteten Fälle
wiederzugeben. Ich weise deshalb nur auf die Sprengung des in armiertem Beton
erbauten Koksofens in Willebroeck in Belgien hin. Durch die Auswirkung der
Projektile und des Gasdruckes wurden nur wenige örtliche Beschädigungen ohne Risse
erzeugt. Die Zerstörungen beschränkten sich auf Vergrusungen des Materials. Bei
nicht-armiertem Beton besteht zwischen den dicht aufeinandergedrückten,
zusammenhängenden Zementteilchen eine gewisse Spannung, welche durch den Gasdruck
einer Explosion aufgehoben wird, so daß der Beton wie eine Glasplatte in große
Stücken zerrissen wird. Eine Armierung hält die Teilchen mehr zusammen und
beschränkt die Rissebildung unter gleichzeitiger Entwicklung erhöhter
Federkraft.
Die leichten Bauten in armiertem Beton besitzen überdies in hohem Maße Sicherheit
gegen Feuers- und Blitzgefahr, sind obendrein selbst bei leichter Bauart vollkommen
wasserdicht und bieten genügend Schutz gegen Temperatureinflüsse. Bei größerer
Stärke und namentlich bei zweckdienlich angebrachter Armierung bieten derartige
Bauten auch den bei Explosionen sich bildenden Gasen Widerstand. Vor dem Krieg
wurden einige für Herstellung und Lagerung von Sprengstoffen bestimmte Gebäude in
Deutschland z.B. in Schlebusch, in Holland in Den Helder gebaut. In Den Helder
largern die Marine-Sperrminen und Sprengladungen.
Die Oppauer Katastrophe läßt aufs neue erkennen, daß die günstigen, mit armiertem
Beton gemachten Erfahrungen nicht außer acht gelassen werden dürfen.
„Zement“, Wochenschrift für Zement und Zementverarbeitung, welcher wir
vorstehende Ausführungen entnehmen, führt die Richtigkeit der Scharrooschen
Ausführungen einen in Frankreich wahrgenommenen Fall an.
Durch die deutsche Beschießung stürzte der schwere aus Mauerwerk hergerichtete
Unterbau eines in großen Abmessungen gehaltenen Wasserbehälters zusammen. Der
Behälter stürzte infolgedessen aus beträchtlicher Höhe zur Erde, wurde jedoch kaum
beschädigt. Bei den Aufräumungsarbeiten fanden sich Granaten großer Kaliber, welche
nach volländiger Dichtmachung des Behälters zur Entzündung gebrächt wurden. Auch
hierdurch wurde keine Zertrümmerung erzielt. Die umhergeschleuderten Eisenteile
verursachten an den Innenwänden nur unerhebliche Beschädigungen. Der entwickelte
Gasdruck hatte dagegen keinerlei sichtbare Auswirkung erzeugt.
Bdf.
Die Wiederverwendung abgebrochener Spiralbohrer. Wie oft
hört man die Frage in metallverarbeitenden Betrieben jeder Art: „Was kann man nur
mit den abgebrochenen Spiralbohrern, die sich in unserem Betriebe ansammeln,
anfangen?“ Und in der Tat, Hunderttausende von Mark – eine Summe, die wohl
sogar in Großbetrieben nicht mehr unbeachtet bleiben kann – werden achtlos
fortgeworfen dadurch, daß man für die abgebrochenen Spiralbohrer bisher keine andere
Verwendung mehr hatte, als sie zum Stahlschrott zu werfen, wobei es schon von einer
sparsamen Betriebsleitung zeugt, wenn wenigstens eine Ausscheidung des
Stahlschrottes nach Werkzeugs- und Schnellschnittstahl erfolgt. Sucht man diese
Haufen von gebrochenen Spiralbohrern aber genauer durch, so ergibt sich sofort, daß
nur der geringste Teil der Bohrer das natürliche Ende – Zuschleifen bis zum letzten
Rest – genommen, hat, der größere Teil der Bohrer geht früher in Verlust teils durch Bruch der
Spirale, teils durch Abdrehen des Angels (Mitnehmerlappens).
Um so mehr wird es alle beteiligten Kreise interessieren, daß endlich ein Verfahren
gefunden wurde, welches es ermöglicht, an die abgebrochenen Spiralen vollständig
zentrisch einen neuen Kegelschaft mit beliebiger Kegelform und mit Angel anzugießen
und dadurch den Stumpf bis auf einen kleinen Rest auszunützen. Diese Aufgabe ließ
sich natürlich erst dadurch lösen, daß nach langen Versuchen eine Metallegierung
gefunden wurde, die genügend leicht schmelzbar, aber doch von so großer Festigkeit
ist, daß sie die von der Bohrmaschine ausgeübte Kraft, bzw. den vom Arbeitsstück bei
der Verspannung geleisteten Widerstand aufzunehmen und – ohne Formänderungen zu
erleiden – zu überwinden imstande ist. Nach vollständiger Abnützung des Bohrers, d.
i. bis auf einen Rest von der Länge des doppelten Durchmessers desselben, wird der
Schaft abgeschmolzen und die Legierung immer wieder zum Angießen neuer Kegelschäfte
verwendet.
Die Beschaftungsvorrichtung ist so konstruiert, daß an den Bohrerstumpf vollständig
zentrisch ein neuer Schaft mit Angel als Morse-Kegelschaft oder auch ein
zylindrischer Schaft angegossen werden kann, ein Schwänzen des Bohrers, Wackeln in
der Bohrmaschinenspindel oder Herausfallen aus dieser ist ausgeschlossen.
Spiralbohrer, an denen der Angel (Mitnehmerlappen) abgebrochen ist, werden in der
Weise wieder gebrauchsfähig gemacht, daß an den Kegelschaft eine Fläche angefeilt
und der Kegelschaft mantelförmig mittels einer Gießform des nächst größeren
Morsekegels umgössen wird.
Auf nebenstehender Abbildung zeigt Abb. a eine abgebrochene Bohrerspirale, Abb. b
einen durch Angießen eines Schaftes wieder gebrauchsfähig hergestellten
Spiralbohrer.
Textabbildung Bd. 336, S. 341
Abb. a.
Textabbildung Bd. 336, S. 341
Abb. b.
Ueber das Verfahren liegen jetzt seit mehr als Jahresfrist in zahlreichen
Großbetrieben Erfahrungen vor und das beste Zeugnis für die Brauchbarkeit der so
wieder verwendbar gemachten Spiralbohrer ist die überall erteilte Auskunft, daß man
das Verfahren wegen der damit zu erzielenden Ersparnisse nicht mehr vermissen
möchte. Diese erstrecken sich nicht allein auf die Spiralbohrer selbst, sondern es
lassen sich auch Reduzierhülsen und Bohrfutter ganz vermeiden, indem statt des
normalen Werkzeugkegels der nächst größere – dem Hohlkegel in der
Bohrmaschinenspindel entsprechende – angegossen wird.
Die Inhaber der Patente verkauften bisher die Einrichtungen zum Angießen neuer
Schälte an jeden Besteller. In Großbetrieben, wo infolge großen Verbrauches an
Bohrern ununterbrochen mit den Vorrichtungen gearbeitet wird, wurden infolge der
Handhabung durch sachkundige Arbeiter ausnahmslos gute Erfahrungen erzielt. Mittlere
und kleine Betriebe, die nur zeitweise Bestände von gebrochenen Bohrern
aufzuarbeiten haben, scheuen vielfach die nicht unerheblichen Kosten, welche die
Beschaffung eines ganzen Satzes der Vorrichtungen verursacht, und gerade in kleinen
Betrieben, wo die Vorrichtung oft in die Hand von wenig sachkundigem Personal
gegeben wird, ist auch die Gefahr vorhanden, daß die Vorteile, welche das
Verfahren bietet, nicht voll erkannt werden und sogar kleine Mißerfolge auftreten,
welche das Verfahren in Mißkredit zu bringen drohen.
Aus diesen Erwägungen heraus hat sich die „Scabus“
G. m. b. H. in Nürnberg, Klingenhofstr. 72, welche sich den Alleinbesitz aller
einschlägigen Patente gesichert hat, entschlossen, die Vorrichtungen zum Beschaften
nicht zu verkaufen, sondern das Angießen von neuen Schäften an gebrochene rotierende
Werkzeuge – in erster Linie natürlich an Spiralbohrern – in eigenen Werkstätten im
Lohn auszuführen, ähnlich wie das Aufhauen von stumpfgewordenen Feilen durch die
Feilenhauereien geschieht. Großbetriebe, in denen Gewälr besteht, daß das Verfahren
sachgemäß durchgeführt wird, können Lizenzen erwerben, um sich eigene Werkstätten
für die Beschaftung einzurichten.
Die mit angegossenem Schaft versehenen Bohrer haben sich, wie ich in der hiesigen
Eisenbahn-Hauptwerkstätte durch praktische Versuche festgestellt habe, bestens
bewährt und überall ganz erhebliche Einsparungen in den Werkzeugausgaben
ermöglicht.
Ludwigshafen.
Oberregierungsbaurat A. Kummer.
Praktische Erfahrungen im Dampfkesselbetrieb mit veredelten
Brennstoffen. Eine Veredelung der Brennstoffe kann auf mechanischem und
physikalischchemischem Wege erfolgen. Von beiden Möglichkeiten wird schon seit
längerer Zeit Gebrauch gemacht. Es ist beispielsweise die Aufbereitung des aus
Steinkohlenzechen geförderten Brennstoffes keineswegs neu. Sie bezweckt die
Ausscheidung von minderwertigen und unverbrennbaren Bestandteilen sowie von
Kohlenschlamm. Ueberdies erfolgt eine Sonderung der Kohle nach der Stückgröße. Auch
die Brikettfabrikation ist zu den Veredelungsprozessen zu zählen. In ihrem Verlaufe
wird der Wassergehalt verringert und erforderlichenfalls ein bitumenhaltiges,
hochwertiges Bindemittel hinzugefügt. Eine Steigerung des Heizwertes und der
Transportfähigkeit ist eine Folge dieses Verfahrens. Ein weiterer durch die
Veredelung erreichter Vorzug ist die äußere und innere Gleichwertigkeit der Kohle
hinsichtlich der Größe, der Brenndauer, der Schlackenbildung usw. Durch diese wird
die konstruktive Durchbildung der Feuerungsanlagen wesentlich vereinfacht. Auch die
Verwendung von maschinell angetriebenen Vorrichtungen bereitet keine
Schwierigkeiten. In weitgehendstem Maße erfolgt die mechanische Veredelung bei der
Herstellung von Kohlenstaub. Die Einführung der mit diesem Brennstoff geheizten
Feuerungen wurde schon im Jahre 1896 mit allen Mitteln angestrebt. Die zu jenem
Zeitpunkte erzielten Betriebsergebnisse waren zum Teile sehr befriedigend. Eine
außerordentlich vollkommene Ausnutzung des Heizwertes wurde erreicht. Die Rauchfrage
war glänzend gelöst. Die Bedienung der Feuerung, die Zufuhr der Staubkohle in
geschlossenen Transportschnecken und die Beseitigung der geringen Schlackenmengen
bereitete keine Schwierigkeiten. Ebenso erwies sich der Ersatz des Rostes durch eine
2 m lange, feuerfeste Ausmauerung der Flammenrohre als zulässig. Indessen scheiterte
die Einführung der Staubfeuerung an dem hohen Kraftbedarfe und dem raschen
Verschleiß der Kohlenmühlen. Auch wurde die Ausmauerung der Flammrohre schnell
schadhaft Lästig wirkte ferner die Verschmutzung der Bedienungsmannschaft durch den
Kohlenstaub. Die kostenlose Bereitstellung von Badeeinrichtungen und Arbeitskleidern
sowie der staubdichte Verschluß aller in der Nachbarschaft befindlicher Maschinen
und Apparate erwies
sich als notwendig. Schließlich konnte der stark zur Selbstentzündung neigende
Brennstoff nur in Säcken vorrätig gehalten werden. Trotzdem ist es vielleicht bei
der gegenwärtig bestehenden Kohlennot angezeigt, wiederum Versuche mit
Staubfeuerungen vorzunehmen. Man müßte zur Schonung der Mahlvorrichtungen steinigen
Brennstoff fernhalten. Ohne Zweifel würde die Benutzung von Kohlenschlamm die
Leistungsfähigkeit der Mühlen wesentlich steigern. Diese Maßnahme dürfte allerdings
andrerseits die unliebsame Folge haben, daß die Kesselleistung zu stark sinkt.
Vielleicht ließe sich aber dem letztgenannten Uebelstande durch Zusatz von
hochwertigem Staub zum Kohleschlamm abhelfen.
Die chemisch-physikalische Veredelung des Brennstoffes im Generator empfiehlt sich,
wenn hohe Verbrennungstemperaturen und Flammen von großer Reinheit für den- Betrieb
erwünscht sind. Gegen die allgemeine Anwendung der Gasfeuerungen spricht der
Umstand, daß diese komplizierter als Kohlenfeuerungen sind und dennoch nicht
wirtschaftlicher arbeiten. Zwar ergeben sie einen hohen Kohlensäuregehalt. Indessen
treten große Wärmeverluste bei der Fortleitung des Gases ein. Eine neue, vielleicht
durch Veredelungsmaßnahmen zu lösende Aufgabe ergibt sich gegenwärtig durch die für
viele Fabrikationszwecke erfolgende, behördliche Zuweisung großer Braunkohlenmengen,
welche sich wegen ihrer schlechten Entzündbarkeit, ihrer erdigen Beschaffenheit und
infolge des großen Gehaltes an Wasser und unverbrennlichen Bestandteilen nur schwer
verheizen lassen. Bei ihrer Verwendung erweisen sich nur Vorfeuerungen mit Treppen-
und Schrägrosten als brauchbar, die aber bei den zahlreichen mit
Planrostinnenfeuerungen versehenen Kesseln nicht angebracht werden können, weil der
erforderliche Platz fehlt. Die Industrie bedient sich daher dieser Brennstoffe
vielfach als Streckungsmittel, indem sie dieselben gleichzeitig mit hochwertiger
Kohle verheizt, deren äußere und innere Beschaffenheit eine wesentlich andere ist.
Hierdurch entstehen Mißstände. Die Unterwindfeuerungen erweisen sich zwar als
nützlich, vermögen aber nicht die Schwierigkeiten, die durch den hohen Gehalt der
Braunkohle an unverbrennbaren Bestandteilen hervorgerufen werden, zu beheben. Es ist
daher bis jetzt eine befriedigende Kohlenversorgung mit Hülfe der erwähnten
Brennstoffmischungen nicht erreicht worden. Wichtig wäre eine Klärung der Frage, ob
es zweckmäßiger ist, Stein- und Braunkohle vor dem Beschicken zu mischen, oder ob
sich bessere Ergebnisse erzielen lassen, wenn die beiden Brennstoffsorten einzeln
und lagenweise im Feuer aufgeschüttet werden, so daß beispielsweise Steinkohle die
unterste, Briketts die mittlere und minderwertige Streckkohle die oberste Schicht
bildet. Durch eine solche Maßnahme würde man erreichen, daß eine gute Grundglut im
Feuer vorhanden ist, welche die Verbrennung der Rohbraunkohle fördert. Bei
maschineller Beschickung ist ein derartiges Verfahren natürlich nicht angängig. Es
müßte vielmehr eine Mischung vor dem Aufgeben erfolgen. Sehr unangenehm empfindet
man bei Benutzung von Rohbraunkohle die reichliche Flugaschenablagerung, welche die
Kesselheizfläche verdeckt, die Zugverhältnisse verschlechtert und Brennstoffverluste
herbeiführt.
In Anbetracht der erwähnten Umstände wird es sich fernerhin nicht mehr vermeiden
lassen, neue Wege zu suchen, die zu einer vorteilhafteren Ausnutzung der im
Ueberfluß vorhandenen Streckkohle führen. Eine Veredelung des minderwertigen
Brennstoffes dürfte am meisten Aussicht auf Erfolg haben. Kohlenindustrie und
Feuerungstechnik müssen unverzüglich an die Lösung der überaus dringlichen
Aufgabe in gemeinsamer Arbeit schreiten.
(Morgner in Heft 33 der Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb.)
Schmolke.
Austauschbau. Am Freitag, dem 4. 11. 21., hat im
Ingenieurhause die von der Arbeitsgemeinschaft deutscher Betriebsingenieure
veranstaltete Vortragsreihe über „Austauschbau“ mit dem einleitenden Vortrag
des Dr.-Ing. Kienzle über „Die Grundlagen des
Austauschbaues“ begonnen. Der Redner gab einen Ueberblick über das große zur
Behandlung stehende Gebiet.
Die Frage des Austauschbaues beschäftigt zur Zeit in unseren Maschinenfabriken
Konstrukteure wie Betriebsleiter. Der Austauschbau, d.h. die Herstellung
austauschbarer Maschinenteile, ist die Grundlage jeder zeitgemäßen Fertigung.
Alle mit dem Austauschbau zusammenhängenden Fragen sind durch die Arbeiten des
Normenausschusses der deutschen Industrie, besonders auf dem Gebiete der
Vereinheitlichung der Passungen, Lehren und Werkzeuge außerordentlich gefördert
worden.
Die gesamte Vereinheitlichung erreicht nur dann ihren Zweck, wenn sich eine Fabrik
entweder die genormten Teile in Mengen herstellt, damit sie die Vorteile der
Maschinenfabrikation ausnützt, um sie vom Normteil-Lager weg ohne jede Nacharbeit
einbaut, oder wenn die Teile von Spezialfabriken bezogen werden und überall passen.
An letzteren hat vor allem der Verbraucher ein großes Interesse. Räder für
landwirtschaftliche Maschinen, Sattelstützen und Fahrräder, elektrische Glühlampen,
Federbolzen für Kraftfahrzeuge, Präzisionswerkzeuge wie Fräser, Spiralbohrer,
Reibahlen können nur dann erstklassige Stapelware sein, wenn sie wirklich stets gut
und richtig in ihre Gegenstücke passen. Das aber ist das Wesen des
Austauschbaues.
Man ahnt kaum, welche Maßnahmen schon vom ersten Konstruktionsentwurf über die
Fabrikvorbereitung bis zur Ausführung in der Werkstatt und der Prüfung in der
Revision notwendig sind.
Darüber sollen nun die einzelnen Vorträge vor allem denen Aufklärung bringen, denen
es bisher nicht möglich war, die zahlreichen Veröffentlichungen auf diesem Gebiet zu
verfolgen und durchzuarbeiten.
In der weiteren Reihe der Vorträge spricht zunächst am Freitag, dem 25. d. M.,
Professor Berndt über „Messen und Meßwerkzeuge“.
Es folgen weiterhin die Vorträge: „Werkzeuge zur Herstellung der Passungen“
(Direktor Reindl). „Passungssysteme“ (Professor
Dipl.-Ing. Gottwein). Ueber die wirtschaftliche Grenze
der Genauigkeit in den einzelnen Industriezweigen werden folgende Gebiete
behandelt:
Werkzeugmaschinenbau (Direktor Huhn, Berlin), Apparatebau
(Oberingenieur Leifer, Berlin), Großmaschinenbau
(Oberingenieur Frenz, Mülheim-Ruhr), Lokomotivbau
(Ingenieur Damm, Hannover), Automobilbau (Ingenieur Gramenz, Marienfelde), Elektromaschinenbau (Oberingenieur
Drescher, Berlin), Kugellagerbau (Ingenieur Gehlke, Borsigwalde).
Besonders erwähnt seien noch die in dem Vortrag des Dr.-Ing. Kienzle gezeigten Lichtbilder, die in der von dem
technisch-wissenschaftlichen Vortragswesen bestimmten Art angefertigt und
außerordentlich anschaulich waren.
Eisenbetonturm. Für eine drahtlose Station in Tokio ist
ein Eisenbetonturm von mehr als 200 m Höhe gebaut worden. Dieser stellt das bisher
höchste Bauwerk in
Mauerwerk dar und überragt selbst den zurzeit höchsten Schornstein um mehr als 20
m.
Der kegelförmige Turm hat am Fundament eine Wandstärke von 82 cm und eine lichte
Weite von 16,75 m; oben beträgt die Wandstärke nur mehr 15 cm bei einem lichten
Durchmesser von 1,2 m.
An Massen wurden verwendet etwa 4630 cbm Beton und 425 t amerikanischer Stahl.
Der Turm wurde nach dem patentierten System der Weber-Schornstein-Gesellschaft,
Chicago, gebaut, während die Bauaufsicht die „Oriental Compressol Co“ in
Tokio ausübte. (Engineering News-Record 1921, Seite 847.)
Marx.
Dichten von Betonbehältern. Wasserdurchlässige
Betonbehälter können nachträglich durch folgendes Verfahren wasserdicht gemacht
werden. Als Dichtungsmittel wird fetter Zementmörtel verwendet, bestehend aus 1
Raumteil Zement und 3 Raumteilen reinem Sand. Dieser wird in 2,5 cm dicker Schicht
auf die innere Wandung des Behälters aufgetragen und dort leicht verrieben, doch
nicht geglättet. Nach 24 Stunden wird eine 2. Schicht, bestehend aus 1 Teil Zement
und 1 Teil Fettkalk und entsprechender Wassermenge mit dem Pinsel aufgetragen und
verstrichen. Dieses Verfahren ist an 2 Behältern, die wasserdurchlässig waren, mit
gutem Erfolge angewendet worden. (Beton u. Eisen 1921, Seite 181.)
Marx.
Druckfestigkeit von Holz. Lehrreiche Versuche „über den
Einfluß der Größe der Belastungsfläche auf die Widerstandsfähigkeit von Bauholz
gegen Druckbelastung quer zur Faser“ sind im Materialprüfungsamt der
Technischen Hochschule Stuttgart ausgeführt worden. Die Versuche wurden in der Weise
durchgeführt, daß 1. die Belastung die ganze Stirnfläche eines Prismas trifft, wobei
aus einem Fichtenholzbalken ein Prisma von 122/121/261 (Maße in
mm) entnommen und der Druckprobe unterworfen wurde; 2. die Belastung auf nur einen
Teil der oberen Fläche eines Holzbalkens aufgebracht wurde (bei gleicher
Belastungsfläche). Dabei hat sich feststellen lassen, daß die Zusammendrückungen der
Balkenhöhe bedeutend kleiner geblieben sind, als die des Prisma. Weitere Versuche
sollten den Einfluß der Breite der Belastungsfläche dartun. Hierbei wurde
gefunden, „daß mit kleiner werdender Belastungsfläche die Zusammendrückungen
des Holzes auf die Einheit der Belastungsfläche kleiner geworden sind“.
(Otto Graf, Der Bauingenieur, 1921, Heft 18.)
Marx.
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Erfinder-Schutz-Verbände.
Unter dem Vorsitz von Geheimrat Prof. Dr. Sommer, Gießen,
wurde am 16. Oktober in Cassel die Arbeitsgemeinschaft Deutscher
Erfinder-Schutz-Verbände gegründet, zu welcher sich die nachstehenden Verbände
zusammengeschlossen haben: Allgemeiner Erfinder-Verband in Berlin, Ansbacherstr. 28,
Bayerische Erfinder-Schutz-Vereinigung in Nürnberg, Adamstr. 67, Deutscher
Erfinder-Schutzverband in München, Jahnstr. 20, die Gesellschaft zur Errichtung
eines deutschen Erfindungs-Instituts, Gießen, und der Reichsverband für das
Erfindungswesen in Mannheim, Waldparkdamm 43. Das Arbeitsprogamm erstreckt sich
vorläufig auf folgende gemeinsame Angelegenheiten: Patentgesetzreform,
Schwindelbekämpfung, Erfindungs-Institut, Erfindungswissenschaften, Bücherei,
Propaganda, gemeinsame Veranstaltungen, Vorprüfung von Erfindungen, Beratung und
Verwertung. In den Vorstand wurden die Herren Geheimrat Prof. Dr. Sommer, Gießen (1. Vorsitzender), Schriftsteller Otto Wiesner, Berlin (stellv. Vorsitzender), Karl Seitz, Nürnberg (Schriftführer und Geschäftsführer),
Ingenieur Ph. Wisotzky, München (Schatzmeister),
Oberingenieur Aug. Dörge, München, und Oberingenieur Richard Dietrich, Mannheim (Beisitzer), gewählt. Die
Presse-Abteilung wurde von den Herren Ziv.-Ing. Curt
Friedländer, Herausgeber der „Patent-Welt“, Unabhängiges
Treuhand-Organ des Erfindungs- und Verwertungswesens für Erfinder, Industrie und
Handel, Berlin SW 19, und Schriftsteller Otto Wiesner,
Berlin, gemeinsam übernommen. Die Stadt Cassel hatte es sich nicht nehmen lassen,
die Versammlung durch mehrere Stadträte zu begrüßen und stellte für den im nächsten
Jahre im Anschluß an eine Wirtschaftswoche geplanten Kongreß mit Ausstellung der
Arbeitsgemeinschaft geeignete Räume in dankenswerter Weise bereitwilligst zur
Verfügung. Allen Erfindern dürfte anzuraten sein, sich zur Wahrung ihrer Rechte
einem der ganannten Verbände anzuschließen, die die auch Handels- und
Industrie-Verbände vertretende Arbeitsgemeinschaft bilden.