Titel: | Das Fernsprechkabel Berlin–Rheinland. |
Autor: | G. Quaink |
Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 97 |
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Das Fernsprechkabel
Berlin–Rheinland.
Von G. Quaink.
QUAINK, Fernsprechkabel Berlin–Rheinland.
Der Gedanke, die Reichshauptstadt mit dem rheinischwestfälischen Industriegebiet
durch ein Fernsprechkabel zu verbinden, tauchte zuerst vor etwa 12 Jahren auf. Ein
schweres Unwetter hatte im November 1909 die oberirdisch verlegten Telegraphen- und
Fernsprechleitungen in weitem Umkreis um Berlin zerstört und besonders auf den nach
Westen führenden Linien Unterbrechungen des Nachrichten Verkehrs verursacht, die
teilweise wochenlang andauerten. Ein rund 600 km langes Fernsprechkabel zu schaffen,
war damals immerhin ein Wagnis, weil noch keine Erfahrungen mit Fernsprechkabeln so
großer Reichweite vorlagen, indessen bot der Stand der Kabeltechnik begründete
Aussichten auf Gelingen des Werkes. Die Siemens & Halske A.-G. hatte, als Ende
der neunziger Jahre das Pupinsche Verfahren bekannt geworden war, der Kapazität der
Fernsprechleitungen durch Einbau von Selbstinduktionsspulen entgegenzuwirken,
richtig erkannt, welche Bedeutung diese Erfindung für die Fernsprechtechnik gewinnen
würde, und sich 1902 die erteilten Schutzrechte für Deutschland gesichert. Damit war
aber nur der allererste Schritt getan, und es bedurfte noch jahrelanger, sehr
umfangreicher Forschungs- und namentlich Versuchsarbeiten, ehe das Pupinsche
Verfahren für die Anwendung im Großen genügend durchgebildet war. Ein großer Teil
dieser Arbeiten wurde in den Laboratorien und Werkstätten der Siemens & Halske
A.-G. durchgeführt, und auch die Reichstelegraphenverwaltung, insbesondere das
Telegraphen-Versuchsamt des Reichspostamtes, arbeitete eifrig an der Lösung der
zahlreichen Aufgaben, die die Pupinisierung der Fernsprechleitungen bot. 1910 waren
die theoretischen Vorarbeiten soweit gediehen, daß man Fernsprechkabel von 1000 km
Reichweite für ausführbar erklären konnte, und so konnte man an die praktischen
Vorarbeiten für den Bau des „Rheinlandkabels“ herangehen.
Heute ist nun das Rheinlandkabel fertiggestellt – im November v. J. sind auch die
letzten Teilstrecken dem Verkehr übergeben worden. Es führt von Berlin über Potsdam
und Brandenburg nach Magdeburg, dann über Helmstedt und Braunschweig nach Hannover
und weiter über Minden und Bielefeld nach Dortmund. Dort gabelt es sich: Der eine
Zweig geht über Hagen und Schwelm nach Köln, der andere über Bochum, Essen und
Mülheim nach Düsseldorf. Zwei Seitenlinien verbinden Duisburg mit Mülheim und
Elberfeld-Barmen mit Schwelm. Auf diese Weise sind die wichtigsten Orte des
rheinischen Industriegebiets in den Wirkungsbereich des Rheinlandkabels
einbezogen.
Das erste Kabelstück, ein Flußkabel durch die Have bei Brandenburg, wurde im
Herbst 1912 verlegt, dann ging man nach Berlin und später nach Magdeburg vor. Die
ganze Strecke Berlin–Magdeburg war im August 1913 fertiggestellt. Als der Krieg
ausbrach, war man mit der Verlegung des Kabels bis kurz vor Hannover gekommen. Das
noch fehlende Stück wurde behelfsmäßig hergestellt unter Verwendung von Kabeln, die
man herholte, wo sie gerade verfügbar waren, und man hatte auf diese Weise schon
einige Wochen nach Kriegsbeginn wenigstens eine Anzahl wichtiger Leitungen bis
Hannover zur Verfügung. Der Krieg und seine Folgeerscheinungen unterbrachen dann die
Herstellung und Verlegung des Kabels auf Jahre hinaus. Erst im Frühjahr 1920 war im
Kabelwerk Gartenfeld der Siemenswerke wieder so viel Kabel fertiggestellt, daß man
die Verlegungsarbeiten fortsetzen konnte. Man erreichte Dortmund im März 1921, bis
aber der Einbau der Spulen und die Schaltarbeiten auf dieser Strecke beendet waren,
verging noch über ein halbes Jahr. Inzwischen waren die Arbeiten auf den
Endstrecken, Dortmund–Düsseldorf und Dortmund–Köln, begonnen, und diese Strecken
sind Mitte November 1921 fertiggestellt worden.
Der innere Aufbau des Kabels gibt, was Adernzahl und Adernstärke auf den
verschiedenen Teilstrecken betrifft, ein anschauliches Bild von den Fortschritten
deutscher Wissenschaft und Technik auch während des Krieges – die
Fernsprechfernkabel sind ja längst Gegenstand einer besonderen Wissenschaft
geworden, mit der sich eine Anzahl tüchtiger Fachgelehrter, an erster Stelle
Direktor Dr. Ebeling, eingehend beschäftigt. Gegeben war der äußere Durchmesser des
Kabels mit etwa 80 mm dadurch, daß es sich in den durchweg 100 mm weiten Zementkanal
glatt einziehen lassen mußte. Aber während man in dem Kabel auf der vor dem Kriege
verlegten Strecke, also bis Hannover, nur 52 Doppelleitungen unterbringen konnte,
ließ sich diese Zahl auf der Strecke Hannover–Dortmund auf 71 erhöhen, auf den
Endstrecken sogar auf 145. Bis Hannover sind nur Leitungen von 2 und 3 mm
Durchmesser vorgesehen (28 und 24 Doppeladern), die so angeordnet sind, daß die 2 mm
starken Leitungen den inneren Teil der Kabelseele bilden, die mit 3 mm den äußeren
(s. Abb. 1). Auf der Strecke nach Dortmund sind zu
den Leitungen von 2 und 3 mm Durchmesser (34 und 30 Paare) noch 7 Doppeladern, mit
1,5 mm starken Leitungen hinzugekommen, die zu einem besonderen, den Kern des ganzen
Kabels bildenden Bleikabel zusammengefaßt sind. Man wollte nämlich Meßleitungen zur Verfügung haben, die
auch beim Auftreten eines Fehlers im Kabel einen guten Isolationszustand behielten,
also genaue Messungen und damit ein schnelles Feststellen des Fehlerorts
ermöglichten; außerdem sind diese 7 Innenleitungen zu Telegraphierversuchen bestimmt
und dienen auch als Reservesprechleitungen. Ein Teil der Leitungen auf dieser
Strecke besteht aus Aluminium, weil Kupfer schwer zu beschaffen war und die
Reichstelegraphenverwaltung Versuche mit den unabhängig von ausländischer Zufuhr aus
deutschen Rohstoffen herstellbaren Aluminiumleitungen plante. Anders ist der Aufbau
des Kabels auf den Schlußstrecken, von Dortmund nach Düsseldorf und nach Köln. Hier
brauchte man nur je 14 der Stammadern von 2 und 3 mm und hat diese, die stärkeren
innen, um das Kernkabel mit den 7 Leitungen von 1,5 mm Durchmesser gelegt. Dafür
aber bestand hier ein dringendes Bedürfnis nach einer größeren Zahl schwächerer
Leitungen für den Verkehr der rheinisch-westfälischen Industrieorte untereinander.
Dem hat man dadurch entsprochen, daß man 28 Doppelleitungen aus 1,4 mm und darüber
noch eine Lage von 82 Doppelleitungen aus 0,9 mm starken Drähten im Kabel
untergebracht hat.
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Abb. 1.Querschnitt durch das Kabel Hannover-Dortmund.
Die Zahl der Sprechkreise ist überall nicht unerheblich größer als die der
Doppelleitungen. Man hat nämlich alle oder eine größere Zahl von je zwei
Doppelleitungen zu „Vierern“ zusammengefaßt und dadurch immer aus 2
Doppelleituncen 3 Sprechkreise erhalten: jede Doppelleitung bildet einen Sprechkreis
für sich und gleichzeitig den einen Zweig des Viererkreises. Im Rheinlandkabel sind
bis Hannover alle Doppelleitungen zu Vierern geschaltet, so daß 78 Sprechkreise
entstehen; von diesen sind die 42 mit 2 mm starken Leitern für die Teilstrecken, die
36 mit den 3 mm starken für den Durchgangsverkehr auf der ganzen Strecke bestimmt.
Auf der Strecke Hannover–Dortmund beträgt die Zahl der Sprechkreise 91, da 24 von
den schwächeren und alle 30 stärkeren Leitungen zu Vierern verseilt sind. Von
Dortmund nach Düsseldorf und Köln stehen, ohne die 7 Doppelleitungen im Kern, 207
Sprechkreise zur Verfügung, denn die 138 Doppelleitungen sind sämtlich zu 69 Vierern
vereinigt.
Die äußere Hülle des Rheinlandkabels ist auf den Strecken bis Hannover ein 3,6 mm
starker Mantel aus Blei mit 3% Zinnzusatz. Da Zinn nach dem Kriege teuer und schwer
zu erhalten war, ist weiterhin ein 4 mm starker Mantel aus reinem Blei verwendet
worden, und man hat die Erfahrung gemacht, daß sich das Kabel auch mit diesem Mantel
gut in die Kabelöffnung einziehen ließ, obwohl sie im Verhältnis zum Kabel klein
war. Mit einem blanken Bleimantel konnte man sich begnügen, weil das Kabel in einen
Zementrohrkanal verlegt ist und in diesem für später hinzuzufügende Kabel 3
besondere Oeffnungen vorgesehen sind, so daß die Kabel einander nicht berühren. Nur
da, wo Erdkabel oder Flußkabel erforderlich wurden, – die erstgenannten z.B. bei
Sumpfstrecken – ist der Bleimantel noch besonders geschützt: um ihn ist ein in
Asphalt eingebettetes Papierband gewickelt, darüber eine Lage imprägnierter Jute und
eine 1,7 mm starke Eisenbewehrung aus trapezförmigen, verzinkten Drähten. Die
Bewehrung ist bei den Erdkabeln mit einem asphaltierten Jutepolster umhüllt, bei den
Flußkabeln liegt noch ein Jutepolster und eine Schicht 8,6 mm starker, verzinkter
Rundeisendrähte zwischen der inneren Eisenbewehrung und der äußersten asphaltierten
Juteschicht.
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Abb. 2.Frankesche Maschine für Messungen an Fernsprechkreisen.
Die wichtigste, aber auch schwierigste Aufgabe beim Rheinlandkabel war die
Pupinisierung. Hier seien nur einige der praktischen Aufgaben erwähnt, die sich in
reicher Fülle boten. Die Pupinspulen haben, wie bekannt, den Zweck, die Schwächung
der Fernsprechströme, die durch die Kapazität der Leitungen entsteht, soweit
auszugleichen, daß die Sprache mit genügender Lautstärke und Deutlichkeit übertragen
wird. Das wird dadurch erreicht, daß die Energie der Entladeströme, die bei jedem
Vorzeichenwechsel der Fernsprechwechselströme durch die Leitung fließen, in den in
gleichmäßigen Abständen über die Leitung verteilten Selbstinduktionsspulen mit
Eisenkernen in magnetische Energie verwandelt wird, die dann wieder die Ströme für
die Neuladung der Leitung induziert: hierdurch ist der Stromquelle der
Sekundärwickelung des Mikrophons die Arbeit abgenommen, die Leitung immer wieder neu
zu laden, und die Sprechströme kommen erheblich weniger geschwächt am andern Ende
der Leitung an. Da aber die Spulen nicht nur die gewünschte Selbstinduktion, sondern
auch Ohm'schen Widerstand in die Leitung bringen, kommt, und das ist eine der
erwähnten und gleichzeitig eine der wichtigsten praktischen Aufgaben – sehr viel
darauf an, Spulen mit möglichst geringem Widerstände zu bauen, denn sonst geht durch
den Widerstand zum guten Teile wieder verloren, was durch die erhöhte
Selbstinduktion gewonnen wird. Geringen Gleichstromwiderstand erreicht man dadurch,
daß man Eisen mit möglichst hoher Permeabilität wählt, aber damit dabei nicht zu
hohe Eisenverluste entständen, mußte man das Eisen fein unterteilen und die Teile
gut gegeneinander isolieren. Das verringert wieder die Gesamtpermeabilität des
Kernes. Außerdem muß man,um die Wirbelstromverluste noch weiter zu verringern, durch Zusätze zum Eisen
einen hohen spezifischen elektrischen Widerstand zu erreichen suchen, ohne die
Permeabilität zu sehr zu verringern. Die geeignetste Härte war ebenfalls
festzustellen, damit die Spulen die nötige magnetische Konstanz erhielten,
insbesondere gegen Gleichstrommagnetisierungen unempfindlich wurden, die bei
Messungen oder bei gleichzeitiger Benutzung der Fernsprechleitungen zum
Telegraphieren auftreten konnten. Was hier rasch aufgezählt ist, erforderte in
Wirklichkeit eingehende, oft sehr umfangreiche Untersuchungen. Als geeignetste
Spulenkerne erwiesen sich schließlich für das Rheinlandkabel solche aus dünnen
Eisendrähten von rechteckigem Querschnitt.
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Abb. 3.Pupinisierung von Doppelsprechkreisen nach A. Ebeling.
Eine andere Frage war die der dielektrischen Verluste im Isoliermittel des Kabels.
Solche Verluste waren bereits 1891 von Ad. Franke mit Hilfe der von ihm
konstruierten „Frankeschen Maschine“ (Abb. 2)
festgestellt worden. Versuche mit der verbesserten Frankeschen Maschine ergaben, daß
bei den Frequenzen der Fernsprechströme bereits geringe Feuchtigkeitsrückstände im
Kabel erhebliche dielektrische Verluste verursachten. Man mußte also geeignete
Verfahren finden, das Kabel bei der Fabrikation schnell und so gut zu trocknen, daß
diese Verluste auch in Pupinleitungen für hohe Spannungen erträglich blieben. Dabei
durfte aber wieder die Papierisolation nicht zu stark angegriffen werden.
Der Ausgleich von Kapazitätsunterschieden, die trotz der Verseilung der
Viererleitungen übrig blieben und störendes Nebensprechen verursacht hätten (er
erfolgte schließlich durch Zusatzkondensatoren), und die Pupinisierung auch der
Viererleitungen – man erreichte sie durch einen zweiten Satz von Spulen (Abb. 3) in jeder Doppelleitung, der nur auf die
Viererleitung wirkt, während der erste (c) nur für die Doppelleitungen selbst
bestimmt ist – stellten weitere große Aufgaben, die aber hier nur kurz erwähnt
werden können.
Hergestellt wurde das Kabel im Kabelwerk der Siemenswerke, die
Selbstinduktionsspulen, die Garniturteile und das übrige Zubehör im Wernerwerk. Für
die 1,4 mm, 2 und 3 mm starken Leitungen wurde die Form der „Ballonader“
gewählt, d.h. ein starkes Papierband in der Längsrichtung um den Kupferleiter
gefaltet und mit einem spiralig umgewickelten Faden festgeschnürt (es sieht dann
aus, als bestehe die Ader aus einer Reihe kleiner Ballons); die übrigen Adern
erhielten die normale doppelte Umspinnung. Das Innere einer Pupinspule ist aus
Abb. 4 zu erkennen; verschieden ist für die
verschieden starken Leitungen im wesentlichen nur die Größe und das Gewicht der
Spulen. Eingebaut sind die Spulen in eine verlötete Zinkmuffe, und diese ist in eine
eiserne Schutzmuffe eingeschlossen.
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Abb. 4.Querschnitt durch eine Pupinspule.
Die fertigen Kabellängen wurden, auf Holztrommeln gewickelt, zum Teil mit dem Schiff,
meist aber mit der Bahn, in möglichste Nähe der Verwendungsstelle gebracht. Dort
wurden sie mit Hilfe von Handwinden auf normale 5-t-Lastkraftwagen umgeladen (Abb. 5). An der Verlegungsstelle ließ man die
Kabeltrommeln vom Kraftwagen und deren Anhänger hinunterrollen, wobei sie durch die
Handwinde gebremst wurden. Das Einziehen in das Zementrohr geschah durch eine
besonders für diesen Zweck erbaute, 9000 kg schwere Motorwinde (Abb. 6) mit einem 500 m langen Seil, das so
angeordnet und geführt war, daß man es nach beiden Richtungen hin benutzen konnte.
Infolgedessen brauchte man die Winde nur alle 1000 m umzusetzen, wodurch Zeit
gespart wurde. Die Winde wurde über die betreffende Brunnenöffnung gefahren und fest
verankert, darauf der Ausleger für das Seil hinabgelassen und nach Höhe und
Seitenrichtung so eingestellt, daß die Seilführungsrolle genau in der Achse des
Zementrohres lag. Die Einziehgeschwindigkeit war stufenweise bis zu 12 m in der
Minute veränderbar, die Motorleistung so bemessen, daß das Kabel auch beim
langsamsten Gange nicht zerrissen werden konnte.
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Abb. 5.Ueberladen der Kabeltrommeln auf Lastkraftwagen vermittels einer
Handwinde.
Mit das wichtigste bei der Verlegung waren die Spleißarbeiten, durch die die etwa
6000 einzelnen Kabelstücke miteinander verbunden wurden. Vor Beginn des Spleißens
war der Kabelbrunnen gut zu trocknen, nötigenfalls auch vorher noch auszupumpen, was
durch leistungsfähige Motorpumpen geschah. Hatten die Holzkohlen-Trockenöfen ihre
Schuldigkeit getan, so wurden die Kabelenden zur Spleißung vorbereitet (Abb. 7). Uebergeschobene Kupferröhrchen, die verlötet
wurden, stellten die Verbindung zwischen den Enden der einzelnen Adern her. Erleichtert war
das Finden der richtigen Ader dadurch, daß die Isolierhüllen durch
verschiedenfarbige (weiße, rote, blaue und grüne) Fäden oder Papierbänder
unterschieden waren. Dasselbe war der Fall bei den einzelnen Adervierern. Die
fertigen Lötstellen wurden durch farbige Papierröhrchen isoliert, ebenso die Vierer
durch farbige Gruppenröhrchen gekennzeichnet. Waren alle Adern richtig verlötet und
isoliert, so wurde die noch offene Muffe gut getrocknet, mit Papier- und
Gummibändern umwickelt, dann eine Bleimuffe übergelötet und mit Isoliermasse
ausgegossen.
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Abb. 6.Motorwinde zum Einziehen der Kabelstücke.
Fehler, die trotz der sorgfältigen Ausführung bei einem so langen Kabel gelegentlich
vorkommen können, müssen im Interesse ungestörten Betriebs so schnell wie nur
möglich beseitigt werden. Hierzu ist vor allem erforderlich, daß der Fehlerort rasch
und genau bestimmt werden kann. Diesem Zwecke dienen Untersuchungsstellen, die in
Abständen von etwa 30 km eingeschaltet sind. Wo es anging, hat man sie in Postämtern
untergebracht, sonst in besonderen Häuschen (Abb.
8). Da die Apparate auch in feuchter Luft dauernd gute Isolationswerte
behalten müssen, hat man Oelisolation gewählt. Die Anordnung der Apparate ist so,
daß auch wenig geübtes Personal die erforderlichen Messungen schnell und zuverlässig
ausführen kann. Parallel mit den Verlegungsarbeiten gingen umfangreiche Meßarbeiten.
Eine Aufgabe des hierzu besonders gebildeten Meßtrupps war die, darüber zu wachen,
daß bei den Spleißarbeiten keine Aderverschaltungen oder andere Fehler vorkamen. Zu
diesem Zwecke wurden alle zwischen zwei Spulenbrunnen gelegenen Verbindungsmuffen zu
genau gleicher Zeit hergestellt, und zwar lagenweise. Jede fertigverbundene
Lage Adern wurde durchs ganze Feld hindurch geprüft, und erst wenn sie in Ordnung
befunden war, die nächste Lage begonnen. Dann wurden die Spulenkasten eingebaut und,
wenn mehrere benachbarte Felder in dieser Weise fertiggestellt waren, nochmals im
ganzen nachgeprüft. Vor der Abnahme einer größeren Strecke prüfte der Meßtrupp das
Kabel mit Druckluft daraufhin, ob alle Längen und Verbindungsstellen dicht waren.
Eine andere Aufgabe des Meßtrupps war es, die Messungen durchzuführen, die nötig
waren, das störende Uebersprechen von der einen Doppelleitung eines Vierers auf die
andere zu beseitigen und ebenso das Mitsprechen, das durch die Einwirkung des
Viererkreises auf die Stammleitungen und umgekehrt entsteht.
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Abb. 7.Herstellung einer Verbindungsmuffe.
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Abb. 8.Untersuchungsstelle des Rheinlandkabels.
Von der Größe der Arbeiten, die beim Bau des Rheinlandkabels auszuführen waren, mögen
einige Zahlen ein Bild geben. Das Gesamtgewicht des Kabels ist 12000 t, das der
Pupinspulen und zugehörigen Schutz kästen über 600 t. Die Trommeln allein wogen 5000
t-Diese Lasten zur Baustelle zu schaffen, erforderte mehrals 4000 Eisenbahnwagen,
die leeren Trommeln und anderen Geräte usw. zurückzubefordern, etwa 1500 Wagen. Zur
Verteilung auf der Baustrecke waren etwa 80000 Kraftwagen-Kilometer auf der
Landstraße zu fahren. Für die Kabelleitungen wurden insgesamt fast 120000 km Draht
verbraucht.
Aus dem Gesagten dürfte hervorgehen, daß die Schaffung des Rheinlandkabels ein Werk
ist, über dessen glückliche Vollendung die Beteiligten, insbesondere die
Reichstelegraphenverwaltung und die Siemens & Halske A.-G. Genugtuung zu
empfinden alle Ursache haben. Die entgegenstehenden Schwierigkeiten, die in der
Neuartigkeit der Aufgabe und besonders in der Ungunst der Zeitverhältnisse lagen,
sind überwunden und ein großer Erfolg ist erreicht: Unwetter, wie das eingangs
erwähnte oder auch ein Schneesturm, wie er noch Anfang November v. J. die
Fernsprech-Freileitungen zwischen Berlin und dem Westen auf Tage hinaus unterbrach,
werden künftig nicht mehr imstande sein, den so wichtigen Fernsprechverkehr zwischen
Berlin und dem Ruhrbezirk lahmzulegen.