Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 113 |
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Polytechnische
Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Wiedergewinnung von Kohle und Koks aus
Brennstoffrückständen. Schon vor geraumer Zeit wurden Einrichtungen auf den
Markt gebracht, die es ermöglichen sollten, aus der Schlacke und Asche brennbare
Bestandteile zu gewinnen, um diese später in besonderen Feuerungsanlagen nutzbar zu
machen oder als Zusatz zu frischem Brennstoff zu verwenden. Man legte indessen, so
lange der Kohlepreis niedrig war, auf den Ausbau derartiger Vorrichtungen einen
verhältnismäßig geringen Wert. Jetzt haben die Anschauungen eine wesentliche
Aenderung erfahren. Aus wirtschaftlichen Gründen widmet man einer Lösung der
Aufgabe, aus Brennstoffrückständen in zweckmäßiger Weise verwertbare Bestandteile
abzuscheiden, die größte Aufmerksamkeit. Allerdings dürfte es nicht in allen Fällen
möglich sein, die in der Schlacke enthaltenen Kohle- und Koksteilchen mit
wirtschaftlichem Erfolg nutzbar zu machen. Sofern dies aber nur bei der Hälfte
sämtlicher Feuerungsanlagen statthaft ist, würde man jährlich schätzungsweise in
Deutschland 1,8 bis 3 Mill. t Brennstoff zurückgewinnen können. Was dies gegenwärtig
bedeutet, ist leicht zu ermessen.
Das Ausklauben der brennbaren Bestandteile mit der Hand kommt nur für untergeordnete
Zwecke in Frage. Bisweilen beschäftigt man billige Hilfskräfte damit, auf
Lesebändern oder -tischen, die den selbsttätig arbeitenden Separatoren vorgeschaltet
sind, große, leicht faßbare Koksstücke von der Schlacke zu sondern, damit das in die
Ausscheidevorrichtungen gelangende Gut nicht wesentliche Unterschiede hinsichtlich
der Stückgröße aufweist. Im Gegensatz dazu spielt die mechanische Aufbereitung der
Rückstände eine sehr bedeutende Rolle. Man unterscheidet hierbei zwei grundsätzlich
verschiedene Verfahren. Entweder benutzt man die Ungleichheit des spezifischen
Gewichtes von Koks und Schlacke zur Trennung beider oder man sucht auf Grund der
verschiedenen magnetischen Eigenschaften eine Sonderung herbeizuführen. In der
erstgenannten Weise arbeiten die Aschensichtmaschinen älterer Bauart, welche den von
der Kohlenwäsche bekannten Setzmaschinen nachgebildet wurden. Derartige Anlagen sind
verhältnismäßig umfangreich und meist nur dort am Platze, wo Pumpen zur Verfügung
stehen, welche das für den Betrieb benötigte Wasser fördern. Außerdem sind
Klärbehälter erforderlich, in denen ein Absetzen des Staubes stattfindet, den das im
Kreislauf befindliche Wasser während des Sichtvorganges aufnimmt.
Die neueren Setzverfahren unterscheiden sich von den älteren dadurch, daß bei ihnen
der auszusondernde Koks nur ganz kurze Zeit mit dem Wasser in Berührung bleibt
und sich daher nicht vollsaugen kann. Dies muß nämlich vermieden werden, damit das
spezifische Gewicht des Brennstoffes nicht zunimmt und er nicht gleichzeitig mit der
Schlacke untersinkt. Ein Beispiel für eine derart arbeitende Anlage ist die
Aschenwäsche „Weberco“ der Firma „Geffa“ m. b. H. in Wiesbaden. Bei
Benutzung dieser Vorrichtung werden die zu sichtenden Rückstände in eine Grube
geschüttet, welche mit einem Rost abgedeckt ist, der große Schlackenstücke, die
selten etwas Brennbares aufweisen, fernhalten soll. Von der Grube wird das zur
Verarbeitung kommende Gut mit Hülfe eines Becherwerkes zu einem Schüttelsieb
befördert, wo man den feinen, meist völlig ausgebrannten Grus entfernt. Sodann
gelangt die Schlacke auf eine bewegliche Rutsche und gleitet von ihr aus in das
Wasser. In derselben Richtung wie die Rückstände wird der Vorrichtung durch Düsen
Wasser unter Benutzung einer Umlauf-Zentrifugalpumpe zugeführt. Hierdurch entsteht
eine Oberflächenströmung, welche den oben schwimmenden Koks mitreißt, während die
Schlacke und andere schwere Bestandteile nach unten auf ein Förderband sinken. In
einer gewissen Höhe unter dem Flüssigkeitspiegel ist ein wagerechtes Blech in der
Weise eingebaut, daß die Schlacke vor ihm zu Boden fällt. Der Koks bleibt oberhalb
des Bleches und wird durch die Strömung einem zweiten Transportbande zugeführt. Das
Blech hat hauptsächlich den Zweck, kleinere Koksteilchen, die sich schnell mit
Wasser vollgesogen haben und zu sinken beginnen, aufzufangen und an der
Wiedervereinigung mit der Schlacke zu hindern. Der Antrieb der Vorrichtung kann
durch Motor oder Transmission erfolgen. Die Geschwindigkeit des strömenden Wassers
läßt sich verändern. Infolge der Feuchtigkeitsaufnahme der Schlacke tritt ein
Flüssigkeitsverbrauch ein, der durch Zusatz von frischem Wasser gedeckt werden muß.
Eine Aufnahme von Staub durch die Flüssigkeit ist unschädlich. Deren spezifisches
Gewicht erfährt nämlich hierdurch eine Vergrößerung, welche bewirkt, daß der Koks
noch besser an der Oberfläche gehalten wird und die Trennung von nutzbaren und
wertlosen Bestandteilen noch vollkommener ist. Die letztgenannte Erfahrung
veranlaßte die Firma Benno Schilde, G. m. b. H., Hersfeld bei Fulda, dazu, eine
Vorrichtung zu bauen, die als Kolumbus-Separator bezeichnet wird und nicht mit
reinem Wasser, sondern mit einer Scheideflüssigkeit arbeitet. Bei derselben
durchlaufen die Rückstände zunächst eine konische Siebtrommel. In dieser wird durch
ein erstes Sieb von
5 mm Lochung der wertlose Aschengrus entfernt und durch ein zweites von 12 mm
Maschenweite der Koksgrus ausgeschieden. Dann gelangt das Gut über eine Rutsche in
den Wasch trog, in welchem sich zwei Transportschnecken befinden, von denen die
obere den Koks, die untere die Schlacke abführt. Zur Erzielung des gewünschten
spezifischen Gewichtes mischt man der Flüssigkeit Lehm, Ton, Gips- oder Kalkabraum,
Karbidschlamm usw. bei. Infolgedessen tritt der Mißstand ein, daß der ausgebrachte
Koks beim Verlassen des Troges mit einem Ueberzug behaftet ist, der die
Zündfähigkeit beeinträchtigt, besonders wenn Karbidschlamm verwendet wurde. Dieser
Ueberzug verschließt aber auch die feinen Poren des Koks und verhindert das weitere
Eindringen von Wasser. Er kann durch Abspritzen entfernt werden, wobei sich indessen
der Feuchtigkeitsgehalt vergrößert. Bei umfangreicheren Anlagen wird die
Scheideflüssigkeit durch einen Bottich mit Rührwerk dem Waschtrog zugeführt.
Bei der Anlage einer Schlacken wasche ist zu überlegen, ob man diese fest einbaut und
die Rückstände heranfährt oder ob es sich empfiehlt, eine transportable Vorrichtung
zu benutzen und an verschiedenen Stellen zu verwenden. Für einzelne kleine Betriebe
lohnt sich meist die Aufstellung einer eigenen Aschenwäsche nicht. Jedoch ist häufig
ein Zusammenschluß mehrerer Werke vorteilhaft, die gemeinsam eine Anlage benutzen.
Sofern letzteres ausgeschlossen erscheint, ist schließlich noch die Verwendung
kleiner, billiger Schlackensichtmaschinen mit Handbetrieb, wie sie die Firmen Julius
Pintsch und Bamag, Berlin, sowie Eitle, Stuttgart, bauen, vielfach am Platze. Diese
Vorrichtungen bestehen aus einem Sieb, das durch einen Hebel in eine auf- und
abschwingende Bewegung gesetzt wird. Beim Niedergang sinkt die schwere Schlacke
schneller als der leichtere Koks. Ueberdies tritt Wasser einseitig durch das
muldenförmige, unsymmetrische Sieb und schwemmt den Koks nach vorn. Er wird von dort
mit einer Holz- oder Eisenkrücke entfernt.
Reine Kohlenstücke sinken bei dem beschriebenen Naßverfahren infolge ihres großen
spezifischen Gewichtes mit der Schlacke nach unten und gehen verloren. Auch bei Koks
kann dasselbe eintreten, wenn er glühend in Wasser gelangte oder reichlich
abgelöscht wurde und hierbei viel Flüssigkeit aufnahm. In solchen Fällen wird eine
Trennung von brennbaren und wertlosen Bestandteilen auf Grund des
Gewichtsunterschiedes unvollkommen. Da überdies der starke Verschleiß der
geschilderten Anlagen, die Umständlichkeit des Betriebes und der Feuchtigkeitsgehalt
des zurückgewonnenen Brennstoffes unangenehm empfunden wird, gelangte man zu dem
Gedanken, eine trockene Aufbereitung zu versuchen. Die Möglichkeit hierzu boten die
verschiedenen magnetischen Eigenschaften von Koks sowie Kohle einerseits und
Schlacke andrerseits. Es verwandeln sich nämlich bei der Verbrennung die in vielen
Kohlensorten enthaltenen Schwefelkiese in Eisenoxyd und Eisenoxydoxydul, welche
magnetisch sind. Die Folge davon ist, daß die Schlacken, aber nicht die
unverbrannten Bestandteile, auf Magneten reagieren. Diese Tatsache führte zum
Entwurf des in der Abbildung gezeigten, vom Krupp-Gruson Werk auf den Markt
gebrachten Apparates. Er besteht aus einem Magnetgestell mit einem oder mehreren
halbkreisförmigen, hochkonzentrierten, unbeweglichen Magnetfeldern, um die sich eine
dünnwandige Trommel dreht. Ihr werden die Verbrennungsrückstände durch eine
Aufgabevorrichtung gleichmäßig zugeführt. Die unmagnetischen Teile laufen über die
Trommel und fallen im Bogen nieder, während die magnetische Schlacke
festgehalten wird und erst dort den Trommelumfang verläßt, wo das Magnetfeld
aufhört. Die Korngröße des aufgegebenen Gutes darf einen gewissen Höchstwert nicht
überschreiten, wenn man den Stromaufwand in zulässigen Grenzen halten will. Aber
auch Feinkorn darf nicht feucht zugeführt werden, da es sonst zusammenbackt und die
Scheidung nicht vor sich geht. Sofern größere Mengen von Rückständen zu verarbeiten
sind, schaltet man den Scheidern am besten ein Trommelsieb vor mit verschiedener
Lochung. In diesem erfolgt eine Trennung des gröberen und feineren Kornes. Ersteres
wird einer Trommel mit stärkerer Felderregung zugeführt als letzteres. Die
Stromkosten sinken, wie man leicht erkennt, durch die verschiedenartige Ausbildung
der elektrischen Einbauten beider Trommeln. Da nun für die Naßaufbereitung mehr
großes Korn, für die Trockenaufbereitung mehr das feine in Betracht kommt, liegt der
Gedanke nahe, beide Verfahren zu vereinigen. In dieser Absicht baut die Rheinische
Metallwaren- und Maschinenfabrik, Düsseldorf, Anlagen, in welchen für eisenhaltige
Schlacken mit einer Korngröße bis 15 mm die elektromagnetische Aufbereitung, bei
bedeutenderer Stückgröße die Setzmaschine Verwendung findet. Nicht unerwähnt möge es
bleiben, daß man die Schlacke verwerten kann, indem man sie zerkleinert und dann zu
Steinen preßt. (Dr. Aschhof in Stahl u. Eisen. Nr. 7).
Textabbildung Bd. 337, S. 114
Schema des elektromagnetischen Tromelscheiders, Bauart
Krupp-Gruson-Werk.
Schmolke.
Die 11000. Lokomotive. Die Firma A. Borsig Berlin-Tegel,
brachte kürzlich ihre 11000. Lokomotive zur Ablieferung. Die Maschine, eine 1D
1-Drilling-Heißdampf-Lokomotive, ist für die deutsche Reichsbahn bestimmt und soll
Schnell-, Personen- und Eilgüterzüge befördern. Sie stellt eine Neukonstruktion dar
und ist nach eigenen Entwürfen der Firma im Einvernehmen mit dem
Eisenbahn-Zentralamt gebaut. (S. Abb.) Die Lokomotive ist infolge des durch die
Kupplung von 4 Achsen erreichten großen Reibungsgewichtes bedeutend leistungsfähiger
als die bisher im Dienst der Preußischen Staatsbahn befindlichen dreifach
gekuppelten 2-Zyl.-Drillings-Schnell-, Personen- und Eilgüterzug-Lokomotiven.
Textabbildung Bd. 337, S. 114
Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind folgende:
Zulässige Höchstgeschwindigkeit
120
km/stdl.
Zylinder-Durchmesser
520
mm
Kolbenhub
660
mm
Treibraddurchmesser
1750
mm
Dampfüberdruck
14
at
Rostfläche
4
qm
Verdampfungsheizfläche
221
qm
Ueberhitzerheizfläche
82
qm
Gesamtheizfläche
303
qm
Leergewicht
ca.
87
t
Reibungsgewicht
ca.
68
t
Dienstgewicht
ca.
98
t
Wasservorrat des Tenders
51,5
cbm
Kohlenvorrat
7
t
Leergewicht des Tenders
ca.
23,5
t
Dienstgewicht des Tenders
ca.
62,8
t.
Die vordere Laufachse ist mit der ersten Kuppelachse zu einem Krauß-Drehgestell mit
seitlich schiebbarem Drehzapfen vereinigt. Die hintere Laufachse ist eine
Radial-Achse. Die zweite Kuppelachse hat ein Seitenspiel von 30 mm, die dritte
Kuppelachse von 25 mm nach jeder Seite. Die Treibachse hat schmalen Spurkranz.
Sämtliche Zylinder wirken auf die als Treibachse ausgebildete zweite Kuppelachse.
Der feste Radstand der Lokomotive beträgt 4000 mm, der Gesamtradstand 11600 mm. Der
Hinterkessel reicht mit seinem hinteren Teil seitlich über den Rahmen hinweg und ist
in seinem vorderen Teil zwischen die hinteren Kuppelräder eingezogen. Im mittleren
Teil des Rostes ist eine Gruppe Roststäbe als Kipprost ausgebildet. Auf dem
Ueberhitzerkasten ist ein Luftsaugeventil angebracht. Bei der Leerfahrt wird die
angesaugte Luft im Ueberhitzerkasten erwärmt und verhütet so eine Abkühlung der
Zylinder. Auf dem Langkessel sitzt ein Reglerdom sowie ein Speisedom. Im letzteren
befindet sich ein Speisewasserreiniger mit Rieselkasten, unter diesem ein
Schlammabscheider. Der Rahmen der Lokomotive ist als Barrenrahmen ausgebildet mit
100 mm Plattenstärke. Der Barrenrahmen ermöglicht einen einfachen und
übersichtlichen Aufbau der ganzen Lokomotive, sowie eine leichte Zugänglichkeit zu
den inneren Triebwerkstellen. Alle drei Triebwerke besitzen selbständige von
einander unabhängige Steuerungen. Die Gegenkurbeln sind an dem Kuppelzapfen des
dritten Kuppelradsatzes angebracht. Der Antrieb der Innensteuerung erfolgt vom
Innenkreuzkopf, sowie von einer zweiten an dem linken Kuppelzapfen befestigten
Gegenkurbel aus. Von der letzteren wird die Bewegung mittels einer Zwischenwelle auf
die innere Schwinge übertragen. Die drei Schwingen liegen in den Gabeln einer
gemeinsamen Steuerwelle derart, daß ihre Mitten mit der Mitte der Steuerwelle
zusammenfallen. Die Dampfverteilung erfolgt durch Kolbenschieber mit einfacher
innerer Einströmung. Die Bremse wirkt auf sämtliche gekuppelten Räder und bremst 170
v. H. des Reibungsgewichtes der betriebsfähigen Lokomotive ab. Der maximale
Bremsüberdruck beträgt 8 at. Die Lokomotive ist mit einem Speisewasservorwärmer mit
geraden Röhren ausgerüstet. Der Vorwärmer liegt oberhalb des Rahmens quer zur
Fahrzeugachse. Der Abdampf wird dem Innenzylinder, sowie der Luft- und Wasserpumpe
entnommen. Die Lokomotive ist mit einem Preßluft-Sandstreuer, einem
thermoelektrischen Pyrometer, einem Fern-Manometer, Dampfheizeinrichtung,
Gasbeleuchtungseinrichtung sowie einem Geschwindigkeitsmesser der Bauart Deuta
ausgerüstet.
Vervollkommnung der Kraftfahrzeugmotoren durch
Leichtmetallkolben. Im Jahre 1921 wurde vom Reichsverkehrsministerium, Abt.
für Luft- und Kraftfahrwesen ein Wettbewerb für Leichtmetallkolben veranstaltet. Die
Prüfung wurde in der Versuchsanstalt für Kraftfahrzeuge der Technischen Hochschule
zu Berlin von Prof. Dr. Becker ausgeführt. Die Ergebnisse dieser Versuche sind in
Buchform niedergelegt. (Verlag R. Oldenbourg, München 1922, Preis geh. Mk. 75.–.)
Die deutsche Automobilindustrie verfügt nunmehr sowohl über die Ergebnisse des
kleinen und großen Vergaserwettbewerbes, wie auch über die Erfahrungen des
Wettbewerbes für Leichtmetallkolben.
Teilnehmer am Wettbewerb für Leichtmetallkolben waren:
1. Chemische Fabrik Griesheim-Elektron in Frankfurt a.
M.
2. Deutsche Oelfeuerungswerke Karl Schmidt in
Neckarsulm.
3. Rudolf Rautenbach, Aluminium- und Metallgießerei in
Solingen.
4. Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Abt. Metallwerke
Oberspree in Berlin.
5. Bayrische Motorenwerke A.-G. in München.
6. Hugo Beien, Metallgießerei in Wald (Rheinland).
7. Karl Berg A.-G. in Werdohl (Westfalen).
8. Sächsische Aluminiumwerke G. m. b. H. in Tharandt.
9. Metallwerke Neheim, Göcke & Co. in Neheim (Ruhr).
Der unheilvolle Weltkrieg begünstigte zwar sehr die Massenherstellung von
Kraftfahrzeugen, aber ergab einen Stillstand in der betriebstechnischen
Fortentwicklung auf diesem Gebiete. Erst die Nachkriegszeit mit ihren hohen
Betriebskosten verlangt gebieterisch den Bau wirtschaftlicher Kraftfahrzeuge.
Verbesserungen im Bau von Leichtmotoren bedingen, daß den Flächen des
Verbrennungsraumes vom Wärmetechnischen Standpunkt aus größere Beachtung geschenkt
wird. Es muß hier eine gleichmäßige und niedrige Temperatur angestrebt werden. Dies
gilt besonders für den nur mittelbar gekühlten Kolbenboden. Für die Wahl des
Kolbenbaustoffes ist die Wärmeleitfähigkeit von großer Bedeutung. Die relative
Wärmeleitfähigkeit von Metallen (bezogen auf Luft = 1 gesetzt) ist folgende:
Gußeisen und Stahl
2400
Zink
4800
Nickel
2500
Magnesium
6700
Rotguß
3000
Aluminium
8700
Messing
4500
Kupfer
15000
Silber 18000
Aluminium und Magnesium können in reinem Zustande nicht als
Baustoff für Motorkolben verwendet werden. Es kommen hier Legierungen in
Betracht.
Für die Erprobung der Versuchskolben wurde ein 45-PS-Daimler-Lastwagenmotor (120/160
mm) und ein 10/30-PS-Protos-Personenwagen (80/130 mm) verwendet. Zur thermischen
Untersuchung wurden die Kolben unbeweglich in eine mit Wasserkühlung versehene
Heizvorrichtung eingebaut. Für alle Versuchskolben wurden gleiche Heiztemperaturen
hergestellt und dann die hierzu notwendige Wärmemenge, die vom Kolben abfließende
Wärmemenge und die Temperaturen des Kolbens an 10 Meßstellen im Kalben gemessen. Aus
diesen Versuchen läßt sich das Temperaturgefälle im Kolbenboden und Mantel, die
Wärmeaufnahme des Kolbens, die im Kolben zur Zylinderwand abfließende Wärmemenge und
die aus dem Kolben nach dem Kolbeninnenraum austretende Wärmemenge bestimmen.
Die Versuche mit dem Kolben im 45-PS-Lastwagenmotor im 10/30-PS-Personenwagenmotor
berücksichtigten folgende Gesichtspunkte:
1. Die Betriebseigenschaften der Kolben.(Zulässiger Verdichtungsgrad, Motornutzleistung, Brennstoffverbrauch,
Kühlwasserwärme, Abgastemperaturen, Schmieröltemperaturen,
Motorschwingungen, Motorgang im Leerlauf, Schmierölverbrauch, Leistungen
und Wirtschaftlichkeit bei vierstündigem Dauerlauf und Vollast.)
2. Die physikalischen Eigenschaften der Kolben.(Temperaturgefälle im Kolben, Wärmeaufnahme der Baustoffe,
Wärmsausdehnung der Kolben.)
3. Die metallurgischen Eigenschaften der Baustoffe.(Spezifisches Gewicht, chemische Zusammensetzung, Struktur des
Baustoffes, Härte.)
4. Die baulichen Eigenschaften.(Herstellung der Rohlinge, Baustoffaufwand für die Rohlinge,
Fertiggewichte, Kolbenform.)
Die Versuchsergebnisse bestätigten, daß das Verdichtungsverhältnis bei Verwendung von
Leichtmetallkolben vergrößert werden kann. Es ergab sich für die besten Kolben bei
Benzolbetrieb ein Verdichtungsgrad von 5,7 gegenüber einem Verdichtungsgrad von 4,15
bezw. von 4,84 mit Gußeisenkolben. Die besten Leichtmetallkolben ergaben 20 v. H.
Mehrleistung bei gleichzeitig 20 v. H. Brennstoffersparnis. Im Personenwagen dagegen
konnten nur im günstigsten Fall 5 v. H. Leistungserhöhung erreicht werden, aber ganz
allgemein eine Brennstoffersparnis von 13 v. H. Die geringeren Abgastemperaturen bei
Leichtmetallkolben verringern die Wärmebeanspruchung der Auslaßventile. Der
Schmierölverbrauch verkleinert sich bei Verwendung von Leichtmetallkolben
durchschnittlich um die Hälfte. Um den Einfluß der veränderten Triebwerksmassen und
Arbeitsdrucke festzustellen, wurden die Vertikalschwingungen der auf federnden
Prüfstandrahmen aufgestellten Motoren durch besondere Schreibvorrichtungen
aufgenommen. Der gußeiserne Kolben hat ein sehr starkes Temperaturgefälle. Die
Temperatur ist in der Kolbenbodenmitte sehr hoch. Im Kolben aus reinem
Elektrolytkupfer ist dagegen das Temperaturgefälle nahezu Null. Bei den
Leichtmetallkolben wird das gleiche angestrebt; siezeigen gegenüber dem
Gußeisenkolben eine sprunghafte Verbesserung.
Die hochwertigen thermischen Eigenschaften der Leichtmetalle lassen sich im Motor nur
dann verwenden, wenn diese Baustoffe gute Laufeigenschaften und Widerstandsfähigkeit
gegen Abnutzung besitzen. Die besten Laufeigenschaften haben Kolben mit großer
Kugeldruckhärte. Gußeisen hat eine solche Härte von 190 kg/cm2, bei Magnesiumlegierungen ist eine Mindesthärte
von 60 kg/cm2, für Aluminiumlegierungen eine
solche von 100 kg/cm2 anzustreben.
Die Versuchskolben wurden von verschiedenen Legierungen hergestellt. Die Unterschiede
der thermischen Eigenschaften dieser Legierungen halten sich in so engen Grenzen,
daß die Legierungen in erster Linie nach dem Gesichtspunkte der größten Härte zu
wählen sind. Die folgende Zusammenstellung enthält die Legierungen und
Herstellungsart der untersuchten Leichtmetallkolben und das Ergebnis der
Gesamtbewertung. Die Legierung ist für die Laufeigenschaft nicht allein maßgebend,
sondern die Herstellungsart und Wärmebehandlung der Rohlinge.
No
Kenn-zeichen
Legierungen
Kegeldruck-harte
Herstelungsart
Preis
Al
Cn
Fe
Si
Zn
Pb
Sn
Mg
Ca
1
F
80,1
15,7
2,4
0,7
0,3
–
–
–
–
120
Kokille m. Eisenkern
2
B
82,8
14,6
1,2
0,7
0,6
0,1
–
–
–
111
„ „ „
2. Preis
3
E
83,6
14
1,6
0,4
0,6
–
–
–
–
101
„ „ „
3. Preis
4
MN
87,5
10,4
–
–
–
–
3,0
–
–
94
„ „ „
5
SAW
87,1
5,9
2,7
3,4
–
–
–
0,9
–
110
„ „ „
6
RR 1
84,5
12,3
1,1
1,8
0,1
–
–
–
–
84
„ „ Handkern
7
HB
88,9
11,7
–
–
–
–
–
–
–
106
„ „ „
8
K 8
86,3
11,2
1,2
–
–
–
1,6
–
–
105
„ „ „
9
BMW
88,5
10,8
1,5
0,1
0,1
–
–
–
–
93
„ „ „
10
MWO
88,9
7,6
3,4
–
–
–
–
–
–
87
„ „ „
11
RR 2
88,5
–
–
11,4
–
–
–
–
–
68
„ „ „
12
RR 3
85
–
–
15
–
–
–
–
–
67
„ „ „
13
GEA
12
–
–
–
–
–
–
88
–
93
gepreßt
4. Preis
14
CM
0,4
–
–
–
–
–
–
99,5
0,1
48
„
15
GEK
–
13,5
–
0,3
–
–
–
86,2
–
64
„
1. Preis
16
K 15
–
15,4
–
0,2
–
–
–
84,3
–
67
„
Die Gesamtwertung setzt sich folgendermaßen zusammen: Gewichtsverminderung = ½,
Leistungssteigerung = 1, Brennstoffersparnis = 1, Temperaturabnahme der Abgase = ¼,
Abnahme der Kühlwasserwärme = ¼, Unterschiede in der Kugeldruckhärte = ½,
Unterschiede in der Wärmeausdehnung = ¼. Die Firma Elektron erhielt den ersten
und vierten, die Firma Karl Schmidt den zweiten und dritten Preis.
Die Leichtmetallkolben haben auch im deutschen Automobilbau Eingang gefunden.
Hauptsächlich werden wohl Kolben aus einer Aluminium-Zinklegierung verwendet. Die
Herstellung geschieht hauptsächlich in Kokillen mit Handkern. Für alle Motorgrößen
ist der mit Aluminiumkolben erreichte Vorteil nicht gleich groß. Ob Kolben aus
Magnesiumlegierungen auf die Dauer sich bewähren werden, muß noch festgestellt
werden, da Magnesium von der Feuchtigkeit zerstört wird.
Wimplinger.
Kesselstein, sein Entstehen und Maßnahmen zur Verhütung und
Beseitigung, insbesondere in Dampflokomotiven und Kühlelementen.
(Oberingenieur Ziemert in der Deutschen
Maschinentechnischen Gesellschaft.) Der Vortragende erklärte die Zusammensetzung der
Betriebswässer, die sich daraus ergebende Bildung des Kesselsteines, seine
nachteiligen Wirkungen auf den Wärmedurchgang und Korrosionen durch freie Gase bezw.
Säuren. Die Verschiedenartigkeit der Kesselsteinbildungen wurde an Hand einer großen
Anzahl von Stein- und Rohrproben gezeigt, auch wurden Beispiele gegeben, daß selbst
mit bewährten Systemen durch unsachgemäße Bedienung die Kesselsteinbildung, oft
unter schädlichsten Nachwirkungen, auftreten kann. Der Vortragende sprach sich dahin
aus, daß jede mechanische Reinigung vermieden werden müßte und zwar um manuale
Arbeit bezw. Arbeitslöhne zu ersparen, Material-Beanspruchung und -Beschädigung zu
vermeiden und Zeitersparnis zu erzielen. Bei stationären Anlagen können bei
Anwendung guter chemischer Verfahren die heute fast unerschwinglichen Anlagen für
Wasserreinigung vermieden und korrosiven Erscheinungen vorgebeugt werden. Bei
Lokomotiven etc., bei denen Reinigungsanlagen überhaupt nicht möglich sind, sei zu
erreichen, daß jeder Kesselsteinansatz unterbleibt, alter Kesselstein in kürzester
Zeit pulverförmig abgelöst und jedwede Korrosionsgefahr aufgehoben wird, sodaß auch
beim Ausbau der Rohrbündel irgendwelche Hindernisse, ein Festgebackensein etc.,
nicht auftreten. Da aber die Rohre und Heizflächen ständig krustenfrei sind, werde
den Zeitnöten Rechnung tragend jedweder dadurch bedingte Wärmeverlust vermieden.
Vorliegende Steinproben zeigten, daß durch Anwendung von „Lysogen“, einem dem
Chemischen Werken M. D. Baumann, G. m. b. H., Düsseldorf-Unterrath, durch Patente
geschützen Verfahren die vorstehend genannten Bedingungen bei einfachster
Anwendungsweise restlos erfüllt werden. Besonders hob der Vortragende noch die
Eigenschaften des Kesselschutzanstriches „Lysolith“ (D. R. P.) hervor, eines
Präparates, dessen Siedetemperatur bei 270° liegt und so gesundheitsschädliche
Wirkungen für `ie anstreichenden Arbeiter, ein Festbrennen und Abbrennen nicht mit
sich bringt. Für kurzfristige Entfernungsdauer (24–48 Stunden) erläuterte er die
Anwendungsweise des „Sozonit“ (D. R. P.) das sich in Gegensatz zu den
gebräuchlichen Säureverfahren dadurch stellt, daß es, wie auch das „Lysogen“,
genau den Wasser- und Steinverhältnissen entsprechend zusammengesetzt und somit
individuell angewendet wird, daß auch durch Einleitung elektrolytischer
Erscheinungen jedwede Materialanfassung vermieden, also antikorrosive Wirkungen
erreicht werden. Dringend sei zu warnen vor Mitteln, die der Klasse der Geheimmittel
zuzustellen sind, und besonders vor denen, die durch unlösliche, also nicht
chemische Zusätze, dem Kessel noch weitere Fremdlinge zuführen. Ein Zusetzen von
Graphit etc. gehöre in das Zeitalter, bei dem die chemische Wissenschaft noch in den
Kinderschuhen steckte. Heute müßte im Sinne höchster Wirtschaftsausnutzung jeder Weg
genommen werden, der gewährleistet, daß Arbeit Betriebszeit und Material gespart
werden kann.
Aus dem Reich der Zahlen. (Dr. Rückle in der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft.) Den Vortrag
wird man in zwei Teile zerlegen müssen, in die allgemeinen mathematischen
Darlegungen der Rückleschen Arbeitsmethoden mit Zahlen und die meist mit Zeitmessung
durchgeführten Beispiele. Der Vortragende ist seit etwa 20 Jahren in der
mathematischen und psychologischen Welt wohlbekannt durch seine besonderen
Leistungen auf dem numerischen Gebiet. Sein seit den Jugendjahren bestehendes
lebhaftes Interesse für die Zahlen nahm mit der Zeit immer mehr mathematische
Grundlagen an. Mit 21 Jahren hat Rückle bei Hubert in Göttingen mit einer Arbeit aus
dem Gebiet der höheren Arithmetik promoviert, und weiterhin immer das Bestreben
gehabt, die exakten Wahrheiten der Zahlentheorie auf das Rechnen mit Zahlen
anzuwenden. Das ist in hohem Grade gelungen, und die Erläuterung der Beispiele
(Multiplikationen 3-, 4- und 5stelliger beliebiger Zahlen, Potenzierungen
mehrstelliger Zahlen mit den Exponenten 2, 3, 4, 5, Bestimmung beliebiger Wurzeln
aus vollständigen Potenzen u.a. im ersten Teil des Vortrages) zeigte vieles
Anregende für die Zuhörer. Vieles wird eben, mit den richtigen Hilfsmitteln
angepackt, überraschend einfach. Im zweiten Vortragsteil wurden schwierigere
Aufgaben gelöst, die sonst nur mittels der Logarithmentafel zu bewältigen sind: 1.
Beliebige Wurzeln aus beliebigen Zahlen; 2. numerische Gleichungen; 3. besondere
Divisionsmethoden u.a. Für den Kenner war die überraschend schnelle Zerlegung
6stelliger Zahlen in Primfaktoren eine besondere Leistung. Belebt wurden die
rechnerischen Darbietungen durch zwei Gedächtnisversuche. Eine 102stellige Zahl
lernte Rückle in 2 Min. 36 Sek. sicher auswendig. Seine Auffassung der
Zahlenkomplexe ist natürlich eine mathematische, die mehrstelligen Zahlen wurden
durch Eigenschaften charakterisiert, die im Wesen der Zahl liegen, und damit
individualisiert. Diese Gedächtnisleistung steht etwa als Gegenpol zu dem, was man
Mnemotechnik nennt. Der Schluß versuch, die Reproduktion einer 81stelligen Zahl, die
9 mal 9stellig in Quadratform anzuordnen war, nach einmaligem Vorlesen, zeigte eine
der nicht annähernd erreichten Rekordleistungen von Dr. Rückle. Die Wiederholung des
Ziffernmaterials in allen möglichen räumlichen Anordnungen gab eine schöne Probe des
hervorragenden Anschauungsbild-Gedächtnisses des Vortragenden. Vieles an den
Leistungen bleibt unerklärlich, ihre Herleitung aus den grundlegenden Faktoren der
Begabung bleibt Sache der Psychologen. Es wird von Interesse sein, daß in
allernächster Zeit ein Buch „Zur Analyse einer hervorragenden Begabung“ von
dem Göttinger Psychologie-Privatdozenden Dr. Oswald Kroh erscheint, das sich mit den
Grundlagen der Rückleschen Begabung befaßt.
Vom 9. bis 12. Juni 1922 hält der Verein Deutscher
Gießereifachleute in Cassel seine diesjährige
Hauptversammlung ab. Das Programm sieht u.a. einen Besuch der neuen Gießerei der
Lokomotivfabrik Henschel & Sohn vor. Die technische Tagesordnung weist folgende
Vorträge auf: 1. Ingenieur Hubert Hermanns, Berlin, über: „Die Anwendung der
Klein-Bessemerei namentlich in Duplexanordnung und neue Betriebserfahrungen in
einer Deutschen Duplexanlage“. 2. Oberingenieur L. Zerzog, München, über:
„Die Verwendung von Flußspat im Gießereibetrieb“. 3. Dr.-Ing. E. H
Schulz, Dortmund, über: „Die Organisation und die Aufgaben der Versuchsanstalten
in Gießereien und Hüttenwerken“. 4. Dr.-Ing. R. Stotz, Kornwestheim,
über: „Bericht über den Stand der Normung von Grau- und Temperguß“. 5.
Ingenieur A. Hörnig, Dresden, über: „Wirkungsweise und Wärmeausnutzung im
Kupolofen mit Winderhitzer“.
Eine Fachausstellung „Die Wärme“ wird am 17. Juni
eröffnet werden, sie soll bis zum 16. Juli dauern. Diese Ausstellung soll vor allem
die Neuheiten auf dem Gebiete der Technik und Wirtschaft der Wärme in Industrie,
Gewerbe und Haushalt behandeln. Die Ausstellung wird 4 Abteilungen umfassen und
zwar:
1. Allgemeine Wärme Wirtschaft,
2. Wärmewirtschaft in einzelnen Betrieben,
3. Wärmewirtschaft im Haushalt und Kleingewerbe,
4. Betriebsüberwachung und Meßwesen.
Sämtliche Industriezweige werden an der Ausstellung beteiligt sein neben dem Berg-
und Hüttenwesen auch die keramische-, Papier-, Kleineisen-, chemische- usw.
Industrie. Es ist der Wunsch vorhanden, gerade im Mittelpunkt des Kohlenbezirks eine
Zusammenfassung der verschiedenen wärmewirtschaftlichen Interessen herbeizuführen.
Eine Sonderausstellung von Instrumenten für Betriebsüberwachung und Erforschung der
physikalischen und chemischen Grundlagen der Wärmewirtschaft wird eine besondere
Abteilung bilden. Es kommen nur diejenigen Dinge für die Ausstellung in Betracht,
die ganz streng auf die Wärmetechnik Bezug nehmen. Die Gegenstände werden in
Modellen, Zeichnungen, Schaubildern, aber auch im Betriebe vorgeführt. Eine
Beteiligung großer industrieller und fach-technischer Verbände äst gesichert. Mit
der Ausstellung werden eine ganze Zahl fachlicher Tagungen verbunden sein. Nähere
Auskunft erteilt die Geschäftsstelle „Die Wärme“ Essen, Norbertstr. 2.
Die Vereinigung der Elektrizitätswerke, Berlin, eröffnet
am 21. Juni 1922 im Kurhaus Wiesbaden die Ausstellung und Sondertagung: „Die
Elektrizität als Wärmequelle im Haushalt, Gewerbe und Industrie“. Nach den
bisherigen Vorbereitungen zu schließen kann bestimmt damit gerechnet werden, daß die
Durchführung der Ausstellung in jeder Weise gelingen wird. Die namhaftesten Firmen
auf dem Gebiete der Elektrobeheizung haben ihre Teilnahme zugesagt und es ist damit
zu rechnen, daß die Ausstellung ein vollständiges Bild von der Anwendung der
Elektrizität als Wärmequelle geben wird. Die Apparate werden betriebsmäßig
vorgeführt und die Ausstellung eine Woche lang der Oeffentlichkeit zugänglich
gemacht. Weiter wird eine Woche lang öffentlich ein Film vorgeführt werden, der die
Anwendung der Elektrizität in Gewerbe und Landwirtschaft zeigt.
„Die Hauptversammlung der Vereinigung der Elektrizitätswerke 1922 findet am
Donnerstag, dem 22. und Freitag, dem 23. Juni, in Wiesbaden statt. An Vorträgen
wird Herr Prof. Dr. Tiessen über die Grundlagen für die Bildung von Wirtschafts-
und Elektrizitätsbezirken in Deutschland sprechen, Herr Dr. Münzinger über
Wärmespeicher von Dr. Ruths und Herr Matthias, Vorstand der Studien-Gesellschaft
für Höchstspannungsanlagen, über den jetzigen Stand der Hochspannungstechnik.
Der Vorsitzende der Vereinigung der Elektrizitätswerke, Herr Stadtrat
Meyer-Stettin, und Herr Direktor Kreyssig werden über die Tätigkeit der
Vereinigung Bericht erstatten.
Vor der Hauptversammlung ist auf Mittwoch, den 21. Juni, eine Sondertagung
festgelegt worden mit dem Thema: „Die Elektrizität als Wärmequelle in Gewerbe
und Landwirtschaft“. Ueber dieses Thema werden Herr Direktor Dr. Passavant
und Herr Direktor Coulon Berichte erstatten. In Verbindung mit dieser Tagung
wird im Kurhaus eine Ausstellung veranstaltet, in welcher gewerbliche und
landwirtschaftliche Heiz-, Wärme- und Kochgeräte gezeigt und im Betriebe
vorgeführt werden. Die Ausstellung wird der Oeffentlichkeit vom 24. Juni bis 2.
Juli zugängig gemacht sein.
Seitens der Schriftleitung der Vereinigung wird ein Sonderheft auf der
Hauptversammlung in Wiesbaden herausgegeben werden, das zahlreiche Abhandlungen
über die Elektrizitäte als Wärmequelle enthält, ferner die auf der
Hauptversammlung und Sondertagung gehaltenen Vorträge, den Geschäftsbericht der
Vereinigung, einen Artikel über die geschichtliche Entwicklung der
Bezirksverbände der Vereinigung und die Tätigkeit der Ausschüsse derselben. Von
den Filmen der Vereinigung der Elektrizitätswerke werden mehrere vorgeführt
werden, die elektrische Antriebe in der Landwirtschaft und im Gewerbe behandeln.
Der Zweck dieser Filme ist Aufklärung und Werbung in Abnehmerkreisen“.
Ausstellung für Wasserstraßen und Energiewirtschaft Nürnberg
1922. Die außerordentlich schweren Belastungen, denen heute das gesamte
deutsche Wirtschaftsleben ausgesetzt ist, drängen dazu, die wenigen uns gebliebenen
wirtschaftlichen Schätze um so ausgiebiger zu verwerten. Im engen Zusammenhange mit
der brennenden Frage der Hebung unseres Verkehrswesens, der Steigerung und
Verbilligung unserer Produktion, steht die Notwendigkeit, Deutschland möglichst
bald wieder den Anteil am Welthandel zu sichern der ihm gebührt. Mannigfach
sind die Bestrebungen, welche auf dieses Ziel hinweisen. Eine der Hauptaufgaben
bleibt dabei der Ausbau unserer Wasserstraßen als Ergänzung unserer
überbeanspruchten Verkehrsmittel und die Ausnützung unserer Naturkräfte in der
Energiewirtschaft. Die rasche und sichere Lösung dieser Projekte hat in den letzten
Jahren, vor allem in Bayern, im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses gestanden.
Ueber das fachliche Gebiet hinaus haben diese Pläne für alle mit dem
Wirtschaftsleben verflochtenen Kreise heute erhöhte Bedeutung. Eine Anzahl führender
Verbände, die sich seit längerer Zeit in den Dienst der direkten und indirekten
Förderung dieser Bestrebungen gestellt haben, veranstalten zusammen mit der Stadt
Nürnberg in Nürnberg, in der Zeit vom 15. August bis 30. September eine Ausstellung
für Wasserstraßen und Energiewirtschaft.
Wie uns die Leitung der Ausstellung mitteilt, haben sich bereits bedeutende
industrielle Werke zur Beschickung der Ausstellung bereit erklärt. Um den Ueberblick
über das bisher auf den in Betracht kommenden Gebieten Geleistete möglichst
lückenlos gestalten zu können, bleibt zu hoffen, daß alle industriellen Werke,
welche mittelbar und unmittelbar mit den Richtlinien der Ausstellung in Zusammenhang
stehen, sich zu einer Teilnahme bereit finden. Anmeldungen nimmt auch weiterhin die
Geschäftsstelle der Ausstellung, Bayerische Landesgewerbeanstalt Nürnberg 2,
Brieffach 20, entgegen.