Titel: Schmieröl.
Autor: F. E. Kretzschmar
Fundstelle: Band 337, Jahrgang 1922, S. 163
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Schmieröl. Von F. E. Kretzschmar, Leipzig. KRETZSCHMAR, Schmieröl. Vor einiger Zeit hielt ich vor einem Kreise von Landwirten einen Experimentalvortrag über Schmiermittel, der darauf abzielte, die Zuhörer zur Selbstprüfung der ihnen angebotenen Oele anzuleiten und sie hinsichtlich der Wahl derselben zu beraten. Die zu den Versuchen nötigen Oele bezog ich von der Firma Curt Seemann in Leipzig; die erforderlichen Apparate stellte ich mit den einfachsten Hilfsmitteln ohne große Kosten selbst her. 1. Notwendigkeit und Zweck der Schmiermittel im allgemeinen. Gleiten mangelhaft oder gar nicht geölte Maschinenteile mit großer Geschwindigkeit aneinander hin, so tritt infolge Reibung sehr schnell starke Erwärmung ein. Die polierten Flächen verlieren dann ihre Glätte, was eine weitere Steigerung der Erhitzung zur Folge hat. Lagerschalen aus Bronze oder Rotguß werden zunächst rauh („Fressen“); etwaige Oelrückstände beginnen dann zu sieden, um schließlich zu entflammen („Brennen“); Lagerschalen aus Weißmetall schmelzen („Auslaufen“), und der Betrieb der fraglichen Maschine muß eingestellt werden. Das Rauhwerden der Lagerschalen, Kreuzköpfe usw. hat aber auch den weiteren Nachteil, daß infolge der gesteigerten Reibung der Energieaufwand zum Betriebe der Maschine beträchtlich höher ist als bei spiegelglatten, genügend geölten Flächen. Ein wirklich gutes Oel dringt in die feinsten Metallporen ein, haftet infolgedessen sehr fest und laß sich durch die gleitenden Metallflächen nicht verdrängen. Ein Zapfen läuft somit nicht etwa auf der Lagerschale, sondern auf einer mehr oder minder dicken Oelschicht: des Oel trägt den Zapfen. Reibung tritt also nur zwischen den kugelförmig und elastisch zu denkenden Oelteilchen auf, die infolge ihrer Schlüpfrigkeit leicht aneinander vorbeigleiten. Das Oel zeigt also einesteils einen äußern Widerstand gegen Verdrängung, entwickelt also Tragfähigkeit; andernteils verringert es den Energieaufwand, weil sein innerer Reibungswiderstand äußerst gering ist im Vergleiche zu dem, der zwischen zwei unmittelbar aufeinander gleitenden hochglanzpolierten Flächen auftritt. 2. Arten der Schmiermittel und deren spezifische Eigenschaften. In den Handel kommen die Schmiermittel in flüssiger (Oel), salbenartiger (Fett) und fester Form (Graphit). Flüssige Schmiermittel scheiden sich in fette Oele und Mineralöle. Fette Oele können pflanzlichen oder tierischen Ursprungs sein. Man erzeugt aus Pflanzenbestandteilen: a) trocknende Oele, z.B. Oliven-, Lein-, Hanföl; b) halbtrocknende Oele, z.B. Rüböl, Senfsaat- und Rizinusöl. Von tierischen Oelen werden vielfach Klauenöle, Knochenöle und Tran verwendet. Alle fetten Oele haben auch in dünnster Schicht vorzügliche Schmierfähigkeit, dringen in die Poren metallischer Gleitflächen leicht ein, haften sehr fest und entwickeln einen erheblichen Widerstand gegen Verdrängung, besitzen also hohe Tragfähigkeit. Trotz dieser hervorragenden Eigenschaften finden sie im Maschinenbetriebe wenig Verwendung, da sie im unvermischten Zustande, wie bereits erwähnt, mehr oder weniger eintrocknen und dann eine harzige Kruste bilden, die die Reibung zwischen den Gleitflächen erhöht. Auch zeigen sich bei Verwendung fetter Oele häufig Spuren von Säure, da derartige Schmiermittel sowohl durch den Sauerstoff der Luft, als auch durch hochgespannten Wasserdampf in freie Fettsäure und Glyzerin zerlegt werden. Im Maschinenbetriebe verwendet man daher fast ausschließlich Mineralöle. Diese verharzen nicht, werden aber mit wachsender Erwärmung dünnflüssiger. Bei einer Temperatur von 80° C zeigt selbst ein ursprünglich dickflüssiges Mineralöl sich derart dünnflüssig, daß auch seine Tragfähigkeit nachläßt, während der innere Reibungswiderstand bis zu einer gewissen Grenze abnimmt, das Oel also noch etwas schlüpfriger wird. Man kann also von einem Zylinderöl nicht verlangen, daß es bei einer großen liegenden Maschine das volle Kolbengewicht aufnimmt. Es ist vielmehr eine durchgehende Kolbenstange anzuordnen, welche das besorgt. Ganz allgemein haben dünnflüssige Oele nicht die Tragfähigkeit der dickflüssigen. Sie läßt sich aber durch Zusatz gut gereinigten Graphits vergrößern. 3. Unterscheidende Merkmale für die einzelnen Sorten der Mineralöle. Wirklich brauchbare Oele sind entweder russischen oder amerikanischen Ursprungs. In einem gegen einen dunklen Hintergrund gehaltenen Glasröhrchen, auf welches Licht fällt, schimmern (fluoreszieren) durchsichtige (raffinierte) russische Oele blau, amerikanische grasgrün. Die Farbe dieser Mineralöle schwankt zwischen wasserhell, gelb bis blutrot, graugrün bis braunschwarz. Fluorescenz und Farbe sind im allgemeinen für die Beurteilung der Qualität des Oeles gleich giltig, nicht aber a) die Viskosität, d.h. der Flüssigkeitsgrad des Oeles. Es gibt dick- und dünnflüssige Oele. Sehr dickflüssige besitzen hohe Trag- und Schmierfähigkeit, dagegen nur niedrigen Kältepunkt; sie laufen auch meist nicht von selbst aus den Schmiergefäßen nach den zu ölenden Teilen, sondern müssen diesen durch Federdruck oder Pumpe zugeführt werden. Mit dickflüssigen Oelen geschmierte Maschinenteile zeigen höheren Reibungswiderstand als solche, die in dünnflüssigerem Oele laufen, da die innere Reibung eines Oeles um so höher wird, je dickflüssiger es ist. Je größer der Druck ist (Lager-, Kreuzkopf-, Kolbendruck usw.) und je geringer die Geschwindigkeit der zu schmierenden Flächen, um so höhere Viskosität muß das Oel besitzen. Bei normaler Zimmertemperatur sind leichte Maschinenöle mäßig zähflüssig, schwere dagegen zähflüssig, Zylinderöle sehr dickflüssig. Die Viskosität nimmt bei Erwärmung des Oeles ab; es wird also dünnflüssiger. Es ist üblich, den Flüssigkeitsgrad in sogenannten „Englergraden“ bei 20, 50 oder 100° C. anzugeben, je nachdem man es mit einem dünn- oder dickflüssigeren Oele zu tun hat. Beträgt z.B. die Viskosität bei 20° C. 15, so heißt das: eine gewisse Menge des betr. Oeles braucht 15 mal so lange Zeit, um aus einer Oeffnung von bestimmtem Durchmesser zu fließen, als die gleiche Menge Wasser bei 20° C. Dasselbe Oel besitzt bei 50° C. eine Viskosität von etwa 3,3; das heißt: in diesem stark angewärmten Zustande ist seine Ausflußzeit nur etwa 3,3 mal so groß wie die der gleichen Wassermenge von 20° C. Ein Lageröl für Dynamos hat meist bei 20° C. einen Flüssigkeitsgrad von 30 bis 40, dagegen bei 50° C. einen solchen von 5 bis 7; ein Heißdampfzylinderöl von 45 bis 60 Viskosität bei 50° C. hat bei 100° C. eine solche von 5 bis 8. Auch das bei normaler Temperatur dünnflüssigste Oel kann im Winter bei starker Kälte so dickflüssig werden, daß es weder aus der Oelkanne noch den Schmiergefäßen in die Lager fließt. Die Temperatur, bei der dieser Zustand eben eintritt, ist b) der Kältepunkt. Russische Oele besitzen einen höheren Kältepunkt als amerikanische, sind also noch flüssig, wenn amerikanische bereits salbenartigen Charakter haben. Von gleicher Wichtigkeit wie der Kälte ist c) der Entflammungspunkt. Bei zu starker Hitze, z.B. in Zylindern mit überhitztem Dampfe, nimmt der innere Reibungswiderstand des Oeles zu, d.h. es verliert an Schlüpfrigkeit, und wenn es ungeeignet ist, „entflammt“ es schließlich: es tritt ein Zersetzen und Verkohlen der einzelnen Oelpartikelchen ein. Die verkohlten Teilchen besitzen keine Schmierfähigkeit mehr; auch ist die Widerstandsfähigkeit des Oeles gegen Verdrängung soweit vermindert, daß Metall auf Metall schleift. Fressen und Brennen an den Gleitflächen ist die Folge. – Hat also ein Oel einen Flammpunkt von 180° C., so heißt das: es entzündet sich bei dieser Temperatur. 4. Gesichtspunkte für die Wahl eines brauchbaren Oeles. Ein gutes Oel soll wasserfrei sein: Wasser schmiert nicht und verdampft bei starker Erhitzung. Es soll ferner keine Verunreinigungen wie Staub, Schmutz und Kohleteilchen enthalten. Säure darf höchstens in Spuren vorkommen, da sie die Metallteile der Maschinen angreift. Auch soll ein brauchbares Mineralöl nur geringe Mengen fetter Oele wie Rüböl, Knochenöl und Tran enthalten, da sich sonst harzige Rückstände bilden und in Heißdampfzylindern freie Fettsäure entsteht. Schweren Zylinderölen wird meist fettes Oel beigemischt; trotzdem ist es dann als hochwertig anzusprechen, weil die nachteiligen Eigenschaften des Mineralöles (geringe Trag- und Schmierfähigkeit bei hohen Hitzegraden) dadurch aufgehoben werden. Ja, man hat sogar festgestellt, daß geringe Mengen Fettsäure die Schmierfähigkeit erhöhen. Ein an und für sich gutes Oel kann für irgendeine Maschinengattung brauchbar, für eine andere dagegen unverwendbar sein. Ein Separatorenöl mit einem Entflammungspunkt von 160° C. wird sich niemals zur Schmierung eines Heißdampfzylinders eignen, in welchem Temperaturen von 280 bis 330° C. auftreten. Für langsam laufende Maschinen, wie Sä-, Mäh- und Dampfdreschmaschinen, genügen folgende Eigenschaften: a) Gute Schmierfähigkeit bei großer Schlüpfrigkeit, b) Bildung möglichst dicker Schmierschichten, die auch bei stärkerem Drucke tragfähig bleiben, sich also nicht verdrängen lassen, c) Wasser- und Säurefreiheit, d) Viskosität 5 bei 50° C. Für schnell laufende Maschinen dagegen, wie Separatoren, Zentrifugen, Elektromotoren mit Ringschmier- und Kugellager, muß außer den unter a bis c genannten Eigenschaften ein Flammpunkt von 160 bis 180° C. gefordert werden; das raffinierte, dünnflüssige, fettähnliche Mineralöl soll eine Viskosität von etwa 2 bis 4 bei 50° C. besitzen. Stehen Maschinen, die auch während der Wintermonate benutzt werden, bei strenger Kälte im Freien oder in einer Scheune, so ist ein Oel mit einem hohen Kältepunkt, etwa – 20° C, zu wählen, damit man sicher ist, daß es jederzeit leicht aus der Oelkanne fließt und und aus den Schmiergefäßen zu den Zapfen und Lagerschalen gelangt. Zylinder von Dampfmaschinen benötigen ein rein amerikanisches Zylinderöl von dunkelgrüner Farbe und dickflüssiger Beschaffenheit mit einem Flammpunkte von 220 bis 240° C. bei Sattdampf und von 280 bis 330° C. bei überhitztem Dampfe. Für Explosionskraftmaschinen (Benzin-, Benzol-, Spiritus-, Petroleum- und Gasmotoren), bei denen im Zylinder fortgesetzt kurz andauernd Temperaturen von über 1000° C. auftreten, ist es nicht zweckmäßig, den Kolben mit einem Oele von 330° C. Entflammungspunkt zu schmieren. Das Oel im Explosionsraume verbrennt, jedoch nur unvollständig; es setzt sich infolge seines Gehaltes an fettem Oele in Form eines mehr oder minder festen Belags an Kolben, Ventilen und Zuleitungskanälen fest, was über kurz oder lang zu Betriebsstörungen führt. Verwendet man aber ein reines Mineralöl von nur etwa 200° C. Entflammungspunkt, so hat die Erfahrung gezeigt, daß erwähnter Uebelstand nicht eintritt. Allerdings muß mit einem größeren Oelverbrauche gerechnet werden. Man wählt im Sommer zweckmäßig ein Oel mit einer Viskosität 12 bis 15 bei 50° C, im Winter dagegen ein solches mit einem Flüssigkeitsgrade 7 bis 8 bei 50° C. und einem Kältepunkte von – 10 bis – 20° C. Soll bei Warmlaufen eines Lagers der Betrieb unter allen Umständen aufrecht erhalten werden, so verwendet man zum Schmieren ein Oel von hohem Entflammungspunkt. Sind aber Ketten- oder Ringschmierlager vorhanden, so empfiehlt es sich, Graphit dem Oele beizufügen. Rührt dann das Warmlaufen von rauhen Lagerschalen her, so glättet er sie; ist aber zu starke Belastung des Zapfens die Ursache – das Oel wird weggepreßt –, so verhindern die hohem Drucke widerstehenden Graphitblättchen das Schleifen von Metall auf Metall, weil sie sich unter den Zapfen legen, das Oel ansaugen und es nicht verdrängen lassen. Ist die Maschine eine langsam laufende, so ist grober, bei einer schnell laufenden dagegen feiner Graphit beizugeben. Bei rauhen Lagerschalen ist dieses Verfahren nur als ein Notbehelf anzusehen. – Sobald es der Betrieb zuläßt, muß nachgesehen werden, ob etwa die Lagerschalen zu fest angezogen sind oder Staub und Sand zwischen Zapfen und Lager sich befinden oder Lagerschalen und Schmiernuten scharfe Kanten besitzen, die das Oel abstreiften, so daß es nicht zum Zapfen gelangen konnte, oder die Lagerschalen zu weit sind, so daß der Zapfen nicht voll aufliegt und darum einen zu hohen Druck ausübt. 5. Prüfung der Oele a) auf Wassergehalt. Handelt es sich um ein sehr dunkles Oel, so schüttet man etwas davon auf ein glattes Stück Papier: man sieht dann weiße (Wasser-) und dunkle (Oel-)Stellen. Bei hellen Oelen stellt man geringen Wassergehalt durch Schütteln der Probe fest: das Oel wird trüb. Erhitzt man es jetzt im Reagensglas, so verschwindet die Trübung und kehrt beim Erkalten nicht wieder. – Ist aber das Oel schon von Haus aus trüb und wird es nach dem Erhitzen in kaltem Zustande hell, so ist es wasserhaltig; bleibt es aber trüb, so enthält es das unschädliche Paraffin, das zwar keine Schmierfähigkeit besitzt, aber den Kältepunkt des Oeles erhöht. Starker Wassergehalt macht sich beim Erhitzen des Oeles durch Knacken und Schäumen bemerkbar. b) auf Rückstände, Auf weißes, angewärmtes Filtrierpapier bringt man einen Tropfen Oel, der sich ausbreitet und einen Fettfleck bildet. Hält man jetzt das Papier gegen das Licht, so erscheint der Fettfleck vollkommen schmutzfrei, falls er von einem reinen Mineralöle herrührt, Zeigt er aber eine große Anzahl fein verteilter schwarzer Punkte, so enthält das Oel unlösliche Kohlepartikel, welche die Schmierleitungen verstopfen würden. Diese Kohleteilchen rühren von minderwertigen Oelrückständen her, mit denen ein dünnflüssiges Mineralöl vermischt wurde, um es dickflüssiger zu machen und ein hochwertiges Oel vorzutäuschen. Auch eine Prüfung des Entflammungspunktes würde seine Minderwertigkeit dartun, weil er niedriger ist, als bei einem reinen Oele gleicher Viskosität. Nach obiger „Fettfleckprobe“ lassen sich bei einem dunklen Oele ohne weiteres auch Staub- und Schmutzteile feststellen; bei einem hellen sind sie schon zuerkennen, wenn man eine mit dem Oele gefüllte durchsichtige Glasflasche gegen das Licht hält. Textabbildung Bd. 337, S. 165 Abb. 1. c) auf den Flüssigkeitsgrad (die Viskosität). Vor Beginn der eigentlichen Untersuchung eicht man zunächst den Apparat Abb. 1. Zu dem Zwecke füllt man Glasgefäß a bis zur Marke b mit Wasser von 20° C. und bestimmt nach Herausziehen des Verschlußstabes d die Zeit in Sekunden (1 Doppelschlag der Taschenuhr = 0,4 Sek.), die das Wasser gebraucht, um den Meßzylinder bis zur Marke c zu füllen. Nunmehr ist die Einrichtung ein für allemal geeicht. – Hierauf erwärmt man ein schweres Zylinderöl auf 100° C, ein Automobil-, Dieselmotor-, Dampfturbinen-, Elektromotor- und Dynamoöl auf 50° C., ein Separator-, Zentrifugen- und Transformatoröl auf 20° C., weil für diese Temperaturen die Oelfirma die Viskosität angibt und sonst die Oele viel zu langsam ausfließen würden. Dieses vorgewärmte Oel gießt man in das Gefäß a bis zur Marke b, hebt den Verschlußstab d und läßt das Oel so lange auslaufen, bis es die Marke c des Meßzylinders erreicht hat. War nun die Auslaufszeit des Oeles 40 Sek., die des Wassers 10 Sek., so ist die Viskosität des betr. Oeles \frac{40}{10}=4 Englergraden, wobei allerdings die Oeltemperatur angegeben werden muß, z.B. 4 Englergrad bei 50° C. d) auf den. Kältepunkt. Man stellt das in einem Reagensgläschen von ca. 15 mm Weite befindliche Oel in verschiedene Salzlösungen, deren Zusammensetzung so zu wählen ist, daß bestimmte Kältegrade konstant gehalten werden können. Bewährt haben sich folgende Mischungen: für 0° C.: 100 Teile Wasser u. 100 T. gestoßenes Eis NachHolde – 5°C.:– 10° C:– 15° C: 100100100 13 T. Kalisalpet. u. 3,3 T. Kochsalzu. 22,5 T. Chlorkaliumu. 25 T. Salmiak – 20° C.:     2 Vieh- od. Kochsalz u. 1 T. gestoßenes Eis. Durch Zugabe von gestoßenem Eis oder Schnee läßt sich jede beliebige Temperatur zwischen 0 und – 20° C. herstellen. Man füllt nun ein Probiergläschen etwa zu ⅓ mit dem zu untersuchenden Oel, bringt ein Thermometer hinein und läßt es eine Stunde lang, ohne es zu berühren, in der Kältemischung stehen. War für das Oel ein Kältepunkt von z.B. – 15° C. garantiert, so wird man das Oel zunächst bei einer Kältemischung für – 10° C. untersuchen. Dann muß das Oel noch aus dem Gläschen laufen. Wäre das nicht der Fall, dann läge der Kältepunkt des Oeles nicht über – 10° C., und man würde dann zweckmäßig auch noch für – 5° C. die Untersuchung durchführen. Sind – 17° C. garantiert, so prüft man für – 15° C. Läuft es bei dieser Temperatur noch aus, so kann man annehmen, daß es den garantierten Kältepunkt besitzt. e) auf den Entflammungspunkt. Der Flammpunkt gibt die Temperatur an, bei der sich die dem Oel entweichenden Gase, z.B. in Dampfzylindern, entzünden. Er ist der sicherste Maßstab für die Güte eines Oeles: je höher der Flammpunkt, desto größer ist stets die Viskosität des Oeles, also umso besser seine Schmierfähigkeit. Minderwertige Oele erkennt man daran, daß sie zwar hohe Viskosität, aber einen zu niedrigen Flammpunkt besitzen, s. Probe auf Rückstände. Am einfachsten stellt man den Flammpunkt nach der „offenen Tiegelprobe“ fest. Man füllt ein rundes Porzellangefäß, dessen Höhe und Durchmesser etwa je 4 cm betragen, nur zur Hälfte mit dem Probeöle, weil dieses infolge der Erhitzung ein größeres Volumen einnimmt und überlaufen würde. Die Anordnung ist so zu treffen, wie Abb. 2 angibt. Die Flamme des Versuchsbrenners darf nur etwa kirschkerngroß sein. Man bestreiche mit ihr die Oberfläche des Oeles so, daß das Flämmchen sich etwa 1 cm über dem Gefäßrande befindet. Ist nun der garantierte Entflammungspunkt z.B. 160° C., so hat die Ablesung des Thermometers bei 120° C. zu beginnen; bei 300° C. etwa bei 260° C., also etwa immer 40° unter dem garantierten Werte. Das Thermometer muß nun so lange beobachtet werden, bis die aufsteigenden Gase bläulich aufflammen. In diesem Augenblicke ist das Thermometer abzulesen: es zeigt den Entflammungspunkt an. Textabbildung Bd. 337, S. 166 Abb. 2. Bei Zylinderölen lasse man sich nicht nur den Entflammungspunkt schriftlich garantieren, sondern auch das für dessen Feststellung angewandte Verfahren; sonst hat die Garantie keinen Wert, weil die Prüfung im offenen Tiegel höhere Werte gibt als die mit dem Penskyschen Apparate. Ist also vom Oellieferanten angegeben worden: 280° C. nach Pensky, so muß die offene Tiegelprobe einen höheren Flammpunkt ergeben. – Es möge noch darauf hingewiesen werden, daß das Oel völlig wasserfrei sein muß, damit die aufsteigenden Wasserdämpfe nicht die Flamme des Versuchsbrenners auslöschen. f) auf Verdampfbarkeit. Je weniger ein Oel in der Hitze verdampft, um so sparsamer arbeitet es. Die Staatsbahnen schreiben vor, daß die Verdampfung nicht höher als 0,2% sein soll wenn man das Oel 2 Stunden lang auf 200° C. erhitzt. Man prüft das Oel in einer flachen Porzellanschale, die man zusammen mit dem Oele vor Beginn der Untersuchung wiegf. Die am Thermometer abgelesene Temperatur von 200° C. hält man durch Veränderung der Flamme konstant. Nach 2 Stunden wiegt man das Gefäß mitsamt dem Oele abermals. Der Gewichtsunterschied zwischen der ersten und zweiten Wägung ergibt den Verlust an Oel, der sich leicht in Prozente umrechnen läßt. – Es kann also ein an und für sich gutes Schmieröl im Betriebe hohe Kosten verursachen, wenn es schon bei verhältnismäßig niederer Temperatur lebhaft verdampft, weil der Maschine häufig neues zugeführt werden muß. g) auf freie Säure. Ein brauchbares Oel darf keine Mineralsäure enthalten. Um dies festzustellen, wird ca. 1/10 l des zu prüfenden Oeles im Scheidetrichter (Abb. 3) mit der gleichen Menge heißen Wassers durchgeschüttelt. Nachdem sich das Wasser wieder vom Oel getrennt hat, läßt man es ein Faltenfilter passieren und prüft dann das Filtrat mit Methylorange. Wird es rot, so ist Mineralsäure vorhanden. Das Vorhandensein irgendeiner Säure läßt sich nachweisen, wenn das Oel Lagermetall (z.B. Weißmetall) angreift. Man läßt das Oel auf ein sorgfältig gereinigtes und getrocknetes Metallstück längere Zeit einwirken, nachdem man sein Gewicht auf einer feinen Wage genau bestimmt hat. Zeigt sich dann eine Abnahme des Gewichts, so enthält das Oel freie Säure. Textabbildung Bd. 337, S. 166 Abb. 3. h) auf fette Oele. Wird ein Oel als ganz reines Mineralöl angeboten und vermutet man Zusatz von fettem Oel, so braucht man nur einige Tropfen des zu prüfenden Oeles mit einigen Tropfen Wasser in der warmen Handfläche innig zu verreiben. Entsteht eine rahmartige Flüssigkeit, so kann man auf Zusatz von fettem Oele schließen. – Ganz sicher läßt sich der Nachweis erbringen, wenn man in einem Reagensrohr das Probeöl unter Beigabe von Natriummetall ca. 20 Min. lang auf etwa 250° C. erhitzt. Das Natriumbildet nun mit dem etwa vorhandenen Fett Seifenschaum und nach Erkalten der Flüssigkeit eine gallertartige Masse. i) durch Vergleichen mit einem erfahrungsgemäß guten Oele. Besitzt man ein Oel, das sich bewährt hat, so kann man es mit einem angebotenen Oele durch das Gefühl vergleichen. Man tropft von dem eigenen und dem fremden Oele etwas auf ein glattes Papier und verreibt beide Oele schnell mit der Spitze des Zeigefingers. Das weichere Oel ist das bessere. 6. Oelreinigung. Die Sammlung und Reinigung des gebrauchten bzw. abgetropften Oeles behufs Wiederverwendung führt zu wesentlichen Ersparnissen im Betriebe. Maschinen, die reichlicher Schmierungbedürfen, besitzen meist in der Grundplatte Vertiefungen, in denen sich das Oel sammelt: dort wird es mit Oelspritzen herausgeholt. Da nun das dickflüssige Zylinderöl infolge des Hin- und Hergleitens der Kolbenstangen fortgesetzt in geringen Mengen austritt und sich mit dem übrigen Abtropföl vermischt, so zeigt das aufgefangene Oel eine höhere Konsistenz als das eigentliche Maschinenöl, so daß eine Wertsteigerung des zurückgewonnenen Oeles zu verzeichnen ist. Zweckmäßig holt man durch eine Zentrifuge auch das von der Putzwolle aufgesogene Oel aus dieser heraus. Diese zurückgewonnenen Oelmengen werden dann im „Oelreiniger“(Abb. 4) von Staub, Schmutz u. Wasserbefreit. Textabbildung Bd. 337, S. 166 Abb. 4. Der Oelreiniger erfüllt dann am besten seinen Zweck, wenn er so eingerichtet ist, daß das Oel, bevor es die aus reiner Putzwolle bestehenden Filter passiert, erst alle groben Verunreinigungen in einem besondern Raum absetzt. Zweckmäßig enthält der Oelreiniger eine Heizschlange H, um das Oel anzuwärmen; denn je dünnflüssiger es ist, desto leichter passiert es die Filter. In gut geleiteten Dampfbetrieben vermag man etwa 95 v. H. des gebrauchten Oeles aufzufangen u. wiederzuverwenden.