Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 123 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Neues auf dem Gebiete der Eisenbahntechnik. Während
und nach dem Weltkriege wurde an der Verbesserung der deutschen Eisenbahnen lebhaft
gearbeitet, viel Neues vorgeschlagen und auch geschaffen. Nicht allgemein ist die
Fülle dieser Neuheiten bekannt, aber man ist sich darüber im klaren, daß das
Vorhandene allgemein bekanntgemacht werden muß. Um nur Einiges zu nennen, sei auf
die Wichtigkeit der Großgüterwagen, auf den elektrischen Vollbahnbetrieb und auch
auf die durchgehende Güterzugbremse hingewiesen.
Von diesen Erwägungen geleitet, hat der Verein Deutscher Ingenieure in engstem
Einvernehmen mit den maßgebenden Stellen der deutschen Reichsbahn für die zweite
Hälfte September 1924 eine große Eisenbahntechnische Tagung nach Berlin einberufen.
Sie soll der wissenschaftlichen Erörterung der wichtigsten Probleme des
neuzeitlichen Eisenbahnwesens, seines derzeitigen Standes und seiner
Weiterentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit dienen.
Im Vordergrunde der Betrachtungen stehen alle Neuerungen auf dem Gebiete des
Lokomotivbaues, der Triebwagen, der elektr. Zugförderung, des Großgüterverkehrs, des
Rangierwesens und des Signalbaues. Namhafte Fachmänner des In- und Auslandes werden
an 5 Tagen Hauptvorträge halten, über die daran anschließend Aussprache stattfinden
soll. Mit dieser Tagung werden auch zwei Ausstellungen verbunden, und zwar eine im
Ausstellungspark in Seddin (Strecke Berlin–Belzig), die andre von bemerkenswerten
Plänen im Lichthofsaale der Technischen Hochschule Charlottenburg.
Im Ausstellungspark Seddin sollen vorgeführt werden: Außer den großen neuesten
elektrischen Vollbahnlokomotiven auch die neuesten Turbolokomotiven,
Diesellokomotiven und Dampflokomotiven mit Kondensation, ferner die Triebwagen mit
den verschiedenen Antriebmotoren und Kraftübertragungen. Außerdem sollen gezeigt
werden die neuzeitlichen Großraumgüterwagen, Schnellentlader, Kessel-, Wärmeschutz-
und andere Wagen für Sonderzwecke, sowie diejenigen für besondere innere Dienste der
deutschen Reichsbahn. Hierher gehören: Gießerei-, Versuchs-, Unterricht-,
Lokomotivmeß-, Bremsversuchs- und Tunneluntersuchungswagen. In der zweiten
Ausstellung im Lichthofe der T. H. Charlottenburg gelangen Pläne, Modelle und
Entwürfe zur Ausstellung, die geeignet sind, eine beachtliche Steigerung der
Wirtschaftlichkeit auf den verschiedensten Gebieten des Eisenbahnwesens
herbeizuführen, auch wenn sie noch nicht zur Ausführung gelangt sind. Hierher
gehören die verschiedenen Bauarten der Gleise, die Benutzung und Instandhaltung der
Eisenbahnstrecken, sowie das Problem der kürzesten Wege immer wieder unter
besonderer Betonung der Wirtschaftlichkeit. Ferner sollen die Neuheiten im
Bahnhofbau, und besonders die mehrgeschossigen Bahnhöfe gezeigt werden.
Arbeitsparende Maschinen für die Eisenbahnwerkstätten und Einrichtungen zum Be- und
Entladen der Eisenbahnfahrzeuge, die Organisation des geschlossenen Transportes von
Massengütern vom Aufkommen bis zum Verbrauche und Neuheiten auf dem Gebiete des
Rangierwesens gehören ebenfalls zu den wichstigen Gebieten, die auf der Ausstellung
eingehend zur Darstellung kommen sollen.
Den Technikern im allgemeinen und besonders denjenigen des Eisenbahnfaches wird die
Septembertagung des V. d. I. viel Neues bringen, und wir behalten uns vor,
später hierüber noch ausführlich zu berichten.
Winkler.
Die Graphitlagerstätten im Bayrischen Wald und die deutsche
Graphitgewinnung. In den Tagen vom 7. bis 10. August 1923 fand die
Hauptversammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft statt, deren Teilnehmer
dann auch die Graphitvorkammern in der Umgebung von Passau besuchten, die im
Bayrischen Wald gelegen sind. Bekannt sind die Arbeiten von E. Weinschenk: „Zur
Kenntnis der Graphitlagerstätten“, deren Anschauungen über den Bau und die
Gestaltung heute wohl allgemein Anklang gefunden haben. Ueber die Exkursion dorthin
berichtet in einem kurzen Ueberblick Bergrat Dr. H. Arlt
(Bonn) in der Zeitschrift „Glückauf“ Bd. 59, Nr. 45 vom 10. November 1923,
woraus wir einige Ausführungen in folgendem hier wiedergeben. – Als Baustoffe des
Bayrischen Waldes sind zu unterscheiden: Die mächtige und mannigfaltige
Schichtenfolge der „injizierten Schiefer“ (die herzynische Gneisformation des
Altforschers Gümbel) und die eruptiven jüngeren Gesteinsbildungen. Unmittelbar im
Donautal bei Passau und dessen näherer Umgebung sind diese injizierten Schiefer gut
erschlossen. Sie stellen sich als eine Folge von ursprünglich tonigen, kieseligen
und kalkigen Schichtgesteinen vor, die ihr Gepräge erst durch die innige
Durchdringung eines aplitischen Granitmagmas erworben haben. Dunklere Gesteinslagen
der ursprünglichen Sedimente wechseln darum heute mit helleren Lagen der Aplite. Den
Entstehungsort dieses bunten Gesteinsgemisches wird man in größere Tiefen zu
verlegen haben, woselbst eine reichliche Durchdringung der Massen auch mit
überhitzten Lösungen und Gasen möglich war. – Im Hangenden dieser injizierten
Schiefer und der dann auftretenden kristallinen Kalke, die im Marmorbruch des
Steinhages bei Obernzell gut aufgeschlossen gezeigt werden konnten, liegen nun als
gleichgeschichtete Einlagerung mit nahezu Ost-West-Streifen und einem steilen
Einfallen nach Norden zu die Graphitlagerstätten eingeschaltet. Die Schiefer mit
eingelagerten kristallinen Kalken werden gegen Norden, Osten und Südosten im
Hangenden von jüngeren Graniten begrenzt und gerade in der Nähe dieser
Granitkontaktstellen treten die bedeutendsten und in ihrer technischen
Verwendbarkeit besten Graphitlager auf. In weiterer Entfernung von diesen
Kontaktzonen finden sich nur noch untergeordnete Graphitvorkommen.
In dem Hauptgebiet zwischen Pfaffenreuth und der Kropfmühle südlich von Hauzenberg
sind drei Züge von linsenförmig ausgebildeten Graphitlagern erkennbar, von denen
jeder Zug auf eine ziemlich große Erstreckung in der Landschaft durch die alten
„Pingen“ oder die in Betrieb stehenden Haspelschächte hervortritt. Die
größte Längserstreckung einer einzelnen Graphitlinse beträgt bis zu 100 m, ihre
Dicke bis zu 10 m. Nach der Tiefe zu sind die Graphitlinsen zusammenhängend bis auf
20 und 50 m Erstreckung bekannt.
Der Graphit findet sich in dem Gestein in schuppiger Ausbildung. Am grobblätterigsten
sind diese Schuppen und damit für die Verwendung zur Tiegelfabrikation, am
geeignetsten ist der Graphit gerade in der Nähe des oben schon genannten Granit;
also in den Kontaktzonen. In den oberen Teufen findet sich dagegen meist ein
weiches, bräunlich gefärbtes Mineral, welches nach der Tiefe zu mehr und mehr von dem
„Flinz“, also dem harten, grobschuppigen, technisch wertvollsten Graphit,
abgelöst wird. In den meisten Graphitbauten, die infolge des hier noch üblichen
einfachen Gewinnungsverfahrens nur geringe Tiefen erreichen, zeigen die Gesteine
eine weitgehende, meist chemische Veränderung. Man hatte auf Grund des Studiums
dieser Zersetzungserscheinungen und des ganzen Aufbaus dieser Partie des Bayrischen
Waldes die Ueberzeugung gewonnen, daß, vermutlich durch Zersetzung von
Kohlenoxydverbindungen der Metalle (Carbonylen), gasförmige und dampfförmige Stoffe
auf vorgebildeten Spalten der kristallinen Schiefer den Graphit unter starker
Zersetzung des Nebengesteines ausschieden. Indessen hat der, besonders während des
Krieges in größerem Umfange geführte Abbau bei dem Vordringen des Bergbaues in
größere Tiefen uns doch gezeigt, daß diese ältere Anschauung wohl nicht mehr
aufrechtzuerhalten ist. Man deutet darum neuerdings die Entstehungsweise des Graphits derart, daß man ihn ebenso wie die
umgebenden kristallinen Schiefer und Kalke als das Ergebnis der gleichen
Kontaktmetamorphose auffaßt, die in diesem Falle auf ursprünglich eingelagerte
kohlige Bestandteile in den Schichtgesteinen eingewirkt hat, deren Inkohlung durch
die starke Erhitzung über Anthrazit hinaus bis zur kristallinen Ausscheidung des
reinen Kohlenstoffs als Graphit führte.
Die Befahrung des Graphitwerks Kropfmühl zeigte den Teilnehmern des geologischen
Kongresses, daß die Graphitvorkommen als linsenartige Gebilde in die umgebenden
Schiefer und Kalke eingelagert sind. Daß der Graphit in linsenförmiger Gestalt
auftritt, erklärt sich zwanglos aus dem Umstände, daß er sich bei Gebirgsbewegungen
– die hier im Bayrischen Wald späterhin zweifellos noch mehrfach stattfanden –
wesentlich beweglicher verhält, als das doch sprödere Nebengestein: die Schiefer und
Kalke. Der Graphit hat also auch in der Natur bereits die
Verwendung gefunden, welche ihm die Natur als Schmiermittel gibt. Innerhalb der
Graphitlinsen findet man oft genug die Graphitschuppen senkrecht aufgerichtet
stehen; dabei zeigen diese Schuppen dieselben Erscheinungen der Auskristallisierung,
wie der in metallurgischen Oefen durch Sublimation zur Ausscheidung gekommene
Graphit. – Der Graphit besteht demnach sehr wahrscheinlich aus umgewandelten
Kohlenschnitzchen, die unter hohen Gebirgsdruck und mancherlei starke Bewegungen
eben dieses Gebirges geraten sind; er ist also organischer Herkunft und damit
verliert diese Lagerstätte im Verband der sie umgebenden Gesteine das Auffällige.
–
Die bergbautechnische Entwicklung des Passauer Graphitgebietes, war bis vor kurzem
noch wenig günstig, infolge des Einflusses der hier herrschenden bayrischen
bergrechtlichen Verhältnisse. Graphit gehört nämlich in Bayern nicht unter die vom Verfügungsrecht der Grundbesitzer ausgeschlossenen
Mineralien. Darum auch herrschte hier ein Grundeigentümerbergbau mit allen seinen
Nachteilen, die eine solche Betriebsart zeitigt, indem jeder Grundbesitzer auf
seinem Grunde mit Hilfe einfacher Vorrichtungen, der von Hand betriebenen
Haspelschächte, nur den nahe an der Oberfläche oberhalb des Grundwasserspiegels
auftretenden Graphit zu gewinnen sucht. Es war und ist, so schreibt Bergrat Dr. Arlt (Bonn) in „Glückauf“, vom 10. November 1923,
zum Teil noch ein Raubbau an einer für die deutsche Volkswirtschaft wichtigen
Lagerstätte. Erst die Zwangslage des Krieges, die Absperrung der Einfuhr von
Ceylon-Graphit, führte zur Zusammenlegung größerer Felder und damit zur Gründung
technisch vervollkommneter Bergwerksanlagen. Das größte dieser Werke ist das mit
einer neuzeitlichen Tiefbauanlage versehene Graphitwerk Kropfmühl. – Das geförderte
Rohmaterial wird hier in einer den Erzaufbereitungen ähnlichen umfangreichen Anlage
mit Setzmaschinen und Schlammherden von den Verunreinigungen, als da sind Ton,
Schwefelkies und Quarz, befreit. Das Fertigprodukt heißt „Flinz“, ist von
verschiedener Reinheit und dient vor allem zur Herstellung der berühmt gewordenen
„Passauer Tiegel“, die in den Metallhütten und in der
Edelmetallschmelzerei verwendet werden. Neuerdings hat man auch Bleistifte
hergestellt. – Man kann nur wünschen, daß hier im Passauer Graphitgebiet immer mehr
der bergbautechnische Großbetrieb Platz greife, damit so ein wirtschaftlicher
Bergwerksbetrieb ermöglicht werde. Dann wird vielleicht auch das ausländische
Graphiterzeugnis bei uns vom Inlandmarkt verdrängt, und vielleicht können wir auch
im Auslande mit dem Ceylon-Graphit den Wettbewerb aufnehmen. Zum Schluß geben wir
hier noch auf Grund amtlicher Quellen eine Produktionsübersicht, in metrischen
Tonnen (zu 1000 kg):
1913
1914
1915
1916
1917
1918
1919
1920
1921
1922
Deutsche Graphitpro- duktion
12057
13619
17292
30574
42825
64080
30525
20639
24565
33000
Weltpro- duktion
136497½
105325
112831
183509
216591
205104
126701
115089
87167
110000
Si.
Ausnutzung der Wasserkräfte des Glommen in Norwegen.
Hierzu werden die Wasserkräfte des Flusses auf einer Strecke von 5 km ausgenutzt.
Durch die Aufstauung des Flusses ist ein Wasserfall verschwunden. Die Gesamtanlage
wird als Solbergkraftwerk bezeichnet. Davon gehören 2/3 der Stadt Kristiania und 1/3
dem norwegischen Staat. Bei den Wasserbauten hat man darauf Rücksicht nehmen müssen,
daß im Glommen jährlich etwa 7 Mill. Holzstämme geflößt werden, für die eine
besondere Rinne vorgesehen ist, die in der Stunde etwa 1200 Stämme durchlassen kann.
Im Kraftwerk sind 13 Turbinen vorgesehen, von denen jede bei 21 m Fallhöhe 11500 PS
entwickeln soll. Zunächst werden hiervon für die Stadt Kristiania 4 Einheiten, für
den Staat zwei und eine als Reserve montiert. Nach dem ersten Ausbau können bei 240
m3/sek Wasserzuführung 42000 kW erzeugt
werden. Die Anlagekosten werden sich nach dem Ausbau einschließlich der Bauzinsen
auf 65 Mill. Kr. stellen. (Elektrotechnische Zeitschrift 1924, S. 411–412.)
W.
Quecksilber - Dampfkessel. Eine solche Dampfkesselanlage
für Dampfturbinenbetrieb ist in Hartford, (Amerika), aufgestellt. Entsprechend der
Theorie der Mehrstoffdampfmaschinen hat man zur Verbesserung des thermischen
Wirkungsgrades in mehrjähriger Versuchsarbeit diese Anlage geschaffen. Die Kosten
wurden von der „Hartford Electric Light Co.“ getragen.
Das Quecksilber wird bei dieser Anlage in einem Kessel verdampft, wobei der
Quecksilberdampf bei einem Druck von 3 at eine Temperatur von 433 Gr. C. erreicht.
Der Quecksilberdampf arbeitet in einer Dampfturbine und expandiert dabei auf 1 at.
Von der Turbine strömt der Quecksilberdampf in einen Kondensator. Das Quecksilber
kondensiert bei 212 Gr. C. wobei das Kühlwasser verdampft und ein Druck von 14 at
entsteht, bei einer Temperatur von 198 Grad. Vom Kondensator fließt das Quecksilber
wieder in den Kessel zurück und wird dort wieder verdampft.
Der im Quecksilberkondensator erhaltene Wasserdampf wird zum Betriebe einer
zweiten Dampfturbine verwendet. Die Abgase des Quecksilberdampfkessels werden durch
einen Quecksilbervorwärmer, Dampfüberhitzer und einen Speisewasservorwärmer
geleitet. Die Kesselrohre sind an einem Ende in einer Rohrplatte befestigt und
können sich am andern Ende frei ausdehnen. Der Kessel enthält etwa 13000 kg
Quecksilber und kann in einer Stunde bis zu 100000 kg verdampfen. Hiermit können in
der Quecksilberdampfturbine 1900 kW erzeugt werden, und der Quecksilberabdampf
ergibt noch 12600 kg Wasserdampf von 14 at.
Der Siedepunkt des Quecksilbers liegt bei atmosphärischer Spannung bei 380 Grad, sein
Dampfgewicht ist 6,56 mal so groß, als das des Wassers. Die spezifische Wärme des
flüssigen Quecksilbers ist 0,00373, des Quecksilberdampfes 0,0248. Da das spez.
Dampfgewicht des Quecksilbers sehr hoch ist, so können in der Turbine niedrige
Geschwindigkeiten zugelassen werden. Der theoretische Gewinn einer solchen Anlage
soll 28,7 v. H. über einer guten Dampfturbine liegen, mit etwa 24 at Druck. Der
Quecksilberdampf besitzt aber die unangenehme Eigenschaft Undichtigkeiten zu
vergrößern, die der Giftgefahr wegen gefährlich werden kann. Eine allgemeine
Verbreitung können solche Anlagen auch deshalb nicht finden, als die
Quecksilbervorräte nur gering sind. Die Bergwerke von Almaden in Spanien werden auf
etwa 40000 t geschätzt. In anderen Ländern wird nur sehr wenig Quecksilber gewonnen.
Die Weltproduktion betrug 1921 nur 2432 t. (Mechanical Engineering 1924, S. 91.)
W.
Ueber ein neues Schwelverfahren berichtete Prof. Seidenschnur in Freiberg (Sachsen) gelegentlich der
letzten Tagung der Braunkohlenstiftung und der Gesellschaft von Freunden der
Bergakademie in Freiberg. Durch Verschwelung von Braunkohle mit Hilfe eines
kreisenden Stromes inerter Gase von bestimmter Temperatur und bestimmter Menge
gelang es ihm, einen Koks zu erzeugen, dessen Eigenschaften von denen des
gewöhnlichen Grudekokses, wie er in Rolle-Oefen oder in Schwelgeneratoren mit
Zwischenkoksentnahme gewonnen wird, recht erheblich abweichen. Der nach dem neuen
Verfahren gewonnene Koks ist sehr leicht entzündlich und er verbrennt vollkommen
geruchlos, jedoch unter Entwicklung einer Flamme, weshalb er den Namen
„Flammkoks“ erhielt. Dieses Verhalten des Kokses ist bei seiner völligen
Teerfreiheit und dem durch seine Erzeugung bedingten hohen Gehalt an gasförmigen
flüchtigen Bestandteilen auch durchaus erklärlich. Bei dem neuen Schwelverfahren
werden die sonst eintretenden Zersetzungen der Kohlesubstanz und namentlich des in
der Kohle enthaltenen Bitumens fast gänzlich vermieden, so daß das in der Braunkohle
enthaltene Bitumen restlos in nahezu unzersetzter Form gewonnen wird. Dies beweist
auch die Tatsache, daß die Menge der bei dem Schwelprozeß entweichenden Gase sehr
gering ist und daß diese Oase nur sehr wenig brennbare Bestandteile enthalten. Der
von Prof. Seidenschnur gebaute Versuchsapparat vermag in 24 Stunden 3,21
Braunkohlenbriketts durchzustezen; auf 1 qm Querschnitt ergibt sich eine Belastung
von mehr als 400 kg stündlich, d. i. etwa das Dreifache der üblichen Belastung von
Braunkohlenbrikett-Generatoren. Es ist zu erwarten, daß an Stelle von Briketts in
dem gleichen Apparat auch getrocknete Siebkohle verschwelt werden kann. Der nach dem
neuen Verfahren gewonnene Flammkoks findet, wie die „Montanistische
Rundschau“ berichtet, als Hausbrand bereits guten Absatz, infolge seines
hohen Gasgehaltes wird er aber jedenfalls auch für die Industrie sowie für
Staubfeuerungen recht gut verwendbar sein.
Sander.
Talsperre in Eisenbeton. Die Stadt Vöhrenbach hat zur
Ausnutzung der Linach eine Talsperre gebaut, die nicht wie allgemein üblich massiv,
sondern als gegliedertes Bauwerk ausgeführt ist. Der Wasserdruck wird dabei durch
eine Reihe schief liegender Gewölbe aufgenommen. Für diese Bauweise eignet sich
Eisenbeton in besonderem Maße. Für diese Talsperrenmauer von 145 m Länge sind bei
Vollmauer-Ausführung 42000 m3 Beton notwendig,
werden in Eisen, betonausführung nur 10500 m3
gebraucht werden. Außerdem ist dabei die Bauzeit nur halb so groß. Die Staumauer
besteht aus 13 senkrechten, nach oben verjüngenden Pfeilern, zwischen denen sich die
eigentliche Talsperrenwand in Form von kreisförmigen, eisenbewehrten Gewölben
gespannt ist. Die Rohrleitung zum Wasserschloß ist als eisenbetonummanteltes
Holzrohr ausgebildet. Dadurch wird vermieden, daß das Rohr durch Risse undicht wird,
außerdem ergibt ein solches Rohr auch kleinere Reibungsverluste.
Im Maschinenhaus befindet sich eine Freistrahlturbine von 60 PS, zwei Spiralturbinen
von je 340 PS, die unmittelbar mit dem Generator gekuppelt und ein besonderes
Aggregat, von 500 PS, das abwechselnd mit einem Generator und einer Pumpe verbunden
werden kann. Auf diese Weise soll, wenn nachts der Strombedarf klein ist, ein Teil
des Wassers wieder ins Staubecken zurückgepumpt werden. (Zentralbl. d. Bauverw.
1924, S. 49.)
W.
Spritzbetonarbeiten unter Tage. Da im Bergbau unter Tage
Preßluft überall in ausreichendem Maße zur Verfügung steht, sind die Aussichten für
das Betonspritzverfahre hier recht günstig. Die umfangreichste Verwendung hat dieses
Verfahren bisher zum Berappen der Strecken gefunden, darunter versteht man die
luftdichte Isolierung des Gesteins bzw. der freiliegenden Kohle gegen den
verwitternden Einfluß der Atmosphäre. Das Berappen, das die Zimmerung der Strecken
entbehrlich macht, erfolgte bisher durch Auftragen eines 4–6 mm dicken Zementputzes
mit der Hand, und zwar mußten alle Vertiefungen und Unebenheiten des Gesteins
sorgfältig verputzt werden, um das Abbröckeln des Gesteins zu vermeiden. Diese
zeitraubende Arbeit gestaltet sich mit Hilfe der Betonspritzmaschine sehr einfach,
da der gespritzte Beton sich allen Unebenheiten anpaßt und selbst in die kleinsten
Vertiefungen eindringt. Hierzu kommt, daß der gespritzte Beton eine viel größere
Festigkeit besitzt und daß hierbei erheblich an Zement gespart werden kann. Das
Berappen mit Hilfe der Spritzmaschine ist, wie Berlowitz
in „Kohle und Erz“, 19. Jahrg., S. 353, berichtet, auf der Maxgrube in
Oberschlesien übrigens schon seit mehr als 15 Jahren in Anwendung. Es ist dort
gelungen, nicht nur normale Strecken in festem Gebirge, sondern auch schwache
Stellen einwandfrei auszukleiden, so daß die Strecken auf größeren Längen ohne jede
Zimmerung stehen. Eine weitere wichtige Anwendung findet die Betonspritzmaschine
unter Tage bei der Herstellung von Branddämmen; so wurde z.B. auf der Maxgrube in 25
Minuten ein Branddamm, von 2 qm Querschnitt gespritzt, während dieselbe Arbeit mit
der Hand ausgeführt etwa 4 Stunden in Anspruch genommen hätte. Schließlich wird die
Spritzmaschine neuerdings auch zur Betonauskleidung von im Abteufen befindlichen
Schächten benutzt. Die Vorteile des Verfahrens liegen in der größeren
Feuersicherheit der Grubenbaue, in der Vergrößerung der Streckenquerschnitte
infolge Fortfalls des Holzausbaues, in der Verbesserung der Wetter durch Wegfall des
faulenden Holzes und schließlich in den weit geringeren Kosten für Ausbau und
Unterhaltung.
Sander.
Zuschrift an die Schriftleitung. Zu dem Aufsatze „Ueber
Kugellager“ in Heft 6 erhalten wir weiter von den „Schweinfurter
Präzisions-Kugel-Lager-Werken Fichtel & Sachs A.-G. folgende
Berichtigung:
Kugellager mit Einfüllöffnungen. Zu dem Aufsatz von Dr. P.
Martell: „Ueber Kugellager“ sind noch einige Ergänzungen notwendig, um dem
gegenwärtigen Stand der Kugellager-Technik ganz gerecht zu werden. Dies kommt
besonders für Kugellager mit Einfüllöffnungen in Betracht.
Bekannt ist, daß die Tragfähigkeit des Kugellagers in direktem Verhältnis zu der
darin verwendeten Kugelzahl steht. Je größer die Kugelzahl, desto höher ist also die
Tragfähigkeit des Lagers. Den zwischen den Laufringen eines Kugellagers für die
Kugeln bestimmten Raum möglichst vollkommen auszunutzen, ist der Zweck einer
Einfüllöffnung bei Kugellagern.
Bei geeigneter Käfigkonstruktion (besonders bei dem Wellenkorb der Fichtel &
Sachs - Kugellager) ist es möglich, diesen Raum bis zu 94 % auszunützen.
Manchmal wurde gegen die Anwendung der Einfüllöffnungen bei Kugellagern das Bedenken
geäußert, daß sich die Kugeln beim Lauf leicht an den Kanten stoßen, die durch den
Schnitt der in den Schaltern der Ringe angeordneten Einfüllöffnung mit der
Kugellaufbahn entstehen, besonders wenn aas Lager neben der radialen auch eine
achsiale Belastung aufzunehmen hat.
Sowohl die praktischen Erfahrungen als die Betrachtung der Vorgänge im Kugellager
haben diese Bedenken widerlegt.
Abb. 1 und 2 zeigen die
Verhältnisse bei den Einfüllöffnungen. Daraus ist leicht ersichtlich, daß die Kugeln
beim Lauf überhaupt nicht mit der Einfüllöffnung in Berührung kommen. Abb. 1 stellt einen Schnitt parallel zur Drehachse des
Querlagers dar. Abb. 2 zeigt eine Draufsicht auf die
Einfüllöffnung des Innenringes. Aus den Abbildungen ist ersichtlich, daß die
Einfüllöffnung die Laufbahn der Kugeln nicht unterbricht, da sie nicht bis auf den
Grund der Kugellaufbahn geführt wird. Die Einfüllöffnung läuft soweit oberhalb des
Grundes der Kugellaufbahn aus, daß auch bei achsialer Belastung die Kugeln nicht
über die Kanten der Einfüllöffnung laufen. Die Kugellager mit Einfüllöffnungen
tragen aber auch in achsialer Richtung mehr als Lager ohne Einfüllöffnungen bzw. als
Lager mit geringerer Ausnutzung des Raumes. Selbst bei stark abgenutzten Lagern
haben sich in dieser Hinsicht keine Unzuträglichkeiten eingestellt. Die Konstruktion
genießt Patentschutz.
Das Kugellager mit Einfüllöffnung hat neben der erhöhten Tragfähigkeit in radialer
und achsialer Richtung noch den Vorteil, daß seine Kugeln beim Einfüllen in das
Lager nicht verletzt werden, während in der Regel bei Kugellagern ohne
Einfüllöffnung die letzte Kugel unter einem gewissen Zwang in das Lager
eingeführt werden muß, um durch diese letzte Kugel die Tragfähigkeit des Lagers
etwas zu erhöhen. Dabei verletzen sich die Kugeln oft gegenseitig oder werden durch
die Schultern der Laufringe verletzt. Diese Verletzungen verursachen einen
geräuschvollen Lauf des Lagers. Sie können den Ursprung von Beschäftigungen des
Lagers bilden.
Textabbildung Bd. 339, S. 126
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 339, S. 126
Abb. 2.
Das Kugellager mit Einfüllöffnung erfüllt also besonders die Forderungen nach hoher
radialer und achsialer Tragfähigkeit, geräuschlosen Lauf und langer Lebensdauer.
Weiterhin wäre zu berichtigen, daß die Kugeln aus Chromstahl hergestellt werden und
nicht aus Chrom-Nickelstahl. Auch hat sich noch nie in der Praxis gezeigt, daß ein
Laufring durch die Einfüllöffnungen eine gefährliche Schwächung erleidet. Dieses
rührt davon her, daß im Kugellager die wesentliche Beanspruchung durch die
Oberflächenpressung zwischen Kugel und Laufbahn erfolgt. Die Beanspruchung aber; die
etwa durch Aufziehen eines Ringes entsteht, wenn das Uebermaß der Welle in den von
den Kugellagerfabriken vorgeschlagenen Werten gehalten wird, bleibt in so geringen
Grenzen, daß erst ein Vielfaches davon als beachtenswert in Rechnung gezogen werden
müßte. Deshalb bleibt das Einbringen einer Einfüllöffnung für die Festigkeit der
Laufringe belanglos.