Titel: | Polytechnische Schau. |
Autor: | Kalpers |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 277 |
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Polytechnische Schau.
(Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
– nur mit Quellenangabe gestattet.)
Polytechnische Schau.
Die Aufgaben des Lichthauses der Osram G. m. b. H.
Nach Erfindung der Glühlampe entwickelte sich die elektrische Beleuchtung allmählich
auf ihren heutigen Stand, hat aber noch keineswegs die Bedeutung, die ihr
tatsächlich zukommt, denn noch wird trotz der hoch entwickelten Technik in der
Herstellung moderner Glühlampen in der elektrischen Beleuchtung der richtige Ersatz
für das Tageslicht nicht voll gewürdigt. Die Ausgaben für elektrisches Licht gelten
noch vielfach als Luxusausgaben und nicht als ein allen Werkzeugen und
Rohmaterialien gleichwertiger Produktionsfaktor. Nun ist aber das Licht ein solcher
und alle Kreise der Verbraucher sind an ihm im höchsten Grade interessiert und
sollten sich seiner Erkenntnis zuneigen.
Diesem Zweck dient das von der Osram G. m. b. H. erbaute Lichthaus, es hat die
Bestimmung, das Verständnis für die Lichtwirtschaft, für die produktive Bedeutung
des Lichtes im Wirtschaftsleben zu heben und die Wege für eine zweckmäßige,
wirtschaftliche Beleuchtung für die verschiedensten Arbeits- und Lebensgebiete zu
weisen. Richtige Beleuchtung erhöht nun einmal die Produktivität der industriellen
Arbeit, vermindert Ausschuß und Unfallsgefahr, erhöht auch die Lust zu jeder Arbeit
usw. Die angenehme, nicht blendende Lichtfülle im Schaufenster wieder zwingt die
Vorübergehenden zum Verweilen vor der Auslage und läßt die ausgestellten Waren im
besten Lichte erscheinen,verteilt das Licht richtig auf dem Ladentisch, die
Regale und den Gesamtraum. Von großem Einfluß ist eine reiche und angemessene
Beleuchtung der Wohnung, der Straße usw. und daher gilt es immer durch sorgfältig
angelegte Beleuchtung die produktiven Kräfte des Lichtes richtig auszunutzen.
Das Lichthaus soll nun die Aufklärungsarbeit in dieser Hinsicht systematisch
betreiben, soll die Erfordernisse einer guten Beleuchtung, die richtige Lichtstärke,
die Blendungsfreiheit, die Gleichmäßigkeit des Lichtes, die richtige Verwendung der
Schatten, die Berücksichtigung der Lichtfarben usw. an Beispiel und Gegenbeispiel
vorführen, die gute wünschenswerte Beleuchtung neben der unzureichenden zeigen und
zwar an fein ausgedachten psychologischen Beleuchtungsvorführungen, die geschickt
und gefällig durchgeführt schlagend überzeugen sollen.
Aus allen diesen Gründen ist das Lichthaus sehr interessant und stellt eine neuartige
konstruktive Lösung dieser Aufgaben dar, es ist einstöckig und fensterlos und fast
von einem 300 Personen fassenden Vortragssaal ausgefüllt, wo die
Demonstrationsvorträge stattfinden sollen. Der Saal läßt sich auf die mannigfachste
Weise beleuchten, mit vielen kleinen oder wenigen großen Lichtquellen, direkt,
indirekt, oder halbindirekt, mit Soffitenlampen usw., im Zuschauerraum lassen sich
Demonstrationsversuche am Sehvermögen der Besucher ausführen etc. Im Erdgeschoß des
Lichtsaales befindet sich ein Rahmen zum Zeigen verschiedener Beleuchtungsarten, so
der Heimbeleuchtung im Empfangsraum und im Herrenzimmer etc. In drei Kammern werden
die verschiedenen Möglichkeiten und Erfordernisse der Industriebeleuchtung dargetan,
in einer die Voraussetzungen für indirekte oder halbindirekte Beleuchtung, in einer
andern die für direkte Tiefstrahlerbeleuchtung und in der dritten diejenige für
Räume mit Sheddächern; in allen drei Räumen befinden sich Werkzeugmaschinen, um an
ihnen die richtige Werkstattbeleuchtung demonstrieren zu können.
Zur Darstellung der richtigen Laden- und Schaufensterbeleuchtung ist ein vollständig
eingerichteter Laden mit Schaufenster vorhanden zur Vorführung aller Möglichkeiten
der Laden- und Schaufensterbeleuchtung, der richtigen Beleuchtung des Ladentisches
und der Regale bei horizontaler wie vertikaler Beleuchtung, auch der
Beleuchtungsnotwendigkeiten für die verschiedenen Branchen. Für Demonstrationen der
Straßenbeleuchtung sollen Versuche auf der zum Osramwerk gehörenden Straße
stattfinden, kurz das Lichthaus soll durch Vorträge und Vorführungen in jeder
Richtung die heute noch nötige Aufklärungsarbeit über den wichtigen
Produktionsfaktor Licht leisten und wird damit bei richtiger Leitung eine der
wichtigsten technisch-wirtschaftlichen Aufgaben allmählich der Lösung näher
bringen.
Dr. Blaschke.
Den Einfluß der Drehofenbauart auf die Zusammensetzung der
Urteere und Gasbenzine unterzieht F. G. Hoffmann
einer näheren Betrachtung. Die Untersuchungen von Fischer haben ergeben, daß die in
seinem kleinen Drehtrommelofen gewonnenen Urteere eine wesentlich andere
Zusammensetzung haben als die in den Großdrehöfen von Thyssen und vom Fellner &
Ziegler erhaltenen Teere. Ohne Zweifel ist diese Erscheinung auf die Verschiedenheit
der thermischen Verhältnisse zurückzuführen, denn bei der periodisch betriebenen
Drehtrommel von Fischer werden die flüchtigen Schwelerzeugnisse jeweils sofort nach
ihrer Austreibung abgeführt, ohne den höheren Temperaturen der darauf folgenden
Weitererhitzung ausgesetzt zu sein, wogegen bei den kontinuierlich betriebenen
Drehöfen der Industrie immer neue Kohleteilchen in einem gemeinsamen Schwelraume
nacheinander alle Stufen der Erhitzung durchlaufen, wobei natürlich ständig die
Schwelerzeugnisse aller Fraktionen miteinander vermischt abgeführt werden. Dazu
kommt, daß im letzteren Falle jedes einzelne Kohleteilchen etwa doppelt so lange als
in dem kleinen Drehtrommelofen bis zu seiner völligen Entschwelung erhitzt wird, so
daß also auch die ausgetriebenen Schwelerzeugnisse im Großbetriebe doppelt so lange
der Einwirkung der Wärme ausgesetzt sind.
In beiden Fällen erfolgt die Wärmezufuhr von außen durch eine Blechwand hindurch;
wenn auch das Massenverhältnis von Eisern zu Kohle in beiden Fällen nicht wesentlich
verschieden ist, so ist doch zu bedenken, daß bei den großen Drehöfen diese
Blechwand eine Dicke von 18 mm, bei der kleinen Drehtrommel aber nur eine Dicke von
3 mm hat und daß im letzteren Falle, wo die Beheizung vorwiegend auf der Unterseite
erfolgt, die Strahlungsverluste am Trommelumfang ganz wesentlich größer sind als bei
dem in eine gut isolierte Heizkammer eingebauten Großdrehofen. Hier sind
infolgedessen die Vorbedingungen für eine gewisse Zersetzung der Teerdämpfe und Oase
an der unbedeckten Trommelwand mit ihrer großen Fläche weit mehr gegeben als im
ersten Falle.
Bei den großen Drehöfen muß die Außenwand der Trommel auf 600° erhitzt werden,
damit die Innentemperatur 500° beträgt; dazu müssen die Heizgase selbst natürlich
noch eine wesentlich höhere Temperatur als 600° haben, da ohne Wärmegefälle keine
Wärmeübertragung möglich ist. Die genaue Ermittlung der Temperatur der Trommelwand
eines Drehofens und zumal der darin befindlichen Kohle ist mit Schwierigkeiten
verbunden, so daß die Schweltemperatur eines Drehofens mit einer bestimmten Zahl nur
annähernd gekennzeichnet ist, so lange man nicht die näheren Umstände der
Temperaturmessung kennt.
Fischer hat empfohlen, zur Vermeidung der Teerzersetzung
im Drehofen die Schwelgase im Gegenstrom zur Kohle abzuführen. Verfasser ist jedoch
der Ansicht, daß diese Arbeitsweise keinen Vorteil bietet, weil die Trommelwandungen
über ihre ganze Länge und ihren ganzen Umfang auf einer Temperatur von 500–600°
gehalten werden, so daß die Gase auch beim Arbeiten im Gegenstrom einer teilweisen
Zersetzung nicht entgehen können. Eine Erniedrigung der Trommeltemperatur zum Zwecke
der Schonung der Teerdämpfe verbietet sich jedoch aus wirtschaftlichen Gründen.
Außerdem steht es heute noch nicht fest, ob wirklich der Teer um so wertvoller ist,
je weniger er zersetzt ist. Denn der Rohgewinn einer Schwelanlage bzw. die Summe der
Einzelerlöse aus Teer, Benzin, Gas und evt. noch anderen gewinnbaren Stoffen, wie
Aethylen und Azeton, braucht keineswegs am höchsten zu sein, wenn die
Schwelerzeugnisse in der am wenigsten zersetzten Form gewonnen werden.
Zu diesen Ausführungen bemerkt F. Müller, daß bei dem
neuen Doppeldrehofen auf der Zeche Mathias Stinnes I/II in Karnap die flüchtigen
Schwelerzeugnisse im Gegenstrom zur Kohle abgeführt werden, so daß hier die
Teerdämpfe mit dem heißen Halbkoks kaum bzw. gar nicht in Berührung kommen. Außerdem
wird bei diesem Ofen noch überhitzter Wasserdampf eingeleitet, wodurch die
gebildeten Teerdämpfe ganz besonders vor Zersetzung bewahrt werden. Durch Anwendung
einer geräumigen Vorverbrennungskammer, in der das Heizgas mit geringstem
Luftüberschuß verbrannt wird, sowie durch Zumischen von Abgasen nach dem sogen.
Umpumpverfahren läßt sich hier eine durchaus gleichmäßige Beheizung der
Schweltrommel und eine weitgehende Temperaturregelung erreichen. (Brennstoffchemie,
Bd. 5, S. 287–288 und 388–389.)
Sander.
Abhängigkeit der Leitfähigkeit des Aluminiums von seinem
Reinheitsgrad. Technisch reines Aluminium mit einem Al-Gehalt von
96,0–99,8% hat bei 350 Grad, der besten Glühtemperatur, eine:
Festigkeit von
9,5–11,5 kg/qmm,
Dehnung von
41–32 %,
Brinellhärte von
26–31 kg/qmm,
in stark kaltgewalztem Zustande eine:
Zugfestigkeit von
23–26 kg/qmm,
Dehnung von
6–5 %,
Brinellhärte von
65–68 kg/qmm,
Sein elektrischer Widerstand nimmt von 0,0294 Ohm. qmm/m bei reinem Aluminium auf
0,0570 bei legiertem zu, der für elektrische Leitungen erforderliche Querschnitt ist
bei gleicher Leitfähigkeit rd. 1,7mal größer als bei Kupferdraht, doch macht das
Gewicht nur 50 % aus.
Ueber die Zustandsdiagramme und Abhängigkeit der Festigkeitseigenschaften vom
Al-Gehalt bei den Al-Legierungen gibt W. Müller Aufschluß, in den betreffenden Diagrammen von
„Materialprüfung und Baustoffkunde usw.“ (R. Oldenbourg Verlag, München)
und kommt dabei auch auf den Einfluß des Kaltreckens zu sprechen (belegt diesen
durch Diagramme etc.), daß die Festigkeit des Al um so geringer ist, je stärker es
warm vorgewalzt wurde, daß die Verfestigungsgrenze für Aluminiumblech bei einem
Kaltreckgrad von 98 bis 99% erreicht wird und dann bei weiterem Kaltrecken die
Festigkeit infolge Erschöpfung des Formänderungsvermögens abnimmt (dann beginnt die
Gefahr der Rißbildung). Die Festigkeitszunahme verläuft bei Al mit wachsendem
Kaltreckgrad ungefähr geradlinig, steigt nach 80% Reckgrad stärker an unter
entsprechender Abnahme der Dehnbarkeit. Gumlich und Vollhardt fanden für
Dynamobleche senkrecht zur Walzrichtung eine größere Härte als parallel zu ihr,
konnten aber für die elektrische Leitfähigkeit ein solches Verhalten kaum bemerken.
Bei Al-Blechen wurde für die Querproben eine um 5–6% größere Festigkeit ermittelt
als für die Längsproben.
Untersucht man Al auf seinen Leit- und Widerstandswert wie Temperaturkoeffizienten,
so ergibt sich nach H. Berg „Aluminium und Aluminiumlegierungen“:
Metall
Leitwertl/c in Ohmfür 1 qmm
Widerstandswert ein Ohm für 1 qmm
Temperatur-koeffizient
Aluminium
33,9
0,03
0,0037
99% hart weich
34,42–34,4835,03–35,14
Bestätigung finden diese Leitwerte in folgenden Versuchen an 3 Sorten von Al-Drähten
verschiedener Reinheitsgrade und zwar erfolgten die Versuche durch Messungen an den
Drähten im Vakuum; einmal in ihrem durch das Ziehen erreichten Zustande, dann nach
ihrer Erwärmung von 500 Grad C; einmal um den Einfluß zu ermitteln der Bearbeitung
des Materials beim Ziehen, dann die Veränderung seiner physikalischen Konstante
durch Erwärmung desselben über den Rekristallisationspunkt hinaus. Dabei ergab sich
folgendes:
Al-Gehalt
98,4%
98,8%
99,6%
Spez. Widerstand in Q bei 20° C
vor 500° Cnach 500° C
0,03109 0,03049
0,03099 0,03073
0,02920 0,02897
Leitwert in Q
vor 500° Cnach 500°
32,1632,79
32,2732,50
34,2534,54
Temperatur- koeffizient
vor 500° Cnach 500° C
0,00372 0,00374
0,00369 0,00379
0,00385 0,00389
Nach diesen Zahlen nehmen also die spez. Widerstände mit dem Reinheitsgrade des
Metalls ab und infolgedessen die Leitfähigkeitswerte zu. Der Verlauf der
Temperaturkoeffizienten führt zur Frage, bei welchem Erwärmungsgrad des Materials
das günstigste Resultat für den Leitwert zu erwarten ist und da ergibt sich aus
weiteren Versuchen, daß bei allen Sorten der größte Leitwert eines Al-Drahtes nach
Anlassen auf 250 Grad C. zu erwarten ist; zu bemerken ist noch dazu, daß der
Kohlenstoffgehalt eines Al-Drahtes den Leitwert ungünstig beeinflussen soll, nicht
aber ein schwacher Eisen- und Siliziumgehalt.
Diesen Resultaten seien noch die Ergebnisse von G. Masung und G. Hohorst
gegenübergestellt, welche sie auf Grund ihrer Versuche hinsichtlich der Aenderungen
des elektrischen Leitvermögens in Abhängigkeit von der thermischen Behandlung an
völlig rekristallisierten Aluminiumdrähten untersuchten (s. 4. Bd. der
Wissenschaftlichen Veröffentlichungen aus dem Siemens-Konzern, 1. H. S. 91–108). Sie
untersuchten den Einflußder Erhitzung auf verschiedene Temperaturen auf das
elektrische Leitvermögen des technischen, bei 600° rekristallisierten Aluminiums mit
99,3 % Reingehalt und fanden es nach einer Erhitzung und Abschreckung auf 600° um
ca. 1,5 Einheiten geringer als nach einer Erhitzung auf 350° und zwar infolge
Aenderungen der Sättigungsmengen der aluminiumreichen Mischkristalle mit Si und
Fe.
Nach ihren Untersuchungen der Leitfähigkeitsänderungen des kaltgereckten Aluminiums
von demselben Reinheitsgrade in Abhängigkeit von der Rekristallisationstemperatur
und des Einflusses der reinen Rekristallisation von dem der Verunreinigungen steigt
die Leitfähigkeit durch Rekristallisation allein um etwa 1,7 Einheiten, durch
Rekristallisation und Ausscheidung der Verunreinigungen zusammen bis um 3
Einheiten.
Nach einstündiger Erhitzung auf 300–350° erreichten sie die optimale Leitfähigkeit
von 35,5–36,0 und stellten fest, daß diese Werte bei nachträglicher weiterer
Kaltreckung erhalten bleiben.
Aus den Untersuchungen der Leitfähigkeit von 99,3-prozentigem Al mit 1 % Fe und 1 %
Si ergab sich, daß bei diesen Legierungen die Leitfähigkeit durch grobe
Rekristallisation nicht erniedrigt wird, der Einfluß des Fe und Si auf die
Leitfähigkeit des völlig rekristallisierten Materials daran liegen dürfte, daß die
Grenze der Mischkristallbildung im 99,3%igen Al für Fe bei ca. 0,4 % erreicht ist,
beim Si dagegen bedeutend höher liegt; die Leitfähigkeitsänderungen hängen also
vermutlich vor allem mit dem Fe zusammen.
Dr. Bl.
Erzeugung von Roheisen mit Torf. Die Versuche, den
üblichen Hochofenbrennstoff, den Koks, einzusparen, und ihn möglicherweise durch
einen anderen zu ersetzen, sind nicht neu. Schon im Jahre 1907 konnte man in
englischen Fachzeitschriften lesen, daß ein Eisenhüttenwerk in Irland Roheisen unter
Verwendung von Torfbriketts erblasen habe. Wenn dieses Verfahren keine Verbreitung
fand, so liegt das daran, daß trotz der guten Eigenschaften des gewonnenen Roheisens
zu hohe Ausgaben entstanden, die in wirtschaftlicher Beziehung nicht in ein
tragbares Verhältnis zur Ausbeute zu bringen waren. Nun sind vor einiger Zeit von
anderer Seite, nämlich auf einem Hochofenwerk zu Kulebak in Rußland neue Versuche
mit Torf gemacht worden, die nach den bisher vorliegenden Berichten bessere
Ergebnisse zeitigten.
Es handelte sich dabei um einen Torf, der an der Luft getrocknet war, 25%
Feuchtigkeit und 2–3% Asche besaß; das Gewicht eines Kubikmeters betrug 300–335 kg,
der Verbrauch im Hochofen, auf die Einheit Roheisens bezogen, 2,4 im Monat April,
2,44 im Monat Mai, 1,59 im Monat Juni und 1,73 im Monat Juli. Erzeugt wurde ein
graues Eisen. Die Gichtgase setzten sich zusammen aus 8 % Kohlendioxyd, 21 %
Kohlenoxyd und 14% Wasserstoff, während Methan (CH4)
nicht bestimmt wurde. Das Heizvermögen dieses Gases war bei 1464 Wärmeeinheiten
höher als das übliche von 950–1000 Wärmeeinheiten beim Kokshochofen, ebenso übertraf
die Gasmenge je erzeugtes Eisen beim Torfbetrieb diejenige des Koksofens. Auskunft
über den wirtschaftlichen Wert der neuen Arbeitsweise geben die über den Koks- und
dem Torfhochofen aufgestellten Wärmebilanzen. Bei Berücksichtigung des Kokshochofens
wird man allerdings auch die Vorgänge zu beachten haben, die sich von der Umwandlung
der Kohle in Koks, also die Vorgänge in der Kokerei, abspielen, da hier Kohle und
Torf einander gegenüberzustellen sind. Die vorgenommenen Berechnungen haben erkennen lassen, daß
die verbrauchte Wärmemenge für die Erzeugung der Eiseneinheit für beide Brennstoffe
die gleiche ist, nämlich 10400 Wärme-Einheiten je kg Eisen im Kokshochofen und 10500
Wärmeeinheiten im Torfhochofen. Dagegen beträgt der thermische Leistungsgrad der
Anlage vom Standpunkte der Wärmeausnutzung aus beim Torfbetrieb 50,8% und beim
Koksbetrieb 35,2%. Diese Zahlen ergeben sich aus folgenden Betrachtungen:
Kokshochofen (Kohle):
Heizvermögen des Brennstoffes
8000 WE,
Kohlenverbrauch
1,3 kg je kg
erzeugten Roheisens, so daß man als Wärmeverbrauch erhält:
8000 × 1,3 = 10400 Wärmeeinheiten je kg Eisen. Demnach gewinnt man mit 1300 kg
Kohle:
1000 kg Roheisen,
600 KW elektrische Energie,
35 kg Teer,
12 kg Ammoniak,
7 kg Benzol.
Wärmebilanz:
AusgenutzteWärmemengen
verlorenein Prozent
Art der auftretenden Wärme
+
–
12
Verlust in der Kokerei
6
Gas der Kokereiöfen
4,2
Teer
3,8
Abkühlung des Gases
4,0
Verlust in der Esse, Rauch usw.
1,8
Geschmolzenes Eisen
23,2
Gichtgas
5
Abkühlung des Gichtgases
40
Für geschmolzene Schlakeindothermische Reaktion usw.
––––––––––––––––––––––
35,2
64,8
Torfhochofen: Heizvermögen des Brennstoffes: 3500
Wärmeeinheiten,
Torfverbrauch 3 kg je kg erzeugten
Roheisens,
woraus sich ein Wärmeverbrauch ergibt von 3500 × 3 = 10500
Wärmeeinheiten je kg Eisen. Mit 3000 kg Torf erzeugt man
1000 kg Eisen,
890 kW elektrische Energie,
110 kg Teer,
24 kg Ammoniak.
Wärmebilanz:
AusgenutzteWärmemengen
verlorenein Prozent
Art der auftretenden Wärme
+
–
7
Verluste in der Esse, Rauch usw.
1,8
Geschmolzenes Eisen
41
Gichtgas
8
Teer
2,2
Abkühlung des Gichtgases
40,0
Für die geschmolzene Schlake, indothermische
Reaktionen usw.
–––––––––––––––––––––
50,8
49,2
Es ist angenommen worden, daß die Koksofen- und Hochofengase in Motoren mit innerer
Verbrennung oder für die Beheizung von Martinöfen ausgenützt werden. Die
Erscheinung, daß die Gesamtsumme der verlorenen Wärmemengen bei der Verwendung von
Kohle (also im Kokshochofen) größer ist, erklärt sich daraus, daß die in der Kokerei
auftretenden Verluste beim Torfofen wegfallen, da die Verkokung des Torfes sich im
oberen Teil des Hochofens selbst vollzieht. Das Gas des mit Torf betriebenen Ofens
zu Kulebak findet Verwendung zum Heizen der Dampfkessel, die den nötigen Dampf zum
Antrieb der verschiedenen Maschinen liefern. Wenn man sich nun die Erzeugungsziffern
an Eisen näher betrachtet, die in 24 Stunden zwischen 34 und 46 Tonnen betragen, so
kommt man zu der Ueberlegung, daß bei diesen geringen Erzeugungsziffern der
Torfhochofen in erster Linie ein großer Gaserzeuger ist, der gleichzeitig aber auch
Eisen liefert, der ferner die Eigentümlichkeit besitzt, die Aschen zu schmelzen, wie
dies bei mehreren üblichen Gaserzeugern der Fall ist. In bezug auf die Menge an
erzeugtem Eisen wird er daher, wenn er auch wärmetechnisch wirtschaftlicher
arbeitet, dem Koksofen den Rang nicht streitig machen können, dagegen gestattet er
die Vergasung von Torf in großem Maße und könnte infolgedessen in torfreichen
Gegenden möglicherweise wertvolle Dienste bei der Krafterzeugung leisten. Die
Gewinnung der Nebenerzeugnisse (Teer, Ammoniak) ist zwar beim Torfhochofen größer,
doch bleibt zu berücksichtigen, daß der Teer als chemisches Erzeugnis bei der
Kohlenverkokung bessere Eigenschaften aufweist. Der Erfinder des neuen Verfahrens,
Vavilov, dem sein Verfahren in Rußland gesetzlich geschützt worden ist, verspricht
sich von diesem sehr viel für die Zukunft, doch ist abzuwarten, ob es ihm in erster
Linie gelingt, die Erzeugungsmenge an Eisen in vierundzwanzig Stunden erheblich zu
steigern. (Revue de Metallurgie.)
Dr.-Ing. Kalpers.