Titel: Polytechnische Schau.
Fundstelle: Band 341, Jahrgang 1926, S. 170
Download: XML
Polytechnische Schau. (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge – nur mit Quellenangabe gestattet.) Polytechnische Schau. Der Unterwassertunnel über Wasser. (Nachdruck verboten.) Die Firma Grün & Bilfinger aus Mannheim baut in Friedrichshagen bei Berlin am Ausfluß der Spree aus dem Müggelsee beim Müggelschlößchen ein ganz eigenartiges Bauwerk: Einen Unterwassertunnel über Wasser, über den die Zeitschrift „Der Bauingenieur“ nähere Angaben bringt. Nahe beider Baustelle hat bisher eine Fähre den gesamten Verkehr vermittelt, der aber so gestiegen ist, daß er zeitweise beängstigende Formen annimmt. So war man genötigt, Abhilfe zu schaffen. Zuerst dachte man eine Brücke; diese hätte aber mindestens 12 Meter Durchfahrtshöhe für Schiffe mit Masten haben müssen, und das hätte lange Rampen erfordert. Auf der Friedrichshagener Seite konnte aber keine solche Rampe angelegt werden, weil die Stadt bis an das Ufer reicht. Deshalb entschloß man sich zur Anlage eines Unterwassertunnels für Fußgänger, so daß die Fähre dann nur noch den Fahrzeugverkehr zu bewältigen hat, wozu sie genügt. An sich ist es ja nichts Neues, Tunnels unter Wasserläufen hindurchzuführen, und wir haben ja in Berlin mehrere solche Tunnels für die Untergrundbahnen, beispielsweise in der Nähe des Bahnhofs Jannowitzbrücke, in der Nähe des Bahnhofs Friedrichsstraße und am Halleschen Tor. Auch für die Straßenbahn hat man schon vor vielen Jahren einen solchen Tunnel bei Berlin-Treptow gebaut. Die meisten solcher Tunnels werden so gemacht, daß man zwei gleichlaufende Bretterwände, sogenannte Spundwände, im Abstand der Tunnelbreite in den Fluß einrammt und das Wasser dazwischen auspumpt. In der so trocken gelegten und nötigenfalls ausgeschachteten Baugrube baut man den Tunnel und läßt dann unter Beseitigung der Spundwände das Wasser darüber zusammenschlagen. Den großen Tunnel unter dem Hamburger Hafen hat man in der Weise hergestellt, daß man vom Lande aus unter Wasser vorgedrungen ist, etwa wie es ein Maulwurf unter der Erde tut, wobei man dann natürlich die Wände dem Vordringen entsprechend mit starken wasserdichten Betonwänden gedichtet hat. Während der Arbeiten hat man den Tunnel zur Verhinderung des Eindringens von Wasser an der Bauspitze durch Einpressen von Luft unter einem höheren Druck gehalten, als ihn das darüberliegende Wasser ausübt – für je 10 Meter Wassertiefe macht das eine Atmosphäre. Ein ganz anderes Verfahren, das in Deutschland zum erstenmal ausgeübt wird, wendet nun die Firma Grün & Bilfinger beim Spreetunnel bei Friedrichshagen an: Sie hat auch Spundwände gerammt, genau so, als ob sie nachher das Wasser dazwischen auspumpen wollte, um den Tunnel in der Grube im Trockenen bauen zu können. Dann hat sie aber gewissermaßen gerade das Gegenteil des Auspumpens getan, nämlich den Raum zwischen den Wänden mit Sand bis etwas über den Wasserspiegel ausgefüllt. Zunächst hat sie das in der halben, insgesamt etwa 100 m betragenden Flußbreite auf der Friedrichshagener Seite ausgeführt, damit die Schiffahrt in der anderen Hälfte weitergehen kann. Auf dem so hergestellten, landzungenförmigen Sanddamm ist nun ein großer, taucherglockenartiger, 52 m langer Kasten ohne Boden aus Eisenbeton gebaut worden, der 7,65 m breit ist und 2,50 m lichte Höhe hat. Auf dem Deckel dieses Kastens, auf den man zunächst eine weiche Schicht aus Asphalt, feinem Sand und Pech aufgebracht hat, baut man nun augenblicklich die eine Hälfte des Tunnelröhrs von 5 m lichter Breite und 2,50 m lichter Höhe. Dieses Rohr ist nach der Landseite zu für 2 mal 12 Treppenstufen hochgekröpft, während es flußwärts vorläufig mit einer Bohlenwand abgeschlossen wird. Dann gehen 20 Arbeiter in den Senkkasten und graben den Sand auf dem Boden aus, der mit Schüttelrinnen an die Enden des Kastens befördert und von dort mit Aufzügen in Röhren durch sogenannte Luftschleusen ans Tageslicht befördert wird, während andere Schleusen zum Ein- und Ausschleusen der Arbeiter dienen. Sobald nämlich der Sand so weit abgegraben ist, daß der Senkkasten mit seinem unteren Rande unter den Wasserspiegel gesunken ist, muß Druckluft in den Senkkasten gegeben werden, damit von unten her kein Wasser eindringen kann; der Druck muß desto mehr gesteigert werden, je tiefer der Senkkasten – und mit ihm der darauf ruhende Tunnel – sinkt; zuletzt müssen die Arbeiter im Senkkasten unter einem den gewöhnlichen Luftdruck um 1,2 Atmosphären übersteigenden Druck arbeiten. Da sie einem solchen Druck nicht plötzlich augesetzt werden können, müssen sie eingeschleust werden, d.h. sie müssen sich zunächst in eine Vorkammer begeben, in der der Druck ganz allmählich bis auf deir Innendruck gesteigert wird. Entsprechend müssen sie ausgeschleust werden, d.h. sie müssen sich wieder in die Vorkammer begeben, wo dann der Druck allmählich bis auf den Außendruck erniedrigt wird. Der Druck von 1,2 Atmosphären gestattet noch eine achtstündige Arbeitszeit, während bei höheren Drucken – man ist schon bis 35 m Tiefe, also auf 3 ½ Atmosphären gegangen – bis zu 2 Stunden heruntergegangen werden muß. Selbstverständlich müssen alle Arbeiter vorher ärztlich untersucht werden, denn nur ganz gesunde Herzen können solche Verhältnisse ertragen. Besonders gefährlich ist es bei zu schnellem Ausschleusen, daß der Stickstoff der Luft, der sich bei dem hohen Druck im Blut gelöst hat, Blasen bildet und dadurch schwere Störungen oder den Tod herbeiführt. In Amerika hat man die Zeit des Ausschleusens dadurch auf ¼ bis ⅛ vermindern können, daß man den Stickstoff der Luft im Senkkasten durch Helium ersetzt und so ein Gemisch erzeugt hat, das genau so atembar ist wie unsere Luft. Wenn nun die Tunnelhälfte bis auf die richtige Tiefe gesenkt ist – so weit, daß über ihrer Decke zu ihrem Schutz noch 1 ½ m Erde liegen und darüber noch 2 ½ Wassertiefe verbleiben –, wird der Hohlraum des unter dem Tunnel verbleibenden Senkkastens teils mit Sand ausgefüllt, teils ausbetoniert. Dann wird das andere Tunnelstück vom anderen Ufer her genau in der gleichen Weise gebaut und versenkt. Zuletzt wird die Verbindung der beiden Hälften in der Flußmitte hergestellt, und zwar in offener Baugrube, d.h. es werden Spundwände um die Verbindungsstelle herum errichtet und das Wasser wird ausgepumpt, so daß man das Verbindungsstück im Trockenen herstellen kann. Endlich werden an die schon mitversenkten Treppenteile auf jedem Ufer weitere 2 mal 12 Stufen angeschlossen, so daß man also 48 Stufen in den Tunnel hinabsteigen und auf der anderen Seite ebensoviele Stufen wieder emporsteigen muß; nach je 12 Stufen kann man auf einem Absatz immer wieder „Tritt fassen“. Das Absenken jeder Hälfte wird voraussichtlich 5 Wochen erfordern. Man will den Tunnel schon im nächsten Winter in Benutzung nehmen. Die Arbeiten, die ich mir angesehen habe, machen einen sehr vertrauenerweckenden Eindruck, und ich glaube wohl, daß der Tunnel durchaus dicht sein wird. Das wäre ein wesentlicher Fortschritt gegen manche ähnlichen, aber auf andere Weise hergestellten Unterwassertunnels, bei denen das nicht immer ganz gelungen ist, so daß dauernd gepumpt werden muß. Wenn es der bauausführenden Firma gelingt – woran nicht zu zweifeln ist – mit der geschilderten Ausführungsweise einen vollen Erfolg zu erzielen, so werden ihr weitere Aufträge dieser Art wohl sicher sein. Denn insbesondere Berlin, vermutlich aber auch in anderen Städten, werden für Untergrundbahnen, Straßenfahrzeuge und Fußgänger noch viele Unterwassertunnels ausgeführt werden, da sie vor Brücken mancherlei Vorzüge haben und – wie im vorliegenden Falle – häufig auch da angelegt werden können, wo der Bau von Brücken aus irgendwelchen Gründen ausgeschlossen oder schwierig ist. Max Fischer. Dauerformen. Während der Jahre 1915 und 1916 beauftragte das französische Kriegsministerium alle Gießereien nach Kräften die Erzeugung von Geschossen aller Kaliber zu steigern. Das Tagesprogramm einschließlich des Sonntagsgusses einer dieser Gießereien war festgesetzt auf 500 Geschosse von 155 mm zu   66 kg 33 t 48 Geschosse von 180 mm zu 410 kg 20 t 48 Geschosse von 320 mm zu 820 kg 40 t –––––––––––– zus. 93 t Die Fragen der Materialbeschaffung, der Formkästen, der Kupolöfen schienen gelöst zu sein, dagegen widersetzte sich ein Punkt der Verwirklichung dieses Programmes: Obwohl die vorhandenen Trockenöfen ziemlich groß waren, so war ihre Zahl doch ungenügend und auch die Platzfrage gestattete nicht den Bau neuer Oefen, wenigstens nicht in unmittelbarer Nähe der Formerei. Man kam daher auf den Gedanken, die Gußstücke in solchen Formen zu gießen, die wiederholt benutzt werden konnten. Nach einigen Versuchen gelang dies auch. Die Formen brauchten nicht jedesmal in den Trockenofen zu wandern und boten trotzdem alle Vorteile einer getrockneten Form, so daß der Zweck, ohne neue Trockenöfen auszukommen, erreicht war. Hand in Hand wurden auch noch einige andere Vorteile verwirklicht: Ersparnis an Formkästen und vor allem Ersparnis an Handarbeit infolge Verminderung der Herstellungsarbeiten dieser zahlreichen und großen Formen. Es hat sich als zweckdienlich erwiesen, die Formen nur einmal an einem Tage zu benutzen. Bei wiederholter Verwendung an einem Tage lösten sich einige Teilchen ab infolge der zu großen Hitze und des Abfallens der Schwärze von der Form. Die Höchstzahl von Güssen aus einer Form betrug 82 Geschosse von 320 mm und von einem Stückgewicht von 820 kg einschließlich der verlorenen Köpfe. In der Regel ist mit einer Durchschnittslebensdauer der Formen von 60 Güssen gerechnet worden. Nach Erreichung dieser Zahl wurden die Formen zerstört und wieder aufgebaut. Das Gießen begann morgens um 7 und wurde abends um 7 Uhr beendet, wobei zuerst die Geschosse von 320 mm, dann die von 280 und zuletzt die von 155 mm gegossen wurden. Das Schwärzen der Formen erfolgte nachts in dem Maße, wie die Formen ihres Inhaltes entleert werden konnten. Zu gleicher Zeit gehörte auch die Herstellung von Akkumulatorengewichten für schwere hydraulische Pressen zum Fabrikationsprogramm. Es handelte sich um Halbmonde von 2 m Durchmesser und 200 mm Dicke mit einem Stückgewicht von 2000 kg. Die Bestellung belief sich auf 300 t, also auf 150 Stück. Hierzu wurden 4 Formen errichtet, die jede rund 37 Güsse ausgehalten hat und folgendermaßen zusammengesetzt waren: Auf einer Lage Kleinkoks folgte eine Bettung feuerfester Steine und auf diese eine etwa 7 cm hohe Schicht derselben Masse, die auch für die Geschossformen diente, zum Schluß wurde geschwärzt. Das Abbröckeln von Formteilchen war in der Regel auf unsorgfältiges Arbeiten beim Hochziehen der Gußstücke zurückzuführen. Die Masse der Dauerformen selbst besteht aus Tiegelscherben der Stahlgießerei, die man nach Zerkleinern und Vermählen mit Hilfe von Ton bindet. Die Aufarbeitung erfordert Sorgfalt, da die beiden Bestandteile Tiegelscherben und Ton innig gemischt werden müssen. Vorher sind die Tiegelscherben noch zu reinigen und von fremden Körpern zu befreien. Die Scherben sind wie gesagt alten Tiegeln der Stahlgießereien zu entnehmen, da diese bereits sehr hohen Temperaturen ausgesetzt waren. Das Vermischen erfolgt in dem Verhältnis, daß auf 6 Teile Tiegelscherben 1 Teil Ton kommt. Nach sehr inniger Vermengung dieser beiden Stoffe wird diese Masse in Lagen von 6 bis 8 cm auf eine Fläche von 2 m2 ausgebreitet, angefeuchtet und zwar mehr als bei gewöhnlichem Sand, worauf man sie schließlich mindestens 2 Tage und 2 Nächte vor ihrer Verwendung liegen läßt. Vor dem Auftragen wird noch einmal gesiebt und dann fest gestampft. Die fertige Form kommt ohne Schwärze in den Trockenofen, in dem sie langsam und gründlich getrocknet wird zwcks Vertreibung auch der geringsten Feuchtigkeit. Nach Trocknung und Herausziehen aus dem Ofen wird die erste Schwärzeschicht auf die noch warme Form aufgestrichen und die Form von neuem in den Trockenofen gebracht. Nach erfolgter Trocknung wird eine zweite Schicht derselben Schwärze, die weniger flüssig ist, aufgetragen und sorgfältig geglättet. Nach einer nochmaligen und letzten Trocknung ist die Form dann gußbereit. Die Schwärze selbst, ebenso diejenige, die nach dem Gießen zum Auftragen benutzt wird, ist eine gewöhnliche Schwärze unter Zusatz von etwas hartem, sehr fein vermahlenem Koks (Kupolofenkoks) und auch von etwas schwarzer Seife. Der Zweck des Kokses liegt darin, die Schwärze feuerfester zu gestalten und weiter ein zu leichtes Abbröckeln zu verhindern, während die schwarze Seife ein besseres Anhaften an den Formwänden ermöglichen soll. (La fondene moderne.) Dr.-Ing. Kalpers. Die Achema als Brennpunkt der deutschen chemischen Apparate- und Maschinenindustrie. Die deutsche chemische Industrie ist deshalb eine so gewaltige Macht geworden, weil sie zu einer Zeit, wo die chemischen Industrien anderer Länder noch im empiristischen Sinne betrieben wurden, begann, sich mit wissenschaftlichem Geist zu erfüllen und ihre technische Entwicklung in engsten Zusammenhang mit wissenschaftlich-chemischen Forschungen brachte und auf diesem Grunde ihre Verfahren ausbaute. Sie konnte diesen Weg beschreiten, weil es dem genialen Blicke Liebigs gelang, in Deutschland das chemische Unterrichtswesen in einer geradezu vorbildlichen und einzigartigen Weise auszubauen. Seinem Weitblick war es zuzuschreiben, daß schon vor nahezu 9 Dezennien ausgezeichnete wissenschaftlich gebildete Chemiker erzogen wurden, die mit großer Intelligenz und Forschungsdrang eine hervorragende Experimentierkunst verbanden. Sie wurden die Pioniere der deutschen chemischen Industrie, als vor nahezu 60 Jahren die Grundlagen zu der gewaltigen deutschen Teerfarbenindustrie und den damit verbundenen Nebenprodukten-Industrien geschaffen wurden. Hand in Hand mit diesen Industrien wurde auch eine bedeutende anorganische chemische Industrie geschaffen, deren Entwicklung in überaus günstigem Sinne durch die physikalische Chemie besonders in Deutschland beeinflußt wurde. Dem wissenschaftlichen Geist der deutschen Chemiker war es zu verdanken, daß in Deutschland das Alizarin, der Indigo künstlich dargestellt werden konnte, daß sich eine große chemische Industrie der Kalisalze aufbaute, daß das Schwefelsäurekontakt-Verfahren ausgearbeitet, daß die gewaltige, auf den Arbeiten Haber-Bosch's fußende Stickstoffindustrie geschaffen werden konnte. Die chemische Wissenschaft ist eine experimentelle Wissenschaft; im Geist und auf Grund von wissenschaftlichen Ueberlegungen entstehen die Ideen als Grundlage neuer Schöpfungen. Zu ihrer Verwirklichung bedarf sie der chemisch-experimentellen Hilfsmittel oder, wie der Chemiker kurzweg sagt, der chemischen Apparaturen. Im vorteilhaften Gegensatz zum Ingenieur ist der Chemiker imstande, schon in sehr kleinem Maßstab Versuche zu machen und dadurch Einblick in das Verhalten und die Gesetzmäßigkeiten der chemischen Vorgänge zu tun. Das Experiment kann im kleinen in der Regel mit verhältnismäßig einfachen Apparaten ausgeführt werden. Das Rüstzeug des wissenschaftlich arbeitenden Laboratoriumchemikers ist das Glas, das Porzellan, der geschmolzene Quarz, das Platin usw., aus welchem die Räume gefertigt werden, in denen sich chemische Reaktionen abspielen, ferner die Hilfsgegenstände und Apparaturen aus Metall. Aufgabe der chemischen Industrie ist es nun, eine im kleinen Maßstab gelungene und Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg bietende Reaktion im größten technischen Maßstabe durchzuführen, was um so eher gelingen wird, je mehr eine Sicherheit dafür besteht, daß die experimentellen Ausführungsformen der im kleinen durchgeführten chemischen Reaktion ins Große übersetzt werden können. Diese Ueberführung bietet natürlich oft gewaltige und fast unüberwindliche Schwierigkeiten; denn leider haben wir nicht die Möglichkeit, die besonders widerstandsfähigen Stoffe wie Glas, Porzellan, Kautschuk und Platin im großen zu verwenden. Es muß also nach Ersatz gesucht werden, es müssen andere Baustoffe für chemische Apparaturen gesucht werden, die einerseits widerstandsfähig sind, andererseits billig sind, um chemische Reaktionen ins Große überzuführen. Dazu kommen die Bewegungs-, Transportvorrichtungen, Erhitzungseinrichtungen, Maschinen aller Art usw. Hand in Hand mit der chemischen Industrie Deutschlands entwickelte sich natürlich auch eine chemische Laboratoriums- und chemische Großapparate-Industrie. Die einzelnen Erzeugungsstätten leisten oft Ausgezeichnetes, trotzdem sie unabhängig voneinander arbeiten. Wie immer die Gewerbe sich entwickeln, so geschah das auch hier zunächst im empiristischen Sinne. Je größere Forderungen aber an ein Gewerbe gestellt werden, umsomehr muß es vom wissenschaftlichen Sinn durchflutet werden und die Hilfsmittel der Wissenschaft verwenden, um Höchstleistungen zu vollbringen. Von dieser Erkenntnis ließen sich die deutschen Chemiker führen, als sie 1920 beschlossen, dem Verein Deutscher Chemiker eine Fachgruppe für chemisches Apparatewesen anzugliedern. Die Fachgruppe für chemisches Apparatewesen hat trotz der Ungunst der Zeiten sofort mit größter Energie die ihr zufallenden Aufgaben in die Hand genommen, die auf dem Gebiete des chemischen Apparatewesens tätigen Kräfte – seien es Wissenschaftler, seien es Techniker – zu sammeln und ihre Kräfte zusammenzufassen zum planmäßigen Ausbau des chemischen Apparatewesens im Großen und im Kleinen. Auf dem Gebiete des chemischen Laboratoriumsapparatewesens hatten sich im Laufe der Zeit Legionen von Apparaturen und Apparätchen und Apparatebestandteilen und Hilfsmittel, die alle nur wenig voneinander verschieden waren, angesammelt. Hier galt es vor allem, zu normalisieren und zu typisieren, damit nicht für ein und denselben Zweck unnütze Arbeit getan und die Uebersichtlichkeit unterbunden wird. Der Ausschuß für wissenschaftliche und Laboratoriumsapparate hat mit größtem Fleiß und Verständnis, indem er zugleich auch eine Prüfungskommission für das Normenwesen schuf, seine Arbeit begonnen und durchgeführt. In kurzem werden 60–80 Normenblätter erscheinen, die Zeugnis ablegen von den bisher von ihm genormten chemischen Laboratoriumsapparaten. Damit ist die Arbeit noch nicht abgeschlossen, sondern es bleibt noch ein großes Stück Arbeit zu leisten, das aber auf Grund der inzwischen gewonnenen Erfahrungen viel eher zum Abschluß gebracht werden kann. Auf dem Gebiete des chemischen Großapparatewesens ist es der Ausschuß für technische Großapparate, der auch hier normt und typisiert, was genormt und typisiert werden kann. Allerdings ist die Arbeit des Normens und Typisierens auf dem Gebiete des chemischen Großapparatewesens weit mehr beschränkt als im kleinen, da die chemischen Großapparaturen meistens individuell geschaffene Apparaturen und maschinelle Einrichtungen darstellen, von denen oft nur einzelne Teile der Normierung und Typisierung zugänglich sind. Vor allem hat es die Fachgruppe für chemisches Apparatewesen als ihre Aufgabe betrachtet, die Erzeuger von chemischen wissenschaftlichen Klein-, d.h. Laboratoriumsapparaten einerseits und Großapparaturen andererseits mit der gesamten Hilfsmittelindustrie und chemischen Maschinenindustrie zusammenzufassen und ihre Erzeugnisse von Zeit zu Zeit den Chemikern vorzuführen durch Ausstellungen, welche gleichzeitig mit der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker stattfinden. Zu diesem Behufe hat sie eine Ausstellung für chemisches Apparatewesen, die sogenannte „Achema“ ins Leben gerufen, die das erste Mal in Hannover 1920, 21 und 22 in Stuttgart und Hamburg tagte. In den Inflationsjahren 23 und 24 war es nicht möglich, eine Achema durchzuführen, hingegen fand im Jahre 1925 in Nürnberg die vierte Achema statt. Alle diese Ausstellungen sind als große Erfolge und zwar als steigende große Erfolge, für die chemische Apparate-Industrie anzusehen, wie dies aus dem uneingeschränkten Beifall der Fach- und Tagespressen des In- und Auslandes hervorgeht.Vergleiche hierzu Bericht über die Achema IV, Nürnberg. Durch die Achema war man in der Lage, zusammenfassend feststellen zu können, welche ausgezeichneten Leistungen die deutsche chemische Apparate-Industrie im Kleinen und Großen vollbringt, welch wichtiger Faktor sie ist im Verein mit der chemischen Maschinen- und der Hilfsindustrien für die weitere Ausgestaltung und das wirtschaftliche Arbeiten der deutschen chemischen Industrie. Durch dieses Zusammenarbeiten von chemischer Wissenschaft und chemischer Industrie mit der chemischen Apparate- und Maschinenindustrie wird es gelingen, neue Verfahren in vollendeter technischer und apparatureller Weise auszubilden, damit glänzende Leistungen zur Mechanisierung chemischer Reaktionen zu schaffen und dadurch der deutschen chemischen Industrie immer größere wirtschaftliche Erfolge zu sichern. In der Erkenntnis, daß der Erfolg jeder Sache abhängt von der guten Vorbereitung, welche ihr zuteil wird, hat die Leitung der Achema von jeher alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Aufmerksamkeit des In-und Auslandes auf die Achema zu lenken. Sie hat sich dabei aller bis jetzt bewährten propagandistischen Hilfsmittel bedient. Beim Studium dieser Aufgabe ist sie jedoch zu der Erkenntnis gekommen, daß noch nicht alle Hilfsmittel erschöpft sind, um für jeden Aussteller auf der Achema einen möglichsten Erfolg zu sichern. Sie kam zu der Erkenntnis, daß alle Ausstellungen, so auch die Achema, von einer großen Menge von Interessenten besucht werden, die ohne jede Vorbereitung die Ausstellungsobjekte besichtigen, am Platze sich erst über Zweck und Aufgabe des ausgestellten Gegenstandes orientieren, kurz und gut, sozusagen eine improvisierte Besichtigung vornehmen, obwohl es vorteilhafter und nützlicher ist, wenn man sich auf den Gegenstand des Interesses schon beizeiten vorbereitet. Zur Erreichung dieses Zweckes hat die Leitung der Fachgruppe für chemisches Apparatewesen das sogenannte „Achema-Jahrbuch“ gegründet, das im Jahre 1925 kostenlos an nahezu 15000 Interessenten des In-und Auslandes geschickt wurde. In diesem Achema-Jahrbuch wird von den ersten Wissenschaftlern und Praktikern schlaglichtartig über einzelne Entwicklungsgebiete und eingehend über spezielle Arbeiten auf dem Gebiete des chemischen Apparatewesens Bericht erstattet. Es kommt aber auch die chemische Apparateindustrie in einem Referatenteil selbst zu Worte und schließlich der chemische Kaufmann, um in propagandistischer Weise die Vorteile seiner Erzeugnisse den Konsumenten vor Augen zu führen. Die Herausgabe des Achema-Jahrbuches ist als ein durchschlagender Erfolg zu bezeichnen. Aus allen Teilen des In- und Auslandes wurden dem Herausgeber rückhaltlos Anerkennungen gezollt. Das Achema-Jahrbuch wird auch in den Jahren erscheinen, wo keine Achema stattfindet, wie z.B. 1926, um die Verbindung der Fachgruppe für chemisches Apparatewesen mit den Interessenten aufrecht zu erhalten und' schon vorzubereiten auf die große Achema V 1927 in Essen. Dort in Essen soll die Achema erstehen, die im Jahre 1923 infolge des Ruhreinbruches unterlassen werden mußte. Sie soll alle Kräfte auf dem Gebiete der deutschen chemischen Apparate- und Maschinenindustrie sammeln und Kenntnis geben bei allen beteiligten Kreisen von der großen Leistungsfähigkeit des deutschen chemischen Apparatewesens.Auskünfte und Anfragen eledigt die Geschäftsstelle der Achema, Hannover-Kleefeld, Schellingstr. 1. Dr. Max Buchner, Hannover. Internationaler gewerblicher Rechtsschutz. Mitgeteilt vom Patentanwaltsbüro Dr. Oskar Arendt, Berlin W. 50. Deutschland: Gebühren-Rückzahlung gemäß Tarif vom 1. April 1926 kommt nur für Zusatz-Patente in Betracht und für Hauptpatente, deren Gebühren mit Vorbehalt gezahlt wurden. Vorbehaltslos vorausbezahlte Gebühren für Hauptpatente werden nur in den Fällen des § 8, Abs. 5 P.G. zurückerstattet. Ausstellungsschutz: Der Schutz von Erfindungen, Mustern und Warenzeichen (Ges. vom 18. März 1904, R. G. Bl. S. 141) wird für den am 11 Juli 1926 beginnenden Deutschen Segelflug-Wettbewerb 1926 und für die vom 18. September 1926 bis 3. Oktober 1926 in München stattfindende Deutsche Brauerei-Ausstellung München gewährt. China: Die Frist für bevorzugte Eintragung derjenigen Warenzeichen, die in China bereits vor dem 3. Mai 1923 in Gebrauch waren, ist bis zum 30. Juni 1926 verlängert worden. Estland: Da in Estland noch das alte russische Patentgesetz in Kraft ist, können dort auch Erfindungen, die im Ausland schon unter Schutz gestellt sind, angemeldet werden. Voraussetzungen: Nicht offenkundig vorbenutzt oder druckschriftlich veröffentlicht. Eine veröffentlichte Patentanmeldung gilt nicht als öffentliche Druckschrift. Einführungspatente laufen mit dem zuerst erlöschenden Auslandspatent ab. Griechenland: Das Gesetz über das deutschgriechische Sonderabkommen, betr. die Aufhebung des Ausführungszwanges für Erfindungspatente, ist im Reichsgesetzblatt vom 28. Mai d. J. veröffentlicht worden. Lettland hat dem Madrider Markenverband, welchem es am 20. August 1925 beigetreten ist, seinen Austritt wieder angekündigt, so daß also am 21. Dezember d. Js. die Rechte aus internationalen Markenregistrierungen erlöschen. Nur eine rechtzeitige nationale Anmeldung in Lettland, bei welcher zweckmäßig die Priorität der international registrierten Marke und eventl auch die Unions-Priorität in Anspruch genommen wird, kann den Schutz der Marken über den angegebenen Tag hinaus sichern. Spanien: Die Urkunden für Patente und Marken müssen innerhalb eines Monats vom Tage der Ausstellung abgeholt und bezahlt werden. Sollten die Urkunden erst innerhalb weiterer zweier Monate abgeholt werden, so ist für jeden Monat der verspäteten Abholung eine Verzugsgebühr von 5 Pesetas zu bezahlen. Weiter wird, falls diese Urkunden innerhalb eines Jahres nicht abgeholt und bezahlt werden, angenommen, daß die Inhaber auf ihre Rechte verzichten. Eine nachträgliche Gebührenzahlung für die folgenden Jahre wird nur angenommen, wenn die fälligen Verzugsgebühren mitbezahlt werden. Patente und Warenzeichen verfallen bei nicht rechtzeitiger Zahlung der Gebühren. Ungarn: Bei Prioritätsbelegen in englischer, französischer oder deutscher Sprache werden keine beglaubigten Uebersetzungen gefordert. Preisausschreiben. Auf Beschluß des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen werden hiermit Geldpreise im Gesamtbetrage von 30000 Mark zur allgemeinen Bewerbung öffentlich ausgeschrieben, und zwar: A. für Erfindungen und Verbesserungen, die für das Eisenbahnwesen von erheblichem Nutzen sind, B. für hervorragende schriftstellerische Arbeiten aus dem Gebiete des Eisenbahnwesens. Für die einzelnen Bewerbungen werden Preise von 1500 Mark bis zu 7500 Mark verliehen. Für den Wettbewerb gelten folgende Bedingungen: 1. Nur solche Erfindungen und Verbesserungen, die ihrer Ausführung nach, und nur solche schriftstellerischen Werke, die ihrem Erscheinen nach in die Zeit vom 1. April 1922 bis 31. März 1928 fallen, werden bei dem Wettbewerbe zugelassen. 2. Jede Erfindung oder Verbesserung muß, bevor sie zum Wettbewerb zugelassen werden kann, auf einer dem Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen angehörenden Eisenbahn ausgeführt und der Antrag auf Erteilung eines Preises durch diese Verwaltung unterstützt sein. Gesuche zur Begutachtung oder Erprobung von Erfindungen oder Verbesserungen sind nicht an die Geschäftsführende Verwaltung des Vereins, sondern unmittelbar an eine dem Verein angehörende Eisenbahnverwaltung zu richten. 3. Preise werden für Erfindungen und Verbesserungen nur dem Erfinder, nicht aber dem zuerkannt, der die Erfindung oder Verbesserung zürn Zwecke der Verwertung erworben hat, und für schriftstellerische Arbeiten nur dem eigentlichen Verfasser, nicht aber dem Herausgeber eines Sammelwerkes. 4. Die Bewerbungen müssen in Druck- oder wenigstens in gut lesbarer Maschinenschrift eingesandt werden; sie müssen die Erfindung oder Verbesserung durch Beschreibung, Zeichnung, Modelle usw. übersichtlich so erläutern, daß über die Beschaffenheit, Ausführbarkeit und Wirksamkeit der Erfindungen oder Verbesserungen ein sicheres Urteil gefällt werden kann. Bewerbungen, die Mängel in dieser Richtung aufweisen oder Zweifel zulassen, können vom Preisausschuß zurückgewiesen werden. 5. Die Zuerkennung eines Preises schließt die Ausnutzung oder Nachsuchung eines Patents durch den Erfinder nicht aus. Jeder Bewerber ist jedoch verpflichtet, die aus dem erworbenen Patente etwa herzuleitenden Bedingungen anzugeben, die er für die Anwendung der Erfindungen oder Verbesserungen durch die Vereinsverwaltungen beansprucht. 6. Der Verein hat das Recht, die mit einem Preise bedachten Erfindungen oder Verbesserungen zu veröffentlichen. 7. Die schriftstellerischen Werke, für die ein Preis beansprucht wird, müssen den Bewerbungen in zwei Druckstücken beigefügt sein, die zur Verfügung des Vereins bleiben. In den Bewerbungen muß der Nachweis erbracht werden, daß die Erfindungen und Verbesserungen ihrer Ausführung nach, die schriftstellerischen Werke ihrem Erscheinen nach derjenigen Zeit angehören, die der Wettbewerb umfaßt. Die Prüfung der eingegangenen Anträge auf Zuerkennung eines Preises, sowie die Entscheidung darüber, an welche Bewerber und in welcher Höhe Preise zu erteilen sind, erfolgt durch den vom Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen eingesetzten Preisausschuß. Ohne die Preisbewerbung wegen anderer Erfindungen und Verbesserungen im Eisenbahnwesen einzuschränken, und ohne andererseits den Preisausschuß in seinen Entscheidungen zu binden, wird die Bearbeitung folgender Aufgaben als erwünscht bezeichnet: 1. Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Güterwagenumlaufs, betrachtet vom Standpunkt des Verkehrs-, Betriebs-, Bau- und Werkstättendienstes. 2. Den rauhen Anforderungen des Bahnbetriebes gewachsene Meßeinrichtung für elektrische Lokomotiven, welche die der elektrischen Lokomotive aus dem Fahrdraht zugeführte Leistung in Abhängigkeit von der Zeit fortlaufend registriert und auch die von der Lokomotive aufgenommene elektrische Arbeit zählt und den Zählerstand laufend registriert oder in gewissen Zeitabschnitten selbsttätig aufschreibt. 3. Welche Wege können die Eisenbahnen einschlagen, um dem immer mehr fühlbaren Kraftwagenwettbewerb erfolgreich entgegenzutreten? Bedarf es im Eisenbahninteresse einer Rechtsfortbildung? (Auch Teillösungen sind bewerbungsfähig.) 4. Verfahren und Vorrichtungen, welche die von den Rädern der Lokomotive auf die Schienen während der Fahrt einwirkenden Kräfte feststellen und gegebenenfalls aufzeichnen. 5. Vorrichtung, die das Herannahen eines Zuges an unabgeschrankten Wegeübergängen selbsttätig anzeigt. 6. Elektrische Bremse für elektrische Einphasen-Wechselstrom-Lokomotiven. Die Bremse soll bei allen betriebsmäßigen Fahrgeschwindigkeiten nicht nur das ganze Lokomotivgewicht, sondern auch einen Teil des Wagenzuges abbremsen können. Die erforderliche Einrichtung soll ein möglichst geringes Gewicht besitzen und derart beschaffen sein, daß ihre Instandhaltung leicht durchführbar und mit geringen Kosten verbunden ist. Die Bremse soll auch bei Stromloswerden der Fahrdrahtleitung mit Sicherheit arbeiten und eine Einrichtung besitzen, die im Falle eines Versagens der elektrischen Bremse selbsttätig die Luftdruck-(Luftsauge-) Bremse in Tätigkeit treten läßt. Erwünscht wäre es auch, daß die Bremseinrichtung einen Rückgewinn elektrischer Energie ermöglicht. 7. Spindelbremse hoher Uebersetzung mit möglichst gutem Wirkungsgrad. 8. Abschluß von Gleitlagern bei Fahrzeugen gegen Oelverlust und Verschmutzung. 9. Betriebssichere und wirtschaftliche mechanische Kraftübertragung bei Schienenmotorfahrzeugen (Verbrennungsmotortriebwagen, Diesellokomotiven usw.) Die Bewerbungen müssen während des Zeitraumes vom 1. Oktober 1927 bis 15. April 1928 postfrei an die Geschäftsführende Verwaltung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen in Berlin W 9, Köthener Straße 28/29, eingereicht werden. Die Entscheidung über die Preisbewerbungen erfolgt im Laufe des Jahres 1929. Geschäftführende Verwaltung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen.