Titel: Verbesserung von Heizanlagen.
Autor: R. Hahn
Fundstelle: Band 341, Jahrgang 1926, S. 206
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Verbesserung von Heizanlagen. Verbesserung von Heizanlagen. Häufig wird die Leistungsfähigkeit der Heizanlagen durch die Einwanderung von Luft in die Heizkörper herabgesetzt. Bilden sich auch Luftsäcke, so machen sich diese durch Poltern und Stoßen in den Leitungen sehr lästig. Neben diesen Störungen führt aber die eingedrungene Luft bekanntlich empfindliche Schädigungen der Kessel- und Rohrwände herbei, besonders der schmiedeeisernen, die von dem Luftsauerstoff angegriffen werden. Benutzt man für das Zusatzwasser ein mit Kalk, Soda oder mit Permutit gereinigtes Wasser, so werden vielfach die Rostangriffe noch durch Kohlensäure unterstützt, wie dies die Veröffentlichungen des Material-Prüfungsamtes Heft 1 von 1915 zeigen. Die Firma Christian Hülsmeyer, Maschinenfabrik, Düsseldorf, hat nun ein Verfahren ausgearbeitet und erprobt, das die geschilderten Uebelstände beseitigt. Es wurde festgestellt, daß man die inneren Verrostungen von Heizanlagen, und zwar sowohl bei Wasser als auch bei Dampf, dadurch zum Stillstand bringen kann, daß man den Sauerstoff-Gehalt des Wassers bzw. der von der Heizung eingeatmeten Luft an den Einwanderungs-Stellen durch einen künstlichen Rostungs-Prozeß bindet, so daß in die Anlage nur noch Stickstoff und andere indifferente Gase gelangen. Im Laboratorium der genannten Firma wurde gefunden, daß manganhaltige Stahlwolle eine hohe Affinität sowohl für den Sauerstoff als auch für Säuren des Wassers besitzt, und daß man diese in einfacher Weise niederschlagen kann, wenn man die Luft oder das Wasser in richtiger Weise durch Stahlwolle-Schichten führt. Textabbildung Bd. 341, S. 205 Abb. 1. Abb. 1 zeigt das Schema einer Dampfheizung. Der Ent- und Belüftung der Kondensleitung ist ein kleiner Behälter a vorgeschaltet, den man in Abb. 2 im Schnitt sieht. Er ist mit Leitwänden versehen und die Zwischenräume sind mit Stahlwolle angefüllt, so daß die bei 1 eintretende Luft einen langen Weg durch die Stahlwolle machen muß, bevor sie bei 2 in die Kondensleitung bzw. in die Heizanlage eintreten kann. Die Stahlwolle beschlägt sich mit Schwaden und damit ist die Grundlage gegeben, daß der eintretenden Luft der Sauerstoff durch Rostbildung von der Füllung entzogen wird, und daß bei 2 nur noch Stickstoff in das Heiz-System eintritt. Wie eine Gasmaske gegen giftige Gase wirkt also dieser kleine Behälter als Schutzmaske für das Heizsystem. Da aber auch das Zusatz- oder Nachfüllwasser aus der Leitung noch Säuren und sonstige die Anlage angreifende Bestandteile enthalten kann, empfiehlt es sich, ein ähnlich ausgeführtes Filter in die Füll-Leitung vor Eintritt in die Kessel einzuschalten, namentlich, da es sich nur um einen kleinen Behälter handelt, der keine erheblichen Anschaffungskosten verursacht. Die Füllmasse braucht auch nur alle Jahre einmal ergänzt zu werden, da sie dann an Stelle der Anlage-Teile zerfressen ist. Textabbildung Bd. 341, S. 205 Abb. 2. Von der Firma Chr. Hülsmeyer ist auf der Reichswerft zu Rüstringen eine sog. Rostex-Anlage und zwar eine solche in größtem Außmaße. Arbeiteten doch dort 1200 qm Hochdruck-Kessel für die Beheizung der Werft, und das zurückgewonnene Kodensat der kilometerlangen Heizstränge wurde wieder zur Kessel-Speisung verwendet. Die Zerstörungen an den Kondensat-Leitungen erforderten eine besondere Reparatur-Kolonne, welche einschließlich Material-Verbrauch der Werft im Jahre etwa 30000 M. Kosten verursachte. Nach Einbau des Hülsmeyerschen Rostex-Filter waren die Uebelstände dauernd beseitigt, weil der ganze Rostvorgang künstlich in die aufgestellten Filter verlegt war. Textabbildung Bd. 341, S. 206 Abb. 3. In der Zeitschrift Glückauf 1924 auf Seite 116 wird von dem Oberingenieur Hundertmark über eine Rostex-Filter-Anlage der Firma Hülsmeyer auf der Zeche Consolidation in Gelsenkirchen berichtet und ausgeführt, daß die früher in den Kesseln aufgetretenen Anrostungen selbst nach vierjährigen Beobachtungen nicht mehr aufgetreten sind, und daß der Sauerstoff-Gehalt des Wassers, der normal etwa 4 cm in 1 l Wasser beträgt, durch die Hülsmeyer-Filter auf 0,5 ccm reduziert wurde. Andere früher angestellten Versuche waren fehlgeschlagen. Man hat daher diese Rostschäden bisher als unvermeidlich angesehen und die Rohr-Leitungsstränge und Kessel mit erheblichen Kosten erneuert. Diese Rostungen haben sich aber bei den älteren Anlagen noch weniger stark bemerkbar gemacht, weil man früher für die Anlage-Teile meist Puddeleisen verwandte, während die Rostungen stark zugenommen haben, seit man Flußeisen verwendet. Die Firma Hülsmeyer geht auch noch einen Schritt weiter und schafft die eingeatmete Luft oder den restlichen Stickstoff zum großen Teil wieder aus der Leitung hinaus, so daß die Anlage mit einem luftärmeren Dampfarbeitet, als sonst der Fall sein würde. Nach Abb. 3 wird in die Kondensat-Rückleitung 4 ein kleiner Behälter eingeschaltet, der wie eine Gasvorlage wirkt und in dem die vom Kondensat schluckweise mitgeführte Luft als unkondensierbarer Rest abgefangen und durch ein Standrohr 5 abgeführt wird. Das kalte Kondensat ist außerdem den Gliederkesseln wenig zuträglich und deshalb ist in die Vorlage eine vom Dampfrohr beheizte Schlange 6 oder ein sonst geeignetes Heizmittel gelegt, wodurch einmal das Kondensat erwärmt dem Kessel zufließt und wobei auch noch weiter Gase ausgeschieden werden, die durch Rohr 5 entweichen. Schließlich wird auch etwaiges Zusatzwasser durch den Anschluß 7 übei; die Vorheizung geleitet, so daß in allen Fällen die Gefahr von Spannungen und Sprüngen durch zu kaltes Wasser von den Kesseln ferngehalten wird. Schließlich ist die Vorlage auch noch mit einer Oxydations-Filterschicht für das Kondensat und für das Zusatzwasser versehen, um das Wasser gereinigt der Anlage zuzuführen. Ein großer Teil der Kesselstein-Bildner des Wassers scheidet sich durch das Aufkochen in der Vorlage aus und diese Abscheidung wird durch die Stahlwolle-Schicht Unterstützt. Ing. R. Hahn.